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Weltdorf XII

Hello, Freunde des Weltdorfs XII,

wie Faust nicht ohne Mephisto, kann Hillary nicht ohne Trump. Es muss als Fortschritt betrachtet werden, dass das Böse gezwungen wird, das Unterirdische zu verlassen und den Schein des Guten abzuwerfen. Nur das Sichtbare kann bekämpft werden. Das Es muss sich in seiner ganzen Verderbtheit zeigen, damit „Ich“ es überwältigen kann. Wie Behemot durchbrach Trump die Sicherungen des guten Scheins, um brüllend die Arena zu beherrschen.

„Siehe da, den Behemoth, den ich neben dir gemacht habe; er frißt Gras wie ein Ochse. Siehe seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches. Steif macht er seinen Schwanz wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten. Seine Knochen sind wie eherne Röhren; seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.“

Hillary, fromme Frau, sei gewarnt und ermutigt! Angela, dein Vorbild, hat schon alle männlichen Polit-Drachen jenseits des großen Wassers kastriert oder an die Leine gelegt. Wirst du das auch schaffen?

„Kannst du ihm eine Angel in die Nase legen und mit einem Stachel ihm die Backen durchbohren? Meinst du, er werde dir viel Flehens machen oder dir heucheln? Meinst du, daß er einen Bund mit dir machen werde, daß du ihn immer zum Knecht habest? Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn für deine Dirnen anbinden?“

Nun erwarten sie Zauberdinge vom sanftmütigen Weibe, damit sie den brüllenden Löwen zum Schoßtierchen mache. Schafft sie kein Wunder wie Orpheus und besänftigt sie nicht die rasende Bestie, ist sie nicht geschaffen, in den Spuren des amerikanischen Erlösers zu wandeln – auf den die Nation immer

sehnsüchtiger wartet. Wer ist der Antichrist: der ehrlich Brutale – oder die angepasste Säuslerin?

„Während Orpheus seine Geliebte schließlich zurücklassen musste, zerbrach Christus die Höllenpforte und führte die Gefangenen der Tiefe in den Himmel. Orpheus bezauberte die wilden Tiere – Christus die Sünder. Im 5. Jahrhundert wurde Orpheus schon als Prophet Christi beschrieben.“

Erneut wird der heidnische Typos vom religiösen Antitypos übernommen – und übertroffen. Was den Heroen der Welt misslingt, gelingt dem Heros der Überwelt mit Leichtigkeit.

Das Ganze in entmythologisierter Rede:

Trump hat die Rolle des Bösen nicht erfunden. Wie Deutschland seine engelgleiche Kanzlerin höchstselbst erfunden und mater-ialisiert hat, so betete das fromme Amerika den Antichrist herbei, auf dass der wahre Christ endlich komme und das Land reinige. Reinige von reichen Geldsäcken – für die armen Teufel; reinige von überflüssigen Abgehängten – für die Reichen und Auserwählten. Ein seltsam Ding, dass eine christliche Nation sich vom Erscheinen jener Figuren überrascht, erbost und verwirrt zeigt, die zu ihrem gläubigen Repertoire gehören. Wenn der Herr eines unberechenbaren Tages zum Finale der Geschichte einschweben wird, werden die Generäle des Pentagon beraten, ob sie niederknien und anbeten oder den Planeten in atomare Asche verwandeln sollen.

(Pentagon, Fünfeck, hat ebenfalls ein biblisches Urbild: „Auch überzog er den Boden des Tempels mit goldenen Blechen inwendig und auswendig. Und am Eingang des Chors machte er zwei Türen von Ölbaumholz mit fünfeckigen Pfosten und ließ Schnitzwerk darauf machen von Cherubim, Palmen und Blumenwerk und überzog sie mit goldenen Blechen.“)

Gottes Widersacher ist sein bester Gehilfe. Ohne das paradox intervenierende, aufstachelnde und aufreizende Element des Gottseibeiuns – keine Heilsgeschichte.

„Du darfst auch da nur frei erscheinen;
Ich habe deinesgleichen nie gehaßt.
Von allen Geistern, die verneinen,
ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb ich gern ihm den Gefallen zu,
Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen
.“ (Faust)

Das Christentum ist nur theoretisch ein Monismus. In Wirklichkeit präsentiert es sich als das, was es immer leugnet: als „manichäischer“ Dualismus oder als Kampf zwischen Gut und Böse. Allerdings kann das Böse seine Lieblingsrolle des Zerstörens und Vernichtens nur unvollständig spielen. Alles, was es an Bösem will, schlägt um ins Gegenteil. Der listige Teufel wird von Gott überlistet – und muss auf Erden den bloßen advocatus diaboli spielen, den Bürgerschreck, der in Wirklichkeit durch Zähnefletschen und Bellen die Schafherde zusammenhalten halten muss.

Das Böse wird zum sogenannten Bösen, das die Rolle des Motivators und Antreibers zum Guten am Ende der Zeiten spielen muss. So wird aus dem mit allen Wassern gewaschenen hinterfotzigen Teufel : „de dumme Düvel“:

„Ueber diese unendliche Güte wurde dem Teufel ganz grün und gelb vor Augen: er schnappte nach Luft und konnte doch augenblicklich keinen Laut von sich geben; denn unter allen Kornwurzeln fand er, das wußt’ er gewiß, nicht die elendeste Trostwurzel. Da brach ein kleiner flachsköpfiger Junge in die Worte aus: de dumme Düvel de! was die ganze Versammlung aufgriff und dem Teufel in’s Gesicht schrie. Der lief davon, und hat sich seit der Zeit nicht wieder bei den Bauern sehen lassen.“ (Wikisource.org)

In naiver Selbstüberschätzung bildet Mephisto sich ein, er könne das Werk seines eigenen Schöpfers so nebenbei in Schutt und Asche legen:

„Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.“

Nun aber kommt die Hegel‘sche List der Vernunft – also die List Gottes – ins Spiel. Adam Smith spricht von der Unsichtbaren Hand. Mandeville ist zuversichtlich, dass private Laster zu öffentlichen Tugenden werden. Schumpeter verwandelt Zerstörung in fruchtbare Erneuerung. Gott spannt die feindlichen Absichten seines Widersachers ein in seine eigenen Zwecke:

„Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks.“

Bei Hegel, dem mit allen listigen Hintergedanken Gottes Vertrauten, klingt das so:

„Die Vernunft ist ebenso listig als mächtig. Die List besteht überhaupt in der vermittelnden Tätigkeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäß aufeinander einwirken und sich aneinander abarbeiten lässt, ohne sich unmittelbar in diesen Prozess einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt. Man kann in diesem Sinne sagen, dass die göttliche Vorsehung, der Welt und ihrem Prozess gegenüber, sich als die absolute List verhält. Gott lässt die Menschen mit ihren besonderen Leidenschaften und Interessen gewähren, und was dadurch zustande kommt, das ist die Vollführung seiner Absichten, welche ein anderes sind als dasjenige, um was es denjenigen, deren er sich dabei bedient, zunächst zu tun war.“ (Enzyklopädie I)

Mephisto braucht weniger Worte: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will – und stets das Gute schafft.“

Der böse Endzweck des Bösen wird von Gott umgebogen in den Endzweck des Guten. Mephisto wird zum Diener des Höchsten, der Böse zum Affen Gottes deklassiert – und dem finalen Hohngelächter der Guten und Erwählten ausgeliefert. Der Teufel wird zum betrogenen Betrüger. Alles, was er sinnt, um die Kreaturen zu verführen und in Schuld und Schand zu stürzen, wird zum vorantreibenden Element des göttlichen Heilswerks. Jede Schuld wird zur glücklichen, zur felix culpa. Schlechterdings nichts existiert im ganzen Universum, was Gottes Lieblingen auf Erden nicht zum Heil gereichen könnte.

Mit anderen Worten: den ausschließenden, strengen Widerspruch wie in der aristotelischen Logik gibt es nicht. Das ahnte Hegel, als er seine griechenverherrlichende und christentumskritische Jugendphase unter Schmerzen beendete und reumütig zu Luther zurückkehrte, der unerbittlichen Logik der Heiden Ade sagte und die christliche Dialektik erfand, jene Kunst, mir der man alle widrig scheinenden Antithesen zur synthetischen Endharmonie zwingen und verzaubern kann. Ende gut, alles gut.

Was ist das Gemeinsame von Hegel und Merkel? Beide sind dialektische Lutheraner, die sich mit dem begnügen, was der Himmel ihnen serviert. Über das göttlich gegebene Maß hinaus gibt es nichts Sinnvolles. Über das hinaus, was ist, gibt es keinen utopischen Überhang. Der Seelenfrieden mit dem Bestehenden – einst Kern des europäischen Konservatismus, der sich den maßlosen Zielen der Französischen Revolution widersetzte – ist die himmlische Ursache der Merkel‘schen Ausgeglichenheit (inklusive der genial gespielten ScheinAusgeglichenheit. Denn noch gilt auf Erden: Herr, sie glaubt, hilf ihrem Unglauben).

Wie der Gang des Weltgeistes – nach Hegel – in Berlin endgültig landet (alles, was jetzt noch geschehen wird, wird belanglos sein), so ist die deutsche Hauptstadt für die hegelianisch-christlich-sozialistische Pastorentochter der Kulminationspunkt der deutschen Geschichte (so weit sie es überblicken kann).

„Das Wirkliche ist vernünftig, das Vernünftige wirklich.“

Gibt es nichts mehr zu verbessern, ist jede Kritik obsolet geworden. Philosophie hat ihre warnende und aufrüttelnde Funktion aufgegeben. Sie segnet nur noch ab:

„Um noch über das Belehren, wie die Welt sein soll, ein Wort zu sagen, so kommt dazu ohnehin die Philosophie immer zu spät. Als der Gedanke der Welt erscheint sie erst in der Zeit, nachdem die Wirklichkeit ihren Bildungsprozeß vollendet und sich fertig gemacht hat.“

Das ist der Tod jeder rationalen Utopie und das Ende des sokratischen Aufrüttelns und Stechens ins Fleisch. Wie sein Lehrer gibt auch Marx der Philosophie einen letzten Tritt. Die Philosophen haben nur verschieden geschwatzt, es kömmt darauf an, das Geschwätz zu lassen.

Seit 200 Jahren existiert die Philosophie in Deutschland nur noch als überkandidelte, politikfreie Schwätzerdisziplin. Die jungen Studenten werden mit mephistophelischem Grinsen begrüßt: Ihr wolltet schon immer mal Kant machen? Könnt ihr denn beweisen, dass es euch überhaupt gibt?

Mit wenigen Ausreißern wurde Philosophie in Deutschland zur national-selbstgefälligen Nabelschau, zur Verteidigerin des Bestehenden – oder des messianischen Imperialismus einer auserwählten Nation.

Sich zufrieden geben mit dem Status quo und sehnsuchtsvolles Warten auf die Wiederkunft des Messias: das sind die beiden Pole des christlichen Credos seit seinen Anfängen. Das himmlische Reich ist bereits im Innern der Menschen angekommen – und wird noch kommen als das triumphierende Endreich am Ende aller Zeiten. Geduldig harren und ungeduldig sehnen: das sind die beiden Gefühlspole der wahren Christen.

Bleiben wir beim Punkt der zufriedenen Geduld: wer glaubt, das menschenmögliche Maximum erreicht zu haben, verströmt Ruhe und Wohlbehagen. Auch wenn Merkel – weil man es von ihr hören will – wider ihr Selbstgefühl sagen muss: Wir müssen uns gleichsam selbst übertreffen – auch ich. Sie kann sich nicht mehr übertreffen. Denn sie hat alles nach bestem Wissen und Gewissen getan.

Seit Hegel gibt es keine Widersprüche mehr in Deutschland. Merkel kann heute „zart“ und morgen „hart“ sein, wie BILD alle Polit-Brüche der Europaretterin in zartfühlender Nächstenliebe überkleistert. „Die Liebe rechnet das Böse nicht an, sie glaubt alles, hofft alles und erduldet alles.“

Das ist ein Blankoscheck harmoniesüchtiger Deutscher an ihre geliebte Kanzlerin. Sie kann tun und machen, was sie will: Hauptsache, sie bleibt demütig – und kauft freitags höchstselbst im Supermarkt ein. Das ist bereits die halbe Miete. Der Rest ruht in der gottgleichen Kompetenz, über allen Gesetzen der Natur, der Moral und des Denkens zu thronen. Die Symbiose Merkel & Deutschland hat die Phase der unwiderlegbaren Antinomie erreicht. Wie aber die Situation der Flüchtenden in Europa wirklich aussieht, beschreibt Pro-Asyl-Chef Burkhardt schonungslos:

„Die Bundesregierung treibt gemeinsam mit den übrigen EU-Staaten Flüchtlinge in Griechenland in eine verzweifelte Situation. Sie sind gefangen ohne Chance auf faire Prüfung ihrer Asylanträge – weder in Griechenland noch in einem anderen EU-Staat.“

„Zart“ sein ist christlich, „hart“ sein ist auch christlich. Wenn alles christlich sein kann, was ist nicht christlich? Nichts. Die christliche Moral ist keine, sie erlaubt alles und schließt nichts aus.

Das entsprach dem antichristlichen Affekt der Stürmer und Dränger, die sich nicht nur gegen die Bedrohungspredigten ihrer Kanzelredner empörten, sondern auch gegen den „erhobenen Zeigefinger“ der kantischen Vernunftmoral.

Vernunft jedoch gebietet weder mit Angst und Schrecken, noch mit illusionären Belohnungen im Jenseits. Sie gebietet überhaupt nicht, sie fordert auf zum Nachdenken und autonomen Handeln. Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen.

Unter Freiheit verstehen die Deutschen seit der beginnenden Romantik die Freiheit absoluter Willkür. Freiheit kann auch darin bestehen, zum Verbrecher oder Barbaren zu werden. Die neuere Geschichte der Deutschen war eine der akkumulierenden Freiheit, die ihren Höhepunkt in der absoluten Barbarei fand.

Seit Ende des Kriegs verwandelte sich die zügellose Freiheit zur „Freiheit in Bindung“. Man sollte sich selbst binden, um seine übermäßigen Triebe zu fesseln. Wahre Freiheit hingegen hat ihre chaotischen und verbrecherischen Es-Elemente bearbeitet und überwunden. Sie muss sich nicht mehr binden, denn sie will eine Brücke zum Menschen schlagen – und nicht den Menschen schlagen. Sie kommt auf ihre Kosten, wenn sie ihre Freiheit als soziale Kompetenz erlebt.

Als ein forscher CSUler von einem „fußballernden und ministrierenden Senegalesen“ schwadronierte, den man nicht mehr loswerden könne, kam Getümmel auf unter den Christen. Kardinal Marx fühlte sich herausgefordert, der CSU einen vatikanischen Verweis zu erteilen: solche Hasssprüche könnten nicht mehr christlich sein. Aufatmen unter den merkeltreuen Medien, die das christliche Abendland bereits im progressiven Zustand des Verfalls sahen.

(Selbstverständlich gilt Ex-Bischof Huber wieder als Kandidat für die Nachfolge in Bellevue. Huber & Merkel Hand in Hand auf die Wartburg zur Lutherfeier, da kommt Rührung auf in deutsch-nationalen Kreisen.)

Das ist Ohnsorgtheater-mit-bigottem-Zungenschlag. Wenn christliche Moral nichts ausschließt, ist alles und nichts christlich. Du sollst nicht töten? Im Privaten ja, wenn du aber für die christliche Obrigkeit ins Feld ziehst, darfst du nach Belieben Fremde abschlachten. Strenge Ausschließlichkeit gilt für kleine Sünder, für christliche Eliten hingegen gilt Augustin: liebe – und mach, was du willst.

Nicht selten, dass Merkel in somnambuler Sicherheit durch die Zeiten zu gehen scheint. Das Rätsel ist schnell gelöst, wenn man beim urdeutschen Gegenaufkärer, dem vernunftfeindlichen Theologen Hamann, nachlesen kann, dass der fromme Mensch ein Schlafwandler sei, der sich sicher und erfolgreich bewege, weil er blind sei. Könnte er sehen, würde er verrückt werden, denn die Natur sei ein „wilder Tanz“. Außenseiter des Lebens wie Bettler, Vagabunden, Kranke, Abnorme und Verfemte stünden dem Schlafwandler näher als französische Aufklärer, Wissenschaftler und sonstige Vernünftler. Der Grund liegt im Sündenfall: „durch den Baum der Erkenntnis werden wir der Frucht des Lebens beraubt“.

Bei den Griechen war Erkenntnis der Eros zur Welt, die Voraussetzung autonomen Handelns. Bei Frommen ist sie die Ursünde. Hört auf zu erkennen, die Dinge sind zu komplex, ihr werdet ohnehin nichts verstehen: die erkenntnisfeindliche Devise heutiger Eliten ist die Frucht der Gegenaufklärung. Rein zufällig ist sie identisch mit Hayeks Erkenntnisverbot. Der Markt ist zu komplex, der Mensch ist überfordert, wenn er seinen Geheimnissen auf die Spur kommen will.

Wundert es jemanden, wenn der Historiker Clark die europäischen Nationen im Ersten Weltkrieg als Schlafwandler bezeichnet, die bewusstseinslos in die Katastrophe glitten? Clark übersah nur die Kleinigkeit, dass fromme Nationen es für einen Vorzug halten, als Schlafwandler von der Hand Gottes geleitet zu werden.

Ist alles in Dunkelheit gehüllt, bleibt nur Zocken auf das unverstandene und nicht beherrschbare Weltgeschehen. Rein zufällig ist der Deal zwischen Gott und Mephisto auch eine Wette. Wetten dass … Faust ein Rohrkrepierer der Schöpfung, nein, nur ein irrendes Wesen, das in seinem dunklen Drang sich des Weges wohl bewusst ist?

„Schon gut, nur dauert es nicht lange,

Mir ist für meine Wette gar nicht bange.“ (Faust)

Wer wählt Trump? Constanze Stelzenmüller bei Anne Will: die Abgehängten.

Wer lässt sich durch Populisten verführen? Der populus, die Abgehängten.

Ergo, hängt sie auf, die Abgehängten, sie sind der Abschaum der Menschheit.

Vor nicht allzu langer Zeit glaubten noch zwei von fünf Amerikanern an den Teufel. Warum ist es so unwiderstehlich, sich dem Glauben an den Teufel hinzugeben? In manchen christlichen Sekten ist es wichtiger, an den Teufel zu glauben als an Gott. Der Teufel verhilft den Menschen zu Witz und Geist, er kann – wie sein Gegenspieler, der Sohn Gottes – Wasser in Wein und alle Metalle in Münzgeld verwandeln. Die Armenier opferten am Ostertag ein Schaf für Christus, aber dreißig für den Teufel, weil sie glaubten, der Teufel habe mehr Einfluss auf die Welt als der Heiland.

Trump gibt eine gelungene Performance des tausendkünstigen Diabolo. Er verspricht den Amerikanern die Wiederherstellung ihrer deformierten Weltmacht – bei gleichzeitigem Rückzug in die eigenen Mauern. Gegen sein loses Mundwerk scheint die kontrollierte und linkische Hillary geradezu wehrlos. Es könnte gefährlich werden für den Weltfrieden, wenn Trump das Rennen um die Macht gewönne. Und dennoch ist zu sagen: es ist ein Riesenfortschritt, wenn eine Nation es wagt, sich der Inkarnation seines bislang unterdrückten Unbewussten zu stellen.

Trump spricht aus, was viele Amerikaner im Geheimen glauben: die Welt ist böse und Amerika muss mit Gewalt für Ordnung sorgen. Ohnehin sind die Tage gezählt und das Ende der Geschichte naht. Dann wird sich zeigen, dass politisch korrekte Hochmoralisten nichts anderes sind als salbungsvolle Inkarnationen des Antichrist.

Der Teufel spielt eine gewichtigere Rolle im Seelenleben der Gläubigen als der blutleere und unschuldige Heiland. Die Bosheit und Schuld Satans entlastet Gott auf der ganzen Linie. Ist der Teufel an allem schuld, kann Gott in all seiner Allmacht an nichts mehr schuldig sein.

Indem Trump mit seiner Bosheit die Aggressionen der Welt auf sich zieht, entlastet er die Amerikaner vor der Erkenntnis ihrer eigenen Bosheit. Wer derart dreist und furchtlos in die Welt brüllt: Hier steh ich, ich kann nicht anders, der hat das Zeug zum nationalen Glaubenshelden.

Seltsam nur: warum enden wir – bei einer lutherischen Pastorentochter?

 

Fortsetzung folgt.