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Weltdorf XI

Hello, Freunde des Weltdorfs XI,

„in Beziehungen sind wir alle schlecht“ – also weg mit kitschigen Beziehungen.

In Kindererziehung sind wir noch schlechter – also weg mit spaßverwöhnten Bälgern.

In Lust sind wir miserabel – also weg mit körperlichem Sex. Und her mit den heißen Robotern.

Wenn selbst der „Pornogigant Videorama in Schieflage geraten ist“, muss die Legende von der überhitzten Sexwelle ein Märchen sein. In Wirklichkeit ist Sex zum Aussterben verurteilt.

Sex ist die Verfallsform von Lust, der körperlichen und geistigen Begegnung von Menschen. Elementare Lust verbindet Menschen und erweitert ihre Lust zum Eros an der Welt. Entfremdeter Sex ist quantitative Entleerungsleistung, empathische Lust ist der Kern jeder Politik, die eine feindliche Welt in eine menschliche verwandeln will. Agape – christliche Liebe – ist keine erdverbundene, sich verströmende Lust, sondern benutzt Liebesobjekte, um im Drüben selig zu werden.

Utopien, die vom Eros der Menschen gestiftet werden, sind heute verboten. Von jenen, die technische Phantastereien mächtiger Männer nicht genug bewundern können.

Der eine will mit riesigen Geldern, die er aus seiner Portokasse nimmt, bestimmte Krankheiten für immer ausrotten,

der zweite will mit riesigen Geldern alle Krankheiten überhaupt ausrotten,

der dritte mit genialer Technik den Menschen unsterblich machen.

Diese Menschheitserlösungsphantasien befinden sich noch im ineffizienten status nascendi. Gelänge es dem Dritten, die beiden ersten von seiner

alles überragenden Idee zu überzeugen, könnten sich jene ihre läppischen Projekte ersparen. Alle drei könnten sich zusammenschließen unter dem Welterlösungsmotto: Menschen, denkt groß – Unsterblichkeit löst alle Probleme.

Doch was, wenn auch unsterbliche Menschen sich nicht lieben und herzen könnten, weil sie den Virus der Sünde nirgendwo loswerden? Wie werden sie sich auch in unendlichen Zeiten gegenseitig piesacken, mobben und hassen? Wird ewige Seligkeit ihnen nicht zur höllischen Unendlichkeit werden?

Was viele Deutsche nicht wissen, da listige Priester es ihnen vorenthielten: schon ihr eigener Gott war die Erfindung mächtiger Männer, die es noch nie verstanden haben, ihren Creationen die Lust an Mensch und Natur einzupflanzen. Das Ergebnis war voraussehbar: wegen asozialer Lustlosigkeit auf andere Götter blieb Gott mutterseelenallein im Universum, und begann, sich entsetzlich zu langweilen, bevor er sich endlich aufrappelte, eine neue Welt mit Geschöpfen zu schaffen – die ihn zuerst lieben sollten, damit er‘s von ihnen lernen könne. Doch er versagte auf der ganzen Linie, schuf Brudermörder und Sündenkrüppel und also lernte er‘s bis zum heutigen Tage nicht. Widerwillig räumte er seinen missratenen Kreaturen noch eine zweite Chance ein, sich in begrenzter Zeit – die er Geschichte nannte – von ihm erlösen zu lassen. Widrigenfalls er seine gesamte Schöpfung – mit Ausnahme weniger Eliten – vernichten würde, um eine neue Schöpfung aus seinem Hut zu zaubern. Da capo al infinito. Bei widrigenfalls ist seine Geschichte mit den Menschen stehen geblieben.

Menschen, die lieben können, können leben und leben lassen. Sie haben kein Interesse daran, die Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen als Fortschritt, Erfolg oder Genialität zu deklarieren, um sich selbst in die Tasche zu lügen. Genau dies aber tut die heutige Menschheit, weshalb man mit Bedauern sagen muss: sie kann nicht lieben. Weshalb sie auch nicht leben und ihren Planeten nicht als liebenswerte Heimat in Verbundenheit mit allen Lebewesen einrichten kann.

Wer nicht lieben kann, empfindet keine Lust: weder auf Menschen noch auf die Welt. Wer keine Lust auf Menschen empfindet, ist beziehungsunfähig, hat keine Lust auf Kinderlein und schließlich keine Lust an Sex.

PAPAGENO, PAPAGENA
Welche Freude wird das sein!
Wenn die Götter uns bedenken,
Unsrer Liebe Kinder schenken,
So liebe kleine Kinderlein!

Betrachten wir das kapitalistische Hochleistungsland Japan.

„Die Japaner werden immer einsamer. Klingt schnell dahingesagt, ist aber statistisch belegbar: 70 Prozent der ledigen Männer und 60 Prozent der unverheirateten Frauen zwischen 18 und 34 haben keine Beziehung. Fast die Hälfte von ihnen will auch gar keine. 44 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen sagten, sie hätten noch nie Sex gehabt. Die Zahl nimmt zu, vor fünf Jahren waren es noch 36 Prozent der Männer.“ (Sueddeutsche.de)

Selbst japanische Ehepaare verbringen ihre anstrengenden Wirtschaftswachstumsjahre fast ohne Sex und Lust. „Viele Japaner finden, das sei richtig so. Nach der Heirat müsse Schluss sein mit Romantik“.

Romantik? Klingt viel zu romantisch. Erst wenn Schluss ist mit falscher „Romantik“, beginnt die wahre, die zur Philosophie der „unromantischen“ Moderne avancierte. Nach Novalis ist Romantik „die Kunst, bestimmt und frey zu produciren.“ Romantisieren heißt, die alte Welt ignorieren und eine neue aus der omnipotenten Phantasie des Menschen gebären.

„Wir wohnen hier der Geburtsstunde einer neuen Produktionsästhetik bei, die die traditionelle Nachahmungslehre ablöst. Nach Novalis ist es ‚nur der Geist‘, der die die Gegenstände ‚poëtisiert‘. Der Künstler selbst, nicht die Natur, produziert das Schöne.“ (Rudolf Haym, Die romantische Schule)

Das Schöne ist alles, was der Mensch frei aus seiner „Allmacht des Subjekts“ – so Fichte, der Philosoph der Romantik – produziert. Und wenn es noch so hässlich wäre. Das Selbstgemachte ist immer schön, so ein Credo der Moderne. Denn es löst sich vom unwürdigen Lernen durch Imitieren der vorhandenen Natur. Das Kleinste und Abscheulichste, das ich selbst produziere, ist besser und schöner als die schönsten Korallenbauten in der Südsee.

Das romantische Ich hält sich nicht an die minderwertige Realität, sondern setzt eine neue Realität in gottähnlicher Allmacht. Es erschafft eine ganz neue Welt, um der alten den Todesstoß zu versetzen. Das ist keine Liebe zur Welt, sondern Hass auf das Vorhandene und aus eigener Vollmacht Existierende, das auf keinen Menschen angewiesen ist, um leben zu können. Das ist Hass auf die Natur. Die immer schon existierende Natur muss verschwinden, um einer künstlich geschaffenen Schein-Natur Platz zu schaffen: voila: das ist Romantik.

Der berechnende Geist der technischen Moderne ist kein Widersacher der Romantik, er ist inkarnierte Romantik. Über die Phantasmagorien des Silicon Valley wäre E.T.A. Hoffmann in Entzücken geraten. Die deutsche Philosophie – eine Transformation christlicher Dogmen ins Vokabular der Denker und Dichter – hat die Grundlagen der Moderne geprägt. Keine Masters of Universe, keine Robotererfinder ohne Fichte, Novalis, die Gebrüder Schlegel und den Theologen Schleiermacher.

Wer ständig produzieren muss, dem vergeht jede Lust auf Begegnung mit der verlockenden Wirklichkeit. Sein Ego müsste ja eine empathische Beziehung zu einem alter Ego herstellen. Für allmächtige Ichs ist das zeitraubend, minderwertig und unterwürfig. Ein omnipotentes Ich setzt sich omnipotent, was bedeutet: es schafft alles aus dem Nichts seines Kopfes. Was es nicht selbst erschuf, ignoriert und negiert es.

Eros ist Verschmelzen mit einem anderen Menschen. Leben ist Verschmelzen mit der Natur. Wer die Wirklichkeit, die er nicht selber ist, nicht anziehend und verführerisch empfindet, kann kein Erotiker des Kosmos sein. Wer sich auf der Welt als durchreisender Fremdling erlebt, der den Staub des Irdischen so schnell wie möglich von seinen Füßen schütteln will, kann kein Liebhaber des Irdischen sein. Weder der Natur noch der Menschen.

Eros ist das ekstatische Gefühl, im Ursprung anzulangen. Im Hier und Jetzt anzukommen, von unverstandener Vergangenheit nicht gefesselt, von trügerischer Zukunft nicht genarrt. Eros ist Gegenwart, die die neurotische Aufspaltung der Zeit in Vergangenheit und Zukunft hinter sich läßt. Die Suche nach der verlorenen Zeit ist beendet: sie ist nicht verloren, wenn wir sie nicht absichtlich verloren geben. Sie lässt sich wiederfinden, wenn wir durch Erinnerung die Last der kränkenden Vergangenheit überwinden und dem illusionären Lockruf der Zukunft eine Absage erteilen.

Was aber ist der Grund der japanischen Sexlosigkeit? Wenn wirtschaftliche Potenz das Leben dominiert, kann erotische Potenz nicht gedeihen. Wenn nur noch Macht und Geld sexy sind, müssen Modernitätsverlierer alle Hoffnung auf eine Beziehung fahren lassen. Zärtlichkeiten mit Losern stehen unter Aversionsverdacht.

„Das fehlende Interesse der jungen Männer an Sex und Beziehungen hat freilich einen weiteren Grund, über den in Japan nur ungern gesprochen wird. Etwa die Hälfte der Männer findet keinen festen Job, sie arbeiten für wenig Geld und ohne Perspektive. Diese Männer haben bei den Japanerinnen kaum Chancen, zumal die Gesellschaft bis heute am Modell festhält, der Mann müsse der Ernährer der Familie sein und die Frau solle mit der ersten Schwangerschaft ihre Stelle aufgeben.“

Kapitalismus ist der Todfeind des Eros. Wer Rammelrekorde aufstellen kann, hat von Eros keine Ahnung. Wer ein Leben lang mit technischen Raffinessen die Natur wegräumt, kann an der prallen Natur keine Lust empfinden. Wer nur den optimalen Partner sucht, der will mit seinem eigenen Spiegelbild ins Bett. Seine Lust ist Selbstbefriedigung mit Hilfe eines Anderen.  

Technische Gottähnlichkeiten dulden immer weniger die Refugien des Natürlichen und Widerständigen. Beide Eltern müssen unters Joch der Maloche, Familien müssen zerrissen werden, Beziehungen stehen unter schnellem Verfallsdatum, Kinder werden zur Last, Sex mit Beliebigen fühlt sich gekränkt in seiner Einzigartigkeit. Was bleibt? Sex mit Maschinen, bei denen sich niemand mehr abhängig und minderwertig fühlen muss.

„Ein Mann mit schwarzem Lackmantel und wächsernem Gesicht, der einer Frau offenbart: «Wenn du erst mal einen Liebesroboter hattest, willst du nie mehr einen echten Mann.» Der Futurist Ian Pearson behauptet, dass wir 2050 mehr Sex mit Robotern als mit Menschen haben werden. In seinem Buch Love and Sex with Robots schreibt Daniel Levy, dass «Liebe mit Robotern so normal sein wird wie Liebe mit anderen Menschen». In Südkorea gibt es bereits Hotels («doll experience rooms»), in denen man für 25 Dollar die Stunde Roboterliebe machen kann.“ (NZZ.de)

Das Bordell der Zukunft wird eine durchdigitalisierte Maschinenhalle mit schummrigen Lasterkulissen sein.

Das ist das Ziel der Männerherrschaft, die Erde von Weibern und Kindern zu reinigen, um den Monophallus auf allen hohen Bergen der Welt zu errichten. Caspar David Friedrich krönte seine Berge mit dem Kreuz der ecclesia triumphans, die paradoxe Vorform des pantokratischen Phallus am Ende aller Tage.

(In der Schweiz installierte ein Künstler einen Halbmond auf einem Gipfel. Das Getöse, das ihn traf, war ein trefflicher Beweis für die religiöse Toleranz des Abendlandes.)

Nur anämische Japaner haben immer weniger Sex? Von wegen. Selbst die viel geschmähte sexbesessene Jugend des Westens onaniert lieber mit Maschinen als sich der Mühe einer Beziehung zu unterziehen.

„Die aktuelle Hiobsbotschaft betrifft die sogenannte Generation Y oder „Millennials“, wie die Altersgruppe in den USA genannt wird: Diese Männer und Frauen zwischen 20 und 24 Jahren haben kaum noch Sex, zumindest in Amerika. In diesem Alter, so berichtet eine Studie in den Archives of Sexual Behaviour, pflegen die Menschen weniger geschlechtliche Kontakte als ihre Vorgängergenerationen in der gleichen Altersspanne. Man müsse sehr weit in die Vergangenheit blicken, um eine sexuell derart behäbige Junggeneration zu finden, so die Autoren der Studie.“ (Sueddeutsche.de)

In der Moderne wird zur Realität, was fromme Männer der Religion seit Tausenden von Jahren dem Abendland eintrichtern. „Die Zeit ist kurz; damit fortan auch die, welche Frauen haben, so seien, als hätten sie keine.“ So spricht Paulus. Heiraten? Nur, wenn‘s unbedingt sein muss zur Verhütung von Unzucht. Eine Ehe ist eine prophylaktische Unzuchtsvermeidungsanstalt. Und was meint der Heiland höchst persönlich?

„So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“

So viel zur christlichen Familie. Das Erwählungsprinzip des Heilands respektiert keine intakte soziale Zelle der Menschen. Im Gegenteil: der Herr ist eifersüchtig auf alle stabilen Beziehungen seiner Geschöpfe – auf alles, was geliebt wird und nicht Ihn liebt. Nur ER! sonst nichts und niemand in Zeit und Ewigkeit. John Bunyans Glaubensheld muss seine Familie im Stich lassen, um seine eigene Seligkeit nicht zu gefährden.

Die Kirchenväter beharrten darauf, dass das Reich Gottes unmöglich errichtet werden könnte, „ehe es der Menschheit gelinge, im Rahmen eines allumfassenden Zölibats auszusterben.“ Numenius von Apamea proklamierte, dass die Vereinigung der Seele mit Gott nur bei absoluter sexueller Abstinenz möglich sei. Für Augustin war jeder Geschlechtsverkehr – auch innerhalb der Ehe – nicht frei von Sünde. Aus christlicher Sicht wurde der Tod von der Frau in die Welt gebracht und durch die Sexualität immerwährend fortgesetzt. Adam, so hieß es, sei als Unsterblicher geschaffen worden, aber er habe mit seiner Unschuld auch seine Unsterblichkeit verloren, als Eva ihn in die Sexualität einweihte. Nach Tertullian sind alle Frauen Ebenbilder der Eva, die als „Enthüllerin der Baumes“ durch ihre bloße Existenz dem Ebenbild Gottes, dem Mann, nichts als Zerstörung gebracht hat. Selbst nach ihrem Tode hielten sie Frauen für gefährlich. Bei den frühen Christen war die Anwendung von Gewalt gegenüber Frauen und Kindern der Ersatz für die Zärtlichkeit, die ihnen ihre Religion untersagte. In der Zeit der Hexenverfolgung forderte ein Theologie die totale Verwerfung der Sexualität: „Ich wäre zufrieden, wenn wir uns fortpflanzten sie die Bäume, ohne Paarung, oder wenn es einen anderen Weg gäbe, die Welt fortbestehen zu lassen, ohne diese triviale und vulgäre Art der Vereinigung.“ Viele Jahrhunderte hindurch bestand die Kirche darauf, dass der eheliche Geschlechtsverkehr bar jeden Vergnügens sein sollte und der weibliche Orgasmus ungehörig und ein Werk des Teufels sei. Die patriarchale Religion hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die wollüstige weibliche Natur zu zerstören, die solche gefühlsmäßigen Bindungen hervorrief. Christliche Missionare beobachteten in heidnischen Stämmen, dass dort alle fleischlichen Sünden begangen wurden; nur eine nicht: Vergewaltigung. (Alles nach B. Walker)

Warum gibt es in sinnlich gesättigten Kulturen so gut wie keine, im christlichen Kulturkreis aber so viele Sexualverbrechen von der Pädophilie bis zur Tötung der Frauen aus Hass auf jene Wesen, nach deren Liebe und Anerkennung mann sich verzehrt, um die mann aber nicht „betteln“ kann, weil seine Arroganz solche Erniedrigung nicht zulässt?

Betrachtet man die Verfluchungspalette der sexuell verführerischen Frau, erhält man die ganze digitale Agenda von Silicon Valley. Ohne Sex wäre Adam unsterblich geblieben. Also muss frau aus dem Weg geräumt werden, damit mann wieder seine Unsterblichkeit erlangen kann. Fortpflanzung sollte ohne schmutzigen Sex möglich sein, also wird die Züchtung von Kindern zu einer technischen Laborangelegenheit. Das wollüstige Weib galt als Ursache erotischer Anhänglichkeit, also muss es verschwinden, um die emotionale Abhängigkeit des Mannes zu beenden.

Die katholische Kirche ist die Urform eines frauenbereinigten Männerimperiums. Sie besteht nur aus zölibatären Asketen, die allen ehe-abhängigen Männern überlegen sein wollen. Sie sind geistbegabte Herrenmenschen, denen sexuell Süchtige gehorchen müssen.

Verwunderlich, dass der Feminismus der Gegenwart die uralten Wurzeln der Frauenverachtung des christlichen Abendlandes nicht zur Kenntnis nimmt. Die technische Abschaffung der Frauen und Kinder ist die Fortsetzung der Herrschaft männlicher Priester. Technik begann als welterobernde Phantasien mittelalterlicher Mönche und findet ihren Höhepunkt in männlichen Unsterblichkeitsillusionen, in denen Frauen als Gebärende überflüssig werden. Die neuen Kinder der Männer, die keine Mütter mehr benötigen, sind ihre genialen Roboter, die alle Menschen überflüssig machen.

Der Mensch erzeugt Maschinen, die ihm überlegen sind und den homo sapiens in allen Belangen ersetzen. Für Andrea Nahles ist all dies kein Problem. Wenn die neue Generation intelligenter Maschinen die jetzigen Arbeitsplätze vernichtet – was soll‘s? Dann müssen die Menschen sich weiterbilden, um noch intelligentere Maschinen zu erfinden, die ihre Erfinder erneut überflüssig machen. Wer wird das Narrenrennen für sich entscheiden?

Nahles ist ungebildet genug, um in diesem Zusammenhang von Bildung zu sprechen. Handelt es sich bei diesem Wettlauf zwischen Hase und Igel doch um Dressur und Neudressur im Dienst des männlichen Fortschritts – Frauen- und Kinderbeseitigung inbegriffen. Männliche Frauen an der Macht haben ein kleines Problem beim Wahrnehmen frauenfeindlicher Elemente.

Die Emanzipation der Gegenwart leidet unter religiöser Amnesie. Wer die Wurzeln der modernen Frauenfeindschaft in männlichen Erlöserreligionen nicht wahrhaben will, wird sich aus der Despotie der Männer nimmermehr befreien.

„Wir werden Tätigkeiten an die Maschinen und Algorithmen abgeben, aber wir haben deswegen nicht automatisch ein Beschäftigungsproblem. Aus der Haltung „Ich fürchte mich vor Veränderungen, die in den nächsten 20 Jahren selbstverständlich sein werden“ spricht eine Kultur der Angst. Ich bin da optimistischer: Wenn es gelingt, die Menschen für berufliche Veränderungen zu qualifizieren, und etwaige Produktivitätsgewinne dazu führen, dass neue Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden, gehe ich von einem Zuwachs an Arbeitsplätzen aus.“ (Andrea Nahles in ZEIT.de)

Der Ökonom Straubhaar macht dem veralteten sozialen Beziehungswahn ohne viel Federlesens den Garaus:

„Individualisierung, neue soziale Netzwerke oder Patchwork-Lebensgemeinschaften lösen alte Verhaltensformen des Zusammenlebens ab. Es kommt in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Dimension zu einer Erosion des Zusammengehörigkeitsgefühls. Die Folge ist eine Polarisierung in jene Menschen, die mit neuen Technologien vertraut, und andere, die in alten Verhaltensweisen verfangen sind. Man klammert sich an ein Verständnis der Arbeitswelt aus dem Zeitalter der Industrialisierung, als gäbe es keine Roboter, kein Internet der Dinge und keine künstliche Intelligenz, die den Menschen in immer mehr Bereichen ersetzt. Schließlich wollen viele nicht wahrhaben, dass lebenslange Beziehungen eher die Ausnahme und ein Wechsel von Partnerschaften und Bezugspersonen, Beruf und Arbeitgeber, Arbeits- oder Wohnort die Regel werden.“ (WELT.de)

Wer an alten sentimentalen Lebensverhältnissen festhielte, dürfe sich nicht wundern, wenn Populisten die Zukunftserblindung ausnutzen und den verwirrten Wählern alles versprechen würden, was sie hören wollten.

Das Neue muss aufgebaut – und das Veraltete rücksichtslos beseitigt werden. Frauen und Kinder sind das Alte, der Mann ist solistischer Sieger der Geschichte und Schöpfer des Neuen. Das Neue kann nicht in alte Schläuche gefüllt werden.

„Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken wird noch sie zu Herzen nehmen“.

 

Fortsetzung folgt.