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Weltdorf XCIII

Hello, Freunde des Weltdorfs XCIII,

„Deutsche haben wieder allen Grund zum Jubeln. Besser, noch ein bisschen besser und jetzt sogar supergut! Auch die Börsenprofis blicken mit so viel Optimismus auf die deutsche Wirtschaft wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.“ (BILD.de)

Verlierer des Tages sind wir alle. Denn der Hunger ist wieder da, nicht nur im Südsudan, auch in Ostafrika. Krieg oder Dürre, die Tiere verenden, die Felder werden nicht bestellt, Kinder mit geblähten Bäuchen. Das sind Bilder, die wir nie mehr sehen wollten, das ist ein Horror, den kein Mensch mehr erleben sollte. Aber Zehntausende müssen es erleben, und viele werden sterben. Außenminister Sigmar Gabriel fordert heute auf zum „Berliner humanitären Appell – Gemeinsam gegen Hungersnot“. Das ist absolut richtig, aber was ist das für eine Welt, die das zugelassen hat?“ (SPIEGEL.de)

„Wir verschreiben uns wieder dem Ziel, jeden in der ganzen Welt zur Rechenschaft zu ziehen, der Verbrechen an Unschuldigen verübt“, sagte Tillerson am Montag.“ (TAGESSPIEGEL.de)

„Die Bundesrepublik erfüllte zum ersten Mal das 1970 formulierte Ziel der Vereinten Nationen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe auszugeben. Das gelang aber nur, weil bestimmte Ausgaben zur Versorgung von Flüchtlingen zur Entwicklungshilfe gezählt werden dürfen. Fast die Hälfte der Mehrausgaben Deutschlands stammt aus der inländischen Flüchtlingshilfe. Industriestaaten können bestimmte Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen innerhalb der ersten zwölf Monate nach Ankunft als Entwicklungshilfe

verbuchen.“ (MERKUR.de)

„US-Unternehmen schleusen immer größere Summen am Fiskus vorbei. Einer Studie zufolge haben die 50 größten Konzerne im Jahr 2015 1,6 Billionen Dollar in Steueroasen verschoben und mehr in Lobbyarbeit investiert. Die von US-Präsident Donald Trump und den Republikanern geplante Steuerreform dürfte das System laut Oxfam eher noch ungerechter machen. Statt Großkonzerne in die Pflicht zu nehmen, würden diese zulasten der Unter- und Mittelschicht noch weiter begünstigt.“ (SPIEGEL.de)

Finanzminister Schäuble kann selbstbewusst auf die „schwarze Null“ zeigen. Sein Versprechen, nie mehr Geld auszugeben, als man eingenommen hat. Das steht für Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit! Stattdessen hat Schäuble in all seinen Amtsjahren nie den Versuch unternommen zu einer größeren Steuerentlastung. Es ist Zeit, etwas zurückzugeben. (BILD.de)

„Die US-Fluggesellschaft hatte am Sonntag einen Passagier gewaltsam aus einer Kabine entfernen lassen, weil das Flugzeug überbucht war. Videos von dem Vorfall zeigten, wie Sicherheitsleute den Mann über den Boden des Kabinengangs zum vorderen Ausgang des Flugzeuges ziehen.“ (SPIEGEL.de)

„Die älteste Tochter des US-Präsidenten beeinflusste die Reaktion ihres Vaters auf den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Syrien. Seine Schwester sei „untröstlich und empört“ wegen der Attacke gewesen, sagte Eric Trump.“ (WELT.de)

Wo beginnen und wo enden? Katharsis. Ostern mit Tod und Auferstehung stehen vor der Tür. Woanders muss gelitten, verstümmelt und vernichtet werden, damit wir uns quicklebendig fühlen.

„Der starke, königliche Held zerbrach des Todes schweren Bann.
Sein Fuß zertrat der Hölle Macht: Aus harter Fron sind wir befreit.
Er, den der Stein verschlossen hielt, und den man noch im Grab bewacht,
er steigt als Sieger aus dem Grab, fährt auf in strahlendem Triumph.
Schon werden alle Klagen stumm, in Freude wandelt sich der Schmerz,
denn auferstanden ist der Herr.“ (Ambrosius)

„Das ist alles was wir tun – immer wieder von vorn anfangen! Warum machen wir uns immer wieder etwas vor? Eines Tages wird die Erde eh erkalten und bis dahin werden all diese Sachen immer wieder geschehen: Noch mehr Kriege, und noch mehr Sinnfluten und Erdbeben.“ (Thornton Wilder, Wir sind nochmal davon gekommen)

Hat Wilder sich nicht geirrt? Kann die Menschheit immer wieder von vorne anfangen? Was, wenn sie sich diese Chance längst selbst vermasselt hätte? Trump ist ein Glücksfall für den Westen. Vollendet verkörpert er, was jener seit Jahrzehnten und Jahrhunderten in imperialer Form vertrat: Wahrheit ist Wahn, Moral Borniertheit, Utopie eine Krankheit.

Der wandelbare, nach allen Seiten offene, das Alte, Vertraute verachtende, nicht mehr zurückschauende Mensch erfindet sich täglich neu. Recht hat, wer sich durchsetzt und seine Gegner aus dem Flugzeug zerrt. Recht hat, wer darauf pfeift, Recht zu haben, sondern beliebig Recht und Unrecht als Recht verkauft.

Erkennt sich der Westen im Spiegel Trumps? Was interessiert den Westen sein Geschwätz von gestern? Wer unverwandt in die Zukunft stiert, für den gibt es keine Vergangenheit. Deutsche Edelschreiber wissen nicht, was sie gestern schrieben. Getreu folgen sie der Devise ihres größten lebenden Literaten: „Schreiben erklärt nicht die Welt, sondern verklärt sie.“

Berauschte Gegenaufklärung, trunkene Romantik, Absage an den selbstbestimmten Demokraten. Doch was besagt das, wenn der Begriff Aufklärung abgelehnt wird, weil er nach überfrorener Leichenstarre riecht?

Romantisieren heißt, die Welt in jenseitiges Licht rücken, das Leben messianisch poetisieren. „Der Verstand hat die größte Scheu vor allem Irrationellen, vor dem unauflöslichen Geheimnis, auf dem der Zauber des Lebens und aller Poesie beruht. Die Moral der Aufklärung läuft auf Glück hinaus und nichts behandelt sie schnöder als das Prinzip der Ehre, diese große Idee aus dem Mittelalter, die Mutter der ritterlichen Tapferkeit und Liebe. Die Aufklärung verkennt das Wesen der Religion, der das Geheimnis unentbehrlich, deren Organe die Phantasie sind. Die höhere Reflexion muss in poetischen Werken wieder in Unbewusstsein untertauchen.“ Romantik ist „Opposition gegen die positive Gesetzlichkeit (= das herrschende Gesetz) und konventionelle Redlichkeit. Freilich könnte es dabei zu folgenschweren Ausschweifungen kommen, aber nur der Pöbel halte diejenigen für Verbrecher, welche für den wahren sittlichen Menschen zu den höchst seltenen Ausnahmen gehören, die er als Mitbürger seiner Welt betrachten kann.“ (A. W. Schlegel)

Wahre Menschen sind Ausnahmemenschen, die sich an moralische Regeln der Philister nicht gebunden fühlen. Sie stehen über dem Gesetz. Sie folgen keinen bewussten Abstraktionen, sondern ihren unbewussten Instinkten. Trump ist Romantiker, wenn er seinem Bauch folgt, um seine mitleidende Tochter zu trösten, die die Tagesbilder des Schreckens nicht ertrug.

Krieg als Familientherapie ist das Privileg mächtiger Fürstendynastien. Wie gut, dass Ivanka keine Bilder von Millionen verhungernder Kinder schauen muss. Ihr Papa würde die ganze Welt bombardieren, um ihr Herzeleid zu lindern.

„Das sind Bilder, die wir nie mehr sehen wollten“, schreibt Kurbjuweit. Geht es um Bilder oder um die Wirklichkeit, über die wir längst Bescheid wissen könnten und die in zufälligen Bildern nur kläglich abgelichtet ist? Wissen wir nicht, was Leid und Schmerz bedeuten? Was Not und Elend sind? Müssen wir mit dem Hammer zufälliger Bilder aufgeweckt werden, um zu begreifen, was wir tagaus, tagein hören und lesen?

Sind wir von bad news so überschwemmt, dass wir gegen sie immun geworden sind? Ist Abstumpfung gar der Zweck des Zynismus: nur miserable Nachrichten sind gute Nachrichten? Ja, wir sind immun gegen die Barbareien der Gegenwart, sind wir doch überzeugt, dass die Welt im Argen liegt und der Mensch ein Sündenkrüppel ist.

Wer meint, mit dem Verworfenen vertraut zu sein, weil er an das Böse glaubt, der verschließt sich gegen endlos neue unerträgliche Nachrichten über das Böse. Wenn das Satanische irreparabel und nur ein jenseitiges Fabelwesen uns retten kann, fällt alles in sich zusammen.     

Zum lutherischen Jubelfest der Thron-und-Altar-Koalition kommt ein gescheiterter Messias, um seiner Freundin, der Pastorentochter, die Kanzlermacht zu erhalten. Nun streiten sie sich, die Frommen, ob die demütige Kirche des Volkes in Wittenberg oder die triumphierende Staatskirche in Berlin gefeiert werden soll.

Warum wurde Obama eingeladen? Bedford-Strohm: „Ich habe Barack Obama eingeladen, weil er wie wenige andere mitten im Zentrum der Macht und der Politik gestanden hat und mit hohen Idealen in die Politik gegangen ist – übrigens auch sehr stark begründet im christlichen Glauben. Obama hat in Chicago Graswurzelarbeit gemacht.“

Wie immer entwendet die Kirche weltlich-politische Begriffe, als habe sie sie selbst erfunden.

Frage des BLZ-Interviewers, ob nicht die Gefahr bestehe, dass Obama politisch benutzt und überidealisiert werde?

Antwort: „Einen Heiligenstatus hat niemand. Ein Politiker, der gerade seine Amtszeit beendet hat, schon gar nicht. Aber es geht auch nicht um heilig oder nicht heilig, sondern darum, ob jemand gute Politik macht. Er ist ja kein religiöser Führer, sondern ein Politiker.“ (Berliner-Zeitung.de)

Obama machte Politik in christlichem Glauben, ein religiöser Politiker soll er dennoch nicht sein? Schamloser geht die Chose nicht. Seit wann denn hat Glauben mit Politik zu tun? Seit wann will Glauben die Welt erretten? Glauben will nicht die Welt, sondern nur die wenigen Auserwählten retten. Die alte Welt muss vernichtet werden – damit das Neue entstehe.

„So euch die Welt haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt. Habet nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“

Vor 100 Jahren spaltete sich die SPD, weil einige aufrechte Proleten die messianischen Christenträume des Kaisers Willem von Weltmacht und Weltherrschaft nicht mitträumen wollten. Bis heute ist es der SPD nicht gelungen, die Kluft zwischen machtsüchtigen Mitläufern und standhaften Friedens- und Gerechtigkeitsfreunden zu überwinden. Die SZ hat an die Dauerwunde der einstigen Arbeiterpartei erinnert, die ihr Profil wegen obrigkeitlichen Gehorsams schon lange verloren hat.

Merkel und die lutherische Kirche haben das uralte Bündnis von Thron und Altar mitten in der Demokratie hemmungslos zur alten Höhe gebracht – demnächst mit freundlicher Unterstützung eines Heilsbringers, der seine Sünden damit erklären wird, dass einer teuflischen Welt auch der Beste nicht unbefleckt entkommen könne. Er wird den vatikanischen Alleinherrscher zum Vorbild nehmen, der alle Sünden seiner Kirche mit „Tschuldigung“ abserviert.

Wie lange dauerte es, bis Rom die Massaker katholischer Priester in Ruanda eingestand?

„Bei seinem Besuch im Vatikan ist Ruandas Präsident Paul Kagame von Papst Franziskus um Vergebung gebeten worden. Der Pontifex räumte erstmals die Mitschuld der katholischen Kirche während des Genozids an der Volksgruppe der Tutsi im Jahr 1994 ein. Die Kirche stand damals der Hutu-Regierung nahe, die 800 000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermorden ließ.“ (Sueddeutsche.de)

Hugo Haase hieß der Widerstandsredner gegen die Zustimmung zum machlüsternen Feldzug des Kaisers, dem heutige Historiker nicht wenige Ähnlichkeiten mit Trump bescheinigen. Haases Positionen wären auch heute noch wirksame Strategien gegen die rapide eskalierende Weltkrise: „Im Imperialismus sei „die Gewalt in hervorragendem Maße eine ‚ökonomische Potenz‘“. Haase wandte sich gegen die Ansicht, das Wettrüsten sichere den Frieden: „Der Wettbewerb auf dem Gebiete der Rüstungen muss schließlich entweder zum Weltkrieg oder zum finanziellen Zusammenbruch führen.“

Es waren keine somnambulen Schlafwandler, die den Ersten Weltkrieg auslösten – wie der australische Historiker Christopher Clark verharmlost. Es waren ehrgeizige Nationen, die ihre Konkurrenz um die allerchristlichste Auserwähltheit auf dem Schlachtfeld entscheiden wollten.

Wenn Geschichte sich nicht wiederholte, könnten wir nichts aus ihr lernen. Die Geschichte selbst lehrt uns so wenig wie die Natur an sich. Anhand der Geschichte müssen wir selbst entscheiden, was wir lernen wollen, um ihre verhängnisvollen Wiederholungen zu vermeiden.

„Viele im Reich, sagte Haase unbeirrt, forderten nun „als Ziel des Krieges die Ausdehnung unserer Weltmacht, die Erringung der Weltherrschaft“, doch: „Man sollte annehmen, dass nur komplette Narren oder gewissenlose Verbrecher solche Pläne verfolgen.“ Die Rede endete in Tumulten und Geschrei. SPD-Chef Friedrich Ebert, mit rotem Kopf, die kräftige Gestalt bebend vor Zorn, schrie Haase an: «Schamloser Kerl! Frecher Halunke!»“ (Sueddeutsche.de)

Immer war die Kirche dabei, Kanonen zu segnen und die Obrigkeiten von Gottes Gnaden untertänig anzubeten. Man betrachte nur die traditionelle Verwendung des biblischen Spruches „Gott mit uns“.

Auch der Berliner Regierungsbetrieb ist ohne göttlichen Beistand nicht zu denken. Fast das ganze Kabinett wird auf dem Evangelischen Kirchentag anwesend sein – um die jeweiligen Parteibeschlüsse als himmlische Direktiven nachzuweisen. Da das Christentum alles und nichts für richtig hält, wird es keine Probleme geben, den eigenen Standpunkt als schriftgemäßen zu bezeichnen.

Gott mit uns war ein dem Buch Judit entnommener und in den Befreiungskriegen von preußischer Seite gebrauchter Schlachtruf. Preußische Mannschaften trugen ihn seit der Einführung des Virchow-Gepäcks 1847 auf ihren Koppelschlössern. 1861 wurde er zum Wahlspruch des Kronenordens. Er zierte auch nach dem Ende der Monarchie die Koppelschlösser der Soldaten der Reichswehr und der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.“ (Wiki)

Wie die US-Luftfahrtgesellschaft einen völlig unschuldigen Passagier per Zufallsprinzip aus dem überfüllten Flugzeug schleifte, so selektiert Hayeks „Zeit-und-Zufalls-Prinzip“ nach Willkür unschuldige Mitglieder der Gesellschaft, um sie als jämmerliche Loser auszusortieren. Der Vorfall ist eine Parabel für die Dominanz einer enthemmten Ungerechtigkeit.

Je krisenhafter die Krise, je mehr Bauch-Entscheidungen werden zur Regel. Zu Recht kritisiert Christian Bommarius die Bauch-Entscheidung des amerikanischen Präsidenten, der das Bauch-Gefühl seiner Tochter in ein militärisches Event verwandelte:

„Welche Kriegsverbrechen erträglich, wie viele tote Zivilisten akzeptabel und welche Folterspuren an verstümmelten Kindern zu tolerieren sind, entscheidet nicht der UN-Sicherheitsrat, auch nicht die UN-Vollversammlung, keine militärische Allianz und nicht einmal das Oval Office im Weißen Haus, das zuständige Gremium ist allein der Bauch des US-amerikanischen Präsidenten. Es ist höchste Zeit, eine Sondersitzung der UN-Hauptversammlung einzuberufen und endlich eine verbindliche Resolution zu Syrien zu beschließen. Geschieht das nicht, ist nicht nur die Existenz des syrischen Volkes bedroht, sondern auch die der Vereinten Nationen.“ (Berliner-Zeitung.de)

Bei Christen ist „Bauch“ das Synonym für Herz, das den Willen Gottes empfängt. Gern redet man auch vom Instinkt. Alle Organe des Menschen sind gebenedeit, wenn sie nur den Einflüsterungen der Vernunft widerstehen.

Merkel ist beileibe keine Vernünftlerin. Zumeist orientiert sie sich a posteriori an der Stimmung des Volkes. In Not- und Krisenzeiten aber verlässt sie sich völlig auf ihre einsame Erleuchtung: so im Fall des plötzlichen Atomausstiegs und der überraschenden Flüchtlingshilfe. Die einen sprechen von Bauch, die anderen von Gottes Willen.

BILD ist das Bauch-Organ der ganzen Nation. Gestern trump-kritisch, heute dessen ergebene deutsche Stimme. Ihre eigenen jahrelangen Meldungen über das Syrien-Desaster scheinen sie selbst nicht überzeugt zu haben. Einige Fotos aber genügen, um ihren kreuzzug-affinen Bauch über Nacht in Wallung zu bringen. Ab jetzt gilt die Losung: Deus lo volt.

Da trifft es sich, dass der amerikanische Außenminister jedes Verbrechen an Unschuldigen in der ganzen Welt zu rächen gedenkt. Erneut eine Entscheidung konträr zu den Bauchreden seines Chefs. Werden die USA all jene Nationen zur Rechenschaft ziehen – ihre eigene nicht ausgeschlossen –, die die wachsende Hungermisere in der ganzen Welt zu verantworten haben? Wird Amerika zur hemmungslosen Zwangsbeglückerin der Welt? Dann wäre sie das gigantischste totalitäre Regime, das die Welt je sah.

BILD denkt gar nicht daran, ihre eigene Regierung aufzufordern, die grassierende Hungerepidemie energisch zu bekämpfen. Im Gegenteil: Kai Weise fordert Schäuble auf, durch Steuersenkung das Geld an die Bürger zurückzugeben. Der Staat ist für BILD ein Moloch, kein Ergebnis demokratischer Wahlen. Dass Steuern der Gesellschaft dienen, scheint sich bei schneidigen Kriegsreportern noch nicht herumgesprochen zu haben.

Solange BILD-Schreiber keine Bilder haben, bleiben sie handlungsunfähig. Also müssen sie dafür sorgen, dass keine Bilder in die Redaktion geschwemmt werden. Notfalls kann man auch die treuherzigen Augen schließen.

Deutschland schwimmt in Geld. Mit Geld könnte man nicht nur die marode Infrastruktur der Republik auf Vordermann bringen, sondern auch die lächerliche Entwicklungshilfe aufbessern. Sie prunkt mit 0,7% ihres Bruttoeinkommens – inklusive internen Aufwendungen für die integrierten Flüchtlinge. Mit solch schäbigen Tricks wird der Öffentlichkeit Sand in die Augen gestreut.

Überflüssig zu erwähnen, dass die Konzerne altruistischer Milliardäre ihren Heimatregierungen Billionen an Steuern entziehen. Konträre Bauchentscheidungen sind bei solchen Geldherstellungsmaschinen weniger zu erwarten.

Man stelle sich vor, dass Bill Gates nicht nur Almosen spendet, sondern sein ganzes Vermögen der Gesellschaft vermacht, um die geschändete Gerechtigkeit ein wenig zu rehabilitieren. Das Wunder der österlichen Auferstehung wäre vergleichsweise ein Kinderspiel.

 

Fortsetzung folgt.