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Von vorne LVI

Von vorne LVI,

Trump ist Narzisst, Bolsonaro Psychopath, Rechte und Konservative besitzen einen großen Mandelkern und ekeln sich vor der Welt.

Verabscheuenswerte Menschen sind Untersuchungsobjekte der Psychologie, inzwischen der Gehirnforschung. Erfolgreiche Menschen sind Objekte der Berichterstattung, gloriose Siegertypen gehören in die Geschichtsbücher.

Erfolgreiche und verabscheuenswerte sind Lieblingsobjekte bewundernder Medien. Denn das Gute ohne Abgrund ist langweilig, weshalb zwielichtige Erfolgsritter Lieblinge der Gazetten sind. Da alles berechenbar geworden ist, muss das Außergewöhnliche unberechenbar sein. Glanz und Abgrund bedingen sich:

Ich kann nicht verhehlen: Die Bauernschläue des neuen britischen Premiers Boris Johnson imponiert mir. Der Trick, das Parlament in den Zwangsurlaub zu schicken, sich das Placet der Queen zu holen und dann ganz in Ruhe den harten Brexit vorzubereiten, ist höchst verwerflich, aber clever.“ (SPIEGEL.de)

Erfolg ist ein Triumph der Gene. Wer nichts zustande bringt, sollte sich psychologisch untersuchen lassen. Bringen wird es nichts, entweder man hat‘s oder man hat‘s nicht.

Wer nicht nur erfolglos, sondern auch verbrecherisch ist, ist ein Fall für verurteilende, aber nicht für verstehende Seelenforscher. Denn Verstehen des Verruchten wäre Verzeihen. Wer verstehen will, ist ein Weichling, der dem Bösen nicht widerstehen kann. Anständige Menschen schäumen gegen Verbrecher – nicht aber, wenn sie Politiker befreundeter Staaten sind. Die können so kriminell sein, wie sie wollen, das muss man bedingungslos abnicken.

Kriminelle sind Produkte des Bösen. Punktum. Das Böse ist, wie es ist: ein 

 Tremendum und Faszinosum, bedrohlich und faszinierend.

Da Tremendum und Faszinosum Urelemente der Religion sind, muss das Böse mit Religion zu tun haben. Womit auch der Ekel erklärbar wäre – wenn er denn erklärt werden soll.

„Menschen unterscheiden sich deutlich in ihrer Ekeldisposition, also darin, wie schnell und stark sie Dinge als abstoßend empfinden. Und Menschen, die sich stark ekeln, neigen dazu, eher konservative oder religiös-traditionalistische Auffassungen zu haben. Sie sind in ihren Werturteilen strenger, wenn es um Homosexualität geht, um Abtreibung, Sterbehilfe, Prostitution, Drogen, Sex vor der Ehe, Masturbation. In neurowissenschaftlichen Studien aus den USA zeigt sich auch, dass Konservative einen größeren Mandelkern haben, eine Hirnregion, die für Emotionsverarbeitung, vor allem Angstempfinden, wichtig ist.“ (ZEIT.de)

Selbst Philosophen bedienen sich inzwischen quantitativer Wissenschaften, um sich ihre Meinungen bestätigen zu lassen. Quantitative Wissenschaften sind „reduktionistisch“. Alles, was nach Geist riecht, muss zahlenmäßig erfasst werden, damit er berechenbar und beherrschbar wird.

Wer abweichende oder böse Menschen mit Psychologie erklären kann, muss sie nicht politisch erklären.

Trump und Bolsonaro sind psychiatrische Fälle, keine Sprösslinge amerikanischer oder brasilianischer Verhältnisse; die Rechten keine Produkte ihres Landes. Hat man ein psychologisches Etikett, ist der Fall erklärt.

Ähnlich bei Gewaltverbrechern. Gibt es ein individuelles Psycho-Etikett, können Geschichte und Gesellschaft vernachlässigt werden. Die Gesellschaft ist unschuldig und hat sich nichts vorzuwerfen. Sie muss nicht selbstkritisch vor der eigenen Türe kehren, um weitere Verbrechen möglichst auszuschließen.

Die Psychoanalyse bezieht sich auf uralte Mythen und natürliche Faktoren, die alle Menschen betreffen, nicht aber auf Faktoren nationaler Politik oder bestimmter Kulturkreise. Der Nationalsozialismus ist die zufällige Anhäufung ähnlicher pathologischer Profile. Mit der Geschichte der Deutschen hat er nichts zu tun.

Individuelle Tiefenpsychologie wurde zur Entlastungswissenschaft der abendländischen Nationen. Seltsamerweise auch die Verhaltenspsychologie, obgleich das Individuum hier von der Gesellschaft gesteuert wird. Skinners geniale Konditionierer haben keine Probleme, eine Utopie zu erschaffen. Doch über seine allmächtigen Genies schweigt Skinner – weshalb es sie gar nicht geben kann.

Von daher ist klar, dass Psychologen nicht politisch sein können. Ist Gesellschaft unbeteiligt, muss sie politisch nicht verändert werden. Breivik war ein Sonderfall, mit seiner Umgebung hatte er nichts zu tun. Alle Schwerverbrecher sind Sonderfälle, weshalb die gute Gesellschaft sich über das Böse echauffieren muss, damit niemand auf die Idee kommt, untergründige Zusammenhänge zu wittern.

Was ist aus dem Individualismus der Moderne geworden, auf den sie immer so stolz war? Das Unvergleichliche wurde zum Refugium des Bösen. Wenn Erklären Vergleichen bedeutet, ist das Unvergleichliche zum Grab allen Erklärens und Verstehens geworden.

Das Gute hingegen als Leistungsstarkes und Erfolgreiches beruht auf endlosen Vergleichen und Kräftemessen. Ohne Konkurrieren auf allen Ebenen und in allen Disziplinen wäre die zum Siegen verdammte Gesellschaft undenkbar.

Zwar gibt es auch eine letzte Ursache im unerklärbaren Faktum der Gene, doch deren Früchte lassen sich quantifizieren und zur Erklärung naturgewollter Hierarchien heranziehen. Dass es in Demokratien, die sich der Gleichheit ihrer Mitglieder rühmen, endlose Ungleichheiten gibt, kann – durch omnipräsente Rankingergebnisse – ständig legitimiert werden.

Wer Ungleichheiten mit Genen erklärt, ist, strikt genommen, ein Rassist. Nicht dieses oder jenes Volkes, sondern internationaler Leistungseliten, die sich rund um die Welt näher stehen als ihren eigenen Völkern. Es ist an der Zeit, von einem globalen Elitenrassismus zu sprechen.

Warum sind ehemals linke Parteien wie die SPD so degeneriert? Weil sie die Ideologie des weltweiten Elitenrassismus durch ihre Aufstiegsidiotie unterstützen. Ihr Programm besteht darin, sich selbst aufzuheben. Würden alle Proleten aufsteigen, gäbe es keine Partei mehr, die Gerechtigkeit zwischen den Klassen fordern müsste. Gehen sie davon aus, dass ohnehin nur eine Minderheit aufsteigen kann, würden sie ihre „gleichen Bildungschancen“ als Heuchelei entlarven. Denn damit haben sie sich dem Bildungsbegriff der Eliten gebeugt.

Danach ist gebildet, wer besonders fähig ist, den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt anzuheizen, die Natur noch effizienter auszubluten und alle, die sich beim rivalisierenden Schlachten nicht beteiligen, als quantité négligeable auszugrenzen.

Alle anderen Fähigkeiten: sich eines schlichten und einfachen Lebens erfreuen, sich umeinander kümmern, über Gott und die Welt nachdenken, den Kosmos bewundern, werden mit Zensuren, Einkommens- und Machtunterschieden bestraft. Begabt ist, wer den anderen in den Schatten stellen – will.

Wenn Rechte sich ekeln vor der Welt, sollte man die Frage stellen: woher kommt die Abneigung gegen das Vorhandene? Ist Natur an sich ekelhaft, der Mensch an sich abscheulich, das Leben widerlich und abstoßend?

Sartre schrieb über den Ekel einen ganzen Roman:

„Und es stimmte, ich war mir dessen immer bewusst gewesen: Ich hatte kein Recht zu existieren. Ich war zufällig erschienen, ich existierte wie ein Stein, eine Pflanze, eine Mikrobe. Mein Leben wuchs auf Geratewohl und in alle Richtungen. Es gab mir manchmal unbestimmte Signale; dann wieder fühlte ich nichts als ein Summen ohne Bedeutung.“

Roquentin entdeckt im Ekel das Wesen der „Existenz.“ „Die Einsicht in die Überflüssigkeit alles Existierenden läßt ihn die unbegrenzte Freiheit des Individuums erkennen. Diese Freiheit aber „ähnelt dem Tod“. Bei Heidegger waren es Angst und Sorge, bei Sartre ist der Ekel „die unmittelbare Existenzerfahrung“.

Ein Existentialist fühlt sich zufällig und überflüssig. Nirgendwo ist er zu Hause. Lebenslang bleibt er Fremdling auf Erden. „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“, lautete Schellings Urfrage. Für ihn ist die ganze Welt zufällig und rätselhaft, ein Jahrhundert später wird der Einzelne überflüssig. Ein halbes Jahrhundert später ist es – die Natur.

Das ökologische Urgefühl des Überflüssigseins, des zornigen Überflüssigmachens beginnt – beim Menschen. Roquentin empfindet sich „wie ein Stein, eine Pflanze, eine Mikrobe“. Er fühlt sich sinnlos vorhanden wie die Natur, die er in brachialem Zorn vertilgen muss, um von seiner eigenen absurden Existenz abzulenken.

Da er sich nicht mehr erträgt, erträgt er die Natur nicht mehr. Noch hat er ein schlechtes Gewissen, wenn er sieht, wie er mit „Stein, Pflanze und Mikrobe“ umgeht. Nicht mehr lange und er muss die Objekte seines Zorns vertilgen, um alle Zeugen seiner Naturschändung aus dem Weg zu räumen.

Die Reduktion des Menschen auf bloße Existenz ohne erfüllende Essenz muss ihn in den Wahn treiben: die unerträgliche Natur, die sich gefallen lässt, sich von einem wahnwitzigen Irren martern zu lassen, muss er als Zeugin seiner Raserei auslöschen.

Auch der Mensch ist ein Naturwesen. Will er die Natur retten, muss er auch sich selber retten. Was aber, wenn er sich selbst nicht mehr erträgt? Dann muss er sich und seine Mitmenschen abschlachten.

Der Zweite Weltkrieg war die Antwort auf die erste ökologische Selbstempfindung des Menschen. Wer selbst nicht mehr leben kann, das Dasein nur noch als Angst- und Ekelorgie empfindet, muss – den Andern auslöschen, damit er selbst ausgelöscht wird. Mensch, tu mir den Gefallen und sei mein Feind, damit ich dich erschlagen darf und du mich zur Strecke bringen kannst. Wenn wir beide tot sind, sind wir im Nichtsein für immer verbunden.

Der Mensch spürt seine Feindschaft gegen das Seiende. Er empfindet und ahnt seine Verbrechen gegen alles, was in unendlichen Variationen wimmelt und vorhanden sein will. Nein, der Satz Alexander von Humboldts ist ihm nicht fremd:

„Die Natur muß gefühlt werden, wer nur sieht und abstrahirt, kann ein Menschenalter, im Lebensgedränge der glühenden Tropenwelt, Pflanzen und Thiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben glauben, ihr selbst aber ewig fremd sein.“

Wenn der Mensch Natur ist, kann sie ihm nicht fremd bleiben. Kann es sein, dass Humboldt Wissenschaftler im Auge hatte, die mit Abstrahieren, Zergliedern und Beschreiben ihre Verbundenheit schon in alle Einzelteile zerlegt hatten?

Warum verstecken sich die Menschen immer mehr in naturbereinigten Riesenstädten? Weil sie die tägliche Ermordung der Natur weder wahrnehmen noch ertragen können.

Am Anfang des letzten Jahrhunderts schrieb Alfred Döblin die Erzählung „Die Ermordung einer Butterblume“:

„Auf einem Spaziergang von Immenthal nach St. Ottilien bleibt Michael Fischer mit seinem Gehstock an Unkraut hängen. Vergeblich versucht er, seinen Stock herauszuziehen. Fischer gerät darüber in große Wut und haut wild auf das Grün ein. Wie er einer Butterblume den Kopf abgeschlagen hat, erblickt er in dem tropfenden Pflanzensaft Blut, das sich zum grotesk-apokalyptischen Bild einer Flut entwickelt. Obwohl er sich diszipliniert: er befiehlt die Ausweisung eines Bediensteten und ironisiert das Zerhacken der Pflanzen zum Mord, gelingt es ihm nicht, sich zu beruhigen. Vor Ekel wendet er sich vom verwesenen Kopf der Pflanze ab und sucht das Weite. Mit einem Taschenmesser beabsichtigt er eine Selbstverletzung, da seine Füße ihn augenscheinlich unwillentlich forttragen. Erschöpft stößt Michael Fischer das Messer in einen Baum und entscheidet sich zurückzukehren. Doch die Blume, nun auf den Namen Ellen getauft, kann er nicht finden. Im Glauben, die Bäume würden über ihn Gericht halten, reißt er sich vom Ort los.

Das Morden der Natur ist ein apokalyptischer Akt. Naturmörder ekeln sich vor der Welt. Sie müssen sich selbst verletzen und sehnen sich nach der großen Flut.

„Und freilich ist nicht viel damit getan.
Was sich dem Nichts entgegenstellt,
Das Etwas, diese plumpe Welt
So viel als ich schon unternommen
Ich wußte nicht ihr beizukommen
Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand –
Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,
Dem ist nun gar nichts anzuhaben:
Wie viele hab ich schon begraben!
Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut.
So geht es fort, man möchte rasend werden!
Der Luft, dem Wasser wie der Erden
Entwinden tausend Keime sich,
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
Ich hätte nichts Aparts für mich.“

Spricht der Teufel, das Alter Ego Fausts – im Namen Fausts, der zu feige ist, seine Gefühle gegen die Natur freizulegen. So ergeht es einem Wesen, das gottgleich sein muss, aber nicht erträgt, kein Schöpfer der Natur zu sein. Also muss er sie zerstören, damit er seine eigene Grandiosität retten kann.

Da strotzt und wuchert sie vor sich hin, kennt keine existentiellen Krisen, zeugt sich ins Unendliche fort, ernährt sich durch sich selbst und vernichtet sich dennoch nicht.

„Wir sind von ihr umgeben und umschlungen – unvermögend aus ihr herauszutreten, und unvermögend tiefer in sie hineinzukommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet sind und ihrem Arme entfallen. Sie schafft ewig neue Gestalten, was da ist, war noch nie, was war, kommt nicht wieder – alles ist neu, und doch immer das Alte. Wir leben mitten in ihr und sind ihr fremde. Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimnis nicht. Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie.“ (Goethe, Natur)

Das ist der Urgrund der menschlichen Naturfeindschaft. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und der Natur unermesslich überlegen. Der Mensch maßt sich an, die Spitze der Evolution und die Avantgarde aller Geschöpfe zu sein, das Genie unter allem, was da kreucht und fleucht. Doch wenn er ehrlich ist, ist er das Letzte:

„Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch. Das Gehirn ist ein Irrweg. Ein Bluff für den Mittelstand. Wir wollen den Traum, wir wollen den Rausch.“ (Gottfried Benn)

Traum und Rausch im Endstadium: das ist die Naturverwüstung der Gegenwart. Von seinem Rausch will er nicht mehr aufwachen. Denn er könnte sehen, was er sich selbst antut, wenn er es der Natur antut.

Können Christen, die Herren der Erde, die Natur überhaupt lieben? Nur wenn man sagt: was sich liebt, tötet sich. Wer wissen will, wie der Mensch die Natur liebt, betrachte seine Fluchtversuche ins All. Wer verlässt das sinkende Schiff? Diejenigen, die die Natur am meisten lieben?

Trump will eine Weltraumarmee. Die Superreichen sind in Gedanken schon im Weltall. Längst hat der Streit um die Bodenschätze der Sterne begonnen. Sie verteilen die Beute, die sie noch gar nicht haben – und niemals haben werden. Alles aus Liebe zur Schöpfung.

Lieben sie Natur, weil sie die Schöpfung bewahren? Seine Schöpfung bewahren, kann nur der Herr selbst. „Wie Er die Welt erhalten hat, so erhält er sie auch.“ Das bedeutet der Begriff „göttliche Providenz“. Was verstehen die Frommen unter göttlicher Vorsehung?

„Die tatsächliche Erhaltung und Regierung des Universums und der einzelnen Kreaturen durch Gottes Allgegenwart und allmächtige Wirkung. Würde Gott sich von der Welt zurückziehen, so würde die Welt spurlos verschwinden.“ Gottes Schöpfung ist eine fortgesetzte Schöpfung, eine creatio continua.

Sündige Kreaturen sind nicht fähig, die Schöpfung zu bewahren. Das kann nur ER allein. Natur ohne Gott fiele sofort in sich zusammen. Sie kennt kein Eigenleben. Wollten Menschen die Schöpfung bewahren, würden sie Ihm ins Handwerk pfuschen.

In Wirklichkeit stellen sie Gottes Vorsehung auf die Probe, weil sie längst nicht mehr an Ihn glauben können. Dann lass uns sehen, Gott, wer stärker ist. Können wir gegen Dich die Natur zerstören – kannst Du sie gegen Uns retten? Nur Er kann sie vernichten, nur ER kann eine neue aus dem Ärmel zaubern.

Natur hängt am Tropf Gottes. Ohne sein ununterbrochenes creare und conservare würde sie zusammenbrechen. Die Griechen kannten nur eine zeitlose Natur. Das Neue Testament kennt nur eine Welt, die von Augenblick zu Augenblick lebt. Von daher die rasende Schnappatmung der Moderne, die dem Flickwerk entkommen will durch Flucht ins All. Dort erwartet Er sie bereits.

Den Begriff Natur kennt die deutsche Übersetzung des Neuen Testaments kaum. Das griechische Wort Kosmos wird durchweg mit Welt übersetzt. Welt aber ist nicht mehr der ewige Kosmos, sondern die abgefallene, sündige Welt, die von Gott eine Weile noch geduldet wird, bis sie ins Nichts zurück muss, um als Neue zu entstehen. All dies imitiert der Mensch, weshalb er die Natur zertrümmert, um sie in technischer Perfektion neu zu schaffen.

Christen sind Fremdlinge auf Erden. So schnell wie möglich wollen sie nach Hause, ins Jenseitige:

„Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum haßt euch die Welt. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich auch nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht für die Welt. In der Welt habt ihr Angst, siehe, ich habe die Welt überwunden. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. Himmel und Erde werden vergehen. Und die Welt vergeht und ihre Lust. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft wider Gott ist?“

Der in sich ruhende Kosmos, die Mutter allen Seins, ist am Boden zerstört durch einen, der glaubt, etwas Besseres aus dem Boden zu stampfen.

Wie debattieren die Deutschen das Thema Naturzerstörung?

Was kostet die Rettung der Welt? Wer muss was bezahlen? Ist alles sozial verträglich? Behindert diese lästige Naturrettung nicht das Wirtschaftswachstum? Was nützt es, wenn wir vorbildlich sind, die anderen uns aber eine Nase drehen?

Ein törichtes Geschlecht erklärt sich für unsterblich. Einen Weltuntergang haben die Deutschen bereits inszeniert – und überlebt. Warum nicht den nächsten? Die Massen mögen untergehen, die Erwählten werden triumphieren.

Die Gemeinde in Philippi sollte alles tun, was der Apostel vormachte. Ihn ekelte die Welt:

„Um seinetwillen habe ich alles eingebüßt und halte es für Unrat, damit ich Christus gewinne. Das Reich, in dem wir Bürger sind, ist in den Himmeln. Denn wir haben hier keine bleibende Polis, sondern die zukünftige suchen wir.“

Lasst sie suchen – aber lasst nicht zu, dass sie nebenbei die Welt zerstören. Alles, was auf der Welt ist, betrachten sie mit abscheulichen Ekelgefühlen. Den schönen und vollkommenen Kosmos verwandeln sie in einen Abfallhaufen voller Unrat, Müll und Kot.

Das müssen wir verhindern. Im Namen Gaias.  

 

Fortsetzung folgt.