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Umwälzung LIV

Hello, Freunde der Umwälzung LIV,

Trump hat es geschafft, er ist König der westlichen Welt.

„Es war nicht der Tag von Angela Merkel. Es war der Tag von Donald Trump! Das Friedenstreffen von Nord- und Südkorea, das von früh an schon auf allen TV-Kanälen lief, war Trumps großer, weltpolitischer Erfolg, den er auch auf offener Bühne in Merkels Gegenwart immer wieder feierte. Kein guter Tag, um ihm Zugeständnisse abzuhandeln. Was sein bejubelter Vorgänger Obama nicht auf die Reihe bekommen hat, schaffte er mit seiner Mischung aus Härte und Unberechenbarkeit. Um es in aller Nüchternheit zu sagen: Die mächtigste Frau der Welt (Forbes) fährt mit leeren Händen nach Hause.“ (BILD.de)

Fast in allen deutschen Medien gab es einen Erdrutsch. Nicht, dass sie Merkel früher nicht gescholten hätten. Dennoch waren sie stolz auf ihre Kanzlerin, die mächtigste Frau der Welt, auferstanden aus sozialistischen Ruinen, die dem Westen zeigte, wie gottgesegneter Kapitalismus geht.

Inzwischen ist sie nicht mal mehr unter den ersten Hundert einer amerikanischen Wichtigtuerliste. Das schmerzt die Nachfahren siegesgewohnter Neugermanen. Bislang wurde Merkel als letzte Verteidigerin eines verlässlichen Werte-Kanons gegen Trump gerühmt. Nun wird sie zur Versagerin, zur Magd des unvergleichlichen Königs Donald des Ersten, die nicht mal fähig ist, ihr eigenes Wort zu halten. Nach Washington fuhr sie mit leeren Händen.

Wer wen? Der Amerikaner die Deutsche. Der Mann die Frau. Der Unberechenbare die berechenbar Langweilige ohne Pep und Unterhaltungswert. Der rücksichtslose

Selbstdarsteller die Kühle und Verlässliche, die sich in den Dienst der Sache stellt. So scheint es.

„Merkel droht Standpauke von Trump“. (SPIEGEL.de)

Besonders schmerzlich für die hochfahrenden deutschen Medien, wenn ihre ausländischen Kollegen dem Demutsmodell der siegreichen Magd Gottes nichts mehr abgewinnen können. Unter ihnen selbst die trump-kritische Washington Post:

„Deutschland Passivität ist tief verwurzelt. Der politischen Klasse in Berlin fehlt es an strategischem Denken, sie hasst Risiko und hat wenig Mumm. Wenn es um die schwierigen Fragen der Verteidigung und Sicherheit geht, versteckt sie sich hinter ihrer schmachvollen Vergangenheit, um Pazifismus zu rechtfertigen. (…) Falls Merkel ihre Zurückhaltung in ihrer vierten Amtszeit nicht aufgibt und die großen Pläne des französischen Präsidenten unterstützt, wird Deutschlands strategische und politische Scheu beiden schaden: Macron und Europa.“ (Sueddeutsche.de)

Es wurde offenbar, was schon immer hätte klar sein können: Merkel macht keine Politik. Sie setzt sich auf den Geschichtswagen ihres himmlischen Herrn und lässt sich kutschieren, wohin ER will:

„Hoch auf dem gelben Wagen, sitzt sie bei VATERN vorn.

Sie wäre ja so gerne noch geblieben, aber der Wagen, der rollt.“

Die Amerikaner, nach schmerzlicher Prüfungszeit, verursacht durch einen Gaukler, bemitleidet und verhöhnt von aller Welt, besonders von ihren ehemaligen Musterschülern, die sich rühmten, ihre Befreier überholt zu haben, haben ihre Siegermentalität zurückerobert. Zu früh gefreut, Germans, nun werdet ihr gestaucht: keinen Mumm, keine Strategie, kein Risikobewusstsein, nur Passivität und scheinheiliger parasitärer Pazifismus. Die großen Weltfragen überlassen die Unmündigen ihren Freunden in Übersee.

Europa versuchte, den Listenreichen mit einer Variante von good cop, bad cop zu bezirzen. Zuerst die glanzvolle Arc de Triomphe-Gala des Gaullisten Macron, dann die Hintertür-Nummer der bescheidenen Naturwissenschaftlerin. Es nützte nichts, der Spieler hat beide vorgeführt.

Im Wettrennen der Nationen fällt Europa weiter zurück. Das Modell zuverlässiger Weltpolitik ist out. Es beginnt das Va-banque-Spiel der Hasardeure. Der amerikanische Koloss wankte ein wenig, nun hat er sich neu erfunden – glaubt er – und bläst wieder die erste Trompete. Die koreanischen Friedensgespräche werden als Erfolg der irrationalen Unberechenbarkeit Trumps zugeschrieben. Sollte der Nordkoreaner es ernst meinen, wird Trump in die Annalen der Moderne eingehen.

Nicht die weibische Kopfnicker-Methode siegt, sondern die gekonnte Mixtur aus Raufen, Beleidigen, Säbelklirren – und mannhafter Anerkennung des Rivalen. Da kommt ein ehrbar Weib nicht mit. Sie schlugen und sie küssten sich, das ist männlich-ritterliches Fehdeverhalten. Tritt fest auf, mach‘s Maul auf, hör bald auf: nichts davon beherrscht die maulfaule, nie mutig sprechende, nichts frisch anpackende Weiter-so-Lutheranerin.

Ab jetzt ist Politik kein nüchtern-vernünftiges Ding mehr, sondern ein Abenteuer mit numinosen Regeln. Bislang war nur der Markt unberechenbar und übermenschlich weise, ab jetzt ist es auch die Politik. Die wahre Weisheit ist göttlich-unerforschbar:

„Ich wandte mich und sah, wie es unter der Sonne zugeht, daß zum Laufen nicht hilft schnell zu sein, zum Streit hilft nicht stark sein, zur Nahrung hilft nicht geschickt sein, zum Reichtum hilft nicht klug sein; daß einer angenehm sei, dazu hilft nicht, daß er ein Ding wohl kann; sondern alles liegt an Zeit und Glück.“

Nicht klug sein wollen! Vertrauensvoll muss man sich in die Hände des Vaters fallen lassen, das ist das Geheimnis charismatischer Sieger. Wer menschlicher Vernunft traut, hat auf Sand gebaut.

Wie konnte ein Gaukler zum unbestrittenen Weltenkönig werden? Durch ein Mirakel. Heidnisch-vernünftige Politik transsubstantiierte sich zu Oberammergauer Festspielen à la Bible Belt. Der hässliche Knecht Gottes wurde von der Öffentlichkeit gekreuzigt. Doch er ließ sich nicht unterkriegen, kämpfte gegen Skandale, üble Nachreden – und gewann, stieg auf zum Friedensfürsten der Welt.

Der Anfang seiner Karriere aber war jämmerlich und bemitleidenswert:

„Wie viele sich entsetzten – so entstellt, nicht mehr menschlich war sein Aussehen und seine Gestalt nicht wie der Menschenkinder – so wird er die Völker in Erstaunen setzen, Könige werden ihren Mund vor ihm verschließen. Denn was ihnen nie erzählt ward, schauen sie und was sie nie gehört, das werden sie gewahr.“

Der Erlöser inkognito war ein „Schlemmer und Zecher, Freund der Korrupten und Amoralisten, der Huren und Dirnen.“ Er verwandelte Wasser in Wein und Glauben in Allmacht. Gegen die Moral der Spießer kann er verstoßen wie er will – dennoch bleibt er seiner Gesinnung treu: Lass die Sau raus, sündige tapfer, wenn du nur glaubst. Dem Reinen ist alles rein. Den Befleckten aber ist nichts rein, befleckt ist sowohl ihr Sinn als ihr Gewissen. Dies weiß er und ist überzeugt, dass „nichts an und für sich unrein ist, sondern nur für den, der meint, es sei etwas unrein, für den ist es unrein.“

Göttliche Moral ist postmodern, subjektiv und relativierend. Wie der Herr, so‘s Gescherr. Wie der Mensch, so seine Moral. Gott, der Allwissende, ist ein Gott willkürlich-subjektiver und beliebiger Taten. Nur Gesinnung muss monolithisch sein. Alles, was aus Glauben kommt, ist gerechtfertigt, makellos und gottwohlgefällig.

Doch die Gaffer und Neider schauen auf Schweinigeleien und zerreißen sichs Maul. Für diesen lästerlichen Unglauben werden sie gerichtet werden. Für den apokryphen Erlöser ist das Beste und Teuerste nur gut genug.

„Und er wandte sich zu dem Weibe und sprach zu Simon: Siehest du dies Weib? Ich bin gekommen in dein Haus; du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber, nachdem sie hereingekommen ist, hat sie nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt. Derhalben sage ich dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“

Gibt es eine luxuriöse Verschwendung für den Heiligen, der es sich gut gehen lässt bei Wein, Dirnen und Sündern? Geht mir weg mit euren Armen. Luxus dem, dem Luxus gebührt. Bleibt mir weg mit eurem sozialen Gutmenschengesäusel. Auch Luxus ist von Gott:

„Da trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goß es auf sein Haupt, da er zu Tische saß. Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung? Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauft und den Armen gegeben werden. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.“

Erwählte sind wichtiger als Krethi und Plethi – die können so arm sein, wie sie wollen. Wer die kostbare Salbe einsparen wollte um der Armen willen, war – Judas, der spätere Verräter. Für ihn sollte fürsorgliche Moral vor allem für die Schwachen sein.

Erlösermoral aber bevorzugt den Einzelnen und Unvergleichlichen. Was dem Erlöser gebührt, gebührt nicht jedem hergelaufenen Hilfsbedürftigen. Der Hirt rettet den Einen und lässt 99% vor die Hunde gehen. Er zockt und riskiert, um riesige Gewinne zu machen. Er ist ein harter Mensch, der erntet, wo er nicht gesät und kassiert, wo er nichts getan hat:

„Du Schalk und fauler Knecht! wußtest du, daß ich schneide, da ich nicht gesät habe, und sammle, da ich nicht gestreut habe? So solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen. Darum nehmt von ihm die Milliarde und gebt sie dem, der zehn Milliarden hat. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen.“

Die Reichen macht er immer reicher und wirft die Armen ins Verderben. Dort werden sie Rotz und Wasser heulen in Ewigkeit.

Er will, dass man blind an ihn glaubt. Wer an ihn glaubt, dem wird es gut gehen. „Wer nicht an ihn glaubt, ist bereits jetzt in Verschiss.“

Er trennt die Menschheit in Gute und Böse. Gut und Böse sind nicht die Leistungen der Menschen, Gut und Böse werden von Oben bestimmt: „Wer von Oben kommt, der ist über allen. Wer von der Erde stammt, der stammt von der Erde und redet von der Erde, Wer vom Himmel kommt, der ist über allen.“

Er weiß, dass die Welt ihn hasst. Aber sie hassen ihn nur, weil sie selbst Dreck am Stecken haben.

Er vergibt den Ehebrecherinnen, wann er will. Bei Männern schaut er durch die Finger, Frauen können tugendhaft sein, wie sie wollen: sie wandern ins Feuer. Er vergibt, wem er will und straft, wen er will.

Er ist nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Warum sollte Trump sich scheuen, ungläubige Länder mit Krieg zu bedrohen?

Er hat ein felsenfestes elitäres Bewusstsein: „Ihr seid von unten, ich bin von Oben. Warum versteht ihr mich nicht? Weil ihr nicht verstehen könnt. Ihr stammt vom Teufel als eurem Vater und wollt seine Untaten tun“.

Er will die guten von den bösen Völkern scheiden. „Um ein Gericht herbeizuführen, bin ich in die Welt gekommen.“

Wer nicht an ihn glaubt, gehört nicht zu den Erwählten: „Aber ihr glaubt nicht, denn ihr gehört nicht zu meinen Schafen. Meine Schafe hören auf mich und meine Stimme.“

Weltliche Journalisten rätselten, warum Trumps Wähler den Scharlatan nicht durchschauen. Weil sie an ihn glauben und seinen abschreckenden Klamauk nicht für bare Münze nehmen. Heilsbringer verhalten sich oft merkwürdig und befremdlich. Die Tarnung als Scharlatan dient nur dazu, die Vielzuvielen und Untauglichen abzuschrecken und auszuschließen, damit sie endgültig verloren gehen.

Säkulare Politanalytiker rätselten, warum Trump sich so verhasst macht – und es ihm dennoch nicht schadete. Er zieht den Hass der Welt auf sich, stirbt in den Augen der Welt, damit er als strahlender Sieger aus dem Untergang hervorgehen kann:

„Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt’s allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte. Wer sein Leben liebhat, der wird’s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt haßt, der wird’s erhalten zum ewigen Leben.“

Die Lebensgesetze der Erde müssen ins Lächerliche gezogen werden, damit das Überirdische den Sieg davon trägt. Ökologisch die Erde zu retten ist ein Frevel gegen den Herrn des Himmels. Die Erde muss sterben, damit das wahre Leben eintreten kann.

Er ist Inbegriff einer totalitären Intoleranz: „Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er weggeworfen wie das Gestrüpp und verdorrt und man sammelt es und wirft es ins Feuer.“

Er verspricht das Blaue vom Himmel. Seine Gläubigen sollen sich vorkommen wie allmächtige Götter, denen alles zusteht, was ihnen beliebt: „Damit euch der Vater gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“

Dass sie die wahren Erwählten seid, erkennen sie daran, dass die Welt sie hasst. „So euch die Welt haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum haßt euch die Welt.“

Sie sollen sich nicht wundern, dass bei ihnen die ganze Welt verkehrt erscheint: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein; doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden.“

Ihr habt Angst in der Welt? Das ist gut. Das Leben auf Erden darf keine Lust sein. Dann erst werdet ihr begreifen: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Die ganze Welt glücklich machen? Das ist hohles Versprechen teuflischer Populisten. „Nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. Sie sind nicht aus der Welt, wie ich nicht aus der Welt bin.“

Das bayrische Kruzifix wird zum Streitpunkt zwischen Frommen und wahren Frommen. Wer hat Recht? Die Cäsaropapisten, die den Zaren – die weltliche Regierung – über Kardinal Marx stellen oder diejenigen, die die Popen als wahre Herren über die Regierungen betrachten?

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Womit klar ist, sein Reich ist über der Welt und die ganze Welt ist ihm untertan. Jetzt nur sichtbar für die Seinen, wozu die Pastorentochter gehört, am Jüngsten Gericht aber für alle – doch für die meisten wird es zu spät sein.

Die Gläubigen des Herrn mögen äußerlich die Verachteten sein – wie Trump selbst ein Verachteter ist –, dennoch werden sie die Mächtigsten sein auf der Welt: „Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, sind sie ihm vergeben. Wenn ihr sie jemandem nicht vergebt, sind sie ihm nicht vergeben.

Von irdischer Gerechtigkeit als Gleichheit für alle kann bei ihm nicht die Rede sein. Er bevorzugt die einen und vernachlässigt die andern: „Ich will aber diesem Letzten so viel geben wie dir. Oder steht es mir nicht frei, mit dem Meinigen zu tun, was ich will? Oder ist dein Auge neidisch, weil ich gütig bin? So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein.“

Soziale Gerechtigkeit, die die Ungleichheit einebnen will, ist eine Frucht des Neids. Die Rede vom Neid stammt vom Erlöser, der verteilen will, wie er will. Damit ist der heidnischen Polis-Gerechtigkeit der Kampf angesagt.

Wenn die Natur nicht den Bedürfnissen des Heiligen haargenau entspricht, soll sie zum Teufel gehen. Entweder ist sie ganz für den Menschen da oder sie soll nicht mehr da sein:

„Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn; und er sah einen Feigenbaum am Wege und ging hinzu und fand nichts daran denn allein Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nimmermehr eine Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte alsbald.“

Familie ist christlich? Aha:

„Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird’s hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.“

Wer seine Familie nicht hasst um Seinetwillen, der ist verloren. Sich lösen von seinen Lieben ist das Grundgesetz des Kapitalismus, denn es ist das Grundgesetz des Erlöserglaubens. Helikopterfamilien sind per se ungläubig. Weil sie sich aufeinander verlassen können, benötigen sie keinen Erlöser. Das ist die schlimmste Sünde wider den Geist:

„Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“

Frieden ist christliche Pflicht?

Dann wäre der Militäretat der deutschen Regierung entweder unchristlich – oder die christlichen Politiker wären keine Christen: „Meinet nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf Erden zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“

Frau und Mann seien gleichberechtigt?

Dann könnte der Mann nicht das Haupt der Frau sein. Und der Ehebruch des Mannes wäre genauso verwerflich wie der der Frau: „Und ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, außer wegen Unzucht, und eine andere heiratet, begeht Ehebruch.“

Kann ein einziger Mensch sich selbst retten?

„Als die Jünger das hörten, entsetzten sie sich und sagten. Wer kann dann gerettet werden? Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: Bei den Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.“

Nun haben wir die Antwort, warum die westliche Welt passiv ihr Ende vorbereitet. Der Glaube an den Erlöser hat den selbstbewussten Glauben an den Menschen zerstört. Verlieren sie dann noch den Glauben an Erlöser, glauben sie an gar nichts mehr.

Kann man Sünde und das Böse ausrotten?

Auf keinen Fall. Das Böse und die Verführungen zum Bösen müssen sein. Wehe aber denen, die die Verführungen im göttlichen Auftrag erledigen müssen – wie etwa Judas: „Es ist zwar notwendig, dass Verführungen kommen, doch wehe dem Menschen, durch den die Verführung kommt.“

Glauben macht allmächtig, denn Gott ist mit den Gläubigen.

Der Westen ist dabei, sich durch eine von Oben gesegnete Technik omnipotent zu machen. Wer nicht an die Allmacht des Frommen glaubt, zweifelt an Gott und wird von ihm ausgespuckt: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Berg sagen: hebe dich weg von hier dorthin. Und er wird sich hinwegbegeben und nichts wird euch unmöglich sein.“

Der Allmachtsglaube Trumps ist kein harmloser Narzissmus, sondern – Glaube.

Der Sinn des Lebens ist kein freudig beglücktes Leben, sondern das Gegenteil:

„Denn wenn jemand mit mir gehen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“

Kirchenfürsten erhalten absolute Macht über ihre Mitmenschen. Wen sie für die Seligkeit vorschlagen, der wird selig werden. Wen nicht, der nicht: „Ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein.“

Sprache als Verständigungsmittel der Menschen wird zur Geheimsprache von Gottes Lieblingen. Nur sie sollen die Botschaft des Herrn erfassen. Die anderen sollen Bahnhof verstehen. Auch hier ist die Postmoderne bereits vorbereitet: jeder hat seine eigene Sprache, niemand versteht niemanden: „Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörenden Ohren nicht hören.“

Die Frohe Botschaft ist für alle?

Sie ist an alle gerichtet, doch nur die wenigsten können sie erfassen: „Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden.“

Jetzt stehen wir vor der Epoche der Digitalisierung, angeblich, um Arbeit zu erleichtern oder abzuschaffen. Ist das zweite Paradies ein Reich für Arbeitslose, die träge und lustvoll in den Tag hineinleben? Das könnte man meinen – einerseits:

„Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet.“

Warum aber heißt es dann: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen?“

Das ist ein Todesurteil für Faulenzer und Arbeitsscheue. Weshalb Atheist Schröder die Hartz4-Gesetze auch ergehen ließ – als Strafen für Parasiten.

Der Antagonismus der beiden Stellen kann nur bedeuten: Malocht – aber sorgenfrei. Schuftet im Schweiß eures Angesichtes – aber ohne Angst vor dem Abstieg. Sorgt für euch und eure Lieben – nur in Gottvertrauen.  Wer glaubt, müsste die Ängste des Kapitalismus eigentlich überwunden haben. Warum nur wird der Westen immer mehr von seinen Ängsten überflutet? Klingt alles nach göttlicher Logik. Gott ist alles in allem, bei ihm gibt es keine Widersprüche.

Oje, wo sind wir gestrandet? Von Trump gingen wir aus und landeten in den Niederungen – pardon, den Glaubensgeheimnissen – des Christentums? Vom Verspotteten und Verhöhnten direkt zum Retter der Welt? Wer‘s glaubt, wird selig.

 

Fortsetzung folgt.