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Sofort, Hier und Jetzt LXXXVI

Sofort, Hier und Jetzt LXXXVI,

„Nichts ist scheußlicher, nichts unverschämter auf Erden als das Weib.

„Lass dich nie vom Weib, dem arschrollenden bezirzen, auch nicht durch schmeichelndes Geschwätz, das dich nur einfangen will.“

„Ein bös Gewächs im Leben ist das Weib; als nöt’ges Übel kaufen wir es doch!

„Ein Mittel gegen schlimme Frauen hat noch nie jemand erfunden: solch ein Übel sind die Frauen!“

„Zu Edlem sind wir Weiber nicht im Stand, doch Schlechtigkeit, die setzen wir leicht ins Werk.“

„Dem Weib vertraue nie dein Leben an.“

„Bei Weibern kannst du niemals Treue seh’n.“

„Wer einem Weib traut, der schenkt dem Räuber Vertrauen.“

„Kein Gezücht ist so schamlos wie die Weiber.“

„Es gibt kein schamloseres Tier als das Weib.“

„Dem Weib trau ich nur in einem einzgen Punkt: Dass nach dem Tode es nicht von neuem leben wird.“

„Vergoldet Schmutz und Dreck – das ist das Weib.“

„Mistloch, Votzenzeigerin, Schwanzschüttlerin.

Aphrodites wichtigste Gaben an die Frau sei „ihr Geschwätz, ihr Grinsen und

  ihre Tricks“.

„Weiber wollen den Mann nur ausdörren und ihn einem traurigen Alter überliefern. In bescheidenes Leben wollen sie sich nicht schicken, alles muss aus dem Vollen gehen. Den Drohnen gleichen sie, die selbst keine Arbeit verrichten und nur die Mühe anderer in ihren Bauch ernten.“

Pandora wird zur Stammmutter aller anderen Frauen, „und so kam das verderbliche Geschlecht der Weiber in die Welt, ein großes Übel für die Männer.“ Von Hermes wird sie ausgestattet „mit hündisch-schamloser Gesinnung und verschlagenem Sinn, mit Lug und Trug und schmeichelnder Rede“. Pandora öffnet die berühmte Büchse, aus der alles Elend und Leid auf die Menschen strömt, die bis dahin so glücklich gelebt hatten:

„Von ihr stammt des Verderbens Geschlecht, die Scharen der Weiber / Die zu gewaltgem Leid für sterbliche Männer geworden.“

„Und Nutzen bringen will das Weib nun einmal nicht.“

„Es ist bezeichnend für die Misogynie der herrschenden Klassen Griechenlands vom 8. Jahrhundert bis in zu den klassischen Zeiten, dass sie sich manchmal über die Fellatio lustig machten, nie aber von ihr an Ekel grenzenden Verachtung sprachen, die sie für den Cunnilinctus und den Cunnilingi reservierten: „Nicht deshalb hasse ich dich, weil du am Schwanz leckst/ Sondern weil du es tust auch ohne Rohr!“ (Aus Bornemann, Das Patriarchat)

Das grenzt nicht an Ekel, das ist Ekel.

„Seine eigene Zunge schändet er in ekelhafter Lust./ Gierig leckt er züngelnd eklen Schleim in Hurenhäusern auf./ Mit dem Abschaum wüster Wollust, pfui, beschmiert er sich den Bart …“

„Aufleckend ihre Brühe, schlürft und schluckt er sie …/ Eigner, natürlicher Gewandtheit nur verdankt ers / Dass er im Puff die Zunge so geschickt zu brauchen weiß …“

„Keiner, der so argen Frevler nicht verabscheut inniglich / Möge jemals mit uns trinken aus desselben Bechers Rand!“ (Aristophanes)

„Verhalf der Mann einer Frau zu ihrem Orgasmus, so war das ein Verrat am ganzen männlichen Geschlecht. Den Scheidenlecker traf der Vorwurf des Pantoffelhelden, des verweichlichten Mannes. Die Körperstellung des cunnilingus verglich man mit der des Hundes, der die Hündin beleckt.“ (Bornemann)

Heute erlebt die Vulva ihre Auferstehung, doch in klinischer Reinheit: Was ist der funktionelle Unterschied zwischen Vagina und Vulva?

Von der erbarmungslosen Offenheit der Griechen, die ihre Sprache benutzten, um die Wirklichkeit in allen Variationen, von sapphischer Lyrik bis zur ekelgeschwängerten Gossensprache, wahr-zu-nehmen, sind wir weit entfernt. Was wir nicht benennen können, haben wir nicht bewältigt.

Das Unnennbare und Bilderlose entzieht sich dem Zugriff des Menschen, es ist das mysterium dei. Nur Sinnlichkeit und erkenntnisfähige Sprache, die sich zum Denken paaren, bewahren uns vor Geistern und Göttern.

Was waren die wirksamsten Waffen der Männer, um sich die Frauen gefügig zu machen? Als es ihnen gelang, die Gebärfunktionen der Frauen zur Kloake zu erklären. Als die Frau zu stinken begann, war es um sie geschehen.

Das Lustvollste wurde zum Abstoßendsten. Den Gestank ihrer Autos zu ästimieren, gilt echten Männern als männlich. Die feine Gesellschaft muss aseptisch wohlriechend sein.

Wo aber versteckt sich die unterirdische Sehnsucht nach den Düften des elementaren Lebens? Dafür wurde das Theater erfunden. Die tabufreie Bühne muss das Leben ersetzen oder: das pralle Leben muss in Nischen outgesourct werden, weil es ein wahres Leben im falschen nicht geben kann:

„Nur im Theater riecht es nach Leben, nach Anatomie, und das meine ich im körperlichen, septischen Sinne. Man soll den Atem der Schauspieler spüren, man soll ihren Schweiss übers Gesicht rinnen sehen, und man soll, wenn immer möglich, auch etwas von ihrer Spucke abkriegen.“ (NZZ.ch)

Heute müssen Frauen nach allen exquisiten Duftwässerchen riechen, nur nicht nach sich selbst. Das unreine Weib musste exkludiert werden, besonders, wenn es Kinder gebar. Mädchen waren doppelt so unrein wie Knaben:

„Wenn ein Weib empfängt und gebiert ein Knäblein, so soll sie sieben Tage unrein sein, wie wenn sie ihre Krankheit leidet. Und am achten Tage soll man das Fleisch seiner Vorhaut beschneiden. Und sie soll daheimbleiben dreiunddreißig Tage im Blut ihrer Reinigung. Kein Heiliges soll sie anrühren, und zum Heiligtum soll sie nicht kommen, bis daß die Tage ihrer Reinigung aus sind. Gebiert sie aber ein Mägdlein, so soll sie zwei Wochen unrein sein, wie wenn sie ihre Krankheit leidet, und soll sechsundsechzig Tage daheimbleiben in dem Blut ihrer Reinigung.“

Noch heute versuchen religiöse Übermänner, Frauen aus dem Allerheiligsten zu vertreiben:

„Tausende strengreligiöse Juden haben an der Klagemauer in Jerusalem gegen die Gebete jüdischer Frauen einer liberalen Strömung protestiert. Dabei kam es nach Angaben der Frauen von Neschot Hakotel (Frauen der Mauer) auch zu gewaltsamen Übergriffen.“ (TAGESSPIEGEL.de)

Sex ist erinnerte Wiederbegegnung beider Geschlechter mit dem Leib ihrer Mütter, ihren Geschlechtsorganen, Gerüchen und Körperflüssigkeiten. Im synästhetischen Koitus erleben die Kohabitanten die anamnestische Wiedervereinigung mit ihrer Gebärerin, mit der sie neun Monate lang eine Einheit bildeten. Diese Einheit suchen sie ein Leben lang. Frauen müssen Mütter der Männer sein, Männer neiden Kindern ihre Mütter:

„Meine Mutter. Sie konnte häkeln, stricken, sie schmierte mir Kräuter auf die Brust, wenn ich hustete. Sie sang mir Lieder ins Ohr, wenn ich nicht schlafen konnte. Für mich ist eine Frau eine Mutter. Ich erwarte Ihren Shitstorm, liebe Frauen.“ (BILD.de)

Männer suchen die „ozeanische Einheit“ mit ihren Müttern, die von der Religion abgeschaut und verfälscht wurde zur unio mystica mit einem mütterfeindlich-jenseitigen Gott. Sie hassen die Frauen, weil sie diese Einheit nicht bieten können.

Auch Frauen suchen ihre Väter. Doch wo sind die, die sich lebenslang entziehen? Bleibt den Frauen nur der Vater im Himmel, der sie zu minderwertigen Wesen erniedrigt und die weibliche Natur am Ende vernichtet. Das ist eine Generalschwäche des Feminismus, dass er die Falle des frauenfeindlichen Schöpfer- und Vernichtervaters nicht bemerkt.

Auch Frauen suchen ihre Mütter, aber in Form eines denaturierten Vaters, ahnend und wissend, dass Mütter nie omnipotent sein können. Deshalb schützen sie die Männer, die Götter sein wollen, aber nur umherirrende, zur Gewalt neigende Hilfesuchende sind – sind es doch ihre Kinder, die sie zur Welt gebracht haben. Es geht nicht nur um die Gewalt überlegener Muskeln. Die Fortschritte der Technik und Wissenschaft haben kein anderes Ziel als die Machtergreifung über Mutter Natur.

Bist du’s – oder soll ich eines anderen warten? Wenn der Glaube der Frau erlischt, dass der Mann jener ist, auf den sie wartete – wenn der Mann realisiert, dass die Enttäuschung der Frau keine taktische Bestrafung ist, sondern aus dem Innern dringt: dann könnte er die Welt zusammenschlagen.

Was bleibt ihm, um seine Gottähnlichkeit aus den Trümmern seiner Entzauberung zu retten? Die Eroberung der Natur mit technischen Zangen und Hebeln. Aus Rache an der Frau, die ihn entgötterte, wendet er sich Mutter Natur zu, die er glaubt, folgenlos schänden zu dürfen.

Darf es etwas geben, was nicht männlich ist? Darf es etwas geben, das die Dreistigkeit besitzt, die Herrschaft des Mannes durch bloße Präsenz zu unterminieren?

„Eines ist sicher: die Frau wurde nur akzeptiert, als sie männliche Organe besaß. Deshalb die Verachtung der Vulva, der ästhetische Widerwille gegen ihre Reize, deshalb die Sexualisierung des Afters und der Glutäen.“ (Bornemann)

Die sexualistische Werbetechnik verlockt nicht mit der authentischen Verführungsaura der Frau, sondern mit jenen Reizen, die dem Manne am männlichsten erscheinen. Jahrzehntelang war der Po der Anziehungspunkt der Vorlust, die den Weg zur wahren Lust verhinderte. Seitdem der amerikanische Präsident Frauen beliebig an der „Pussy“ belästigt, ist der Bereich der tangiblen Macht noch erweitert worden. Diese angstbesetzten Frechheiten haben keinen anderen Zweck, als den wahren, unwiderstehlichen Eros der Frauen zu vernichten.

Frauen haben alles, wovon Männer träumen. Männer müssen sich die Frauen untertan machen, dass sie ihre Unterlegenheit nicht offenbaren müssen. Sie wollen nicht als lüsterne Bittsteller erscheinen.

Die patriarchalische Ehe ist das Hauptinstrument des väterlichen Richters über Leben und Tod seiner „Lieben“, um Weib und Kind zu domestizieren.

Pater familias, das altrömische Oberhaupt der Familie hatte „nach dem Zwölftafelgesetz die Macht über Tod und Leben über die Angehörigen der familia. Er konnte also unter Umständen seine Kinder, seine Sklaven oder seine Frau töten.“

Das Rohr des Mannes, Vorbild aller Schusswaffen und Kanonen, ist gradlinig. Die Formen der Frau entsprechen den Formen der Natur, weshalb die entsetzliche Dürre moderner Siedlungen und Hochhäuser – das Erbe des Bauhauses – keine welligen und weiblichen Rundungen aufweisen darf, die man in erregter Neugier erkunden kann.

Wo sind die Wurzeln der Misogynie, der Frauenfeindschaft? Und hat sich die Stellung der Frau wirklich verändert, verbessert? Glaubt irgendjemand, dass Frauen sich emanzipieren können durch unterwürfiges Eindringen in männliche Strukturen? Wie ist der Stand der Dinge?

„Kurz vor dem Weltfrauentag sieht die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Gefahr von Rückschritten bei der Gleichstellung. „Der Fortschritt beim Schließen von Geschlechterlücken stockt und kehrt sich in manchen Fällen um“.“ (SPIEGEL.de)

Auf zum obszönen Geschlechterkampf, ihr muskulären Fehlversuche der Evolution. Immer noch unterdrückt ihr die Frauen und denkt nicht daran, sie in euren gottgleichen Salons aufzunehmen. Doch ihr fightet nicht mit offenem Ekel-Panier. Ihr verachtet, rümpft die Nasen – und schweigt:

„Weibliche Stimmen sind öfter zu hören als vor ein paar Jahren, speziell auch feministische Stimmen, die patriarchale Strukturen infrage stellen. Daher rührt dann wieder der Impuls, Frauen zum Schweigen zu bringen.“ (Sueddeutsche.de)

Was bringen neue Sex-Techniken, ausgestattet mit pompösen Namen und in den Medien zur Pflichtbeilage arriviert? Keinesfalls einen Fortschritt im Entdecken der weiblichen Lust, die bislang im Dienst des Phallus stehen musste. Im Gegenteil:

„Für den Mann ist einfach nur genießen angesagt, er braucht nichts zu tun.“ (BILD.de)

Das Weib schweige in der Gemeinde. Es soll malochen gehen, nicht mitdenken und mitreden. Für den SPIEGEL ist Merkel Feministin, ob sie will oder nicht. Warum? Weil sie über Feminismus – schweigt:

„Bislang bezeichnete sie sich nicht öffentlich als Feministin. Aber nach dem G20-Frauengipfel sagte sie, die niederländische Königin Máxima habe dort eine Definition des Feminismus gefunden, der sie sich anschließen könne: „Für sie ist es Feminismus, wenn ich dafür bin, dass Männer und Frauen die gleichen Lebenschancen haben.““ (SPIEGEL.de)

Für sie, die anderen. Und für sie, die Angela, die es nicht nötig findet, sich mit klaren, ja, kämpferischen Worten mit den Frauen zu solidarisieren? Kann man sich vorstellen, dass sie Christin ist und es dennoch ablehnt, sich als solche zu bezeichnen? Hat sie ein einziges Buch zum Thema gelesen oder fliegt ihr alles geheimnisvoll zu?

Deutsche sind Christen, ohne einen Hauch vom Christentum zu verstehen, sie sind Feministinnen, ohne etwas über Geschlechterkampf zu wissen. Deutsche sind genial.

„Gleiche Lebenschancen“ – das sollen außergewöhnliche Sätze sein? Lebenschancen sind nicht identisch mit Machtchancen. Macht soll gleichwertiges Leben gegen inhumane Mächte ertrotzen. Wie aber sieht ein solches Leben für Frauen aus, die allein für ihre Kinder zuständig sind, weil die Väter sie noch immer aus der Ferne ernähren?

Inzwischen wurden die Kinder zu eigentlichen Ursachen der Umweltkatastrophe:

„Kinder seien schlecht für die Umwelt: Die Lehrerin Verena Brunschweiger hält nichts vom Kinderkriegen. Wenn wir jemanden zur Welt bringen, dann fügen wir ihm immer Leid zu. Insofern ist es das Beste für mein Kind, wenn ich es nicht bekomme.“ (SPIEGEL.de)

Frauen sollen bereuen, dass sie Kinder bekamen. „Gegen Kinder richteten sie sich in ihren Aussagen aber explizit nicht. „Ich liebe meine Kinder“, sagten die befragten Frauen unisono. Aber sie liebten es nicht, Mutter zu sein. Das sei für sie kein Gewinn, sondern ein Verlust: ein Verlust des Selbst, der Zeit sowie des Gefühls von Freiheit und Kontrolle.“

Sie lieben ihre Kinder, halten sie aber für die Spaßbremsen ihres Lebens. Sonst gibt es wohl keine Schuldigen in der Welt.

Wozu Frauentag, wenn alles in Ordnung ist – außer, dass zu viele liebesgierige Kinder ihren Müttern das Mark aus den Knochen saugen? SPIEGEL-Frauen benötigen auch keinen Frauentag, schreibt Markus Feldenkirchen über seine KollegInnen:

„Die meisten Frauen, mit denen ich rede, würden sich das Feiertagsspektakel übrigens gern schenken. Statt eines Ehrentages hätten sie lieber gleichberechtigte Aufstiegschancen und mehr Geld – zumindest genauso viel wie ihre männlichen Kollegen. Das Ziel muss also sein, diesen Tag überflüssig zu machen. Echte Gleichberechtigung gäbe es dann, wenn es keinen Feiertag mehr bräuchte, um auf etwas aufmerksam zu machen, das selbstverständlich sein sollte.“ (SPIEGEL.de)

Das wäre eine Utopie – die von Edelschreibern gewöhnlich mit scharfen Worten abgelehnt wird. Da diese Utopie nicht real ist, muss noch lange demonstriert werden. Bessere Aufstiegschancen und mehr Geld – ist nicht nichts, aber ist das alles, was arrivierten Journalistinnen zum Feminismus einfällt? Warum erzählt Markus Feldenkirchen nicht, wie er sich heroisch dafür einsetzte, seine männlichen Privilegien zugunsten der Frauen aufzugeben?

Eine Frauenquote verstieße gegen den Geist des Grundgesetzes, behaupten wohlwollende Freunde der Frauen, die sie davor schützen wollen, ins Reaktionäre abzudriften. Es gibt ausgesprochene Quoten als Hilfsmaßnahmen, um benachteiligten Minderheiten aufzuhelfen. Und es gibt unausgesprochene Quoten, die nicht auffallen, weil sie zum kollektiven Unbewussten der Gesellschaft gehören. Dazu zählt das viele Jahrtausende alte, in religiösen Lettern gegossene, Dogma der Hochkulturen: Der Mann ist das überlegene Wesen.

„Das Weib schweige in der Gemeinde.“

Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem HERRN. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.“

„Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein.“

„Desgleichen daß die Weiber in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht sich schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand, sondern, wie sich’s ziemt den Weibern.“

„Daß sie die jungen Weiber lehren züchtig sein, ihre Männer lieben, Kinder lieben, sittig sein, keusch, häuslich, gütig, ihren Männern untertan, auf daß nicht das Wort Gottes verlästert werde.“

„Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei. Denn Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva. Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat die Übertretung eingeführt. Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen, so sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.“

Selig wird die Frau durch Kindergebären unter Schmerzen und Lebensgefahr. Was wäre eine Frau, die nicht länger unter dem Fluch der Urschuld stünde? Sie wäre frei vom Zwang, Kinder zu gebären. Endlich frei, endlich keine Kinder mehr.

Kinder erinnern ihre Mütter lebenslang daran, dass sie die Schuldigsten unter den Menschen sind. War Adam doch nur der einfältige Mitläufer seiner dominanten Frau. Welche Schuld lud Eva auf ihre zarten Schultern?

Dass sie wissen wollte, was gut und böse ist. Sie wollte wissen, was Moral ist. Das ist unverzeihlich, auch noch heute. Schlechtmenschenhorden sorgen dafür, dass Sachzwänge die Gesellschaft bestimmen, nicht die Imperative einer aufgeklärten Vernunft.

Sachzwänge sind alternativlose Mechanismen, die die Macht der Eliten nicht vor die Hunde kommen lassen. Demokraten sollen den Gesetzen der Geschichte, des Wettbewerbs und der Digitalisierung gehorchen. Sie sollen nicht darüber nachdenken, was eine humane Moral ist. Sie sollen tun, was Gott ihnen befiehlt:

„Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich.“

Eva war die große Sünderin, die wissen wollte, was gut und böse ist – doch nicht sie darf es erfahren, sondern Adam, der sich hinter ihr versteckt hatte. Jeder weiß, das Weib wurde aus der Rippe des Mannes geschaffen. Für moderne Theologen kein Problem: „das Beste kommt erst am Schluss“. Was aber sagt Luther, Heros der Deutschen?

„Das Weib hat Gott nicht selbständig aus einem Erdenkloss und durch Einblasung des Lebensodems geschaffen, sondern aus einem Bestandteil des Mannes. Die Rippe müssen wir uns nicht als „nackte Rippe“ vorstellen, sondern als „bekleidete“, so Luther. Das Weib kommt daher von Adam, nach Leib und Seele.“ (Dogmatik der Lutheraner in Missouri und Ohio) Tusch, das Beste kommt erst am Schluss: die modisch kostümierte Rippe des Mannes.

Die Minderwertigkeit der Frau beruht auf der Minderwertigkeit der weiblichen Natur. Ein männlicher Gott degradiert sie zu seinem Geschöpf, das eine gewisse Zeit ausgesaugt und abgenutzt werden darf, bis es eines Tages eliminiert wird. Mann und Frau dürfen nicht im Einklang mit der Natur leben, im Schutz ihrer Unvergänglichkeit, in der Gewissheit, dass alle Lebewesen ihre Nischen finden.

Der göttliche Sinn der Schöpfung, glauben die Frommen, ist anthropozentrisch. Um des Menschen willen sei die Erde erschaffen worden. Denkste. Um des Mannes willen wurde sie erschaffen, das Weib ist lediglich seine Assistentin und Gehilfin. Der Mann richtet die Natur zugrunde, das Weib darf ihm bewundernd applaudieren.

Warum gibt es unter den wissenschaftlichen Genies so wenige Frauen? Sind sie nicht doch minderbegabt? Frauen können alles – aber sie wollen nicht alles können. Sie verzichten darauf, die Natur mit Brillanz zur Strecke zu bringen.

Das Ziel der Emanzipation kann nicht darin bestehen, auf allen männlichen Brillanzstufen die gleiche Quote an Frauen zu etablieren. Sondern darin, die Destruktionsakte der Männer – zu destruieren.

Unter den frühen Griechen gab es ätzende Frauenfeinde. Dann geschah das Unerwartete, das dennoch kein Wunder war. Stoiker und Kyniker sahen in allen Menschen ihre gleichberechtigten Geschwister.

Antipater (!) legte Wert auf natürliche Zuneigung zu den Mitmenschen und vertrat den Gedanken der Humanität. „Er würdigte auch die Lebensgemeinschaft der Gatten, in der tiefer noch als in der Männerfreundschaft das Wort vom alter Ego (das andere Ich) Wahrheit werden könne. Es war das erste Mal, dass ein Stoiker solche Töne für Ehe und Frau fand, für diese, im Vergleich mit dem alten Hellenentum, eine ganz neue Schätzung.“ (Max Pohlenz, Die Stoa)

Wer miteinander streitet, wütet und kämpft – nimmt sich gegenseitig ernst. Ob er‘s weiß oder nicht. Dämmert ihm, was die Gründe seiner Gefühle sind, kann er sein Ringen und Raufen zu Quellen seiner Erkenntnis machen. Aus dem verletzenden Gegeneinanderwüten entsteht der Dialog, der methodische Streit auf der Agora – aus der Gleichberechtigung unterschiedlicher Meinungen wächst die Polis. Ohne Geschlechterkampf in ehrlicher, wissenwollender Heftigkeit – keine Demokratie.

Eine Demokratie funktioniert nur so gut wie gleichberechtigte Partnerschaften. Wer nicht zuhören, nicht verstehen, sich nicht auseinandersetzen kann, um die Gründe der auseinanderklaffenden Meinungen herauszukriegen, wer Entscheidungen nicht in verträglichem Geiste treffen kann, der ist weder guter Partner noch ein zoon politicon.

Der Ursprung der Polis liegt in der Sippe, der Familie, beim „Heimchen am Herd“, das die anderen ermutigt, sich als gleichberechtigte Wesen zu betrachten. Früher war Herd der Mittelpunkt einer Sippe, Sippen waren Zentren eines Stammes – vergleichbar mit regionalen Bürgerparlamenten. Heute wird der Herd auf den Müll geworfen zugunsten einer allseitigen Untertänigkeit unter die Macht des Kapitalismus und der Technik.

„Wieso drängte der Grieche die Frau zurück? Nicht, weil sie minderwertig war, nicht, weil er sie als minderwertig betrachtete, sondern im Gegenteil: weil er ihre Überlegenheit fürchtete und weil die Jahrhunderte der Unterdrückung, zu denen er sie verurteilt hatte, sein schlechtes Gewissen und seine Angst vor ihrer Rache verstärken musste.“ (Bornemann)

Ohne kämpfende Emanzipation der Frau hätte es keine Demokratie gegeben. Demokratie ist die Wiederherstellung der matriarchalen Muttersippe auf der Basis expandierter Face-to-Face-Gemeinden.

Die Gleichstellung der Frau mit dem Mann darf nicht das Ziel der Emanzipation sein: das wäre die Gleichstellung mit einem neurotischen Macho. Die ganze Welt der He-manner muss auf den Kopf gestellt und ausgemistet werden. Männer und Frauen können keine Mütter und Väter für sich und ihre Kinder sein, wenn eine inhumane Gesellschaft es nicht zulässt.

Emanzipation heißt Revolution. In welchen Gesellschaftsformen die Menschheit zukünftig leben will, muss von beiden Geschlechtern, Eltern und Kindern, Alten und Jungen, Reichen und Armen, Mächtigen und Abgehängten, von Grund auf neu entschieden werden.

„Der Selbstzerstörungswille des Patriarchats ist untrennbarer Teil seiner selbst. Man denke an die Gleichung von „Liebe und Tod“. Das matristische System ist das „gelöste Rätsel der Geschichte.“ (Bornemann)

„Nachdem die Frau durch das Privateigentum entthront worden ist, bleibt ihr Geschick durch Jahrhunderte an diese gebunden; ihre Geschichte fällt zusammen mit der Geschichte des Erbrechts. Der Eigentümer projiziert seine Existenz in seinen Besitz, er misst ihm höhere Wichtigkeit zu als seinem Leben.“ (Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht)

Am Anfang war die Mutter. Männliche Dominanz entspringt keiner Realität. Männer herrschen nicht von Natur aus. Das Patriarchat ist der Versuch, die Vorherrschaft des Mannes zu einem „Naturgesetz“ zu machen.

Nicht anders als der Kapitalismus glaubten Marx & Engels an die Notwendigkeit der Naturbeherrschung. Marx scherte sich nicht um die Rolle der Frau, es sei, im Zusammenhang mit einem Phantomreich der Freiheit.“ (Marilyn French, Jenseits der Macht)

Das Reich der Freiheit wird kommen, wie der Messias wiederkehren wird. Arbeit ist das geschändete Hilfsmittel, um die männliche Naturzerstörung zu vollenden. Sämtliche Parteien des Westens, von rechts bis links, propagieren die „harte Arbeit“, die „Grundlage der Lebensleistung“, wofür die Malocher mit Almosen abgespeist werden.

„Die Frauenbewegung im Kapitalismus hat unglaublich viel geleistet: Veränderungen in den Bereichen des Rechts, der Sitten und Gebräuche. Dennoch konnte der Feminismus nicht am eisernen Establishment rütteln, das drauf und dran ist, unsere Erde zu zerstören.“ (French)

Worte aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Inzwischen ist die Welt in Bewegung geraten. Rund um den Planeten wogt es. An der Spitze fast immer Frauen, inzwischen Hand in Hand mit Jugendlichen. Es geht um den existentiellen Kampf: Kinder und Frauen – gegen Männer und Maschinen.

Die strohdummen Roboter werden, zusammen mit ihren geistlosen Erschaffern, den Kampf verlieren. So wahr uns Mutter Natur helfe.

 

Fortsetzung folgt.