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Samstag, 15. Dezember 2012 – Manifest Destiny

Hello, Freunde der Freiheit,

Der Amoklauf von Newtown:“Nicht einmal Kinder sind bei uns sicher“.

Eine der umstrittensten Passagen in der Verfassung der Vereinigten Staaten steht im zweiten Zusatzartikel und lautet:

A well regulated Militia being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms shall not be infringed.”

„Da eine wohl organisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.“

Die damaligen Milizen waren Vorläufer der heutigen Nationalgarde der USA, bis 1905 waren sie die hauptsächlichen Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Die Milizen der Anfangszeit gibt es nicht mehr, aber jeder Amerikaner fühlt sich noch immer als Mitglied der Miliz, will mit Waffen verteidigen, was er unter Original-Amerika versteht.

Die Verteidiger der Waffenfreiheit definieren das „well regulated“ als „Pflicht, eine angemessene Disziplin und das nötige Training zu besitzen“. Und das trifft selbstverständlich auf jeden Amerikaner zu, der innerlich mit nichts anderem beschäftigt ist, als potentielle Feinde des Landes und des rechten Glaubens aufzustöbern, zu entlarven und vor laufenden Kameras zur Strecke zu bringen.

Amerika muss im unberührten Zustand der Anfänglichkeit bleiben, jeder Eingriff des Staates bedeutet bürgerliche Ermattung der Gesellschaft und das Zugeständnis, dass die heroische Anfangszeit vorüber und das neue Kanaan verfettet, träge und somit

heidnisch geworden ist. Der Einzelne wäre nicht mehr Herr seiner selbst, sondern fühlte sich vom Staat entmündigt und domestiziert.

Als noch jeder auf sich allein gestellt war, um das Riesenland den wahren Besitzern, der undynamischen und ungläubigen Urbevölkerung, abzujagen, befand jedes Individuum sich im vorstaatlichen Stadium des Kampfes jeder gegen jeden. Hobbes erklärte den dauernden Krieg als Dauerbereitschaft zum Krieg: „Das Wesen des Kriegs besteht nicht in tatsächlichen Kampfhandlungen, sondern in der bekannten Bereitschaft dazu während der ganzen Zeit, in der man sich des Gegenteils nicht sicher kann sein.“

Das ist die präzise Seelenbeschreibung heutiger Amerikaner. An diesem permanenten Kriegszustand hat sich innerlich bis heute nichts geändert. Die Psyche des Amerikaners, noch immer fixiert auf Wundertaten der Vorfahren mit handfesten Waffen des Glaubens, will diese Eroberungszeit nicht Vergangenheit werden lassen.

Jedem Anfang wohnt ein göttlich-militaristischer Zauber inne. Amerikaner sind bibelfest und betrachten sich als moderne Hebräer, die ein zweites Mal Kanaan eroberten, in dem Milch und Honig fließt. Die Originalgeschichte kennen sie auswendig und vergleichen sie ständig mit der zweiten Version, die die erste selbstverständlich in allen Dingen in den Schatten stellen muss.

Damals hatte Gott dem Josua gesagt: ziehe hinauf in jenes Land, das ich euch geben werde: „Jeden Ort, darauf eure Fußsohle treten wird, gebe ich euch, wie ich Mose versprochen habe. … Niemand soll vor dir standhalten können dein ganzes Leben lang.“

Ist ja auch alles eingetreten, Gott hat im neuen Kontinent Wort gehalten und die Endzeit eingeleitet, indem die Taten der Urzeit eschatalogisch wiederholt werden. Glänzender und triumphaler denn je.

Auch zwischen Amerikanern und den Juden gibt es eine Rivalität. Nicht anders als zwischen Deutschen und Juden und allen christlichen Staaten und Juden, weswegen in allen christlichen Ländern der Antisemitismus herrscht, die Rivalität um das Prädikat: wahres auserwähltes Volk.

Im Unterschied zu den Deutschen aber, die einen gefühlten einzigen Kuchen mit niemandem teilen wollten, haben die Amerikaner einen zweiten, größeren, herrlicheren und mächtigeren Kuchen von Gott empfangen als die ersten Juden, sodass die Rivalität nicht um Sein oder Nichtsein ging wie bei den Deutschen. Die Amerikaner erlebten die Juden wie gleichberechtigte Brüder beim Erobern der neuen Welt, später wurden sie joviale Befürworter des neuen Staates Israel.

Allerdings werden sich die versteckten Animositäten verstärken, wenn die Israelis sich nicht bald zum Christentum bekehren werden, um der Wiederkunft des Messias Tür und Tor zu öffnen. Spätestens dann werden die Juden bemerken, dass ihre bisherigen Genossen sie nur als fungible Instrumente der Heilsgeschichte betrachtet haben. Werden die Instrumente sich weigern, ihren vorgesehenen Part zu spielen, wird’s mit der bisherigen Scheinfreundschaft zu Ende sein.

Auch England hatte bislang keinen ausgeprägten Antisemitismus. Das lag daran, dass es nicht so viele Juden auf der Insel gab, vor allem aber an der Weltherrscherstellung der stolzen Briten, die in ihrem Selbstbewusstsein keine ernstzunehmenden Rivalen auf der ganzen Welt erblicken konnten.

Wie Josua von Gott geheißen wurde, alle Gebote des Herrn genau zu beachten, so rütteln die neuerungssüchtigen Amerikaner nicht gern am Buchstaben ihrer heiligen Schriften, zu denen sie ihre Verfassung zählen – die ihnen von Gott gegeben wurde wie den Kindern Israels die Zehn Gebote. „Freiheit ist ein Geschenk Gottes“, predigte Dabbelju, und ein Geschenk Gottes darf man in keiner Weise beschädigen oder verbiegen.

Wie der Exodus der Kinder Israels aus dem Pharaonenland als Weg in die Freiheit gedeutet wird, so war der Exodus der Europäer aus Alteuropa ein von Gott verheißener Weg in die Freiheit der Kinder Gottes. „Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du Glück habest auf allen Wegen.“

So neuerungssüchtig die Amerikaner sind, so konservativ sind sie beim Festhalten an ihren heiligen Urkunden und uralten göttlichen Offenbarungen. Wenn der Schöpfungsbericht in der Bibel steht, muss er wortwörtlich wahr sein, daran können keine neueren Erkenntnisse rütteln, behaupten die Creationisten.

Das Neue, das sie sich zukunftssüchtig aus den Fingern saugen, darf nichts gedanklich Neues sein, schon gar nichts Kritisches gegenüber ihren Glaubenssätzen. Es muss sich in den Rahmen des Uralten als Verheißung und Erfüllung einfügen lassen. Die Zukunft darf nur bringen, was die älteste Vergangenheit prophezeit hat. Gedankliche Erneuerungen sind verdammenswert und antibiblisch.

(Übrigens ist Beschneidung auch unter einem militaristischen Aspekt zu betrachten. Durch einen Inititationsritus, der schmerzhaft ist und männlich tapfer ertragen werden muss, werden die Erwählten zu streitbaren Jüngern des Herrn. Nur wer das Siegel Gottes nachweisen kann, ist tauglich zur militia dei. Siehe Altes Testament > Josua 5,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/josua/5/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/josua/5/“>Jos. 5,1 ff, wo die in der Wüste geborenen und unbeschnittenen Jungmänner erst beschnitten werden mussten, damit die Eroberung Kanaans in rechtem Gehorsam erfolgreich zum Abschluss gebracht werden konnte.)

Nicht hygienische Gründe, sondern theologische Gründe werden es sein, warum die meisten Amerikaner beschnitten sind. Sie wollen das Erwählungszeichen Gottes am Leibe tragen, um sich als Streiter des Herrn fühlen zu dürfen.

Die biblischen Untergründe der amerikanischen Seele werden von deutschen Medien nicht zur Kenntnis genommen, geschweige als Erklärung der Untaten von Newtown zugelassen. Im Zweifelsfall hilft das Böse als Erklärung des Unerklärlichen. Würden biblische Motivationen als kausale Gründe solch eruptiver „Gerechtigkeits- und Rachetaten“ zugelassen, müsste die Nation zur Verhinderung von Nachfolgetaten ihren Glauben in Frage stellen.

Die christlichen Nationen ernten immer deutlicher und überzufälliger die Früchte ihrer Predigten in Gesellschaft und Natur. Je mehr ihnen die Probleme ihres glaubensgeleiteten Tuns aus allen Poren dringen, je mehr müssen sie die heiligen Quellgründe desselben verbergen und verdrängen.

Längst befinden wir uns wieder in einer Epoche der Kreuzzüge. Gelegentlich als Kriege gegen wechselnde Reiche des Bösen klar gekennzeichnet, zumeist aber in unausgesprochenen Glaubensscharmützeln gegen die Natur. Der Dauerkrieg wird auch gegen die Natur geführt, ökologische Bedenken sind Versuchungen des Teufels.

Wie bei Breivik werden wir auch im Falle des amerikanischen Amokläufers keine sinnvolle psychologische Analyse lesen können. Das ginge nicht ohne schmerzliche Selbstkritik am american way of life. An der Fortsetzung des neocalvinistischen Wegs wird sich nur was ändern, wenn alle Tornados dieser Welt synchron den Kontinent heimsuchen und die Stimme des Herrn aus dem Wettergetümmel herunterdonnert: Wie lange wollt ihr noch an mich glauben, als Rechtfertigung, dass ihr alles, was euch im Wege steht, abrasieren könnt?

In den USA kann nur Gott selbst sich abschaffen. (Nemo contra deum, nisi deus ipse, niemand kann gegen Gott, nur er selbst). Den Amerikanern kann man die Waffen des Glaubens nicht wegnehmen. Das wäre wie Aberkennung ihrer Mitgliedschaft in der militia christi.

Das frömmliche Nachkriegsdeutschland hat die Waffen des Glaubens zu ätherischen Friedenswerkzeugen sublimiert. Alles, was nach Krieg und Militanz klingt, wird ent-militarisiert und allegorisiert. (Derselbe Deutungsvorgang wie beim muslimischen Dschihad, der nichts als Eifer sein soll, die guten Werke der Korangläubigen vor aller Welt leuchten zu lassen.)

Im deutschen Pazifismus nimmt man Jesajas Utopie vorweg und macht alle Schwerter zu Pflugscharen. (Für Indianer und sonstige sentimentale Naturanbeter sind Pflugscharen Schwerter gegen die Natur. Warum sollen wir den Bauch unserer Mutter aufschlitzen?)

„Meinet nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Heißt in neudeutscher Hermeneutik: Ich bin gekommen, das Böse zu herzen und zu lieben, die Hölle zu schließen – und meinen rachsüchtigen Vater im Himmel abzuschaffen. ER darf auch nicht länger mehr sagen: mein ist die Rache, sondern muss bußfertig bekennen: allzu sehr habe ich auf Rache gesetzt, das muss aufhören.

Der Kampf geht ja nicht gegen lächerliche Menschen, sondern gegen das Böse selbst, das sich bestimmter Menschen bedient. „Denn unser Ringkampf geht nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Gewalten, wider die Mächte, wider die Beherrscher dieser Welt der Finsternis, wider die Geisterwesen in der Bosheit in den himmlischen Regionen.“ Das ist der Kriegsauftrag für die militia Christi. Nicht gegen harmlose menschliche Würstchen, sondern gegen das Böse im Universum.

Wir stehen am Ursprung der amerikanischen Alienlegende. Das sind böse Außerirdische, die den Menschen zum Verwechseln ähnlich, an geheimen Merkmalen erkennbar sind und mit Stumpf und Stil ausgemerzt werden müssen, sonst verwandelt sich die ganze Menschheit in eine Alienbrut.

Bei den meisten Amokläufern spielt das Entlarvungsmotiv des Bösen mitten in der heilen Welt ein ausschlaggebendes Motiv. Bei Breivik nicht anders. Plötzlich, wie im Nu einer Erleuchtung, erkennen die Gedemütigten und Gekränkten, dass die liebsten und nächsten Menschen verkappte Teufel sind, die man so schnell wie möglich durch Totalamputation daran hindern muss, sich weitere Opfer zu suchen.

In einem Land, wo Milch und Honig fließen soll, gibt’s für empfindungsfähige Kinder nur zwei Reaktionsmöglichkeiten: entweder die lügenhaften Eltern dadurch schützen, dass man ganz schnell wird wie sie oder sich innerlich abschnüren und nur noch auf den Tag der Rache zu warten: „Der Tag des Herrn kommt über alles Stolze und Erhabene“, also über alle, die die Schwachen erniedrigt und verhöhnt und andere ungerechterweise vorgezogen haben.

Man hält es nicht aus, dass andere Kinder es besser haben sollen als man selbst. Die glücklichen Rivalen erträgt man nicht, sie sollen nicht mehr sein. Wie oft mag die Mutter des Täters, eine Lehrerin, ihrem Sohn gesagt haben: Du bist ein Taugenichts, die ganze Klasse ist besser als du. Du blamierst mich vor der ganzen Schule mit deiner tückischen Dummstellerei.

Irgendwann wurde dem Sohn klar, dass die Mutter eine verkappte Teufelin war, der er die Maske vom Kopf reißen musste. Auch die schulischen „Geschwister“ mussten dran glauben. Die Brüder Josefs konnten es nicht mehr ertragen, dass der Liebling des Vaters ihnen in allen Dingen vorgezogen wurde. Denn „Israel hatte Joseph lieber als alle anderen Söhne.“

Die Religion der Erwählung macht die Schwachen und Unerwählten zu ihren Opfern. Wie können es Kinder mit ihrem Gerechtigkeitsgefühl ertragen, dass „the winner takes it all“? Dass die Verlierer vom Kuchen keinen Krümel mehr abkriegen? Das sie dafür noch beschämt und blamiert werden?

„Als nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine andern Söhne, wurden sie ihm feind und mochten ihm kein freundliches Wort mehr gönnen. … Und sie hassten ihn noch mehr um seiner Träume und um seiner Worte willen. … Als sie ihn nun von ferne sahen, machten sie, bevor er nahe zu ihnen herankam, einen Anschlag, ihn zu töten und sprachen zueinander: Seht, da kommt der Träumer. Wohlan, wir wollen ihn töten und in eine Zisterne werfen.“

Wenn eine ganze Nation von Gott erwählt sein will, wie können die Loser es aushalten, den Heiligenschein der Erwählung durch ihr Versagen in Zweifel zu ziehen, die Glaubwürdigkeit Gottes als Lug und Trug zu enttarnen? Ihnen bleibt nur, sich selbst auszulöschen, indem sie andere auslöschen.

Eine Tragödie der Geschwisterrivalität, würde Freud verharmlosend sagen. Es ist die Tragödie einer Religion, die wenigen alles gibt und dem großen Rest alles nimmt.

Man glaubt es nicht, bei Luther gibt es tatsächlich so etwas wie die Pflicht zu einer situativen Kriegsdienstverweigerung. Für den Fall nämlich, dass der Krieg der Obrigkeiten ungerecht, also ein Präventiv-, Angriffs- oder Religionskrieg ist. Der sonstige Kadavergehorsam gegen Obrigkeiten hatte hier ein Ende. Die Untertanen sollten genau hinschauen, aus welchen Gründen ein Krieg begonnen wurde und bei ungerechten Kriegen den Gehorsam verweigern.

Die protestantischen Widerständler des preußischen Adels hätten durchaus die Chance gehabt, dem Führer bei seinem Angriffskrieg den Gehorsam zu verweigern. Doch was ist gerechter Grund, was ungerechter? Luthers Obrigkeitswahn hatte schnell den möglichen Widerstand der Untertanen ins Gegenteil verkehrt. War die soziale Bedrückung der Bauern kein gerechter Grund, die blutsaugenden Fürsten zum Teufel zu jagen?

Einen generellen Pazifismus im Namen der Bergpredigt lehnte der Reformator als „widerchristlich“ ab. Solange die Welt aus dem Reich des Teufels bestehe, solange der Messias noch nicht gekommen sei, könne es hienieden ohne Gewalt und Krieg nicht gehen.

Die Deutungen des Gerechten sind dehnbar, wie einfach ist es für jeden Aggressor, seinen Angriff als vorbeugende Verteidigung auszugeben. Die lutherischen Nazitheologen hielten jeden nationalen und völkischen Krieg für gerechtfertigt, weil die bösen Feinde – darunter die satanischen Juden – die „Schöpfungsordnung“ bedrohen würden.

In lutherischer Tradition war es ein Leichtes, sich selbst zum auserwählten Volk zu stilisieren und alles Gegnerische als teuflischen Akt gegen die Getreuen des Herrn zu definieren. In seiner Zwei-Reiche-Lehre war die Obrigkeit befugt, renitente Untertanen mit dem Schwert zu züchtigen. Natürlich nur zu deren Besten. Ob „Kriegsleute in seligem Stand sein können?“ – die Frage seiner berühmten Schrift bejahte Luther eindeutig (von wenigen kleinen Ausnahmen abgesehen).

Bismarck war ein frommer Pietist, der in seinen Brautbriefen seinen tief empfundenen Glaubensstand erläuterte. Dennoch führte er Kriege. Zur Verteidigung sagte er, mit der Bergpredigt in der Hand könne er keine Politik machen.

Hier irrte der Junker. Hätte er sehr wohl. Er hätte nur den leichten Nachweis führen müssen, dass sein Krieg den Sinn habe, die Feinde mit militärischen Mitteln zu lieben und sie vor der Hölle zu bewahren. „Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verloren geht und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“ Man bewahrt den andern vor der Hölle, indem man ihn prophylaktisch zu seinem eigenen Heile amputiert oder tötet.

Die deutsche Haltung deckt sich vollständig mit der „Manifest Destination“, der „Offensichtlichen Bestimmung“ der Amerikaner, mit Hilfe des Krieges der Welt das Heil in Form von Demokratie und Kapitalismus zu bringen. Das war ein wasserdichtes bibisches Motiv, sich im 19 Jahrhundert diverse Nachbarländer einzuverleiben oder zu besetzen – um ihnen die Frohe Botschaft des überlegenen Marktes oder der von Gott auserwählten amerikanischen Nation zu überbringen.

Kurz vor dem Feldzug gegen Mexiko zum Ergattern von Neumexiko wurde in einer New Yorker Zeitung ein Brief veröffentlicht, in dem der Krieg als Gottes Wille deklariert wurde:

„Der Oberste Herrscher des Universums scheint sich einzuschalten und die Energie der Menschen dahin zu lenken, der Menschheit zu nutzen. Sein Eingreifen scheint mir am Erfolg unsrer Waffen ablesbar. Dass die Errettung von 7 Millionen Seelen von allen Sünden, das augenscheinliche Ziel ist, scheint offensichtlich.“ Krieg habe wohl seine Schrecken, aber: „wie unverständlich dies auch für uns sein mag, so hat der Allwissende Urheber allen Geschehens ihn doch auch zum Instrument dafür gemacht, das große Ziel menschlicher Erhebung und menschlicher Glückseligkeit zu erreichen. Aus dieser Perspektive heraus stehe ich zur Doktrin der manifest destination.“

Das war die berühmte Legitimationsurkunde für Amerika, in göttlichem Auftrag nach allen Seiten zu expandieren und, wenn’s nicht mit Money und gutem Zureden geht, mit Militanz der Welt die Frohe Botschaft zu bringen, dass Amerika die Welt zu dominieren und zu erlösen habe.

Das könnte man einen Aufruf zum göttlich befohlenen Amoklauf unter den Völkern nennen, der bis heute seine Geltung nicht verloren hat. „Darum ergreifet die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage Widerstand leisten und alles vollbringen und standhalten könnt.“

Obama forderte unter Tränen, nun endlich zusammenzurücken und den Waffenerwerb zu erschweren.

Die Republikaner wollen hingegen noch mehr Gott und Religion in der Schule – also noch mehr Waffen und hasserfüllte Verpanzerung. (Ruth Schneeberger / SZ)

Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen.