Hello, Freunde des Benimms,
„In Ihrem Benimm-Lexikon taucht unter dem Stichwort Erziehung als erstes ‚Glauben‘ auf. Wie wichtig ist Glauben für ein gutes Benehmen?“
Thurn und Taxis: Ganz entscheidend! Wenn ich nichts über mir habe – keinen lieben Gott und auch keine Ewigkeit –, dann verzichte ich auch auf ein Stück Verantwortung. Wenn ich aber weiß, dass ich im Konzert der Ewigkeit nicht nur dem Hier und Jetzt, sondern auch der Vergangenheit gegenüber eine Verantwortung trage, dann lebe ich ganz anders. Und dann bejahe ich ganz anders und sehe einen ganz anderen Sinn. Und mit einem positiven Lebenssinn habe ich natürlich schon von Haus aus bessere Voraussetzungen, gut gelaunt und fröhlich und dann eben auch höflich durchs Leben zu gehen.“
Glaube gehört zu den Benimmregeln derer, die sich für den Mittelpunkt der Welt halten. Du atheistischer Rüpel hast dich nicht gut benommen, sagte Petrus am Tor. Ab mit dir ins Fegefeuer.
(WELT-Interview mit Gloria von Thurn und Taxis von Julika Meinert)
Der Mensch benimmt sich nicht nur besser, wenn er glaubt. Er ist auch erfolgreicher. „Religion sei evolutionär erfolgreich, weil sie viele Hilfsdienste für den Einzelnen und die Gesellschaft erfülle. Auf der individuellen Ebene hilft es, mit den Tiefen des Lebens fertig zu werden, sie hilft zum Beispiel, eigentlich Unerklärliches zu erklären, Sinn zu geben, oder Trauer zu bewältigen.“ So ein Religionsexperte in der WELT.
Religion gebe Menschen mehr Kraft in Notsituationen. Sie führe zu größerer Kooperation, das mache religiöse Gesellschaften erfolgreicher. So zeigte eine Studie, „dass sowohl Kinder als auch Erwachsene sich regelkonformer verhalten, wenn …
… sie glauben, von Geistern oder Göttern beobachtet zu werden.“
Wer sich regelkonform verhält, benimmt sich besser, weil er weiß, dass der Himmel ihn beobachtet und überwacht. Religionen würden das Verhalten der Menschen verlässlich in gute und böse Taten einteilen. Das erleichtere der Polizei und Justiz die Arbeit. Die Gesellschaft werde berechenbar.
Nun haben wir das Rätsel gelöst, warum der amerikanische Protestantismus so begierig Krieg gegen muslimische Fanatiker führt. Auf dem Feld der Ehre muss bewiesen werden, welche Religion die erfolgreichere und somit einzig wahre ist. Im letzten Jahrhundert machten die Deutschen diesen Test schon zweimal – ihr Luthertum verlor gegen den Neucalvinismus zwei zu Null.
Nur gut, dass die Menschen das Internet erfunden haben, welches das Auge Gottes ersetzt. Nichts bleibt den Suchmaschinen verborgen. Aus unzähligen Internetspuren, die jedes Individuum hinterlässt, könne man seinen Charakter entschlüsseln, sagen Experten. Vor allem könnten Firmen eruieren, welche Mitarbeiter nicht mehr fleißig bei der Sache wären. „Wir können herausfinden, wer loyal ist und wer krumme Dinger dreht, wer bereits innerlich gekündigt hat und wer vielleicht auf Kosten des Unternehmens private Geschäfte führt.“
Aus Internetdaten kann man schließen, ob Menschen gläubig sind, sich gut benehmen und sich willig ausbeuten lassen. Oder ob sie gottlose Parasiten sind. Auf dem Internet ruht der Segen des Herrn. Wer Wert auf eine geschützte Privatsphäre legt, macht sich verdächtig. Für einen verantwortungsvollen Job ist er nicht geeignet.
(FAZ-Interview von Stefan Schulz und Melanie Mühl)
Keine Schuld! Welcher einfache Panzerkanonier hätte sich gegen den Nationalsozialismus und den Krieg wehren können? Fragte ein ehemaliger Wehrmachtssoldat gestern bei Jauch. Auch der Sohn des heutigen Großvaters sah keinerlei Schuld bei seinem Vater. Das Wort Jude wurde in der Sendung so gut wie nicht erwähnt.
Heißt unschuldig am Krieg auch unschuldig am Judenmassaker? Diese Frage wurde von dem beliebtesten Deutschen nicht gestellt. Jauch betonte in seiner Vorrede, dass die Grenzen zwischen Tätern und Opfern verschwimmen würden. Es gäbe nicht nur schwarz oder weiß, sondern viel Grau in der Mitte. (Jetzt wissen wir, warum alle Parteien in die Mitte wollen, dort dürfen sie graue Mäuschen spielen.)
(Sebastian Hammelehle im SPIEGEL über die TV-Debatte bei Jauch)
Täter sind auch Opfer, Opfer auch Täter? Gilt das auch für arische Täter und jüdische Opfer? Auch diese naheliegende Frage wurde nicht gestellt. Es ging nur um Verbrechen im Krieg. Welche deutschen Edelkrieger haben die Fama aufgebracht, die deutsche Armee hätte mit den Verbrechen der Nazis nichts zu tun? Schon in der Debatte um die Wehrmachtsausstellung gab es seltsame Äußerungen eines Richard von Weizsäcker, der nichts auf den guten Ruf der deutschen Helden kommen ließ.
Man weiß um die exzellenten Fähigkeiten der Familie derer von Weizsäcker, überall mitzumischen und dennoch an nichts schuldig zu sein. (Böhringers Agent Orange für den Vietnamkrieg, Pädophilenaffäre in der Odenwaldschule – alle Vorwürfe tropften am Ex-Bundespräsidenten ab, als sei er aus Teflon.) Richard von Weizsäcker verteidigte bekanntlich seinen Vater – einen ehemaligen Staatssekretär bei Hitlers Außenminister Ribbentrop – beim Nürnberger Prozess mit dem Argument, der Angeklagte sei innerlich ein Gegner des Regimes gewesen und habe den hohen Posten nur angenommen, um das Schlimmste zu verhindern.
Dieselbe Rechtfertigung wie bei Pius XII., der nur deshalb keinen offiziellen Widerstand gegen die Nazis geleistet habe, damit er hinter den Kulissen viele Opfer retten konnte. Wie viele Opfer hätte er retten können, wenn er vor der ganzen Weltöffentlichkeit zum bedingungslosen Widerstand aufgerufen hätte?
In entscheidenden Situationen ist der Gläubige zum bedingungslosen Bekenntnis verpflichtet, selbst vor dem Märtyrersein darf er nicht zurückschrecken. Ist die Kirche nicht stolz auf ihre frühchristlichen Märtyrer? „Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche“? Hat sich’s inzwischen ausgesamt mit den Glaubenszeugen? Gibt’s nur Taktiker und Strategen, die mit List und Tücke die weltliche Macht der Kirche retten?
Jesus gebietet seinen Jüngern, vor der offenen Konfrontation mit der Welt nicht zurückzuschrecken. Davor solle man keine Angst haben und sein Schicksal in Gottes Hände legen:
„Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten vor die Rathäuser und Schulen; und ihr müßt gestäupt werden, und vor Fürsten und Könige geführt werden um meinetwillen, zu einem Zeugnis über sie. Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden unter alle Völker. Wenn sie euch nun führen und überantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid’s nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.“
Wenn‘s ums Eingemachte geht – um den „status confessionis“ –, ist kategorische Gesinnungsethik unerlässlich. Märtyrer heißt Zeuge. Petrus wurde von Jesus gescholten, weil er ihn dreimal verleugnet hatte. „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde ich auch verleugnen vor meinem Vater in den Himmeln.“ ( Neues Testament > Matthäus 10,32 f / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/10/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/10/“>Matth. 10,32 f)
Aus weltlichem Opportunismus und mangelndem Bekenntnismut hat der Papst den Herrn verleugnet. Ebenso die Weizsäckers – wenn sie innerlich Gegner des NS-Regimes gewesen wären. Was offensichtlich nicht der Wahrheit entspricht. Erst vor kurzem wurde aus einem Heisenberg-Brief bekannt, dass der Edelste der Edlen, Carl Friedrich von Weizsäcker, ein glühender Nazianhänger war. Was er während der Nachkriegszeit erfolgreich vertuschen konnte. (Die WELT)
Die Schuld der Deutschen gegen Juden und die Völker Europas wird vor aller Augen Stück um Stück ramponiert und geleugnet. Wer konnte je bezweifeln, dass Soldaten in einem Krieg keine Gentlemen bleiben können? Die vergleichsweise harmlosen Scharmützel der Gegenwart beweisen das zur Genüge. Die Zahl der suizidalen GIs steigt rasant, die Situation der Veteranen-Wracks in Amerika ist unerträglich. Von den Opfern der anderen Seite ganz zu schweigen.
Wenn es dem Film „Unsere Väter, unsere Mütter“ um Aufarbeitung der Vergangenheit gegangen wäre, hätten die „normalen“ Kriegsverbrechen nicht im Kern des Geschehens stehen dürfen. Das wäre ein allzu durchsichtiges Manöver, um von den Völkermorden gegen Juden, Sinti und Roma, Schwule und Behinderte abzulenken.
Sind deutsche Täter nicht nur Täter, sondern selber Opfer, Juden nicht nur Opfer, sondern auch Täter, wie Jauch vor einem Millionenpublikum unwidersprochen behauptete? Wo sind die Antisemitismus-Wächter, die hier Alarm schlagen? Hier wäre der entscheidende Ort, um vor Geschichtsklitterung und Schuldverleugnung zu warnen.
Die wahre Gefahr des Judenhasses besteht in Gedankenkomplexen, die mehr oder minder alle Deutschen durchziehen. In erster Linie geht die Gefahr des Antisemitismus nicht von Einzelnen aus, die zumeist von einer Freud‘schen Fehlleistung überrumpelt werden und sich aus aktuellem Ärger gegen Juden/Israelis sich zu einer emotionalen Wortwahl hinreißen lassen. Die Hatz auf Einzelne dient nur der Ablenkung vor den wahren ideologischen Ursachen des antisemitischen Gifts.
Es wäre ein Zeichen der Normalisierung, wenn man zu Juden dieselben Gefühle haben dürfte wie zu anderen Völkern. Man muss sie nicht lieben. Man darf sich über sie ärgern wie über Zyprioten, Griechen oder Frau Merkel. Was man aber nicht darf, ist, sie zu notorischen Sündenböcken zu stempeln, indem man eigene Fehler auf sie projiziert, um eine unterschwellige Pogromstimmung zu erzeugen.
An ganz anderer Stelle wachsen die elementaren Antisemitismus-Gefahren. Nennen wir folgende Problemfelder:
a) Wenn die Postmoderne jegliche Wahrheit leugnet, gibt es auch keine Wahrheit der Geschichte. Jeder kann behaupten, KZs seien nachträgliche Installationen der Amerikaner gewesen – wie etwa Gabriels Vater behauptete. (Gabriel bei Jauch) Jeder kann die NS-Schergen subjektiv erlebt haben – Hitler war privat ein bezaubernder Kinderfreund –, objektive Tatsachen über die Schlächter gibt es dann nicht.
b) Die Kirche mit ihren beliebig deutbaren Heiligen Schrift, in denen die Juden zu Gottesmördern deklariert wurden. Bis in die 60er Jahre verweigerte der Vatikan diplomatische Beziehungen zu Israel und hielt am Glaubenssatz von den „perfiden Juden“ fest.
c) Die deutsche Hermeneutik, die nach Belieben Texte deuten kann und keine objektiven Texte anerkennt. Sie ist eine Nebenstelle der postmodernen Wahrheitsverleugnung.
d) Je nach politischer Wetterlage und herrschenden Machtverhältnissen zieht die Kirche unliebsame Textstellen aus dem Verkehr, um sie unter veränderten Umständen wieder aus der Schublade zu ziehen, als ob nichts gewesen wäre.
e) Der notorische Blick des Neoliberalismus in die Zukunft erweckt den Anschein, als ob Vergangenheit an sich verschwunden oder kein Problem mehr darstelle, weil sie aufgearbeitet sei.
f) Die Heuchelei und der mangelnde Mut der Deutschen vor befreundeten Staaten. Sie gibt sich als bedingungslose Solidarität und ist doch nur Feigheit vor dem Freund.
g) Die geradezu kriminelle Ignoranz in allen jüdisch-christlichen Fragen. Das Tabu vor der Religion. Selbst Kirchenfremde deklarieren sich als Christen und weisen jede Kritik am Christentum als gottlose Lästerung zurück.
h) Die steigende Vernunftfeindlichkeit, die ihr Heil in irrationalen Nebeln sucht.
i) Die ins Grenzenlose wachsende Wirtschaftsdominanz der Gegenwart, die keinerlei Muße aufkommen lässt, um sich über diese Themen zu informieren und zu debattieren. Geistiges ist nicht mehr angesagt. Alles wird unter den Teppich gekehrt, was sich nicht in Konjunkturzahlen beziffern lässt. In religiösen und historischen Fragen sind Eliten kein Jota informierter und wissbegieriger als die „tumbe Masse“.
k) Die neudeutschen Historiker, die noch immer die religiöse Geprägtheit der deutschen NS-Messiasse leugnen, weil sie ihren faulen Frieden mit der Religion nicht gefährden wollen.
Was für ein Unterschied zwischen dem österreichischen Historiker Friedrich Heer und seinen „reichsdeutschen“ Kollegen. Heers Buch „Der Glaube des Adolf Hitler“ bietet auf einer Seite mehr Aufklärung über seinen Landsmann Hitler als dicke Schwarten hiesiger Phrasendrescher. Die Kirchen reden nicht nur bei der Besetzung diverser – nichttheologischer Lehrstühle(!)– mit, sie bestimmen auch die zunehmende Dunkelmänneratmosphäre des waltenden Feuilletonismus.
Es gibt eine spezifische Sparte von Edelschreibern, die sich gerade als „Glaubensferne“ für besonders qualifiziert halten, den Glauben mit dem Schwert des Nein-sagenden, aber Ja-tuenden Jüngers zu verteidigen. ( Neues Testament > Matthäus 21,28 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/21/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/21/“>Matth. 21,28 ff) Habermas kokettiert gern mit religiöser Unmusikalität, empfiehlt aber unverdrossen religiöse Werte zur Zähmung des großen Lümmels. Deutsche Intellektuelle sind Weltmeister in glibbernder Mimikry.
Gegen die Aufweichung der Täter-Opfer-Rollen hat Georg Diez sich im SPIEGEL zu Recht gewehrt. Leider nur apercuhaft. (Georg Diez im SPIEGEL)
Machen wir es systematisch.
1. Auf der Ebene des Geworfenseins sind alle Menschen Opfer. Niemand kann sich seinen Geburtsort, seine Eltern und seine Umgebung heraussuchen. Jeder wird vom Zufall dort abgelegt, wo er abgelegt wird. Auch Hitler war nur das Opfer der Geworfenheit. Kein Kind wird als Kriegsverbrecher geboren. Es sind die verhängnisvollen Umstände, die einen Menschen zu einer Bestie machen.
2. In scharfer Spannung zu dieser These muss jeder Mensch so beurteilt werden, als ob seine Taten von einer freien Entscheidung abhingen.
3. In einem Strafverfahren muss die Spannung zwischen diesen beiden Thesen dadurch reduziert werden, dass der Richter das Maß der Geprägheit als Motiv nimmt, mildernde Umstände walten zu lassen.
Eine historische Beurteilung ist kein Strafverfahren. Mildernde Umstände durch Rücksichtnahme auf subjektive Determinierung sind bei der Bewertung objektiven Taten überflüssig und fehl am Platze. Wir haben Hitler nicht ins Gefängnis zu bringen.
Die Als-Ob-Bewertung des Menschen ist eine utopische. Sie betrachtet das Maß der Schuld unter der Perspektive der absoluten Freiheit des Menschen. Gemessen an der Geprägtheit ist jede Schuldzusprechung immer zu rigide oder zu „ungerecht“. Denn kein Mensch ist ungeprägt zur Tat gekommen. Gemessen an utopischer Freiheit beruht die Bewertung auf dem Vertrauen in den Menschen, Freiheit nachträglich lernen zu können.
Jeder Mensch muss seine Taten unter zwei Aspekten betrachten: a) was hätte ich getan, wenn ich das moralisch Richtige hätte tun können – wozu ich aber durch Prägung unfähig war? b) Welche Prägung hat mich behindert und wie kann ich sie überwinden?
Der humane Sinn einer Strafe besteht darin, dem Täter jene Zeit hinter Mauern zu gewähren, die er zur Selbstbefreiung nutzen kann, um – zurückgekehrt in Freiheit – die Wiederholung seiner Untat zu vermeiden. Das wäre die Überwindung einer missratenen Vergangenheit durch Selbsterkenntnis.
Wenn wir das Prinzip der Geworfenheit erwähnt haben, können wir es unwiderruflich ad acta legen. Wenn der Mensch zur Unfreiheit verdammt wäre, wäre jede Beurteilung unter dem Aspekt der Freiheit ein blanker Sadismus. So aber gibt es Hoffnung für den Übeltäter: abgeschirmt von der Menschheit erhält er die Chance, sein ganzes Leben grundlegend zu überdenken und seine Geworfenheit durch Einsicht zu revidieren.
Die Deutschen sind Opfer ihrer christlichen Geschichte. Dennoch sind sie objektive Täter ihrer Taten, deren Absolutheit durch keine Relativierung zu mildern ist. Es liegt an ihnen, ihre historische Geprägtheit durch Erkenntnis der schädigenden Faktoren zu erkennen, um sich zu freien Menschen zu entwickeln.
Gegenwärtig gehen diese Maßstäbe verloren – sofern sie je gegolten haben. Still und heimlich schleichen sich die Erben der Täter aus der Schuld ihrer Väter und Mütter. Sie wollen keine schuldbeladenen Vorfahren und keine Lasten des Vergangenen mehr. Befreit von ihrer schändlichen Geschichte wollen sie einer berauschenden ökonomischen Zukunft entgegen gehen. Die Gegenwart soll eine Tabula rasa sein, auf der sie unbefleckt und neugeboren der Ankunft des Messias harren.
Unbefleckt und neugeboren sind Wirkungen der Taufe. Nicht sie selbst wollen die Lasten der Vergangenheit bearbeiten: ein sakramentaler Akt soll das Alte vernichten und das Neue garantieren.
Was bedeutet der Satz: sie schauen nicht mehr nach hinten, sie schauen stets nach vorn? Blindlings taumeln sie in die Zukunft. Diesen Vorgang nennen sie Glauben und Hoffen. „Es ist aber der Glaube eine Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.“