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Montag, 02. September 2013 – Moderatoren

Hello, Freunde der Ähs,

wer gewann das Duell zwischen Merkel und Steinbrück? Stefan Raab. Er war unschlagbar, so BILD und fast alle führenden Gazetten der Republik:

Raab grätschte dazwischen, nervte damit anfangs die Kanzlerin, ließ sich aber nicht beirren, zeigte sich schlagfertig, witzig und auf den Punkt. Er zeigte, dass er auch das politische Format beherrscht, teilweise sogar weit besser als die arrivierten Talkshow-Größen und Nachrichtenprofis der anderen beteiligten Sender. Keine Frage: Raab war die Überraschung des Abends und klarer Sieger.“

Die von deutschen Psychiatern erfundene, tiefenpsychologische Äh-Analyse gewann aber der gut gelaunte Steinbrück:

„Merkel sagte 86 Mal „Äh“, Steinbrück nur 31 Mal, Merkel hustete bzw. räusperte sich nur 1 Mal., Steinbrück 3 Mal. Merkel sprach den Kontrahenten 1 Mal direkt an, Steinbrück Merkel 2 Mal. Und wer lächelte wie oft? Die Statistik vermerkt: Merkel: 14 Mal, Steinbrück: 23. Merkel fiel Steinbrück 1 Mal ins Wort, Steinbrück umgekehrt der Kanzlerin kein einziges Mal.“

Für BILD, staatstragend, war die Sendung eine Verführung zum Wählen. Der Pressesprecher der nächsten Merkelregierung wird wieder von der BILD kommen. „Wer’s nicht gesehen hat, hat was verpasst – ein multimediales Spektakel, das Lust auf den 22. September macht. Appetit auf MEHR!“ (BILD)

Der SPIEGEL sieht das Spektakel ganz anders als BILD – vermutlich nicht mehr lange: Blome ante portas. Büchner & Blome werden

den SPIEGEL doch bald auf BILD-Niveau gebracht haben.

Bei Stefan Kuzmany ist ein Totalverriss zu lesen:

„Die Sendung hieß „Das TV-Duell“ – ehrlicherweise hätte es „Vier gegen Zwei“ heißen müssen. Merkel und Steinbrück konnten sich gegenseitig Recht geben, konnten ihre Standardreden halten, ohne sich dabei anzusehen. Sie konnten aneinander vorbei zum Quartett der Frager sprechen. Sie mussten sich nicht streiten – dabei sollten sie doch genau das tun. Um Stimmen, um Wähler, und vor allem: für die Demokratie.“  (Stefan Kuzmany im SPIEGEL)

Bei Kuzmany steht Lesenswertes. Brauchen erwachsene Menschen, die zudem eine Demokratie zu regieren begehren, die Hilfe von Moderatoren – auf Deutsch „Mäßiger“ –, um diszipliniert und erkenntnisbringend zu streiten?
Müssen denn die Kontrahenten daran gehindert werden, sich in der Hitze des Gefechts an die Gurgel zu gehen? Warum wird dann Raab in BILD wegen Verschärfungs- oder Anheizmethoden gerühmt? Hat der unschlagbare Wunderknabe und Exministrant nicht exzellent gegrätscht und genervt?

Sind Grätschen und Nerven Aphrodisiaka eines gelungenen Disputs? Hat sich die Vierte Gewalt aufs Gröhlen von der Seitenlinie aus verlegt?
Was machen die vielen deutschen Ehepaare, die miteinander streiten und keine anheizenden Mäßiger zur Verfügung haben? Ist ihre Partnerschaft moderatorenlos von vorneherein zum Scheitern verurteilt?

Wird in der Schule Streiten oder sagen wir: Gespräche führen gelernt? In Hochschulen soll es ab und dann rhetorische Gefechtsübungen geben. Sind solche Kraftübungen im Übermächtigen durch Wortgewalt dialogische Fähigkeiten?

Warum war Sokrates, Begründer des Hebammendialogs, ein entschiedener Gegner der rhetorischen Überredungs- und Manipulationskunst? Warum wollte er Einsichten bei seinen Gesprächspartnern – und bei sich erwecken?

Demokratie lebt von Streiten. Ohne Streitfähigkeit der BürgerInnen wäre Demokratie mausetot. Wer nicht methodisch streiten kann, muss sich einem Führer unterwerfen. Streiten, Einigen, bei Nichteinigen Abstimmen: das sind basale Methoden der Demokratie.

Wenn zwei Menschen sich in einer Demokratie um höchste Ämter bewerben, sollten sie auf der Agora – dem heutigen Marktplatz in Form des Fernsehens – beweisen, dass sie streiten können – oder? Sogar vorbildlich streiten können – oder? Jede Machtausübung in der Demokratie beruht auf Erklären, Verständnis erwecken, Überzeugen und Argumentieren – oder?

Was sind dialogische Fähigkeiten? Die gibt es heute nicht. Die werden weder vermisst noch eingefordert. Indirekt aber schon, wenn man Merkel bräsige Maulfaulheit und Machtausüben durch Verschweigen vorwirft. Wer es sich leisten kann, in einer Demokratie zu verstummen und dennoch seine Interessen durchzubringen versteht, der muss Macht haben.

Merkel regiert durch Sprechverweigerung. „Seid froh, solange ihr frei eure Meinung äußern könnt“, soll sie gesagt haben. Sie lässt die Kläffer heulen – und zieht unbewegten Gesichtes ihres Weges. Schwallen ist für sie Beschäftigungstherapie oder Kanalisieren überflüssiger Gefühlsbedürfnisse bei Leuten, die sich zu wichtig nehmen. Die Magd des Herrn hält sich an Paulus: die Frau schweige in der Gemeinde.

Da Merkel eine ziemlich emanzipierte Frau ist, hat sie sich Macht unter den Nagel gerissen. Doch so emanzipiert ist sie nun auch wieder nicht, dass sie Macht im Diskurs erklären und durchsichtig machen könnte. Lasset euch an meiner Gnade genügen, dass ich das Schiffchen Gottes geschickt durch die Wogen der sündigen Zeit steuere. Dazu brauche ich Konzentration aufs Wesentliche. Schwätzen ist Tand, lenkt ab vom Wesentlichen und saugt übermäßige Energie ab – was ich mir nicht leisten kann.

Menschen ohne jegliches Verständnis für christlich sozialisierte Kanzlerinnen reden uncharmant von Durchwursteln. Steinbrück darf es nicht, wir müssen es: die Biographie der unter der Kanzel ihres Vaters aufgewachsenen Jüngerin Jesu näher anschauen, um unsere Schwester im Herrn besser zu verstehen.
Da steht deutlich in Matthäus 12, 36 f.: „Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Worte, das sie reden werden, am Tage des Gerichts werden Rechenschaft ablegen müssen. Denn nach deinen Worten wirst du gerechtgesprochen werden und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden.“

Das klingt auf den ersten Blick absonderlich. Gott sollte den Menschen nach dessen Schwall-Fähigkeiten und nicht nach seinen Taten beurteilen? Widerspricht das nicht anderen Stellen, wo der Herr das Herz der Menschen ansieht?
Unmittelbar vor den eben zitierten Stellen lesen wir: „Ihr Nattergezücht, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr doch böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, des läuft der Mund über. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus seinem bösen Schatze Böses hervor.“
Wenn doch der gute Baum gute Früchte, das gute Herz gute Worte hervorbringt – wie kann man gute Worte aus bösem Herzen hervorbringen? Wie kann ein guter Baum faulige Früchte hervorbringen?

Geht alles nicht. Eins aber geht. Die Menschen können scheinbar gute Worte hervorbringen, um Eindruck zu schinden. Sie schwallen politisch korrekt, als hätten sie das Gelbe vom Ei erfunden. Heuchelei wird diese rhetorische Kunst genannt. Diesen Heuchlern will der Herr das Handwerk legen.
Den rednerischen Verführungskünsten der Eliten aufs Maul schauen, damit ist Gott so ausgelastet, dass er nicht mitbekommt, was hinter seinem Rücken so alles auf Erden abläuft. Gott hält alle Menschen, die tugendhaft reden können, aber nicht gläubig sind, für verdammenswerte Sünder. Diese Heuchler muss er im Jüngsten Gericht hopps nehmen. Wer diesem ultimativen Schuldspruch entgehen will, sollte vorsichtshalber die Klappe halten, anstatt die hehrsten Ziele zu verkünden und kaum eins einzuhalten. Magd Angela will keine Maulheldin vor Gott und den Menschen sein. Lieber schweigt sie, als verwegene Propagandareden zu halten.

Im christlichen Deutschland versteht niemand diese prophylaktisch-keusche Wortzurückhaltung. Lieber will die Jüngerin des Herrn Gutes getan als Gutes versprochen haben. Statt das Blaue vom Himmel versprochen und kein Tüttelchen gehalten zu haben.

(Unfasslich, dass im christlichen Abendland kein Verhalten christlich motiviert sein darf. Die Frohe Botschaft hat die ganze Welt umgepflügt, nur nicht die Seelen ihrer Gläubigen. Kein Gerichtsgutachter des Jüngsten Gerichts käme auf die Idee, dem Abendland christliche Wurzeln seiner Gesamtpolitik zu bescheinigen. Geschweige biblisch-neurotische. Massenneurose schützt vor Einzelneurose. Wenn alle bescheuert sind, gibt’s keine Kranken mehr.)

Dies zur Erklärung der wortarmen Magd Angela, die aus diesem Grunde nur einem Maulhelden-Duell zustimmte. Das Wort Streiten kommt im Wörterbuch der ex-sozialistischen Christin nicht vor. Weder in der Gemeinde, noch im ehemaligen SED-Staat war gleichberechtigtes Disputieren vorgesehen. Im real existierenden Sozialismus waren Funktionäre die unfehlbaren Geschichtspropheten. In der Gemeinde der Schwestern und Brüder im Herrn war Streiten die Sache besserwissender, hartherziger Sünder. Mit Gott streiten war schon gar nicht möglich.

Im Alten Testament rang Jakob körperlich mit Gott. Was mit einem Patt und einer ausgerenkten Hüfte Jakobs endete. Im Neuen Testament waren kindliche Raufereien mit Vatern nicht mehr möglich. Hier war das Schlimmste, wenn man als Streiter wider Gott angesehen wurde. „Ihr möchtet sonst sogar als solche erfunden werden, die wider Gott streiten.“

Streiten war heidnisch, das taten eitle Philosophen auf dem Marktplatz. Dieses Streiten war „nach dem Fleisch“, es wollte den Streitpartner besiegen und mit eigener Weisheit glänzen. Ging ja gar nicht: „Obwohl wir im Fleische wandeln, streiten wir nicht nach dem Fleisch.“
Was unter frommen Geschwistern angesagt war, stand in der Lobpreisung der Agape (Nächstenliebe): „Die Liebe ist langmütig, sie ist gütig, die Liebe streitet nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie sucht nicht das Ihre.“

Wer recht haben wollte in einem sokratischen Dialog, der suchte nur das Seine und wollte Recht behalten. Der wollte Wahrheit erkannt haben – aus eigener Kraft und Vollmacht und jenseits aller Offenbarung. Lieber die rechte Backe zusätzlich hinhalten, als eine verbale, scharf formulierte Gegenthese verpassen und dem anderen Dummheit vorwerfen.

Das christliche ES Merkels widerspricht dem heidnischen Wortemachen in der griechischen Demokratie. Ganz selten, dass ein heutiger Intellektueller diese beiden Wurzeln des Abendlands überhaupt erkennt. Nur Botho Strauß, elitärer Idiot vor dem Herrn, kennt die Begriffe: „Natürlich, als Christ hat man seine Endzeitgefühle zu haben! Ist man mehr griechisch gestimmt, dann fühlt man sich zukunftsfrei.“

Ausgerechnet die christliche Endzeitstimmung als zukunftsfest und die ewigen Naturzyklen der Griechen als zukunftsfrei zu bezeichnen, darauf kann nur ein scharfsinniger Elitenschreiber kommen, der im Zweifel apokalyptischer Jünger Jesu ist.

Es gibt viele Gründe für Gottes Schäfchen, in einer heidnischen Demokratie – die sich mit theologischem Neusprech als christliche Erfindung ausgibt – keine scharfen Wortgefechte zu lieben. Hier zeigt sich die Unverträglichkeit zwischen Griechen- und Christentum. Menschen, die sich um höchste Machtpositionen bewerben und vorbildlich sein wollen, können es sich nicht erlauben, auf dem großen Marktplatz der Republik die Regeln des geschliffenen Dialogs nicht zu beherrschen.

In einem Dialog steht man sich gegenüber und zeigt dem andern sein Gesicht, denn beide haben nichts zu verbergen. Merkel und Steinbrück mussten – oder wollten? – nebeneinander stehen. Sie mussten den Hals drehen, wenn sie dem anderen etwas ins Gesicht sagen wollten. Das war kein aufrechtes Gespräch, sondern ein choreografisch eingedrilltes Wendehals-Geplapper.

Wie Konfirmanden standen sie und rezitierten wohleinstudierte Sätze ihrer Werbe- und Kampagnenexperten. Das war Memorieren nach Stichworten eloquenter Damen und Herren, die sich als Journalisten ausgaben – vermutlich, um den letzten Rest an Glaubwürdigkeit dieser Berufsgattung-im-freien-Fall zu ruinieren. Wie Souffleure emittierte das servile Quartett Reizwörter und Reizsätze, um den Kandidaten die Möglichkeit zu bieten, ihre Gedächtnisleistungen abzurufen.

Stefan Raab gab sich besonders dreist und verlieh mit angeblich frechen Zwischenrufen dem Klamauk den Flair des Authentischen und Jugendlichen. Er stellte überhaupt keine Fragen, sondern wollte Fehlleistungen provozieren. Illner wollte dem Duo unverhoffte Antworten herauskitzeln.

Es ging nicht um seriöse Überprüfung bekannter Standpunkte, sondern um Entlarvung des Verborgenen und Geheimen. Am liebsten wäre Raab selbst in den Ring geklettert, doch leider: die Regeln der TV-Kanäle und vereinigten Parteienpropagandisten erlaubten solche gleichmachenden Kategorienvermischungen nicht. Das Ganze verlief wie bei Max und Moritz, wo der Spitz – Stefan Raab – zwar alles sieht, aber nichts verändern kann:

„Zwar der Spitz sah es genau
Und er bellt: Rawau! Rawau!“

Ein hochkarätiges Journalistenquartett verlieh einem strohernen, absonderlichen Deklamieren leerer Phrasen die Aura einer authentischen Auseinandersetzung. Tiefer kann’s nicht gehen. Die Demokratie verkommt zu einem Zirkusunternehmen mit Avatar-Figuren, die täuschend lebendig aussehen.

Offensichtlich sind die Kandidaten nicht in der Lage, ein seriöses und leidenschaftliches Streitgespräch zu führen, ohne von Pufferfiguren gebremst zu werden oder wie Pawlow’sche Hunde auf Zuruf abzusabbern.

Das Publikum in Ohrensesseln sitzt wie im Kolosseum und beklatscht die scharfsinnigen Ähs und tiefsinnigen Ohs der Duellanten. Sollte einer sich verhaspelen oder ins Nachdenken kommen, war die ganze Kampagne umsonst. Das nennt man kollektiven Wahn mit Selbstüberlistung.
Kuzmany zitiert den Medienjournalisten Stefan Niggemeier mit dem Satz, „man solle doch künftig bitte auf jegliche Moderation verzichten, denn vier Moderatoren seien vier zuviel. In Zukunft bitte nur noch die Kandidaten, dazwischen eine Art Schachuhr, mehr brauche es doch nicht.“

Moderatoren sollen mäßigen. Seit wann sind Emotionen beim demokratischen Streiten verboten? Sprach Max Weber nicht von politischer Leidenschaft? (Wenn auch nur bei Berufspolitikern. In Demokratien hat jeder Bürger leidenschaftlicher zu sein als bezahlte Funktionäre.) Was ist überhaupt ein Moderator im Ring deutscher Politvoyeure?

Dank BILD und Maischberger wissen wir es. Sagt die ARD-Frau in einem BILD-Interview: „Im Studio will ich die Emotionen der anderen lenken. Ich habe zwar auch Empfindungen, aber ich lasse die nicht zu, weil ich mich auf die anderen konzentriere.“ (BILD)

Ein Moderator ist der Lenker der Gefühle der Gesprächsteilnehmer. Ein Führer der Emotionen und – der Gedanken? Es geht nicht um Wahrheitssuche, es geht um staatlich genehmigte Gefühle. Vergessen wir nicht, dass die Öffentlich-Rechtlichen dank allgemeiner TV-Steuern dieselbe staatstragende Rolle spielen wie die Staats- Kirchen.

Maischberger hat nicht die geringste Scheu, ihre Führerin-Rolle in der BILD hinauszuposaunen. Warum auch? Scheinen es doch alle für richtig zu halten.

Warum sie sich nicht selbst zu Zeitfragen äußere, fragte BILD. Ob sie keine Meinungen habe? Darüber könne sie nur lachen. Man solle einmal ihren Mann dazu befragen.
Wie kann man eine aneckende politische Meinung haben, wenn man sie im Privaten versteckt? Das klingt nach Tiger unterm Teppich. Warum sich Maischberger nicht äußert, liegt an ihrem Objektivitätsbegriff. Würde sie sich vernehmlich zu öffentlichen Themen äußern, könnte sie nicht mehr die Meinungen der anderen ausgleichen.
„So lange ich als Moderatorin arbeite, beteilige ich mich nicht an großen öffentlichen oder politischen Umfragen. Ich versuche, nicht zu eindeutig Stellung zu beziehen. Das kann man als langweilig oder feige aus legen. Aber ich habe immer im Hinterkopf, dass ich irgendwann mal ein Thema in der Sendung habe, das genau diese Fälle behandelt und dann habe ich mich festgelegt und kann nicht mehr ausgleichend moderieren.“

Seit wann muss eine Moderatorin ausgleichend wirken? Wenn die gesuchte Wahrheit einseitig, unausgeglichen und revolutionär wäre – müsste sie von der Gefühlsführerin zu Maische zerstampft werden, damit sie öffentlich-rechtlich kompatibel wird?
So ungeschützt hat noch kein Talk-Master enthüllt, dass er zu den zensierenden Bodyguards des Staates gehört. Was ist Objektivität beim deutschen Journalismus? Keine Meinung zu haben und andere Meinungen staatsfromm zuzureiten.

Als in einem Dialog mit Sokrates der Vorschlag aufkam, den in einer aporetischen Sackgasse steckenden Dialogpartnern einen „Moderator“ zur Seite zu stellen, der den Verstrickten weiterhelfen könnte, sagte Sokrates: Wenn der Dritte das Gespräch besser führen kann als wir beide, mein Freund, so soll er selbst in den Dialog einsteigen. Er, Sokrates, werde dann von außen zuhören.

Wenn neunmalkluge Moderatoren alles besser wissen, warum werden sie nicht selbst Kandidaten? Sie bellen und beißen nur, ohne durch öffentliches Reflektieren zur Erkenntnis beizutragen.

Objektivität aber ist keine verhüllte und verborgene Subjektivität, die sich objektiv gibt. Objektivität ist transparente Subjektivität, die die Meinungen der anderen und die eigene zur öffentlichen Überprüfung stellt.

Ein paar Frechheiten absondern und Steinbrück zur Großen Koalition mit Merkel animieren: Stefan Raab ist der neue König der Vierten Gewalt, die nichts sehnlicher will als die Fortsetzung des bisherigen Schlamassels. Dafür ist die Journaille auch da.