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Mittwoch, 29. Mai 2013 – Kinderliebe in Frankreich und Deutschland

Hello, Freunde von Papa und Mama,

indem sie gegen die Homo-Ehe revoltieren, revoltieren die Franzosen gegen die ökonomie-zentrierte Moderne, die den Kindern die Eltern raubt. Die rechtsextreme Front National hat das Motto beigesteuert: Ich brauche eine Mama und einen Papa. Natürlich könnte es auch Mama & Mama oder Papa & Papa sein. (BILD)

Im verqueren Protest zeigt sich der Kern des Unmuts: welche Welt würden die Kinder wählen, wenn sie dürften? Eine kapitalistische Absenz aller vertrauten Erwachsenen, die ihre Kinder vernachlässigen müssen, um sie notdürftig am Leben zu erhalten?

In jedem schlechten ARD-Film (die Öffentlich-Rechtlichen machen nur schlechte Filme; sie schwimmen in Geld und haben es nicht nötig, die Wirklichkeit zu sehen) mit Generationenkonflikt hört man den Satz des zornigen Sohnes zum Vater: „Immer wenn ich dich gebraucht hätte, warst Du nie da. Du kennst mich nicht. Für mich hast du dich nie interessiert“.

Es ist auch ein versteckter Protest gegen die Mutter, die zu schwach war, die Abwesenheit des Vaters zu verhindern. Das Opfergetue der Mütter mögen die Kinder genauso wenig, doch immerhin waren sie in greifbarer Nähe. Mütter stilisieren sich als multiple Opfer: als Opfer der Männer, der Kinder, des Seins im Allgemeinen und der Fürsorge für die ganze Menschheit im Besonderen.

„Die Realität zwingt euch, uns Kinder allein zu lassen? Warum wehrt ihr euch nicht gegen diese miserable Realität?“ Den Protest der Kinder gegen ihre schwachen Eltern, die vor der Welt den Kotau machen, hört nur der Wind des

unendlichen Imperativs: „Unterwegsein ist alles, das Ziel ist nichts“.

Der Abwesenheit des Vaters soll nun – im Sinne der Gleichberechtigung – die Abwesenheit der Mutter folgen. Sind Mama und Papa im Werteschöpfungsprozess voll integriert, haben sie ihre Kinder dem Fortschritt geopfert. Die vaterlose Gesellschaft genügt nicht, sie muss durch die mutterlose zur elternlosen Gesellschaft komplettiert werden. Unruhig ist die Seele des Abendländers, bis sie ruhet in Gott, dem Nichts der Verheißung und Erfüllung.

Hinter dem Protest der Franzosen gegen eine „Sünde“ verbirgt sich die Angst vor dem Verlust des letzten Horts für „Freiheit, Solidarität und Werte.“ Das sind Töne, bei denen man aufhorchen sollte, hierzulande hört man sie nicht mehr. Ist die Familie ein Hort der Freiheit und der Solidarität?

Bei den deutschen 68ern war die Familie ein Ort der Unterdrückung, von der man sich so schnell wie möglich emanzipieren sollte. Der Druck der Gesellschaft legte sich auf die Eltern, die ihn an die Schwächsten der Kette weiterleiteten: an die Kinder. „Sprengt die Familie, um euch zu befreien. Nicht die Blutsverwandtschaft: die freie Wahlverwandtschaft in WGs, Kommunen und anarchischen Genossenschaften macht euch zu autonomen Wesen.“ Der repressive Charakter ist das Kind einer postfaschistischen Gesellschaft.

Für Deutschland war der Befund zutreffend. Die Eltern der 68er waren ausnahmslos Nationalsozialisten, die ihren Erziehungsstil der blinden Unterordnung unter charismatische – also unkritisierbare – Autoritäten fast unverändert in die neue Demokratie hinübergerettet hatten. Adorno, Erich Fromm hatten den faschistischen Individual-Charakter als Produkt einer faschistischen Kleinfamilie vor Augen, die in einem faschistischen Volks-Kollektiv gezüchtet worden war, unter dem sie selbst gelitten hatten.

Die antiautoritäre Erziehung Summerhills war der Paukenschlag gegen alle nationalsozialistischen Eltern. Gegen die gesamte „schwarze Pädagogik“ von Schreber bis zu den Ordensburgen Hitlers, auf denen die künftigen NS-Eliten geschliffen wurden. Die schwarze Pädagogik wiederum war die Konkretion der religiösen Pädagogik: Wen Gott liebt, den züchtigt und martert er, bis er am Kreuze verendet – um von seinem gütigen und liebenden Vater erlöst zu werden. Kein Staatsfaschismus ohne zwangsbeglückende Individualerziehung.

Inzwischen hat sich einiges getan. Die heutigen Familien sind keine vergifteten Erben mehr des Dritten Reichs. Fast alle sind durch psychologische, pädagogische, feministische – nehmt alles in allem: durch demokratische – Strömungen hindurchgegangen. Natürlich sind die meisten Familien nicht zu antiautoritären Hochburgen geworden. Und gerade jetzt machen Kinderpsychiater Werbung für Erziehungsstile, wonach Kinder nur in autoritär vorgegebenen Grenzen karriere- und zukunftsfähig werden.

Dennoch sind Kinder und Eltern emotional zusammengerückt. Studentische Erstsemester gehen mit ihren Eltern zu Anfangsvorlesungen, um ihre Ängste vor anonymen „Bildungseinrichtungen“ zu überwinden. Die ehedem repressiven Familien haben ihre fördernden und unterstützenden Potenzen gefunden. In Zeiten riskanter Zukunftsgestaltung sind Familien zu Horten der Stabilität geworden. Aber auch der Freiheit und der Solidarität?

Familien können nur freier sein als die Gesellschaft, wenn sie zu dieser in kritische Distanz gehen. Familien können nur solidarischer sein als ihre Umgebung, wenn sie dem kollektiven Zwang zum Darwin‘schen Wettbewerb Widerstand leisten. Hier tut sich eine Kluft auf. Die Familien der Eliten koppeln sich von denen der Loserschichten ab.

Die Familien der Verlierer klumpen zusammen, verfügen aber selten über die Fähigkeit, ihre Nachteile durch Reflexionsprozesse zu kompensieren oder in Vorteile umzuwandeln. Zumeist haben sie mehr Mitgefühle mit anderen Leidensgenossen, weil sie den Zustand der Not kennen und selbst auf Mitgefühle mit ihrer eigenen, ungerecht empfundenen Benachteiligung hoffen. Zumeist fehlt ihnen die „Bildung“, ihre Situation zu analysieren und durch Angriff gegen eine ungerechte Gesellschaft zu korrigieren.

Auf solche Bildung hoffen sie vergebens. Die führenden Schichten sprechen viel von Chancengleichheit per Bildung. Darunter verstehen sie ein bestimmtes Anpassungs- und Unterordnungswissen, mit dem man eine unterbezahlte Maloche störungsfrei bewältigen kann. Bildung als gesellschaftliche und persönliche Selbsterkenntnis zur Errichtung einer gerechteren Gesellschaft ist in den Curriculi und Curricula der Karriere-Pädagogen nicht vorgesehen.

Die Alt-68er-Eltern, deren Kinder heute die neoliberale Welt erobern sollen, haben auf familiärer und individueller Ebene vieles verändert. Merkwürdigerweise haben sie am wenigsten geschafft, was einst in ihrem jugendlichen Sturmlauf an erster Stelle stand: die inhumanen Wirtschaftsverhältnisse zu verändern. Den neoliberalen Exzessen, die aus Siegerland Amerika importiert wurden, stehen sie hilflos gegenüber.

Es waren die Kinder der 68er, die die Medien und intellektuellen Schaltstellen besetzt und aus Generationenprotest gegen ihre aufmüpfigen Eltern wieder den Rückwärtsgang eingelegt haben. Konservative Edelschreiber rühmen sich, dem zwanghaft empfundenen Revoluzzergeist ihrer Eltern mit Chuzpe entronnen zu sein. Sie revoltierten gegen ihre revoltierenden Eltern und fühlen sich heute hegelianisch-dialektisch angekommen, wenn sie das Bestehende bewahren und nicht mehr krampfhaft verändern müssen. (Siehe die Biografien der Hauptschreiber für die Springer-Gruppe: Schmid, Dieckmann, Döpfner, Broder, Poschardt uva.)

Nach der These des nicht authentisch erlebten Widerspruchs ihrer Autoritäten sind sie zur Antithese der Wiederanpassung an die herrschende Gesellschaft zurückgekehrt, pardon dialektisch fortgeschritten. Deutsche fühlen sich folgerichtig, wenn sie logische Purzelbäume veranstalten. Der Schwabe Hegel ist noch immer der Oberpädagoge der Nation. (Vielleicht ist das der Grund zur Schwabenhetze im friderizianischen Berlin: Kampf der schnoddrigen Logiker gegen die schwurbelnden Öko-Dialektiker aus der Provinz.)

Diese Auseinandersetzung der 68er mit ihren Kindern ist eine Wiederholung des Kampfes der romantischen Jüngelchen gegen die unerbittliche Pflicht der Kant-Generation. Zwar hatte die Vernunft die Kanzel als oberste Instanz abgelöst. Allein, der schwärmerische Nachwuchs sah nach wie vor nur den kategorischen Zeigefinger seiner Erzieher und hatte die Schnauze endgültig voll von aller elterlichen Besserwisserei.

Wer Hegels Pendelbewegungen folgen will, müsste heuer auf die Synthese von Revolte und Bewahrung warten. Allein, die Synthese blieb schon bei den Nachromantikern aus. Durch Napoleons Unterwerfung waren die jungen Deutschen der Revolution nicht mehr freundlich gesonnen und verbarrikadierten sich in einer patriotischen Wagenburg, die in rasendem Tempo nationalistischer wurde. Hegels dialektischer Fortschritt hätte eine nationale Einigung und Befriedung vorausgesetzt.

Doch der Freiheitskampf gegen die französischen Besatzer – die Europa per Gewalt die Freiheit bringen wollten – verengte die Räume (um fußballerisch zu reden) und erstickte alles freie Auspendeln der Widersprüche. Das Ergebnis war eine missglückte Revolution, die beginnende Aufholjagd des jungen Deutschlands in wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und militärischer Potenz, der widerborstige Gang der politisch unerfahrenen Nation gegen den Westen, der keine Sympathie mit dem aufstrebenden Rivalen aufgebracht hatte.

Der vor Kraft nicht mehr laufen könnende germanische Nachwuchsbengel wurde vor allem von England unter misstrauische Dauerbeobachtung gestellt, bis die Rivalitäten und Spannungen sich im Ersten Weltkrieg entluden. Wer sollte im 20. Jahrhundert das Sagen in der Welt haben? Das konnte nur der Gottesbeweis auf dem Felde der Ehre erbringen.

In der ersten Euphoriephase der europäischen Einigung lief vieles verheißungsvoll in Richtung Freiheit und Selbstbestimmung. Seitdem Europa sich den Luxus erlaubt, sich von seinem reichlich fließenden Geld und seinem wachsenden Wohlstand tyrannisieren zu lassen, gehen die solidarischen Brudernationen zurück in Deckung und vergraben sich in den Schützengräben der Vorkriegszeiten. Manche sprechen von Renationalisierung, die einhergeht mit der Wiederkehr der Religion, die schon immer den geistigen und geistlichen Spaltpilz im Koffer trug.

Wenn Franzosen die Familie mit Freiheit und Solidarität assoziieren, liegen sie nicht falsch. Von allen Institutionen der Gesellschaft ist die Familie die freieste. Die Wirtschaft ist eine kaum verschleierte Alleinherrschaft des Geldes, die es gar für richtig hält, die Legitimität der gewählten Regierung zu verhöhnen und zum Einsturz zu bringen. Schulen und Universitäten haben sich als Vordompteure der Wirtschaft angedienert und untergeordnet. Nicht mal bei den Waldörflern lernt man wirklich, was demokratische Selbstbestimmung ist.

In allen anderen „gesellschaftsrelevanten“ Korporationen wie Gewerkschaften, Parteien und Kirchen ist Mitbestimmung zur Farce verkommen, bei Untertanen des Vatikans ausdrücklich ausgeschlossen. Selbst die nominelle Gleichberechtigung der Frau liegt in weiter Ferne. Feministische Katholikinnen wie Petra Gerster flüchten sich in die Lüge, wenigstens Paulus sei ein „Freund der Frauen“ gewesen – weshalb er es wohl vorgezogen hat, lieber unbeweibt zu bleiben. Frauen können lästig und hinderlich werden bei Missionsreisen im Dienste des Geistes. Im Namen des unbeweibten Vaters und des unbeweibten Sohnes.

Die intakte Familie ist keine christliche Erfindung. Erlösung von Oben atomisiert die gläubigste Familie, in der jedes Mitglied mit jedem um die knappen Himmelplätze fighten muss. „Denn ich bin gekommen, einen Menschen mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit der Mutter, die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter …“

Die stabile Familie entstammt der germanischen, römischen und jüdischen Tradition. Luthers Reformation war auch ein Kampf des urgermanischen Sippenmenschen gegen das frauen- und familienfeindliche Papsttum. Die berühmte deutsche Pfarrerfamilie, aus der so viele Rankes und Nietzsches gekrochen kamen, war eine propagandistische Kampftruppe gegen die verdorbenen Papisten im degenerierten Rom.

Als die autoritäre Allmacht des Vatikans ihren Höhepunkt mit der Unfehlbarkeitserklärung im Jahre 1870 überschritten hatte und die Katholen als aufklärungsfeindliche Hinterwäldler an Macht und Einfluss verloren, schwupss, verfielen auch die protestantischen Familien in den idyllischen Pfarrhäusern. Nietzsche war nicht der einzige Pfarrersohn, der sich den Mördern Gottes zugesellte, die erst wieder Halt fanden, als ein leibhaftiger Messias die deutschen Herzen zu erobern begann.

Es ist ein wüstes Vorurteil der altfrommen französischen Demonstranten, dass eine Homo-Ehe die Familie zerstöre. Hier wird alles mit allem verwechselt. Die Familie wird durch die alleinseligmachende Ökonomie zerstört, die auftritt wie ein eifersüchtiger Gott, der keine Götter neben sich duldet. Der Malocher, der Arbeitnehmer, der Abhängige: sie alle sollen ihr ganzes Herz lähmender Arbeit und der Gier nach Geld und Macht übergeben.

Die Wirtschaft hat den Ehrgeiz, die Kirche als geistliches Schwert zu beerben oder ideologisch mit ihr zu verschmelzen, um alleiniger Gegenspieler gegen den Staat zu werden. Ihr gemeinsames Fundament: Wer nicht arbeiten will, soll auch nichts essen. Das ist die Dominanz strafbeschwerter Sündenarbeit über jede lustvolle Erkenntnis-, Erziehungs-, Kunst- und Solidaritätsarbeit. Nur wer sich die Natur per Technik untertan macht, ist eines Lohnes würdig.

Doch es gibt keinen Staat in der Demokratie. Demokratie ist griechisch-heidnisch: also muss sie versenkt werden. Wirtschaft & Kirche sind göttliche Einrichtungen, die dem umherirrenden Menschen Überleben, Sinn und vergängliche Geborgenheit bieten.

Es gibt eine französische und eine deutsche Art, die intakte Familie zu zerstören. Die deutsche ist die Mär vom heiligen Mutterinstinkt. Die französische ist die Ersetzung des Vaters durch den Staat. Simone de Beauvoir, keine Mutter, verhöhnte den Mutterinstinkt. Ihre Schülerin Elisabeth Badinter attackiert den deutschen Mutterkult, um die französische Mutter zu preisen, die ihr Kind so früh wie möglich in der staatlichen Krippe abliefert – um sich dem männlichen Kapitalismus zu ergeben.

Sinnerfüllung gibt’s nur in der Karriereschmiede und im Wettbewerb um Erfolg. Das ist eine Fehlinterpretation des deutschen Heimchens am Herd, das nicht auf Mutterinstinkt beruht, sondern auf der klerikalen Minderbewertung der Frau, die dem Mann das Ruder in Politik, Wirtschaft und in der Kirche überlassen soll.

Natürlich gibt’s den Mutterinstinkt, wie ein kleiner Blick in die Tierwelt zeigt. Was nicht bedeutet, dass der Instinkt nicht durch die jeweiligen Kulturen geformt wäre. Es gibt auch den Vaterinstinkt, der sich als selbstversklavende Maloche zeigt. Der mütterliche Instinkt muss gegen den väterlichen nicht ausgespielt werden. Beide sind notwendig und ergänzen sich. Nicht zum Zwecke selbstgenügsamer Familienidylle, sondern als Sprungbrett in die Gesellschaft. Die Priesterherrschaft legt Wert darauf, den Mutterinstinkt als Beleg für ihre Berufung in heilige Subordination zu nehmen.

Ob Muttern bei den Kindern bleibt oder der Vater, ist durch keine Instinkte festgelegt. Wenn aber Vater und Mutter das Kind vor allem der Obhut Fremder überlassen, ist das für das Kind eine lebenslange Kränkung. Es hat die Empfindung, dass seine Erzeuger sich nicht freudig mit ihm beschäftigen und ins Leben begleiten wollen. Wie kommt es, dass Kinder ein Leben lang um die Anerkennung ihrer Eltern buhlen? Weil sie nie satt geworden sind. Wie kommt es, dass gestandene Männer wie Heynckes Rotz und Wasser heulen, wenn sie die volle Dröhnung Lob und Anerkennung erhalten?

Wenn ein Elternteil zu Hause bleibt, dann nicht in Missachtung der Öffentlichkeit. Im Gegenteil, als kontinuierliches Erkunden des Menschen in seinen vielfältigen Fähigkeiten zum zoon politicon. Jedes Kind braucht ein Dorf, um erwachsen zu werden und mit den Dorferfahrungen die Stadt, das Land und die Welt zu erkunden. Das sozial gestörte Heimchen am Herd ist eine Erfindung der Priester, um ihre Macht in der isolierten Mutter-Kind-Dyade zu verankern.

In der Gesellschaft gibt es die Welt der Arbeit und die Welt der politischen Öffentlichkeit. Beide Welten gehören zusammen. Die eine Welt ist notwendig, um zu überleben, die andere, um gut zu leben. Erst unter freien Menschen kommt der Mensch zu sich. In der gegenwärtigen Debatte geht’s allein um die Welt der Arbeit, die selbstbestimmte Welt freier Menschen fällt unter den Tisch.

Die französische Art, die Familie zu zerstören, ist der Irrweg der Frauen, sich emanzipiert zu fühlen, wenn sie sich als „Männer“ in der kapitalistischen Welt bewähren. Für Simone de Beauvoir ist eine emanzipierte Frau ein Monsieur Jean Paul Sartre mit Vagina. Ersatzweise eine perfekt angepasste Frau der Wirtschaft.

Wenn ein Kind zur Welt kommt, gibt’s eine Mutter-Kind-Dyade, die durch Abschieben in eine staatliche Kita vor neurotischen Klebrigkeiten und Einseitigkeiten bewahrt werden soll. Der abwesende Vater wird durch den pädagogischen Staat ersetzt. Das geht einigermaßen gut, solange der Staat intakt und bürgerfreundlich erscheint. Das ist in Frankreich immer weniger der Fall.

Freie Kinder haben selbst den Wunsch, sich von den ihren Eltern zu lösen. Doch den Zeitpunkt wollen sie selbst bestimmen. Lösen heißt nicht, sich abgeschoben fühlen.

Eine intakte Familie – in welcher Zusammensetzung auch immer – ist die Basis einer intakten Gesellschaft. Ein selbstbewusstes Kind wächst kontinuierlich in die Welt hinein. Zwischen familiärem Hort und der großen weiten Welt sieht es keinen Widerspruch. Nur wenn es sich von seinen Nächsten geliebt und angenommen fühlt, kann es lernen, die Fernsten zu akzeptieren und der Erde treu zu bleiben.