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Freitag, 24. Mai 2013 – Ich bin von oben

Hello, Freunde der Jobcenter,

dank der SPD ist Deutschland der wirtschaftlich potenteste Staat Europas und zeigt den Nachbarn den Weg in die Zukunft. Schröder hat den Mut bewiesen, das Beste des Landes dem Besten seiner Klientel vorzuziehen. Das ist schon seit 14-18 das Motto der Oberproleten. Sind sie aufgestiegen, geißeln sie die Sitzenbleiber ihrer Schicht aufs schärfste.

Muss ich mich nicht schämen, so Schröder auf einer geheimen Konferenz mit den besten Denkern der Republik, dass meine Brüder und Schwestern der Unterschicht verantwortungslos auf Kosten der Reichen leben? Es war Stillschweigen vereinbart über das Treffen, an dem auch Sloterdijk teilnahm, der mit versiegeltem Mund aus dem gedankenschweren Treffen herauskam.

Es ist so einfach, deutsche Intellektuelle zu bestechen. Man muss sie nur einladen, als Geheimniskrämer des Objektiven Geistes aufzutreten und schon können sie die Probleme derer da oben aufs feinfühligste verstehen. Gerhard Schröder hatte 2002 die wichtigsten Intellektuellen zum Abendessen eingeladen, um mit ihnen über Gott und die Welt zu plaudern. Danach gab es keine nennenswerte Kritik mehr an dem aufgestiegenen Proletenpolitiker. Die Griechen nennen den Vorgang Fakelaki.

In Deutschland gibt es einen psychologischen Mechanismus, den man in anderen Ländern vergeblich sucht. Es ist die Identität des Untertanen mit der Obrigkeit. Oder des Unter-Ichs mit dem Über-Ich. Eine Seelen-Instanz, die Sigmund Freud völlig übersehen hatte.

Deutsche grummeln und granteln gern an denen da oben – doch nur zum Zwecke der Berufung in die Liga der Großen. Fühlen sie sich oben angekommen, fühlen sie sich

sofort elitengleich und auserwählt – und treten nach unten wie alle Eliten.

Freud kannte nur Es, Ich und Über-Ich. Das Es ist unbewusst, das Ich bei Deutschen kaum ausgebildet. Bleibt das Über-Ich. Da fehlt doch was! Welche Instanz rebelliert bewusst gegen das Über-Ich? Es ist das in Deutschland patentierte Unter-Ich. Man könnte auch vom Untertanen-Ich sprechen, das keineswegs mit dem Es, dem unbewussten triebgesteuerten Hexenkessel, identisch ist. Der Untertan weiß, dass er Untertan ist. Er weiß, dass es seine himmlische Pflicht ist, Untertan zu sein. Also kann sein Unter-Ich nicht bewusstseinslos sein. Es kann auch nicht Bestandteil des Ich sein. Denn wer selbstbewusst Ich sagen kann, jagt sein Über-Ich zum Teufel. Bleibt nur das Unter-Ich.

Es gibt zwei Phasen der Unter-Ich-Bildung. A) Die erste ist das Gefühl: mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Übersetzt für Säkulare, die des Über-Ich-Jargons der theologischen Rede unkundig sind: Mein Über-Ich, mein Über-Ich, warum hast du mich verlassen? Im Gegensatz zum Sohn des Himmels, der diese Kränkung schadlos überstand, ist das standardisierte deutsche Unter-Ich nicht kränkungsresistent. Es neigt zum Rebellieren, was nicht mit revolutionärer Neigung zu verwechseln ist. So weit geht das Rebellieren des deutschen Unter-Ichs nicht, dass es gleich zum Barrikadensturm aufriefe. Gewöhnlich gibt es sich mit innerpsychischem Trotz zufrieden.

Bekanntlich ist der Deutsche ein Wesen der Innerlichkeit. Die Äußerlichkeit – manche sprechen von Politik – haben viele Deutsche noch gar nicht entdeckt. Es handelt sich um einen inneren Dialog zwischen Unter-Ich – der Stimme des Gehorsams im Kleinhirn – und dem Über-Ich, der Stimme der Obrigkeit im vorderen Gehirnlappen.

Nur meine Seele und Gott, alles andere ist unwichtig, pflegte Kirchenvater Augustin zu sagen, der zwar aus Nordafrika stammte, aber durchaus als geistiger Vater der Neugermanen gelten darf. Zumal er den Augustinermönch Luther zeugte, der wiederum die Protestanten zeugte, die wiederum, wenn auch widerwillig, den modernen Katholizismus zeugten, der manchmal protestantischer ist als die Protestanten. Während umgekehrt die heutigen Protestanten eher zum Päpstlichen neigen, wie man an Alt-Bischof Huber oder an der Marienverehrung Jan Feddersens für Ex-Bischöfin Käßmann beobachten kann.

Während das deutsche Unter-Ich in der ersten Phase sich einsam und verlassen vorkommt, vor sich hin darbt, schluchzt und heult – niemand versteht mich, kein Schwein ruft mich an –, verändert sich die psychische Lage auf der Stelle, wenn das deutsche Unter-Ich – womit wir in die zweite Phase B) kommen – sich vom Himmel und der Obrigkeit entdeckt fühlt. Man könnte fast von Erleuchtung sprechen.

Bei den arrivierten Schröder und Clement ist der Prozess der Erleuchtung per Aufstieg genau zu beobachten. Solange sie unten sind, keine Hundt & Henkel von ihnen Notiz nehmen, sind sie für sozialen Ausgleich und sonstigen Mumpitz aus der grummelnden Unter-Ich-Seele des deutschen Untertanen. Werden sie jedoch von oben anerkannt und von der Elite aufgenommen – schwupps, entdecken sie, dass sie als Untertanen die Dinge falsch gesehen haben und die Eliten die eigentlich Schwachen und Unverstandenen sind. Niemand hat Verständnis für die Absturz- und Versagensängste der Reichen, klagte neulich ein Reicher bei Anne Will.

Kommt ein Unter-Ich nach oben, hat es sofort Mitleid mit den Starken, die im Grunde viel schwächer sind als die Schwachen: weil sie über ihre Schwäche nie reden dürfen und immer stark scheinen müssen, ohne es wirklich zu sein. Steigt ein Schwacher auf, entdeckt er sofort die versteckte Schwäche der Starken und empfindet unendlich viel Mitleid mit den schwachen Starken. Ja, er meint, die Starken hätten nur auf ihn gewartet, um endlich jemanden zu haben, der sie als die wahren Unverstandenen versteht, würdigt und protegiert.

Hat man das Mitleid der aufgestiegenen Schwachen mit den Starken verstanden, weiß man plötzlich, warum Clement gegen alle Hängemattenbesitzer von unten schäumt. Er hat unendlich viel Mitleid mit dem heimlichen Leiden der Starken.

Die Psychologie des arrivierten Pöbels ist identisch mit der Psychologie der unverstandenen Genies aus der Mittelschicht. Erst als Arrivierte verstehen sie die Nöte der Starken – und beginnen mit Leidenschaft nach unten zu treten, weil sie die Schwachen als uneinfühlsames Gesindel entdecken, das auf Kosten der Leistungsträger lebt und sich mit Schmähungen und Neidkampagnen bedankt.

Die Traumwelt der deutschen Untertanen kennt einen invarianten Traumtypus: der unverstandene Schwache ist wie durch ein Wunder auf die Ebene der Prominenten erhoben worden, die nur auf ihn gewartet haben, um seine Fähigkeiten kennen zu lernen und auf sein Urteil zu hören. Der Schwache ist zum Ratgeber der Starken geworden. Nein, er reklamiert gar nicht die offizielle Rolle des Starken für sich. Das wäre zu mühsam, zu verantwortungsvoll. Er will nur als Anonymus hinter den Kulissen wirken. Geht die Sache schief, war er’s nicht gewesen.

Der deutsche Spießer will nur graue Eminenz sein, die Rolle der Rampensau überlässt er gern österreichischen Immigranten. Sollte die graue Eminenz falsch gelegen haben und alles geht schief, war nicht der Spießer an der Misere schuld: es war die Rampensau. Der enttäuschte Spießer wäscht seine Hände in Unschuld und macht business as usual.

Für viele Beobachter (wie für Klaus Mann, der als amerikanischer Offizier in seine Heimatstadt München zurückgekehrt war) war es unerklärlich, wie ungerührt die Deutschen die Niederlage des Zweiten Weltkrieges wegstecken konnten, als sei nichts geschehen. Innerlich war für die Deutschen in der Tat nicht viel geschehen. Der Führer hatte nicht getan, was sie ihm geraten hätten, wenn er sie gefragt hätte. Selber schuld. Das mit den Juden hatten sie offiziell eh nie erfahren. Natürlich hätten sie davon abgeraten – wenn man sie eingeweiht hätte. Die aufgestiegenen Schwachen zogen sich wieder in die Position der Untertanen zurück – und waren unschuldig wie eh und je. Auch sie waren nur Opfer gewesen.

Psst, liebe Brüder und Schwestern, ich sage euch ein Geheimnis. Die Psychologie einer Kultur hängt mit der Religion dieser Kultur zusammen. Unglaublich, aber wahr. Wär‘s anders, hätte die Religion gar keine Spuren hinterlassen. Wie könnte man von einem christlichen Abendland sprechen, wenn das Christliche den Abendländer nicht bis ins Mark geprägt hätte?

Seltsamerweise sehen das die meisten Gläubigen anders. Das ist im Grunde leicht zu erklären. Für die meisten ist der Glaube ein moralisches System, das vom Durchschnittsmenschen nicht zu bewältigen ist. Kann der homo normalis die Forderungen des Herrn nicht erfüllen, ist das ein Beweis, dass er ein Sündenkrüppel geblieben und vom heiligen Geist nicht beeinflusst war. Nichts mit Christentum. Konnte er sie aber erfüllen, war dies nur möglich, weil Gott die frommen Taten selbst zuwege brachte. Der natürliche Mensch, der alte Adam, war wieder unbeteiligt und unberührt. Wieder nichts mit Christentum.

Der natürliche Mensch fühlte sich vom Übernatürlichen nur überwältigt. Hatte die Überwältigung gute Folgen, konnte man sich als Sieger der Geschichte fühlen. Hatte sie schlechte, konnte man sagen: ich war nur Opfer eines übernatürlichen Geschehens. Wer das nicht verstanden hat, kann die Deutsche Bewegung in ihrem Kern und ihrem Übergang zum Nationalsozialismus nicht nachvollziehen.

Der Kern dieser Bewegung war, die guten Wirkungen dem arischen Jesus zuzuschreiben und die unguten dem jüdischen Jesus in die Schuhe zu schieben. In einem immensen Aufwand an Gelehrsamkeit wurde Jesus aus dem Judentum herausoperiert und in ein germanisches Geschöpf verwandelt, das rein zufällig in einem jüdischen Gebiet zur Welt gekommen war. Oder wie es die Über-Ich-Figur des Führers beschrieb: „Jesus ist nicht die Vollendung der jüdischen Religion, sondern ihre Verneinung.“ (Houston S. Chamberlain)

Die Neudeutschen wollten im Christentum alles Jüdische entfernen, denn sie fühlten sich als Opfer einer erzwungenen und artfremden Missionierung. Von der weltgeschichtlichen Figur des Jesus aber wollten sie nicht lassen. Was blieb anderes übrig, als den Unvergleichlichen der zeitlichen Zugehörigkeit zum Judentum zu entziehen und ihn in eine zeitlose Figur zu verwandeln?

Waren die Deutschen das Licht der Völker, so war es also ihr eigenes Verdienst, das sie unter Assistenz einer germanisierten Lichtfigur zuwege gebracht haben. Waren sie hingegen die Loser unter den Völkern, lag das an einem jüdisch verfälschten Jesus, dem sie blind nachgelaufen waren und von dem sie sich dringlich trennen mussten.

Fazit: mit dem Christentum hatten die Deutschen genau besehen nichts zu tun. Alles Gute kam von ihnen, alles Schlechte war einem auferzwungenen jüdischen Christentum geschuldet. Die NS-Bewegung war eine christliche, aber keine jüdisch-christliche. Den Kirchen warf Hitler vor, das Christentum in jüdischer Verfälschung verkündet zu haben. Diese Kopfnickerkirche (ecclesia patiens) war unheldenhaft und ungermanisch. Man musste zu einem siegreichen Weltherrscher-Christus (Pantokrator) übergehen, dessen Aufgabe darin bestand, die Welt vom schädlichen Einfluss der Juden zu befreien. Hitlers Lieblingsstelle im Neuen Testament war die Austreibung der jüdischen Mammonisten aus dem Tempel mit der Peitsche.

Die Deutschen fühlen sich vom Christentum nicht tangiert. Höchstens, dass man es per Fälschung dazu benutzen kann, Menschenrechte, Demokratie und Emanzipation der Frau aus ihm abzuleiten. Heilige Kriege, Hexenprozesse, Feindschaft gegen Wissenschaft und Vernunft? Papperlapapp, alles vorbei. War nur Verirrung und Verfälschung und hat mit dem eigentlichen Christentum nichts zu tun.

Das Abendland steht fest auf dem Boden christlicher Werte, doch mit dem Christentum hat es nichts zu tun. Nur so kann man sich ungefähr erklären, warum es hierzulande keine christliche Psychologie gibt. Freud bezog sich ausschließlich auf mythische Griechen wie Ödipus und Narziss, Eros und Thanatos. Moses und Jesus hingegen haben keine Spuren in der Seele der Abendländer hinterlassen, obgleich diese schon seit zwei Jahrtausenden mit dem Segen des Herrn konditioniert werden.

Womit wir zur Identität von Unter-Ich und Über-Ich kommen, zwei psychischen Mechanismen, die man nur verstehen kann, wenn man Unter-Ich mit Mensch und Über-Ich mit Gott – oder seinem Sohn – assoziiert. Der Mensch als Sündenkrüppel kann sein Schicksal nicht bewältigen. Er ist auf einen omnipotenten Erlöser angewiesen – den er als Über-Ich erfährt.

Wie kommt ein Würstchen dazu, sich mit seinem Gott identisch zu fühlen? Weil der Gott ihn nur erretten kann, indem er seine Allmacht scheinbar aufgibt und sich am Schandholz quälen und martern lässt. Gott, Inbegriff der Elite, muss zur Rettung der Kreaturen unendliche Schmerzen ertragen. Das Heil des Menschen hängt ab vom Leiden des elitären Gottes. Kein erlöster Christ, der sich nicht schuldig fühlte, dass ein Gott für sein Heil leiden musste. Kein wahrer Christ, der nicht unendliches Mitleid mit dem Gekreuzigten hätte. Meine Schuld, meine unermessliche Schuld.

Die weiteren Folgen der heiligen Herr-Knecht-Verstrickung kann man sich an fünf Fingern ausrechnen. Der erlöste Knecht fühlt sich überidentisch mit seinem leidenden Herrn. Er will den Erlöser  erlösen. Er will so sein, dass er keinen Erlöser mehr braucht, der ihn unter Schmerzen dem Teufel entreißen musste. Er will sofort perfekt sein, um den Erlöser mit seinem Mitleid zu erlösen. Er will den Erlöser aus den Fängen der jüdischen Verfälscher erretten. Er will strahlender Held sein, der selbst die Welt erlöst, um seinem Gotte nie mehr zur Last zu fallen oder sein Heilswerk in Anspruch zu nehmen.

Deutschland muss das Urvolk werden, an dem die Welt genesen kann. Nicht die Juden sollen das Licht unter den Völkern sein, sondern die Neugermanen, die nach langer Verdunkelung das falsche Christentum verwarfen und das neue, deutsche Christentum ans Licht brachten. Die Deutschen werden den leidenden Gottesknecht aus den Fängen der satanischen Juden befreien. Welchem Deutschen blutete nicht das Herz, wenn er hören musste:

„Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.“ ( Altes Testament > Jesaja 53,4 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/53/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/53/“>Jes. 53,4 ff)

Wer diese Worte im Gottesdienst vernahm, schwor in seinem Herzen, dass die Schandtat in seinem Beisein unmöglich gewesen wäre. Wo war das jüdische Volk, das seinen Messias mit allen Mitteln verteidigt hätte? Hier mussten die Germanen kommen und es besser machen. Und die Verräter des Herrn vernichten.

Wir sind am Kern der Identität von Unter-Ich und Über-Ich angelangt  Der wahre Gläubige verteidigt seinen Heiland gegen dessen Schergen, die ihn ans Kreuz nageln. Wahre Gläubige sind keine Untertanen des Gottes, sie sind zu Freunden des Erlösers aufgestiegen. „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch kundgetan.“ ( Neues Testament > Johannes 15,15 / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“>Joh. 15,15)

Das war das neue Christentum der Deutschen, die zu gleichberechtigten Freunden ihres Heilands geworden waren. Freunde stehen sich bei in Tod und Leben. Wenn der Hetman einer kriegerischen Horde in Gefahr geraten war, durfte seine ritterliche Gefolgschaft weder Tod noch Teufel fürchten, um ihren Führer den höllischen Feinden zu entreißen.

Was hat das alles mit Hartz4 zu tun? Die Deutschen übersetzten die Botschaft der heiligen Schrift in schnöde Politik. Sie durchsäuerten die Welt mit dem Sauerteig ihres Glaubens. Die Obrigkeit stand für Gott. Keine Obrigkeit, die nicht von Gott zum Guten der Menschen eingesetzt wäre. „Tue das Gute und du wirst Lob von der Obrigkeit haben, denn Gottes Dienerin ist sie für dich zum Guten.“ ( Neues Testament > Römer 13,3 f / http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/13/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/13/“>Röm. 13,3 f)

Heute spricht niemand mehr von Obrigkeit, sondern von Elite. Keine politische Elite, die nicht von Gott zum Guten des Menschen eingesetzt wäre. „Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein um des Zornes Gottes willen, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb entrichtet ihr ja Steuern.“

Christliche Psychomechanismen sind in allen Abendländern wirksam. Unabhängig von bewussten Glaubensbekenntnissen oder Weltanschauungen. Wenn die SPD predigt, strengt euch an, damit ihr aufsteigen könnt, sagt sie nichts anderes als: unterstützt die Eliten, denn jene sind von Gott. Die Eliten wissen am besten, was den Untertanen gut tut. Was auch immer sie von euch verlangen, es ist zu eurem Besten.

Sind die Proleten oben angekommen – wie Schröder, Clement oder Eppler –, verwandelt sich das grummelnde und grantelnde Unter-Ich in ein mitleidendes Über-Ich. Tatsächlich, die Eliten wissen besser Bescheid, wie die Welt funktioniert, als der tumbe Haufen von unten. Was bislang als ungerechte Schikane der Eliten verworfen wurde, wird plötzlich mit neuen Augen gesehen – und vehement verteidigt. Der bekannte Konvertiteneffekt tritt ein.

Was man bislang verhöhnte, wird nun mit Leidenschaft verteidigt. Wie müssen sich die Reichen mit ständigen Risiken plagen, damit sie übermäßige Steuern für die verwöhnte und gedankenlose Unterschicht aufbringen können? Mitleid und Verständnis für die Oberen überkommt die Arrivierten. Sie werden strenger als die bislang Regierenden. (Derselbe Effekt wie bei Schulkindern, die ihre Kameraden viel strenger bewerten als ihre autoritärsten Lehrer.)

Arrivierte SPD-Genossen fühlen wie ältere Geschwister, die mit Ingrimm zuschauen, wie ihre nachwachsenden Geschwister verzärtelt und verdorben werden, anstatt sie an die Kandare zu nehmen. Die erfolgreichen Genossen fühlen sich verpflichtet, im Namen elitärer Gerechtigkeit – die sie inzwischen als Maßstab übernahmen –, ihre nicht herzeigbare Verwandtschaft in die Mangel zu nehmen.

Das Ergebnis war Hartz4, ein ideales Instrument zur Unterstützung der Eliten im internationalen Wettbewerb. Welche Verachtung die Jobcenter inzwischen gegen die Unterschichten üben, zeigt der folgende Fall:

„Jobcenter müssen Kindern aus Hartz-IV-Familien, die aus ihrem Bettchen herausgewachsen sind, die Kosten eines größeren Betts erstatten, urteilte das Bundessozialgericht. Eine Mutter hatte 2010 die Kostenübernahme für das Bett beantragt. Die Behörde lehnte ab, die Mutter klagte.“

Hier wäre der Gesetzgeber gefragt, der Hartz4-Kindern unter Strafandrohung verbietet, größer zu werden als standardisierte Gartenzwerge.

„Ihr seid von unten, ich bin von oben.“ „Und der Herr wird dich zum Haupte machen und nicht zum Schwanze und du wirst nur nach oben steigen und nicht nach unten sinken, wenn du hörst auf die Gebote des Herrn.“