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Tagesmail

Freitag, 22. März 2013 – Wiederholung der Vergangenheit

Hello, Freunde der Vergangenheitsbewältigung,

sie können es nicht, die Deutschen: ihre Vergangenheit bewältigen. Nein, kein Wort zum Bewältigen, klingt ja nach Vergewaltigung des Vergangenen. Wie wär‘s mit Verstehen?

Nicht verstandene Vergangenheit steht unter Wiederholungszwang. Wenn das stimmte, gäbe es keine Moderne, keinen Sturmlauf täglicher Neuerungen. Fortschritt wäre ein reines Dopingmittel derer, die auf der Stelle treten. Das Neue wäre Lug und Trug, nichts anderes als Wiederholung der Vergangenheit unter neuem PR-Dekor. Unter der Illusion des Neuen hätte uns das Alte im Griff. Die Moderne wäre nichts als das täglich wechselnde Maskenspiel des Archaischen und Unbewältigten. Die Modemacher schickte man an die Rampe, um die putzmunteren Leichen von Gestern unter wechselnden Kostümen dem Publikum als neueste Kreationen zu verkaufen.

Herrliche Weisheit der Sprache: lass an Moderne das kleine e weg, betone das o und du bist beim moodern angekommen. Die Moderne ist eine vermoodernde Wiederholung des Vergangenen. Nichts wird entsorgt oder durch Verstehen recycelt. Die Müllhäufen des Gewesenen stapeln sich als babylonische Türme des Fortschritts.

Hurra, wir haben es weit gebracht, wenn wir den Kampf gegen das Böse auf dem Niveau uralter Mythen ausfechten, indem wir peinlich darauf achten, dass immer die passenden Köpfe rollen, die böse schauen wie die finsteren Taliban. Mein Favorit für den Gottseibeiuns wäre eine leckere Kreuzung aus Ahmadinedschad, Lukaschenko und dem kleinen fetten Nordkoreaner. Wäre ich amerikanischer Republikaner, würde

ich die Rolle des Teufels mit einem Obama-Double besetzen – und siehe: die Realität hat die Vision längst überholt: „Satan Obama“.

Schauen wir spaßeshalber bei den Experten nach, was Wiederholungszwang ist. Hoppla: „Auf der Ebene der praktischen Psychopathologie nicht bezwingbarer Prozess unbewusster Herkunft, wodurch das Subjekt– Menschen sind in der hohen Wissenschaft abgeschafft, es gibt nur noch dubiose oder verkommene Subjekte – „sich aktiv in unangenehme Situationen bringt und so alte Erfahrungen wiederholt, ohne sich des Vorbilds zu erinnern, im Gegenteil den sehr lebhaften Eindruck hat, dass es sich um etwas ausschließlich durch das Gegenwärtige Motiviertes handelt.“ („Das Vokabular der PA“)

Auf der Ebene der praktischen Psychopathologie? Also in der ordinären politischen Realität?? Warum soll der Wiederholungszwang nicht bezwingbar sein??

Da hätten wir ja schon die Erklärung, warum alle Deutschen nach wie vor verkappte Antisemiten wären. Sie stünden unter einem unbezwingbaren Wiederholungszwang. Unsere liebwerten Antisemitismus-Wächter mit dem Röntgenblick für alles Deutsch-Pathologische könnten sich aufwendige Erklärungen schenken. Es genügte ein kleiner Verweis auf die kollektive, unreparierbare Psychoanalyse der Neugermanen.

Unterstützt wird der Artikel über den Wiederholungszwang durch den Artikel: „Wiederkehr (oder Rückkehr) des Verdrängten“: „Vorgang, wodurch die verdrängten Elemente, die durch die Verdrängung niemals zerstört werden, danach trachten, wiederzuerscheinen, und dies in entstellter Weise, in Form eines Kompromisses, erreichen.“

Gottlob ist die Schule der politischen Psychoanalyse in der Versenkung verschwunden: das wären ja beunruhigende Erkenntnisse, wenn die seelischen Tiefentaucher Recht hätten. Es gäbe überhaupt keine Vergangenheit, nichts wäre spurenlos verschwunden. Da die Menschheit alles verdrängt – außer militärischen Siegen und Sexskandalen –, da das Verdrängte nie zerstört werden kann, wäre die gesamte Vergangenheit verkappte Gegenwart und prognostizierbare Zukunft.

Die Zeit wäre eine Illusion. Das psychische Urgeschehen wäre ein ewiger Stillstand: ein Alptraum für moderne Zeithüpfer, die nichts ingrimmiger hassen als platonische Zeitlosigkeit, nichts leidenschaftlicher lieben als das ewige Werden, den Fluss der Vergänglichkeit, das Neue am Horizont, das verlässliche Krepieren des Alten, die offene Zukunft.

(Die erfindungsreiche Industrie immer vorne weg, die den Prozess des künstlichen Veraltens – Obsoleszenz – in ihre Produkte einbaut, damit alle zwei Jahre ein neuer Espressoautomat fällig ist.

Ganz nebenbei hätten wir auch das Betriebsgeheimnis der Gehirnforscher dem breiten Publikum enthüllt. Wenn der Mensch alles speichert und Erlebtes niemals vergeht, reagiert das Gehirn nach Weisungen des Verdrängten. Synapsen des Gehirns wären durch das Untilgbare für immer vorprogrammiert. Die ganze Gehirnforschung wäre nur die physiologische Bestätigung des alten Sigmund Freud.

Als junger Aufklärer hatte der Wiener noch hoffnungsfroh die Devise ausgegeben: Wo Es war, soll Ich werden. Als düster gewordener alter Mann konnte er das Ich nicht mehr optimistisch sehen. Die Gehirnforschung hat seinen Alterspessimismus zu ihrem Leitmotto erklärt: Wo Es war, wird Es bleiben. Das großkotzige Ich könnt ihr vergessen. Ende der Aufklärung, das unbewusste Reich ewiger Dunkelheit zieht uns – hinab.)

Offen klingt immer verheißungsvoll: offene Zukunft, offene Gesellschaft, offener Prozess, offener Dialog. Alles muss offen sein, sagen diejenigen, die sich am liebsten hinter verschlossenen Mauern einigeln (gated communities), weil sie gegen die offene Neugier der Vielzuvielen allergisch sind.

Sofern Offenheit das Gegenteil zum Totalitären sein soll: d’accord! Wenn Offensein aber bedeutet, Verbot präziser Ergebnisse als Kritik an der Gegenwart, Danke nein. Durch endloses Faseln vereiteln geschlossene Machtvorgänge jeden Angriff bereits im Ansatz. Wer unoffen sagt: reiche Säcke regieren uns, der darf auf den allseits offenen Podien der Republik wegen mangelnden Charmes nicht mehr teilnehmen.

Solche geschlossenen Phraseure können der etablierten Macht gefährlich werden. Also müssen sie zu Ideologen erklärt werden, damit die Gewaltigen jede Auseinandersetzung im Vagen und Ungefähren halten können. Oder: die Brutalität des Etablierten darf nicht in Zweifel gezogen werden. So weit geht die Liebe zur Ergebnislosigkeit nicht, dass man die Zukunft des Kapitalismus eine offene nennen dürfte. Der Kapitalismus ist eine zeitlose Erfindung der Evolution – basta und Akte geschlossen.

Sehr geschickt lenkt die geschlossene Wirtschaft die Aufmerksamkeit des neuerungssüchtigen Publikums auf die ewig neue Flut überflüssiger Produkte oder neuer Risiken, die einem den Hals brechen können. Nach diesen „Grenzüberschreitungen“ (Theologen sprechen von Transzendenzerfahrungen) ist das moderne Publikum geradezu süchtig. Grenze klingt nach geschlossen sein, das kann kein Hasardeur ertragen, der vor Kraft nicht laufen kann.

Grenzen sind dazu da, dass sie geöffnet, notfalls mit Gewalt gesprengt werden. Grenzüberschreitungen sind das letzte Abenteuer jener Gottsucher, die hinter der Grenze das Ewige wittern. Die Reinhold Messners und sonstigen Jumpingspringer: sie sind Mystiker, die sich im Grenzenüberschreiten mit Gott paaren wollen. Mystik ist Vereinigung der endlichen Seele mit dem Unendlichen.

Alles Endliche, alles Natürliche muss nach oben offen sein. Offen für seine eigene Zerstörung durch suizidale Grenzverletzung. Der Mensch, der seine Grenzen nicht akzeptiert, will Gott sein. Offen sein für Gott, das ist Kern der modernen Entgrenzung.

Wo sind die Grenzen des Menschen? Die Grenzen der Natur? Woran kann man sie erkennen? Die modernen Grenzgänger wollen die Grenzen verrücken, als seien sie willkürliche Markierungen, die man nach Belieben auf der nach oben offenen Richterskala der Naturvergewaltigungen verschieben könne. Dass man durch Grenzverletzung zerstören kann, was eingehegt und beschützt werden soll, hat sich längst verflüchtigt.

Kant war Grenzgänger. Er wollte die Grenzen des menschlichen Verstandes erkunden. Innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft ist menschliches Erkennen möglich, außerhalb der Grenzen beginnt das Reich des Glaubens, Vermutens und hypothetischen Fürwahrhaltens. Eine Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft ist eine vernünftige Religion, außerhalb ist sie haltloses Spekulieren und Schwärmen.

Gegen diese Grenzziehung des soliden Denkens sind die wilden Romantiker – unter ihnen an dieser Stelle Hegel – Sturm gelaufen. Alles muss grenzenlos offen sein, das waren die Forderungen der neuen Abenteurer. Für Hegel gab es keine Grenzen, die er mit seiner dialektischen Methode nicht in die Luft sprengen konnte. Endlichkeit und Unendlichkeit: nur verschiedene Seiten derselben Medaille. Mensch und Gott: nur künstliche Demutsgrenzen, die der erkennende Mensch beseitigen und zu Gott werden könnte. Alle Widersprüche sind im absoluten Geist aufgehoben und zur Einheit verschmolzen.

Wenn Caspar David Friedrichs einsamer Wanderer auf dem Bergesgipfel steht und die Welt überblickt, wird er eins mit dem Universum. Bei Kant war der Mensch ein endliches, bei den Romantikern wird er ein unendliches Wesen. Die biblisch verheißene Stufe der Gottebenbildlichkeit ist ab dem deutschen Idealismus zur Realität geworden. Gibt es keine Grenzen der Natur und des Menschen, kann homo faber aus allem alles machen. Es gibt keine Grenzen der Erfindungskraft, Machbarkeit und der Erkennbarkeit mehr.

Das grenzenlose Wachstum der Wirtschaft ist Erbe der Romantik und eine Absage an die Endlichkeit der Aufklärer. Wer die Grenze von Natur und Mensch akzeptiert, kann nie mehr von ewigem Wachstum der Wirtschaft faseln. Die Neoliberalen sind verspätete Romantiker, deren Unendlichkeitsphantasien sie ins Ökonomische verwandelt haben.

Was hat das mit der Bewältigung der Vergangenheit zu tun? Jede Grenze gilt als Schranke, die die Gegenwart von der Zukunft trennt. Galt früher die Zukunft als unerkennbares, ja verbotenes Terrain, gilt sie heute als grundsätzlich herstellbares Revier. Was man herstellen kann, kann man erkennen. Zukunft ist keine Zeitepoche, die unerkennbar und unbeeinflussbar auf uns zukäme. Sie kann vorhergesehen werden, weil sie durch den Menschen produziert werden kann.

Was ist das Lieblingswort heutiger Erfinder? Zukunftswerkstatt. Bitte eintreten, in dieser Werkstatt sehen Sie, wie Träume der Zukunft zur Realität werden.

(Wachet, sagt Jesus, denn jeden Augenblick kann die Zukunft – die Wiederkehr des Messias – an die Türe klopfen. Prima vista ist Zukunft für Gläubige nicht machbar, sie können nur warten und beten. Sofern die Wiederkehr aber von ihrer Glaubenskraft abhängt, hängt die Zukunft auf den zweiten Blick sehr wohl von den Frommen ab. Die Herstellung der Zukunft war ein Hauptmotiv der technischen Entwicklung in Europa.)

Versteht sich, dass die Zukunft das Ende der Vergangenheit voraussetzt. Siehe, das Alte ist vergangen, sagt der Erlöser, ich mache alles neu. Das Neue ist die unausdenkbare Zukunft, das zweite Paradies. Wenn Jesus Recht hätte, hätte Freud Unrecht. Nach dem Galiläer gibt es keine Vergangenheit, die durch die Macht des Glaubens nicht besiegbar wäre. Vergangenheit ist das Reich des Alten, das durch den himmlischen Erneuerer endgültig vernichtet wird. (Erneuerer hießen in deutschen Diasporagebieten die jungen Garden der Nazis, die alles Alte ausrotten und das grundsätzlich Neue bringen wollten.)

Aufklärer sind der Meinung, der Mensch könne die Wiederholung des Vergangenen durch historisches Erkennen vereiteln. Die Macht der Vergangenheit kann durch Einsicht gebrochen werden.

Gläubige sind der Meinung, der Mensch sei unfähig, das Alte zu besiegen. Nur der Herr der Zeiten könne Vergangenheit bewältigen und echte Zukunft bringen.

Freudianer sind der Meinung, die Macht der Vergangenheit sei unmöglich zu bezwingen.

Freudianer und Gläubige sitzen in einem Boot: Vergangenheit ist durch den Menschen nicht zu bewältigen. Nur Gott persönlich kann Vergangenheit aus dem Weg räumen, so der Glaube der Erwählten.

Sollten Christen und Freudianer Recht haben, gibt es keine Zukunft – bei Frommen nur im Glauben –, denn die Vergangenheit vergeht nie und wiederholt sich zeitlos-unendlich. Gegenwart ist vollständig bestimmt durch eine Vergangenheit, die sich ewig wiederkäut und jede Zukunft voll im Griff hat.

Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart liegen hier fest. Es gibt keine drei unterschiedlichen Zeiten, sondern nur einen einzigen undifferenzierten Zeitklumpen: die ewige Gegenwart des verderblich Gleichen. Lasst alle Hoffnung fahren, dem Zwang des Vergangenen zu entkommen, wenn ihr nicht zum Glauben übergeht und die Entrümpelung des Gewesenen Gott überlasst.

Wären die Deutschen Freudianer, würden die Antisemitismus-Wächter ihnen zu Recht den Vorwurf machen, dass sie ihre Vergangenheit nicht bewältigt haben. Denn das sagen sie ja selbst: wo Es war, kann kein Ich werden.

Bliebe nur die Hoffnung, die Deutschen mögen entweder fromm oder Aufklärer sein. Als Fromme könnten sie die Bewältigung der Vergangenheit vom Himmel erwarten, als Aufklärer von ihrer menschlichen Erkenntnis- und Lernfähigkeit.

Die absurden Überführungs-Methoden der Antisemitismus-Wächter übergehen wir hier. Da sich die meisten Deutschen Christen und nicht Aufklärer nennen, hätten die Antisemitismus-Wächter alles Recht der Welt, ihnen mangelnde Aufarbeitung der Vergangenheit vorzuwerfen – zumal jene ihre christlichen Glaubensfähigkeiten erheblich in Zweifel zu ziehen pflegen.

Wenn sie schlechte Christen und keine Aufklärer sind, was tun sie, um die Vergangenheit aufzuarbeiten? Von der Macht des Erkennens halten sie nichts, von der Macht eines Erlösers sind sie trotz aller windigen Bekenntnisse nicht überzeugt. Alle Freunde der Deutschen hätten das Recht und die Pflicht, ihnen zurückzumelden, in welchem Maß sie aus ihrer Vergangenheit gelernt haben.

Es ist verwunderlich, dass man dieses Geschäft ausgerechnet den Opfern der Deutschen zuschanzt. Mit der selten ausgesprochenen Begründung: in eigener Sache werden die Juden wohl am besten beurteilen können, in welchem Maß sie ihre ehemaligen Schergen verändert erleben.

Das ist ein Trugschluss. Opfer haben keine Spezialerkenntnisse in eigener Sache, schon gar keine unfehlbaren. Gerade als Opfer sind sie emotional am meisten in die schrecklichen Geschehnisse involviert und könnten erhebliche Schwierigkeiten haben, aus notwendiger Distanz das furchtbare Geschehen zu analysieren.

Graumann ist daneben, wenn er behauptet, Juden hätten nicht nur die besten Antennen für die Wiederholung des Grauens, sie wären geradezu die Antennen. Diese Unfehlbarkeitserklärung der eigenen Wahrnehmung ist allerdings verständlich, denn die Deutschen lassen die Juden in ihrer Wächterfunktion im Stich.

Philosemiten fühlen sich bereits jenseits von Gut und Böse. Sie überidentifizieren sich mit den Voten der „Richtigen“ und glauben sich damit aus dem Schneider. Echte Antisemiten können vor Hass nicht aus den Augen schauen und haben kein Interesse, den notwendigen Dialog – inklusive emotionalem Streit – zu einem Erkenntnisakt zu erweitern, der allen Seiten hülfe.

Die Juden fühlen sich alleingelassen und steigern sich in autistische Predigt- und monotone Scheltallüren. Sie merken nicht, dass gerade ihre besten Freunde, die Philosemiten, sie am meisten im Stich lassen – vermutlich mit dem unbewussten Wunsch, sie mögen sich in die Rolle unerträglicher Rechthaber derart hineinsteigern, dass der Judenhass nicht nachlasse. Die Philosemiten wären die bigottesten Freunde der Juden.

Das erste misslungene Streitgespräch zwischen Augstein und Graumann hat keine Fortsetzung gefunden. Es gibt kein Interesse auf beiden Seiten, eine kontinuierliche Gesprächsatmosphäre zu entwickeln. Wie ein plötzlich hereinbrechendes Quartalsirresein wird das Thema Antisemitismus von beiden Seiten ausagiert. Danach herrscht wieder verstockte Stummheit. Bis zum nächsten alarmistischen Aufschrei.

Eigenartig, dass der hochgelobte Film „Unsere Väter, unsere Mütter“ keine Debatte auslösen konnte, ob die historische Situation des deutschen Antisemitismus wahrheitsgetreu wiedergegeben wurde. Dem Freiburger Historiker Ulrich Herbert ist beizupflichten: Nein.

„Die fünf Protagonisten sind wie aus der Zeit gefallen. Als der Film einsetzt, im Frühjahr 1941, hatte die Begeisterung für Hitler, den Nationalsozialismus und den Krieg nach dem Sieg über Frankreich gerade ihren Höhepunkt erreicht. Zu dieser Zeit, da sind sich alle Historiker einig, wurde das Regime von der großen Mehrheit der Deutschen unterstützt. Davon sieht man hier nichts. Nichts von dem Vertrauen und der Liebe, die Hitler gerade aus der Jugend entgegenschlug. Nichts von der festen Überzeugung, dass Europa von Deutschland beherrscht werden müsse. Und dass es besser wäre, die Juden wären weg.“ (Ulrich Herbert in der TAZ)

Haben die Deutschen nichts dazugelernt? Sie taten, was sie am besten können, sie haben sich bemüht. Doch der zur Mode gewordene KZ-Tourismus und die Fähigkeit, sich sporadisch zu entsetzen, sind keine Hinweise auf tragfähige Einsichten.

Aus welchem Schoß das Unheil kroch, darüber wissen die Deutschen nichts. Das Christentum als Hauptquelle des Antisemitismus ist bei ihnen tabuisiert.

Der Film zeigt erneut, dass man den Judenhass der Nationalsozialisten als unerklärlichen Einbruch teuflischer Mächte zwischen den Jahren 1933 und 1945 ansieht. Die meisten Deutschen waren unschuldige Lämmer und Verführte von Zynikern, die ihrer eigenen Ideologie nicht glaubten.

Das ist Irrsinn und zeigt den ganzen Bankrott der deutschen NS-Geschichtsschreibung.


Fortsetzung folgt