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Freitag, 15. März 2013 – Magnificat

Hello, Freunde der Armen,

„Er hat Gewaltige von den Thronen gestoßen und die Niedrigen erhöht. Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer hinweggeschickt?“ Ist das ein armenfreundlicher Text? Er entstammt dem „Lobgesang Mariens“ – dem Magnificat – aus dem Lukas-Evangelium ( Neues Testament > Lukas 1,46 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/1/“>1,46 ff).

Ein zentraler Text der Befreiungstheologie, die vom Vatikan unter Federführung Ratzingers verboten wurde. Begründung: zu viel Marxismus, zu viel Politik, zu wenig Evangelium. Auch der neue Papst ist Gegner der Befreiungstheologie, obwohl er als Freund der Armen gilt.

Nein, es ist kein Text für die Armen. Da müssten die Kirchen kontinuierliche Politik betreiben und fürs irdische Lazarett Verantwortung übernehmen. Politik und Staat lehnen sie vollständig ab, sie gefallen sich in unberechenbaren Gnadenübungen.

Der Gesang Mariens klingt nach Revolution. Bei verheirateten Protestanten ist die Figur Mariens unterbelichtet, bei unverheirateten katholischen Priestern hat sie fast die Stelle des Heiligen Geistes eingenommen. Was man nicht hat, muss man sich einverleiben und idolisieren, sagte C.G. Jung, der die Bedeutung Mariens im Papismus als unbewusste Komplettierung der einseitigen Männerzentrierung deutet.

Die Niedrigkeit der Magd ist beendet, von jetzt an werden alle Geschlechter Maria selig preisen. Wie ungewöhnlich: eine Frau steht im Zentrum des Rühmens. Hat sich der Geist der Offenbarung vergriffen? Die Frau geht mit Gott schwanger, sie wird einen Gott gebären. Gesegnet ist sie unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht ihres Leibs. Da hüpfte das Kind mit Frohlocken in ihrem Leibe.

Welch Triumphlied einer werdenden Mutter, die sich auf ihr Kind freut. Welch

weiblicher Narzissmus: eine Mutter steht im Mittelpunkt des Geschehens. Denn Großes hat ihr der Mächtige getan und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, die ihn fürchten. Ist das kein wildes, aus den Fugen geratenes Emanzipationslied, ein Triumphgesang über die mächtigen Männer, die Gott vom Sessel holen wird? Ist die Magd zur Herrin geworden? Wird die Frau das Reich Gottes einläuten, das alle Menschen mit Sehnsucht erwarten?

Doch welch Kontrast zwischen der Frauenhymne und der schroffen Degradierung der Mutter durch den Sohn: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen! Die anfängliche Eruption ist vorüber, die Größenphantasie der Frau mit einem Satz zerschlagen. Der Sohn selbst stellt die Mutter zurück in die Reihe: Kein Gedöns, Weib. Ich, der Sohn, spiele die Hauptrolle.

Am Anfang muss der Befreiungswille der Frau unermesslich gewesen sein. Die Gewaltigen vom Thron stürzen! Warum waren Frauen die ersten und glühendsten Gläubigen? Weil sie vom Ende der Männerherrschaft träumten. Die neue Religion sollte den Umsturz bringen, kein Stein der Machogesellschaft sollte auf dem andern bleiben. Die Zeiten der Magd werden vorüber sein. Auch Göttersöhne beginnen als Embryos, die von Frauen ausgetragen werden. Wer steht am Ursprung des Lebens? Das Weib.

Das Magnificat hat nicht seinesgleichen in der Heiligen Schrift. Das Weib wagt es, sich in den Mittelpunkt des Weltgeschehens zu stellen. Das wagt keine moderne Feministin, die nur davon träumt, den Mann zu imitieren, seine Welt zu erobern, sie aber nicht aus dem Weg zu räumen. Um den irdischen Mann zu besiegen, unterwirft sich die Frau dem überirdischen, dem allmächtigen Mann. Welch eine Tragödie bis heute.

Die Frau geht in die Falle des überirdischen Mannes. Sie will sich von Adam befreien, indem sie sich dem Schöpfer ergibt. Was ist aus ihren Phantasien geworden? Wo sind die Hoffnungen des Magnificats überprüft worden? Alles verpufft auf der Stelle, als ob der Hohngesang auf die Mächtigen nur ein peinlicher Ausrutscher wäre.

Der Sohn verlangt von der Mutter unbedingten Gehorsam. „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er streckte seine Hand über seine Jünger aus und sprach. Siehe, das sind meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters in den Himmeln tut, der ist mir Bruder und Schwester und Bruder.“

Die Urgruppe des Christentums ist nicht die emotionale Familie, nicht der Clan, nicht die Polis, nicht die Gemeinschaft mit Plethi und Krethi. Es ist die Sekte der Bewunderer des männlichen Heilands.

Die politische Gesellschaft ist etwas, was überwunden werden muss. Die Familie ist etwas, was überwunden werden muss. Alles Natürliche und Irdische ist kalt und verdorben und muss eliminiert werden. Worauf der Segen von oben ruht: nur das ist erwählt vor Gott. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch sage.“ ( Neues Testament > Johannes 15,14 / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“>Joh. 15,14)

Durch Unterwürfigkeit kann man sich die Freundschaft des Heilands verdienen. Bei Aristoteles war Freundschaft eine Beziehung unter Gleichen und Ebenbürtigen. Sind zwei Personen in ihrem Menschsein ähnlich, ist das die Voraussetzung für eine beglückende Freundschaft. Bei Jesus muss der Freund sich bücken und alles von seinem Großen Freund erwarten. Ebenbürtiges zur Freundschaft kann er nicht beitragen. Seinen Freund muss er wie einen Göttersohn anbeten.

Ohne Freundschaft unter Gleichen kann keine Polis funktionieren. Philia ist Freundschaft und Liebe. Ohne Philia keine Demokratie, ohne liebende Gleichberechtigung kein öffentliches Leben in Toleranz.

In der Moderne herrscht die schädigende Konkurrenz, das Misstrauen aller gegen alle. Im Mittelpunkt des gegenwärtigen Lebens steht die amoralische Wirtschaft, die keine Freundschaft zulässt, nur zeitlich begrenzte Kumpanei. Im Sozialismus gibt es Freundschaft, aber keine Freiheit, im Kapitalismus Freiheit, aber keine Freundschaft, sagte Horkheimer vor Jahren.

Die westliche Gesellschaft ist freundschaftslos. Hier muss jeder Mensch ausgerechnet werden, damit man sich mit ihm verbinden oder sich gegen ihn wappnen kann. „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Brüder.“ Seine Jünger sind keine Knechte mehr, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut: „Euch aber habe ich Freunde genannt, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das ich habe ich euch gesagt.“ Der unwissende Knecht ist zum wissenden Knecht promoviert worden.

Ein beseeltes Werkzeug nennt Aristoteles den Sklaven. Ein Jünger ist für Jesus ein wissender Sklave. Welch eine Verhunzung des griechischen Freundschaftsbegriffs, wo jeder Partner der Freundschaft zustimmen musste. Einseitige Freundschaften gab es nicht. Jesus hingegen wählt sich seine Freunde aus, er wird von niemandem auserwählt. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Das gebiete ich euch, dass ihr einander lieben sollt.“

Liebt euch – und also liebten sie sich. Bestimmte Dinge müssen den Menschen schließlich gesagt werden, sonst kämen sie nicht auf die Idee, sich zu lieben. Das klingt nach Hegels Spott über die trägen südamerikanischen Indios. Wenn um Mitternacht nicht die Glocken von den Patres geläutet worden wären, wären die Eingeborenen gar nicht auf die Idee gekommen, sich zu paaren und Kinder zu zeugen. Nicht mal das ordinäre Triebleben funktioniert ohne das wundersame Eingreifen der Priester.

Wie die Frau einst dem Christentum auf den Leim gegangen ist, in der Hoffnung, die männlichen Tyrannen vom Thron zu holen, so geht sie heute dem Kapitalismus auf den Leim. Sie glaubt gleichberechtigt zu sein, wenn sie ein amoralisches System bedienen kann. Bis heute setzt sich die Frau nicht mit dem allmächtigen Mann auseinander. Religion ist nur ein pittoresques Seitenthema in den Debatten um Gleichberechtigung.

Wenn man Beruf und Kind unter einen Hut gebracht hat, hat frau keine Energie mehr, um sich mit heiligen Schriften auseinanderzusetzen. Dass der neue Papst nichts für die Frauen tun wird, wird von der emanzipierten Maria von Welser, einst Frontfrau von MONA LISA, mit einem Achselzucken quittiert. Die Frau kann sich noch in vieler Hinsicht nützlich machen, zu sagen hat sie nichts. Es genügt, den Heiligen Geist eine heilige Geistin zu nennen und das feministische Pflichtprogramm unter der Kanzel ist abgearbeitet. Die Macht der alten Männer bleibt ungebrochen.

Der Allmächtige hat Kardinäle und Päpste von den Thronen gestoßen und die Frauen erhöht? Nicht daran zu denken. Die besten Frauenkenner sind alte machtbewusste Priester. Weil sie sich dem brünstigen Begehren der Frauen entziehen, glauben die Frauen, sie hätten es mit perfekten Männern zu tun.

Nur unvollkommene Lüstlinge gehen sündigen Frauen ins Netz. Wer seine Triebe unter Kontrolle hat, hat Macht über die Menschen. Ihr braucht uns, wir brauchen euch nicht. Wir haben euch erwählt, ihr könnt uns nicht erwählen. Ein echter Priester kontrolliert sein Triebleben, um Macht über Menschen zu gewinnen.

Was ist der protestantische Pfarrer für eine triviale, uncharismatische Figur? Er lebt, wie alle Menschen leben. In der Woche zwier, macht im Jahre hundertvier. Wie öde, wie banal!

Es war der genialste Trick katholischer Hirten, sich die Frauen untertan zu machen – indem sie allen weiblichen Verführungen widerstanden. Und wenn nicht, dass sie es subito bereuten, einer Buhlerin erlegen zu sein:

Komm, laß uns buhlen bis an den Morgen und laß uns der Liebe pflegen;

denn der Mann ist nicht daheim, er ist einen fernen Weg gezogen;

er hat den Geldsack mit sich genommen; er wird erst aufs Fest wieder heimkommen.

Sie überredete ihn mit vielen Worten und gewann ihn ein mit ihrem glatten Munde.

Er folgte ihr bald nach; wie ein Ochs zur Fleischbank geführt wird, und wie zur Fessel, da man die Narren züchtiget,

bis sie ihm mit dem Pfeil die Leber spaltete.“ ( Altes Testament > Sprüche 7 / http://www.way2god.org/de/bibel/sprueche/7/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/sprueche/7/“>Sprüche 7)

Die Männer im Vatikan wissen: wenn sie den Frauen nachgeben, ist‘s um ihre Macht geschehen. Frauen bewundern nur, solange sie abgelehnt werden. Denn hinter der antrainierten Maske ihrer modernen Forschheit lehnen sie sich selber ab. Gehst du zum Weibe, vergiss das Gebetbuch nicht, sagte Zarathustra dem letzten Priester.

Kann man sich vorstellen, dass eine halbe Milliarde Frauen dem Regiment der Priester davonlaufen und eine weibliche Kirche einrichten? Sie sagen es nicht, doch sie halten sich allesamt für unwürdig, im Namen des weiblichen Geistes eine Botschaft an die Menschheit zu richten.

Solange sie die Männer garantiert erfolglos bekämpfen können, solange ist deren Macht ungefährdet. Bist du lose vom Weib, suche kein Weib. Ein verheirateter Mann sorgt sich, wie er seinem Weibe gefalle. Der unverheiratete Priester sorgt sich um die Dinge des Herrn, wie er dem Herrn gefallen möge. Zwischen dem Herrn und dem Weib muss sich der Mann entscheiden. Das Weib hat nichts im Sinn, als den Mann vom Göttlichen abzulenken.

Das Weib ist die Lust der Natur, der erwählte Mann hat sich für die Lust des Himmels zu entscheiden. Der Mann wählt Gott, damit er die weibliche Natur ablehnen kann. In seiner Allergie gegen das Weib zeigt sich die Qualifikation des Mannes für das Übernatürliche.

Er ist bereits ein Wesen von oben, ein Emissär der männlichen Transzendenz. Die Zeit ist kurz, damit fortan auch die, welche Frauen haben, so seien, als hätten sie keine. Selbst die Verheirateten sollen leben, als seien sie unverheiratet. Die Verheirateten sorgen sich, wie sie ihren Ehegatten gefallen mögen. Wen wundert‘s, wenn christliche Ehen sich nicht sonderlich anstrengen, sich gegenseitig zu gefallen.

Das Glück einer Ehe ist ein Affront gegen den Himmel, der neidisch ist auf das Glück der Erdenkinder. Echte Priester haben sich den Bedrängnissen des Fleisches entzogen. Niemand bewundert die Ablehnung der Frauen mehr als die Frauen, die ohnehin nicht verstehen können, dass Männer sie mehr lieben könnten als die Abgesandten des Himmels.

Wird eine Frau von einem Mann begehrt, muss sie den Himmel um Verzeihung bitten. Sie hat die ewige Seligkeit des Mannes gefährdet. „Bittrer als der Tod ist das Weib, sie ist ein Fangnetz, ihr Herz ist ein Garn und ihre Hände sind Fesseln. Wer Gott gefällt, entrinnt ihr, wer aber sündigt, wird von ihr gefangen.“

Wie oft wurde dies Wort im Abendland in den letzten zwei Jahrtausenden gepredigt? Wie oft wurde die Frau von himmlischen Männern zu einem zweitrangigen Wesen erniedrigt? Wie oft wurde sie zur Zeugungs- und Gebärmaschine degradiert?

Im kollektiven Gedächtnis ist alles gespeichert. Aus dem täglichen Leben sind frauenfeindliche Zitate verschwunden. Die Frauen würden lachen, wenn man sie ihnen ins Gedächtnis zurückriefe. Den normalen Mann mögen die Frauen besiegt haben. Den Priester haben sie noch nicht mal im Visier.

Das Schibboleth der Frauenbefreiung wird ihre Revolte gegen den Priester sein. Das wahre Selbstbewusstsein der Frau zeigt sich in der Frontstellung gegenüber dem Allmächtigen. Ist ein Gottesmann im Haus, beginnen die frechsten Weiber zu flüstern. Solange die Frau die Stellvertreter des Herrn nicht vom Thron stößt, wird sie sich von der Macht des Mannes nicht befreien.

Die Priester wollen das Elend nicht verändern, sie wollen Honig daraus saugen. Insgeheim warten die Frauen auf das Signal der Priester, den gegenwärtigen Spuk zu beenden. Dieses Signal wird nie kommen. Der wahre Gewaltige ist der Heilige, der Nein sagt zum irdischen Weib. Maria war nur Gebärerin des Erlösers, zur Erlöserin taugt sie nicht.

Der neue Papst küsst die Füße aidskranker Männer. Die Füße schöner gesunder Frauen würde er nie küssen. Dafür lieben ihn die Frauen.