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Europäische Idee XXX

Hello, Freunde der europäischen Idee XXX,

wer verführt am besten – Männer oder Frauen? Wären‘s nicht die Männer, hätten die Frauen ihnen längst den Star gestochen.

Was ist das Geheimnis der unfehlbaren Verführungsmethode der Männer, mit der sie alle Frauen kirre machen? Sie verheißen ihnen Heil und Segen – indem sie ihnen in Aussicht stellen, sich zu verändern, die Rolle der Unterdrücker aufzugeben und neue Menschen zu werden: Frauen, wir zeigen euch, wie ihr uns als Tyrannen loswerden könnt. Und wie?

Wer unter euch die Erste sein will, die sei unser aller Magd und – und betreibe unseren Männer-Job besser als wir selbst. Die Demütigen und Letzten werden die Ersten sein – versprochen. Wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, damit ihm gedient werde, sondern damit er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Diener Gottes müssten sich eigentlich „die von Gott Bedienten“ oder die „Herren Gottes“ nennen. Merkel kennt die Melodie des Herrschens-durch-Dienen seit den Tagen ihrer Kindergottesdienste.

Frauen, die Mütter aller Männer, haben ein grundlegend schlechtes Gewissen, dass sie ihre eigenen Despoten zur Welt gebracht haben sollen. Die Mütter der Menschheit fühlen sich für das ganze Elend derselben verantwortlich. Den Geburts-Fehler wollen sie korrigieren, indem sie die Männer mit Geduld und Demut erziehen.

Die Männer präsentieren sich als listige Kokotten. Sie zeigen sich verführerisch belehr- und erziehbar, um plötzlich die gefügige Maske fallen zu lassen und den Frauen zu signalisieren: glaubt ihr ernsthaft, ihr könntet uns nach Belieben dressieren? Da müssen andere kommen als ihr lächerlichen Emanzen, Suffragetten und

matriarchalischen Träumerinnen.

Frauen gehören zu den Schwachen und Benachteiligten dieser Erde, die der männliche Erlöser zu retten versprach. Doch seine Medizin ward zum Gift, seine Verheißung zur Jenseitsillusion. Die Frauen, der Herrschaft der Männer unterworfen und süchtig nach dem Opium des Himmels, mussten sich erneut unterwerfen, und diesmal für immer und ewig. Wenn sie nicht Mägde der Erlöser werden, können sie nicht selig werden. Das Heil der Männer wird zum Kerker der Frauen im Himmel wie auf Erden. Die Frohe Botschaft, die den Frauen Freiheit bringen sollte, verlängerte deren Kerkerzeit bis über den Tod hinaus.

„Die leidenschaftlich antifeministische Tradition des Judentums lebt im Apostel Paulus fort. Paulus gebietet den Frauen unauffällige Zurückhaltung, auf das alte und neue Testament gründet er das Prinzip der Unterordnung der Frau unter den Mann. »Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Manne; und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen. Wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Männer ihren Weibern in allen Dingen.« Die Frau erscheint als die furchtbare Versuchung des Bösen. Darum schreibt Tertullian: »Weib, du bist die Pforte zur Hölle. Deinetwegen hat Gottes Sohn sterben müssen.« Ambrosius: »Adam ist von Eva zur Sünde verleitet worden, und nicht Eva von Adam. Es ist aber gerecht, dass die Frau denjenigen, der sie zur Sünde verleitete, als ihren Herrn empfängt.« Chrysostomus: »Unter allen wilden Tieren findet sich keines, das schädlicher wäre als das Weib.« Thomas von Aquin: »Der Mann ist des Weibes Haupt, Christus aber ist des Mannes Haupt. Also steht fest, dass das Weib dazu bestimmt ist, in der Unterwerfung unter den Mann zu leben, dass sie keine Macht über sich selber habe.«“ (Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht)

Diese Verdammungsurteile sind nicht von gestern. Sie haben die Erde erobert und beherrschen die männliche Weltpolitik der Gegenwart. Die Zukunft soll jenes Reich werden, in dem weibliche Versuchungen durch Tilgen der Versucherinnen für immer ausgelöscht sind. Das technische Reich der Zukunft ist das von Frauen und Kindern befreite Reich autistischer Männer, die die Alleinherrschaft über die Erde errungen haben.

Männer müssen sich täglich neu erfinden, um die Bilanz ihrer uralten frauenfeindlichen Terrorismen ungeschehen zu machen. Siehe, das Alte haben sie zum Verschwinden gebracht, um die endlosen Zeugnisse ihrer Geschlechtsverbrechen zu verleugnen.

Wer ist die berühmteste Frau der Welt? Maria, die Mutter Gottes. Sie ist keine vitale und echte Frau mit natürlicher Sinnlichkeit und Gebärfähigkeit. Gott entkernt sie zum asexuellen Werkzeug, um ihr auf übernatürliche – sprich technische – Weise einen Sohn und Erben zu entlocken. Angela, die protestantische Maria, auf dem Weg zur Madonna des ganzen christlichen Westens, wird vom Heiligen Geist überschattet: „der Engel Gabriel kommt über sie.“ (Ähnlichkeiten mit der Großen Koalition wären zufällig.)

Angela betreibt das Werk des Mannes, wie kein Mann es könnte. Während die Machos noch immer die Vorlautesten und Pfauenhaftesten (wie Trump) sein müssen, um die Ersten zu sein, versteht Angela sich auf die evangelisch korrekte Paradoxie der Demut und Bescheidenheit. In unauffälligen Uniformen kleidet sie sich, in unauffälligen Worten vertuscht sie ihre Dominanz über Europa:

Nein, den makabren Flüchtlings-Deal mit der Türkei habe sie nicht hinter den Kulissen eingefädelt, sodass alle Spitzenpolitiker platt waren vor Erstaunen: sie habe nur belanglose Anregungen gegeben. Nein, sie sei noch immer gegen die Schließung der Balkanroute. Sie habe nur der Formulierung zugestimmt, wonach „irreguläre Migrantenströme auf der Balkanroute nun zu einem Ende gekommen“ sind. Mehr noch: Im Gipfelpapier heißt es nun, dass „die Migrationskrise in Europa beendet“ werden soll. Nicht nur die Balkanroute ist zu, ganz Europa schottet sich ab.“ (Eric Bonse in der TAZ)

Da der Satz des Widerspruchs – spätestens seit Hegel – aus dem europäischen Vokabular der Lauterkeit getilgt wurde, kommt niemand aus der Sekte der Muttersöhnchen auf den Gedanken, Mütterchen zur Rechenschaft zu ziehen. (Die Muttersöhnchen gehören zur Riege jener erfolgreichen Neurotiker, die ihre gestörten Mutterbeziehungen in einem Bekehrungsakt ad acta legen dürfen: Mutter ist doch die Allerbeste, Männer waren immer schon die brillantesten Feministen. Wähle Merkel und du bist der Größte unter den Frauenverstehern.)

Der Feminismus der Gegenwart leidet unter vielem. Vor allem unter Religionsvergessenheit. Alles Herleiten gegenwärtiger Politsünden aus dem Heiligen ist Missbrauch der Religion, alle Tugenden sind legitime Früchte des Glaubens – daran halten auch viele selbstbewusste Frauen fest, die ihre Seligkeitsillusionen noch nicht aufs Spiel setzen wollen. Nur die russischen Pussy Riots und Barbusigkeitskämpferinnen der ukrainischen Gruppe Femen zielen ins Allerheiligste.

Der gestrige ARTE-Film über „The Power of Women“ brachte eindringliche Porträts wunderbarer Frauen aus aller Welt, die den Männern den Schneid abkaufen. Solche Filme bringen die Öffentlich-Rechtlichen, wenn überhaupt, frühestens um Mitternacht. Die eingeblendete Ex-Bischöfin Käßmann hatte keine Mühe, die aufmüpfigen Frauen zu loben – als seien sie die wahren Mägde des Herrn –, ohne den Hinweis zu vergessen, sie würde die Femen-Aktivistinnen wegen Verletzung religiöser Gefühle „kritisch befragen“.

Eine ausgezeichnete Idee. Man organisiere Tribunale in aller Welt, bei denen die Verletzungen natürlicher Gefühle konfrontiert werden mit denen übernatürlicher Gefühle. Was wiegt die Entlarvung von Phantasmagorien gegen die reale Schmähung und Vernichtung der Mutter Natur, von der wir alle „leben, weben und sind“? Sie verfluchen alles Natürliche – und fühlen sich verletzt, wenn ihre Terroraktionen im Namen des Glaubens aufgedeckt und attackiert werden.

Es geht nicht nur um politische und psychologische Rangunterschiede zwischen den Geschlechtern. In Gestalt eines allmächtigen Gottes kämpft der Mann gegen die schiere Existenz der Mutter Natur. Alles, was Frauen als Naturwesen hervorbringen, muss zugrunde gehen – zugunsten einer zweiten Schöpfung aus dem Geist.

Geist ist immer Geist der Männer, die sich über die Natur erheben und sich berechtigt fühlen, das weibliche Schöpfungsprinzip zu vernichten. Die Heilsgeschichte ist nur eine auf unbestimmte Zeit verschobene Vernichtungsgeschichte der Natur. Bereits am Anfang der Schöpfung, die angeblich sehr gut war, wollte der Herr sein Werk zerstören. Unwirsch erteilt er ihr eine Gnadenfrist. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Am Ende der Galgenfrist wird das „Alte“ erbarmungslos füsiliert – um einer neuen Schöpfung Platz zu schaffen.

Für Fromme gibt es nur eine Schöpfung und das ist die männliche aus Nichts. Die weibliche kennt kein Nichts, sie regeneriert das Leben in zirkulärer Unendlichkeit. Nicht Gott: die Natur ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Auf der einen Seite ewige Natur, das weibliche Element; auf der anderen die Übernatur, die Schöpfung aus dem Nichts mit zeitlichem Anfang und Ende.

Die weibliche Natur gebiert Menschen, Tiere und Pflanzen in zirkulärer Ewigkeit.

Der männliche Geist schmäht das Weibliche. Natürliche Geburt ist für ihn minderwertig, die Neugeburt aus dem Geist ist sein göttliches Prinzip.

In der Erlöserreligion muss das natürliche Alte durch Taufe aus dem Geist getilgt werden. Natürliche Geburt muss durch eine überirdische Wieder- oder Neugeburt, das Weibliche durch das Männliche vollständig ersetzt werden. In der Taufe wird der „alte Adam“, Synonym für den natürlichen Menschen, im Wasser ersäuft – zugunsten des neuen Menschen als Kind des himmlischen Vaters.

„Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden.“

Entweder – Oder. Entweder weibliche Natur – oder männliche Übernatur. Entweder weibliche Geburt – oder geistige Wiedergeburt. Hier gibt es keine Kompromisse. Es geht um Sein oder Nichtsein. Die männliche Hochkultur erfindet die Erlöserreligion, um die Zerstörung des Natürlich-Weiblichen zur heiligen Pflicht zu erklären.

„Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein, dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen.“

Der Tod ist das natürliche Ende aller Lebewesen. Im Reich des Geistes ist der Tod überwunden zugunsten der Auferstehung in die Unsterblichkeit. In der Natur gibt es keine Sünde, sondern nur Irren und Fehler machen; die natürliche Vernunft muss in Versuch und Irrtum erlernt werden. In der Übernatur gibt es nur das unbedingte Gute und das satanische Böse, das böse sein will um des Bösen willen.

Der Mensch ist entweder von Gott oder dem Teufel besessen. Eine eigene Persönlichkeit besitzt er nicht. Eine autonome Vernunft kennt er nicht. Stattdessen die Gehorsamspflicht, der übernatürlichen Offenbarung aufs Wort zu gehorchen.

Die Vernunft des natürlichen Menschen äußert sich in selbstbestimmtem Sehen und Erkennen, das durch Streiten sich der Wahrheit nähern kann. Der Glaubensgehorsam hat auf die übernatürlichen Worte des Herrn zu hören und kritiklos anzuerkennen. (Gehorsam kommt von Hören.)

Wer in Christo lebt, muss allem Natürlichen absterben, um ins Reich des Übernatürlichen zu gelangen. Da die Moderne alles Natürliche ersetzen will durch Technik, ist Technik identisch mit dem Glauben, der die Natur vernichten will, um eine zweite Übernatur an ihre Stelle zu setzen. Ein Drittes gibt es nicht.

Nicht nur die Technik, auch die Wirtschaftsweise eines unendlichen Akkumulierens lässt nicht locker, alle natürlichen Beziehungen der Menschen zu untergraben. Das Individuum soll zum fungiblen Atom werden, das nach Belieben überall auf der Welt zu allen Tages- und Nachtzeiten eingesetzt werden kann.

Die Familie wird zerstört, die Kinder werden als lästige Pflichten empfunden, Freundschaften werden ausgehöhlt. Mehr als die Hälfte aller jungen Paare scheitern im ersten Jahr nach der Geburt ihres ersten Kindes. Mutterschaft wird nicht nur bedauert, sondern geschmäht. Alles, was natürlich ist, wird als lästige Tortur erlebt.

Für Corinne Maier sind Kinder unerträgliche Plagen: „In ihrem Buch „No Kid“ rechnet die Französin Corinne Maier mit der Idylle des klassischen Mutterbilds ab.“

SZ.de: Frau Maier: in „No Kid“ bezeichnen Sie Kinder als Monster, Liebestöter, programmierte Enttäuschung, Lärmbelästigung.
Maier: Machen wir uns nichts vor: In jeder Familie gibt es Spannungen, Eifersucht, negative Leidenschaften. Es ist nicht alles wie in der Waschmittelwerbung. Mütter, die gleichzeitig arbeiten und Kinder haben, sind vor allem eins: müde. Diese politische Binse, Job und Familie seien leicht zu vereinbaren, ist eine glatte Lüge.“ (Süddeutsche.de)

In der Tat, Familien sind keine Idyllen – weil sie keine sein dürfen. Ein gelungenes Familienleben in maroden Gesellschaften ist unmöglich. Dennoch: Corinne Maier sucht nicht die Ursachen des Elends, um das Elend zu verbessern. Sie tut, als sei das familiäre Leben von einem teuflischen Bazillus durchzogen. Hier hat der christliche Geist volle Arbeit geleistet und alles Natürliche ins Dämonische verzerrt. Die Mutter wird zum überschätzten Wesen, das zum Sündenbock werden muss. Die Familie wird zum Hindernis des individuellen Glücks.

„Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?“

„Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“

Wer sein natürliches Leben in der Natur und im Kreise seiner Lieben lebt und dabei noch glücklich ist, der ist des Teufels. Nur, wer sein irdisches Leben kreuzigt und vernichtet, der wird mit übernatürlichem Leben belohnt.

„Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“

Die Welt ist das Reich der weiblichen Natur. Wer sie liebt, kann kein Kind Gottes sein. Er ist des Teufels. Ein Drittes gibt es nicht.

Stabile familiäre Bindungen werden in toto verächtlich gemacht. Kinder sollen sich beizeiten „lösen“, ist die Botschaft gegenwärtiger Psychotherapeuten, die in skandalöser Weise zu nützlichen Idioten des Kapitalismus wurden. Auf der einen Seite fordern sie Solidarität, auf der anderen unzuverlässige Beziehungen. Puritanische Eltern sollten sich frühzeitig von ihren Kindern lösen, um nicht der Sünde allzu großer Liebe zum eigenen Fleisch und Blut zu verfallen.

Der Hass auf natürliche Beziehungen zugunsten kapitalistischer Verfügbarkeit gilt heute als therapeutischer Weisheit letzter Schluss.

Wahrlich, innige Bindungen sollten nicht unkritisch sein, das wäre das Geheimnis einer gelungenen Erziehung. Lieben heißt fürsorgliche Kritik üben. Ohne Kritik gibt es weder Freundschaft noch Liebe. Lösen aber ist keine kritische Distanz, sondern emotionslose Gleichgültigkeit.

Das Lösen und Zerstören der Familien gilt im Übrigen nur für die unteren Schichten. Die Dynastien der Großen sind uneinnehmbare Bastionen der Macht.

Hinter der Forderung nach frühzeitiger Lösung steht die Formel, jeder müsse seinen eigenen Weg gehen. Indeed, das wäre die Losung eines reifen, gelungenen Lebens. Wenn aber das Eigene profilneurotische Andersheit sein muss, dann nähern wir uns einem Irrenhaus, wo jeder sich als Einstein fühlt, wenn er sich die Nase auf originelle Weise schnäuzt. „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ (Anna Karenina)

Nicht nur die Familien, auch Wahlverwandtschaften oder Freundschaften werden geschleift. Der Einzelne soll isoliert und alleine bleiben, um der Macht der Verhältnisse hilflos ausgeliefert zu sein.

„Umzugskisten schleppen, Blumen gießen – für Freunde macht sich keiner mehr krumm. Aber das Phänomen beobachtet man eben auch bei den Modernen, bei den Jüngeren, eben in der gesamten Gesellschaft: Der Gefallen stirbt allmählich aus. In einer Allensbach-Studie von 2014 gaben 40 Prozent der Befragten an, sie hätten schon seit Jahren keinem Freund mehr beim Umzug geholfen. Nur ein Drittel sagte, dass Freunde ihnen beistanden, als sie krank waren. Und immerhin 7 Prozent haben nicht einen der 16 verzeichneten Freundschaftsdienste geleistet. Es ist, als bräche das Wort auseinander: hier die Freundschaft, dort die Dienste, zwei getrennte Welten.“ (ZEIT.de)

Die Autorin wagt es, solch nutzlose Freundschaften Tugendfreundschaften zu nennen. Abstrakte Freundschaften gibt es nicht. Für Aristoteles war Freundschaft wichtiger als Gerechtigkeit, weil sie die Defizite der Gesellschaft in freiwilliger Fürsorglichkeit kompensieren könne:

„Für Aristoteles ist die Freundschaft wichtiger Bestandteil einer funktionierenden (Polis) Gesellschaft. Noch höher als die Gerechtigkeit soll der Staat die Freundschaft schätzen. In der griechischen Polis gab es keine öffentlichen Dienste wie Polizei und Feuerwehr, so war jeder auf das Wohlwollen des anderen angewiesen. Wer in Ämter gewählt werden wollte, musste sich das Wohlwollen der Menschen sichern.“

Eine stabile Gesellschaft wäre eine, in der kein Mensch ohne Freundschaft auskommen müsste. Das Zentrum des zoon politicon ist die spontane und verlässliche Freundschaft der einzelnen gesellschaftlichen Zellen.

Heute wird alles seziert zugunsten bezahlbarer Funktionen. Was nichts kostet, ist nichts wert, erklärte Wirtschaftstheologe Rainer Hank, FAZ. Mit dem Untergang der Freundschaft ist der Sieg des Kapitalismus besiegelt.

Die Zertrümmerung der Familie, der Hass gegen Kinder, die Forderung nach unsolidarischer Lösung von der Familie, das Bedauern der eigenen Mutterschaft, die Vernichtung der Freundschaft, die Ersetzung aller freiwilligen Sympathiebeziehungen durch käufliche Leistungen – der Hass des Christentums gegen alles Natürliche feiert seinen orgiastischen Höhepunkt. Danach der finale Kladderadatsch, der von Beginn an der Schöpfung einprogrammiert war:

„Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, und er sprach: Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe. Aber Noah fand Gnade vor dem HERRN.“

Was Noah mit einer technisch ausgefeilten Arche für die Frühzeit war, sind Milliardäre mit ihren unübertrefflichen Intelligenzmaschinen für Gegenwart und Zukunft.

Der Kern des Geschlechterkampfes ist der psychotische Wille des Mannes, sich aller Frauen und Kinder zu entledigen, um seine einsame Gottähnlichkeit zu feiern. Ein Feminismus, der seinen Namen verdiente, müsste die Religion des Mannes zersetzen, um der Menschheit eine Chance zu geben.

 

Fortsetzung folgt.