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Europäische Idee LXXXIX

Hello, Freunde der europäischen Idee LXXXIX,

beginnen wir mit den Kindern, jenen überflüssigen Wesen, denen früher die Zukunft gehörte. Heute gehört Zukunft den Robotern, die keine Kita benötigen, nicht die Windeln nässen und problemlos englisch als erste und chinesisch als zweite Fremdsprache lernen. Sie beherrschen alle Sprachen der Erde, denn sie verstehen algorithmisch, die Zaubersprache aller Sprachen.

Das Wunder wurde Wirklichkeit: Roboter verstehen Zungensprache, die heute alle kundigen Menschen verstehen und von allen verstanden wird.

„Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen und wurden bestürzt; denn es hörte ein jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darin wir geboren sind? Wir hören sie mit unsern Zungen die großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden irre und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?“

Das Entsetzen ist gewichen und hat grenzenloser Bewunderung Platz gemacht. Die digitale Zungensprache der Maschinen, der Kinder des Mannes, macht die unbrauchbaren, veralteten Sprachen der Kinder der Frauen überflüssig. Den Wettlauf um die Zukunft haben Kinder und Mütter verloren. Die Zukunft gehört den Männern und ihren überragend intelligenten, immer einsatzbereiten und ermüdungsfreien Kopfgeburten.

Reiche Männer verabscheuen das Kinderzeugen in vivo mit lebendigen Frauen. Nach dem Vorbild ihres Gottes befruchten sie auf Distanz, lassen ihre Kinder von unbekannten Frauen austragen und von bezahlten Frauen erziehen, die eine Etage unterhalb der Milliardärslounge ihre Dienstwohnung haben. Nicht mehr lange. Wenn es technische Gebärmaschinen gibt, werden Leihmütter der Vergangenheit angehören und Konditionierungsmaschinen die Erziehung der Kleinen zu konfliktfreier

Anpassung übernehmen.

„Weil die Männer nicht wie die Frauen auf natürliche Weise Kinder zur Welt bringen können, bestanden sie darauf, ebenfalls etwas hervorbringen zu können, aber nicht körperlich, sondern intellektuell.“ (Erich Fromm)

Von Anfang an hatte der Kapitalismus die Zerstörung des Zusammenhalts und der emotionalen Nestgeborgenheit der Familie im Auge. Arbeitskräfte müssen mobil und flexibel sein, stabile Beziehungen sind da nur hinderlich. Selbst Therapeuten unterstützen den ökonomischen Moloch und fordern Lösung von der Urfamilie. Ganz im Sinne der Calvinisten, die ihre Kinder früh in andere Familien gaben, damit ihr Herz nicht in sündiger Liebe an ihren Sprösslingen hängen bliebe.

„Die Armengesetze dienten weniger dazu, den Unglücklichen zu helfen, als vielmehr dazu, die sich selbst schuldig bekennenden Versager der Gesellschaft zu brandmarken. Es hat kaum jemals unmenschlichere Gesetze gegeben als das Armengesetz von 1834 (in England), welches jedwede Hilfe weniger erstrebenswert machte als den niedrigsten Lohn, sie auf das gefängnisartige Armenhaus (work house) beschränkte, dabei Männer, Frauen und Kinder zwang, sich voneinander zu trennen, und die Armen für ihr Elend bestrafte.“ (Eric Hobsbawm)

Die Hartz4-Gesetze einer deutschen Proletenpartei, die alle Proleten hasst, sind die Fortsetzung der englischen Armengesetze aus dem 19. Jahrhundert. Die Erfolglosen werden bestraft, weil sie keinen Profit bringen. An ihrem Elend sind sie selbst schuld und müssen für ihre Schuld bestraft werden. Schuld ist zum Alleinstellungsmerkmal der Abgehängten geworden. Eliten haben die Kategorie Schuld aus ihren Büchern und Bilanzen gestrichen.

Während die kinderreichen Dynastien der Tycoons die Weltherrschaft übernehmen (ohne glamouröse Familie keine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur in Amerika) sind die Familien der Armen zur aussterbenden Spezies verurteilt.

Eltern auseinanderreißen, Beruf und Familie, Überleben und Leben unverträglich machen, Mütter gegen verdienende Väter, Väter gegen unproduktive Mütter – und nutzlose Kinder gegen alle aufzubringen: dieser weltumspannende Destruktionsprozess steht vor seiner Vollendung. Schwangere erhalten keinen Job, Mütter machen keine Karriere, Väter werden ausgesaugt, dass sie abends für Weib und Kind keine Energie mehr haben, alleinstehende Mütter sind die Letzten der Letzten, in Europa ist fast jedes vierte Kind von Armut bedroht. Nicht Bildung, sondern Herkunft und gesellschaftliche Stellung bestimmen Aufstieg und Erfolg der Jugendlichen. Würden wahre Gebildete die Geschicke der Erde leiten, sähe es auf dem waidwunden Planeten anders aus.

Hallo, ihr Demokratieallergischen: wie wär‘s mit belebenden Prisen platonischer Herrschaft der Weisen? Wenigstens würde sie den Bestand der Menschheit innerhalb ihrer Utopie nicht aufs Spiel setzen. Sollte es tatsächlich sein … dass Faschisten die Klügeren unter den Kopflosen wären?

Die herrschende Wirtschaftsweise bezweckt „die Schwächung der traditionellen Bindekraft von Familien- und Gemeinschaftsleben, den radikalen Funktionswandel staatlicher Schulen, die sich auf eine wettbewerbsorientierende – und dadurch soziale Gräben aufreißende – Aneignung von Wissen und Fähigkeiten konzentrieren.“ (John Gray)

In den Schulen, ja bereits in den Kitas, nein, schon in den Krabbelgruppen, beginnt das Rattenrennen um die besten Plätze. Kinder werden zu Vollzugsgehilfen eines weltumspannenden Rankings auf allen Gebieten. Von wegen: die Welt neu erfinden. Kinder haben die bestehende Welt in allem Irrsinn punktgenau fortzuführen. Deshalb drillte man sie zu Abziehbildern der freiesten Lebensweise, die je auf der Welt gesichtet wurde. In Nordkorea sind alle Menschen innerlich und äußerlich uniformiert. Im Westen schillert die totale Anpassung in allen Farben.

Noch nie gab es eine unfreiere Epoche als die Moderne, die das Gesetz ihres Elitenfortschritts in einen Käfig für die ganze Menschheit verwandelte. Wer hinter die verwirrend bunten Maskierungen schaut, sieht Zustände wie in philippinischen Gefängnissen:

„Dicht an dicht gedrängt liegen sie auf dem Boden, auf spärlichen Decken zusammengepfercht auf dem nackten Beton. Um zu schlafen, müssen sie sich abwechseln, 160 bis 200 von ihnen in einer Zelle, die für 20 ausgelegt ist. Manche liegen auch im Treppenhaus, Stufe um Stufe mit menschlichen Leibern belegt. »Viele werden verrückt«, sagte Mario Dimaculangan, der dienstälteste Häftling im Quezon-City-Gefängnis der Agentur AFP im Interview. »Sie können nicht klar denken.«“ (SPIEGEL.de)

Verrückt werden: so ergeht es auch den Jugendlichen, die in dieser Welt nicht zurecht kommen.

Hat sich seit Bertold Brechts Gedicht „Die drei Soldaten und der Klassenkampf“ ein Hauch geändert?

„Dann sagt man, damit man den Schrecken vergisst
Mitten im Krieg einfach: Dass Frieden ist.
Und es brüllen ja auch keine Kanonen
Wo Menschen in nassen Häusern wohnen.
Man schießt nicht hin mit Geschützen
Wo Menschen vor leeren Tellern sitzen.
Man treibt kein Gelbkreuzgas in Fabriken
Wenn Menschen an der Maschine ersticken.
Sondern man sagt: es ist Frieden.
So wird die Revolution vermieden.“

Aber ja, die Zeit der Unsichtbarkeit ist vorbei, die Dinge kommen an den Tag. Giftfässer werden in den Vierteln der Verdammten abgeworfen, Krankenhäuser bombardiert, Kinder spielen zwischen Tod und Leben.

Das Elend der Schwachen zeigt sich. Sie kommen über Land und Meer. Einige mit Kalaschnikows und Molotowcocktails. Der Frieden in der Komfortzone hatte sich gelangweilt, er musste den Tod spüren, um sich lebendig zu fühlen. Die Armen gehen an ihre Grenzen, sie überwinden alle Grenzen, stürzen sich ins Meer – und wollen lieber tot sein als in ihren Heimatländern verhungern und verrecken.

Der Unfriede unterhalb des Scheins hat den lügenhaften Frieden abgeworfen und zeigt sich den sensiblen Gemütern der Reichen und Satten immer unsensibler. Schon werden die Bilder der Ertrinkenden in den Gazetten der Reichen nicht mehr gezeigt. Die Satten sind zu feinfühlig, um solche Bilder zu ertragen. Sie legen Wert auf ihre eigenen Bilder von der Welt, wenn sie als Weltenbummler ihre Almosen in fremden Paradiesen großzügig verteilen.

Der Planet wird in Schutt und Asche gelegt – da soll man nicht verrückt werden?

Die Natur wird zerstört – da soll man ruhig und gelassen bleiben?

Die Zukunft wird in Stücke geschlagen – da sollen Kinder keine Amokläufer werden?

Weg mit den lästigen Bälgern. In der Öffentlichkeit sollen sie nicht gestillt werden. Dort sollen sie nicht schreien, vor Kameras nicht auf den Teppichboden pinkeln. Immer mehr Eltern bedauern, dass sie Kinder gezeugt haben – obwohl sie ihre Kinder über alles lieben, das versteht sich. Es soll Mütter gegeben haben, die ihre Kinder aus lauter Liebe aus dem Fenster warfen. Und Väter, die ihre ganze Familie ausrotteten, weil sie ihre Lieben nicht ernähren konnten. In Deutschland wurden Kindergärten geschlossen, weil geruhsame Nachbarn den Kinderlärm nicht ertrugen.

Weg mit den Kindern aus der Öffentlichkeit! Weg aus politischen Versammlungen, in denen die Heilbringer ihre Wähler betören müssen! Der Papst küsst heulende Babys nur, weil er sie stante pede an deren Erzeuger zurückgeben kann. Präsidentschaftskandidaten lieben Babys nur in adretter und stiller Ausstattung.

„Bei demselben Trump-Auftritt in Ashburn begann im Publikum ein Baby zu schreien. „Ich liebe Babys“, sagte Trump daraufhin. „Was für ein Baby! Was für ein wunderschönes Baby (…) Es ist jung und schön und gesund und so wollen wir es.“ Kurze Zeit später schrie das Kind allerdings erneut, woraufhin Trump erklärte: „Ich habe eigentlich nur Spaß gemacht. Ihr könnt das Baby rausschaffen. Ich glaube, sie (die Mutter) hat mir tatsächlich geglaubt, dass ich es liebe, wenn ein Baby schreit, wenn ich rede. Das ist okay. Leute verstehen nicht. Das ist okay.“ (SPIEGEL.de)

Jung, schön und gesund – so wollen die Erfolgreichen ihren Nachwuchs. Wollten arische Herrenmenschen etwas anderes? Wer nicht lautlos funktioniert, nicht adrett den Lüsten der Herrenmänner zur allseitigen Verfügung steht, der hat auf diesem Planeten nichts zu suchen.

Die Kinderschändung vor allen Kameras der Welt! Ohne dass der Kandidat – der selbst brüllt und schreit wie ein aufsässiger Rotzbengel – von der Bühne gezerrt und in seinen Privatjet gejagt worden wäre. Beim nächsten Auftritt werden die Behinderten dran sein. Kriegsopfer wurden ohnehin schon bis ins Grab beleidigt. Der überaus schöne, gesunde und reiche Kandidat, Chef einer überaus schönen, gesunden und erfolgreichen Familie, will den Schönen, Gesunden und Reichen des Landes die Herrschaft der Welt sichern. Der unansehnliche, miserable Rest der Gesellschaft in die Mülltonne der Geschichte.

Sollte Hayek Recht gehabt haben, was Neu-Kanaan in Amerika betrifft: wer den Himmel auf Erden errichtet, erhält die Hölle? Hayek vergaß die Alternative: wer die Hölle auf Erden will, konserviere und verschärfe die bestehende mit List und Tücke. Noch hat der dynamisch Geföhnte das Spiel nicht gewonnen. Noch gibt es Amerikaner, die wissen, was eine Demokratie ist.

Wozu noch aufwendig zu erziehende Kinder, wenn alle Arbeitsplätze der Zukunft mit Robotern besetzen werden? Kinder sind eine Fehlinvestition, Beschäftigungstherapie für Heimchen am Herd, die sich in der Welt nicht zu Recht finden.

„Die nächsten Wellen der Automatisierung und Digitalisierung werden den Arbeitsmarkt, wie wir ihn kennen, fundamental verändern – viel schneller als wir denken. … Der Gesellschaft schienen bislang nicht die Aufgaben auszugehen, die man gegen Geld für sie leisten kann. Doch dieses Mal könnte alles anders sein. „Dieses Mal werden nicht nur körperliche Jobs durch geistige ersetzt“, sagt Andrew McAfee, MIT-Forscher und Co-Autor des Buchs „The Second Machine Age: Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird“. „Dieses Mal übernehmen Maschinen auch immer anspruchsvollere Denkaufgaben.“ Gleichzeitig meistern sie immer kompliziertere motorische Jobs.“

Schreibt Stefan Schultz im SPIEGEL. Meinungslos, wie es sich für deutsche Edelschreiber ziemt, die sich weder mit Schlechtem noch Gutem gemein machen. Sind sie nicht selbst in Gefahr, von superintelligenten Roboterschreibern ersetzt zu werden?

Doch bleibt geschmeidig (wie die Wiener sagen)! Kein Grund zur Beunruhigung. Wenn omnipräsente Maschinen arbeiten, wird Marxens Traum erfüllt. Die Menschheit muss nicht länger im Schweiß ihrer Existenz- und Abstiegsängste malochen. Wir nähern uns dem Reich der Freiheit und der Muße. Jeder wird versorgt und kostenlos ernährt. Dank BGE. Wer aber streicht den kolossalen Profit ein?

Eines Tages wird das BGE eingeführt – als Idee der Eliten, die die Überflüssigen mit Almosen abspeisen und den Reichtum der Welt auf paradiesischen Inseln in himmelhochragenden Zitadellen stapeln werden. Das BGE wird zur Legitimation der schauderhaftesten Ungerechtigkeit, die das Universum je sah.

„Die Maschinen-Revolution habe einen entscheidenden Vorteil, sagt McAfee. Die Produktivität steige so stark an, dass sich die Gesellschaft bald deutlich stärkere soziale Netze leisten könne. Selbst ein bedingungsloses Grundeinkommen sei denkbar.“

Gab es je Volksabstimmungen über technischen Fortschritt? Eine Handvoll digitaler Wirrköpfe erfindet die Zukunft und diktiert sie törichten Völkern im Namen von Geschichtsgesetzen, die nichts anderes sind als die Verwandlung ihrer Religion in Weltpolitik. Jeder glaubt an die Gesetzmäßigkeit progressiver Gewaltbeglückungen und fügt sich ins Unvermeidliche. Rationale Utopien sind strengstens verboten, religiöse Verheißungen hingegen werden als Wille der Vorsehung widerstandslos hingenommen.

Was waren harmlose Faschismen des letzten Jahrhunderts, verglichen mit dem erde-bewegenden Beglückungswahn heutiger Demokraten? Über schicksals-entscheidende Elemente der Moderne gibt es weder Debatten noch Abstimmungen. Der blaue Planet hat eine Menschengattung nicht verdient, die als gottesebenbildliche die Natur in Stücke reißt. Er sollte den Maßlosen und Entgrenzten die Kündigung schicken – damit Tiere und Pflanzen wieder aufatmen können.

Was tun die Regierungen der Welt, um den Kindern der Gegenwart eine schreckliche Zukunft zu ersparen? Sie schweigen stille, verstecken sich hinter ökonomischen Zwängen, mit denen sie den Wettbewerb gegen alle Welt bestehen wollen. Kein Moratorium, keine Denkpause, kein Durchatmen, keine Debatten um das Schicksal der Menschheit.

„Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unsers Schicksals leichtem Wagen durch; und uns bleibt nichts, als mutig gefaßt die Zügel festzuhalten und bald rechts, bald links, vom Steine hier, vom Sturze da, die Räder wegzulenken. Wohin es geht, wer weiß es? Erinnert er sich doch kaum, woher er kam.“ (Egmont)

Das war noch optimistisch. Wir haben keine Zügel mehr in der Hand, mit denen wir uns vom Sturze retten könnten. Vom Lenken des Schicksalswagens ganz zu schweigen. Wozu haben wir teuer bezahlte Historiker und Gelehrte, wenn nicht, um uns einbläuen, dass wir aus der Vergangenheit nichts, aber auch gar nichts lernen können. Erinnern? Schaut nach vorne, heißt das Motto der Volltrunkenen, die mit Rechenkünsten den Planeten beherrschen.

Wegen Arbeitsverweigerung müssten alle Regierungen dieser Welt vor ein Zukunftstribunal gestellt werden. Die Anklage lautete: Nichts habt ihr unternommen, um den Klimawandel zu stoppen. Wirtschaftswachstum und Macht waren euch wichtiger als die Rettung der Natur. Die Zukunft unserer Kinder lässt euch kalt.

Europa wollte die Ursachen des Flüchtlingselends in jenen Ländern stoppen, die am meisten vom Klimawandel in Mitleidenschaft gezogen werden. Was geschieht stattdessen? Die Regierung warnt vor den ökologischen Folgen ihrer eigenen Fahrlässigkeit und den ökonomischen Folgen im eigenen Land.

Die Regierung sieht durch die Zunahme von Überschwemmungen, Hitze und Krankheitserregern hierzulande erhebliche Risiken für die deutsche Wirtschaft. Aber auch aus anderen Weltregionen drohen Gefahren. Auch die deutsche Infrastruktur sei gefährdet, schreibt die Regierung. In Zukunft drohten immer öfter Überschwemmungen und Unterspülungen von Straßen und Schieneninfrastrukturen durch Flusshochwasser sowie Sturm- und Sturzfluten.“

Schreibt derselbe Stefan Schultz, der an anderer Stelle die gewaltigen Chancen der Roboterisierung der Welt ausmalte. Was auch hat die Zukunft der Welt – mit der Welt zu tun? Dass die Chancen die illusionären Verblendungen der planetarischen Gefahren sein könnten: auf solche naheliegenden Gedanken kommt ein objektiver Beobachter des Zeitgeschehens nicht.

Während der europäische Widerstand gegen TTIP und CETA noch wächst (von der Kanzlerin mit keinem Wörtchen zur Kenntnis genommen), ist die EU klammheimlich dabei, einen ähnlichen Knebelvertrag mit Afrika vorzubereiten. Das Ergebnis wäre katastrophal – für die Afrikaner.

„Während Präsidenten und Premierminister in Brüssel vor Journalisten aus aller Welt eine Pressekonferenz nach der anderen über Europas Flüchtlingskrise abhalten, ist ein paar Straßen weiter eine nahezu unbekannte Abteilung der Europäischen Kommission damit beschäftigt, ein Freihandelsabkommen auszuhandeln, das die Probleme in dem Teil der Welt, aus dem die meisten Migranten kommen, mit einem Schlag lösen könnte. Doch die EU torpediert ihre beste Chance, dafür zu sorgen, dass die Migranten in ihren Ländern bleiben. Das Abkommen, das die EU vorschlägt, enthält nicht viel mehr als die altbekannten Konzepte, die zu nichts führen werden, außer dem immer gleichen Teufelskreis. Es verspricht kurzfristige Profite für europäische Konzerne und Beteiligungen für eine kleine afrikanische Elite. Mit den bekannten Folgen: steigende Ungleichheit in der Region, grassierende Armut, schwelende Konflikte. Seit Januar dieses Jahres sind weitere 50.000 Menschen aus Afrika nach Europa aufgebrochen. Jetzt sitzen sie in Internierungslagern und siechen dahin. 3.000 von ihnen sind auf der Flucht gestorben. Die Toten und die Lebenden sind eine Anklage an uns alle. Wenn Europa tatsächlich den massenhaften Exodus der Wirtschaftsflüchtlinge aufhalten will, wäre es jetzt Zeit, sich für eine andere Politik einzusetzen“.  (ZEIT.de)  

Nach „bestem Wissen und Gewissen“ will Merkel ihre Pflichten erfüllen. Wäre das nicht das Minimum, das man von jedem Einfaltspinsel erwartet? Die Gegenfrage müsste lauten: reicht das Wissen? Über welches Wissen verfügt die fromme Physikerin? Steht ihr Gewissen im Dienste ihrer Wähler, bei denen sie im Worte steht oder jener Gottheit, die den Untergang der Erde herbeiführen wird, um eine neue an ihre Stelle zu setzen? Eine typische Merkel-Antwort beantwortet nichts. Sie vermauert sich hinter Formeln, über deren Inhalt sie keine Rechenschaft ablegt.

Wo stehen wir? Wir wollten die Frage ergründen, welche Beweggründe jene amoklaufenden Jugendlichen – die wie Erwachsene wirken wollten – zu ihren schreckenerregenden Taten bewogen haben könnten?

Lächerliche Frage. Wie könnten Heranwachsende im Höllenkabinett ihrer Erzeuger aus lauter Verzweiflung nicht verrückt werden, um in blindwütiger Rache nicht gegen die ganze Welt zu feuern?

Die Erwachsenenwelt will von ihrer Schuld nichts wissen. Sie schickt Experten an die Front, die mit steinernen Gesichtern verkünden: Die Armen sind an ihrer Armut selbst schuld, die Loser an ihrer Niederlage, die Schwachen an ihrem Untergang, die Kinder an ihrer Zukunft, die schon hinter ihnen liegt. Hat irgendjemand sie genötigt, sich zeugen und gebären zu lassen? Der Schöpfer bewirkt alle Dinge dieser Welt, doch an den schrecklichen ist seine Kreatur schuldig.

Ob krank oder böse: die Täter haben Geburt, Erziehung, Religion, Gesellschaft, Krankheit und bösen Willen selbst ausgewählt. Wie könnten sie unschuldig sein? Wir, die Reinen, Tüchtigen und Skrupellosen, waschen unsere Hände in Unschuld. Henker, zur Sache!  

 

Fortsetzung folgt.