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Europäische Idee LXI

Hello, Freunde der europäischen Idee LXI,

hört ihr die geschredderten Küken weinen? Sie weinen mit juristischer Genehmigung.

Hört ihr die Kinder weinen? Sie weinen schon wieder. Mit wissenschaftlicher Genehmigung.

Hört ihr die Familien weinen, die in den Fluten versinken, weil sie in die Freiheit flüchteten? Mit Genehmigung aller Satten und Erfolgreichen in der Welt?

Hört ihr die 220 Millionen weiblichen Wesen weinen, die der Menschheit abhanden kamen – durch Abtreiben, Verweigern des Stillens, Vernachlässigen, Beschneiden, Ächten, Verbannen, Verbrennen? Mit voller Genehmigung der männlichen Herren der Welt?

Hört ihr unterirdisch die gesamte Menschheit weinen, die in 30, 50, 100 Jahren den Planeten räumen muss, der sie nicht mehr ertragen kann und aus der Liste der Lebenswerten streichen wird? Mit religiöser Billigung der Überirdischen, die aus dem Schoße Abrahams herniederblicken und unter Frohlocken und Jauchzen das Ende der sündigen Menschheit feiern werden?

Wollen wir das? Was wir nicht verhindern, obgleich wir es könnten: das wollen wir.

Der Gott des Willens regiert die Menschheit. Sein Wille ist Liebe, nichts als Liebe. Aus Liebe befreit er den Planeten von der Krätze der Menschen, aus Liebe vernichtet er die grausame Natur, aus Liebe schlägt er das Alte tot und schafft das Neue. Neues Spiel, neue Liebe, neues Glück. Am Anfang war das Wort und das Wort war Liebe. Die Liebe schien in die Finsternis und die finsteren Menschen haben sie nicht begriffen. Wer nicht begreifen kann, der muss fühlen oder geschreddert werden. Verfluchen, rösten, quälen, in alle Ewigkeit foltern: das ist die reinste Form der Liebe. Am Ende

 herrscht in einmütiger Despotie die himmlische Liebe.

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf.“

In Leipzig ist Liebestag. Dort lieben sie ihre Feinde und rechnen ihnen das Böse nicht zu. Also müssen sie die Räudigen und Hassenswerten vor die Türe setzen.

„Wenn jemand den Herrn nicht liebt, der sei verflucht, Marana tha, ach, Herr, komm.“

Doch was, wenn die Räudigen und Hassenswerten ihren himmlischen Herrn genau so lieben, wie diejenigen, die sie nicht ins Liebeskabinett einließen? In der Partei der Fluchwürdigen lieben die meisten den Herrn der Liebe über alles. Nur ein bisschen anders. Das aber ist fluchwürdig.

„Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht! Wie wir jetzt gesagt haben, so sagen wir abermals: So jemand euch das Evangelium predigt anders, denn das ihr empfangen habt, der sei verflucht! Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Dienst?“

Wer anderer Meinung ist als die wahren Liebenden, der darf die falsch Liebenden – nicht lieben.

„So jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unsers HERRN Jesu Christi und bei der Lehre, die gemäß ist der Gottseligkeit, der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die Seuche der Fragen und Wortkriege, aus welchen entspringt Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn. Schulgezänke solcher Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die da meinen, Gottseligkeit sei ein Gewerbe. Tue dich von solchen!“

Das war der biblische Grund, warum die wahren Liebenden die falschen ausschlossen:

„Katholische Funktionäre hatten beschlossen, keine AfD-Vertreter während des Katholikentags zu Wort kommen zu lassen. Sternberg hielt der „Alternative für Deutschland“ vor, das politische System abzulehnen und die Gesellschaft zu spalten anstatt zu integrieren. Mit der Anfeindung der öffentlichen Präsenz des Islam in Deutschland lege die AfD die „Axt an die Wurzel der bewährten religionsfreundlichen Ordnung in Deutschland“. (FAZ.NET)

Alle Religionen sind Ausdruck wahrer Liebe. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner und soll in der Hölle schmoren – wahlweise aus den europäischen Stammlanden der wahren Liebe für immer ausgewiesen werden:

„Ein großer Teil der Stellungnahme ist dem Nachweis gewidmet, dass Bibel und Koran den Menschen zu Gerechtigkeit und Frieden führen wollten. Anderslautenden Instrumentalisierungen und irreführende Interpretationen der Heiligen Schriften müssten entsprechend korrigiert und im Gegenzug angemessene Deutungen angeboten werden.“

Da ist er wieder, der hoheitliche, herrliche, der unvergleichliche Prä-Inquisitionston der drei unfehlbaren Erlöserreligionen, die sich vor kurzem noch ausrotten wollten. Doch sie haben dazugelernt und eine heilige Allianz geschlossen. Wer noch immer vom „Heiligen Krieg“ palavere, um die Heiligen Krieger in Verruf zu bringen, der sei verflucht. Wer mit eigenem Verstand die heiligen Texte deute, sei ein Satanist. Man hat bei jenen anzufragen, die kraft Amtes wissen, was uns die Texte heute mitteilen wollen. Das ist ein Rückfall, selbst hinter den Reformator.

„Beide Seiten sind darin übereingekommen, dass jede Inanspruchnahme Gottes zur Rechtfertigung von Tötungen und Gewalttaten Gotteslästerung sei, dass es „heilige Kriege“ nicht gebe, wie auch der Glaube niemals mit Zwang und Gewalt einhergehen dürfe.“

Der Gott in der Verfassung ist ein eifriger Gott und befiehlt, dass alle Liebesreligionen pure Liebe sind. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Feind der Verfassung und – des Liebesgottes. Und muss verflucht werden.

„Solches erinnere sie und bezeuge vor dem HERRN, daß sie nicht um Worte zanken, welches nichts nütze ist denn zu verkehren, die da zuhören. Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit. Des ungeistlichen, losen Geschwätzes entschlage dich; denn es hilft viel zum ungöttlichen Wesen, und ihr Wort frißt um sich wie der Krebs; unter welchen ist Hymenäus und Philetus, welche von der Wahrheit irregegangen sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und haben etlicher Glauben verkehrt. Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der HERR kennt die seinen; und: Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt. In einem großen Hause aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und etliche zu Ehren, etliche aber zu Unehren. So nun jemand sich reinigt von solchen Leuten, der wird ein geheiligtes Gefäß sein zu Ehren, dem Hausherrn bräuchlich und zu allem guten Werk bereitet.“

Sollten sich die ketzerisch Liebenden dennoch unter die wahren Liebenden mengen und sich hinterhältig in die Gemeinde einschleichen, mit denen muss Tacheles gesprochen werden. Tacheles aus Liebe.

„Diese Botschaft vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus, nach den Weissagungen, die früher über dich ergangen sind, damit du in ihrer Kraft einen guten Kampf kämpfst und den Glauben und ein gutes Gewissen hast. Das haben einige von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten. Unter ihnen sind Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie in Zucht genommen werden und nicht mehr lästern.“

Wenn jemand den Herrn nicht liebt, so sei er verflucht. Wer diesen Satz nicht im Sinn der höchsten Liebe deutet, so sei er verflucht. Nichts Lieblicheres, als vom liebenden Herrn verflucht zu werden. Vom Herrn verflucht werden ist besser als vom Satan geliebt zu werden. Liebe, Liebe, Liebe: das ist die Botschaft aller drei Liebesreligionen. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Religionshasser.

„Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet. Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.“

Wer wahre Liebe vertritt, hat Macht über alle irrtümlich Liebenden. Sie können ihm nichts anhaben. Er hat Gewalt über den bösen Feind.

„Die Siebzig aber kamen wieder mit Freuden und sprachen: HERR, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen. Er sprach aber zu ihnen: Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen als einen Blitz. Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen. Doch darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind. Schlangen werden sie aufheben und wenn sie etwas Tödliches getrunken haben, wird es ihnen nicht schaden.“

Selbst wilde Tiere wird er mit links niedermachen:

„Über Löwen und Ottern wirst du schreiten, wirst zertreten Leuen und Drachen.“

Wer die grenzenlose Liebe der Liebenden in den Dreck zieht, der wird zur Kenntnis nehmen müssen, wie der Sohn des Liebesgottes ihn abstreifen wird:

„Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“

Der Sohn des über alles liebenden Vaters wird zum Pantokrator, zum Master of Universe, der über alle, die es wagen, seine Liebe nicht mit Gegenliebe zu beantworten, Gericht halten wird:

„Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Sohn des Menschen ist.“

Das ist der wunderbar liebende Mensch, auf den die wahren Liebenden in Leipzig verweisen: ecce homo. Dieser Menschensohn wird am Ende der Tage wahre Liebe walten lassen über alle Menschen. Mit Schwert und Feuer, Hölle und Tod.

„Und als ich mich umwandte sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter die sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleichwie Messing, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes. Schreibe, was du gesehen hast, und was da ist, und was geschehen soll darnach.“

Die Hölle muss der Orgasmus der wahren Liebe sein. Wie kämen die Liebenden dazu, ihre Feinde dorthin zu wünschen?

Die großen Liebesreligionen rücken zusammen, um Gericht zu halten über alle Heiden und Gottlosen. Wer sich ihnen widersetzt, wird wegen Blasphemie verklagt. Das Schwert des Lammes, es ist verankert im Gesetz einer Demokratie.

Die Papisten beginnen den Reigen der liebenden GaGroKo der Religionen. Warum kuscheln Parteien und Medien alle in der Mitte? Weil der Geist der Liebe der Geist der Mitte ist. Hätten die Muslime nicht den „Dialog“ mit der AfD platzen lassen, wären sie von ihren katholischen Liebesgenossen wieder ausgeladen worden. Das ist der Fluch der liebenden Tat, dass sie fortzeugend fluchwürdige Liebe muss gebären.

Was sind abendländische Werte? Wenn alles Liebe ist, Liebe aber Fluch und Verderben für die Majorität der Menschen bedeutet? Europa ist von Liebesreligionen verseucht, die alle Andersdenkenden wahllos ins Höllenfeuer stürzen.

Das ist die Liebesbotschaft des Gottessohnes, der als Urmensch gelten will, obgleich er Gott und Mensch zugleich ist. Die Botschaft dessen, der die ganze Welt erlöst hat und Tod und Teufel am Kreuz bezwungen hat. Aber nur für die Seinen.

„Nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast.“

Leugnen die biblischen Schriftsteller die willkürliche Selektion ihres Gottes? Mitnichten. Sie rühmen die Willkür als unbegreiflichen Willen eines über alles liebenden Gottes.

Als der Wille der Vernunft entwich, begann das christliche Abendland. Der unberechenbare Wille Gottes begann seinen Kampf gegen die Vernunft der Menschen. Im Kairos der Gegenwart wittern die Kirchen die Chance ihres Lebens, die Feinde des Glaubens auf die Bretter zu schicken. Gott wählt aus, wen er auswählen will. Die Vorherbestimmung ist der Triumph des Willens über jede humane Vernunft.

„Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, auf daß der Vorsatz Gottes bestünde nach der Wahl, nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnade des Berufers, ward zu ihr gesagt: „Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren“, wie denn geschrieben steht: „Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt. Was wollen wir denn hier sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Denn er spricht zu Mose: „Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und welches ich mich erbarme, des erbarme ich mich.“ So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Denn die Schrift sagt zum Pharao: „Ebendarum habe ich dich erweckt, daß ich an dir meine Macht erzeige, auf daß mein Name verkündigt werde in allen Landen.“ So erbarmt er sich nun, welches er will, und verstockt, welchen er will. So sagst du zu mir: Was beschuldigt er uns denn? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich also? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere zu Unehren?“

Die Katholiken machen das Vorspiel. Folgt mit nationalem Gloria das Lutherjahr. Alle Parteien sind mit von der Partie im chauvinistischen Gottesdienst. Auch Lafontaine und Ramelow verhindern jede Stärkung der autonomen Demokratie. Gott muss im Regimente bleiben. Oskar hat in seinem Büro das Bild des letzten Papstes hängen. Mit Spannung erwarten wir, wann seine reizende Gefährtin von Marx zu Jesus konvertieren wird. (jungeWelt.de)

Der fromme Katholik Haseloff, im Nebenberuf Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, will sein „religionslosestes Land der Welt“ heilsmäßig aufrüsten:

„Die eigentliche Herausforderung in einer religionslosen Gesellschaft ist doch: Wie vermitteln Christen ihre Botschaft ins 21. Jahrhundert? Darauf haben unsere Kirchen noch immer keine strategische Antwort.“ (ZEIT.de)

Dabei kann sein Land auf ein stolzes Erbe der Reformation verweisen: „Unser Bundesland hat da ein großes Erbe zu pflegen, das reicht über die Aufklärung und das Bauhaus bis hin zur Revolution von 1989.“

Eine wahrhaft beeindruckende Reihenbildung der Anhaltiner. Wobei die größte Leistung ihrer Geschichte noch fehlt: die Etablierung eines 1000-jährigen Reiches. Nur nebenbei: Lessing hat die Religionen nicht auf gleiche Augenhöhe erhoben, sondern – degradiert. Gesinnungsunabhängige, von allen Menschen überprüfbare Taten sollten über den wahren Ring entscheiden, nicht gleichberechtigte Hassgebilde.

Jan Feddersen von der linken Taz möchte da nicht abseits stehen. Obgleich er den Katholiken vorwirft, ihre Hirtenpflege auf Kosten des Staates zu finanzieren, fühlt er sich dennoch getrieben, in einer Sondernummer über Leipzig zu berichten. „Ja, der Papst ist kein schlechter Mensch.“

Von dieser Sorte allerdings gibt es viele Menschen auf der Welt. Warum schreibt die TAZ nicht ausführlich über „Lets dance“ mit der bezaubernden Motsi Mabuse, die sogar ein ausgesprochen guter Mensch zu sein scheint?

Die Taten des Papstes bleiben eine Attrappe. Er vollbringt nur symbolische Taten oder setzt Zeichen. Was nichts anderes bedeutet, als Worte zu machen – ohne entsprechende Taten folgen zu lassen. Franziskus ist ein PR-Genie. Was er sagt, tut er nicht, was er verspricht, hält er nicht. Gottlob ist unsere Kirche fehlbar, seufzen die Gläubigen erleichtert auf. Dann dürfen auch wir getrost weiter sündigen, wird uns doch an jedem Tag neu vergeben. Warum hat Religion die inkorrigierbare Schuld erfunden? Damit die Menschheit nicht durch Einsicht und Selbstbesinnung ihre Schuld überwinde, sondern allein durch göttliches Wunder.

„Ja, der Papst, ist kein schlechter Mensch, kümmert sich um Flüchtlinge, schimpft auf Donald Trump und fordert mehr Klimaschutz – mit dem kann man leben. Aber sonst: eine vierseitige Beilage der taz zum 100. Katholikentag in Leipzig? Sozusagen eine religiöse Extrabehandlung durch eine Zeitung, die sich zu allen Glaubensrichtung gleich fern und nah hält? Da müssen wir uns fragen: Ist das nicht etwas übertrieben? Wir glauben: Nein. Das kann und das sollte man machen. Denn in Leipzig trifft sich vom 25. bis 29. Mai eben nicht eine abgehobene Amtskirche, sondern etwa 30.000 katholische Gläubige von nebenan, Leute, die neben dem Beten, Singen und Feiern etwas machen, was dringend nötig ist: Sie reden über das, was schief läuft in unserer Gesellschaft – und was man, etwa durch Hilfe für Geflüchtete, dagegen tun kann. Und, alles in allem: Was ein gutes Leben sein kann!“ (TAZ-Hausblog)

Da irrt der ESC-Experte gewaltig. Die frohe Botschaft will kein gutes, sondern ein heiliges Leben vermitteln. Heilig ist das Gegenteil von gut. Wer auf Erden glücklich und zufrieden ist, hat keine Eintrittschance fürs Himmelreich. Humanismus, die Lehre vom guten irdischen Leben, ist der ärgste Feind des jenseitigen Glaubens. Von daher ist es von Feddersen nur konsequent, dem Kapitalismus – von einem Seelenkenner – das Zeugnis ausstellen zu lassen, die glücklichste Epoche der Menschheit zu sein:

„Davon abgesehen, dass in allen kapitalistisch-rechtsstaatlichen Ländern die Lebenserwartungen ins Methusalemische steigt, dekonstruiert, besser: evaluiert er ganze Bibliotheken an zeitgenössischer Leidensliteratur seit 1980. Und kommt zum – ja, naheliegenden – Befund, dass es im historischen Vergleich Menschen in jenen Ländern, auch Deutschland, nie so gut ging, wie aktuell dies der Fall ist, gesundheitlich.“ (TAZ.de)

Was ist links? Minimale Änderungen an der Maniküre des Kapitalismus. Das war‘s. Noch nie ging es uns so gut wie heute. Links ist mausetot.

Kommt Religion ins Haus, müssen Kinder wieder weinen. Endlich hört der Druck auf, sich mit Haut und Haar dem Kindeswohl zu verschreiben. Kinder, wissen Experten, werden zu Tyrannen, wenn Eltern ihnen alles durchgehen lassen. Ein Klaps hat noch nie jemandem geschadet. Was den Indianer nicht tötet, macht ihn nur härter. Und dies abgesegnet von der objektiven Wissenschaft, die ohnehin nur im Dienste des Militärs, des Fortschritts, des BIPs und – der religiösen Indoktrinierung steht. (BILD.de)

Wer seine Kinder zu viel liebt – und sie somit schädigt, der sollte auch seine Tierliebe nicht ins Kraut wachsen lassen.

Schreddern von Millionen Küken ist rechtens, entschied ein Gericht. Warum?

„Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat in der letzten Woche entschieden, dass das Schreddern von 40 Millionen männlichen Küken pro Jahr in Ordnung geht. Die Aufzucht dieser für die Eierwirtschaft nutzlosen Lebewesen würde sehr viel Geld kosten, die Profite vermindern und den Eierpreis erhöhen. Damit liegt nach Ansicht des Gerichts jener „vernünftige Grund“ vor, ohne den ein Wirbeltier nicht getötet werden darf. Verantwortlich dafür ist: der Konsument. Ich will dieses Argument nicht mehr hören. Der Konsument ist nicht schuld und nicht verantwortlich für dieses Schlachten. Um einmal drastisch zu illustrieren, was Verantwortung ist: Der Konsument wirft kein Küken in den Schredder, der Konsument hat sich das Nutzenkalkül der Legebatterien nicht ausgedacht und betreibt sie auch nicht.“ (BerlinerZeitung.de)

Ein mutiger Angriff von Peter Uehling gegen die Logik des Kapitalismus, die von einem Gericht mit demokratischem Recht identifiziert wurde.

Dennoch irrt der Verfasser. In einer Demokratie ist nur das Volk Subjekt des Guten und des Bösen. Wenn sich das Volk einen Kapitalismus leistet, ohne ihn mit Schande davonzujagen, muss es das gesamte Elend im Land selbst verantworten. Auch wenn wir es eigentlich nicht wollten, sind wir an allem schuld, was wir nicht verhindern – obgleich wir es könnten. Alles andere sind faule Ausreden.

Mit immer größerer Geschwindigkeit donnert Deutschland zurück in eine mittelalterliche Herrschaft der Religion. Nach 200 Jahren haben die Romantiker es geschafft, die Vernunft der Aufklärer an der Biegung des Flusses zu versenken. „Mit der Religion“, schreibt der junge Schlegel, „ist es uns keineswegs Scherz, sondern der bitterste Ernst, dass es an der Zeit ist, eine zu stiften. Europa ist letztlich als ein Eschaton zu verstehen.“

Eschaton kann man getrost mit Drittem Reich übersetzen.


Fortsetzung folgt.