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Donnerstag, 21. März 2013 – Bewahrung der Schöpfung

Hello, Freunde der Bewahrung,

im Jahre des Herrn 1983 erfanden die protestantischen Kirchen die Bewahrung der Schöpfung. Kaum hatten die Grünen die ökologische Bewegung ausgerufen, standen die Theologen auf der Matte und riefen: wir auch.

Fast 2000 Jahre war die Bewahrung der Schöpfung kein Thema für die Frommen. Im Gegenteil, noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts verbot der Papst die Tierschutzvereine als widergöttliche Erfindungen.

Seit dem Hochmittelalter, seit Roger Bacon, wurde die technische Entwicklung als Gottesdienst empfunden. Mit Hilfe der Technik sollte der Sündenfall revidiert und der Garten Eden auf technischer Basis wiederhergestellt werden. So ausdrücklich Francis Bacon, Urvater der technischen Moderne, für den Wissen Macht war.

Macht über Natur und die Nichtgläubigen war für den Engländer der Beweis für die Gottähnlichkeit des Christen. „Die technische Überlegenheit der Europäer über die Wilden Neu-Indiens begründete für Bacon das Wort vom homo homini Deus: die Gottgleichheit des homo faber.“ (Friedrich Wagner, Die Wissenschaft und die gefährdete Welt)

Zuerst bekämpft die Kirche Erscheinungen, die sie für heidnisch hält, wie etwa Menschenrechte, Demokratie oder Naturfreundschaft. Merkt sie, dass sie diese „Ideologien des Diesseits“ nicht stoppen kann, macht sie eine Kehrtwende um 180 Grad, setzt sich an die Spitze der Bewegung und hat

seit Adam und Eva alles selbst erfunden.

(Bis zum Ende des 2. Weltkrieges lehnten die deutschen Christen alles vehement ab, was nach westlichen Werten roch. Erst nach der Studentenrevolution entdeckten sie die Menschenrechte für sich – und hatten sie als biblische Grundwerte schon immer vertreten. Fällt ihnen sonst nichts ein, führen sie alles, was gut und teuer ist, auf die Gottebenbildlichkeit des Menschen, die Bergpredigt oder die Agape (Nächstenliebe) zurück.)

Die Kirche ist die aktivste und raffinierteste Fälscherwerkstatt auf dem ganzen Erdenrund. Was ihr in der Heiligen Schrift nicht mehr passt, wird ohne mit der Wimper zu zucken, passend gemacht und verfälscht. Pardon, neu gedeutet oder ausgelegt. Zu diesem Zweck haben die Romantiker – die mit diesem Trug begannen – die Wissenschaft der Hermeneutik (Auslegekunst) erfunden.

Urheber der Hermeneutik war Friedrich Schleiermacher, der wichtigste Theologe aus der Reihe der romantischen Genies. Schleiermachers Theorie war einfach und entsprach dem ursprünglichen Geist des Neuen Testaments. Jeder Gläubige ist im Besitz des Heiligen Geistes und daher fähig, sich selbst seine persönliche Heilige Schrift zu schreiben – oder seine unfehlbaren Gedanken als neue Deutung in die Schrift hineinzulegen. Motto: was der Text bedeutet, bestimme noch immer ich.

Dieses Ich war das gottähnliche Ich seines Kollegen Fichte, der in der neu gegründeten Berliner Universität Philosophie lehrte. Fichtes gigantesques Ich setzte die Welt. Auf Klardeutsch, es erschuf die Welt aus dem Nichts seines Kopfes. Das Ich des Menschen war zum Ich Gottes geworden. Wer die Welt nach Belieben neu erfinden kann, kann auch alte Schriften in allmächtiger Geste neu interpretieren.

Nur die Deutschen waren zum allmächtigen Ich fähig, nur sie konnten zum maßgebenden Volk der Welt werden. Was ein wirklicher und wahrhafter Mensch ist, wussten andere Völker nicht. Dazu mussten sie auf die Deutschen schauen, die zu den Heilanden der Welt aufgestiegen waren.

Es zeigte sich, dass Heilande über Nacht in Teufel umkippen können. Was daran liegt, dass Heilande und Teufel nur verschiedene Seiten derselben Medaille sind. Die einen kriegst du nicht ohne die andern.

(Über diese Quellen des deutschen Verhängnisses erfährt man nichts in dem so hoch gerühmten TV-Film über unsere verbrecherischen Eltern. Endlose blutrünstige Kriegsdarstellungen sind kein Ersatz für fehlende Ursachenforschung. Welche Ideen die jungen Leute zu begeisterten Nazis machten, darüber gab‘s nicht die Andeutung einer Andeutung.)

Im Jahre des Herrn 1983 also erfand der Heilige Geist des deutschen Protestantismus die Bewahrung der Schöpfung und hatte somit die Ökologie in den Tiefen der Heiligen Schrift gefunden. Nicht so die amerikanischen Biblizisten in Erwartung der Ankunft des Messias und des Weltendes. Für sie sind deutsche Schöpfungsbewahrer komplette Heiden, die das Ende der Natur durch göttlichen Eingriff aus ihrem Credo gestrichen haben.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der katholische Philosoph Friedrich Dessauer die Technik als Herrschaft über die Natur als göttliche Idee gefeiert. In seiner „Philosophie der Technik“ sah er den „stählernen Rhythmus der Technik als neuen Schöpfungsmorgen von universalem Ausmaß aus den Händen Gottes aufglühn“.

Hanns Lilje, späterer Bischof der Lutheraner, beschreibt Technik als „Form des Gottesdienstes, vielleicht eine besonders großartige, gewaltige, hinreißende. Sie ist Arbeit im besonderen, nachdrücklichen, offenkundigen Sinn, Arbeit in voller schöpferischer Kraft.“ Lilje vergleicht den Herrschaftswillen der christogenen Technik mit Nietzsches Willen zur Macht:

„So wird aus den einsamen Kämpfen der ersten technischen Erfinder die Freude der Gesamtheit an der Herrschaftsstellung, die der einzelnen Persönlichkeit innerhalb der Welt gegeben ist. Nietzsches Wille zur Macht ist wohl der großartigste Ausdruck dieses Zusammentreffens des neueren Individualismus mit der beginnenden Selbstwerdung des technischen Geistes.“

Wie die gottgleiche Technik im einzelnen funktioniert, beschreibt Lilje mit Superlativen: „Deshalb entsteht dieser phantastische Verkehr, der Erdteile in wenigen Tagen kreuzt, der mit schwimmenden Städten über den Ozean setzt, Gebirge durchbohrt, in unterirdischen Labyrinthen rast, und von Straßen und Schienen sich endlich zum Flug in die Lüfte erhebt; deshalb wird das gesprochene Wort in einem Augenblick über alle Meere gesandt; deshalb bricht dieser Ehrgeiz der Rekorde und Dimensionen hervor, die Riesenhallen für Riesenmaschinen, ungeheure Schiffe und Brückenspannungen, wahnwitzige Bauten bis in die Wolken hinauf, fabelhafte Kräfte, die auf einen Punkt zusammengedrängt sind und dort der Hand eines Kindes gehorchen, stampfende, zitternde, dröhnende Werke aus Stahl und Glas, in denen sich der winzige Mensch als unumschränkter Herr bewegt und endlich die Natur unter sich fühlt.“

Und endlich die Natur unter sich fühlt: das ist die Erfüllung des göttlichen Gebotes aus dem Schöpfungsbericht: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und die Vögel des Himmels, über das Vieh und alle Tiere, die auf der Erde sich regen.“ Wenn selbst ein Kind auf Knopfdruck die Naturmächte beherrscht, dann ist Gottes Auftrag erfüllt.

Diese Stelle, die vor der ökologischen Kehre der Kirchen das Wort zur Legitimation der Naturverschandelung war, ist seit 1983 aus dem Verkehr genommen. Es passt nicht so recht zur neu entdeckten Naturliebe der Frommen. Stattdessen wird nur noch 1.Mose 2,15 gepredigt: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“

Ein merkwürdiges Wort. Was soll den bewahrt werden? Ist der Garten Eden gefährdet? Noch sind wir vor dem Sündenfall. Rumort im Untergrund bereits das Chaos, wie Gerhard von Rad behauptet? Wenn dies so wäre, wäre Bewahrung nichts anderes als Beherrschung der Natur im Kampf gegen das teuflische Chaos.

Das Chaos wird bekämpft, indem die Natur unter Kontrolle genommen wird. Bewahren wäre identisch mit Beherrschen. Von Rad: „Wenn Israel von Weltschöpfung sprach, so bot sich ihm eine Vorstellung an von einem dramatischen Kampf Jahwes mit der chaotischen Macht. Hier wird eine offenkundige Feindschaft des Chaotischen gegen Gott vorausgesetzt.“

Diese Mächte sind zumeist niedergerungen und schlafen auf dem Grund der Schöpfung, könnten aber jederzeit aufgeweckt werden und für Unheil sorgen. Doch Gott habe eine Wache gegen sie aufgestellt. „Der Zusammenhang dieses Vorstellungskreises mit dem babylonischen Mythos Marduks mit Tiamat ist offenkundig.“ Indem der Mensch sich als Knecht Gottes im Kampf gegen das Chaos zur Verfügung stellt, muss er die Natur unter Kontrolle bringen, bevor es die widergöttlichen Mächte tun.

Israel kannte für Natur nicht den griechischen Begriff des Kosmos, der schönen und geordneten Heimat des Menschen, wo er sich unumschränkt wohl fühlen kann. „Israel sah die Welt nicht als einen in sich ruhenden Ordnungsorganismus an, nicht als ein Sein, sondern als ein Geschehen.“ Einen ewigen dualistischen Kampf zwischen dem Göttlichen und Widergöttlichen. Eben deshalb musste der Mensch im Auftrag Gottes die Erde für sich gewinnen und beherrschen, um sie den Kräften des Bösen zu entreißen.

Mit einer Schonung der Natur hatte das nichts zu tun. Es ging um absolute Macht über die Schöpfung. Von Rad betont, wie stark der hebräische Originalbegriff das unumschränkte Herrschen in Vers 1,28 zum Ausdruck bringt. Der Begriff bedeutet niedertreten, unterwerfen, die Kelter treten. Der Mensch hat Gottes Herrschaftsanspruch mit allen Mitteln durchzusetzen. In diesem Sinn hat das Alte Testament den Menschen als Mandatar Gottes verstanden, dessen Herrschaft sich über die ganze Welt erstreckt.

Von Anfang an war in der perfekten Schöpfung der Wurm drin, der im Sündenfall manifest wurde. Von Anfang an muss der Schöpfer das Gefühl gehabt haben, dass sein Regiment in der Natur nicht unangefochten sei. Der Mensch, sein eigenes Geschöpf, muss ihm beistehen, um das untergründig drohende Chaos zu bekämpfen. Vergebens, der Wurm wird zur Schlange und verbündet sich mit Eva. Eva und Schlange sind Naturwesen, die sich nahe stehen, und sich dem neuen männlichen Oberbefehlshaber widersetzen.

Gott hat die Natur nicht erschaffen. Natur gab es schon immer. Er hat sich angemaßt, sie erschaffen zu haben und zeigt alle Unsicherheiten des typischen Hochstaplers, der sich seiner Kunststücke nicht sicher ist und sich Gläubige suchen muss, die ihn blind bewundern.

Der Sündenfall beweist, dass die Bewahrung der Schöpfung im Dienst Gottes misslungen ist. Der Teufel schnappt sich in unfreundlicher Übernahme die Natur und verteidigt sein Revier quer durch die ganze Heilsgeschichte bis zur endgültigen Niederlage im Jüngsten Gericht. Es ist die Aufgabe des Menschen als Diener Gottes, dem Widersacher so viel wie möglich „teuflische Natur“ abzujagen und seinem Vater im Himmel zurückzuerobern. Der Kampf um den Besitz der Natur und um die Macht über die Menschheit ist der Inhalt der Heilsgeschichte.

Was bedeutet der Auftrag: machet euch die Erde untertan und herrschet über alle Lebewesen? Der Verfasser des Schöpfungsberichts – der niemals Mose sein kann – lässt uns nicht im Unklaren:

„Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde. Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben. Seid fruchtbar und mehrt euch und regt euch auf Erden, daß euer viel darauf werden.“ ( Altes Testament > 1. Mose 9,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/9/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/9/“>1.Mos. 9,1 ff)

Durch Zeugen die Erde füllen, Furcht und Schrecken unter allen Lebewesen verbreiten. Sich endlos vermehren und die Erde abfüllen. Krieg gegen die Natur durch maßloses Vermehren. Schon hier beginnt der Kampf mit Hilfe der „Demoskopie“ um die Vorherrschaft über den Menschen. Die ganze Natur – mit geringen Ausnahmen – ist zum Vertilgen und Aufessen durch die Menschen da. Die Natur ist nur um des Menschen willen, nein, um des auserwählten Menschen willen erschaffen. Der Zweck der ganzen Schöpfung ist die Herrscherstellung der Kreatur über das ganze Sein.

Hier sehen wir den Kern des modernen Anthropozentrismus: alles, was da kreucht und fleucht, soll der gigantischen Macht des Menschen über die Schöpfung dienen. Die ganze Natur soll vor dem Menschen zittern und beben.

Diese Aussagen wurden in der Moderne verhunzt und verfälscht. Naturforscher und Völkerkundler wollten gefunden haben, dass die Natur eine furchterregende böse Mutter sei, die es mit ihren Geschöpfen nicht gut meine. Den Menschen bliebe nichts übrig, als sich mit Technik gegen die schreckliche Natur zu wehren und sie mit List und Tücken zu überwinden. Nicht der biblische Vater, die irdische Mutter Natur verbreitet Angst und Schrecken und muss mit technischen Mitteln an die Leine genommen werden.

Auch der Papst hat in seiner Einführungspredigt die Menschheit aufgerufen, die Natur zu bewahren und Hüter der Schöpfung zu werden.

„Lasst uns Hüter der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein, Hüter der anderen, der Umwelt.“ Wohlgemerkt, nicht der Natur, wie sie ist, sondern einer Natur, die sich dem Plan Gottes fügen muss.

Gott vergewaltigt die Natur, um seine egoistischen Zwecke zu erreichen. Das ist das Gegenteil von Bewahren der Schöpfung. Menschen, beteiligt euch daran, den Plan Gottes mit der Natur zu realisieren. Die Natur bestimmt nicht über sich selbst. Der allmächtige Mann und Schöpfer bestimmt über das minderwertige Weib, das nicht weiß, was es will.

Es geht um Macht. Daran lässt der arme Franziskus II keinen Zweifel. Macht besteht im Dienen. Gott ist in den Schwachen und Dienenden mächtig. Es geht nicht um den Abbau der Macht, wie Naivlinge das Neue des christlichen Credos gegenüber der heidnischen Politik sehen wollen. Es bleibt alles beim Alten. Die Mächtigen treten gegeneinander an, um den Endsieg zu erringen.

Das Christentum bringt nur eine verblüffend neue Strategie ins Spiel: der Stärkste ist der Schwächste. Der scheinbar Schwächste. Durch Kreuz zur Krone, durch demonstrierte Ohnmacht zur Herrschaft über die Welt. Wer dient, bestimmt. Die Letzten werden die Ersten sein. Wer sich erniedrigt, wird erhöht. Durch Tod und Leid zur Auferstehung. Das Opfer wird zum Herrscher des Universums.

Bei den Griechen herrschte das Wettkampfprinzip: Immer der Erste zu sein und voranzustreben den anderen. Daran änderte sich im christlichen Glauben nichts. Nur die operative Methode, die andern zu überwinden, verwandelte sich dem Augenschein nach ins Gegenteil. Die Schwachen besiegen die Starken – mit Hilfe Gottes. Die Ohnmächtigen besiegen die Mächtigen – mit Hilfe des Allmächtigen. Es kam zur Koalition aus schwachen Menschen und dem omnipotenten Gott.

Indem Menschen sich für schwach erklären, sich aber der Obhut des Allmächtigen anheim geben, überwinden sie alle irdischen Starken, die sich nur auf ihre eigene Stärke verlassen. Schwacher Mensch plus unbesiegbarer Gott gegen die Starken dieser Welt, die aus eigener Kraft stark sein wollen: das ist die neue Front, die durch das Christentum in die Welt gekommen ist.

Warum preist der Papst den Josef? Weil Josef Vater ist, ohne gezeugt zu haben. Das ist exakt die Position des Vaters aller Christen. Geistliche Väter verschmähen die Weise der Natur und wollen dennoch Väter sein. Sie sind Väter kraft heiliger Anmaßung. Natur wird übergangen und geächtet. Dank der Übernatur beanspruchen die Patres das väterliche Regiment über die Menschen.

Hinzu kommt der absolute Gehorsam des Josef, der nicht alles verstehen muss, was er zu tun hat. Seinen irdischen Verstand benützt er nicht, um die Worte des Herrn zu überprüfen. „Wie führt Josef die Hüter-Tätigkeit aus? Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht.“

Hat man nicht Ignatius von Loyola, dem Begründer des Jesuitenordens, die Einführung des blinden Gehorsams als charakteristische Tugend der Jesuiten zugeschrieben? Auch in der Berufungsgeschichte des Petrus zeigt sich unverhohlen das Prinzip der Macht. Der Auferstandene, süchtig nach Liebesbeteuerungen, spricht zu Petrus: „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dahin führen, wohin du nicht willst.“

Führen, wohin du nicht willst, das ist in Kürze das Regierungsprogramm des Franz des Zweiten. Die Welt muss ihm folgen müssen, wenn sie selig werden will. Der Pontifex wird nicht die Welt fragen, was er zu tun hat. Die Frömmsten sind diejenigen, die ihren Verstand und Willen aufgeben und blindlings dem Erlöser folgen.

Das ist die Botschaft des einfachen und schlichten Oberhirten: opfert euren Verstand und euren eigenen Willen. Tut schlicht und einfach, was ich euch sage. Mit Liebe und Zärtlichkeit (hört hört) sollen die Gläubigen sich der Menschen annehmen. Besonders sollen sie sich der Hungrigen, Nackten, Durstigen, Fremden, Kranken und Gefangenen annehmen. „Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten.“

Doch was geschieht mit jenen, die nicht die wahre christliche Gesinnung vorweisen – selbst, wenn sie noch so viele gute Taten vollbringen?

Tugenden der Heiden sind goldene Laster, sagten die Kirchenväter. Auch sie müssen zur Hölle fahren, es hilft alles nichts. Wer ohne Glauben ist, hat keine Chance, in den Himmel zu kommen, und wenn er noch so ein guter Mensch wäre.

Am Ende der Geschichte kriegt er die Quittung: Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“

Der schlichte Papst hat bereits Kontinente bewegt, indem er keine roten Schuhe trug. An Himmel und Hölle wird er nie etwas ändern. Wer sich seiner zärtlichen Macht nicht beugt, hat nichts zu lachen. „Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“

Nichts Neues unter dem Deckengemälde der Sixtinischen Madonna.