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Antwort-Dialoge zum Iran-Konflikt – Christine Schweizer

Dialoge zum Thema Iran-Konflikt

 

10.03.2012 Email vom Sokratischen Marktplatz an:

An Dr. Christine Schweitzer, Mitunterzeichnerin der „Erklärung aus der Friedensbewegung und der Friedensforschung“

„Sie haben Recht: der Iran wehrt sich gegen die Heuchel- und Umzingelungspolitik des Westens. Gleichwohl ist Ihre Haltung zu einseitig. Wir vermissen ein analytisches Wort über die innere Befindlichkeit des Staates Israel. Mit einseitigen Schuldzuweisungen werden wir letztendlich nicht weiterkommen.“

 

12.03.2012 Antwort von Christine Schweitzer

„eine einseitige Schuldzuweisung ist von uns auch nicht beabsichtigt gewesen. Es ging uns allein um den Hinweis, dass die in unseren Medien weit verbreitete Sichtweise, die eine wirkliche Konfliktanalyse völlig ausklammert, unzureichend und gefährlich ist. Der alte Slogan von der Wahrheit, die im Kriegsfalle als erste stirbt, scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten. Ich stimme Ihnen völlig zu, wenn Sie schreiben: Dass Dauerkonflikte kein Entweder–Oder kennen, sondern in komplementärer Hinsicht Mitschuldige, scheint in der internationalen Politik verloren gegangen zu sein. Stereotype Schuldzuweisungen führen nicht zur Deeskalierung. Wenn es nur noch Achsen des Guten und des Bösen gibt, bleibt nur die Vernichtung des Anderen.“ Das ist im Grunde, was wir versucht hatten, zum Ausdruck zu bringen.“


13.03.2012 Sokratischer Marktplatz:

„sicherlich wollten Sie keine einseitigen Schuldzuweisungen, aber die Empfindlichkeiten beider Seiten sind außerordentlich, die Gefahr der gewollten oder ungewollten Missverständnisse groß. Gerade bei diesem Thema sollte man unseres Erachtens die wahrscheinliche Reaktion der Öffentlichkeit mitberechnen

Wir hielten es für besser, sich nicht auf militärische Aspekte zu beschränken, sondern den vermuteten Kern des Themas anzupeilen. Die deutsch-israelischen Beziehungen sind nur an der Oberfläche normal, darunter prekär. Es gibt zwei Läger in Deutschland, wie sollen wir sie nennen? Unkritische Israelfreunde sind keine Freunde, sondern blinde Gefolgsleute, bei den Israelkritikern gibt es fließende Übergänge zwischen Kritik aus echtem Wohlwollen und mehr oder minder israelfeindlichen, ja antisemitischen Gefühlstendenzen.

Einen Satz hätten wir auf jeden Fall erwartet: Israel fühlt sich durch die iranische Bombe bedroht und will auf jeden Fall einen zweiten Holocaust verhindern. Solche Ängste muss man ernst nehmen, auch wenn sie von den führenden Politikern instrumentalisiert werden. Die Schlussfolgerung allerdings hätte nicht fehlen dürfen: Angst ist keine gute Ratgeberin, verstärkt eher die Gefahren, als dass sie in der Lage wäre, friedensstiftende Impulse auszusenden.“

 

14.03.2012 Christine Schweitzer:

Was Sie unten zu Israel schreiben, haben die drei Hauptautoren der Erklärung und auch ich in vielen Artikeln zum Ausdruck gebracht. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist gewiss eines der ganz wesentlichen Konfliktfaktoren im Nahen Osten.