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Tagesmail

Donnerstag, 25. April 2013 – Platonismus der Gegenwart

Hello, Freunde diffuser Verschwommenheit,

will man einen unliebsamen Begriff aus dem Verkehr ziehen, muss man ihn diffus nennen. Gerechtigkeit ist ein diffuser Begriff – schon sind wir die Gerechtigkeit los. Alle großen Begriffe wie Wahrheit, Glück, Demokratie sind diffus, denn jeder versteht etwas anderes unter ihnen. Also weg damit und in den Trichter mit den diffusen Bösewichtern?

Der chinesische Meister Kong Fu Zi war für Klärung der Begriffe:

„Dsï Lu sprach: »Der Fürst von We wartet auf den Meister, um die Regierung auszuüben. Was würde der Meister zuerst in Angriff nehmen?« Der Meister sprach: »Sicherlich die Richtigstellung der Begriffe.« Dsï Lu sprach: »Darum sollte es sich handeln? Da hat der Meister weit gefehlt! Warum denn deren Richtigstellung?« Der Meister sprach: »Wie roh du bist, Yu! Der Edle läßt das, was er nicht versteht, sozusagen beiseite. Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.«

Wann ist ein Begriff klar? Wenn er unter allen Umständen zu erwünschten Taten führt. Begriffe, denen man die Taten nicht ansieht, zu denen sie führen, müssen solange geklärt werden, bis

der Weg vom Wort bis zur Tat folgerichtig und unausweichlich geworden ist. Verschwommene Begriffe kann man ächten. Doch dann müsste man die wichtigsten Wörter unserer Sprache ächten.

Eben dies will die Postmoderne, wenn sie die Begriffe Wahrheit oder Humanität ausmerzen will. Das ist misslich, denn diese Begriffe stehen für Sachverhalte, die geklärt sein müssen, wenn wir in friedlichen und übersichtlichen Verhältnissen zusammen leben wollen. Anachoreten in der Wüste, die sich beliebig aus dem Wege gehen können, benötigen weder Begriffe noch Streit um Begriffe. Sie leben stumm wie Tiere fern ab von jeder Gemeinschaft.

Nein, nicht stumm wie die Tiere. Tiere leben zumeist in Gruppen und Horden und verfügen über eine eindeutige Körper- und Verhaltenssprache.

Konfuzius geht einen andern Weg: unklare Begriffe müssen geklärt werden, sonst gerät ein Staat unter die Räder. Da die Moderne allmählich aus den Fugen gerät, müssten dringlich ihre Hauptbegriffe geklärt werden, damit wir uns einigen könnten, wohin wir wollen. Gelingt die gedankliche Einigung nicht, werden Kriege unvermeidlich sein. Wo man mit Worten kein Einvernehmen erzielt, muss man Waffen sprechen lassen.

Der erste Weltkrieg war für die Deutschen ein Gottesbeweis, weil sie mit ihren westlichen Nachbarn nicht streiten konnten. Sie schrieben viele giftige Bücher gegen die Krämer und Heuchler von Albion („Sie reden von Christus und meinen Kattun“), aber von Disputationen zum Zweck der Einigung hielten sie nichts. Sprache war für die Deutschen kein rationales Verständigungsmittel, sondern ein Methode zur emotionalen Selbstdarstellung.

Dass alle Menschen von Natur aus eine gemeinsame Vernunft besitzen, hielten die Anhänger der Offenbarungssprache für lächerlich. Wer nicht teilhaftig ist der richtigen Offenbarung aus dem Jenseits, dem eigenen Gefühl, der nationalen Tradition, mit dem ist nicht zu reden. Aus ihm spricht unrettbare Finsternis.

Dass Sprache ein Verständigungs- und Friedensmittel ist, war die große Entdeckung der griechischen Philosophie. Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten können geklärt werden, wenn die Disputanten den Versuch unternehmen, zum verschütt gegangenen gemeinsamen Logos zurückzukehren, um zu überprüfen, an welcher Stelle der biografischen Entwicklung die Gedankenwege auseinander liefen. Das war der Sinn der mäeutischen Gespräche (= Hebammengespräche) des Sokrates.

Gedanken und Meinungen haben ihre Biografie, deren verschlungenen Wege man kennen muss, um zu verstehen, warum andere mit demselben Begriff ganz andere Sachverhalte verbinden. Begriffe müssen auf die Couch, um transparent zu werden. Die Frage: was verstehst du unter …? ist die wichtigste Frage in jedem Gespräch, das ein Klärungsgespräch sein will. (Weshalb Talkshows nur Lärmentwicklung und keine Gespräche sind. Nie hört man hier: Lasst uns erst mal die Begriffe definieren.) Klärung ist weder zwanghafte Harmonie noch trotzige Differenz.

a) Man kann entdecken, dass man fälschlicherweise – um des lieben Friedens willen, aus intellektueller Trägheit – derselben Meinung war und die tatsächlichen Unterschiede unter den Teppich kehrte.

b) Man kann entdecken, dass man fälschlicherweise – um des Streitens willen, um sich keine Anpassung vorzuwerfen – Streit hatte und die tatsächlichen Übereinstimmungen verleugnete.

c) Man kann entdecken, dass unterschiedliche Erfahrungen zu unterschiedlichen Meinungen führen.

d) Man kann entdecken, dass unterschiedliche Erfahrungen nicht notwendigerweise zu unterschiedlichen Meinungen führen, wenn man die Perspektivität der Erfahrungen mit bedenkt und „einrechnet“. Wie die Astronomen, die die „persönliche Gleichung“ ihrer Augen mitberechnen müssen, um dieselben Daten der Sterne zu ermitteln.

Beispiel: wenn der eine Zeuge eines Verkehrunfalls sagt, ich sah den Wagen von rechts heranrasen und der andere dagegen hält: nein, er kam von links, muss der Richter nur nachfragen, wo die beiden Zeugen standen und schon kann er die subjektiv richtigen Aussagen in ihrer Widersprüchlichkeit objektiv entschlüsseln. Die beiden Zeugen standen auf gegenüberliegenden Straßenseiten.

Was hier kinderleicht ist, gilt auch für kompliziertere Fragen, die von gegenwärtigen Philosophien falsch beantwortet werden. Unterschiedliche Meinungen werden von ihnen auf unterschiedliche Erfahrungen zurückgeführt, in ihrer Subjektivität aber verabsolutiert, anstatt sie mit einander zu „verrechnen.“

Jedes Gespräch mit dem Ziel einer möglichen Einigung wird als sinnlos abgelehnt. Jeder Mensch sei das Produkt seiner Erfahrung und nichts außerdem. Objektivitäten und eine potentiell-gemeinsame Vernunft gebe es nicht. Schon der Versuch, eine Gemeinsamkeit mit Argumenten herzustellen, wird als totalitäre Vereinnahmung gebrandmarkt. Über Subjektivitäten kämen wir nicht hinaus.

Was man heute nicht mehr zur Kenntnis nehmen will: just diese unüberwindbare, unfehlbare Subjektivität war die Position der Deutschen Bewegung, die aggressiv die Meinung vertrat, es gebe nur subjektive Völker, deren Kollektivideologien das Produkt ihrer verschiedenen Traditionen seien, die von anderen Völkern nicht erfasst werden könnten. Eine menschheitsverbindende Vernunft sei Illusion, ein Gespräch mit dem Ziel, das Individuelle zu überwinden, sei vergeblich. Wer Menschheit sagt, will betrügen, ist das bekannte Motto Carl Schmitts, des Nazi-Ideologen, der die Deutsche Bewegung präzis auf den Punkt bringt.

Es gibt tatsächlich einen Totalitarismus der Objektivität, den man im Abendland Platon zuschreiben muss. (Die Quellen seines philosophischen Faschismus liegen vermutlich in den damaligen Erlösungssekten, die ursprünglich nicht aus Griechenland kamen: etwa in den Eleusinischen Mysterien, die man als Vorläufer der christlichen Botschaft betrachten kann.)

Platon brachte seinen objektiven Wahrheitsbegriff mit seinem altadligen Herrschaftsbegriff in Verbindung. Wer sich von seinen Argumenten – die am Anfang noch ganz sokratisch waren – nicht überzeugen ließ, war ein hoffnungsloser Fall und musste im perfekten Staat zur Wahrheit gezwungen werden.

Verwirrend an der Platonlektüre ist, dass immer „Sokrates“ die Meinung des Platon vertreten muss, obgleich der echte Sokrates die Entwicklung seines genialen Schülers nie abgesegnet hätte. Im Staate Platons wäre Sokrates am ersten Tag wegen Ketzerei hingerichtet worden, so Popper. Deshalb der notwendige Streit um die Frage, wo der historisch echte Sokrates aufhört und der platonisch „verfälschte“ beginnt.

Vermutlich war es keine bewusste Verfälschung durch Platon, sondern eine lebenslange Verehrung und Dankbarkeit für den überragenden Lehrer, dass der Schüler dem Meister seine eigenen Gedanken in den Mund legte. Platons Faschismus beruht nicht auf bösen Motiven, sondern auf ungeduldiger Fürsorglichkeit, die den Menschen mit Wahrheit erlösen will.

Das Böse ist immer das unendlich verschlungene Verwirrprodukt der Suche nach dem Guten. Wenn der verblendete Mensch nicht einsehen will, was ihm nützt, muss mit Zwangsbeglückung nachgeholfen werden. Faschisten sind keine geborenen Teufel. Sie wollen die Menschheit retten und ihnen zum Glück verhelfen. Sind die Menschen nicht willig, so brauchen die Wissenden Gewalt.

Wer sich eine blutige Nase holen will, muss diese Faschismustheorie unter deutschen Intellektuellen, Althistorikern und Philosophen vertreten. Der Grund ist einfach. Noch immer ist die deutsche Geisteselite untergründig so platonfixiert, dass sie sich ihren antidemokratischen Ideenheros nicht nehmen lassen will. (Ein bekannter Lügenbaron aus Franken wollte vor kurzem Eindruck damit schinden, dass er Platons Politeia in der Urschrift las. Von Poppers Platonkritik hatte er noch nie gehört.)

Warum waren deutsche Intelligenzler und Gelehrte vehemente Gegner der Weimarer Republik und willige Steigbügelhalter der SA und SS? Weil sie sich in platonischer Verblendung zur Herrenschicht der Deutschen zählten, die dem demokratischen Pöbel zeigen mussten, wo Bartels den Most holt. In verdünnter Form bei den meisten Edelschreibern von heute nachzuweisen.

Platons objektiver Totalitarismus beruht auf dem Vorurteil der Weisen, stets besser zu wissen, was Menschen zu ihrem Glück benötigen, als sie selbst. Alle autoritären Eltern, die ihre Kinder zu ihrem Glück zwingen wollen, sind unbewusste Platoniker. Die schwarze Pädagogik, der Autoritarismus deutscher Eltern und Lehrer, sind unbearbeitete platonische Elemente.

Es gibt allerdings auch einen Totalitarismus der Subjektivität. Nämlich dann, wenn das Subjektive sich als debattierunwillig und unfehlbar gibt. Dann fällt er zusammen mit dem Totalitarismus der Offenbarung. Offenbarungen sind immer subjektiv. Der vom Blitz Gottes Getroffene ist mit sich und Gott allein. ( Neues Testament > Apostelgeschichte 9,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/apostelgeschichte/9/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/apostelgeschichte/9/“>Apg. 9,1 ff)

Seine subjektive Erleuchtung muss er durch Predigt und Missionsarbeit an andere weitergeben. Trifft er auf hartnäckigen Unglauben und hat eine mächtige Kirche im Rücken, wird er mit Heiligem Krieg und Inquisition die Menschen zu ihrem Heil zwingen. Das ist extremer Heils-Platonismus mit ausdrücklicher Lizenz des obersten Herrn der Heerscharen.

Die christliche Botschaft ist die Verschärfung des irdischen Platonismus ins Ewige und Transzendente, der Vatikan eine aparte Mischung aus Bibel und Politeia. Alles, was sich dem Streitgespräch auf der Grundlage gemeinsamer Vernunft verweigert, muss als faschistoid bis totalitär eingestuft werden. Es gibt keine unfehlbaren Instanzen, weder subjektive Emotionen, noch Instinktimpulse oder völkisch-rassistische Genie- und Herreneinsichten.

Wer mit seinen Einsichten nicht argumentativ wirbt, sondern ultimativ befiehlt und jeden gleichberechtigten Dialog ablehnt, hat den Boden der Polis und Agora verlassen. Habermas spricht von machtfreiem Diskurs. Das ist naiv. In machtgesteuerten Gesellschaften, zu denen auch Demokratien gehören, kann es keine machtfreien Reviere geben. Selbst Liebesbeziehungen sind verborgene Machtbeziehungen.

Wer seine Meinung der Öffentlichkeit kundtut, muss fähig und bereit sein, gegen mächtige Allianzen anzutreten. Angst haben vor diesen Mächten ist unvermeidlich. Wer seine Ängste aber nicht so weit bearbeitet, dass er vor Tabus und einschüchternden Heiligkeiten die Feder senkt, hat seine Mündigkeit noch nicht bewiesen.

Der kantische Satz: habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ruht auf dem unausgesprochenen Vordersatz: habe Mut, dir deine Ängste einzugestehen, dass sie dich an deinen demokratischen Pflichten nicht hindern.

Es gibt einen einfachen Lackmustest jeder Demokratie: in welchem Maß sie unerschrocken und auf gleicher Augenhöhe sich gegenseitig die Meinung geigt. Wenn nur 7% aller Gazettenschreiber ihre Kollegen kritisieren, haben 93% von ihnen den Boden der Demokratie verlassen. Eine vierte Gewalt zeigt ihre Glaubwürdigkeit darin, dass sie sich selbst am schärfsten unter die Lupe nimmt. In diesem Sinne müssen wir konstatieren, dass es eine funktionierende Vierte Gewalt bei uns schon lange nicht mehr gibt.

(Jüngstes Beispiel bei der Wochenendkonferenz der TAZ. Beim Thema, wie man ein neues effizientes Presseprodukt „erfindet“, wurden nur Stilfragen und scheinradikales Larifari zum Besten gegeben. Selbst Silke Burmester, auch von der TAZ, verspottete ihre KollegInnen:

„Wieso macht ihr etwas neu und dann so alt? Zumal ihr in derselben Ausgabe Consantin Seibt als Medienschlaumeier sagen lasst: „Die cleverste Strategie, den Journalismus zu erneuern, ist der Tabubruch.“ Und dann macht ihr so ein braves Heftle? Da ist ja nicht mal die Lücke drin, die die Chefredakteurin verspricht! Selbst die ist voll mit Anpassung! Nee, nee, nee, taz.“)

Wir gingen vom diffusen Begriff der Gerechtigkeit aus, den Dorothea Siems in ihrem WELT-Artikel „Die meisten Frauen wollen keine männliche Karriere“ aus dem Repertoire der deutschen Sprache ausmerzen will.

Trotz der neoliberalen Verirrung ist der Artikel hoch interessant. Beschreibt er doch den hartnäckigen, leider stummen, Widerstand der Frauen gegen männliche Platoniker, die besser wissen, was den Frauen gut tut als sie selbst. Das Ziel des gegenwärtigen Vereinbarungs-Feminismus wird von – Männern bestimmt. Nicht von irgendwelchen, sondern den Giganten des Kapitalismus höchstselbst.

Frauen, so die überlegene Einsicht der Tycoons, finden ihre Erfüllung im devoten Gehorsam gegen die Weisungen des männlichen Generalstabs bei der Schlacht um die Normerfüllung kapitalistischer Planwirtschaft.

Gibt es nicht? Gibt es doch! Festgelegte Wachstumsraten, beste Exportnation westlich der chinesischen Mauer und mächtigste Wirtschaftslokomotive nördlich der Alpen. Diese Ziele des obersten Wirtschaftsrats können nur erfüllt werden, wenn die post-sozialistischen Frauen ihren nationalen Pflichten nachkommen und sich einreihen in die postsozialistischen Arbeitsbrigaden der BRD.

Die Konvergenztheorie hat sich nach dem Ableben der Sozialismus glänzend bestätigt. Den Kapitalismus hat der tote Sozialismus post mortem kontaminiert: Frauen, an die Arbeitsfront! Niemand redet über die Perspektiven freier Zeitgestaltung, in der selbstbewusste Frauen – oder die vier Herren, die sich Vaterurlaub genommen haben – mit ihrem Nachwuchs die Demokratie aufmischen.

Das Leben der freien Mutter wird geschmäht als Heimchen am Herd. Man sieht, die platonischen Zwangsbeglückungen und -bedrohungen sind subtiler geworden. Wer will schon das zurückgebliebene Weibchen spielen?

Die Karriereverweigerung der Frauen, die sich lieber in sozialen Berufen dem harten Wettbewerb entziehen, als Vorstandsetagen zu stürmen, sollte dringend im Bundestag thematisiert werden. Landauf und landab müssen Ausschüsse gebildet werden, um die ideologisch rückständigen Weibchen nachzurüsten. Themenvorschlag: wie kriegen wir die Weiber ran? An die Retorten, in die physikalischen Labore, damit sie ihr endlich ihr defektes Hüte- und Herden-Syndrom abstreifen können?

Frauen, bildet regionale und überregionale Netzwerke und mischt die marode Männergesellschaft auf. Frauen verweigern Konkurrenz, Imponiergehabe und asoziale Gier. Dennoch ist ein dumpfes Widerstreben noch kein subversiver Widerstand. Frauen, bringt zur Sprache, was ihr tut. Euer Tun ist besser als euer Schweigen. Wenn nicht ihr, wer dann, soll die Ökonomie der Machos zu Fall bringen?

Die männlichen Normalos haben sich längst geduckt und ziehen das Genick ein, wenn die nationalistischen Brigadenführer den Raum betreten. Deutschlands Ruhm und Ehre als europäische Alphanation darf durch pflichtvergessene Mütter nicht gefährdet werden. Vor Jahren gab‘s das Mutterkreuz für das Produzieren vieler kleiner Soldaten. Heute muss es das Mutterkreuz geben für viele unbezahlte Überstunden im Dienst unseres Bruttoinlandsprodukts.

An ganz anderer Stelle ist der Eliten-Platonismus noch weiter vorangeschritten. In einem TAZ-Kommentar analysiert Jens Berger die neue Partei AfD.

Dort gibt es akademische Philosophenkönige, die sich mit Peanuts nicht mehr zufrieden geben:

„Der AfD-Vordenker Peter Oberender (Universität Bayreuth) plädiert zum Beispiel dafür, dass Hartz-IV-Empfänger zur Verbesserung ihrer Finanzen ihre Organe verkaufen dürfen sollten, während das AfD-Vorstandsmitglied Roland Vaubel, Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Mannheim, den „untersten Klassen“ das passive Wahlrecht entziehen will. Und dies ist nur die Spitze des Eisbergs einer langen Liste von Unglaublichkeiten aus dem Umfeld der AfD.“

Wer nicht den Vorstellungen der Eliten entspricht, sollte bei Platon in spezielle Umerziehungslager gebracht werden. Wenn diese Gehirnwäsche nicht funktioniert, sollten unbarmherzig Köpfe rollen. So weit ist die AfD noch nicht. Sie begnügen sich vorläufig mit Amputieren und Verkaufen überflüssiger Organe bei den ökonomisch Minderwertigen. Ist diesem Abschaum erst das passive Wahlrecht versagt, kommt peu à peu das aktive Wahlrecht hinzu – bis hin zur endgültigen Ausweisung in Loser-Nationen wie Griechenland und Spanien.

„Und ob die Weisen – oder ökonomischen Sachverständigen – den Staat um seines Besten willen reinigen, indem sie einige seiner Bürger entrechten oder deportieren, solange sie nach den Regeln der Ökonomie und der Leistungsgerechtigkeit vorgehen, die Gesellschaft vor Wohlstandsverlust bewahren und sie immer reicher und wachstumsfreudiger machen, als sie war, muss das totalitäre Wirtschaftssystem das einzig richtige genannt werden.“ (Frei nach Platon)