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Sonntag, 31. März 2013 – Der neue Papst

Hello, Freunde der Überraschungen,

Gott liebt die Überraschungen. Der Papst nicht. Er wiederholt das Alte, das einige Zeit in die Katakomben verbannt war und verkauft es als Brandneues.

Nach Ratzingers Prunk und professoraler Abgehobenheit nun Bergoglios stilisierte Armut und instrumentelle Demut. Die Gläubigen sollten den „Geruch der Schafe“ annehmen und sich dem Neuen nicht verschließen.

Welchem Neuen? Liegt das Heilsnotwendige nicht vollständig in den Heiligen Schriften vor?

Die Menschen sollten sich vor dem Unbekannten und Überraschenden nicht ängstigen. Die Frauen fanden das Grab Jesu „unerwartet leer“, weil Gott sie überraschen wollte. Die Menschen seien wie die glaubensunfähigen Jünger Jesu. Sie würden es vorziehen, ihre Sicherheiten nicht zu gefährden. „Wir haben Angst vor den Überraschungen Gottes“.

Wer sich vor dem Neuen verschließt, der habe den Tod gewählt. So weit, so neoliberal und postmodern: die Menschen sollten ihre Sicherheiten aufgeben und sich der Zukunft zuwenden. Es darf keine Sicherheiten im ökonomischen Leben geben. Wer riskiert und pokert, der gewinnt. Wer nicht alles aufs Spiel setzt, kann kein Jünger Jesu sein. Hitler war ein großer Gläubiger, er spielte va banque auf weltpolitischer Ebene.

Keine Sicherheiten im Leben, heißt: unter dem Diktat permanenter Angst und

Sorge existieren. Menschen in dauernder Unsicherheit sind leichter lenkbar als selbstgewisse und selbstsichere BürgerInnen.

Wer sich dem täglichen Neuen verschließt, der versinke in Müdigkeit und Bitterkeit. Müdesein ist bei jesuanischen Schafen und ausgebeuteten Malochern verboten.

Auf dem „Kreuzweg“ in Rom wurde das Böse mit Gebeten bekämpft. Das Böse – in deutschen Gazetten gar nicht oder nur nebenbei erwähnt – war Abtreibung, Sterbehilfe und Genmanipulation. Politiker, die anderer Meinung sind als der schlichte Papst, sind Gehilfen des Bösen.

Für den Nahen Osten wurde gebetet, ohne dass Syrien erwähnt wurde. So wenig wie der belanglose Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. „Möge das Blut der unschuldigen Opfer die Saat für einen brüderlicheren Orient sein“, beteten die Träger des Kreuzes.

Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche. Ohne Blutopfer keine Kirche. Erst muss jemand geschlachtet werden, damit der klerikale Samen sprosst. Das Blut der Unschuldigen ist das Sperma der Kirche. (BILD – Kreuzweg) (BILD – Osternacht)

Der Papst küsst mittlerweilen nicht nur erlesene Männerfüße, sondern „aus pastoralen Gründen“ auch minderwertige Frauenfüße, unter ihnen solche, die an Mohammed glauben. Er will nicht ruhen, noch rasten, bis er alle Katholikenfüße durchgeküsst hat. Das hat nichts mit Fußfetischismus zu tun – natürliche Dinge sind Gläubigen fremd –, sondern mit der neuen Missionierungsmethode pedaler Zärtlichkeit.

Der Herr selbst küsste nie, er ließ küssen. Ein Weib küsste seine Füße und salbte sie mit kostbarer Salbe. Hätte man den Gegenwert der Luxussalbe nicht besser den Armen gespendet? Rüde Antwort Jesu an den linken Judas: Die Armen habt ihr alle Zeit.

Die Armut wird nicht abgeschafft. Die Armen sollen die Reservearmeen des Erlösers werden. Die teure Salbe kann sich der arme Franziskus heute nicht mehr leisten.

Als Judas ihn küsst, verrät er den Zimmermannssohn an die Hohenpriester und Ältesten des Volkes – die nach neuster Deutung dem Jesus nicht an den Kragen, sondern ihn vermutlich nur küssen wollten. Der, den ich küssen werde, der ists, nehmet ihn fest. Bruderküsse – Schwesternküsse gibt’s nicht – als Verratsmethode, das ist ein apartes dialektisches Stilmittel. Vorsicht vor Küssen bei frommem Schafsgeruch.

An Ostern erteilt der Papst seinen Segen urbi et orbi. Halten wir uns an die Wikierklärung:

„Der Begriff Urbi et Orbi entwickelte sich aus dem alten römischen Reichsbewusstsein. Er soll die Tatsache ausdrücken, dass der Papst sowohl Bischof von Rom als auch Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist. Somit wird sozusagen die ganze Welt (orbis = Erdkreis) umfasst.“

Die vatikanische Kirche ist Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des ganzen Erdkreises. Die Kirche übernahm den Anspruch des römischen Staates, Alleinherrscher über die ganze Erde zu sein. Seit dem 13. Jahrhundert lautet die Einsetzungsformel: „Ich bekleide dich mit der römischen Papstwürde, auf dass du der Stadt und dem ganzen Erdkreis vorstehest.“

Könnte die Formel vielleicht mit Politik zu tun haben? Könnte Glauben mit irdischer Allmacht zu tun haben? Herr des Erdkreises! Mit weniger gibt sich der Freund der Armen nicht zufrieden. Ohne päpstlichen Segen ist die Erde ein Revier des Teufels. Gott sei Dank haben wir himmlische Spezialisten, die dem Übel abhelfen und die Erde retten können. Was nicht gesegnet ist, bleibt verflucht.

Urbi et orbi – dem Stadt und dem ganzen Erdreich – ist eine Siegesfanfare der ecclesia triumphans. Das alte Rom ist im Vatikan auferstanden und erhebt den Anspruch – in Konkurrenz zu Jerusalem – die Machtzentrale der Welt zu sein. (Nach Friedrich Heer gibt’s enorme Parallelen zwischen orthodoxen Juden und fundamentalistischen Katholiken.) Und Franz ist unser oberster Weltenführer. Schlichter geht’s nicht.

Gott, Bergoglio und die Postmoderne lieben die Überraschungen. Wenn Überraschungen sich ständig wiederholen, wen sollen sie noch überraschen?

Momentan erleben wir in Deutschland das altbekannte Spiel des unerklärten Übertritts vom alten zum neuen Zeitgeist. Die Deutschen – unter ihnen besonders die Medien – waren eben noch Anhänger des deutschen Prunktpapstes. Innerhalb weniger Tage sind sie zum Argentinier übergelaufen und entwickeln sich zu Freunden der Armen.

Bislang war alles Armenfreundliche linke Phraseologie. Über Nacht müssen BILD & Co ihr Vokabular kathartisch säubern. BILD-Chef Dieckmann, ein halbes Jahr in Silicon-Valley zum bärtigen Kreativgeist herangereift, will stante pede ein weiteres halbes Jahr in einer brasilianischen Favela hospitieren und den Bund der Fraticellen gründen.

Das waren die „Brüderchen“, die sich von den Anhängern des heiligen Franz – der sich dem Papst unterworfen hatte, sonst wäre er exkommuniziert und sein Mönchsorden verboten worden – gelöst hatten und nicht nur auf dem Papier ein Leben in Armut verbringen wollten. Vom Papst wurden sie sofort verboten, denn sie meinten das Leben in Armut wortwörtlich. Für den Vatikan ist es ein unerhörter Affront, wenn man biblische Texte wörtlich nimmt und sich den geheimen Sinn der Schriften vom höheren Personal nicht erklären lässt.

Die franziskanische Splittergruppe der Fraticellen wandte sich von ihrem Orden ab, weil der Papst und seine Leute sich mit der Sünde der Simonie beflecken würden. (Simonie = Kauf oder Verkauf eines kirchlichen Amtes gegen Geld.) Die gesamte Kirche sei von Gott verflucht, weil sie Christi Armutsgebote missachte. Für die Brüderchen war der Papst der Antichrist.

Die arm-seligen Häretiker wurden bald ausgerottet. Das Dorf Maiolati, eine ihrer wichtigsten Zufluchtsstätten, wurde auf Befehl des Papstes Martin V. geschleift, alle Einwohner wurden erschlagen. Das war noch Kampf gegen das Böse mit bewährten biblischen Methoden. Papst Johannes veröffentlichte 1325 eine Bulle, in der er unfehlbar erklärte: die Behauptung, Jesus und seine Jünger hätten keinerlei Besitz gehabt, sei blanke Ketzerei.

Die Inquisition musste alle Menschen verfolgen und foltern, die nach wie vor behaupteten, Jesus sei ein armer Mann gewesen. 114 dieser Gruppe, die Jesus zum armen Mann erklärten, wurden vom Vater aller Christenheit bei lebendigem Leibe verbrannt. (Aus dem Lexikon: Das geheime Wissen der Frauen)

(Übrigens gilt Franz von Assisi als Freund aller Lebewesen. Dann hätte er auch ein Freund der Frauen sein müssen. Das Gegenteil ist der Fall: „Wer mit dem Weibe aber verkehrt, der ist der Befleckung seines Geistes so ausgesetzt wie jener, der durchs Feuer geht, der Versengung seiner Sohlen.“

Desgleichen gilt der Schwärmer als Freund der Natur. Er predigte Vögeln und Tieren. Wer der Natur predigt, hält sie für verworfen. Ohne Erlösung durch den Menschen geht die Natur verloren, siehe Neues Testament > Römer 8,19 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/8/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/8/“>Römer 8,19 ff. Ein echter Freund der Natur, dieser Apostel der sündigen Vögel und der verfluchten Natur!)

Immer wieder gab es radikale Schwärmer, die eine arme Kirche wollten. Von ihnen hat keiner überlebt, wenn er bei seinen Forderungen geblieben ist. Dom Helder Camara, der bekannte brasilianische „Armenbischof“, erhielt Lehrverbot als „Befreiungstheologe“. Besonders deutsche Theologen wie Ratzinger, die von dem Armengedöns nichts wissen wollten, ereiferten sich gegen die „Marxisten“. (Matussek: „dieses Zeug mit der Armut“) Helder spottete: „Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nenne sie mich einen Kommunisten.“

Nun also großer Kulissenwechsel bei deutschen Kirchenredakteuren und sonstigen Freunden der Kurie. Ohne sich selbst mit einem einzigen Satz zu kritisieren, verraten sie schnöde den deutschen Papa und laufen mit wehenden Fahnen zum neuen Stiefpapa über. Wir erleben Postmoderne in actu bei der Geburt des nächsten Paradigmas.

Natürlich könnten auch die Medien dazulernen. Das ginge aber nur, wenn sie begründeten, warum sie das bisher Geglaubte verwerfen. Das tut niemand bei den Edelschreibern. Wo sie sind, muss oben sein.

Matthias Drobinski von der SZ liefert ein schönes Beispiel für fliegenden Klamottenwechsel, ohne dass er seinen Gesinnungswandel mit einem einzigen Wörtchen erklärte. Sie rotieren ständig zwischen meinungslosen Beobachtern und windschlüpfrigen Zeitgeisthüpfern. Nun ist wieder mal Armut und Schlichtheit angesagt.

Die Kirchen dieser Welt gehören zu den reichsten Institutionen auf Erden. Die orthodoxe Kirche Zyperns wollte mit ihren Schätzen die ganze Insel retten und aus dem gottlosen Bereich der EU herauslösen. Innerhalb weniger Jahre schwimmt die orthodoxe Kirche Russlands unter freundlicher Mithilfe des gläubigen Putin wieder in Geld, Macht und Würden. Ohne ihre Barmherzigkeit wären die Pussy Riots vermutlich nichts so übel bestraft worden.

Drobinski schwelgt in pfadfinderhafter Begeisterung für den neuen Mann an der Spitze, der die selbstbezogene Kirche Ratzingers für eine narzisstische hält. „Eine Kirche, die an die Grenzen geht, riskiert etwas. Sie riskiert, eigene Sicherheiten zu verlieren. Und dass der Schatz der katholischen Tradition angesichts der Schreie der Gegenwart als schön, aber zweitrangig erscheint.“ Ratzinger hätte das bedrohte Kirchenschiff gegen die Angriffe der Umwelt verpanzert und vermauert: Entweltlichung. Die Kirche solle sich von der Welt zurückziehen.

Doch unter Franz II soll das Schiff, das sich Gemeinde nennt, an die Peripherien gehen, seine Grenzen überschreiten. Obwohl beide Päpste dieselben Worte benützten, gäbe es riesige Unterschiede. „Trotzdem ist Bergoglios Rede das Gegenteil von Benedikts Programm“. Das Gegenteil?

Es gibt Widersprüche, die miteinander kompatibel sind und solche, die es nicht sind. Das Christentum besteht nur aus unvereinbaren Widersprüchen. Je nach operativer Basis wird eine einseitige Aussage in den Vordergrund gestellt, um bei der nächsten Überraschung Gottes zurückgezogen zu werden. Da capo al fine.

Drobinski hält den Deutschen und den Argentinier für inkompatibel. Hinter dieser Analyse steht das Gesetz der Dialektik. These, Antithese, Synthese. Die Dialektik des protestantischen Hegel dominiert die Geschichtsschreibung der katholischen Kirche. Durch viele Widersprüche zur unfehlbaren Meinung des römischen Papstes. Doch was machen wir, wenn die Päpste sich widersprechen und doch jeder unfehlbar sein will? (Matthias Drobinski in der SZ)

Matthias Matussek ist ganz anderer Ansicht. Die angeblichen Unterschiede seien nur Differenzen in Kostümfragen. In Kernfragen passe kein Blatt zwischen die beiden Herren in weiß. Es gehe letztlich um das Skandalon (= Ärgernis) des Glaubens. Diesen Skandal des Glaubens werde der Neue „noch offensiver, noch brachialer in die Welt hinaustragen. Er verlangt von seiner Kirche und all ihren Amtsträgern, von allen Gläubigen, den „apostolischen Eifer“ und das ist vielleicht das kleine Wunder der Wiederauferstehung der Kirche.“

Franziskus II werde nicht den kleinsten Stein der Tradition und der Wahrheitsansprüche ihres Gebäudes entfernen. Den Armen könne jede ordinäre NGO helfen. Das Eigene der Kirche müsse etwas anderes sein, als Brosamen unter den Dürftigen zu verteilen. (Matthias Matussek im SPIEGEL)

Wann spricht es sich herum, dass der Glaube nicht die Welt verändern, sondern sich von der Welt lösen will? Erstaunlich, dass die Geschichte vom reichen Mann als Zeugnis der Armenfreundlichkeit benutzt wird. Der reiche Jüngling hat alle Gebote gehalten. Was muss er noch tun, um die ewige Seligkeit zu erhalten? „Willst du vollkommen sein, so geh hin und verkauf, was du hast, und gib es den Armen und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben und komm und folge mir nach.“

Wer diese Geschichte für ein Sozialprogramm zur Verbesserung der irdischen Verhältnisse hält, der muss vom heiligen Geist besäuselt sein. Es geht um Abschied von der Welt, nicht um humane Korrektur derselben.

Ziel der „Entweltlichung“ ist nicht die Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich, nicht die Lösung der sozialen Frage, sondern die ewige Seligkeit des Menschen. Sage dich los von der Welt, folge mir nach, und du wirst selig werden. Solltest du Familie haben, lass sie sausen um meinetwillen. Wer irgendetwas auf Eden mehr liebt als mich, um den ists geschehen. ( Neues Testament > Matthäus 19,16 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/19/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/19/“>Matth. 19,16 ff)

Für Matussek ist das Evangelium wahr, weil es den Denkgewohnheiten der Welt ins Gesicht schlägt. Der eigene Hass auf die Welt wird der Glaubensbotschaft übertragen, die stellvertretend für die aggressionsgehemmte Gemeinde die schnöde Welt ins Feuer schickt. Die Frohbotschaft ist eine stellvertretende Vernichtungsattacke der Frommen gegen die verrottete Welt.

Was andere ärgert und ihrer Vernunft ins Gesicht schlägt, das muss richtig sein. Das Ärgernis, der Skandal, war von Anfang an das Wahrheitszeichen für das Evangelium. „Während Juden Zeichen fordern und Griechen nach Wahrheit fragen, predigen wir Christus, den gekreuzigten, für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit.“ ( Neues Testament > 1. Korinther 1,22 f / http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/1/“>1.Kor. 1,22)

Matussek hätte die Torheit in den Mittelpunkt seiner Bestätigungsbedürfnisse stellen können. Je törichter für die Welt, umso wahrer für die Gläubigen. Doch Torheit als Wahrheitskriterium für Heiden ist für ihn nicht so wichtig wie Ärgernis für die Juden. Solange die Juden durch Jesu Botschaft geärgert werden, solange ist die Wahrheit der Christen gesichert. Entweder Juden oder Christen. Je unwahrscheinlicher, überraschender und unberechenbarer – je wunderhafter also – die Botschaft für die Juden, umso wahrscheinlicher und wahrer die Botschaft der Christen. Juden und Christen stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Wer wird denn gleich von unbewusstem Antisemitismus reden, wenn Matussek eine größere Kluft zwischen Christen und Juden sieht als zwischen Christen und wahrheitssüchtigen Griechen? Mit menschlicher Weisheit hat Matusseks Torheit nichts zu tun, noch weniger sein ärgerlicher Glaube mit der jüdischen Sucht nach Zeichen (= sinnlichen Beweisen).

Wenn jemand Gottes Sohn sein will, muss er erst nachweisen, dass er kein Scharlatan ist, indem er zaubert und Wunder vollbringt. (Wie einst sein himmlischer Vater beim Auszug aus Ägypten echte Wunder vollbracht hat.) Für echte Christen zählen weder Vernunft noch sinnliche Beweise. Glauben – oder nicht Glauben, ein Drittes gibt es nicht.

Je unvernünftiger und unbewiesener, umso besser. Der wahre Christ lehnt vernünftige Griechen genauso ab wie beweissüchtige Juden. Letztere aber noch ein bisschen mehr. Matussek glaubt, weil es unvernünftig ist. Absurdität und Vernunftlosigkeit werden zum Wahrheitsbeweis des antijüdischen und antigriechischen Fürwahrhaltens.

An seinem Glauben kann der SPIEGEL-Mann nicht irrewerden. Mehr denn je zuvor glaubt er – zusammen mit seinem neuen Vater in Rom, dass er heute noch mit ihm im Himmel sein wird. „Er ist mein Papst. Er glaubt wie ich, dass das Ostergeheimnis die Welt verändert hat, dass wir alle Hoffnung haben dürfen. Die Hoffnung, die Jesus dem Schächer am Kreuz verspricht, als er ihm sagt: „Noch heute wirst du mit mir im Himmel sein.“

Der neue Papst, so Matussek, werde gar nichts ändern. Peanuts wird er variieren, folgenlose Symbolaussagen hat er ausgewechselt. Die Kernaussagen des Papismus aber werden bleiben bis zum Jüngsten Tag. Wo ein frommer Edelschreiber Recht hat, hat er Recht.