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… zum Logos XLVIII

Tagesmail vom 23.03.2022

… zum Logos XLVIII,

selbst Putin ist keine Maschine, deren Verhalten man perfekt vorausberechnen könnte.

Nur Roboter sind vollständig determiniert. Menschen sind Mischwesen aus maschinenähnlichen Determinierungen und dem freien Geist, der Entscheidungsinstanz über den Willen des Menschen.

Nennt die Teile, wie ihr wollt. Früher nannte man den unfreien Teil Körper, den freien Seele oder Geist. Seele und Geist waren weder unsterblich noch vollkommen. Die griechische Aufklärung fasste beide Teile zusammen, erklärte sie zu Teilen der Natur und nannte sie – Vernunft oder Logos.

An eine Welt jenseits der Natur glaubten nur religiöse Menschen, der Logos konnte auf übernatürliche Kindermythen verzichten.

Körper – oder Soma – des Menschen war geprägt durch Geburt, Erziehung und Außenprägung; Vernunft hingegen hatte die Chance, sich in Eigenregie zu entfalten, ins Denken zu kommen und ihre Freiheit als Autonomie zu gestalten.

Der Mensch als harmonische Einheit aus körperlicher Geprägtheit und geistiger Eigenprägung: das war die selbstbestimmte Freiheit eines reifen Wesens. Missglückte Freiheit war das Kennzeichen eines Getriebenen mit seinen Emotionen und Bedürfnissen, der seine Mitmenschen mit Macht beeinträchtigen muss, um seine Dominanz als Freiheit über Schwache oder Abhängige zu erleben.

Dem reifen Menschen oder dem Weisen war es gelungen, den frühen Widerstreit zwischen körperlichen Bedürfnissen, Emotionen – und geistigen Imperativen der Vernunft zu glätten und zur Einheit zu bringen. Der Logos kennt nur eine vollkommene Natur, die sich nicht in zwei Teile spalten lässt.

Zu Unrecht macht man deutschen Politikern den Vorwurf, die verbrecherische Natur Putins nicht genügend vorausgesehen zu haben.

Menschliches Verhalten präzis vorauszusehen, ist unmöglich, denn das wäre nur bei vollständig Determinierten denkbar. Bei kranken und gestörten Charakteren hat man den Eindruck, dass keine Vernunft mehr im Spiel ist und man deshalb das Biographische als vollständige Determiniertheit betrachten kann.

Doch selbst hier kann man wahre „Wunder“ erleben, denn Menschen verändern sich, denen man es nie zugetraut hätte. Zudem sind sie zumeist so verhaltensauffällig, dass sie schnell in psychiatrischen Anstalten oder Gefängnissen verschwinden.

Vor Gericht müssen Kriminalpsychiater das Ausmaß der Schuld klären. Je unfreier und getriebener das Verhalten, umso schuldloser muss er eingestuft und bestraft werden. Nur der freie Wille ist bestrafbar. Doch jetzt kommen wir in ein Dilemma. Aus welchem Grund sollte ein reifer Mensch Verbrechen begehen?

Andere Menschen zu beschädigen oder zu Schaden zu bringen, setzt einen kranken, also unfreien Willen voraus. Menschen, die Verbrechen begehen, können keinen freien Willen mehr haben. Nach dem Gesetz dürften sie gar nicht bestraft werden können – werden aber dennoch nach dem Buchstaben des Gesetzes für schuldig gesprochen und ins Gefängnis geworfen.

Hier liegt ein eminenter Denkfehler des gegenwärtigen Rechts vor. Seelenexperten können nur biographische Linien verfolgen, in denen keine Freiheit vorliegt. Wie wären sie fähig, den Freiheitsgrad eines Verbrechens festzustellen, wenn Freiheit empirisch gar nicht feststellbar ist? Das eine schließt das andere aus.

Diesem erkenntnistheoretisch-unlösbaren Problem weichen die Psychiater aus und gehen unberechtigterweise über zum freien Willen – der durch biographische Beobachtung gar nicht festgestellt werden kann.

Die Rechts- und Psychoexperten weichen dem Problem aus und konstatieren par ordre du mufti einen freien Willen. Würden sie psychische Geprägtheit anerkennen, wie sie sich zeigt, müssten sie alle Straftäter in eine psychiatrische Anstalt einweisen, auf keinen Fall aber in ein Gefängnis.

Wie in sozialpsychologischen Anstalten hätten die Täter Gelegenheit, eine therapeutische Einsicht in die Gewordenheit ihrer kriminellen Neigungen zu gewinnen. Nur so hätten sie die Chance, ihr Leben zu verändern und verlässliche Mitmenschen zu werden.

Doch die Realität ist weit entfernt von dieser „Sozialutopie“, die gar keine Utopie, sondern eine realistische Humanisierungsalternative zum bestehenden Knastwesen wäre – das, wie Fachleute immer und immer wieder betonen, an Miserabilität nicht mehr zu überbieten ist.

Im Gefängnis erst werden Ersttäter zu wahren und hoffnungslos scheinenden Mehrfachtätern.

Warum ist das deutsche Recht so absurd unrealistisch, indem es das Geprägtsein der Täter nicht wahrnehmen will, ihren freien Willen aber übertreiben muss? Weil die Scholastiker, die den freien Willen der antiken Philosophie in die Glaubenslehre übertrugen, die Strafkompetenz Gottes beweisen mussten.

Denn Menschen müssen bestraft werden, das fordert die Heilige Schrift, das größte und verhängnisvollste Schuld-Zuschreibungsbuch der Weltgeschichte.

Dort sind alle Menschen von Geburt an böse und schuldig – durch Dekret des Gottes, der sie auch ganz anders hätte erschaffen können. Am Anfang ihres Seins zwar waren sie sehr gut, doch binnen weniger Tage waren sie – warum? warum nur? – die verruchtesten Schuldigen aller Geschöpfe und Zeiten.

In seinen Urprinzipien ist deutsches Recht weder menschlich noch rational, sondern ein bloßes Glaubensprodukt.

Wer nicht an den freien Willen glaubt – der in der Heiligen Schrift vehement verleugnet wird –, kann nicht schuldig sein. Schuldig sein aber muss er, ob er will oder nicht.

Ratet, oh Menschen, warum es hierzulande kaum den kleinsten Versuch einer philosophischen Rechtsdebatte gibt, geschweige denn eine über das akkumulierende Elend in den Gefängnisanstalten.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, beim Aufkommen der Psychoanalyse gab es bemerkenswerte Versuche, das Problem zu lösen – durch Distanzierung von den religiösen Elementen.

Auch kurz nach der Gründung der BRD kam es zu verschiedenen Versuchen, dem christogen verseuchten Recht zu entkommen. Doch schnell verschwanden alle Reformgedanken im Rausch des Wirtschaftswunders.

Es war durchaus nicht falsch, Putin in einem vorlaufenden Akt des Vertrauens zu begegnen. Es gibt nur eine Chance, eine hasserfüllte Beziehung zu verbessern, nämlich die, dem anderen zu signalisieren: ich glaube nicht, dass du ein geborener Schuft bist, der ein ganzes Leben lang Schuft bleiben muss. Alle Menschen können sich ändern, warum nicht Du?

Der Fehler war nur, Putin in einem Akt blinden Vertrauens zu begegnen, als sei er nicht mehr in der Gefahr, seine kriminelle Vergangenheit in eine ähnliche Zukunft fortzusetzen. Weshalb es wichtig ist, genau zu beobachten, was ist, aber nie zu folgern: also wird es immer so bleiben, wie es war oder ist. Besonders Medien, die beobachten, was ist, kokettieren gern mit Vermutungen über das, was sein könnte.

Beobachten, was ist, heißt aber noch lange nicht, zu wissen, was die Zukunft bringt. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit noch so hoch sein mag, dass alten Gesetzen gefolgt wird: Wahrscheinlichkeit ist keine Wahrheit.

Sehr wohl aber kann man den Politikern vorwerfen, Putin nicht genau wahrgenommen zu haben. Man muss penibel beobachten, sich dennoch aller 100%igen Prognosen enthalten. Es könnte so werden, es könnte aber auch ganz anders kommen. Auf beide Alternativen muss man eingestellt sein.

Solche „küchenpsychologischen“ Spielchen verabscheuen die geradlinigen Germanen. Eines Mannes Freund zu sein … Vertrauen muss blind, Treue doof sein. In Menschen- und Weltkenntnis waren sie schon immer schlecht, weil sie rabulistische Gedankengänge für verkommen hielten. Die Psyche des Menschen muss schlicht und einfach sein. Ist sie es nicht, kann der Mensch kein wahrer Mensch mehr sein. Holt das Fallbeil.

Wie Putin beurteilen? In der Politik kann es nicht um einen zivilen Gerichtsprozess gehen, in dem das Böse eine Note erhält. Selbst wenn Putin vor den Menschengerichtshof in Den Haag käme, wären alle psychologischen Gutachten sinnlos. Das Ausmaß der Verbrechen wäre so riesig, dass sie durch ein normales Gesetzbuch nicht mehr erfasst werden könnte. Eine angemessene Strafe für diese Ruchlosigkeiten wäre nicht vorstellbar.

Es ginge lediglich darum, die Verstöße gegen die Menschen- und Völkerrechte penibel zu dokumentieren und den Despoten für immer aus dem Verkehr zu ziehen.

Döpfners Kritik an den deutschen Politikern ist zum Teil berechtigt:

„Man soll ein solches protokollarisches und menschliches Versagen des Parlaments nicht überbewerten. Und doch: Das war der Tag, an dem ich begonnen habe zu fürchten, dass wir Deutschen die zweite Chance, die uns die Geschichte nach dem Nationalsozialismus gewährte, verspielen. In Mariupol brennen Häuser, Menschen hungern, Männer müssen sich vor russischen Soldaten demütigend ausziehen, Zivilisten werden gezielt erschossen, Kinder ermordet, Leichen liegen auf den Straßen. Und wir Deutschen sind leider nicht zuständig. Und üben uns in Gratis-Mut.“ (WELT.de)

Richtig ist, dass die Deutschen sich aus allen Entscheidungen raushalten wollten. Bislang spielten sie zwar weder die Bellizisten noch die Pazifisten. Stattdessen waren sie stets die Unzuständigen, die alle Entscheidungen der Weltpolitik ihren Befreiern überließen. Sie selbst waren unfähig, die Probleme in ihrer Tiefe zu debattieren. Also mit dem Kopf nicken, den Großen Bruder machen lassen und nicht erzürnen.

Doch Döpfners Kardinalfehler (wie der der meisten Deutschen) besteht darin, alles auf die aktuelle Situation zu verengen. Aktuell gibt es viele Pros und Contras, die man für und gegen eine Intervention vorbringen könnte. Schon viel früher hätte man Putin bei seinen inhumanen Probeläufen festnageln müssen. Denn dort testete er den Westen, welche Verstöße gegen die UN-Charta dieser hinnehmen würde. Er nahm alles hin, denn Putin wurde zur belanglosen Regionalmacht geschrumpft.

Viel wichtiger wäre gewesen, dass der Westen sich auf gemeinsame Prinzipien der prophylaktischen Eindämmung internationaler Gefahren geeinigt hätte. Das unterblieb. Über Nacht stand der Westen vor unlösbaren Problemen. Ohnehin werden jetzt die westlichen Atomnationen das entscheidende Wörtchen sagen.

Es war auch nicht falsch, sich gewissen militärischen Forderungen Kiews zu verweigern. In Fragen militärischer Strategie kann man unter Freunden durchaus verschiedener Meinung sein.

Doch unerträglich und schändlich war die Dialogverweigerung. Man sagt zu – und tut nichts. Man verspricht nichts und antwortet nichts. Schon lange geht es nicht mehr um Pazifismus oder Bellizismus. Beide Begriffe verbleiben im Dunkeln.

Pazifismus begehrt, etwas Kostbares zu sein, das leider nicht realisierbar sei. Pazifismus ist die edle Weltmeistermedaille, die von den Christen aus Werbegründen gezückt wird – doch die Welt weiß, dass kein Mensch auf Erden dieser Forderung gerecht werden kann.

Kein Christ will die Welt verändern, das kann nur Gott. Gleichwohl soll die edle Forderung alle ungläubigen Herzen für immer verstummen lassen. Zwar soll man es versuchen, aber nur um der rechten Gesinnung willen, die Seligkeit zu erringen. Die Welt? Muss vergehen.

Natürlich wäre es wichtig, die absolute Katastrophe zu vermeiden. Sollte Putin aber wild entschlossen sein, die Apokalypse in Realität zu verwandeln, könnte ihn niemand mehr stoppen – ausgenommen Entschlossene aus seiner engsten Umgebung, die ihm den atomaren Koffer vorenthalten oder ihn selbst ausschalten könnten.

Die Deutschen hingegen sind nicht mal in der Lage, zur Ukraine eine freundschaftlich-kritische Beziehung herzustellen. Ihnen fehlt alles: strenges Durchdenken der Situation und entschlossenes Handeln. Doch Döpfner fällt nichts anderes ein, als seinen jugendlichen Pazifismus zu beerdigen und alle Möglichkeiten der Gewalt – anzudeuten. Man will ja nicht mit seinen eigenen Buchstaben erdrosselt werden.

Döpfners Artikel ist keine Analyse, sondern die private Rechtfertigung seiner Konvertierung zum heldenhaften Wagnis. Und siehe: unversehens landet der Abtrünnige im Heldentum seiner deutschen Vorfahren. Fehlte gerade noch der Hinweis, ohnehin gäbe es keine Wiederholungen der deutschen Geschichte.

Eine grundlegende Analyse der weltpolitischen Situation sucht man bei ihm vergeblich. Der Krieg beginnt nicht in dem Moment, wo Panzer anrücken. Krieg ist das Gesamtprodukt aller vorlaufend-untergründigen oder offensichtlichen Spannungen und Konflikte des Friedens, die plötzlich wie ein Vulkan explodieren. Es käme aber darauf an, die jahrelangen hasserfüllten Konkurrenzmomente rechtzeitig zu entschärfen.

Über diese kriegsführenden Momente will keine westliche Regierung nachdenken. Die gesättigte Menschheit schon gar nicht. Denn niemandem könnte länger verborgen bleiben, dass das Heiligste des Westens, die Wirtschaft, die Giftpartikel in sich getragen und alle menschlichen Beziehungen vergiftet hat.

Nicht nur als Gier und Neid auf alle Mitkonkurrenten. Der Kampf um Sein oder Nichtsein wird nicht nur zwischen Völkern ausgetragen, sondern vor allem als blutige Fehde zwischen Mensch – und Natur.

Die westliche Zivilisation ist ein Feldzug des Menschen wider die Natur. Weshalb sonst hätten wir solche extraordinäre Klimaprobleme? Weil wir keinerlei Hemmungen hatten, der Natur die Gurgel umzudrehen. Kapitalismus ist keine friedliche Wissenschaft, sondern eine Kriegswissenschaft. Wenn Kapitalismus die Normalität kennzeichnet, ist mörderischer Kampf das A und O der normalen Welt- und Selbstzerfleischung.

Der Kampf gegen die Natur ist ein Todeskampf. Francis Bacon ist nicht der erste, aber der entscheidende Begründer der „Demontage der Natur“:

„Bacon hat jene Weltgesinnung begründet, auf der das „Zeitalter der Wissenschaft und des Fortschritts“ beruht. Er hat jene Formeln des dissecare naturam (der Zerstückelung der Natur) und des „Wissen ist Macht“ geprägt, die ihn zum Propheten der Wissenschaftswelt erhoben. Im vollen Bewusstsein seiner geschichtlichen Stunde verwarf er die Kosmologie aller Denker von den Hellenen bis Campanella und Bruno.“ ( Friedrich Wagner)

Da er das Ziel der Wissenschaft nicht in der Mehrung der Wahrheit und in der Fülle des Geistes suchte, sondern in der praktischen Vermehrung und Verwertbarkeit ihrer Ergebnisse, war seine Beurteilung der Antike eine einzige Vernichtung.

Was war ihm am wichtigsten? Die Erfindungen von Kompass, Schießpulver und Buchdruck. Das waren seine wirksamsten Waffen gegen alle Konkurrenten beim Erringen der Macht über die Welt. Diese „Nachahmungen der göttlichen Werke“ ermöglichten es den westlichen Völkern, weltgeschichtliche Bedeutung zu erringen.“ Die technische Überlegenheit der Europäer über die Wilden Neu-Indiens begründeten ihm die Geltung des späteren Hobbes-Wortes vom homo homini deus oder die Gottgleichheit des homo faber (des schaffenden Menschen).

Die Macht über die Natur sollte der Mensch durch Unterordnung unter ihre Gesetze erringen – durch Imitation, Steigerung, Verbesserung und Veränderung der Natur. Bacons Ziel war es – durch Nachahmung des Himmels – alle Dinge bewerkstelligen zu können, die der Mensch der Natur abschauen konnte.

„Die Bilder, die Bacon benutzt, um seine neue Wissenschaft zu beschreiben, entstammen zum großen Teil dem Gerichtssaal. Sie zeigen die Natur als Frau, die mit mechanischen Mitteln gefoltert werden muss. Der Natur müsse auf ähnliche Weise ihre Geheimnisse entrissen werden wie man die Geheimnisse der Hexen durch inquisitorisches Verhör entschleiert hat. Natur ist die Frau, die man sexuell vergewaltigen muss, um ihr alle Geheimnisse zu entreißen. So wie der Schoss der Frau sich symbolisch der Zange geöffnet hat, so hegt der Schoss der Natur Geheimnisse, die man ihm zum Besten des Menschen durch Technik entreißen kann.“

Bacon will nichts weniger, als mit seiner neuen Wissenschaft jene Verfügungsgewalt des Menschen über die Natur wieder herzustellen, wie sie bei Adam und Eva vor ihrer Vertreibung aus dem Paradies geherrscht hatte.“

Naturwissenschaft will nichts weniger, als den paradiesischen Zustand des Anfangs wieder herzustellen. Der Mensch will gottgleich sein. Ja, er will Ihn übertrumpfen, indem das Geschöpf seiner Sündhaftigkeit entgehen kann, die ihm von Gott aufoktroyiert wurde.

„Die Vernehmung von Hexen als Sinnbild für das Verhör der Natur, der Gerichtssaal als Modell für ihre peinliche Befragung und die Folter durch mechanische Hilfsmittel als Instrument zur Besiegung des Chaos: dies alles ist grundlegend für die wissenschaftliche Methode als Ausübung von Gewalt und Macht.“ (alle Zitate: Carolyn Merchant, Der Tod der Natur)

Putin soll einmal gesagt haben: spätestens im Jahre 2030 will er den verfaulten Westen aus dem Weg geräumt haben. Seine Testreihe verschärfte er von Mal zu Mal – doch immer mit Erfolg. Der Westen nahm ihn nicht ernst. Wirtschaftlich war der Osten ohnehin unterlegen. Der saturierte Westen fühlte sich bereits als Sieger des Wettbewerbs in der Heilsgeschichte.

Putins Siegesträume sind identisch mit denen westlicher Fundamentalisten, die ihre Machtgelüste noch mit religiösen Begriffen verharmlosen. Insofern realisiert er stellvertretend die geheimen Machtgelüste des Westens.

Die Empörung des Westens über seine teuflischen Gewaltphantasien fühlt sich ertappt in seinen eigenen. Putin ist Imitator des Westens, um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Anstatt in sich zu gehen und über seine eigenen Tagträume zu erschrecken, gelingt es dem Westen nicht mal, sich strategisch zu einigen, um Putins „Unberechenbarkeit“ mit geeinten Kräften zu demontieren.

Deutschland versteht ohnehin nur Kannitverstan. Währen der Kapitalismus energisch gebändigt werden müsste, feiern die Politstars die Eröffnung eines vollkommen überflüssigen Autowerks, zusammen mit einem clownesken amerikanischen Fortschrittsmessias. Haben wir nicht schon genug mit Wasserproblemen zu kämpfen? Wird die Natur noch immer nicht genug von Maschinen drangsaliert?

Auch dieser Krieg wird dafür sorgen, dass die Reichen immer noch reicher und die Armen immer noch mehr am Hungertuch nagen werden:

„Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine tritt der Hunger-Weltkrieg in eine neue Phase. Es wird zu massiven Fluchtbewegungen kommen. Sie sind die Folge einer trotz aller Warnungen immer gieriger gewordenen reichen globalen Oberschicht, die die Erde und die Ressourcen auf Kosten der Armen hemmungslos ausbeutet. Die Armen jedoch werden, weil man ihnen den Pflug verwehrt hat, entweder zum Schwert greifen oder durch das Schwert umkommen. Politik und Moral haben versagt. Jetzt geht es für die Mehrheit der Menschen ums nackte Überleben. Der Krieg in der Ukraine hat bereits den offenen Handels- und Wirtschaftskrieg verschärft. Die Sanktionen gegen Russland werden die Hungersnöte auf der Welt beschleunigen. Der Krieg um die Ukraine ist bereits ein Weltkrieg. Es geht allerdings nicht um den finalen atomaren Vernichtungsschlag, den kriegslüsterne Apokalyptiker geradezu herbeizuschreiben versuchen. Die Vernichtung menschlichen Lebens findet weltweit durch Verhungern statt.“ (Berliner-Zeitung.de)

Vor allem sind es Männer, die den Zerfleischungsprozess der Natur exekutieren. Indem sie die Natur zerlegen, zerlegen sie das begehrte und gehasste Weib.

„Die Scheu vor der Penetration, die mit dem Bild von der Mutter Erde verbunden war, verwandelte sich in die Rechtfertigung ihrer Entblößung. Aus einer tätigen Lehrmeisterin und Mutter wurde ein geistloser unterwürfiger Körper. Die neue Herrschaft und Kontrolle führen den Tod der Natur herbei.“ (Merchant)

Die wahren Gründe des Kriegs um die Ukraine, die die Schuld Putins um keinen Deut verkleinern, werden vom Westen mit keinem Wörtchen erwähnt.

Fortsetzung folgt.