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… zum Logos XLV

Tagesmail vom 16.03.2022

… zum Logos XLV,

„In seiner Predigt letzten Sonntag hat Kyrill die Gegner der russischen Armee in der Ukraine als „Kräfte des Bösen“ bezeichnet. Noch am Tag vor dem Angriff auf die Ukraine erklärte er, Kriegsdienst zeige „Nächstenliebe nach dem Evangelium“. Putin wünschte er Seelenfrieden und Gottes Hilfe bei seinem Dienst am russischen Volk. Wenn ich das lese, schüttelt es mich. Kirchen müssen zum Frieden aufrufen, und Krieg klar ablehnen! Aber wir haben aus diesem Versagen gelernt: Niemals darf sich eine Kirche nationalistisch begründen und mit nationalen Zielen identifizieren. Christinnen und Christen leben in allen Ländern der Erde. Ihr Auftrag ist, für den Frieden einzutreten und nicht Kriege zu legitimieren. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ haben die Kirchen der Welt 1948 bei der ersten Vollversammlung des Ökumenischen Rates erklärt. Die russisch-orthodoxe Kirche ist dort Mitglied.“ (BILD.de)

Schreibt Margot Kässmann, evangelische Friedenstaube, in der Friedenspostille BILD.

Fast jeder Satz ist erstunken und erlogen. Nicht sie steht auf dem Boden der Frohen Botschaft, sondern Putins Pope Kyrill.

„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte. Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage euch: Nein, sondern Zwietracht. Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei. 53 Es wird der Vater gegen den Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.“

Freilich, wer das jeweilige Böse ist, bestimmen die Erleuchteten – und die können verschiedener Meinung sein. Weshalb auf beiden Seiten des Krieges Prediger stehen, die sich im Namen des Vaters gegenseitig zum Teufel schicken.

Wie oft gab es Kriege, auf denen beide Seiten den Heiligen Geist für sich reklamierten und den Teufel der anderen Seite zuschoben.

Mit geschwinden Sätzen kann die Ex-Bischöfin über das Ungeheure hinweg hasten.

„Ja, die evangelischen Kirchen in Deutschland haben sich diesbezüglich nicht mit Ruhm bekleckert. 1914 wurden Soldaten mit Kriegspredigten geradezu aufgestachelt. 1939 haben sie die Kriegspolitik der Nazis abgesegnet.“

Das ganze Abendland hindurch definierten nationale Kirchen das Göttliche für ihre Seite und das Teuflische für die andere. Im Ersten Weltkrieg waren die Deutschen das einzige Volk mit göttlichem Segen wider den verrotteten und gottlosen Westen.

Unter dem Titel „Britisches Christentum und britische Weltmacht“ schrieb der Theologe Martin Dibelius eine Streitschrift gegen den „cant“, die verlogene Heuchelei der Engländer:

„Keine Nation will heute so unbedingt und zweifellos das Christentum repräsentieren wie die englische.“ Das Bekenntnis der Königin Viktoria gilt bis heute in jeder englischen Regierung.“ Wir stützen uns selbst auf die Wahrheit des Christentums und erkennen dankbar den Trost dieser Religion an.“

Die Engländer seien Gottes Volk, seien das Salz der Erde. Auf diese Weise würden Wendungen aus dem Alten wie dem Neuen Testament missbraucht. „Ich gab ihm die Nationen der Erde“ lässt William Blake die göttliche Stimme zum Preise England sagen. Das Missionsvolk der Engländer habe den Eingeborenen das krasseste Beispiel christlicher Unbrüderlichkeit vor Augen geführt.

Die gesamte Neuzeit war eine Epoche der Unterjochung der Welt im Namen des christlichen Erlösers. Begonnen hat das mörderische Spektakel bereits im Mittelalter.

„Schon der erste Kreuzzug forderte im Jahre 1096 etwa 12 000 Opfer. Schwangeren Frauen mit dem Schwert den Leib aufzuschlitzen war eine frühe Spezialität dieser vielfach gesegneten Mörder, ebenso das Umbringen kleiner Kinder auf möglichst grässliche Weise.“ (Gert von Paczensky, Teurer Segen)

„Nach neuprotestantisch-fundamentalistischer Lesart kann Indianern nichts Besseres passieren, als möglichst schnell umzukommen – gerade noch getauft natürlich.“ (ebenda)

Fast alle Weißen waren einheitlich der Meinung, die Andersfarbigen seien ihnen nicht ebenbürtig, sondern minderwertig, vielleicht seien sie nicht einmal Menschen. Die Folgen dieser Missionierungsmethoden bis heute: im wahrsten Sinne des Wortes waren sie einschneidend und zerstörerisch. Sie haben die Menschheit verändert. Viele Diener Gottes auf Erden fühlten sich als Menschen höheren Werts (woraus später der Rassismus folgte). „Heiden konnten einfach nicht ebenbürtige gleichwertige Menschen sein.“

Das hatte zerstörerische Folgen bis heute, denn die „heidnischen Völker“ können es dem arroganten Westen bis heute nicht verzeihen, dass er sie im Namen des Heiligen wie minderwertige Völker oder Kinder behandelte, die mit der Rute erzogen werden mussten. Wen GOTT liebt, den züchtigt er.

Selbst der großherzige Albert Schweizer konnte sich von dieser patriarchalen Zwangsbeglückung nicht freimachen. Wie so viele Missionare glaubte er, der „Neger“ sei ein Kind, und unterstützte die Anhänger der Rassentrennung in Südafrika.

Nicht anders als Celil Rodes, dem Großbritannien einen großen Teil Afrikas verdankte, der vor dem Parlament des Kapstaates erklärte: „Der Eingeborene muss wie ein Kind behandelt werden.“

Noch heute bestehen verderbliche Unterschiede zwischen den fortentwickelten und den unterentwickelten Ländern, die von den Siegern des Wettlaufs als Triumph der Besseren und als verdiente Niederlage der Verlierer definiert werden.

Inzwischen ist der Westen so sensibilisiert, dass er sein Gewissen mit der Auskunft betäubt, immerhin hätten alle Völker vom Wirtschaftswachstum der Globalisierung profitiert. Eben darin beweise sich die Qualität des Kapitalismus, dass selbst die ärmsten Völker nicht mehr verhungern müssten.

Das kann man auch anders sehen. Warum gibt es immer noch verheerende Hungersnöte, inzwischen mit hitzeverseuchten, verdorrten Landschaften, in denen keine Seele überleben kann? Warum müssten die größten Völkermassen als Flüchtlinge ihre Heimat verlassen und dorthin flüchten, wo kein Mensch sie freundlich empfängt?

Man höre die unmissverständliche Diagnose von Eduardo Galeano zur Ursache dieses planetarischen Elends in seinem Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“:

„Die internationale Arbeitsteilung besteht darin, dass einige Länder sich im Gewinnen und andere im Verlieren spezialisierten. Unsere Systeme mit ihren Inquisitoren und ihren Henkern dienen nicht nur dem beherrschenden ausländischen Markt; sie sichern auch die reichhaltigen Gewinne, die aus den ausländischen Anleihen und Investitionen in die beherrschten Märkte fließen. Jährlich explodieren ohne jeden Lärm drei Hiroshima-Bomben über diesen Völkern, die ihr Leid mit zusammengepressten Zähnen ertragen. Ihre Verbrechen kommen weniger in Polizeiberichten als in den Statistiken der FAO (Welternährungsorganisation) zum Ausdruck. „Bekämpfen Sie die Armut! Töten Sie einen Bettler!“ hatte ein Künstler auf eine Hauswand in La Paz gekritzelt.“

Bereits Montaigne, französischer Früh-Aufklärer, hatte am Beginn der Neuzeit das Gesetz der Missionierung der Welt durch gottgleiche Europäer durchschaut:
„»So viele Städte dem Erdboden gleichgemacht«, ruft er aus, »so viele Millionen von Menschen über die Klinge springen lassen und den reichsten und schönsten Teil der Welt außer Rand und Band gebracht wegen des Handels mit Perlen und Pfeffer! Mechanische Siege!« Niemals haben Ehrgeiz, niemals Feindschaften der Völker die Menschen gegeneinander zu so schauerlichen Kriegen und in so elendes Unglück gebracht.“ (Georg Friederici, Der Charakter der Entdeckung und Eroberung Amerikas durch die Europäer, Erster Band)

Diese Wunden der Völker, der Opfer der reichen, militanten und auserwählten christlichen Völker, bluten noch immer. Heute sind sie bereits zu Opfern der Folgen der Folgen geworden: in Form von Klimakrisen, von Landverlust und von der Aussichtslosigkeit, in ihrer Heimat weiterleben zu können.

Wer wird, wenn überhaupt, der Katastrophe noch am schlitzohrigsten entkommen? Die Reichen, die Superreichen, die technisch Fortgeschrittensten, die Auserwählten, die Gott am nächsten gekommen sind.

Putins Krieg gegen ein Brüdervolk ist eine perverse Wiederholung des Vernichtungsfeldzugs der Reichen und Starken gegen – sich selbst, in Form eines Kain-und-Abel-Brudervolks. Weil er es nicht schaffte, sich gegen jene zu wenden, die einst den Feldzug der Erwählten gegen die Verfluchten über die Welt gebracht haben.

Einst war das riesige Reich der Russen selbst ein Teil der Weltensieger. Doch dann brach das „Land, in dem Gott wohnt“, selbst entzwei, weil die Völker frei sein wollten. Gleichzeitig wollten sie auch sicher sein und hielten sich an den Trümmern des Reiches fest.

Anfänglich mit Erfolg. Reformator Gorbatschow war für viele der Führer aus dem Elend ins Reich der Gleichheit und Freiheit. Anfänglich bewundert vom Westen.

Neulich sah man in einer Doku eine wunderbare Szenerie mit George Bush sen., wo er mit Gorbatschow vertraut in einer schönen Landschaft spazieren ging. „Weißt du, Michail, ich habe zum ersten Mal die Hoffnung, dass meine Kinder und Enkel eine erfüllte Zukunft erleben werden – dank deiner Perestroika und Befreiung deines Volks von tyrannischen Zwängen eurer Vergangenheit.“

Es kam anders und dies ausgerechnet durch seinen eigenen Sohn, der das Friedenswerk seines Vaters wieder zerstörte und in den alten Weltkonflikt der Christen gegen das Böse zurückdrehte.

Was war geschehen? Die Frommen in Amerika hatten ihre Zurückgezogenheit verlassen und sich – aus Empörung über den Niedergang Amerikas – in die aktuelle Politik eingemischt. Mit welchen Vorstellungen? Den Vorstellungen christlicher Anfänge des neuen Kanaan.

Der wahre Gott der auserwählten Nation war kein passiver Zuschauer, sondern bestimmte die gesamte Politik seiner Erwählten: Amerika first. Nicht Trump war Erfinder dieser weltüberlegenen Parole (wie geschichtsblinde Amerikakorrespondenten verbreiteten), sondern die ersten Puritaner.

Hier die nächste Ähnlichkeit Amerikas mit Putins christlich-orthodoxer Parole: Russland zuerst. Die beiden mächtigsten Nationen der jüngsten Vergangenheit, die auf abschüssigem Kurs sind, wollen – dank christlicher Wiedergeburt – an die Spitze der Weltmacht zurück.

Mangels Macht aber blieb Putin nichts übrig, als eine ohnmächtige Brudernation mit höllischen Zangen einzukesseln. Putin muss sich mit einer untergeordneten Rolle begnügen, hatte aber den Wahn, dank der Aufmerksamkeit der ganzen Welt, doch so etwas wie ein Führer der Welt zu sein. Nur leider leider, muss er sich damit begnügen, Peking und Washington als die wahren Nummern eins anzuerkennen.

„Dieser Gott greift aktiv in die Geschichte ein – mit besonderem Interesse in Amerika. Die Analogie zu Israel ist auffällig. Europa ist Ägypten und Amerika das verheißene Land, in das man im Exodus aus dem Land der Tyrannei gelangte. Amerika mit seiner GOTT wohlgefälligen Revolution ist das Licht unter den Völkern der Erde. Amerikas Zivilreligion als Teil einer neuen weltweiten Zivilreligion – das könnte als Erfüllung, nicht als Negation der amerikanischen Tradition angesehen werden – denn diese universale eschatologische Perspektive sei von Anfang an in der amerikanischen Zivilreligion enthalten gewesen. Gerade Amerikas weltgeschichtliche Führungsrolle macht eine prophetische Kirche zu Hause so dringlich. (Klaus Kodalle, Zivilreligion in Amerika)

Was die christlichen Fundamentalisten in Amerika wieder in Erinnerung riefen, formulierte der russische Patriarch in den schlichten Worten:

„In seiner Predigt letzten Sonntag hat Kyrill die Gegner der russischen Armee in der Ukraine als „Kräfte des Bösen“ bezeichnet. Noch am Tag vor dem Angriff auf die Ukraine erklärte er, Kriegsdienst zeige „Nächstenliebe nach dem Evangelium“. Putin wünschte er Seelenfrieden und Gottes Hilfe bei seinem Dienst am russischen Volk.“

Putin will mit der neuen Macht christlicher Fundamentalisten gleichziehen. Den globalen Rahmen der amerikanischen Weltmacht kann er auf keinen Fall erreichen. Er muss sich begnügen mit dem Nachbarn vor Ort, dem er seinem Willen aufoktroyieren will.

All diese Verknüpfungen des biblischen Worts mit realer Politik verleugnet Kässmann. Sie tut, als ob das christliche Reich der Zukunft mit dieser Welt nichts mehr zu tun habe. Glauben sei das eine, Politik das andere. Womit sie vollständig zum augustinischen Luther zurückkehrt, der sich für diese Welt nicht mehr verantwortlich fühlt.

Gewiss, Christen müssen das Reich des Teufels bis zum bitteren Ende verwalten, so gut es geht, das war‘s aber auch. Dieses desorientierte Hindurchmogeln durch den Schlamm der Welt ohne die kleinsten Leuchtpunkte in der Zukunft: das war die Politik einer deutschen Pastorentochter und ist noch immer der Irrweg ihrer Nachfolger quer durch die Finsternis. Einmal links, einmal rechts, einmal fallen lassen. Die Gehirne der Deutschen sind geschrumpft. Die Kategorie eines menschlichen Ziels gibt es für sie nicht mehr. Unterwegs sein ist alles, ankommen ist nichts. Deshalb die dogmatische Unendlichkeit allen Tuns. Wer sich ein sinnvolles Ziel verbietet, darf sich nicht wundern, dass ihm die Puste ausgeht oder er in Langweile versinkt, aus der er sich nur durch apokalyptische Gewaltakte befreien kann – wie er fälschlich glaubt.

Kässmann kann sich auf heilige Texte nicht berufen. Nicht dass es keine Schalmeienklänge in der Schrift gäbe. Dadurch aber, dass zu jeder Meinung kontroverse Meinungen vorhanden sind, kann es nichts Eindeutiges und Unmissverständliches geben. Die Schrift hat keine Weisungsfunktion mehr – seitdem Luthers Glaube an den unfehlbaren Buchstaben der Schrift (spätestens in der Romantik) aufgegeben wurde. Alle Doktrinen seitdem sind nur subjektiv und haben keinerlei göttliche Befehlsgewalt.

In dieser Normaufweichung kündigte sich die spätere postmoderne Subjektivität an. In der christlichen Dogmatik entwickelte sich das Oxymoron (zwei widersprechende Begriffe in einem Begriff): a) die Autorität eines göttlichen Worts b) im Kampf mit beliebiger Subjektivität.

Was bedeutet: alle neuen Beschlüsse der Kirchen bleiben beliebige Beschlüsse ohne jede Verbindlichkeit. Kässmann kann sich noch so zur Botin des Himmels aufblasen, ihre Willenserklärungen bleiben haltloses Geschwätz.

Die herrschende Deutungsmode geht so: zuerst suchen die Liebhaber des Zeitgeists ihre Wunsch-Zitate aus der Schrift, um sie nach Belieben zu deuten. Alle widersprechenden Aussagen werden schweigend übergangen, womit das Wunschergebnis klar ist: das Wort Gottes kann verfremdet und verfälscht werden nach Belieben: niemals verliert es die Bedeutung einer unfehlbaren Weisung Gottes. Doch an die Stelle Gottes hat sich unbemerkt der Mensch gesetzt. Früher konnte er göttlich werden durch Erleuchtung einer objektiven Offenbarung. Heute wird er göttlich, indem er die Offenbarung durch subjektive Selbstdeutung ersetzt.

Kässmanns Worte sollen energisch und eindeutig klingen, im Grund bleiben sie bloßes Haschen nach Wind. Jedes sogenannte Eindeutigsein kann durch Zitieren widersprüchlicher Schriftzitate nach Belieben widerlegt werden. Gelehrte Dispute durch Zitieren eindeutiger Schriftstellen wie zwischen Luther und Dr. Eck kann es heute nicht mehr geben. Denn die Worte der Schrift haben ihren verbindlich-dogmatischen Sinn verloren.

Eigentlich weiß das jeder, doch niemand will es wirklich wissen. So folgt eine scheinautoritäre Direktive der anderen – ohne jede Klärung. Das fromme Volk darbt in seiner Geistesvergessenheit. Neues Warten auf Godot, was wohl der nächste Kirchentag an selbstverfertigter Scheinklarheit bringen wird?

Kässmann ist sogar unfähig, in ihrem „verbindlichen“ Kirchenlexikon nachzuschauen. Dort steht zum angeblichen Friedensgebot durch striktes Verbot des Krieges:

„Die Vorstellung vom frühen Christentum als einer klassischen Zeit der Kirche, in der diese jede Beteiligung an Töten, Krieg und Militär geschlossen abgelehnt habe, ist eine Legende.“ (RGG)

Das feministische Lexikon von B. Walker ist derselben Meinung:

„Das Christentum war niemals eine pazifistische Religion. KRIEG gehörte zum Waffenarsenal der Kirchen. Papst Innocent I. verkündete, die Kirche habe das Recht zu töten von Gott erhalten und erlaubte der päpstlichen Armee, das Schwert zu gebrauchen, um die „Schuldigen zu bestrafen“. Die verschiedenen Kirchen führten unablässig Kriege gegeneinander, um das wahre Verständnis der Schrift zu beweisen, und zwar so bösartig, dass heidnische Beobachter meinten, die Christen gingen mit der Grausamkeit wilder Tiere aufeinander los.“

Putins Krieg gegen die Ukrainer verliert durch Schrecklichkeit keineswegs seinen göttlichen Heiligenschein.

Was verband Putin mit der deutschen Ex-Kanzlerin? Beide handelten nach dem lutherischen Motto: Sündige tapfer, wenn du nur glaubst. Durch wahre christliche Gesinnung kann kein Mensch zum Sünder werden: Gesinnung entscheidet über die Tat.

Als Max Weber dieser Gesinnung überdrüssig wurde und zur Ethik der Verantwortung überging, schüttete er das Kind mit dem Bade aus. Deutsche Verantwortung wurde zur Verantwortungslosigkeit, weil jede Moral aus Wissenschaft und Politik verbannt wurde. Wer übernimmt heute noch die Verantwortung für sein desaströses Tun? Die Welt wird untergehen, doch Täter wird es keine geben.

Denn die Kategorie Schuld wurde abgeschafft. Frei und unbeschwert fliegen wir der Zukunft entgegen.

Fortsetzung folgt.