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Freitag, 19. Juli 2013 – Obamas Persönlichkeitswandel

Hello, Freunde Israels,

die EU wacht auf, unterstützt nicht länger die israelische Besatzungspolitik und streicht ihre Subventionen für die besetzten Gebiete im Westjordanland.

Die Berliner Regierung, charakterlos wie immer, hält den überfälligen Schritt Brüssels für falsch, hat aber kein Veto eingelegt. Sie weicht der vermaledeiten Macht der vernünftigen Mehrheit, wird sich vermutlich hinter den Kulissen in Jerusalem für den „falschen Schritt“ entschuldigt haben – obgleich sie ihn insgeheim für richtig hält und froh ist, dass die EU mutiger ist als sie selbst. Das ist Heuchelei in Potenz.

Die Regierung in Jerusalem macht Dauerurlaub und hat ihre Politik auf Autopilot umgestellt. Geschieht in der Welt irgendetwas, was dem Willen Netanjahus missfällt, springt der Autopilot in der heiligen Stadt an: 1. Regierung empört, 2. Maßnahmen erinnern an Nationalsozialismus und sind antisemitisch,. 3. Netanjahu verbittet sich externe Meinungen und Bedingungen, 4. Netanjahu an Gojim: Geld und Waffen abliefern – dann Maul halten.

So wird notwendiges Erinnern an Gräueltaten von Christen an Juden durch rücksichtslose Instrumentalisierung im Dienst gegenwärtiger Unrechtspolitik missbraucht und in Misskredit gebracht. Nicht alle Juden sind Freunde ihrer selbst. Könnte es sein, dass israelische Unrechtspolitiker – die wahren jüdischen Selbsthasser sind?

Selbst konservative Gazetten in Israel, nicht nur die linke Haaretz, kritisieren die Reaktion der

Regierung. Hiesige Israelfeinde – die sich in Neusprech Freunde Israels nennen – interessieren solche Kleinigkeiten nicht.

Was die Beziehungen Deutschlands zu Amerika und Israel betrifft, gibt es eine kleine Typologie. Wer hierzulande Amerika kritisiert, ist Antiamerikaner. Wer hierzulande Israel kritisiert, ist Antisemit. Dass Amerikaner ihre eigene Regierung kritisieren, interessiert die „Freunde Amerikas“ nicht. Dass Israelis ihre eigene Regierung kritisieren, interessiert die „Freunde Israels“ nicht. Nur mächtige Amerikaner sind für „Freunde Amerikas“ wahre Amerikaner. Nur mächtige Israelis sind für „Freunde Israels“ wahre Israelis. Die jeweiligen Oppositionsbewegungen sollten aus Amerika und Israel expatriiert werden. Sie schänden das Antlitz ihrer heiligen Länder.

Im erfreulich klaren TAZ-Kommentar von Susanne Knaul wird – ganz ungewöhnlich – Gush Shalom, die Friedensgruppe Uri Avnerys zitiert: „Das ist wie ein Eimer kaltes Wasser auf den Kopf eines Betrunkenen“.

Deutsche kennen nur Sicherheit, Freiheit ist ihnen unbekannt, sagen die Amerikaner, die – nur Sicherheit kennen und Freiheit sausen lassen. Freiheit ist für sie nur die Lizenz, ungehemmt Mammon zu machen.

Innenminister Friedrich kennt nur das Supergrundrecht Sicherheit. Andere Grundrechte sind ihm unbekannt. Wo steht noch mal das Supergrundrecht Sicherheit? Im geheimen Anhang zum Grundgesetz, verfasst im Auftrag des Innenministers. Nur der NSA kennt die verschlüsselte Aushebelung des Grundgesetzes.

Höcherl, einst auch CSU-Innenminister, erklärte freimütig, er könne nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unterm Arm spazieren gehen. Friedrich scheint gar nicht mehr zu wissen, dass es ein Grundgesetz gibt, das er per Amtseid zu schützen hätte.

Gegen ausländische Schnüffler können wir euch nicht schützen, meint der Innenminister. Schützt euch selbst. So redet in Amerika die Waffenindustrie: bewaffnet euch bis an die Zähne, der Staat kann euch nicht schützen.

Der Minister irrte. Falsch ist, die Regierung könne nicht schützen. Richtig ist: sie will nicht schützen. Im Gegenteil, die Regierung tritt als Kompagnon jener Macht auf, die die hiesige Bevölkerung mit dem Auge Gottes überwacht. Die Machteliten rücken zusammen, die Proles – so Orwell für das überflüssige Pack – werden gepfercht. Damit sie besser malochen und gehorchen können.

Was fehlt? Richtig, die Kirchen, die die Proles anhalten, den Geheimdiensten zu gehorchen. Denn es stehet geschrieben: es gibt keine Geheimdienste, die nicht von Gott wären.

(Dazu Christian Bommarius in der BLZ.)

Israel geht am Stock, Amerika geht am Stock. Wenn Deutsche beide Staaten analysieren, sind sie feindlich gesonnen oder nicht erwachsen – so John Kornblum, Ex-Botschafter der USA in Berlin. Erwachsen sein, heißt, pragmatische Weltpolitik machen. Zu wissen, dass wir schreckliche Feinde in der Welt haben. Dass es bald zu Engpässen bei Ressourcen, sauberem Wasser und Lebensmitteln kommen könnte. Dann muss Deutschland – so leid es dem pazifistischen herzensguten Land auch tut – Tacheles reden und zuschlagen.

Die Nationen rüsten auf das letzte Gefecht, Harmaggedon fest im Visier. Nein, viele Harmaggedons im Visier. Erwachsen sein, heißt machiavellistisch sein. Die Amerikaner waren noch nie pazifistisch. Ihre Land- und Weltnahme geschah mit dem Sturmgewehr und einem fröhlichen Deus lo volt (Gott will es) auf den Lippen.

Den modernen Kreuzzüglern muss es mächtig stinken, dass ausgerechnet die Bösesten der Weltgeschichte nun einen auf Friedfertigkeit machen. Und damit ihre vortrefflichen Demokratie-Lehrer in moralibus übertreffen wollen. Kein Lehrer will von seinen Schülern übertroffen werden. Keine Autorität will von ihren Abhängigen belehrt werden. Also muss den neugermanischen Einserschülern klar gemacht werden, dass ihre Übertugend die Maske der Feigheit ist. Dass sie keine Verantwortung in der Welt übernehmen wollen. Dass sie nicht zuschlagen wollen, wenn es Länder gibt, die sich dem westlichen Heilsweg widersetzen, da sie einen andern Heilsweg besitzen.

Da Heilswege unfehlbar sind, können sie nicht verträglich sein. Sie können auch nicht sagen: gehst du zur Rechten, geh ich zur Linken. Denn die Welt ist zu einem Dorf geschrumpft. Wenn Heil und Heil kollidieren, gibt’s heiligen Krieg.

Während die machiavellistischen Eliten zusammenbacken, nehmen die kritischen Basisbewegungen in den Nationen kaum Notiz voneinander. Eine kleine sentimentale Notiz aus der Ferne, das war‘s.

Proles aller Länder, vereinigt euch. Bildet Netzwerke, überwacht die Überwacher. Bündelt eure Maßnahmen. Arbeitet planetarisch. Die Welt ist ein Dorf. Das Netz ist in vielem ein Verhängnis, in noch mehr ein Segen. Rücken wir zusammen, die Eliten klumpen bereits. Wir dürfen die Welt nicht den Erlösern überlassen.

Was ist los mit Obama? Er schweigt und zeigt sich gänzlich abgeneigt. Ist er von seinen Jugend- und Wahlkampfidealen abgerückt? Ging er den breiten Weg aller erfolgreichen Karrieristen? Das Spiel mit hohen Zielen beginnen – aber, an der Macht angekommen, erkennen müssen, dass man machtlos ist? Muss der mächtigste Mann der Welt ernüchternd sehen, dass er ein Gefangener der Macht, eine Marionette des militärisch-technischen Komplexes und übermächtiger Weltenschnüffler ist?

In der Not zeigt sich erst der Mann, sagen not-verliebte Deutsche, die erst Gefahren und Nöte brauchen, um ihre heroischen Fähigkeiten abzurufen. Im Erfolg, an der Macht zeigt sich erst der Mann, lautet das Contra aus Amerika. Das normale Leben ist den Ehrgeizigen zu unheroisch, zu langweilig.

Das ist das Lebensgefühl im Westen überhaupt. Immer an die Grenzen gehen, die Grenzen überschreiten, alles andere ist Spießerei. Sich transzendieren: der theologische Ausdruck ist zum westlichen Freizeitvergnügen geworden, zur Selbstfindung außerhalb der täglichen Maloche, ein Zugeständnis, dass man im kapitalistischen Betrieb nicht zu sich finden kann.

Auch hier hat eine Epochenwende stattgefunden, ohne dass neunmalkluge Edelschreiber irgendetwas gemerkt hätten. Wer transzendiert, übersteigt die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits. Bislang vom Jenseits zum Diesseits. Gott ist der ganz Andere, der Jenseitige, der kraft Vollmacht die Grenzen zum Irdischen übersteigt und sich nach unten ins Reich des Menschlichen begibt. Gott wurde Mensch, um den Menschen entgegen zu kommen. Transzendieren war Herabsteigen, sich Erniedrigen – um nach der Erniedrigung wieder erhöht zu werden.

Der amerikanische Begriff Transzendieren, den die Europäer übereifrig übernommen haben, ist das Gegenteil von Herabsteigen. Der Mensch steigt nach oben. Er überwindet die wesenhafte Schranke zwischen Gott und Mensch und wird selbst Gott.

Die Vereinigung des Menschlichen mit dem Göttlichen ist der Kern der Hegel‘schen Philosophie. Die Menschheit und die Gottheit verschmelzen zur Einheit. Gleichzeitig ist diese Verschmelzung der Inhalt der sakralen Politik der USA, die zugleich eine weltliche sein will. Weltreich und Gottesreich sollen in Amerika zur Einheit werden. Die Amerikaner transzendieren sich nach oben. Etwas, was bei Luther und Augustin die Sünde wider den Geist gewesen wäre. Die außerordentliche Hybris, sich nicht auf die Gnade Gottes zu verlassen, die von oben nach unten wirkt, sondern aus eigener Kraft den Himmel von unten nach oben zu erobern.

Den Streit zwischen Augustin und dem irischen Mönch Pelagius, der die „amerikanische“ Haltung vertrat, mit eigenen Kräften den Himmel zu erobern, gewann der nordafrikanische Kirchenvater. Der Mensch musste seinen moralischen Bankrott anmelden und sich ganz der Gnadenwirkung des Himmels überlassen. Nur noch Calvin konnte diese Selbsterniedrigung toppen und den Menschen zum total vorherbestimmten Nichts machen. (Die heutige Gehirnforschung ist eine absolute Wiederholung des Calvinismus auf physiologischer Ebene.)

Ausgerechnet in dieser größten Erniedrigung des Menschen zu einem Nichts kippt die Bewegung ins Gegenteil: die neocalvinistischen Amerikaner reden kaum von Gnade, aber viel vom eigenen Willen und von der Fähigkeit des Einzelnen, aus einem Tellerwäscher zum Millionär, aus einem Ungläubigen zum Gläubigen, aus einem Krippenkind zum Allherrscher des Universums zu werden. In Amerika hat Pelagius nach 2000 Jahren Augustin besiegt und ist dabei, mit religiöser Selbstermächtigung die Welt zu erobern. Gewiss muss Gott ein wenig nachhelfen. Doch nur der Tüchtige wird vom himmlischen Vater unterstützt.

Diese Deifizierung (Vergöttlichung) des Menschen ist für die alteuropäische Theologie eine Zumutung und ein rotes Tuch. Zumal für die lutherischen Deutschen, die ihre Nullexistenz vor Gott in eine Politik untertäniger, obrigkeitshöriger Gnadenwinsler umwandelten.

Das ist der größte Unterschied zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Politik-Paradigma, nur zu verstehen, wenn man die unterschiedlichen Glaubensdogmen der Länder zur Kenntnis nimmt. Und dennoch haben nicht die Amerikaner den hybriden Weg der „Selbsterlösung“ erfunden: das Transzendieren von unten nach oben oder das Herunterholens des Himmels auf die Erde. Schon im hohen Mittelalter, brünstig die Wiederkehr des Herrn erhoffend, steigerten sich die Gläubigen in ein finales Fieber, das nicht länger passiv auf die himmlischen Mächte warten wollte und die Einheit von Himmel und Erde herbeiphantasierte.

Joachim di Fiore: so hieß der italienische Mönch, der die Weltgeschichte, in eins mit der Heilsgeschichte, in drei Epochen einteilte. Die Epoche des Vaters, identisch mit dem Alten Testament, die Epoche des Sohnes, identisch mit dem Neuen Testament, und die Epoche des Heiligen Geistes, beginnend ab der Gegenwart des Joachim. Wobei er sich nicht schlüssig war, ob er selbst der wiedergekehrte Messias ist, oder der damals lebende Franziskus oder ein ganz Anderer.

Das war auch die hochgespannte Zeit des römischen Tribuns Rienzi, der vom Volk als novus Dux, als messianischer Führer ausgerufen werden wollte. Rienzi wurde später die Hauptfigur der gleichnamigen Wagner-Oper, die einen jungen, fiebrigen Österreicher stimulierte, zum novus dux der Deutschen zu werden. Fiores Drittes Reich wurde zum Vorbild des Dritten Reiches der Deutschen, die der Welt die endgültige Erlösung durch Vertilgung des Bösen bringen wollten.

Selbstverständlich werden diese historischen Verbindungen von heutigen Historikern geleugnet, da sie die untergründigen Mächte der Geschichte leugnen. Entgegen ihrem eigenen Motto, dass nicht Bearbeitetes sich wiederholen muss. Das Böse der NS-Zeit ist nicht das lange wuchernde Produkt ihrer gesamten Geschichte, sondern ein kleiner zufälliger Unfall der Weimarer Irrungen und Wirrungen.

Dass der Mensch von seinen tierischen Vorfahren geprägt ist – survival of the fittest – glaubt heute ein jeder. Dass er aber von seiner jüngsten Geschichte beeinflusst sein könnte, kann unmöglich der Fall sein. Was sind schon 2000 Jahre in der Entwicklung der Menschheit?

Auch Tocqueville sah den Faktor Religion im jungen Amerika. Für ihn waren Religion und Demokratie eine sinnvolle Ergänzung. In Europa sehe es allerdings anders aus. „Bei uns sah ich den Geist des Glaubens und den Geist der Freiheit fast immer einander entgegengerichtet. Hier fand ich sie innig miteinander verbunden: sie herrschten gemeinsam auf dem gleichen Boden.“

Warum sollte aber, was in Europa unverträglich war, auf dem Neuen Kontinent eitel Harmonie geworden sein? Weil der Mensch von Natur aus religiös sei. „Überlässt man den menschlichen Geist seiner Neigung, wird er die politische Gesellschaft und den Gottesstaat übereinstimmend ordnen; er wird, wenn ich so sagen darf, die Erde mit dem Himmel in Einklang bringen.“

Ohne es zu wissen, hat Tocqueville die Geschichtstheologie di Fiores ausgegraben und in Amerika realisiert gesehen. Wir können davon absehen, dass der Franzose von der Geschichte der Theologie keine Ahnung hatte und Augustins konträre Theorie – dass nicht der Mensch, sondern Gott persönlich die neue Erde und den neuen Himmel errichten werde – unter den Tisch fallen ließ. Wichtig sind seine persönlichen Eindrücke.

Obwohl er als adliger Mensch mit manchen Aspekten der Demokratie Probleme hatte, war er überwältigt von dem neuen Experiment der Menschheit auf dem nagelneuen Kontinent und erkannte darin die Himmelwerdung der Erde. Oder die Einheit von weltlicher und jenseitiger Politik, von Staat und Kirche. Die amerikanischen Freikirchen konnten getrost unabhängig bleiben, denn sie wussten: ihr Geist war der Geist des Staates.

Tocqueville irrte sich in seiner These, Demokratie und religiöse Transzendenz könnten eine Einheit bilden. Die demokratischen Bestrebungen der frühen Neuzeit wurden von allen Kirchen mit Hass verfolgt. Erst als der Bannfluch nichts mehr nützte und die Kirchen ins Abseits gerieten, machten sie ihren üblichen Paradigmenwechsel und versuchten, sich an die Spitze der neuen siegreichen Bewegung zu setzen.

Schon bei der Formel der Unabhängigkeitsbewegung sahen wir die Unverträglichkeit zwischen Jenseits und Diesseits. War das Streben nach Glück auf Erden erreichbar? Dann war es ein Affront gegen die jenseitige Seligkeit. War es erst nach dem Tode im Paradies erreichbar, so war es ein Affront gegen die These der Aufklärung, die das Glück der Menschheit auf Erden erwartete. Sokrates betrachtete den Menschen als glückswürdig und glücksfähig – wenn auch nach einem mühsamen Lernprozess.

Schon der Himmel auf Erden di Fiores war eine Kompromissformel aus irdischer Autonomie und religiöser Heteronomie, die sich auf die Schrift nicht stützen konnte. Zwar sprach Jesus die Formel: das Reich Gottes ist inwendig in euch, aber inwendig ist nicht politisch. Inwendig war die kleine Vorauszahlung ewiger Seligkeit im Innern der Seele. Das hatte nichts mit der politisch-sakralen Einheit von Kirche und Staat zu tun.

Mit anderen Worten: Amerikas zwei Bestandteile Glauben und Welt, Religion und Demokratie sind keine Einheit, sondern ein gewalttätig erzwungener Kompromiss aus alten Glaubensresten und neuer Demokratievorstellung, die aus dem Geist der Aufklärung geboren war.

Was hat das alles mit Obamas Persönlichkeitswandel zu tun? Obamas Persönlichkeit ist eine charismatische Mixtur aus Messias und demokratischem Erneuerer. Solange er nicht an der Macht war und nur folgenlose Reden hielt, war sein Kompromiss nicht bemerkbar und nicht gefährdet. In der Macht zeigt sich erst der amerikanische Mann. Als Obama Washington erobert hatte, zerfiel seine wahnhafte Verquickung von Reich Gottes und Reich des Menschen.

Sein Erfolg brachte den Umschlag und die unvermeidliche Enttäuschung. Nicht so, dass er die messianischen Übererwartungen abgelegt hätte, sondern so, dass er die religiöse Erfahrung machte: der sündige Mensch ist noch nicht reif für meine irdisch-überirdischen Träume. Ist er noch nicht reif für meine hehren Ziele, muss ich ihn – leider, leider – so behandeln, wie er ist: als irreparabel böse Kreatur.

Was allein hilft gegen das Böse? Das Schwert des Herrn. „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Dieses Schwert des Herrn wird immer mehr zum einzigen Instrument, mit dem der Präsident die Menschheit disziplinieren, notdürftig disziplinieren kann. Bis der wahre Messias kommen wird, um alles in trockene Tücher zu bringen. Das Schwert des Herrn, das sind die Überwachungsmaßnahmen, die Drohnen, die staatlichen Schikanen, der Rechtsabbau: alles, was dem frühen Obama ein Gräuel war, wird nun zu seiner letzten Rettung.

Schlicht könnte man sagen, Obamas mysteriöser Persönlichkeitsverfall beruht auf dem Motto: Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Dieselbe Kippbewegung hatte bereits Platon erlebt, der als junger Sokrates-Schüler an die Vernunft der Menschen glaubte. Als enttäuschter Politreformator aber – knapp dem Tode in Unteritalien entkommen – in Athen seinen perfekten Staat entwarf, in dem jeder, der sich den Weisen nicht unterwarf, mit „KZ“ und der Todesstrafe rechnen musste.

Der Totalitarismus ist nicht die Erfindung von Wüstlingen, die die Menschen unerbittlich hassen. Sondern im Gegenteil von Idealisten, die die Menschen so sehr lieben, dass sie sie mit allen Mitteln beglücken wollen. Wenn nicht im Guten, dann eben im Bösen.

Frauen, die zu sehr lieben, machen sich unglücklich. Menschenfreunde, die die Menschheit zu sehr lieben, machen sich und die Menschheit unglücklich.

Stopp! Haltet ein. Ist es denn Liebe, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen?