Kategorien
Tagesmail

Mittwoch, 22. Mai 2013 – Niall Ferguson

Hello, Freunde der Griechen,

ein Sängerwettstreit wäre eine der schönsten Erfindungen des freien Europa – wenn nicht die Politiker eingriffen und Kunst für ihre Politik einspannten. Niemand merkte es – außer Zacharias Zacharakis in der ZEIT –, dass die Griechen hinter einem provokativen Titel eine politische Grundsatzerklärung abgaben. Sie klang wie trotzige Rechtfertigung und hilflose Entschuldigung in einem Akt.

Zuerst griechische Rembetiko-Urklänge, danach der Text: Griechen seien wie Schiffbrüchige in einem Meer aus Whiskey. „So besoffen hätten wir uns all die Jahre, dass es „nun der ganzen Welt schwindelig wird“. Noch politischer geht es kaum. Wann hat es das zuletzt gegeben auf dem europäischen Sing-Sang-Fest? Vielleicht 1982 mit Nicoles Ein bisschen Frieden.“

Texte werden heute nicht mehr wahrgenommen. Weder bei Wagner noch beim Eurovision-Song-Contest. Seitdem Musik im Verdacht steht, gefährliche Botschaften zu transportieren, wird die Botschaft ignoriert. Ist sie gefährlich, wird sie subkutan aufgesaugt. Ist sie nachdenklich, wird sie ausgeblendet. Ist sie erwünscht, wird sie ständig wiederholt – dank unseren Öffentlich-Rechtlichen Bildungssendern.

Bayreuth kann kommen. Als Einstimmung die Bachkantate zu Pfingsten mit elaboriertem Text. Der Herr wohnt in den Auserwählten. Die meisten Wohnungen bleiben gottlos und werden demnächst abgerissen. Wohnungsnot für Gott in Berlin, die Atheistenquote steigt.

„Wohl euch, ihr auserwählten Seelen,
die Gott zur Wohnung ausersehen!
Wer kann ein größer Heil erwählen?
Wer kann des Segens Menge zählen?
Und dieses ist vom Herrn geschehen.“ (Bach-Arie)  

Franz Walter glaubt noch immer an den Aufstieg durch Bildung, wenngleich ihm schon einiges schwant. Aufstieg? Wohin? Aufstieg klingt wie Auferstehung. Die Eliten sind dem Himmel am nächsten. Auf – nach oben. Zu den Eliten, die die Komplexität der modernen Welt aus dem Effeff verstehen und uns sicher durch Scylla und Charybdis steuern?

Bildung soll nach oben führen? Wahre Bildung reißt Oben und Unten ein. Heutige Bildung ist ein Herrschaftsmittel, sie selektiert durch Indoktrination mit Herrschaftswissen. Die Gefügsamen, die alles schlucken: nach oben. Die Bildungsverweigerer, Kretins, und Deutsche mit Emigrationshintergrund in die Ergotherapie für Behinderte. In die Berufe, mit denen man sich nicht ernähren kann. Dort braucht man politische Legastheniker, die nicht merken, wie man sie verarscht.

Herr Professor: eine Demokratie erkennt man daran, dass Oben oder Unten belanglos sind, weil es kein Oben und Unten gibt. Dass jede Schicht Gott am nächsten ist, um es christenfreundlich zu formulieren. Weiß ein deutscher Akademiker nicht mehr, was Bildung ist?

Hier eine kleine Nachhilfe: Ziel der Bildung ist „Klarheit im Denken und Reden und Entschlossenheit und Tatkraft im Handeln.“ (Nestle) So hielten‘s die alten Griechen, als sie im Kreise den Rembetiko sangen. Selbst hochgebildete Beamte sollten das verstehen. (Franz Walter in der TAZ)

 

Niall Ferguson ist britischer Historiker, der unter anderem am Jesus-College in Oxford lehrte und die Kriegspolitik von Dabbelju Bush unterstützte. Da hätte Jesus seine Freude gehabt: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

In der ZEIT hat Ferguson die Weltsituation überblickt und bangt nun um den christlichen Westen. Er will kein Oswald Spengler sein und den Untergang des Abendlandes aus unveränderlichen Gesetzen ableiten. (Auch Oswald Spengler hat nicht mehr schwarzgesehen, als er die prachtvollen SA-Horden auf den Straßen randalieren sah.)

Deutscher Pessimismus ist Zweckpessimismus, Rufen aus der Not. In der Hoffnung, ein Retter hört das Rufen und macht die Letzten zu den Ersten. Gott ist in den Schwachen mächtig.

(Niall Ferguson in der ZEIT)

Ferguson sieht den Westen am Abnippeln und das gefällt ihm nicht. Deutschland besaß am Ende des 19. Jahrhunderts 4% der Weltbevölkerung, erwirtschaftete aber fast 9% der Weltwirtschaft, war nach den USA die zweitgrößte Industriemacht und hatte England überholt, was den Gentlemen nicht gefiel. Heute sind wir schmählich zurückgefallen, verfügen nur noch über 1% der Weltbevölkerung und erzeugen nicht mehr als 3,8% der Weltwirtschaft.

Im Jahre 1989, dem Fall der Mauer und des westlichen Triumphes über das Reich des Bösen, produzierte – pardon: wert-schöpfte – der Westen noch 56% der ganzen Weltwirtschaft. Im Jahre 2017 werden es nur noch 37% sein. „Was genau ist da passiert? Wenn wir verstehen wollen, wie es entgegen allen Erwartungen dazu kommen konnte, dass eine ostasiatische Volkswirtschaft die USA überholt, müssen wir die Entwicklung in historischer Perspektive betrachten.“

Entgegen allen Erwartungen? Konnte jemand erwarten, die größte Nation mit der ältesten Kultur auf der Welt, bienenfleißig und blitzgescheit, würde nicht irgendwann den Westen ein- und überholen? War das nicht das Ziel der Entwicklungshilfe, dass die „unterentwickelten Staaten“ eines Tages ihre selbstlosen Helfer überholen und die Nationen Seit an Seit, gleichberechtigt und gleichstark, das Schiffchen Erde steuern würden? Hatte der Westen geglaubt, bis ans Ende der Tage der Liebling des christlichen Geschichtsgottes zu bleiben? Danke an China, Indien, Brasilien, dass ihr uns von diesem Sockel heruntergeholt habt.

Fergusons These: „Meine Interpretation lautet, dass wir gerade das zweifelhafte Privileg genießen, das Ende eines halben Jahrtausends westlicher Vorherrschaft mitzuerleben. 500 Jahre lang, beginnend um das Jahr 1500, war die Geschichte der Welt im Wesentlichen die Geschichte der westlichen Vorherrschaft.“

In allen Dingen hatten wir die Braunen, Halbbraunen und Gelben überrundet. Von den Schwarzen gar nicht zu reden. Noch heute besitzt der Westen mit 19% der Weltbevölkerung volle 66% des Weltreichtums. Das sind zwei Drittel aller Schätze dieser Welt. Man spürt, wie Ferguson bei diesen Zahlen aufblüht. Und wie er den Westen aufrütteln will, das Ungleichgewicht der Welt mit allen Mitteln festzuhalten und zu vergrößern.

Wie ist die Überlegenheit des Westens zu erklären? Mit Imperialismus, wie man den meisten deutschen Studenten der Geschichtswissenschaft einbläut? Keineswegs. „Diese Erklärung ist ganz offensichtlich falsch. Warum? Weil der imperiale Faktor der am wenigsten originelle Aspekt dessen war, was der Westen seit dem Jahr 1500 tat. Imperial waren alle. Die Chinesen, die Moguln, die Azteken. Die Welt im Jahr 1500 war eine Welt der Imperien. Das Interessante an Europa war, dass die Imperien hier außergewöhnlich schwach waren. Das Osmanische Reich war bei Weitem mächtiger als das Heilige Römische Reich.“

Ganz langsam, zum Mitdenken.

a) Was unoriginell ist, muss nicht falsch sein. b) Imperial waren nicht alle. Höchstens hatten sie mal eine imperiale Phase, die bei allen genannten Imperien längst abgeschlossen war. China war geradezu ein undynamischer unbeweglicher Koloss der Mitte, wie ein westlicher Wirtschaftshistoriker bemängelte. Azteken sah man in Europa eher selten auf dem Vormarsch. Die Osmanen, die dritte Erlöserreligion, hatten zwar Welteroberungsgelüste, aber nicht im westlichen Paket mit allen militärischen, technischen und wirtschaftlichen Mitteln.

Der westliche Imperialismus war ein Gesamtkunstwerk aus Religion, Zivilisation und Kultur. Das war einmalig auf der Welt und ist es noch immer. Religion als Welteroberungsprogramm wird von dem Jesus-Dozenten gleich mal ausgeschaltet. Die Botschaft seines Herrn muss ihm unbekannt sein. „Und der siebente Engel posaunte; da erschollen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Die Herrschaft über die Welt (basileia tou kosmou) ist unsrem Herrn und seinem Gesalbten zuteil geworden, und er wird herrschen in alle Ewigkeit.“ „Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt und das ist der Sieg (nike), der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt besiegt, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“

Geht’s noch deutlicher? Ist der Glaube keine selbsterfüllende Prophezeiung? Haben nicht alle christlichen Staaten ihren nationalen Imperialismus auf den Buchstaben der Schrift gegründet? War Dabbelju Bush kein heiliger Krieger, der im Namen seines Erlösers die Heiden in Guantanamo rösten und ersäufen ließ? Und das bis heute unter Rechtsprofessor Obama?

Ferguson denkt an bestimmte Ideen und Institutionen, die die Vormacht des Westens schufen. Nicht an Religionen oder Kulturen. Fergusons Ideen müssen mit Kulturen und Religionen nichts zu tun haben. Oder umgekehrt: Religionen und Kulturen müssen in einem Sonderreich oberhalb der Kulturen angesiedelt sein. Mit der Realität haben sie nichts zu tun. „Auf die Institutionen kommt es an. Verändert man die Institutionen, so verändert man die Anreizstrukturen – und erstaunlich schnell verhalten sich die Menschen anders als zuvor.“

Ferguson scheint Verhaltenstherapeut der Nationen zu sein. Man verändert Anreizstrukturen und schon verändern sich die Völker. Skinner war der Erfinder der Verhaltens-Konditionierung durch Außenreize. In seinem utopischen Roman „Futurum zwo“ ist es ein genialer Verhaltenstherapeut, der durch unbemerkte Außenreize das Verhalten der Gesellschaft lenkt und leitet.

Die gesamte Werbeindustrie des Westens ist ohne Lenkung der Gesellschaft durch Konsumreize nicht denkbar. Fragt sich nur: wer setzt oder verändert die Reize? Wer immer es ist, es ist jemand mit allmächtigem Herrschaftswissen. Die Menschen ändern sich nicht aus Einsicht, sondern weil sie unbewussten Reiz-Reaktionsmechanismen ausgesetzt werden. Die Reizfaktoren nennt Ferguson anheimelnd Killer-Applikationen.

Sein Vorschlag, bestimmte Anreize zu setzen, orientiert sich an Maschinen. Man drückt auf einen Knopf und irgendetwas passiert. Die Mechanismen der Maschine versteht der normale Mensch nicht, er weiß höchstens, wie es funktioniert. Die Gesellschaft wird zu einem Maschinenmodell, das man bedient, aber nicht versteht. Weder verstehen die Knopfdrücker, die mächtigen Reiz-Setzer, geschweige die Manipulierten, die wie Drahtpuppen auf unbekannte Machtäußerungen reagieren.

Ferguson muss den Menschen nichts als homo sapiens betrachten, sondern als ein Maschinenmodell de luxe. Dass die Menschen funktionieren sollen, ohne dass sie die Gründe ihres Verhaltens verstehen können, ist auch die Grundlage der Hayek‘schen Gegenaufklärung. Die Gesetze der Evolution sind den Menschen zu hoch.

A) Der erste Faktor, mit dem der Westen in Führung ging, ist der Wettbewerb. Anderen Gesellschaften wie der chinesischen war Wettbewerb vollkommen unbekannt. In Asien war alles monopolistisch.

B) Der zweite Faktor ist wissenschaftliche Revolution. Newtons abstrakte Ansichten verwandelte ein Physiker in Technik und schon schossen die Kanonen des Westens präzise. Der Rest der Welt hatte keine Chancen.

C) Der dritte Faktor ist der Rechtsstaat, dessen Prinzipien von Europäern – natürlich Angelsachsen und Amerikanern – im 16. und 17. Jahrhundert erfunden wurden.

Dass Recht bereits in drakonischen, solonischen, vor allem in römischen Zeiten entwickelt wurde, können wir getrost ignorieren. Das Recht brachte in Nordamerika erstaunliche Dinge zuwege. Mit seiner Hilfe konnten den Kolonisten Landrechte des riesigen Kontinents gewährt werden. Konnten gewährt werden? Von wem und nach welchem Recht? Dem Recht des Engländers Locke, nach dem alles Land, das nicht soli deo gloria bebaut, gepflügt und ausgebeutet wurde, als Eigentum jener okkupiert werden durfte, die die unberührte Natur unter den Pflug nahmen. Damit waren die Ureinwohner außen vor. Ein prima Recht des Westens.

D) Die moderne Medizin, die die Lebenserwartung des Menschen beträchtlich erhöhte.

E) Die Konsumgesellschaft, die andere Gesellschaften nicht kannten. Bei denen nur die Elite shoppen gehen durfte, der Rest lief in Lendentüchern herum.

F) Die letzte Killerapplikation ist die Arbeitsmoral. „Die Menschen im Westen arbeiteten härter, intensiver, effizienter und länger als alle anderen.“ Und nicht nur die Protestanten arbeiteten, wie Max Weber meinte, sondern auch die Juden.

Wie kann man die Welt erobern, wenn man sich nicht den Buckel krumm machen will – wie es neulich eine blonde SPD-Frau bei Illner einprägsam formulierte.

Nun die Hauptfrage: warum killen die westlichen Killerfaktoren nicht mehr? Antwort: die anderen haben die Frechheit besessen, die Killer zu plagiieren. Die Welt hat schon lange damit begonnen, die westlichen Killerapplikationen herunterzuladen. „Gleichzeitig scheinen wir im Westen angefangen zu haben, unsere bewährten Killerapplikationen zu löschen. Und das ist die ernstere Entwicklung.“

Mit anderen Worten: der Westen vergisst seine Überlegenheit, der Rest der Welt lernt alles von ihm und ist dabei, ihn zu überholen. Was für eine Blödheit vom Westen, sein privilegiertes Wissen den andern zu überlassen und den Wettbewerb auf die ganze Welt zu übertragen. Das müssen SPDler gewesen sein, die Bildung als Aufstieg in die Weltspitze betrachteten und andere Länder an der Bildung teilhaben ließen.

Die Schaffung neuen geistigen Eigentums in Form von Patenten ist in China höher als in Deutschland, dem bisherigen genialen Marktführer. Auch mit der Rechtsstaatlichkeit ist es in Amerika nicht mehr weit her. Selbst in Punkto Lebenserwartung hat Hongkong die Amerikaner überholt. Wenn das kein Grund ist, diese hybride Stadt mit Drohnen zu bedrohen. Mit dem Konsum kann der Westen auch nicht mehr mithalten. Und beim Malochen sind die Deutschen, die sich als harte Arbeiter betrachten, weit hinter allen Südkoreanern. 500 Jahre Vorherrschaft in der Welt sind wir dabei, mit falschen Entscheidungen zu löschen.

Und jetzt die Liste der Schuldigen. Man könnte sagen: alles, was links ist und bei drei nicht auf den Bäumen.

a) Die protestantisch-jüdische Arbeitsethik wird gelöscht durch den Wohlfahrtsstaat. Wohlfahrt kann sich der Westen einfach nicht leisten. Zurück zu Hobbes und Darwin.

b) Die Konsumgesellschaft mit Schulden. Wer Schuldentilgung bevorzugt, hat kein Geld mehr für soziale Transfers.

c) Die überlegene Medizin mit Junkfood, auf Deutsch mit Pommes frites, Kartoffelchips, Süßigkeiten und Limonade.

d) Die überlegene Wissenschaft mit „Junkbildung“, ein Begriff, den nicht mal Junk-Wiki kennt. Dürfen wir an nutzlose „Orchideenfächer“ wie Philosophie, Historie und Technikfolgeabschätzung denken?

e) Den Rechtsstaat löschen wir mit unsinnigen Vorschriften. Also weniger Staat, mehr Deregulierung.

Und f) den Wettbewerbsgeist löschen wir mit zentralisierter Regierung. Also Freiheit den Unternehmern, vor allem den Steuerhinterziehern in allen schnuckligen Inseln der Welt, wo Killer noch frei herumlaufen können.

Wenn wir nichts ändern, werden wir Stillstand erleben – den Adam Smith, im Gegensatz zu Ferguson, nicht als Katastrophe betrachtete:

„Wenn ich heute den Blick auf Europa richte, sehe ich Jahrzehnte der Wachstumsschwäche und Berge von Schulden voraus. Doch die gute Nachricht lautet: Diese Schwierigkeiten haben wir uns selbst eingebrockt. Sie stecken nicht in unserer DNA, sondern sie sind institutioneller Art. Deshalb können wir sie beheben. Aber damit wir sie in den Griff bekommen können, müssen wir sie zuerst erkennen. Nirgends auf der Welt fällt das heute so schwer wie in Deutschland, wo die Illusion fortbesteht, dass in der besten aller möglichen Welten alles zum Besten bestellt ist.“

Wenn es nicht gelingt, den drohenden Absturz in letzter Minute zu verhindern – Deutschland steht am Rande des Abgrunds, alle Talkshows werden Recht kriegen –, ist das neugermanische Reich daran schuld. Sie sind zwar die Tüchtigsten – das hat schon der junge Kennedy auf seiner ersten Europareise fest gestellt – , aber auch die Verbohrtesten.

In Berlin gibt’s ein Werbeplakat für das jüdische Museum mit dem Klischeevorurteil der Deutschen: Die Juden sind an allem schuld. Nein, inzwischen sind es die Deutschen – sagen die Angelsachsen und Amerikaner. Besonders die linken Antikapitalisten in Deutschland. Die Deutschen hingegen sagen das Gegenteil: die Amerikaner sind an allem schuld. Das sind die impertinenten Antiamerikaner.

Schon wieder geht das Abendland unter. Doch es kann gerettet werden, wenn die Deutschen endlich Vernunft annähmen und den angelsächsischen Neoliberalismus von der Kette ließen. Und ihm nicht immer den dämlichen Sozial-Maulkorb anlegen würden. Wir könnten es schaffen, den Rest der Welt weiter auszubluten, wenn die Deutschen nicht immer ausscheren würden mit ihrem Moralgeschwafel, ihrer Anhimmlung des starken Staates und dem Verrat der Freiheit, von der sie noch nie etwas verstanden. Schon die penetrante Ökologie ist ein Schandfleck im ungetrübten Ausrauben der Natur.

Fazit: Wir erleben eine Neuauflage des Streits zwischen den Krämern aus Albion und den deutschen Arbeitstieren, die nicht mehr malochen, sondern auf Mallorca einen feinen Lenz schieben wollen. Einstmals nannte man den Krieg zwischen England und Germanien den Krieg zwischen 1789 und 1914. Den Ideen der Französischen Revolution und dem deutschen Nationalismus.

Heute müssten wir die Jahreszahlen 1981 und 1948 nennen: dem Jahre der Reagan‘schen Einführung des Neoliberalismus und der Installierung der Sozialen Marktwirtschaft in der BRD. 1948 gegen 1981. Oder das linke staatsgläubige Deutschland gegen das freie freie freie Wachstum des Mammons in den Händen der Tycoons in Amerika.

(Rüstow hätte gesagt: zwischen Paläo- und Neoliberalismus. Wobei er den Amerikanern den Altliberalismus zuschob und den Neuliberalismus der sozialen Marktwirtschaft reservierte.)

Wer hat Recht? Gott muss entscheiden – auf dem Feld der Ehre. Ring frei zum nächsten Weltkrieg im Dienste ökonomischer Unfehlbarkeit. Westliche Kanonen schießen präzise, wissen die sechs Killer-Faktoren.