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Dienstag, 07. Mai 2013 – Carl Schmitts Pluriversum

Hello, Freunde des Fernsehens,

Gott sieht alles. Alle sollen Gott sehen. Mit Hilfe der Öffentlich-Rechtlichen, die ihre Kirchensendungen auch noch selbst bezahlen. „Die Kirchen sind gesellschaftlich relevante Kräfte, es gehört zu unseren journalistischen Aufgaben, das kirchliche Leben entsprechend abzubilden. Für Übertragungen aus dem Bundestag oder von Parteitagen zahlen diese ja auch nicht.“

Womit Kirchen auf dieselbe Stufe gestellt sind wie gewählte Parteien. Es ist nicht bekannt, dass der Herr der Heerscharen gewählt worden wäre. Es ist vielmehr umgekehrt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ Gott hat die Öffentlich-Rechtlichen auserwählt, sein Wort in Bild und Ton den geistlich Ausgehungerten nahe zu bringen.

Selbst Phönix, Sender für Chefredakteure, überträgt regelmäßig Tacheles, die Debattenrunde, an der mindestens ein Geistlicher beteiligt sein muss, um für Präsenz des Heiligen zu sorgen. Das ZDF überträgt fast jeden Sonntag einen Gottesdienst, Kosten jeweils etwa 100 000 Euros. Allein der WDR produziert jährlich 1.180 kirchliche Radiobeiträge, in denen Geistbegabte ihren jeweiligen psychischen Zustand als Gottes Wort verbreiten. (Ulli Schauen in der TAZ)

Mit Hilfe der TV-Steuer, die jeder Bürger zu entrichten hat, werden Privatweisheiten als Offenbarungen verkündet. Deutschland kann sich über vieles beschweren. Nicht aber, dass es mit Gottes Wort unterversorgt wäre. „DU deckst uns den Tisch im Angesicht unserer Feinde, DU salbest unser Haupt mit Öl, schenkst uns den Becher voll ein und berieselst uns von morgens bis abends. Gutes und Barmherziges

werden uns folgen all unsere Tage – sofern wir brav unsere TV-Gebühren bezahlen.“

 

He Alter, was geht? Gibt’s noch Politik in der Welt oder nur noch Körpersprachen-Deutungen einer mutmaßlichen Terroristin im NSU-Prozess? Hat sie kaltblütig die Arme verschränkt? Trug sie ein blaues Kostüm? Zeigte sie Reue in der verhärteten Miene?

Die Medien atmen auf. Für die nächsten zwei Jahre ist für Dauererregung gesorgt. Da kann in der Welt passieren, was will.

Gibt’s noch irgendjemanden, der sich ums große Ganze kümmert? Es gibt ihn. Er heißt Albrecht von Lucke und denkt in der TAZ über die Weltordnung nach (Albrecht von Lucke in der TAZ):

Geht es um Menschenrechte oder nur noch um Pinke-Pinke im planetarischen Ungleichgewicht? Kurz nach dem Mauerfall sah Francis Fukuyama das Ende der Geschichte mit weltweitem Sieg der Demokratie. Amerikanischen Optimismus nennt man diese Torheit.

Nichts gegen Optimismus, alles gegen blinden Optimismus. Dieser kippt regelmäßig um in Schwarzseherei, die sich wissenschaftlich bestätigt sieht, weil ruchloser Optimismus wieder mal auf die Schnauze gefallen ist. Nähert sich Optimismus dem Heil, landen wir reaktiv im finalen Unheil. Insofern sind blinde Optimisten die nützlichen Idioten rechtgläubiger Apokalyptiker.

Kriege, so der Prophet der neuen pax americana würden der Vergangenheit angehören. So Fukuyama. Eine Weltpolizei würde global für Recht und Ordnung sorgen. „Mehr und mehr begreifen wir, dass wir uns seit 1989 nur in einer Zwischen- und Übergangszeit befunden haben. Aus der angestrebten einen Welt mit universalistischem Anspruch ist eine multipolare Welt geworden – mit verschiedenen autoritären Machtzentren größerer und kleinerer Provenienz, von Peking über Moskau bis nach Ankara und Teheran.“

Wieder erweist sich, dass unsere deutschen Denker die einzig wahren sind, die kalten, kühnen und unbestechlichen. Die jetzige multipolare Ordnung hat schon vor einem Dreivierteljahrhundert der Nazi-Jurist Carl Schmitt ersonnen. Menschenrechte sind universell und wollen ein Universum. Eine Welt für die Menschheit, in der ein Recht für alle gilt. Davon hielt das „gescheite Carlchen“ (so nannte ihn Ernst Jünger) nichts. „Wer Menschheit sagt, will betrügen.“

Das war die Quintessenz der Deutschen Bewegung, die alles Universelle des Westens, inklusive Menschenrechte, für Lug und Trug hielt. Statt allgemeiner Vernunft, allgemeiner Menschenrechte, wollten die Deutschen das Individuelle. Wie bitte? Die Volkskollektivisten wollten das Einmalige und Besondere? Ja, auf nationaler Ebene.

Nicht der einzelne Mensch, sondern die einzelne Nation sollte einmalig und unverwechselbar sein. Keine generellen Rechte für alle Nationen. Es gibt nichts Universelles. Jede Nation muss aus dem Bauch ihrer Tradition ihr unverwechselbares heimisches Recht entbinden und gegen die fremden und feindlichen Rechtsauffassungen anderer Nationen verteidigen. Welche Nation im Kampf der Geister Recht hatte, das sollte der heilige Krieg entscheiden. Gott würde dem Volk Recht geben, dem er den militärischen Sieg schenkte.

Das war der Sinn des Ersten Weltkrieges. Alle Deutschen waren fanatisch überzeugt, dass der Herr der Heerscharen auf ihrer Seite wäre. Als der Krieg verloren ging, war das keine beliebige Niederlage im Wettbewerb der Kruppkanonen. Es war ein Gottesurteil. Gott liebte den Westen mehr als die neuen Aufsteiger aus der Mitte Europas. Das war ein tiefer Fall aus dem Glauben ins Nichts der Weimarer Republik, dieser schäbigen Demokratie als Strafe Gottes für eine ehrlose Niederlage.

Deutschland war keine auserwählte Nation. Das war der Donnerspruch des Himmels auf den Schlachtfeldern Europas. Oder doch? War es nur eine himmlische Prüfung? Die unerlässliche Kreuzigung vor der triumphalen Auferstehung? Dann müsste am Horizont schon der Messias zu sehen sein, der die Niederlage in den Sieg über die heidnische Welt verwandeln konnte. Und Er kam.

Im Münchner Putsch hatte auch Er seine heilsnotwendige Niederlage erleiden müssen. Doch er war nicht untergegangen. In einem unvergleichlichen Siegeszug kam er aus dem Landsberger Gefängnis zurück in die politische Arena und zeigte sich für die nächsten Tausend Jahre unverwundbar. Wer die Nation der Zukunft sei, sollte der Kampf entscheiden.

In seiner Schrift „Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte“, entwickelte Carl Schmitt seine Vorstellungen von einem Pluriversum. „Aus einem Universum wird bei Schmitt das Pluriversum, anstelle der einen Weltordnungsinstanz des Völkerbundes beziehungsweise der UNO gibt es dort mehrere Großmächte, die im eigenen Herrschaftsbereich nach Gutdünken schalten und walten.“

An dieser Stelle sind wir heute angekommen. Die Großmächte definieren immer schärfer die Grenzen ihrer Einflusssphären und gehen strategisch in Wagenburg-Position. Dies, obgleich die Waren- und Geldströme immer ungehemmter zwischen den Zentren der Welt hin und her fließen. Das einzig Universelle ist heute das Geld. Über Menschenrechte wird international kaum noch gesprochen.

Immer mehr rechtsfreie Räume tun sich auf. Folter in Guantanamo, Einschränkung bürgerlicher Freiheiten, umfassende Überwachung aller Bürger. Dies alles im Namen des Antiterrorkampfes. Von Lucke:

„Der Philosoph Richard Rorty hatte frühzeitig prophezeit, „dass der Krieg gegen den Terrorismus gefährlicher als der Terrorismus selbst ist“. Er sollte Recht behalten. Mit seinem Krieg für „infinite justice“ untergrub Bush junior auf unabsehbare Zeit die von seinem Vater proklamierte neue, friedliche Weltordnung. Die Folterbilder von Abu Ghraib und Guantánamo haben den eigenen Anspruch, dem Nahen Osten Demokratie und Menschenrechte zu bescheren, in sein Gegenteil verkehrt.“

Historisches Vorbild war die amerikanische Monroe-Doktrin von 1823. Amerika den Amerikanern. Haltet euch raus aus den Belangen Südamerikas, so die Yankees. Das ist unser Hinterhof, da machen wir, was wir wollen. Wer war schuld am heutigen „Rollback“, nachdem die Völker der Welt in der Nachkriegszeit die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg ziehen und eine neue menschenfreundliche Ordnung erschaffen wollten?

Es waren nicht nur die Bösen. Es waren die Guten, die ihre Gutheit mehr predigten als in Taten bewiesen. Waren viele Nationen anfänglich noch willig, dem Lockruf der Demokratie zu folgen, kippte die Westenfreundlichkeit ins Gegenteil, je mehr der Westen eine penetrante und aggressive Doppelmoral zeigte.

Heute fällt die Doppelmoral niemandem mehr im Westen auf. Man hat sich dran gewöhnt, Moral zu predigen und das Gegenteil zu tun. Viele westliche Interventionen im Namen der Menschenrechte erwiesen sich als verkappte Raubzüge um Öl, Rohstoffe und weltstrategische Machtpositionen. Der Irakkrieg erwies sich als verwerflicher Höhepunkt des westlichen Doppelspiels.

Leider fragt auch Albrecht von Lucke nicht, wo die Ursachen der Heuchelei liegen. Im Westen gehört es zur psychischen Grundausstattung jedes Einzelnen, dass er die Normen seiner Moral nicht einhalten kann und zur ständigen Selbsterniedrigung per Offenbarungseid – oder aber zur bewussten Heuchelei gezwungen ist.

Die Selbstgerechtigkeit des Hoeneß beruht auf dem allgemeinen Sündergefühl: Unvollkommen sind alle und nicht nur wir hinterfotzigen Bayern. Also regt‘s euch nicht so infamisch auf, ihr hochnäsigen Preußen. Auch ihr habt Dreck am Stecken, gebt‘s aber nicht zu.

Man könnte sagen, im katholischen Bayern ist zweideutige Moral zum eindeutigen Stammesgefühl geworden. Wenn jeder ein Sünder ist, kann jeder jeden leben lassen – ohne ihm seine Zweideutigkeit ständig unter die Nase zu reiben. Zumal der Pope im Beichtstuhl jede Schweinigelei durch Vergebung ungeschehen macht, wenn der Sünder nur gehorsam das Haupt beugt.

Hier müssen wir das christliche Nord-Süd-Gefälle in moralibus erklären. Eigentlich dürfte es keine großen Unterschiede im sündigen Selbstgefühl der Katholiken und Protestanten geben. Gibt’s aber doch.

Luther hatte vom doppelten Gebrauch des Gesetzes gesprochen. a) Der erste Sinn des Gesetzes ist die Errichtung göttlicher Normen als absolute Richtschnur für Gläubige. b) Der zweite Sinn aber unterminiert den ersten, indem er erklärt: die Gesetze kann niemand halten. Sie sind unerreichbar. Ihr Sinn besteht allein darin, die moralische Unzulänglichkeit der Kreaturen zu entlarven.

Wenn niemand Gottes Gesetze halten kann, muss jeder in der Hölle schmoren – oder aber bei dem Heiland unterschlüpfen, der mit seinem Kreuzestod stellvertretend für alle Sünden büßt und alle, die an ihn glauben, vor dem Vater reinwäscht. Der zweite Sinn des Gesetzes soll den Mensch zerschmettern und dem Erlöser in die Arme treiben.

Was ist das Fazit aus dem ersten und dem zweiten Sinn des Gesetzes? Augustin benutzte die bekannte Formel: liebe – und tu, was du willst. Heißt auf Deutsch: wer etwas in Liebe tut, kann die größten Schweinereien tun, seine Liebe heiligt alles. Mit anderen Worten, er kann die Zehn Gebote verletzen, er kann lügen, stehlen, töten – wenn er es nur im Namen Gottes verübt. Für den Erleuchteten gibt’s keine Moral mehr. Er lebt im amoralischen Zustand, der vom Himmel gesegnet ist (Antinomismus).

Die Jesuitenformel, der Zweck heilige alle Mittel, ist eine der vielen Nutzanwendungen des christlichen Amoralismus. Dasselbe gilt für Heilige Kriege, Inquisition, Angriffskriege des Westens gegen die heidnischen Taliban, Guantanamo. Ohne himmlisch genehmigten Amoralismus keine „Doppelmoral“ des Westens, die aus Sicht des Westens gar keine ist. Sondern nur die Realisierung des augustinischen „ama et fac, quod vis“. Oder der Lutherformel, die genau dasselbe meint: Sündige tapfer, aber glaube. Was immer du tust, du bist rein und unbefleckt, wenn du es in Demut und Liebe zum Vater tust.

Jetzt kommt der Unterschied zwischen Berlin und München. Katholiken haben einen leibhaftigen Beichtvater, der ihnen im Namen des Himmels vergibt und Sünder in reine Seelen transsubstantiiert (wesenhaft verwandelt). Der Protestant muss alles einsam in seinem Kämmerlein mit sich ausmachen. Ganz allein vor Gott. Luther hatte die Priester als Vermittler zwischen Mensch und Gott abgeschafft. Das war der Stolz der Protestanten, entblößten Hauptes allein vor Gott zu stehen.

In der Praxis erwies sich das als Überforderung. Trotz Abendmahl und Gebet war der Protestant seines gnädigen Gottes nie so sicher wie der Katholik, der die Stimme seines Beichtvaters als Stimme Gottes vernahm. Nach Beichte und Buße konnten die Bayern mit sich im Reinen sein.

Von außen aber erschien die bayrische Praxis wie eine unbußfertige, verstockte Doppelmoral. Kein Bayer sieht sich genötigt, seine persönliche Moral zu verbessern und die Kluft zwischen Norm und Leben zu verringern. Weshalb auch, wenn Gott zufrieden ist mit dem reuigen Sünderlein? Nicht so der Protestant, der nie wissen kann, ob sein Gott ihm wirklich gnädig war.

Luthers Grundfrage lautete: wie kriege ich einen gnädigen Gott? Das wissen Protestanten in der Theorie, nicht im täglichen Leben. Was eine skrupulöse Selbstbefragung der Protestanten zur Folge hatte. Ein neurotisches Misstrauen in die eigene Tugend. Emotional kann ein Lutheraner nie mit sich im Reinen sein. Weshalb protestantische Preußen sich und die Welt schärfer beurteilen als Bayern, die sich mit dem Spruch zufrieden geben: Hund samma, gut samma.

Augstein hat die Reaktion der Öffentlichkeit auf Hoeneß und die CSU-Amigo-Affäre als „gnaden- und erbarmungslos“ beschrieben. (Jakob Augstein im SPIEGEL) Womit er eine „katholische“ Sozialisation zu erkennen gibt, die moralische Eindeutigkeit als preußische Kälte empfindet.

In Zeiten der Aufklärung hatte sich die protestantische Skrupulosität zur Eindeutigkeit des kategorischen Imperativs Kants weiterentwickelt. Bei dem Königsberger gibt es keine göttlich genehmigte Doppelmoral mehr. Wer moralisch versagt, hat versagt. Da gibt es kein heiliges Vertuschen oder nachträgliches Ungeschehenmachen. Nur der Täter kann selbstkritisch erkunden, wie es mit seiner Tugend bestellt ist und sich bereit erklären, aus seinen Fehlern zu lernen.

Kants Moral war identisch mit dem sokratischen „Erkenne dich selbst“. Erst die Aufklärung beendete die Doppelmoral oder den Antinomismus der christlichen Lehre. Was Augstein nicht erkennt: die „harte“ Reaktion der Öffentlichkeit ist die Reaktion aufgeklärter Menschen, die sich von trüben Zweideutigkeiten des Heiligen gelöst haben und Wert legen auf strikte Eindeutigkeiten.

Das ist ein gewaltiger Schritt über das „Fünfe gerade sein lassen“ der Kirche hinaus. Leider ohne die Konsequenz, sich völlig dem Dunstkreis des alles verurteilenden und alles vergebenden christlichen Ethos zu entziehen.

Die deutsche Öffentlichkeit ist aufgeklärter als sie wahrnehmen und formulieren kann. In vieler Hinsicht hat sie die Zweideutigkeiten der Religion überwunden, obwohl sie diese Emanzipation bewusst noch nicht wahrhaben darf.

Mit Gnadenlosigkeit hat die Reaktion auf Hoeneß nichts zu tun. Im Gegenteil. Würden die bayrischen Sünder ihren Irrtum eingestehen und angemessene Konsequenzen ziehen, wäre in absehbarer Zeit alles wieder paletti. Aufrechte Selbstkritiker würden ihre zweite Chance erhalten.

Offensichtlich ist die Eindeutigkeit der Aufklärung bei Augstein noch nicht angekommen. Da ist Fritzchen Kuhn, neuer OB in Stuttgart, schon weiter, der den kategorischen Imperativ als seine persönliche Moral angibt. (Fritz Kuhn in BILD)

Was hat das Ganze mit dem Pluriversum Carl Schmitts zu tun? Der Westen hat die Menschenrechte, die von den Griechen als universelle Rechte erdacht wurden, in eine christlich abgesegnete Doppelmoral umgewandelt und verfälscht.

Nichtchristliche Völker erleben die Doppelmoral des Westens als hinterlistige Heuchelei. Der Westen predigt Menschenrechte, die er nach Belieben in den Wind schlägt. Seine „überlegene“ Moralität nutzt er, um sich materielle und militärische Vorteile zu verschaffen.

An dieser Stelle wiederholt sich der Konflikt, der einst zwischen der Deutschen Bewegung und dem heuchelnden Westen ausgetragen wurde: die Angelsachsen sprechen von Christus und meinen Kattun. Kein Wunder, dass Carl Schmitt, ein Vertreter der Deutschen Bewegung, die heutige Weltlage präzis analysieren kann. Das unüberbrückbare Misstrauen in die Motive des Westens führt zum Zerfall des menschenrechtlichen Universums in viele Machtzentren, die immer weniger Vertrauen zueinander haben und deren Ideologien sich immer mehr voneinander entfernen.

Die Folgen dieses Konflikts beschreibt von Lucke in genauen Worten. Es wird ein Kampf aller gegen alle geben – wenn die Menschheit nicht doch noch zur Vernunft kommt:

„Hier droht kriegerische Anarchie bzw. der Rückfall in den Hobbes’schen Naturzustand – im Kampf um das geopolitische survival of the fittest. Dann würde auch das letzte und wichtigste Axiom des Ideologen Carl Schmitt greifen: die Definition der Politik als Auseinandersetzung zwischen Freund und Feind, die zwingend und immer wieder in den Kriegszustand führt – und damit zum definitiven Ende der Einen Welt.“

Jeder Optimismus, der ernst genommen werden will, muss dem Pessimismus dieser Analyse standhalten. Solange der Westen sich nicht auf die Couch legt, um sich seine religiösen Heucheleien aus den Rippen zu schwitzen, besteht kein Anlass zu einem realistischen Optimismus.