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Tagesmail

Montag, 15. April 2013 – Peer Steinbrück

Hello, Freunde des Aufstiegs,

die Medien inszenieren die Wahlen wie ein antikes Wagenrennen. Eine Rede gehalten, einige Vorzeigemenschen eingeladen und schon ist der Haudrauf ein Kandidat, den Merkel ernst nehmen muss, obgleich all seine Werte im Keller sind.

(Die bevorstehenden Wahlen werden die letzte Chance sein, Angie zu wählen, denn bald wird sie freiwillig abtreten, wie BILD-Blome behauptet. Kann eine Mutter ihre Familie freiwillig verlassen? Das Mutterland wird in eine tiefe Krise stürzen. Nach der vaterlosen Gesellschaft kommt die mutterlose. Jesus und die Kirchenväter hassten die Familie. Die malochende Frau ist die letzte, die die Zuflucht der Urgruppe verlässt.)

Die Wahlen werden nicht von Kandidaten gewonnen, sondern von der Macht der Rhetorik. Seit der Gegnerschaft zwischen Platon und Isokrates gibt’s den Grundsatzstreit zwischen philosophischer Argumentation und der Kunst der beeindruckenden, überwältigenden, manipulierenden Rede, die später in die christliche Predigtkunst überging.

Philosophie war für Wahrheit zuständig, Rhetorik ein zwiespältiges Produkt aus Wahrheitsvermittlung durch Vereinfachung bis zur manipulativen Verführungskunst in der Volksversammlung oder rabulistischer Wahrheitsverdrehung in der Gerichtsrede. Heute fiele Rhetorik in unterschiedliche Fächer: vom seriösen Feuilleton bis zur kommerziellen Werbung und politischer Propaganda.

Unsere besten und verhängnisvollsten Rhetoren waren NS-Führer, die mit Hilfe der gesprochenen Worts, des Films, Radios die Massen beeinflussten.

Die Tragödie des Walter Jens bestand darin, dass er glaubte,

Wahrheitserforschung und Redekunst seien keine Widersprüche. Die von Nazis geschändete Rhetorik wollte er rehabilitieren und auf das Niveau des braven Isokrates zurückbringen. Er überschätzte sich und merkte nicht, dass er als bester Redner der Republik zur Dekoration missbraucht wurde. (Selbst der DFB scheute sich nicht, den hochgelehrten Mann eine Rede vor ihrer Kickerversammlung halten zu lassen. Begeisterung für ein schillerndes Fach schlug hier um in eitle Selbstüberschätzung.)

Auch die beste Rede setzt auf Überrumpelung des Augenblicks und lässt dem Hörenden keine Freiheit meditativen Nachdenkens. Überwältigt werden durch äußere Beeinflussung ist Kennzeichen der Offenbarung; in Distanz ein Thema immer wiederholen und durchkauen das Kennzeichen philosophischer Reflexion.

Kaum hat der SPD-Kandidat in seiner Rede das obligatorische Ende an den Anfang gesetzt –„Ich will Bundeskanzler werden“ –, ist sein Publikum vom augenblicksgeborenen Charisma hingerissen und bestätigt die himmlische Berufung als demokratisches Ereignis: Peer, du bist der, der da kommen soll. Da steht er, der neue Prophet, auf dem Berg – am Pult, am Mikrofon – und erteilt per Wortmagie seinen Segen der zum Glauben gefundenen Gemeinde.

Das Ende der reziproken Berufung besteht in minutenlangen Ovationen, die von der Parteiführung verordnet werden. „Das ist das Wunder unsrer Zeit, dass ihr mich gefunden habt unter so vielen Millionen. Und dass ich euch gefunden habe, das ist Deutschlands Glück“, so Hitler in einer Reichsparteirede. Und als Peer seine Rede beendet hatte, erstaunte die Parteimenge über seine Lehre; denn er redete wie einer, der Gewalt hat und nicht wie die langweilige Merkel.

Als antike Rhetorik sich mit christlicher Offenbarung paarte, entstand die protestantische Kanzelrede, deren Gipfel die amerikanische Erweckungspredigt war. Überwältigt von Überrumpelungskünsten wortgewaltiger Missionare strömen die von Gottes Ruf Betroffenen nach vorne und legen „Zeugnis ab“ für ihren neu- und wiedergefundenen Herrn.

Dieselben Prinzipien herrschen in der Werbung. Überwältigt von unbewussten Stimuli primärer Sexualreize greift der Konsument nach Dingen, die er gar nicht kaufen wollte.

Die Suggestivfrage Goebbels kennt jeder: Wollt ihr den totalen Krieg? Hier konnte die appetente Menge nur mit spontanem Ja antworten.

Was hatte Steinbrück zu sagen? Seine Botschaft war Aufstieg. Jeder sollte aufsteigen können. Wohin? Nach oben. Was ist oben? Oben ist da, wo diejenigen sind, die sich als oben definieren: die Eliten. Steinbrück ist Propagandist einer hierarchischen Gesellschaft, der Bewunderer derer da oben. Aufstieg ins Reich der Eliten ist das Ziel der Ziele. Elitenbildung ist der Zweck der Evolution. Die einen stehen über den anderen. Sei es, weil sie reicher, cleverer oder durchsetzungsfähiger sind.

Wenn alle Proleten aufstiegen, wäre dann die Klassengesellschaft überwunden? Dann wären die bisherigen Eliten nach unten gedrückt und bildeten das neue Proletariat. Es hätte eine Rotation der Schichten stattgefunden wie bei allen Augenblicksrevolutionen. Die Unterdrückten wären die neuen Herrscher, die Herrscher wären die neuen Proleten. Ein um sich drehendes Nullsummenspiel. Alles ändert sich, alles bleibt gleich. Herrschaft und Unterwerfung wären nicht abgeschafft, nur das Personal wäre vertauscht. Der demokratische Status der Gesellschaft wäre keinen Millimeter weiter gekommen.

Demokratie ist Gleichwertigkeit aller BürgerInnen, die, in welcher Schicht sie auch leben, immer „oben“ leben. In einem Oben, das kein Unten kennt. Mag es noch Unterschiede des Einkommens, der Gewitzheit oder Gescheitheit der Einzelnen geben – sie wären belanglos. Niemand fühlte sich bemüßigt, sich in eine auserwählte Schicht hineinzumalochen oder durch Glück und Erfolg hineinzudrängen, denn es gäbe keine exzeptionelle Schicht mehr.

Steinbrück will Wohlstand für alle. Für alle? Wohlstand, solange er nicht auf Naturausbeutung und Menschenschinderei beruht, ist keine Sünde und gibt dem Menschen die Freiheit, sein Leben nach eigener Facon zu führen. Doch der Proletenführer, der Proleten nicht ausstehen kann, es sei, sie hätten sich in Aufsteiger verwandelt, will Wohlstand nur für Auserwählte, für Aufgestiegene, für Eliten.

Proleten sollen zu Eliten befördert, Eliten zu Proleten degradiert werden – dann wäre der Traum des Steinbrück erfüllt. Alles hätte sich verändert, weil alles gleich geblieben wäre. Theologisch: alles bleibt unter dem Diktat der Erbsünde, doch der Teufel ist ein Tausendkünstiger und verkauft das Uralte und Verkommene stets unter der Maske des Neuen, Anfänglichen und Jungfräulichen.

Der Kern der Steinbrück’schen Botschaft ist nicht das Leben an und für sich, die Ermöglichung des guten und freien Daseins. Der Kern seiner Botschaft ist – wie bei jedem neoliberalen Waschmittelverkäufer – die Wirtschaft. Das Wachstum der Wirtschaft. Das Ankurbeln der Wirtschaft. Die Unterstützung der Gründermentalität. Die Ermutigung der ökonomischen Risikobereitschaft.

Der Unterschied zwischen Steinbrück und einem Neoliberalen besteht nur in Marginalien. Der Letztere will Wirtschaftswachstum durch Unterstützung der Reichen, Steinbrück durch ausgleichende Unterstützung der Schwachen. Dass Wirtschaft in einer humanen Gesellschaft eine dienende Funktion hätte, hören wir bei dem Kandidaten vergebens. Bessere Startchancen für die Unteren – um die Wirtschaft anzukurbeln. Bessere Bildungschancen für die Kinder der Einwandere – um Wirtschaft in die Gänge zu bringen. Alles, was Steinbrück vorträgt, dient der Wirtschaft. Nicht einem besseren Leben.

Wie jeder ordinäre Neoliberale geht er davon aus, dass Wohlstand der Inbegriff eines guten Lebens ist. Wer genug im Portemonnaie hat, führt automatisch ein gutes Leben. Andere Wohlfühlkriterein als Zaster kennt der aufgestiegene Prolet nicht. Wer über genügend Kaufkraft verfügt, hat das Glück schon in der Tasche.

Bei Themen, die auf den ersten Blick nichts mit Wirtschaft zu tun haben, fremdelt der Kandidat. Frauen-, Kinder-, Kita- und Erziehungsfragen: das ist für die arrivierten Proleten noch immer Gedöns. Es gibt nur ein hartes Fach, um das die Weltachse sich dreht, das ist Wirtschaft. Wirtschaft ist das Sein, das alles Bewusstsein prägt. Fragen des Bewusstseins müssen nicht debattiert werden. Sie erledigen sich von selbst, wenn das Sein in Ordnung gebracht worden ist. Durch wen oder was? Durch das Bewusstsein der SPD-Aufsteigerriege.

Wodurch ist das Bewusstsein des Herrn Steinbrück geprägt? Allein durch den Geldbeutel seiner Eltern? Nicht durch Erziehung, Vorbild, Schulerfahrungen, soziale Beziehungen, Ehe und Kinder? Man sieht es dem gequälten Machergesicht an, wenn er sich über Frauenemanzipation äußern soll. Emanzipation ist für ihn erreicht, wenn die Frau aussieht wie der Mann, dasselbe tut und dasselbe verdient. Ende der Debatte.

Aufgestiegene Proleten wissen, was nervus rerum der Welt ist. Man höre sich nur die überbordende Neubekehrten-Suada eines Clement an: er brennt lichterloh für Wirtschaft, Wirtschaft und – Wirtschaft. Alles andere ist Talmi für ihn, Drückebergerei und Parasitentum. Marx, dessen gewaltiges Theoriewerk nur möglich war, weil sein reicher Freund Engels ihn unterstützte, wäre heute ein Fall für Hartz4, eine lächerliche und verabscheuenswerte Figur für Anbeter der Erwerbsarbeit. Arbeit, die keine Kohle bringt, ist keine Muße, sondern Müßiggang. Und Müßigkeit ist aller Laster Anfang.

Religion der Erwerbsarbeit plus Religion der Wirtschaft ergeben zusammen das Weltbild des proletarischen Aufsteigers. Überall in den Vorstandsetagen der Betriebe sitzen Gewerkschaftler, aufgestiegene Proleten. Sie sehen aus, reden und tun wie ihre elitären Kollegen. Alle obszönen Vorstandsgehälter und -boni haben sie in den letzten Jahren problemlos abgesegnet. Warum? Weil sie den Eliten zeigen wollten, dass sie die Gesetz der Welt kennen. Sie sind selbst zu Eliten geworden. Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles.

Ein wichtiger Grund für die 68er Revolution war die Erfahrung der Jungen, dass ihre Nazieltern die Wirtschaft – das Sein – zum Wirtschaftswunder flott gemacht hatten, für Bewusstseinsfragen aber nicht das geringste Interesse aufbrachten. Als da wären: warum wurden sie zu Völkerverbrechern? Warum mussten sie die Welt zertrümmern, um sie zu retten? Wie soll man auf demokratische Weise seine Kinder erziehen? Wie kann man die schreckliche Vergangenheit bearbeiten? Darf man vergessen und verdrängen, was vorbei und doch niemals vorüber sein darf? Die Vertreter des Seins wurden ärgerlich auf ihren Nachwuchs, der hartnäckig Fragen nach ihrem Bewusstsein stellte.

Deutschland ist eine der mächtigsten Wirtschaftsnationen der Welt. Das genügt den Deutschen nicht. Sie müssen noch besser werden als sie selbst. Wachse oder krepiere: das ist das Grundgesetz der kapitalistischen Wirtschaft. Natürlich auch der Proleten, die ihrem Stand entfliehen wollen.

Deutschland ist wirtschaftlich so stark, dass seine Stärke die europäischen Verbündeten an die Wand fährt. Nicht wenige Stimmen fordern Deutschland auf, seine asoziale Rivalität aufzugeben oder den Euroraum zu verlassen. Weil sie als Starke unerbittlich auf den Schwachen herumtrampelten. Das interessiert einen SPD-Aufsteiger nicht. Wie lange ist‘s her, dass er die Internationale sang?

Warum sind neoliberalen Eliten so stark? Weil sie sich rund um den Planeten vernetzen und sich gegenseitig stärken. Ganz im Gegensatz zur Fanfare: jeder gegen jeden und Gott gegen alle. Sie konkurrieren so clever, dass ihre Konkurrenz zur Zusammenarbeit wird – gegen die Schwachen. Solange der gemeinsame Gegner ausgenommen werden kann, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Kapitalistische Großfamilien haben über Jahrhunderte gelernt, ihre Rivalitäten so einzurichten, dass ihr Reichtum kontinuierlich wächst.

Die Proleten haben von Anfang an von internationaler Solidarität gesungen, doch immer, wenn’s zum Schwur kam, waren alle Verbrüderungen vergessen. So war‘s im Ersten Weltkrieg, der von vielen Zeitbeobachtern für unmöglich gehalten wurde. Die Proleten auf beiden Seiten des Schützengrabens würden niemals aufeinander schießen. Sie würden ihre Schießgewehre wegwerfen und sich gegenseitig in die Arme schließen.

Dasselbe bei der Globalisierung der Weltwirtschaft. Keine inländische Gewerkschaft streikte wegen Hungerlöhnen in Rumänien oder China. Im Gegenteil, jedes Land war ein Konkurrent um Arbeitsplätze. Lieber hohe Tarifverträge im Inland als leidlich ähnliche Löhne rund um die Welt. Das eigene Hemd war den solidarischen Genossen immer näher als die Hosen fremder Proleten.

Die Gewerkschaften verstanden es nicht, den vernetzten Eliten eine vernetzte Arbeiterschaft entgegenzustellen. Tariflöhne waren per se nationalistisch. Ein wichtiger Grund für die schmähliche und heuchelnde Rolle der Gewerkschaften in allen moralischen Menschheitsfragen. Zuerst legten die Ortsgewerkschaften am Mikrofon ihre Pflichtbekenntnisse ab, anschließend begann hinter den Kulissen der inoffizielle zynische Teil der Maifeier.

Die Zusammenhänge zwischen nationaler und europäischer Wirtschaft kommen bei Steinbrück so gut wie nicht zur Sprache. Der Horizont der Aufsteigerproleten ist fast immer borniert-national. Warum soll unsere Wirtschaft noch stärker werden, wenn sie schon so stark ist, dass sie Europa gefährdet?

Wen hassen die erfolgreichen SPD-Karrieristen am meisten? Nicht die skrupellosen Kapitalisten, sondern ihre ehemaligen GenossInnen von der Basis, die es nicht nach oben geschafft haben. Wie der Frosch in der Milchflasche nach unten treten muss, um die Milch zur Butter zu machen, damit er nicht ersäuft, müssen die Aufsteiger nach unten treten, um ihren Erfolg gegen die Konkurrenz der Allzuvielen abzusichern. Man muss Schröder gesehen haben, wie er seine Havannazigarre lutscht, um das Gefühl zu ermessen: endlich dort angekommen, wo ich von Kindesbeinen an hinwollte.

Warum sollten die Neu-Erfolgreichen die Alt-Erfolgreichen hassen? Sind doch die Letzteren die Zielgruppe ihrer lebenslangen Sehnsucht. Nur Erfolgreiche können Erfolgreiche verstehen und würdigen. Zukurzgekommene sind nur von Neid und Missgunst erfüllt. Das jämmerliche Niveau der kleinen Leute sind sie froh, für immer überwunden zu haben.

Nur Reiche und Erfolgreiche sind souverän genug, ihresgleichen anzuerkennen. Sie belohnen sich und ihren Aufstieg durch unendliche Preise, Feste, Einladungen, Luxusvergnügungen, brillante Ideologien und den Stolz der Unabkömmlichen. Proleten sind unfähig, sich gegenseitig anzuerkennen. Sie selbst wurden niemals anerkannt.

Anerkennung ist das Privileg der Erfolgreichen. Ist es nicht ein Ritterschlag, von Maschmeyer mit Handschlag begrüßt zu werden, den man sonst für einen Ausbeuter hält?

Erstaunlich, wie Gutmenschen sich von Institutionen loben lassen, die das Gutmenschentum sonst unverblümt in den Staub treten. Man hält nicht viel von Staatsdienern, auf das Bundesverdienstkreuz von Wulff aber will kein Ehrenamtlicher verzichten.

Wie weit ist das entfernt von Günter Anders: man solle sich nur von jenen loben lassen, die man selbst loben könnte. Aufstieg ist Aufstieg in jene Klassen, die das Privileg des Auszeichnens, Lobens und Preisens aus dem Effeff verstehen.

Aufsteiger verachten die Abgehängten, die unten bleiben. Auf ihnen trampeln sie hasserfüllter herum als auf den Machenschaften der Banken. Schröders Hartz4-Agenda war eine Verachtungsorgie gegen Hängemattenbesitzer und all jene, die vergnügt auf Staatskosten leben wollten.

Hätten sie‘s nicht besser wissen müssen? Sie verdrängten alle Erfahrungen ihrer Jugend, verschlossen die Türe nach unten und tranken auf Brüderschaft mit ihren neuen reichen Kumpels. Auch Steinbrück kann es nicht lassen, die Schwächeren als Drückeberger zu ermahnen: „Von den Schwächeren müssen wir erwarten können, dass sie ihr bestes tun, um die Solidargemeinschaft auch wieder zu entlasten“. (DER SPIEGEL zu Steinbrücks Rede)

Heinrich Alt von der Bundesagentur für Arbeit sieht das völlig anders: „Meiner Meinung nach gibt es nur wenige Menschen, denen es ohne Arbeit gut geht. Und das meine ich nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten“, gibt Alt zu bedenken.“ Völlig falsch, dass die Hartz4-Leute nichts arbeiteten. Im Gegenteil. „Danach waren zwei Drittel der Hartz-IV-Empfänger gar nicht untätig. 30 Prozent arbeiteten – die meisten davon als Minijobber. Zehn Prozent machten eine Ausbildung, weitere zehn Prozent absolvierten eine Maßnahme des Jobcenters, weitere zehn Prozent kümmerten sich um ihre kleinen Kinder und fünf Prozent pflegten Familienangehörige. Der überwiegende Teil der Hartz-IV-Bezieher ist daher gar nicht zur Arbeitssuche verpflichtet. Dabei ist die Arbeitsmotivation unter den Leistungsbeziehern nach den Erkenntnissen der Forscher recht hoch – sogar höher als in der übrigen Bevölkerung: Drei Viertel erklärten, „Arbeit zu haben ist das Wichtigste im Leben“. 80 Prozent würden auch dann gerne arbeiten, wenn sie das Geld nicht brauchen.“ (Stefan von Borstel in der WELT)

Die SPD ist schon lange keine Proletenpartei mehr. Ihr antikapitalistisches Wortgeklingel, das nur dem Zeitgeist folgt, werden sie in dem Moment vergessen haben, wo sie in Großer Koalition am Rockzipfel von Mama Merkel hängen werden.

Hat irgendein SPDler jemals kritisch von Hayek gesprochen? Hat er je eine Kritik an Marx geäußert? Hat er je den Zusammenhang von Arbeit und Naturausbeutung erklärt? Hat er jemals auf die verhängnisvollen historischen Auswirkungen des Paulusworts hingewiesen: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen? Hat je einer von der Utopie einer friedlichen Menschheit gesprochen? Hat er je den Versuch unternommen, die Herkunft der Geldreligion aus der Religion zu erklären?

Nein, die Dröhner und markigen Weltveränderer, die nur ihren eigenen Aufstieg im Kopf haben, lassen die Kirche im Dorf. Irgendwo müssen sie sich ausheulen können, wenn sie ihren persönlichen Aufstieg vermasselt haben.