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Freitag, 04. Januar 2013 – Landnahme

Hello, Freunde Chomskys,

der einer der wichtigsten und klarsten Kritiker der USA und bei uns – aus Angst vor Antiamerikanismus – so gut wie unbekannt ist. In einem Interview erklärt er die Mehrheit der US-Intellektuellen für moralisch verkommen, weil sie zu legalisierten Menschenrechtsverletzungen der amerikanischen Regierung schweigen. Oder schlimmer, jene angreifen, die diesen Umstand anprangern, wie Chomsky es selbst erlebte:

„Ich habe zu den wenigen gehört, die einen kritischen Artikel über dieses (rechtswidrige) Vorgehen geschrieben haben und wurde dafür auch von linken Kommentatoren hart angegriffen; weil bin Laden im Verdacht stand, Verbrechen gegen die USA begangen zu haben, sei er unbestreitbar zu Recht ermordet worden. Diese auch unter Intellektuellen weit verbreitete Einstellung sagt viel über die erschreckende „moralische Verkommenheit“ des ganzen intellektuellen Spektrums der USA aus. Dass Obama diese (illegale) Praxis auch noch ausgeweitet hat, sollte deshalb niemand überraschen. Die (innere) Fäulnis ist aber noch viel weiter fortschritten.“

Dass Demokraten und Republikaner sich in Gelddingen kaum zusammenraufen können, haben wir gerade erlebt. Doch in Sachen Menschenrechtsverletzungen haben sie keine Probleme, gemeinsam Gesetze zu verabschieden, die den Rechtsstandard der mittelalterlichen Magna Charta (1215) unterlaufen. Mit dem „Gesetz zur nationalen Verteidigung“ (NDAA) wurde dem Militär die Macht gegeben, „US-Bürger ohne Anklage, Gerichtsverhandlung oder ein anderes gesetzliches Verfahren unbegrenzt einzusperren. Bis heute versucht die Obama-Regierung mit allen juristischen Tricks zu verhindern, dass ein Bundesgericht dieses Gesetz

für verfassungswidrig erklärt. Auf Obamas Anordnung wurden ohne gerichtliche Überprüfung bereits drei zu Al-Qaida gehörende US-Bürger ermordet.“

Obama habe, so Chomsky, die Unrechtspraxis seines Vorgängers nicht nur übernommen, sondern in einigen Punkten verschlimmert. Ermordungen per Drohnen ordnet Obama persönlich an. Das bestätigt die Regierung.

Der Präsident ist in der Lage, echte Tränen über die amerikanischen Opfer eines Amoklaufs zu vergießen und lässt kaltlächelnd Menschen in anderen Ländern zur Strecke bringen. Ohne Anklage, ohne Gerichtsverhandlung, ohne Verteidigung. Nach dem Frühstück kreuzt der mächtigste Mann der Welt einige unbekannte Namen auf einer Liste an und hat damit die Todesstrafe über sie verhängt. Danach posiert er lächelnd vor internationalen Fotografen mit fröhlichen Gästen. Ein aufregendes Leben.

„Das Erfordernis eines ordentlichen Gerichtsverfahrens besteht, seit die USA eine Verfassung haben, die besagt, dass niemand ohne Gerichtsverfahren seiner Rechte beraubt werden darf; dieser Rechtsgrundsatz wurde bereits im 13. Jahrhundert in England formuliert.“

Wir sind im tiefsten rechtlosen Mittelalter gelandet. Dasselbe Spiel mit der Ermordung von Osama bin Laden. Auch wenn alles dafür spricht, dass er schuld an 9/11 war – jeder ist solange unschuldig, solange ihm seine Schuld nicht nachgewiesen wurde. (Noam Chomsky und Eric Bailey auf hintergrund.de)

Hat Merkel solche Petitessen ihrem Freund im Weißen Hau mal unter die Nase gerieben? Wenn überhaupt, sagt sie solche Dinge in Peking oder Moskau. Aber doch nicht unter Freunden.

Die westlichen Demokratien werden nicht demokratischer. Sie bilden sich zurück und nehmen immer totalitärere Züge an. Ab wann wären wir bereit, zu sagen, unsere Demokratien seien ins Gegenteil gekippt? Haben die Deutschen ihr Verhängnis nicht demokratisch gewählt?

Wir verbieten uns den Gedanken, Demokratien könnten auf demokratischen Schleichwegen zu faschistischen Gebilden entarten. Dabei erleben wir an allen Ecken und Enden den Abbau von Bürgerrechten. Nicht nur direkt. Auch indirekt durch wirtschaftliche Entmündigung und Einschüchterung der Gesellschaft.

Die mittleren Schichten, von Abstiegsängsten gebeutelt, haben weder Interesse noch Energie übrig, sich um politische Dinge zu kümmern. Den Unterschichten, zumal sie Vater Staat zur Last fallen, fehlt das notwendige Selbstbewusstsein. Die Oberschichten attackieren frontal den durch Wahlen legitimierten Staat. Entweder sind die Menschen apathisch und resignativ oder sie sind durch einen 24 Stundentag mit Ökonomie ausgelastet.

Worauf warten wir noch, um zu sagen: so nicht. Nicht mit uns. Freunde und Freundinnen, hören wir auf, zu träumen. Es wird kein Zeichen vom Himmel geben, das uns signalisieren wird: es ist genug. Es wird keine deutschen Intellektuellen geben, die ein flammendes Fanal schreiben werden: es ist genug. Es wird keine Denker und Schriftsteller geben, die zur Revolution aufrufen.

Die meisten von ihnen fühlen sich auf der Seite der Etablierten. Wenn die Horden kommen, kann es nur furchtbar werden. Sehen wir nicht bei Shitstorms, wie zügellos die Banden sind?

Warum sollten sie schrecklicher sein als der mächtigste Mann der Welt, der keine Anonymität benötigt, um Tod und Verderben über unschuldige Menschen zu bringen? Und all seine internationalen Freunderl von Merkel bis Cameron schäkern mit ihm? Das nennt man Beihilfe zum Mord. Oder unterlassene Hilfeleistung den Opfern gegenüber.

Wir wissen es, der christliche Westen ist eine Heuchel-KG mit unbeschränkter Nichthaftung. Wissen aber genügt nicht. Wir brauchen keinen evolutiven Schub in Gehirnmaschinen, wir brauchen keine messianischen Ralf Kurzweils, die das Ende der Menschheit und den Beginn der Robotokratie verheißen, wir brauchen keine Frank Schirrmachers, die sich in den prophetischen Dienst solcher allmächtigen Bubis stellen und ihre Zeitung mit dessen Preisung zumüllen. Wir brauchen nichts als – Demokraten.

Wir brauchen keine Intellektuellen mit ihrem Geseire, warum sie just eben nicht dafür seien, Mama Merkel zu widersprechen. Weil sie eine Frau sei und wir eine Frauenquote bräuchten. Weil sie so anständig, unaufgeregt, bedürfnislos und unglamourös daherkomme. Mag alles sein, genügt nicht.

Wer sagte. „Selbst im Unrecht müssen wir dem Vaterland Recht geben“? Es war der französische Faschist Barres. Wir sind dabei, dem Unrecht unserer Staaten, unseres Lebensstils, unserer katastrophalen Wirtschaft dadurch Recht zu geben, indem wir uns als ohnmächtige Trottel ausgeben.

Wir brauchen keine Gewerkschaften, die kaum über den nationalen Tellerrand gucken können.

Kirchen? Die brauchen wir unbedingt. Damit uns jemand, wenn wir den mündigen Menschen nicht zustande kriegen, den salbungsvollen und hämischen Nachruf am offenen Grabe halten kann. Als Vertreter des Himmels hätten sie schon immer gewusst, dass der Mensch der Rohrkrepierer der Schöpfung sei, dem die Würmer aus den Ohren kriechen.

 

Inzwischen hat sich der Zentralrat der Juden von Broder und dem SWC distanziert.

Auch die TAZ hat nun klar Position pro Augstein bezogen, der Vorwurf des Antisemitismus werde langsam zur Inflation. „Gefährlich ist diese Inflationierung, weil der Vorwurf des Antisemitismus damit langfristig zum stumpfen Schwert wird. Wenn jeder, der die Besatzungspolitik für fatal hält, ein Antisemit ist dann welcome to the club“.

Wer Israel kritisiere, werde mit der Schrotflinte beschossen. Langfristig werde das nachteilige Folgen für Israel haben. „Die Isolation Israels wird zunehmen, die Hoffnung auf stabilen Frieden mit den Palästinensern in noch weitere Ferne rücken. Auch weil Israel nur auf Stärke und die törichte Siedlungspolitik setzt.“

(Stefan Reinecke in der TAZ: „Wir Antisemiten“)

Frieden in Nahost wird es so schnell nicht geben. Offiziell bleibt Netanjahu noch bei seinem Friedensangebot an die Palästinenser, doch seine Verbündeten haben die Katze aus dem Sack gelassen. Schon lange gibt es in den politischen Eliteklassen Israels nicht die geringste Absicht, die besetzten Gebiete zu räumen und mit den Palästinensern zu einer friedlichen Koexistenz zu kommen.

Peu à peu werden neue Fakten geschaffen und dieselben für irrevidierbar erklärt. Das biblische Land in seiner archaischen Originalgestalt soll wieder entstehen. Es stehet geschrieben, also muss es Wirklichkeit werden. Das ist so bei der Landnahme, das ist so bei der Beschneidung. Deus lo volt. Das ist so bei Ultras, das ist so bei christlichen und muslimischen Fundamentalisten.

Der Nahost-Konflikt ist das Schlachtfeld dreier intoleranter Erlöserreligionen. Die technische Moderne ist auf dem Mars gelandet. Ihre Gefühle sind zu Anhängseln unfehlbarer Offenbarungen geworden, die sich gegenseitig zerfleischen. Das ist kein Widerspruch, die Offenbarungen haben ihren Gläubigen die Natur als Spiel- und Herrschaftsmaterial zur Verfügung gestellt.

Die abendländische Technik führt seit Roger Bacon nur den biblischen Befehl aus: Macht euch die Erde untertan. Glauben und Technik sind wie Pat und Patachon geworden. Wer weniger Glauben hat, kann eine Drohne erfinden und er hat seinen Glauben unter Beweis gestellt.

Diese Woche forderten Likud-Politiker unumwunden die Annektierung des Westjordanlandes, schreibt Susanne Knaul in der TAZ:

Wir werden versuchen, so viel Land unter unsere Kontrolle zu bringen wie möglich“, meinte der Vorsitzende der Regierungsfraktion Seev Elkin.“ Ein anderer Likudpolitiker will Palästinenser mit viel Geld zur Auswanderung verlocken.

Was alle wissen und worüber niemand spricht: selbst wenn die Israelis das ganze biblische Ursprungsland Eretz Israel besetzen, könnten sie in wenigen Jahren aus demografischen Gründen die Minderheit bilden. Es findet ein Zeugungskrieg zwischen Palästinensern und Besatzern statt. Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan. Diesen Befehl hat Jahwe gegeben, also muss er ausgeführt werden. Dumm nur, wenn die Feinde sich denselben Geboten verpflichtet fühlen.

Bis zum Ende des Jahrzehnts soll es auf dem Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan 7,2 Millionen Palästinenser und nur 6,9 Millionen Juden geben. Da die Mehrheit entscheidet, werden die Juden in „ihrem“ Staat die Minderheit bilden. Ihr militärischer Sieg wird zum gebärtechnischen Pyrrhus-Sieg. Sofern die Juden ihren Staat als jüdischen definieren, sitzen sie auf einer Zeitbombe. Mit eigenen Waffen werden sie geschlagen.

Doch es gibt noch rechtere Gruppierungen als Likud. Bennett heißt der neue Star der national-religiösen Partei „Jüdisches Haus“. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich einen palästinensischen Staat in unserem Land kategorisch ablehne„, meinte der 40-jährige Unternehmer.

Damit ist die Landnahme Nummero Zwo perfekt. Viele werden mit Worten protestieren, doch keine Merkel wird ein Unterseeboot weniger schicken.

Frau Merkel ist eine intelligente und unverwüstliche Frau. In der Frage Israel wird sie von ihrer physikalischen Intelligenz im Stich gelassen, eine theologische Überschattung fällt über sie. Assoziationen an den idyllischen Kindergottesdienst bei Papa kommen über sie: all die schönen Geschichten über den Auszug der Kinder Israels aus dem Ägypterlande, diesem schrecklichen Land der Pharaonen, weshalb Merkel dem arabischen Frühling bis heute nicht über den Weg traut. Einmal Pharao, immer Mubarak. Nein, das Land Kanaans muss wieder in die Hände jener, denen die Deutschen schreckliches Leid zufügten, damit ihre Schuld kleiner werde. Dafür wird Magd Angela schon sorgen.

Man wirft der Kanzlerin prinzipienloses Herumwursteln vor. Was für ein Unsinn. Sie hat klare Grundsätze. Es gibt weltliche und es gibt geistliche Dinge. In Dingen der Welt hält sie den Laden einigermaßen zusammen. Mehr kann sie nicht tun, der Staat ist ein Provisorium und ein sündiger Sauhaufen. In dieser Hinsicht vertraut sie Novalis: „Wo keine Götter sind, da walten Gespenster.“

Das hat sie von Müller-Armack gelernt, der erst Nazi war und nach dem Krieg die christlich-soziale Marktwirtschaft erfand. Reparieren und verbessern der ungerechten Zustände hoffnungslos. „Die Gottferne und Sündhaftigkeit dieser Welt lässt es als ein vergebliches Bemühen ansehen, ihr eine soziale Gestaltung geben zu wollen, die als solche immer nur Menschenwerk sein könnte. Zu einem irenischen (friedlichen) Zusammenwirken an der Aufgabe einer konkreten, aus abendländischer Verantwortung geführten Sozialgestaltung scheint mir von dieser Position aus kaum ein Weg zu führen.“ (Alfred Müller-Armack, Religion und Wirtschaft)

Weltliche Wirtschaft ist ein ewiger Reparaturbetrieb. Christliche Soziallehren sind Pflästerchen auf unheilbaren Wunden. Hier kann nur der Arzt helfen, der da kommen soll. Das hat die Engelgleiche bei ihrem Papa unter der Kanzel oft gehört und in reinem Herzen bewahrt.

Neben diesem bloßen Verwalten des Chaos gibt es das Eingemachte, die Herzensangelegenheit der frommen Tochter. Dazu gehört der Staat Israel. Nein, nicht im Sinne eines modernen säkularen Staates, um dessen Wohl wir Deutsche uns besonders bemühen müssten. Israel ist für Angie kein weltlich Gebilde, sondern die Bestätigung, dass Gott noch im Regiment ist. Israel ist ein Gottesbeweis. Dem Geburtsland Jesu dienen, heißt, einen Gottesbefehl ausführen, Gott nah zu sein, seinen Geschichtsplan zu unterstützen. „Nächstes Jahr Jerusalem“, das ist für sie Verheißung, zu dessen Erfüllung die Magd des Herrn im pommerschen Kämmerlein aufgerufen wurde.

Nicht bei Herrn Sauer, hier im Allerheiligsten pocht ihr Herzchen, im Zwiegespräch mit dem Herrn der Geschichte, vor dem sie einstmals Rechenschaft ablegen wird. Und Er wird sie fragen: meine Magd Angela, wie bist du mit meinem Augapfel umgegangen, dem Land meines Lieblingsvolkes? Kannst du durch Taten beweisen, dass du würdig bist, den Erwählten anzugehören? Bescheiden wird sie vortreten und sagen: Herr, für dein Volk habe ich mehr eingesetzt als mein eigenes Volk es für richtig hielt. Doch ich habe durchgehalten und den Heiden mit Deiner Unterstützung Paroli geboten. Dafür bin ich oft gescholten worden, doch für Deinen Dienst hab ich alles auf mich genommen. Und der Herr wird sie vor dem ganzen Himmelsstaat rühmen und sie darf an seiner Rechten sitzen, zu richten die Gottlosen und Heiden, die Lebendigen und die Toten.

Was haben England, Deutschland, Amerika und Israel gemein? Sie hatten eine unzureichende Aufklärung. Locke war Biblizist, tolerant nur bei Evangelen, weder Gottlose noch Katholiken wollte er in seinem Musterstaat dulden.

Die Trennung von Kirche und Staat in den USA diente allein dem Glauben an Gottes eigenes Land, dass Calvinisten die Juden der Moderne seien. Schon 1892 proklamierte der Verfassungsrichter David Brewer: „Dies ist eine christliche Nation“, und behauptete, dass die Trennung von Kirche und Staat in der Revolution „weder ersonnen noch durchgeführt worden sei. Weit davon entfernt, sich selbst überlassen zu werden, wurde Religion in jeden Aspekt und jede Institution des amerikanischen Lebens eingebettet.“ (Howard Zinn, Die Geschichte des amerikanischen Volkes)

In Deutschland maßen sich protestantische Theologen an, die kompetentesten Experten der Aufklärung zu sein. Nämlich jener Aufklärung, die über sich selbst aufgeklärt worden sei, wie Georg Picht zu psalmodieren pflegte. Dass die wahre Aufklärung erst unter Gottes Offenbarung zu sich kommen könne. Erst im Glauben an die göttliche Wahrheit komme die menschliche Wahrheit ans Ziel.

Eben im Augenblick erscheinen die Äußerungen eines Vertreters der SWC, eines Herrn Efraim Zuroff, der Augstein zu Recht auf der Liste der schlimmsten Antisemiten sieht, weil der deutsche Journalist die Ultras auf dieselbe Stufe stelle wie die rachegeleiteten islamistischen Fundamentalisten. Augstein bestreite, dass er Antisemit sei, wodurch er bestätige, einer zu sein. Alle Antisemiten würden leugnen, dass sie Judenhasser seien.

Das ist wie in der spanischen Inqusition. Wer leugnet, ist schuld. Nach dieser Logik wäre auch Herr Zuroff Antisemit. Was würde er sagen, wenn man ihm vorwürfe, selbst Antisemit zu sein? Überhaupt muss man fragen, wer hier die wahren Antisemiten sind. Müssten es nicht jene sein, die dem Staat Israel Schaden zufügen? Wer am ersten und lautesten schreit, muss nicht unschuldig sein.

Ist die Logik des Herrn Zuroff auch Wahn, so hat sie doch Methode. Fehlt nur noch der letzte Schritt, dass jegliche Kritik an abrahamitischen Religionen Antisemitismus sein müsse. Wer die christliche Religion kritisiere, kritisiere die jüdische, wer die jüdische kritisiere, sei ein besonders verwerflicher Antisemit. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Jaja oder Neinnein, ein Drittes gibt es nicht. Die Lauen spuckt der Herr aus seinem Munde.

Das Heilige kritisiert man nicht, sagte Popper kritisch. Das Heilige nannte er das Totalitäre.

Warum ist die Landnahme so wesentlich für das fromme Israel? Das uralte biblische Land ist ein heiliges Land, von Gott den Seinen als Erbe zugesagt. Am Ende der Zeit wird der Messias auf diesem erwählten Boden sein Endreich errichten und im Goldenen Jerusalem Einzug halten. Hier haben keine eingeborenen Kanaanäer, Philister und Palästinenser etwas zu suchen. Kanaan ist das Land, das einstmals anderen Völkern gehörte und von Gott seinem Lieblingsvolk übergeben wurde. Zur Verwirklichung seines Geschichtsplans.

Das Heilige Land ist Zentrum des göttlichen Fahrplans für die ganze Welt, der Nabel des Universums. „Wer sich außerhalb seiner Grenzen befand, der war „fern vom Angesicht Jahwes“ (1.Sam. 26,20). Jahwe ist selbst der Eigentümer des Landes, das er den Seinen als Lehen und Erbe verschrieb. „Mein ist das Land, ihr seid meine Gäste bei mir und Beisassen“, spricht der Herr in Altes Testament > 3. Mose 25,23 / http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/25/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/25/“>3.Mos. 25,23.

Wer das Land besaß, wer es bewirtschaftete, war Gast Gottes, lebte auf dem heiligsten Boden der Welt. Hier war das Allerheiligste, der wiedergewonnene Garten Eden, wo riesige Trauben wuchsen und Milch und Honig floss. „Der Herr hat das ganze Land in unsere Hand gegeben und es sind auch alle Bewohner des Landes verzagt vor uns.“

Dass die Ureinwohner, denen man das Land in Gottes Namen wegnahm, Angst vor ihnen haben, gehört zur biblischen Verheißung. Ein friedliches Zusammensein mit den Verjagten und Geplünderten ist unmöglich. Selbst der sonst so gemäßigte Alttestamentler Gerhard von Rad schreibt über die Atmosphäre der göttlichen Landnahme:

„So hat die spätere Erfahrung von der Unmöglichkeit eines friedlichen Nebeneinanderwohnens und zugleich die Vorstellung von einem legitimen Anspruch Israels auf das ganze Land schon die ältesten Überlieferungen geprägt. Auch hinter ihnen steht schon jenes intransigente Entweder-Oder, dessen sich Israel erst später allseitig bewusst geworden ist“. (intransigent= unnachgiebig, intolerant)

Die Landnahme II des archaischen Landes steht bevor. Kein Land der Welt wird verhindern, dass die Palästinenser in ihrem eigenen Land weiter gedemütigt werden, sich ducken – oder auswandern müssen.

In der westlichen Moderne bestimmt ein heiliges Buch die Agenda der internationalen Politik. Was phantasievolle Schriftsteller vor 1000en von Jahren in Ekstase zu Papier brachten, muss heute Jota für Jota realisiert werden.