Kategorien
Tagesmail

Sofort, Hier und Jetzt LXII

Sofort, Hier und Jetzt LXII,

wenn die Welt zum Teufel geht: was tun wir am liebsten? Zu Land ausfahren!

Wir wollen zu Land ausfahren über die Fluren weit,
aufwärts zu den klaren Gipfeln der Einsamkeit.
Lauschen, woher der Sturmwind braust,
schauen, was hinter den Bergen haust,
I: und wie die Welt so weit: I

Und wandelt aus tiefen Tale heimlich und still die Nacht,
und sind vom Mondenstrahle Gnomen und Elfen erwacht,
dämpfet die Stimmen, die Schritte im Wald,
so seht ihr und hört ihr manch Zaubergestalt,
I: die wallt mit uns durch die Nacht: I

Es rauschen die Bäume, es murmelt der Fluss,
und wer die blaue Blumen finden will, der muss
I: ein Wandervogel sein.

Bevor die alte Erde den Löffel abgibt, wollen wir sie abkratzen sehen. Pardon, im Angesicht des Todes wollen wir Gänsehaut spüren. Die blaue Blume, im Jargon der Eigentlichkeit, heißt: transformatives Reisen.

„Koffer auf, neues Reisejahr rein: Profis erzählen, wo man Kulturschätze fast für sich alleine hat, Familien Abenteuer erleben, Radfahrer touren und Globetrotter sich selbst finden können. Dinge zu erleben, die lange nachwirken und einen innerlich verändern– danach sehnen sich immer mehr Menschen. Transformatives Reisen

  liegt im Trend. Ich freue mich daher aufs Waldbaden in Südtirol. Shinrin Yoku ist eine aus Japan stammende Praxis, dort wird die heilende Wirkung des Waldes schon seit Jahrzehnten erforscht. Beim Waldbaden taucht man nicht etwa ins Wasser eines Sees ein, sondern in die Natur. Alle Sinne sind wach, während man barfuß über weichen Moosboden läuft, die klare Luft und Stille genießt. Auf einmal nimmt man Kleinigkeiten wahr, für die man sonst eher keinen Blick hat: den krabbelnden Käfer, die Fäden eines Spinnennetzes. Eigentlich ist man „nur“ im Wald gewesen – und doch fühlt man sich so erholt, als wäre man sehr weit weg gewesen.“ (SPIEGEL.de)

In der Möglichkeitsform war man weit weg gewesen, wo war man in Wirklichkeit? Als wäre man sehr weit weg gewesen. Sich selbst finden? Hatte man sich denn verloren? Auf einmal nimmt man Kleinigkeiten wahr, für die man sonst eher keinen Blick hat?

Welche Kleinigkeiten? Na, die Welt, wie sie in ihrem Blute liegt. Das macht heilige Schauer, die einem über den Rücken rieseln. Im wirklichen Leben tut man alles, nur nicht sich suchen. Beim Reisen in die Welt tut man, als habe man sich gefunden. Ferien, Urlaub, rund um die Welt düsen, das ist wahrer Gottesdienst.

Wenn Hitzewellen, Tornados, Trockenheit, Tsunamis und Schneelawinen übers Land kommen, heißt es:

„Auf, du junger Wandersmann,
Jetzo kommt die Zeit heran,
Die Wanderszeit, die gibt uns Freud.

Mancher hinterm Ofen sitzt
Und gar fein die Ohren spitzt,
Kein Stund vors Haus ist kommen aus;
Den soll man als G’sell erkennen,
Oder gar ein Meister nennen,
Der noch nirgends ist gewest,
Nur gesessen in sei’m Nest.“

Heute geht das nur per Jet, dass sich die Gifte kringeln. Was hat der Weltklimareport gebracht? Dass Regierungen sich taub stellten, Gazetten den Kassandras den Vogel zeigten. Zu Hause im Nest sitzen bleiben? Nur über unsere Leichen. Wie haben sie den Narren im Weißen Haus geschurigelt, weil er von Naturschonung nichts wissen wollte. Was tun sie selbst? Sie fordern ihr Publikum auf, eben das zu tun, was Onkel Trump von Anfang an empfahl:

„Ökotourismus, Kopfsteinpflaster – und ganz viel Kultur: Die „New York Times“ hat ihre Reisetipps für das Jahr 2019 herausgegeben. Auch zwei deutsche Städte haben es unter die 52 sehenswertesten Orte der Welt geschafft.“ (SPIEGEL.de)

Auch Deutschland ist unter den begehrten Zielen. München zum Beispiel, nicht etwa wegen der Lehr- und Wanderjahre eines genialen Künstler-Führers, sondern wegen – Kultur. Dabei wäre eine Tour nach Ludwigshafen zur BASF viel lehrreicher. Dort könnte man erfahren, wie man die Natur mit Chemie guantanamomäßig zum Sprechen bringen und profitabel veredeln kann:

„Die bayerische Landeshauptstadt ist aus Sicht der „New York Times“ ein Paradies für Kulturfans. Ob Schauspiel, Kunst oder Oper – „München ist nur schwer zu schlagen“, heißt es. Die Theater seien „unter den kreativsten und ehrgeizigsten in ganz Europa“.″

Nicht, dass die Weltkundigen, die sich auf die Spuren der Natur setzen, ihre Kondolenzreisen nicht in vorbildlicher Weise rühmen könnten. Es geht, ja ja, um die Erhaltung der Natur:

„Die Liste bündele „aufstrebende und faszinierende Destinationen“, aber auch Orte, die bedroht sind, schreibt Amy Virshup, Leiterin des „Times“-Reiseressorts, in einem Artikel über die Entstehung der Sammlung. Die Redaktion habe den „Klimawandel zur Priorität“ erkoren. „Bei welchen Orten laufen wir Gefahr, sie zu verlieren?“, lautete eine der Leitfragen – wegen der globalen Erwärmung, dem steigenden Meeresspiegel und heftigeren und häufigeren Stürmen.“

Das ist die begeisternde formula concordiae, die rauschhafte coincidentia oppositorum, die ekstatisch-dialektische Einheit der Gegensätze: indem man die suboptimale Welt unbeirrt zerstört – rettet man sie. Zugleich hofiert man das Aufstrebende und Futuristische und weint über den Untergang.

Mit welchen Maßnahmen laufen wir Gefahr unterzugehen? Eben dies, oh Freunde, lasst uns freudig tun, solange wir noch können. Die Zeit drängt und wir drängen mit. Denn wir alle stehen in der Zeit, wie Trumps deutsche Kollegin den Prediger Salomo bemühte.

Nun kommt die Liste der attraktivsten Sterbe-Orte.

O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern laßt uns angenehmere anstimmen,
und freudenvollere.
Freude! Freude!

Wer wird denn pessimistisch sein beim Untergang der Welt? Hier haben wir keine bleibende Stadt, die zukünftige suchen wir. Und also suchen sie: die NEW YORK TIMES, beste Zeitung der Welt, Hand in Hand mit dem SPIEGEL, der Demokratie für eine Ochlokratie, und Elitokratie für eine ideale Politeia hält.

Das also ist die Schlussfolgerung aus dem drohenden Inferno. Die Weltprotokollanten sind objektiv bis zum bitteren Ende. Penibel notieren sie den Untergang der Titanic für eine Nachwelt, die es nicht mehr geben wird. Aliens, kommt ihr ins Sonnensystem, verkündiget zu Hause, ihr habet uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz unserer Religion es befahl.

Ranglisten bis zum Tod. Stets kommen die Sieger aus Gottes eigenem Land. Die Mächtigsten, Schönsten, Reichsten, Einflussreichsten, Genialsten, Unbesiegbarsten, Fortschrittlichsten: allesamt stammen sie aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Deutschen hecheln vor Wonne, wenn sie unter den ersten Hundert zweimal genannt werden. Rangskalen sind narzisstische Einschätzungen ohne jeglichen Erkenntniswert. Was Sieger der Geschichte für gut halten, das muss auch gut sein.

Rangskalen der vorbildlichsten Staaten und Völker hingegen sucht man vergebens. Nur bad news sind rangskalenwürdig.

Seit ihrer Niederlage haben die Deutschen keinen einzigen sinnvollen selbständigen Gedanken hervorgebracht. Alles imitieren sie sklavisch, um sich als exzellente Schüler zu gebärden. Deshalb das Erschrecken, wenn sie, von Trump degradiert, ohne transatlantischen Segen auskommen müssen. Nie würde Merkel es wagen, den launischen Weltherrscher aus Washington als Gauch zu decouvrieren.

Warum sind sie unzuverlässige, lustlos-dominante Europäer? Weil sie sich nicht trauen, fremdzugehen. Sie fürchten, von Hollywood und Wallstreet verstoßen zu werden, wenn sie ihren europäischen Spielkameraden in Liebe anhingen.

Nun die Rangskala der schönsten und morbidesten Landstriche. Die Herren der Welt haben das Recht, ihren Planeten nach Gutdünken zu kartographieren und hierarchisieren. Was ihr Auge fesselt, siehe, das muss sehr gut sein. Reisen im Angesicht des Todes muss sich herrisch geben, damit niemand auf die Idee kommt, es als obszöne Suizid-Pornographie zu betrachten.

Puerto Rico: Seit hier im September 2017 der Hurrikan „Maria“ wütete, litt der Tourismus auf der Karibikinsel.

Ontarios Eishöhlen: Kanada zaubert im Winter ein besonderes Naturphänomen hervor. Aber: „Der Klimawandel lässt an ihrer Zukunft zweifeln“, die Eishöhlen zählen zu den „Orten, wo die Schönheit des Winters auf dem Spiel steht“.

Tahiti: Inselbewohner in Französisch-Polynesien sind vom Schmelzen der Eiskappen und dem Anstieg des Meeresspiegels direkt bedroht. Umso besser, wenn sich hier verstärkt Ökotourismus etabliert.

Dakar: Laut „New York Times“ strotzt die Hauptstadt von Senegal vor positiver Energie. Problem: Die Überfischung und ein rasanter Bevölkerungswachstum strapazierten die Region.“

Kämen Aliens zur Besichtigung der toten Gattung, sollten sie reden wie die Wiener:

„Die Himmelstraße in Grinzing war gestern Nachmittag so dicht mit Menschen besät, wie kaum an Sonntagen. Dass die Wiener nichts mehr lieben als eine ‚schöne Leich‘, galt auch für den von manchen gehassten Hofopern-Direktor Gustav Mahler.“

Der Tod, das muss ein Wiener sein. Wenn wir schon untergehen, dann mit pompöser Geste, eingerahmt in alteuropäischen Stolz auf die Leich:

„… wie der Wiener seinem Tod begegnet, wie er ihn anpackt oder umgeht, wie er ihn feiert mit jedem Pomp und jeder Prachtentfaltung, ein überdimensioniertes, spektakuläres Finale. Aber auch wie er ihn verdrängt an die Oberfläche sensationslüsterner Allgemeinheiten und banaler Tratschsucht. Die Wiener betrachteten sie als eine Art psychischen Kompensator, die Feierlichkeiten machten den Tod erträglicher, meint er. Das habe sich immer dann besonders gezeigt, wenn Berühmtheiten verstarben, wie Mitglieder des Kaiserhauses. Bei solchen Trauerfeierlichkeiten wurde alles aufgeboten, was möglich war, es war das Nonplusultra der ‚Wiener Totenopern‘. Der Unterhaltungswert der Leichenzüge sei so groß gewesen, dass geschäftstüchtige Wiener mit einer vornehmen Wohnung entlang der Prozessionsroute Fensterplätze gegen Bezahlung anboten. Als „Grosse Fensteröffnung“ waren die entsprechenden Inserate in den Zeitungen überschrieben, wie einige Beispiele im Museum zeigen.“

War es nicht ein Wiener, der dem Leben den Todestrieb verpasste?

„Wenn wir annehmen, dass das Lebende später als das Leblose gekommen und aus ihm entstanden ist, so fügt sich der Todestrieb der erwähnten Formel, dass ein Trieb die Rückkehr zu einem früheren Zustand anstrebt.“ (Freud)

Zurück zum Ursprung – das soll der Sinn des Todes sein? Welch eine alteuropäische, zukunftsvergessene Zumutung. Die New Yorker würden ihren Todestourismus überdenken, wenn sie den Zusammenhang mit dem untergehenden Habsburger Reich kapieren würden. Gibt es etwa obskure Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Hayeks Todesökonomie – bekannt unter dem Begriff Neoliberalismus – und jenem Drehorgelspieler aus dem Wienerwald, der dem Leben besondere Heiterkeit verlieh, weil er den Tod besang?

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Die Weltreisen zum Tod sind ein Mittel, klug zu werden!

Unter Kaiser Willem gab es bereits einen deutschen Tourismus der Extraklasse. In Berlin-Steglitz wurde er aus der Taufe gehoben und hörte auf den Namen Wandervogel. Wollte er die Welt kennen lernen? Er wollte Abenteuer erleben, um deutsche Gesinnung im Kontrast zum lächerlichen Rest der Welt zu feiern. Das Fremde als Unterlegenes und Absterbendes war nur ein Stimulans zur Entdeckung der eigenen Überlegenheit.

„Der Globus quietscht und eiert, der Rost sitzt überall. Bald ist er ausgeleiert, der alte Erdenball. Doch wir, wir wolln ihn schmieren, wer wäre nicht dafür? Und‘s dann nochmal probieren! Ja, singt eins, zwei, drei, vier: Wir haben immer, immer gute Laune, ja, Junge staune, ja, Junge staune! Wir lachen jeden Griesgram an, bis daß er wieder, wieder lachen kann und singen wie ein wilder Wirbel-Wirbelwind, was wir für tolle, tolle Kerle sind.“

Ausgeleiert, der alte Erdenball. Das Ganze von vorn. Ist das nicht zum Totlachen? Heute wird weniger gelacht, als demiurgisch weit in die Zukunft verwiesen, mit jener unnachahmlichen Bewegung, als ob man die digitale Schöpfung wie einen knetbaren Kloss in Händen hielte. Das Reisen in den Tod der Zukunft macht in Amerika Masters of Universe, in Deutschland neokoloniale Herrenmenschen.

Sollen wir etwa die geraubten Kunstwerke der Völker zurückgeben? Wer solchen Unsinn fordert, scheint Afrika nicht zu kennen – behauptet der stramme Rechtsaußen des SPIEGEL, Jan Fleischhauer. Jan, kein Mann mit Seemannsbart, hat schon viele Kaperfahrten hinter sich gebracht:

Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein.
Jan
und Hein und Klaas und Pit,
Die haben Bärte, die fahren mit.
Alle die Weiber und Branntwein lieben, müssen Männer mit Bärten sein.
Alle die Tot und Teufel nicht fürchten, müssen Männer mit Bärten sein.

Fleischhauer kennt Afrika wie seine Westentasche. Wie kann man nur die Forderung stellen, geraubte Kunst an diesen korrupten Kontinent zurückzugeben, der seine eigene Kunst nicht zu schätzen weiß und – ganz anders als der Westen – nur an Mammon denkt:

«Wie können es Museen rechtfertigen, Objekte aus kolonialen Kontexten in ihren Sammlungen zu haben, deren Verbringung nach Deutschland unserem heutigen Wertesystem widerspricht?», heißt es in einem Beitrag, den Grütters zusammen mit der Staatsministerin für internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering, verfasst hat. «Was sagt es über uns aus, wenn zuweilen pauschal unterstellt wird, Kulturgüter würden in ihren Herkunftsländern nicht den Schutz erfahren, der ihnen gebührt?» Na ja, was sagt es aus? Dass man schon mal in Afrika unterwegs war, würde ich sagen. «Wenn wir alles zurückgeben, würde es untergehen. Die Korruption in Afrika ist unvorstellbar. In zehn Jahren sind die Sachen alle weg.»“ (SPIEGEL.de)

Der Räuber entscheidet, ob der Beraubte seine Kunstwerke wert ist. Verstehen die Opfer denn etwas von Kunst? Kunst ist für sie doch nur ein Vorwand. Was sie wollen, ist: bestochen werden. Afrika ist seiner eigenen Kunst nicht würdig. Experten aus der westlichen Welteroberungskultur müssen kommen, um die entwendeten Kunstwerke der Völker gegen sie selbst zu schützen.

Das ist wahrer Imperialismus des Geistes: Fleischhauer würde das Herz bluten, wenn die Kunst der Primitiven unterginge. Nur hochentwickelter Geist kann die Kunst der Zurückgebliebenen schätzen. Was Fleischhauer besonders ärgert, ist die Bußfertigkeit der Europäer:

„Wenn es um das koloniale Erbe geht, plagt gerade Menschen in der Kulturszene, die mehrheitlich eher links stehen, ein furchtbar schlechtes Gewissen. Der Kolonialismus gilt als ein besonders abscheuliches Kapitel der Geschichte des Westens. Die Rückgabe afrikanischer oder asiatischer Kulturgüter erscheint als eine Wiedergutmachung für das Unrecht, wie überhaupt auffällt, wie stark die Diskussion von Begriffen wie Schuld und Sühne geprägt ist.“

Das ist der Sinn der Endzeit: ohne Schuld und Sühne die Natur demolieren, reinen Gewissens um die Welt reisen, in der Gewissheit: die Welt hat er euch unter die Füße gelegt.

Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsre Fahne nicht.

Wir treiben die Beute mit fliegenden Segeln,
wir jagen sie weit auf das endlose Meer.
Wir stürzen auf Deck und wir kämpfen wie Löwen,
hei unser der Sieg, viel Feinde, viel Ehr!

Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere
und fürchten nicht Tod und Teufel dazu!
Wir lachen der Feinde und aller Gefahren,
im Grunde des Meeres erst finden wir Ruh.

Welch skurriler Zufall: Merkels Lieblingslied. Wir ahnen eine unterirdische Empathie zwischen Wandervögeln, Kondolenztouristen und Wirtschafts-Piraten, die weder Tod noch Teufel fürchten.

Ein letztes Mal die Weltbeute bewundern. Dann Rückkehr zum Anfang. Das Leben der Gattung währet schon 100 000e von Jahren. Und das meiste ist Mühsal und Arbeit gewesen. Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß. Das Leben geht eilends vorüber und wir fliegen dahin. Lehre uns unsere Tage zählen, dass wir nicht in Versuchung geraten, auf Erden ewig ausharren zu wollen.

Hat sich, nach Verkündigung der Klima-Apokalypse, irgendetwas in der Welt getan? Sind die Regierungen der Welt vor ihre Völker getreten, haben eindringlich und einstimmig an sie appelliert, an jedem Tag, der uns verbleibt, auf allen Ebenen der Gesellschaft, in Familien, Nachbarschaften, Schulen, Organisationen, Betrieben, zusammenzutreten, um zu beraten, was jeder an seiner Stelle und alle zusammen tun können, um das irreversibel scheinende Ende zu verhindern?

Schlossen sich alle Zeitungen, alle Medien zusammen, um von den Bemühungen der Menschheit zu berichten? Um selbst anzupacken und alle anzuspornen, das Unmögliche möglich zu machen, damit dem lächerlichen Todestrieb der Gattung ein Schnippchen geschlagen werden kann?

Tod als Vollendung des individuellen Lebens – Ja.

Tod der Gattung als Flucht vor dem Leben und kollektive Lust am Untergang – Nein.

Was ist seit dem Tag der Wahrheit geschehen? Nichts ist geschehen.

Der SPIEGEL trommelt für antiökologische Lustreisen in den Tod. Er bezweifelt die Fähigkeit des Menschen, sich zu verändern und zu humanisieren. Leben lernen als Selbst-Vollendung sei eine makabre, ja totalitäre Idee. Die Kooperation einer vernünftigen Gesellschaft in demokratischer Urkompetenz sei Schwachsinn. Das Volk? Verblödet. Nur Eliten könnten uns helfen.

Vorhang zu und alle Fragen offen. Nur Supermaschinen, die Geschöpfe der Menschen, werden sie beantworten. Herr Nachbar, was sagt die Börse zum neuen Jahr?

 

Fortsetzung folgt.