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Sofort, Hier und Jetzt LX

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woran erkennt man den Weltuntergang und wie sollte man sich angesichts des Endes am sinnvollsten verhalten?

Die Frau ist nicht nur Ursprung der Sünde, sondern auch die finale Zerstörerin. Kann auch nicht anders sein, wenn die heiligen Bücher vom Anfang und Ende der Welt von Männern verfasst wurden.

„Das vierte und letzte Zeitalter im hinduistischen Glauben wird geprägt von der Verwandlung der Mutter in die Zerstörerin. Der Grund für diese Verwandlung liegt im sittlichen Verfall des Menschen. Sie werden gewalttätig und sündig, weil sie im weiblichen Prinzip nicht mehr die Göttin erkennen. Wegen abnehmender Erkenntnisfähigkeit und verstärkter sinnlicher Begierde der Menschen im Kali-Yuga-Zeitalter werden sie unfähig, die Frauen als Verkörperung der Shakti zu erkennen.“

(„Shakti, wörtl. „Kraft“, „Energie“, steht im Hinduismus für die weibliche Urkraft des Universums − sie stellt eine aktive Energie dar. Die unzähligen indischen Göttinnen werden als Form von Shakti angesehen.“)

Nur wenige schaffen es, dem Verfall zu entgehen, „wenn sie sich dem Lotos am Fuße ihrer Mutter und ihren eigenen Ehefrauen hingeben.“

Nur weibische, schwache Männer, Träumer und Phantasten, schaffen es, sich der Katastrophe entgegenzustellen. Knallharte He-Männer gehen aufrecht ins Verderben.

Die Göttin wird alles vernichten und ins ursprüngliche Chaos zurückkehren. Nach einer nicht messbaren Zeit – weil auch die Zeit vernichtet wurde – wird Kali ein

  neues Universum erschaffen. Da capo.

Woran erkennt man die Anzeichen des nahenden Weltgerichts? „Dass soziale Ordnungen zerfallen, Kriminalität und Gewalt überhand nehmen und die menschliche Vernunft verkommt.“

Also keinerlei Ähnlichkeiten mit der Jetzt-Zeit, in der alles immer besser wird – wie lebensfrohe Experten betonen. Finanzkrisen sind kein Beweis für den Untergang, sondern dienen dem Zweck, die letzten Besitztümer der Völker den Superreichen der Welt in die Tresore zu spülen. Wer besitzt, soll alles besitzen.

„Da ist auch nicht einer, nicht ein einziger, in dem erleuchtete Güte (sattva) wohnt, kein Weiser und Heiliger, der die Wahrheit redet und zu seinem Wort steht. Der Brahmane ist nicht besser als der Narr. Die gesellschaftlichen Klassen unterscheiden sich in nichts mehr. Alle Bande der Liebe und Sympathie lösen sich auf sich, Eigensucht beherrscht alles. Das All ist reif für Auflösung.“

In den letzten Tagen wird die Gesellschaft in einen Zustand geraten, „wo Reichtum Rang verleiht, Besitz die einzige Quelle der Tugend wird, Brünstigkeit das einzige Band der Geschlechter und Betrug die Grundlage des Erfolgs ist.“

Nicht nur religiöse Mythologen, auch die Stoiker glaubten an das Ende der Welt:

„Ein neues Meer wird alles überfluten und der Ozean wird das Zentrum der Welt sein. Alle von der Natur getrennten Dinge werden zu einer einzigen Masse verschmelzen.“

Die Germanen kannten Ragnarök, das Weltgericht. Auch hier ist es die Göttin, die als Zerstörerin die Welt mit ihrem riesigen Schatten verschlingt.

Nach Zerstörung der ehrlosen Welt wird eine Zeit der finsteren Leere kommen. Aus dem Schoß der Göttin wird ein neues Universum geboren werden. Das Urelternpaar wird ein neues Menschengeschlecht zeugen. „Die Frau wird „Leben“ heißen (Eva heißt Leben), der Mann wird genannt werden: „Der das Leben begehrt“.

Womit der Urgrund des Geschlechterkampfes genannt wäre. Der lebensgierige Mann muss sich nach der Frau verzehren, die identisch ist mit dem Leben. Also muss er sie unter Kontrolle kriegen, um nicht als minderwertiges Wesen zu erscheinen, das nur durch die Frau lebensfähig ist.

Die Perser verwandelten den Zyklus aus Vergehen und Werden in eine irreversibel-lineare Einmaligkeit ohne Wiederkehr des irdischen Lebens. Über jüdisch-essenische und römische Sekten gelangte das persische Weltgericht in den christlichen Glauben, der ihn als Jüngstes Gericht allen Menschen verkündete.

Bis heute. Deutsche Christen ignorieren den aussichts- und hoffnungslosen Teil ihres Glaubens. Nur wenige Auserwählte – zu denen sie selbst gehören – werden dem ewigen Verhängnis entrinnen. Konkurrierende Anwärter auf Auserwähltheit müssen prophylaktisch eliminiert werden. Zwar gibt es viele Wohnungen im Hause des Vaters, aber nicht endlos viele.

Das Jüngste Gericht kann jeden Moment beginnen. Jesus, der als Sohn Gottes nicht alle Geheimnisse seines Vaters kannte, war von seiner Wiederkehr zu Lebzeiten der ersten Gläubigen überzeugt. Eine erstaunliche Ignoranz, die die Christenheit mit allen Mitteln des Fortschritts und einer grenzenlosen Naturzerstörung überdecken und verleugnen muss. Wenn ihr Erlöser versagt, müssen sie selbst erfüllen, woran sie glauben.

Die gesamte abendländische Geschichte dient der Rettung des unwissenden, gescheiterten Erretters. Nicht der Messias errettet den Menschen, die Menschheit errettet den Glauben an den Messias. Christen leben unter permanentem Beweisdruck. Ihre Hektik und Beschleunigung entspringen ihrem schmerzlichen Verdacht, vor der Welt unglaubwürdig zu sein, solange die Natur ins Unendliche zu bestehen scheint.

Jeden Augenblick kann der Herr kommen. Die Zeit drängt, obgleich niemand weiß, wann er an die Pforte klopfen wird. Die törichten Jungfrauen glauben an nichts und verschlafen alles, nur die gewitzten versetzen sich in unnatürliche Wachsamkeit, um so präsent zu sein, wie heutige Arbeitnehmer präsent sein müssen, um die Aufträge ihrer Herren allzeit bereit auszuführen.

Erzwungene Wachsamkeit ist ein Frevel am erholsamen Schlaf, der köstlichen Gabe der Natur. Wer permanent wach sein muss, verfällt in somnambule Trance und wird denk-unfähig.

Die gegenwärtige Dauer-Trance wird nicht nur von der Kanzlerin, sondern von allen Medien vermittelt. Edelschreiber verkünden die Botschaft: alles im grünen Bereich. Kleinere Defekte belanglos, wir werden unbegrenzt mächtig und reich. Und, nein, wir müssen uns nicht grundlegend verändern.

TV-Medien sorgen für expandierende Entpolitisierung. Politik wird auf Nebenkanäle ausgelagert. Sport und Event-Zirkus beherrschen nicht nur das Wochenende, sondern durchdringen immer mehr das tägliche Programm. An Feiertagen gibt’s wochenlang keine politischen Gespräche. Politik, so die unterschwellige Botschaft der TV-Clowns, ist etwas, was vermieden werden muss. Politik zur besten Sendezeit? Unmöglich. Wenn alles schläft, kommen Beiträge, die brisant sein wollen.

Die Hektik der Moderne ist Trance im Akkordmodus. Nicht mehr wissen, was man tut, weil man übermüdet und bewusstseinlos geworden ist, gehört zu den Tugenden derer, die nicht mehr hellwach und reaktionsfähig sein können, weil sie nicht mehr schlafen dürfen. Wenn man nicht weiß, was die Uhr geschlagen hat, muss man die Zeit auskaufen.

Und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.

Zeit muss effizient genutzt werden, denn jeden Augenblick könnte der Herr kommen. Elementare, natürliche Bedürfnisse müssen ausgereutet werden. Schon jetzt leben wir in zukünftigen Zeiten. Ununterbrochen müssen wir die Parusie simulieren, sonst erliegen wir der Versuchung der bösen Zeit. Wer seine Zeit nicht dem Dienst Gottes widmet, gerät unter die Tyrannei der rasenden Zeit.

„Wahrhaftig, ich sage euch: von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“

Woraus manche den Imperativ ableiten, durch Algorithmen unsterblich zu werden, um die Wiederkehr am Sankt Nimmerleinstag nicht zu versäumen.

Da die Urchristen das Ende der Welt schon zu ihren Lebzeiten erwarteten, sahen sie keinen Sinn darin, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Eine Schwangerschaft war für sie eine Trotzreaktion gegen das drohende Ende, ein Verstoß gegen das Gebot, rund um die Uhr auf den Herrn zu warten. Wer allzu sehr seine Kinder liebt, muss den Herrn vernachlässigen.

„Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen: der Zorn Gottes wird über das Volk kommen.“

Als Jesus partout nicht kommen wollte, musste, wie immer, von den Theologen getrickst werden. Aus einem Jahr wurden, nach Psalm 90, 1000 Jahre. Denn für Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag. Also erwartete die Kirche die Wiederkunft Christi im Jahre 1000 nach Christus. Auch das ging vorbei und nichts geschah.

Dann sollte es der Heilige Franziskus sein, der sich „ganz in die Person Christi verwandelt habe“. Franziskus, zuerst vom Papst abgelehnt, wurde zum großen Wundermann, der von den Sünden der in Luxus und Fleischeslust verdorbenen Kirche ablenken sollte.

Womit wir beim gegenwärtigen Franziskus angekommen wären, der die Kirche von allen Sünden der Hoffahrt reinigen will – indem er von der Luxuskarosse auf einen Durchschnittsbenziner umsteigt. Wahrhaft, nach solchen Wundertaten kann endlich der Herr kommen. Und wenn er‘s immer noch nicht tut, wird die Menschheit ihm zuvorkommen und das Ende selbst herbeiführen.

Dann wird sich bewahrheiten, was der Evangelist Johannes prophezeite:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue und wird Größeres als dies tun; denn ich gehe zum Vater, und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater in dem Sohn geehrt werde.“

Die Gottebenbildlichkeit des Menschen bedeutet keine Einszueins-Imitation, sondern die unvorstellbare Gnadengabe, den Göttersohn in Wunderdingen zu übertreffen. Jesus verheißt seinen Jüngern eine Geisteskraft, die sie befähigt, noch größere Werke zu tun als er selber. Gläubige werden eines Tages nicht nur zu Übermenschen, sondern zu Göttern, die sich vor niemandem verstecken müssen. Der Jesuit Teilhard de Chardin spricht vom Omegapunkt der Evolution, an dem Christus die Natur erlöst, indem er mit ihr verschmilzt.

Ob sie es wissen oder nicht: die Weltallbesiedelungspläne der Herren Bezos, Musk & Co sind ohne Neues Testament nicht möglich:

„Die Welt schaffen, vollenden und entsühnen, so lesen wir bereits bei Paulus und Johannes, ist für Gott die Einigung der Welt in einer organischen Vereinigung mit sich selbst. Auf welche Weise eint er sie? Indem er zu einem gewissen Teil in die Dinge eintaucht, indem er sich zum ‚Element‘ macht, und indem er dann, kraft des im Herzen der Materie gefundenen Stützpunktes, die Führung und den Plan dessen übernimmt, was wir heute Evolution nennen. Indem er als Mensch unter Menschen erstanden ist, hat Christus als Prinzip universeller Lebenskraft seine Stellung eingenommen, und er ist seit je dabei, den allgemeinen Aufstieg des Bewusstseins, in den er sich hineingestellt hat, unter sich zu beugen, zu reinigen, zu leiten und aufs höchste zu beseelen.“ (de Chardin, Der Mensch im Kosmos)

De Chardin will nichts anderes als Hegel: am Ende der Geschichte wird es eine große Synthese geben aus Sein und Nichts, aus Geist und Natur. Das Wirkliche wird vernünftig, das Vernünftige wirklich.

Den Weltuntergang erkennt man am moralischen Verfall des Menschen. Da es um eine Strafaktion Gottes geht, muss der Mensch ein Sünder sein, der für seine Widerborstigkeit gegen den Himmel sühnen muss.

Wie verhält man sich am sinnvollsten, wenn die Tage der Natur gezählt sind? Hier agieren die Deutschen am vorbildlichsten.

a) Sie ignorieren das apokalyptische Gefasel und glauben heroenhaft an eine glanzvolle Zukunft:

„Dass alles immer schlimmer wird, ist die große Erzählung in unseren Demokratien. Warum nicht einmal im Jahr einen Tag der Zuversicht begehen? Und daran erinnern, dass die Welt besser wird, zäh und mit Rückfällen, aber dennoch.“ (WELT.de)

Schreibt Matthias Horx, Zukunftsenthusiast, indem er den drohenden Untergang der Menschheit nicht zur Kenntnis nimmt. Realitäten müssen ignoriert werden: darin sind deutsche Autohersteller, Flugplatz-Erbauer und Klimaleugner vorbildlich. Die biblische Apokalypse scheint Horx nicht zu kennen. So wenig wie die Tatsache, dass Christen – wie etwa die amerikanischen Fundamentalisten – an das Jüngste Gericht glauben müssen. Rät er zum Abfall vom christlichen Glauben oder warnt er vor denen, die vor der Apokalypse warnen? Unklarheit, dein Name ist deutsch.

b) Deutsche Irrealisten bezeichnen alle, die vor dem Weltuntergang warnen, als Angstmacher:

„Das Kerngeschäft der Grünen ist Angstmacherei. Sie schüren die Furcht vor dem Weltuntergang und leiten davon eine Verbotspolitik ab. Ja, die Grünen sind eine öko-populistische Partei. Es gibt keinen vernünftigen Menschen, dem Klimawandel, Artensterben oder Flächenverbrauch keine Sorgen bereitet. Aber man kann diese Probleme doch nicht fundamentalistisch lösen, indem man sich nur noch auf ein Ziel fokussiert und alle Auswirkungen ignoriert. Nur Populisten fordern das, was kurzfristig Effekt verspricht. Als Volkspartei entwickeln wir Lösungen, die auch widerstrebende Interessen unter einen Hut bringen.“ (Sueddeutsche.de)

Sagt CSU-Generalsekretär Markus Blume. Der fromme Schöpfungsbewahrer merkt nicht, dass er Wunder vollbringen müsste, wenn er Widersprüche unter einen Hut bringen will. Die dialektische Kunst, Widersprüche in Wohlgefallen aufzulösen, wird hierzulande bereits in Kitas eintrainiert.

Nicht die Urheber der Gefahr werden benannt und angeklagt, sondern die Boten der Gefahr. Wer eine klare Meinung hat, spaltet die Gesellschaft. Nicht so die Bajuwaren mit dem Kreuz.

„Die Grünen spalten unsere Gesellschaft. Die Grünen machen das, indem sie alle Sachfragen zu Moralfragen erklären. Die Grünen teilen Menschen und deren Überzeugungen ein in gut und schlecht, in richtig und falsch. Die Union hat einen anderen Ansatz: Wir wollen die Dinge, die in der Gesellschaft auseinanderstreben, wieder verbinden.“

Die Schwarzen benötigen keine Moral. Ihr christlicher Glaube folgt göttlichen Geboten, die alle irdische Moral übersteigen. Wäre der CSU-General ein Protestant, würde er Moral mit „Werken“ assoziieren – und vor dieser Werkgerechtigkeit ausspucken.

Die CSU-CDU verbietet nichts, sie erlässt nur Gesetze. Wenn die Grünen Gesetze fordern, um die Natur zu retten, handeln sie moralistisch. Wenn Christen Gesetze erlassen, verbinden sie Freiheit und Ordnung, wenn die Grünen Gesetze fordern, wollen sie eine faschistische Zwangsbeglückung.

Am SZ-Interview kann man erkennen, was ein Interview ist. Allerdringlichste Gegenfragen werden nicht gestellt. Die Befragten können ungehindert reden, wie es der Geist ihnen eingibt. Politiker und Medien bilden eine homogene Führungsschicht, die alle abweichenden Meinungen als populistisch abwerten, ihren eigenen Populismus aber als göttlich inspirierte Rede betrachten. Sie können keine Besserwisser leiden, doch an ihrer Überlegenheit lassen sie keinen Zweifel.

„So sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“

c) Man ist intellektuell bescheiden, weiß, dass man nichts weiß und was man von der ganzen Umwelt-Chose halten soll, stellt die Forderung, keine Patentrezepte zu haben und rät, in Würde und Gelassenheit zum Untergang anzutreten:

„Heute weiß keiner, wo es hingehen soll. Sympathisch sind mir Zugänge mit der Prämisse, dass wir neu verstehen müssen, dass wir keine Patentrezepte mehr haben. Individuelles Alltagsverhalten und reales Leben abhängig zu machen vom Ziel einer unbegrenzten Erhaltung der Menschheit – das halte ich für eine große Zumutung. Meine Enkel in Deutschland lernen schon in der Grundschule, dass die Menschheit nicht an ihr Ende kommen wird, wenn sie nur den Müll immer noch sorgsamer trennen. Das führen sie mir dann vor, vermutlich weil ihnen mein Alter schon ein bisschen Angst macht. Ich frage mich, ob es nicht eine Perspektive geben könnte, die in Würde das anstehende Ende der Menschheit ins Auge fasst, statt dieses Ende zu verdrängen. Eine gewisse Gelassenheit also. Das Ende erscheint ja nicht mehr vermeidlich, wenn man es naturwissenschaftlich denkt.“ (TAZ.de)

Erklärt ein berühmter deutschstämmiger Professor im kalifornischen Mekka der Weltgenies, zugleich Großvater von deutschen Enkelkindern, die er in befremdlicher Weise verhöhnt. Denn sie wollen dem überaus gebildeten Opa weismachen, dass man die Welt immer noch retten kann, wenn man nur sorgsam Müll trennt. Wenn das keine Zumutung für einen amerikanischen Geschichtssieger ist!

Könnten die Deutschen nicht gelassen in den Untergang gehen, wenn sie das Ende naturwissenschaftlich denken? Doch die Naturwissenschaften sehen das Ende des Universums erst in Millionen Jahren. Das Ende durch Klimaerhitzung aber ist kein naturwissenschaftliches Gesetz, sondern ein Machwerk der Menschen.

Auch hier: von Peter Unfried keine einzige notwendige Gegenfrage. Interviews der Meinungs- und Schreibeliten sind Dialogpredigten ohne Dialog. Man redet in forschem Ton, doch in allen wichtigen Punkten ist man ein Herz und eine Seele.

d) Das alles genügt noch nicht. Gegen aktive Naturschützer müssen Gesetze erlassen werden. Wo kämen wir hin, wenn wir uns von übereifrigen Sektierern auf der Nase herumtanzen ließen:

„Die Deutsche Umwelthilfe erklagte in vielen Städten Dieselfahrverbote. Die CDU möchte solche Verbandsklagen jetzt erschweren. Die DUH klagt derzeit in einer Reihe von Städten, um Maßnahmen für bessere Luft durchzusetzen. In zahlreichen Kommunen ordneten Gerichte daraufhin Fahrverbote an.“ (ZEIT.de)

Von Gewerkschaften und der SPD haben wir noch gar nicht gesprochen. Denen ist das tariflich verbürgte Hemd näher als der Rock des Überlebens. Ökologie und Ökonomie haben gefälligst vereinbar zu sein.

„Frau Nahles, was halten Sie eigentlich von der Deutschen Umwelthilfe und ihrem Weg, Grenzwerte – und jetzt wohl auch ein Tempolimit – breit einzuklagen? Nahles: „Mich irritiert dieses Vorgehen. Wir haben über den neuen Rigorismus in Deutschland gesprochen. Wer Verantwortung für das große Ganze trägt, muss anders agieren.“ (WELT.de)

e) Deutsche sind aufgeklärte Menschen und glauben an keinen Weltuntergang. Mit apokalyptischen Schauermärchen wollen sie nichts zu tun haben. Das überlassen sie – nicht ohne unterschwellige Verachtung – den Amerikanern:

„Trump ist der am wenigsten religiöse Präsident der letzten Jahrzehnte. Aber wie kein anderer hat er seinen politischen Durchmarsch auf die Apokalypse-Vorstellung gegründet, den biblischen Mythos, der zum amerikanischen Nationalmythos geworden ist. Viele Europäer haben nur noch vage Vorstellungen von der biblischen Apokalypse-Erzählung. Sie würden das Wort mit Weltuntergang übersetzen und ihn sich ausmalen wie den Untergang eines Schiffs, als finale Katastrophe. Für sie ist die Weltuntergangsangst so mittelalterlich wie die Vorstellung von der Erde als Scheibe. Ganz anders ist es in den USA. Unter den puritanischen Siedlern war der Glaube verbreitet, man habe die Endzeit im heimischen England bereits erlebt und stehe nun mit der Ankunft in Amerika am Beginn des 1000-jährigen Gottesreichs. Die Apokalypse-Vorstellung wurde zum Kern der Nationalmythologie. Der Ideenhistoriker und Philosoph John Gray spricht von der „Amerikanisierung der Apokalypse“. Amerikanische Politiker haben in Krisenzeiten immer wieder auf diese Idee zurückgegriffen. Sie diente dazu, eine zusammengewürfelte Bevölkerung zu einen; rechtfertigte das Abschlachten der Indianer; machte die Unbill der Kolonisierung erträglicher, indem es die Besiedelung des Westens in eine universale Mission einbaute; und kompensierte Amerikas Vergangenheitslosigkeit durch eine aus der Zukunft hergeleitete Teleologie.“ (Sueddeutsche.de)

Hier driften Amerika und Europa am weitesten auseinander. Doch die Kluft zwischen biblischer Apokalypse und scheinbarer Aufgeklärtheit wird hierzulande kaum angesprochen. Der SZ-Artikel ist eine rühmliche Ausnahme.

Gleichwohl muss auch er seinen deutschen Tribut bezahlen: Trump sei zwar ein exemplarischer Politapokalyptiker, doch der „am wenigsten religiöse Präsident der letzten Jahrzehnte.“ Das ist Nonsens. Das wüste Treiben des Präsidenten hätte man früher felix culpa, glückliche Schuld, genannt. Die Deutschen hingegen lassen nicht zu, dass ihr Glaube durch politische Taten in den Dreck gezogen wird.

Einen wahren Glauben erkennt man nicht an Bekenntnissen, sondern an reellen Taten.

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“

Stell dir vor, es ist Weltuntergang und niemand schaut hin. Die Deutschen befinden sich in eschatologischer Wahrnehmungs-Starre. Und verleugnen, was zu glauben ihre Religion ohne Wenn und Aber fordert: das Ende der Welt. Längst hätten sie aktiv werden müssen, glauben aber nicht an die charismatische Kompetenz ihres Handelns.

Was bleibt ihnen, wenn sie durchdrungen sind von der Nichtswertigkeit ihrer sündigen Kreatur? Lautloses Beten als wütende Ablehnung aller moralischen Autonomie und passive Verantwortungslosigkeit als unterdrückter Hilferuf an jenseitige Mächte:

Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.“ (Reinhold Schneider)

 

Fortsetzung folgt.