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Sofort, Hier und Jetzt LIII

Sofort, Hier und Jetzt LIII,

„Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und trotzdem stehlt ihr ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen. Wir sind nicht hergekommen, um die Regierenden dieser Welt zu bitten, sich zu sorgen. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert und werdet es wieder tun. Euch gehen die Ausreden aus und uns die Zeit. Wir sind hergekommen, um euch wissen zu lassen, dass der Wandel kommt, ob es euch gefällt oder nicht. Die wahre Macht ist bei den Menschen. Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder haben werde, werden sie vielleicht diesen Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach euch fragen. Vielleicht werden sie fragen, warum ihr nichts gemacht habt, als es noch Zeit zum Handeln gab. Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen Planeten, auf dem wir leben können. Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr Erwachsenen von uns verlangt. Aber wir ahmen euch nach. Und weil ihr Erwachsenen euch nicht für meine Zukunft interessiert, werde ich eure Regeln nicht beachten. Ich mache das, weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt.” (Berliner-Zeitung.de)

Hört ihr die Kinder weinen? Diese Zeit schien endlich vorbei. In Wirklichkeit wurde nur die letzte und irreversible Epoche vorbereitet:

Hört ihr die Kinder vor Entsetzen schreien? Hört ihr, wie sie allmählich verstummen? Hört ihr, wie euch Hören und Sehen vergehen? Merkt ihr denn nicht, dass ihr nichts bemerkt und auf nichts mehr reagiert? Ständig redet ihr von Zukunft – und zerstört unsere Zukunft. Alles, was ihr tut, dient nur noch einem Zweck: euren Kindern und Kindeskindern das Grab zu schaufeln. Ihr seid die Totengräber der Menschheit.

In Kattowice einigten sich die Delegierten der Völker auf Null-Aussagen. Aufatmen! Nun kann alles in gewohnter Lähmung weitergehen.

Wären die Verhandlungen doch nur gescheitert, dann wäre die Weltöffentlichkeit vielleicht aufgeschreckt. Lethargie? Es ist Getrieben sein, eine alles

  überrollende Nötigung, ein übermächtiger Zwang ins Nichts.

Als die Kreuzzüge gegen die Ungläubigen scheiterten, riefen Seelenhirten die Kinder auf, das Debakel der Erwachsenen auszubügeln und ins Heilige Land zu ziehen. Kaum ein Kind kehrte nach Hause zurück.

Kinder werden geopfert, um die Gunst der Götter zu gewinnen und die Nöte der Erwachsenen zu beheben. Kinder werden ermordet, weil Väter fürchten, von ihnen überrundet zu werden. Maschinen sollen Menschen ersetzen und an den Rand des Existenzminimums bringen, damit sie keine Kinder mehr ernähren können. Kinder werden für ihre Väter schuldig gesprochen:

der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied.“

Frauen und Mütter werden gequält und ermordet, damit sie keine überflüssige Brut auf die Welt bringen. Nicht nur in Indien, nicht nur in Deutschland.

„In Frankreich wird alle zwei Tage eine Frau getötet. In Deutschland sind es nicht weniger. Und auf eine Tote kommen hundert schwer verletzte Frauen. Die Krankenhäuser sind voll von Frauen, die von ihren Männern geschlagen worden sind. Würde alle zwei Tage ein Moslem, ein Farbiger oder ein Jude sterben, oder irgendein anderer Angehöriger einer Minderheit, dann wären alle auf den Barrikaden. Aber das sind ja nur Frauen. Das ist quasi ein Genozid!“ (Berliner-Zeitung.de)

Menschliche Geschöpfe müssen büßen für die Unfähigkeit des Schöpfers, sie als vollkommene Wesen zu erschaffen.

Dies alles kulminiert in der bevorstehenden Selbstvernichtung der Gattung, die ihrem Nachwuchs keine Lebenschancen mehr gönnt.

Hört ihr die Kinder weinen?

„Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum. Aus dem wir gerade erst erwachen. Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto unzureichender wird die Pflege der Kinder, die Fürsorge für sie, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder getötet, ausgesetzt, geschlagen, gequält und sexuell missbraucht wurden. Augustins Ausruf: Gebt mir andere Mütter und ich geb euch eine andere Welt“ ist in 15 Jahrhunderten von großen Denkern immer wieder aufgenommen werden. Babys mussten gewickelt und angebunden werden, weil sie sich sonst die Ohren abreißen, die Augen auskratzen, die Beine brechen oder die Genitalien berühren. In alle möglichen Korsetts mussten sie gesteckt werden, um zu verhindern, dass sie wie „Tiere“ auf dem Boden herumkriechen.“ (Lloyd de Mause, Hört ihr die Kinder weinen)

Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen? Nicht ganz. Im Matriarchat durften die Frauen ihre Kinder lieben. Ab dem Patriarchat wurden Kinder der Fürsorge ihrer Mütter so früh wie möglich entzogen und der Herrschaft der Männer übergeben:

„Um herrschen zu können, mussten die Männer die Macht der Frauen auf drei Ebenen brechen: sie mussten die Bande der wechselseitigen Zuneigung zwischen Mann und Frau zerstören und durch ein Machtverhältnis ersetzen; die Bande des Zusammenhalts unter den Frauen sprengen und schließlich die Liebesbande zwischen Mutter und Kind zertrennen. Es muss großer Druck auf die Kinder ausgeübt werden, weil die Lektion, die sie zu lernen haben, wider die Natur und die Vernunft geht. Von Natur würden sie ihrem eigenen Willen folgen, von der Vernunft her ihr Handeln auf Wunscherfüllung, Problemlösung und Selbstverwirklichung ausrichten. Stattdessen verlangt man von ihnen, Herrschaft auszuüben, ob sie wollen oder nicht. Das Mädchen wird zu dem, wozu es geboren wurde; der Knabe muss lernen, sich völlig neu zu begreifen: als ein herrschaftsfähiges Wesen.“ (Marilyn French)

Wer heute seinen Kindern emotionale Zuwendung gibt, wird verdächtigt, seine Kinder an sich fesseln zu wollen – ohne sie auf die Realität der Väter draußen in der Gesellschaft vorzubereiten. Mütter binden, Väter lösen sich von allen emotionalen Verpflichtungen, um ihrer Berufung zu folgen, dem Ruf des Geldes, der Macht und des Erfolgs.

Der männlichen Lösungs- und Trennungskultur ist es gelungen, das mütterliche Liebesdomizil so zu sprengen, dass Mütter ein schlechtes Gewissen haben, nicht, wenn sie ihre Kinder vernachlässigen, sondern wenn sie sich weigern, sich dem Reich der Männer in Beruf und Wirtschaft zu unterwerfen.

Und sollten sie dem Ruf der Männer nicht freiwillig folgen, werden sie dazu gezwungen. Ohne pekuniäre Unterstützung der Männer müssen sie zusehen, wie sie durchs Leben kommen. Alleinstehende Mütter mit Kindern werden von der Gesellschaft am empfindlichsten bestraft.

Bindungs-erziehung heißt in der Sprache der Welt attachement-parenting. Der Begriff Bindung soll schon darauf hinweisen, wie egoistische Mütter ihre Kinder durch Zuwendung an sich ketten, weil sie sich selbst nicht genug geliebt fühlen in der Welt.

Dabei ist das Gegenteil der Fall. Wer am Anfang seines Lebens sich geborgen fühlen darf, ist am offensten für die Welt. Er muss sich nicht lösen, denn er fühlt sich nicht gebunden. Er hat keine Ängste, in die Welt zu gehen, weil er das Gefühl der Urgeborgenheit stets mit sich trägt. Wer sich hingegen zwanghaft lösen muss, bleibt lebenslang auf der zwanghaften Suche nach Geborgenheit, die er sich in unerfüllbaren Ersatzverhältnissen suchen muss.

Ersatz ist Macht und Erfolg, um sich Zuwendungen zu erkaufen oder zu erpressen, die er sich durch menschliches Verhalten nicht erarbeiten kann. Die kapitalistische Moderne zwingt Mütter und Kinder, ihr Reich der Nestwärme aufzugeben und sich der Kälte der Männerwelt auszuliefern.

Woher kommt der Faktor der Beschleunigung? Je mehr Erfolg die Männer haben und glauben, durch Reichtum und Macht sich ausreichend Ersatzzuwendung ergattern zu können, desto enttäuschter sind sie, wenn sie wieder einmal in ein Vakuum stürzen. Also müssen sie sich noch mehr ins Zeug legen, weil sie vermuten, ihr Erfolg sei zu gering gewesen.

Es gäbe keine pathologische Sucht nach Gewalt und Mammon, wenn Kinder auf ihre Kosten gekommen wären. Doch sie wurden im Modus der Begierde in die Gesellschaft entlassen. Nur Bedürfnisse, die unerfüllbar scheinen, entwickeln die notwendige Ersatzenergie, um unaufhörlich einem Phantom nachzujagen. Der Beifall der Welt, die Deklassierung der Konkurrenten, die Macht über viele soll vergessen machen, wonach man eigentlich strebte.

Die Bewegung ins Unendliche soll die verlorene Urbefriedigung im Endlichen illusionär überdecken.

Um die Berechtigung des Kindes nach emotionaler Sättigung ins Wanken zu bringen, wird das Gerücht gestreut, Urheber des attachement parenting seien fundamentalistische Christen:

„Attachement Parenting“ (AP), die „bedürfnisorientierte Erziehung“. Deren Methoden sollen die Mutter-Kind-Bindung fördern, indem sich die Mutter ganz nach den Bedürfnissen ihres Kindes richtet. Die Methode wurzelt im amerikanischen evangelikalen Christentum und hat auch in Deutschland viele Anhänger.“ (Sueddeutsche.de)

Wieder einmal beweist das Christentum seine Fähigkeit, Wahrheiten beliebig ins Gegenteil zu verkehren. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Christus zerstörte die natürliche Familie, um die Gemeinde als übernatürliche Ersatzfamilie zu begründen. „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?“ Mit diesen liebevollen Worten wies er seine leibliche Mutter von sich. Die einzelnen Familienmitglieder dividierte er auseinander, um jeden gegen jeden auszuspielen.

„Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“

Puritanische Familien in Amerika pflegten ihre Heranwachsenden in fremde Familien zu geben, um sie nicht sündhaft zu lieben. Liebe zu Kindern war eine Versuchung des Teufels, um die Gläubigen von der Liebe zu ihrem Erlöser zu trennen. Der verbotenen Liebe zur Mutter entspricht die verbotene Liebe zur Welt:

„Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“

Die Welt vergeht mit ihrer Lust: diesen Satz haben die grünen Schöpfungsbewahrer bis heute noch nicht gehört. Sie werden die Schöpfung bewahren, bis ihr liebender Vater sie ihnen mit Donnergetöse unterm Leib wegziehen wird.

Nur Kinder der Oberklassen sind willkommen, denn sie sollen das familiäre Imperium festigen und weiterführen. Wenn Trump so weitermacht wie bisher, wird er seine ausgedehnte Familie zum Kabinett ernennen müssen, weil ihm alle Nichtverwandten den Laufpass geben. Der Staat – die Demokratie – wird zerfetzt, um die Imperien der Einzelfamilien an ihre Stelle zu setzen.

In der Demokratie herrschen universelle Menschenrechte, unabhängig von allen biologischen und sonstigen Unterschieden; in den Dynastien herrscht das Gesetz des eigenen Bluts.

Der Neoliberalismus wird immer mehr zum Rassismus. Zwar verbünden sich die reichen Familien der Welt – selbst Hillary ist auf der Millionenhochzeit eines indischen Milliardärs zu finden –, doch eines Tages, wenn der globale Pöbel völlig domestiziert oder eliminiert sein wird, werden sie nach Rasse und Religion übereinander herfallen.

Bei uns gibt es inzwischen für Schreikinder therapeutische Methoden, die nicht anders als Gewalt bezeichnet werden können.

„Wer der Öffentlichkeit als Behandlung von Schlafstörungen die Methode des „cry it out“ vorführt (also noch einmal: Baby ins Bettchen stellen, in einen Überwachungsraum mit Monitorüberwachung schieben, Gitter hoch, raus gehen, Raum komplett abdunkeln, kein Kontakt zu einer bekannten Bindungsperson bis morgens – Nacht für Nacht, bis das Kind „es rausgeweint hat“), also, wer Eltern diese Methode vorführt, MUSS sich dafür der Diskussion stellen: warum, wieso, weshalb? SO werden Schlafstörungen behandelt? Schlafstörungen, zu denen die Zuschauer dann gleichzeitig DIESE Information bekommen: eine Schlafstörung läge vor, wenn ein Baby oder Kleinkind länger als 30 Minuten zum Einschlafen braucht. Oder wenn es nicht ohne eine Begleitperson einschlafen kann, etwa im Elternbett. Das aber sind Verhaltensweisen, die in den Familien dort draußen gang und gäbe sind, und die sehr vielen Experten als NORMALES kindliches Schlafverhalten ansehen.“ (Kinder-verstehen.de)

Auffällig, dass die Verhaltenstherapie der Schreimethoden keinerlei Fragen nach den Ursachen des kindlichen Leidens stellt. Die aus Amerika stammenden Therapiearten halten nichts von alteuropäischen Anamnesen. Weder individuellen noch gesellschaftlichen.

Hier, in der Therapieszenerie, wurde das anti-europäische Prinzip der Vergangenheits-Eliminierung geboren. Weder die sokratische noch die freudianische Erinnerungsarbeit fand Gnade im Neuen Paradies, das keine Vergangenheit haben wollte und alles vom Punkte Null anfing.

Dass überanstrengte Eltern abends ihre Ruhe haben wollen, versteht sich – aber auf Kosten ihrer Kinder? Sind Kinder und Kapitalismus vereinbar? Die Letzten beißen die Hunde und die Letzten sind die Schwächsten: die Kinder.

Der Verhaltenstherapeut, der Kinder schreien lässt, bis sie nicht mehr können, vertritt die Theorie, „dass schon Babys im Alter von einigen Monaten in der Lage seien, zu manipulieren, dass kleine Kinder knochenharte, egoistische Wesen seien, die alles daran setzten, ihre Eltern rennen zu lassen, weil sie dafür gemacht seien, unter Urwaldbedingungen zu überleben.“ (ZEIT.de)

Was muss alles schief gelaufen sein, wenn ein Kind sich in nicht enden wollendes Protestgeschrei flüchten muss?

Die nächste Attacke gegen Kinder ist die Digitalisierung. Die Profillosen werden aussortiert – damit sie es sich nicht mehr erlauben können, Kinder zu zeugen. Diese überflüssige Population ist für die glanzvolle Zukunft der Robotererfinder und -besitzer unerwünscht.

Offiziell heißt die Begründung: geistlose Arbeit soll gestrichen werden, damit die Abgehängten auf die gloriose Idee kommen, selbst kreativ zu werden und die Zuckerbergs und Bill Gates‘ nachzuahmen. Bekanntlich wird man erfindungsreich und genial, wenn man hoffnungslos am Abgrund steht.

Je weniger Arbeitsplätze es geben wird, umso mehr wird der Konkurrenzdruck in den Schulen und Universitäten ansteigen. Schon heute wird der Druck in den Schulen unaufhörlich erhöht. Die Nation braucht funktionsfähige Leistungsträger, um den Wettbewerb im immer schärfer werdenden Freihandel zu bestehen.

Die Eliteklassen sind mit der Demokratie immer unzufriedener und schauen begehrlich nach China und ähnlichen Diktaturen mit perfekter Überwachung:

„Nun ja, es ist schwer zu übersehen, dass der Lebensstandard der französischen Mittelschicht seit zehn Jahren immer dramatischer einbricht. In der Krise von 2008 kippte die Stimmung, plötzlich waren alle Jobs gut, egal wie schlecht: Hauptsache Arbeit! Gleichzeitig haben die Ultrareichen sich entschieden, den Wohlstand ganz für sich zu beanspruchen. Was bedeutet: Die Ultrareichen sind in Frankreich äußerst aggressiv gegenüber den sogenannten einfachen Leuten geworden – und bleiben es, auch wenn ihnen absolut bewusst ist, dass die ständige Erniedrigung dieser Menschen eigentlich nur Diktaturen befördern kann. Für die französischen Ultrareichen sind China, Russland und Katar attraktive Beispiele für zukünftige Regierungsformen.“ (WELT.de)

Eigenartig, dass es immer Frauen sind, die die Last und Sorgen der Unterschichten anerkennen. Männer schalten ihren durchdringenden Röntgenblick ein, um die Nöte als Vorwand heimtückischer Rechter zu durchschauen. Rechts ist keine Reaktion auf Benachteiligung, sondern das angeborene Böse.

Das Motto der „Elite-Populisten“ ist: vor allem nichts verstehen. Erst wenn es Randale gibt, hört man in den Medien: was ist eigentlich los in unserer Republik? Dann machen sie sich auf Spurensuche, weil es in ihrem behüteten Umfeld keine Spuren des Bösen gibt. Wenn das keine Nestwärme des identitären Bürgertums ist!

Wenn Virginie Despentes recht hat mit ihrer Diagnose, müssten die herrschenden Eliten wegen antidemokratischer Machenschaften vor Gericht gezerrt werden. Und sie hat recht.

Sie wissen nicht, was sie wollen und jeder will was anderes: diese Schmähdiagnose der Medien über die Gelbwesten sollte man einmal jenen stellen, die sich so zwischendurch Uhren für 500 000 Euro bestellen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Gewiss, sie wollen alle reich und mächtig werden. Doch zu welchem Zweck?

Inzwischen kann es keine Unklarheit mehr über den Endzweck der EINPROZENT geben: sie wollen den Untergang. Da sie alles, wovon sie je träumten, in Übermaß besitzen, bleibt nur noch ein Wunsch offen: ein riskanter, dramatischer, spektakulärer Tod.

Frauen, die sich der Karriere verweigern und der Familie widmen, werden von Salonlinken der Zurückgebliebenheit bezichtigt. Das Gegenteil ist richtig: wer sich dem Kapitalismus unterwirft, ist unpolitisch. Wer die Familie hütet, ist politisch. Er unterstützt die schärfste Angriffswaffe gegen den Kapitalismus.

Der Kapitalismus, sei es in neoliberaler westlicher, sei es in totalitärer chinesischer Form, wird unbesiegbar geworden sein, wenn die Familie endgültig am Boden liegt.

Natürlich genügt es nicht, sich in einer Familie einzugraben. Doch das gelingt ohnehin nicht, wenn Kinder vorhanden sind, die sich in Kitas, Schulen, Vereinen, Universitäten bewähren wollen oder müssen. Schulen sind Gesellschaft im Kleinen. Keine Schule ohne politische Probleme.

Welche SchülerInnen werden diskriminiert? Was ist das für eine politische Verhetzung, wenn man Kinder von Rechten an ihren Zöpfen erkennen und verpfeifen soll? Ist es demokratische Wehrhaftigkeit, wenn Kinder von AfD-Eltern von Privatschulen abgelehnt werden? Wer sich mit seiner Familie nicht in den Urwald zurückzieht, kann sich von Politik gar nicht ferne halten.

Gegenfrage: Wer hat schon mal Mercedes-Zetsche auf einer Demo gegen Fremdenfeindschaft gesehen? Die hohen Herren haben keine Zeit, um sich mit läppischen Fragen des Weltuntergangs zu beschäftigen.

Und wenn sie mal Zeit haben, werden sie pessimistisch und erkenntnislos:

In der TAZ stellt Peter Unfried dem israelischen Historiker die Frage:

„Herr Harari, die Geschichte der liberalen Demokratie hat an Kraft verloren. Was ist unsere Geschichte? Ich hab keine Antwort. Sie?

Wo wird die Menschheit in zwanzig oder dreißig Jahren sein – wenn man Klimawandel, künstliche Intelligenz, Biotech und alles zusammen sieht? Darauf hat fast kein Politiker eine bedeutsame Antwort. Weder auf der linken noch auf der rechten Seite. Wir haben also ein Vakuum an Geschichten und das erklärt zu einem gewissen Teil den Aufstieg von Populismus und Nationalismus. Die haben zwar keine neue Geschichte anzubieten, aber eine alte Geschichte. Es sind nostalgische Fantasien, dass man in eine nie existiert habende goldene Vergangenheit zurückgehen kann. Das zieht Menschen deshalb an, weil eben keiner eine bedeutsame Vision für Vorwärts hat.“ (TAZ.de)

Wie sollten Menschen eine Vision entwickeln, wenn Visionen als psychische Defekte verächtlich gemacht werden?

Aber was ist denn nun das relevante Problem, das die Menschheit lösen müsste?

„Wir sind daran gewöhnt zu denken, dass die große Frage in der Ausbeutung besteht. Du hast eine Elite, du hast eine Masse. Die Elite beutet die Masse aus. Und es geht um das Ausbalancieren. Aber im 21. Jahrhundert könnte es so sein, dass eine viel größere Frage als Ausbeutung Irrelevanz ist. Es gibt eine Elite und es gibt ein großes Segment der Bevölkerung, das nicht ausgebeutet wird, sondern schlicht und einfach irrelevant ist. Die Leute im Silicon Valley beuten die Leute in Kentucky nicht aus, die brauchen sie schlicht und einfach nicht. Das ist viel schlimmer. Psychologisch. Zu spüren, dass man zurückgelassen wird, dass man seinen Wert verliert, das ist schrecklich.“

Könnte es nicht sein, dass Gelbwesten die Gefahr, überflüssig zu werden, in ihren Eingeweiden spüren? Erstens haben sie zu wenig, um ein anerkanntes Leben zu führen, zweitens soll ihnen auch das noch genommen werden.

Bald werden Kinder den Globus mit Dauergeschrei erfüllen, um die Erwachsenen zu zwingen, das Dasein der Gattung auf Erden zu retten. Kinder werden gegen ihre Eltern rebellieren, um ihre letzte Überlebenschance zu wahren.

Aischylos war einer der ersten im Geschlechterkampf, der bestritt, dass Kinder ihr Leben den Frauen zu verdanken haben. Es seien die Väter, die den kostbaren Samen in unbedeutende Furchen legten:

„Die Mutter gibt dem Kinde nicht das Leben,

Wie man wohl sagt. Sie nährt den jungen Keim.

Das Leben zeugt der Vater. Sie bewahrt es

Als Pfand, wie einem Gastfreund.“ (Eumeniden)

Bald werden Frauen überflüssig sein. Kinder werden im Labor erzeugt oder durch Maschinen ersetzt, die Kindern um Welten überlegen sind: sie schreien nicht und sind gegen Klimawandel immun.  

 

Fortsetzung folgt.