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Neubeginn LXXXV

Hello, Freunde des Neubeginns LXXXV,

„Seid Ihr bereit für ein Leben ohne die Erde?“, fragt der 12-jährige Timoci Naulusala von den Fidschi-Inseln, der durch Wirbelstürme sein Heimatdorf verloren hat. „Mein einst wunderschönes Dorf ist jetzt ein unfruchtbares und leeres Ödland. Der Klimawandel ist da und bleibt, wenn Ihr nicht etwas dagegen tut.“

„Wir bemühen uns – so weiter zu machen wie bisher. Zuerst müssen Arbeitsplätze gesichert werden, damit wir sie der digitalen Zukunft opfern können“, antwortete die deutsche Kanzlerin. Wäre Timoci der 12-jährige Jesus im Tempel gewesen: sie hätte vor ihm auf den Knien gelegen. So aber ließ sie ihn mit pastoralem Eiapopeia im Regen stehen. Sollte ein Pubertierender der mächtigsten Frau der Welt die Leviten lesen dürfen?

In wenigen Jahren wird die Trösterin der Deutschen vor der Völkergemeinschaft stehen und mit erloschener Stimme sagen:

„Mein einst wunderschönes Deutschland ist jetzt ein unfruchtbares und leeres Ödland. Unsere Generation hat versagt. Reichtum war uns wichtiger als Überleben, Größenwahn wichtiger als Leben. Unverzeihlich, was wir der Welt antaten. Unsere Reue – zu spät. Unser Scheitern können wir nicht mehr gutmachen. Die, die nach uns kommen, haben keine Zukunft mehr. Die Erde wird, wie sie am Anfang war: wüst und leer.

So scheint es. So sehen es die Blinden und Tauben. Doch wir wissen: der Herr lässt seiner nicht spotten. Was er verhieß, das tut er, was er prophezeite, das führt er aus: die Menschen, dieses halsstarrige Geschlecht, haben meine

Schöpfung nicht verdient. Es muss ein Ende sein:

„Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe. Aber Angela fand Gnade vor dem Herrn. Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen von Himmel herab auf Sodom und Gomorra und kehrte die Städte um und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war.“

Doch Angela, demütig und gewitzt, schaute nicht zurück, ward nicht zur Salzsäule. Sie ging zu Herbert Burda und ließ sich in einer inzestuösen Elitenfeier den goldenen Bambi verleihen. In der Kategorie: Supermillenium. In der Laudatio – gehalten von Margot Käßmann – hieß es: Sie hielt stand gegen allen heidnischen Vorwitz, gegen alle verblendete Vernunft der Gottlosen. Ließ sich nicht verwirren von weltweisen Naturverehrern, nicht verführen von geistverlassenen Erdenbewahrern. Sondern folgte der Stimme ihres Herrn. Denn sie wusste, dass sie Recht hat und immer haben wird. Ist Gott für sie, wer kann wider sie sein?

In Bonn hatte sie die Kinder der Welt, die listiger sein wollen als die Kinder des Lichts, als törichte Narren vor Gott vorgeführt. „Auch in einem reichen Land, wie wir es sind, gibt es über die Schicksalsfrage erhebliche Konflikte in der Gesellschaft und die müssen wir lösen. Wir in Deutschland werden uns mühen, auch wenn das viele Kontroversen hervorrufen wird. Bis zum ehrgeizigen Ziel fehlt uns noch ein ganzes Stück.“

Auch in einem reichen Land? Gerade in einem reichen Land, das Tand für wichtiger hält als Überleben, werden ökologische Notwendigkeiten missachtet. Auch heißt: die anderen haben ebenfalls Dreck am Stecken. Sind wir doch allzumal Sünder vor dem Herrn. Wieder war Deutschland fein raus.

Fehlt uns zum Ziel doch nur ein Stück. Ein Stück – von wie vielen? Ach, Schwestern und Brüder, das Ziel ist nicht mehr weit. Nur noch ein Stück, wir schaffen das.

Ein Stück weit: so lautet Merkels Einladung zur Utopie, die keine sein darf. Das Schwierige wird unpräzis und verharmlost, damit niemand das potentielle Scheitern konstatieren kann. Zu Recht kann die Kanzlerin der trostlosen Welt ins Gesicht sagen: „Ich bin generell immer zuversichtlich.“ Nicht nur generell, auch immer. Deutsche lieben es, wenn ihre Obrigkeit gegen alles Unheil generalversichert ist, in Abrahams Schoß sitzt und vergnügt beobachtet, wie die gottlose Welt untergeht.

Die größte Freude der Seligen ist das voyeuristische Vergnügen, in der himmlischen Empore die höllischen Leiden der Verdammten zu delektieren:

„Was für ein umfassendes Schauspiel wird es da geben? Was wird da der Gegenstand meines Staunens, meines Lachens sein? Wo der Ort meiner Freude, meines Frohlockens? Wenn ich so viele und so mächtige Könige in der äußersten Finsternis seufzen sehe; wenn so viele Statthalter, die Verfolger des Namens des Herrn, in schrecklicheren Flammen, als die, womit sie höhnend gegen die Christen wüteten, zergehen; wenn außerdem jene weisen Philosophen mit ihren Schülern, welchen sie einredeten, Gott bekümmere sich um nichts, welchen sie lehrten, man habe keine Seele, oder sie werde gar nicht oder doch nicht in die früheren Körper zurückkehren —- wenn sie mitsamt ihren Schülern und von ihnen beschämt im Feuer brennen, und die Poeten wider Erwarten vor dem Richterstuhl Christi stehen und zittern! Dann verdienen die Tragöden aufmerksameres Gehör, da sie nämlich ärger schreien werden in ihrem eigenen Mißgeschick; dann muß man sich die Schauspieler anschauen, wie sie noch weichlicher und lockerer durch das Feuer geworden sind; dann muß man sich den Wagenlenker ansehen, wie er auf flammendem Rade erglüht; dann die Athleten betrachten, wie sie nicht wie in der Ringschule (mit Sand), sondern mit Feuer beworfen werden.“ (Tertullian, Über die Spiele)

Die nie aufhörende Schadenfreude der Erwählten über die Qualen der Verdammten ist Motivation und Antriebsmittel ihres Glaubens. Eine größere Liebe zur Menschheit kann es nicht geben, als sie zur ewigen Strafe zu verdammen. Liebe deinen Nächsten, bis du ihn im ewigen Feuer schmoren siehst.

Warum sollten christliche Nationen die Klimafrage lösen? Sind sie doch überzeugt, dass sie gegen irdische Ereignisse immun sind und am Ende der Geschichte an der Seite ihres Herrn alle Sünder richten werden. Dem Motto folgend: richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Logik ist die List des Teufels.

„Warum Merkel am Mittwoch die Welt retten muss“, hatte BILD ihre Lieblingin zur Erlöserin der Welt bestimmt. Nachdem sie die Welt gerettet hatte, flog sie zurück nach Berlin, wo sie die minimalsten Umweltziele der Grünen von ihren CSU-Rüpeln zuschanden reiten ließ. Der Beruf der Welterlöserin ist anstrengend, hin und wieder muss man sich von ihm distanzieren, um sich zu erholen.

Robin Alexander witterte eine Spur, um das Rätsel der doppelzüngigen Weltretterin zu lösen. Bei Illner erzählt er:

«Mir hat jemand aus der CDU erklärt, das müsse man katholisch sehen. Die katholische Kirche hat ja sehr viele Moralvorstellungen, die schwierig einzuhalten sind. Der einzelne Gläubige nimmt sie nicht so ernst, findet den Papst aber trotzdem super.» Amen! Und was heißt das jetzt? «Wir hatten schöne Klimaziele, wir hatten eine Klimakanzlerin, und jetzt kommen die Grünen und wollen, dass wir die Ziele wirklich erfüllen», spottet der Journalist.“ (BILD.de)

Warum haben die Deutschen, einst Weltführer der ökologischen Bewegung, alle versprochenen Klimaziele weit verfehlt? Warum sind sie hinter viele Nationen zurückgefallen?

Alexander: “Die Ziele für das Jahr 2020 galten für das politische Berlin seit zehn Jahren als uneinhaltbar. In der Großen Koalition haben weder CDU noch SPD ernsthafte Anstrengungen gemacht. Jetzt kommen die Grünen und sagen, wir nehmen das ernst. Das hat was von Spielverderber!“

Seit Jahr und Tag heucheln die deutschen Einheitsparteien, die Rettung des Klimas verstehe sich von selbst. Der grüne Gedanke gehöre zum eisernen Kern aller Parteien. Welche Partei aber hat im Wahlkampf die ökologische Wende gefordert? Sich dandyhaften Klimaskeptikern à la Poschardt energisch entgegengestellt? Jenen Ignoranten, die alle ökologischen Besserwisser mit dem Etikett „Faschisten“ überzogen? Jenen Hohlköpfen, die ihre privaten Ökologie-Sünden nicht als globale Schändungen der Natur verstehen wollen? In ihrem Wohlstandsräuschlein wollten sie sich von lästigen Unheilspropheten nicht länger stören lassen.

Alexander spricht von katholischer Mentalität. Er hätte alle Protestanten mit einbeziehen können. Die deutschen Frommen sind wie spätpubertierende Flegel, die den Religionsunterricht stören und über ihre Popen lästern, aber jedem die Fresse polieren, der ihren abendländischen Glauben in Zweifel ziehen wollte. Dabei geht es gar nicht um rüpelhaftes Verhalten. Es geht um ein Verhalten, das Theologen Antinomie nennen. Heilige Gebote geben sich dem Volk gegenüber streng und absolut, in Wirklichkeit ist den Gläubigen alles erlaubt – wenn sie nur im Glauben agieren.

Die heilige Schrift ist nicht nur eine Sammlung extremer Widersprüche, eine Mischung moralisch klingender Forderungen, die im Korsett einer amoralischen Dogmatik ins Gegenteil verkehrt wurden. Durch schamlose Deutungsmethoden, die aus jedem X ein U machen können, wird die Bibel vollends zu einem projektiven Moloch, der jedes Verhalten, und sei es noch so menschenfeindlich, zum Willen Gottes erklären kann.

Warum kann der christliche Westen nicht mehr lesen? Warum ist er zum 0-1-Digital-Rechnen übergegangen? Weil man mit dem Entziffern der Bibel lesen lernte. Wenn aber Lesen nicht mehr fähig ist, maßlose Deutungen auszuschließen, wird genaues Lesen zur Makulatur, die alle Freude an der Lektüre eines Buches vergällt.

Ist es überhaupt eine eindeutige Forderung der Bibel, die Natur zu schützen?

Fixe Protestanten fanden in der Genesis – kaum hatte die ökologische Bewegung begonnen – ihre Forderung von der Schöpfungsbewahrung, die in blitzartiger Geschwindigkeit die Gehirne aller Parteien eroberte.

Das Christentum hatte nicht nur Demokratie und Menschenrechte erfunden, über Nacht wurde es zum Begründer der Naturbewahrung. „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre“.

Bewahren? Wovor? Es gab ja noch keine Feinde. Der Garten Eden war perfekt. Nichts weit und breit, das ihn gefährden konnte. Erst durch den folgenden Sündenfall wurde die Natur in Mitleidenschaft gezogen. Sie wurde schlecht und böse, um des Menschen willen verflucht. Im Schweiß des Angesichts musste sie bearbeitet, von Dornen und Disteln befreit werden.

Erst nach dem Sündenfall geriet Gott in Zorn und wollte seine missratene Schöpfung einstampfen. Und gegen diesen allmächtigen Vernichtungswillen hätte der Mensch die geringste Chance gehabt, die Schöpfung zu bewahren?

Die Schöpfung bewahren hatte keinen anderen Zweck als den Hinweis, den paradiesischen Garten zu genießen und zu bebauen. Bewahren konnte der sich selbst, denn er war vollkommen. Erst in der beginnenden Sündengeschichte hätte Bewahren als Kampf gegen Verfall und Niedergang einen Sinn gehabt. Doch je länger sich die göttlich verheißene Rettung der Schöpfung verzog, desto unrettbarer wurde sie.

Die jesuanische Erlösung war bereits unmöglich ohne Eliminierung der satanischen Welt, die zum Alten wurde, das durch das Neue abgelöst werden musste. Jesus hatte Tod und Teufel überwunden, zwei Mächte, die die Natur darstellten. Der Erlöser musste sterben und auferstehen: die Natur musste ausgelöscht werden, damit der Auferstandene eine neue Schöpfung kreieren konnte.

„Siehe, ich mache alles neu“: das war der Tod der natürlichen Welt. „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, den der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden und das Meer ist nicht mehr.“

Schon jetzt ist das Meer in hohem Maße verschwunden. Gigantische Plastikmassen sind dabei, es zu ersticken. Die Strände der schönsten Südseeinseln sind überschwemmt vom Müll der besten Kulturen aller Zeiten.

Wie kommt es, dass in der Vorkriegszeit kein Mensch auf die Idee gekommen wäre, das Christentum als Basis der Ökologie, als Freundin der Natur zu betrachten?

Natur und Mensch, das waren zerbrochene Teile. Der Mensch war Krone der Schöpfung, die alle Natur überragte. Er war kein Teil der Natur, sondern ein Wesen jenseits aller Natur. Er war absoluter Gebieter über die Natur: Macht euch die Erde untertan. Viele Kinder sollte er zeugen, damit Menschenmassen die sündige Erde buchstäblich verzehren sollten.

Wahlloses Kinderzeugen war nie – wie die französische Philosophin Badinter meinte – das Zeichen einer Mutterkultur. Ganz im Gegenteil. Die Mutter aller Mütter war die Natur. Durch Schändung der Mutter Natur sollte die Macht des Mannes erwiesen werden. Frauen sollten Kinder bekommen, bis sie im Kindsbett starben: das war ihre religiöse Pflicht und Schuldigkeit.

Die fanatischsten Gruppen aller drei Erlöserreligionen zeugen die meisten Kinder. Kinder sind potentielle Kämpfer gegen religiöse Feinde und gegen die Natur. Die Menschheit soll sich unabhängig machen von der weiblichen Natur, mit Technik und Naturwissenschaft eine neue schaffen, um die alte zu verwerfen.

Der Feminismus wehrt sich gegen sexuelle Machterweise der Männer. Gegen die Vergewaltigung der Mutter Natur wehrt er sich nicht. Die Beschädigung der Natur aber ist die Urschändung der Frau.

Das Instrument der Schändung ist der Kapitalismus und seine treuen Vasallen Technik und Wissenschaft. Es ist ein Unding, sich von der Despotie des Mannes zu befreien, indem man sich im kapitalistischen Berufsleben diesem erst recht unterordnet. Es gibt keine Verträglichkeit von Leben und lebensfeindlichem Tun durch endlose Ausbeutung der Natur.

Kein Zufall, dass nur der Frau zugemutet wird, die Verträglichkeit des Unverträglichen zu leisten. Niemand verlangt es vom Mann. Der Grund liegt auf der Hand. Der Mann ist Repräsentant einer naturaussaugenden Gesamtzivilisation, die keinen Hehl daraus macht, sich von der Natur unabhängig zu machen. Durch Erfindung von Robotern, die den Menschen überflüssig machen – oder durch interstellare Flucht ins Nebulöse.

Dass sie nirgendwo anders ankommen werden als in der Natur: das ist beschränkten Männergehirnen nicht zu vermitteln. Auch der Mars ist Natur, auch autonome Inseln im Meer und künstliche Welten unter dem Meer sind Natur. Jede Maschine besteht aus natürlichen Bestandteilen, ihre Erfinder sind Naturwesen, die nichts anderes tun als das, was Natur ihnen als Talent und Begabung geschenkt hat.

Es ist wie beim theologischen Spruch: nemo contra deum nisi deus ipse, niemand kann gegen Gott antreten außer Er selbst. In matriarchalischen Zeiten gab es keinen allmächtigen Männergott, sondern eine alles gebärende Mutter Natur. Von dieser Natur gilt: niemand kann gegen sie antreten als – sie selbst.

Es ist ein verzweifelter Wahn der Männer, der sie glauben macht, sie könnten mit genialen Fähigkeiten die Natur aus den Angeln heben. Was immer sie tun, es wird Natürliches sein. Selbst wenn sie jene Naturnische vernichten, in der homo sapiens überleben kann. Natur hat bereits vieles zerstört – aber immer wieder Neues geboren.

Um Natur müssen wir uns nicht sorgen. Sie ist unsterblich. Ein Priesterwahn, den Menschen einzureden, im Auftrag Gottes könnten sie die Natur zerstören: als apokalyptische Tötung des Alten, um einem Neuen Platz zu schaffen. Die Menschen können sich nur selbst auslöschen. Kaum werden sie abgetreten sein, wird Natur neue Erfindungen ausgeheckt haben.

Die Schändung der weiblichen Natur ist die Urschändung des Mannes. Die Frauen werden die Vorherrschaft des Mannes nur beseitigen können, wenn sie die gesamte Welt der Männer in Frage stellen. Wozu die Legitimation zur naturfeindlichen Wirtschaft gehört. Es ist abwegig, die Macht der Männer untergraben zu wollen, indem man sich ihr unterstellt und die kapitalistische Destruktion der Natur unterstützt.

Bereits vor vielen Dezennien schrieb die Frauenrechtlerin Marylin French die bemerkenswerten Sätze:

„Frauen haben nie aufgehört, freundschaftlich zusammenzuhalten, einander zu helfen und zu kooperieren. Was sie jedoch nie vermochten, war, sich in einer Welt zusammenzuschließen, die es ihnen hätte ermöglichen können, selbst Macht zu erlangen oder die vereinte Macht der Männer in Frage zu stellen. Im Industriekapitalismus fand das männliche Denken eine extreme Zuspitzung. Massen von Menschen wurden vom Grund und Boden, den sie bearbeitet hatten, verjagt, aus ihren dörflichen Gemeinschaften vertrieben. Es blieb nichts übrig, als sich als Arbeitskraft zu verkaufen. Zum ersten Mal in der Geschichte besaßen Massen arbeitender Menschen keinen Einfluss mehr auf die Produktion ihrer Lebensgüter. Der italienische Philosoph Vico leitete seine Weltgeschichte mit dem Satz ein: „Mit der Entstehung der Welt begann ein Krieg, der nur mit der Welt enden wird: der Krieg des Menschen gegen die Natur, des Geistes gegen die Materie. Geschichte ist nichts anderes als der Bericht über diesen nicht enden wollenden Kampf.“ Auch Marx und Engels glaubten an die Notwendigkeit der Naturbeherrschung. Obgleich Marx den Untergang des Kapitalismus prophezeite, gehörte er zu dessen überzeugtesten Fürsprechern. Er war voll des Lobes für die kapitalistische Haltung, Natur nur als Objekt zu gebrauchen, voller Anerkennung für wissenschaftlichen Fortschritt als Mittel, um sie dem Menschen untertan zu machen.“

Diese Sätze der amerikanischen Feministin sind bis heute ungehört verhallt. Selbst Ernest Borneman, ein männlicher Patriarchatsforscher, teilte die politische Position von French:

„Wenn die Frau versucht, sich im Patriarchat Gleichberechtigung zu verschaffen, macht sie sich zur Handlangerin eines Ausbeutungssystems, das den Gemeinnenner von Sklaverei, Feudalherrschaft und Kapitalismus darstellt: den Gemeinnenner der Klassenherrschaft. Will die Frau sich selbst finden, so muss sie helfen, eine Gesellschaftsform frei von Klassen und frei von Privatbesitz an den Produktionsmitteln aufzubauen. Jeder Versuch der Eingliederung in das patriarchalische System korrumpiert die Frau. Die Tragödie des Patriarchats ist nicht nur die Selbstzerstörung des Mannes als Resultat seines Bemühens, die Frau zu seiner Sklavin zu machen, sondern Ausmerzung des einstigen Wissens um das Weibliche als Quelle des Lebens.“ (Das Patriarchat)

Zur Rettung der menschlichen Gattung genügt es nicht – wie Berliner Parteien es grauenhaft vorexerzieren –, die Quote der Kohleförderung um ein Geringes zu ändern.

Die Kampagne gegen sexuelle Übermächtigung der Frau durch den gottähnlichen Mann muss erweitert werden zum Kampf gegen die gesamte männliche Schändung der Natur. Die Natur ist keine gefallene Schöpfung, die gegen einen Männergott gesündigt hätte.

Ökologisches Denken ist das Ende der männlichen Macht über die Frau.

 

Fortsetzung folgt.