Kategorien
Tagesmail

Neubeginn LXV

Hello, Freunde des Neubeginns LXV,

Es ragt die Burg, von Riesen gebaut:

mit der Götter und Helden heiliger Sippe

sitzt dort Wotan im Saal.

Brennt das Holz

heilig brünstig und hell,

sengt die Glut

sehrend den glänzenden Saal:

der ewigen Götter Ende

dämmert ewig da auf.  (Wagner, Götterdämmerung)

„Der Verzagten aber und Ungläubigen und Greulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniederfahren aus dem Himmel von Gott, die hatte die Herrlichkeit Gottes. Und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem hellen Jaspis.“

Götterdämmerung. Götzendämmerung. Hemännerdämmerung. Führerdämmerung. Master of Universe-Dämmerung. Untergang des Abendlands. Armageddon. Ende der Geschichte.

Morbide, verfault, verrottet: gottähnlich. Wie hängt modern, die Moderne, zusammen mit: modern, vor sich hinmodern? Da vermodert und zerlegt sie sich, die Moderne, Postmoderne, Prä-Apokalypse.

Woher die Vorliebe für das harmlose Wörtchen post…? Weil das Post Vorläufer des Prä ist. Wir stehen kurz vor dem Finale: Präfinale, Prä-Christ, Prä-Antichrist. Gewaltige Dinge stehen uns bevor – was nicht nur biblizistische Amerikaner, sondern auch aufgeklärte Deutsche glauben, wenngleich sie nicht wissen wollen, was sie glauben. Umso verheerender die Inflation der Posts – um das Prä herbeizuzwingen. Post heißt: wir schließen ab. Mit der Geschichte, die wir bis zum Exzess

getrieben haben. Der Exzess beginnt, in sich zu bersten und zu explodieren.

Nein, Marx hatte nicht recht, als er den bourgeoisen Exzess als Voraussetzung des kathartischen Übergangs vom Bösen ins Gute betrachtete. Ohne bösen Kapitalismus keinen guten Sozialismus? Das ist christliches Kasperle- und Teufelstheater mit ökonomischen Vorzeichen.

Posthistoire, Postdemokratie, Posthumanismus, Postaufklärung: hinweg mit der Geschichte der Demokratie, der humanen Menschenrechte und Aufklärung. Rings herum Sodom und Gomorrha – wir aber schauen blind und taub nach vorn. Aufgangs- und Untergangs-Propheten, Illusionisten, Zukunftsschwärmer sind gefragt, keine nüchternen Analytiker der Gegenwart mit Kenntnissen der Vergangenheit, die die Gestaltung der Zukunft dem freien Menschen überlassen.

Was kommt auf uns zu? Was erwartet uns? sind die Unterwerfungsfragen der Gegenwart. Was immer auf uns zukommt, was immer über uns kommt, was immer uns überrollt: wir haben keine Chancen. Machen wir uns prophylaktisch platt, damit wir mühelos platt gemacht werden können.

Doch Entwarnung: wenn wir schon baden gehen, gehen wir in Schönheit baden: inmitten eines wunderschönen Zimmers mit herrlicher Naturaussicht ist das Badezimmer zum „heimischen Wellnesstempel geworden: der Duschkopf hat mehr Knöpfe als die Fernbedienung, an der Wanne stehen Duftkerzen neben allerlei Ölen und Tinkturen. Ein ganz besonderer Luxus sind die handglasierten Fliesen aus gehärteter Lava des Ätna. Oder wer weiß schon, dass das Hinokiholz japanischer Ofuro-Badewannen ätherische Öle enthält, die beruhigend wirken – oder dass es Ofuro-Badewannen gibt?“ (SPIEGEL.de)

Wenn schon untergehen, dann in Schönheit. Sterben in Schönheit:

„Jetzt mußt du trinken und lieben! Nicht ewig, Demokrates, klingen

froh uns die Becher, nicht stets lacht uns von Knaben ein Kreis.

Komm, wir salben den Leib und drücken ins Haar uns die Kränze,

ehe die andern am Grab Blumen und Düfte uns weihn.

Jetzt noch soll mein Gebein den Strom dieses Weines genießen:

Ist es gestorben und tot, spül es Deukalion weg!“

Ein schöner Tod war das Ziel des philosophischen Lebens, das keine Angst kannte vor strafenden Göttern.

Der Tod ist der Sünde Sold, war die furchterregende Bedrohung des christlichen Lebens:

Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
O Welt, du Marterkammer,
ach! bleib mit deinem Jammer
auf dieser Trauerwelt,
der Himmel mir gefällt,
der Tod bringt mich darzu.
Komm, selge Ruh!

Der sündige Mensch tappt somnambul ins Inferno. Lieblinge des Himmels müssen geweckt werden, um als schlafende Jungfrauen nicht verschütt zu gehen. Erwachet, wenn ihr gerüstet sein wollt. Deutschland, du Land der Treue, Deutschland, erwache aus deinem bösen Traum. Wachet auf, ruft uns die Stimme:

Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
Wohl auf, der Bräutgam kömmt;
Steht auf, die Lampen nehmt! Alleluja!
Macht euch bereit
Zu der Hochzeit,
Ihr müsset ihm entgegen gehn!

Gläubige Christen verhindern nicht das Inferno, sie sehnen es herbei. Sie stellen sich den Schrecknissen des Weltendes nicht in den Weg, sie produzieren sie, um die erste Natur zu vernichten und der zweiten Natur Platz zu schaffen.

Für amerikanische Fundamentalisten ist das Motto deutscher Christen: Schöpfung bewahren, eine Gotteslästerung und Sünde zum Tod. Wahre Christen sind Mitarbeiter Gottes und tun in vorauseilendem Gehorsam, was ihr Herr befiehlt. Drangsale und schreckliche Wirrnisse werden kommen müssen. Die Auserwählten werden sie unbeschadet bestehen. Nur der unheilige Rest der Heiden wird dran glauben müssen.

Die ökologische Katastrophe muss kommen. Wer sie bekämpft, hat seinen eschatologischen Glauben verraten. Kein Zufall, dass Trumps antiökologische Anhänger die Frömmsten der Frommen sind. Es ist das eine und selbe Credo, das den alten vom neuen Kontinenten scheidet.

Medial leben wir in apokalyptischer Alltäglichkeit. Wer vor selbsterfüllenden Katastrophen warnt, gilt als Antichrist. In Empörung gegen die heilsgeschichtliche Bestimmung will er das Ende verhindern. Der deutsche Protest gegen moralisierende Gutmenschen, gegen Warner vor dem selbstverschuldeten Ende ist der letzte Antireflex der Untergangs-Sehnsüchtigen wider alle Verteidiger der menschlichen Autonomie. Moral ist gottfeindlich, wenn sie den Willen des Himmels verhindern will.

Selbstbestimmte Schicksalsgestaltung gegen Unterwerfung unter den Willen Gottes: das ist das Kerndrama der letzten Tage der Menschheit. Schon der Erste Weltkrieg war für Karl Kraus die Vorlage für sein Bühnenstück „Untergang der Menschheit“, das über ein Drittel aus Zitaten montiert war: „aus Zeitungen, militärischen Tagesbefehlen, Gerichtsurteilen“.

Die Deutschen verleugnen, was sie tun: in mehreren Anläufen erproben sie den Untergang der Welt – den sie als Erwählte allein überstehen werden. Um erwählte Völker von unerwählten zu scheiden, bedarf es des reinigenden Krieges als Gottes-Urteil über die Welt.

So heißt es über den Ersten Weltkrieg: „Der Krieg wird zu einem Fegefeuer, das alle Halbheiten und Fälschungen des Wilhelminismus ausglühen soll.Thomas Mann schreibt: „Es war der nie erhörte, der gewaltige und schwärmerische Zusammenschluss der Nation in der Bereitschaft zu tiefster Prüfung – einer Bereitschaft, einem Radikalismus der Entschlossenheit, wie die Geschichte der Völker sie vielleicht bisher nicht kannte. Krieg! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden und eine ungeheure Hoffnung. Was den Dichter begeisterte, war der Krieg an sich selbst, als Heimsuchung, als sittliche Not.“ (Zitiert nach Armin Mohler, Die Konservative Revolution)

Jene vier Jahre wurden einer Mühle verglichen, in dem die Völker zermahlen wurden. Oder einem Stahlbad, in dem sie verkocht werden. Es war Wendezeit: ein Zeitalter geht unter und wird durch ein neues abgelöst. Warum mussten die Deutschen den Krieg verlieren? „Wir mussten den Krieg verlieren, um die Nation zu gewinnen.“ Hätten sie den Krieg gewonnen, wäre das Schlimmste geschehen: „Hättet ihr ihn gewonnen, wäre euch Gott versunken. Leeres Genießen hätte alle Gotteskeime zugeschüttet. Es wäre rasches Faulen eingetreten, der wahre Aufstieg wäre euch versagt geblieben. Hättet ihr gewonnen, stündet ihr am Ende – jetzt steht ihr vor einem neuen Anfang. Es ist eine Haltung, die das Erreichte in Frage stellt, die sich immer wieder nach Wiedergeburt in der Vernichtung sehnt.“ Die entscheidende Glaubensüberzeugung dieser Haltung stammt von Ernst Jünger: „Die wertvollste Erkenntnis, die aus der Schule des Krieges davongetragen wird, ist die, dass das Leben in seinem innersten Kern unzerstörbar ist.“

Unzerstörbarkeit ist Unsterblichkeit. Ein Volk, das sich für unzerstörbar und unsterblich hält, darf der Selbstprüfung durch Vernichtung nicht aus dem Wege gehen. Weiß es doch, dass es im Innersten davonkommen und den Triumph über seine Feinde davontragen wird. Wie der Erlöser nicht dem Tod am Kreuz aus dem Wege ging, so müssen erwählte Völker das Elend herbeisehnen, ja, selbst herbeiführen, um das Wunder der Auferstehung, das Wunder der Unzerstörbarkeit, aller Welt vorzuführen.

Der Kern der finalen Kriege ist der Kampf der endlichen, sterblichen Menschennatur gegen die ewige Unzerstörbarkeit der Unsterblichen. Es ist, als würden die Erwählten die Nichterwählten listig in die Falle locken: Probiert doch, ob ihr uns auslöschen könnt. Seht ihr, ihr habt es wieder nicht geschafft. Wir taten, als ob wir unterliegen und sterben würden. Doch ihr habt euch täuschen lassen: merkt ihr nicht, dass wir unzerstörbar sind?

Der Rhythmus der endzeitlichen Wellenbewegung ist stets derselbe.

a) Zuerst muss es den Völkern immer besser gehen – um sie in Sicherheit zu wiegen.

b) Bis sie vor Übermut und Selbstgefälligkeit das Maß verlieren und sich gegenseitig in den Ruin ziehen. Überall zeigen sich die apokalyptischen Reiter. Der Untergang erzeugt Furcht und Schrecken.

c) Nur die Erwählten können die Zeichen richtig deuten. Der Verfall aller Verhältnisse ruft nach Erlösung durch Reinigung. Kriege sind das einzig wirksame Purgatorium, um durch Vernichtung, Tod und Teufel, zur Wiederauferstehung zu gelangen. Nichterwählte überstehen das Fegefeuer nicht. Nur wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Wie viele dieser Wellenbewegungen erlebte das Abendland in allen Variationen? Wie oft waren die Gläubigen überzeugt, dass der „liebe Jüngste Tag“ kurz bevorsteht?

Das Gesetz des Unterganges der Bösen und der Rettung der Guten durch alle Fährnisse und Fegefeuer hindurch bestimmt unvermindert die Politik des christlichen Westens, die er als Geschichtsgesetz der ganzen Welt aufoktroyierte.

Es ist keine Prophetie, es ist eine Deutung der Fakten im Lichte der abendländisch-religiösen Leitideen: wir stehen am Beginn steigender Sehnsucht nach einer reinigenden Katastrophe. Sei es durch atomare Vernichtung, ökologische Selbstvernichtung – oder durch einen grenzenlosen Vernichtungswettbewerb mit Technik und Wirtschaft.

Es muss kein Krieg mit Feuerwaffen sein. Es genügt der Krieg der ökonomisch Starken gegen die Loser der Moderne. Moderne und Fortschritt sind zu Domestiken der Evolutionssieger geworden. Wer beim Wettbewerb um Alles nicht mithalten kann, soll weichen und untergehen.

Was wäre, nach dem SPD-Granden Dohnanyi (dem privaten Freund Merkels, „aber das hat nichts mit Politik zu tun“) die wichtigste Parole im Wahlkampf gewesen? Dass man sich der zukünftigen Digitalisierung widmet, um den immer schärferen Wettbewerb der Nationen zu gewinnen. Einen anderen Sinn der Geschichte gibt es nicht, als sich durch militärische, technische und ökonomische Waffen das Leben unerträglich zu machen.

Griechenland und Spanien sind die aktuellen Beispiele in Europa. Andere werden folgen. Flüchtlinge sind die berechenbaren – also gewollten – Folgen der unerbittlichen Wirtschafts-Konkurrenz. Was der Wirtschaft nicht gelingt, gelingt der wachsenden Klimaverschärfung. Sollte auch das nicht funktionieren, lagern riesige Waffenbestände in der Erde, die den Planeten mühelos zum Bersten bringen.

Die Gesetze der Selbstvernichtung aus religiösen Gründen scheinen unkorrigierbar. Sie könnten nur aufgehoben werden, wenn es ein gemeinsames Ziel des planetarischen Menschenlebens gäbe. Ein Innehalten, eine Bestimmung des Lebenssinns außerhalb aller heilsgeschichtlichen Zwänge. Eine Pause, eine Epoche des Dialogs. Ein weltumspannendes Gespräch: Was eigentlich wollen wir auf der Erde? Wollen wir immer so weitermachen, um den Planeten zu zerstören und Scharlatanen den Vorwand zu liefern, den Menschen eine illusionäre Zukunft im Weltall vorzugaukeln? Oder Unsterblichkeit durch Algorithmen, die Transformation religiöser Unsterblichkeit in technische Machenschaften?

Götterdämmerung. Alle Heroen gehen unter, sind bereits untergegangen. Beginnen wir die apokalyptische Liste des Tages mit Peanuts.

Massensport ist verseucht. Lichtgestalt Beckenbauer verglüht. Hoeneß, ein Sprecher des Anstands – ein bestrafter Wirtschaftsverbrecher. Ein bankrottierender Bankendirektor, der den Staat Milliarden kostete, kann nicht angeklagt werden: in zehn Jahren konnte nichts Verwertbares gegen ihn gefunden werden. Wer 3,20 Euro aus der Supermarkt-Kasse klaut, wird sofort verknackt. Schüler, die nur zur Schule kommen, um zu „chillen“, erhalten Ordnungsstrafen. Klerikale Kinderschänder kommen davon. Der Staat greift nicht in kirchliche Angelegenheiten ein, hat aber nichts dagegen, dass Kirchen in staatliche Angelegenheiten eingreifen. Tanzen am Karfreitag und harmlose Flohmärkte am Sonntag verboten. Du sollst am siebenten Tag malochen, wenn dein Arbeitgeber es will. Aber nicht, wenn du deine Überflüssigkeiten fast umsonst an andere weiter geben willst. Der Betrugsgigant, die deutsche Autoindustrie. Hinfällig die Infrastruktur der Gesellschaft von maroden Brücken bis zu den Schulen. Selbst die bislang so gerühmte technische Intelligenz schmilzt wie Schnee an der Sonne. Kein Flughafen wird fertig, kein Stuttgart 21. Das digitale Netz ist miserabel.

Die Deutschen wählen, als ob sie nicht gewählt hätten: Schlamassel nachher ist Schlamassel vorher. Niemand regiert. Macht doch nichts, steht im SPIEGEL. Auch Belgien habe keine reguläre Regierung. Die deutsche Kanzlerin treibe ohnehin keine aktive Politik. Die Regierungen schalten auf Automatismus – in Zeiten „ständigen Umbruchs“. Das System ist zur Großmaschine geworden, das man auf Dauerbetrieb stellt.

Menschen – überflüssig und unerwünscht. Menschliche Intelligenz? Ein Störfaktor. Moralische Intelligenz? Ein Übel. Mediziner wollen alles „Unwissenschaftliche“ in der Heilkunst verbieten – nur nicht ihre eigenen unwissenschaftlichen Placebos, die sie mit ihrer Autorität als wirksame verkaufen. Menschen der Sozialdienste, die in der Nacht Leben retten, Schwangere ins Krankenhaus einliefern, in Minutenschnelle am Unfallort sind, um das Schlimmste zu verhüten, Pflegekräfte in Heimen, Hebammen, Krankenschwestern, alle Berufe, die es mit Menschen zu tun haben, sind schandhaft unterbezahlt. Tycoons und alle Oberklassen schwimmen in Geld. Nicht mit Arbeit haben sie ihr Geld verdient, sondern mit Spekulieren. Geld zeugt inzestuös Geld.

Man kann den Neidfaktor auch übertreiben, sagte Intendant Tom Buhrow, Mitglied der Vierten Gewalt, einstmals ein kritischer Journalist. Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, ist das Credo der Meinungsführer, die Andrea Nahles das Wort Fresse verbieten, ihre eigenen gesellschaftsverderbenden Leitlinien nicht korrigieren wollen. Die Medien wüten gegen Trump & Co mit moralisierendem Zeigefinger – und verhöhnen alle Moral als Besserwisserei.

Verglichen mit gewissen Computerspielen ist Trump ein Waisenknabe: „Die US-amerikanische Gegenrealität von „GTA“ ist zynisch bis zum Nihilismus, sie zeichnet alle ihre Figuren als unsympathische Egomanen, lächerliche Verlierer oder geldgeile Kriminelle. Nichts und niemand ist „gut“ in diesem zutiefst korrupten, düsteren Zerrspiegel einer gegenwärtigen US-Realität“. (SPIEGEL.de)

Mit kleinen Verbesserungen hält der SPIEGEL das Spiel für satisfaktionsfähig: wenn man eine Frau zur Führerin des Höllenspiels machen würde. Haben wir nicht bereits das Modell Merkel, in dem eine Frau das Männersystem stabilisiert? Überall wird der Frauenfaktor zurückgedrängt. In zahlreichen Ländern werden weibliche Föten abgetrieben, Frauen verbrannt, getötet und eingesperrt.

Quizfrage: wie viele Hausfrauen sitzen im neuen aufgeblähten, immer teurer werdenden Bundestag? Antwort: Eine. Die Zahl der Unternehmer hat sich mehr als verdoppelt. Die Klassen sind alles andere als repräsentativ vertreten. Juristen und Beamte beherrschen das Parlament. Noch immer herrscht Fraktionszwang, obgleich Abgeordnete Gewissen haben sollen. Das müssen sie offenbar beim Pförtner abgeben, wenn sie morgens herbeieilen.

Jüngere Generationen kennen nur das Modell Merkel. Demokratie haben sie im Regiment der Magd Gottes nicht gelernt. In Familie und Schule offenbar auch nicht. (Sueddeutsche.de)

Warum hat die AfD gerade im Osten gewonnen? Weil die Ossis – aus mangelndem Selbstbewusstsein und totalitärer Geprägtheit, die man nicht in drei Tagen abschütteln kann – ihre Defizite nicht zugeben können und die Wessis in unerträglicher Arroganz sich als Superdemokraten gebärden. (Sueddeutsche.de)

Warum spricht niemand mehr über die CDU, obgleich sie in hohem Maße dasselbe vertritt wie die Rassisten, Antisemiten und Faschisten der AfD? Jetzt wollen führende CDUler und CSUler nach rechts rücken, um zwischen sich und der Katastrophe keinen Platz zu lassen.

Es ist wie bei den Grünen: Leute, sagt uns, was wir euch anbieten sollen, um eure Stimmen zu gewinnen – genau das werden wir machen. Die Grünen sind fromm geworden, um die Schöpfung zu bewahren und die heidnische Natur zu verdrängen. Noch immer glauben sie, NS-Schergen seien die reinsten Naturschützer gewesen, von denen sie sich absentieren müssen.

Überhaupt Frömmigkeit. Je schlimmer die Verhältnisse, umso gläubiger die PolitikerInnen. Nahles konkurriert mit Merkel, wer Jesus näher ist. Göring-Eckardt wird täglich frömmer, je mehr Politik sie treibt. Jesus ist das Qualitätsmerkmal deutscher Politik. Kein Kanzler-Kandidat, der mit seinem Gott nicht ins Reine gekommen wäre. Gabriel verbietet einen gottlosen Arbeitskreis in der SPD. Alle Politiker überschwemmen den Evangelischen Kirchentag, um Zeugnis abzulegen für ihren himmlischen Herrn.

SPD-Kandidat Schulz führt einen unfassbar bigotten Wahlkampf, beauftragt einen Journalisten, um die doppelte Buchführung seines Verhaltens en detail als öffentliche Beichte zu protokollieren – und seinen Untergang in der SPD zu besiegeln. Nach außen posiert er siegesgewiss, nach innen ist er von Selbstzweifeln zerfressen. Sein Wahlkampf war ein einziges Schmierentheater, dem Publikum vorgaukelnd, was nie überzeugende Realität war. Nach außen bewahrt er die Contenance bei gewissen Schaumschlägern seiner Partei. Diese wiederum unterlassen keine Häme, um den Dummkopf ihrer Partei zu desavouieren. Wen würde Gabriel wählen: Schulz oder seine Tochter? Antwort: die Tochter. Den Begriff Gerechtigkeit, einst das Salz in der sozialistischen Suppe, hielten Clement, Müntefering & Co für einen Rohrkrepierer.

Die FDP ist die recycelte Ausgabe des Neoliberalismus, der nichts Besseres einfällt, als Macrons fulminantes Plädoyer für Europa an die Wand zu klatschen.

Merkel verschwindet bis zum Jahresende völlig vom exekutiven Ruder und zerbröselt den Vorschlag ihres französischen Konkurrenten zu Ja-Aber-Krümeln.

Womit wir bei den Mega-Katastrophen angekommen wären, bei denen wir uns kurz halten können: Europa zerfällt, Bürgerkrieg in Spanien, England verschwunden, Griechenland stöhnt ungehört, Italien wird allein gelassen, das EU-Parlament ist ein Scheinparlament, Polen, Ungarn kehren zurück zu den Prinzipien ihrer einstigen Partei-Diktaturen, die Türkei ist für Europa verloren.

Überall verbreiten sich Hemänner-Regimes wie auf den Philippinen, in Venezuela, Ägypten. Israel zementiert seine völkerrechtswidrigen Verbrechen und verschärft seine ultra-orthodoxe Politik, unterstützt im Alleingang den amerikanischen Gefährder des Weltfriedens. In den USA droht ein Bürgerkrieg. Trump demütigt seine engsten Mitarbeiter per Twitterkanonaden, verhöhnt die Hurrican-Opfer in Puerto Rico als Dilettanten.

Eine schreckliche Korruptionsaffäre ereignete sich am UN-Weltgericht in Den Haag. Ex-Chefankläger Ocampo wird beschuldigt, „einem libyschen Ölmilliardär dabei geholfen zu haben, der möglichen Strafverfolgung durch seine Nachfolgerin Fatou Bensouda zu entgehen.“ (SPIEGEL.de) Verwerflicher als im Zentrum des planetarischen Rechts kann Bestechlichkeit nicht sein.

Was noch? Ach ja: Trump bedroht Nordkorea erneut mit Auslöschung und verbietet alle Friedensverhandlungen. Noch immer exekutiert er seine naturfeindliche Industriepolitik.

Ach ja: das Vermögen der Welt hat sich auf 170 Billionen erhöht – und dennoch gelingt es den Reichen und Mächtigen nicht, alle Menschen ins Boot zu holen und menschenwürdig zu ernähren.

Ach ja: die Natur wird weiterhin ausgebeutet und ausgebeint. An diese Sensationen haben wir uns längst gewöhnt. Täglich werden wir mit Weltuntergangsberichten geflutet – doch ohne Sorge, sei ohne Sorgen: alles bleibt, wie es ist. War was?

Wir dürfen uns gratulieren: befinden wir uns nicht auf dem besten Weg ins Universum und in die Unsterblichkeit? Sind wir nicht längst apokalypse-immun geworden? Sind wir nicht Gottes Lieblinge, die allein davonkommen werden?

„Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen; da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der künftige Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und wird ihnen weder Wurzel noch Zweige lassen. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln; und ihr sollt aus und eingehen und hüpfen wie die Mastkälber. Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen werden des Tages, den ich machen will, spricht der HERR Zebaoth.“  

 

Fortsetzung folgt.

 

NB: 50 Tote bei einem Massaker in einem Hotel in Las Vegas. Sondersendungen, Brennpunkte, was wissen wir über den Täter, Chronologie des Grauens, Augenzeugen berichten. Only bad news are good news. Die Woche ist für die Medien gerettet.