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Weltdorf LXXI

Hello, Freunde des Weltdorfs LXXI,

„Der Präsident erwartet, dass die Verbündeten ihr Wort halten“.

In München, der fidelen Stadt, begann das Gelächter. Erst verstohlen, fast ungläubig, am Ende als planetarischer Tsunami. Noch immer ist es nicht verebbt. Man hört es noch auf den entlegensten Archipelen der Welt, von Insel zu Insel hüpfend: der mächtigste Mann der Welt ist ein Clown, der mit der Erde Allotria treibt. Lachen wir ihn aus dem Amt – bevor er auf die Idee kommt, den roten Knopf zu drücken, weil er es nicht erträgt, dass man ihn verlacht.

Die Sprache, die der grässliche Spaßmacher verwendet, ist „eine bewusst unverständliche Sprache. Der aggressive Tonfall, die Mimik und die Gestik lassen dabei aber unmissverständlich auf den Inhalt der Nachricht schließen“, so die Beschreibung der chaplinesken Diktatorsprache. Es genügt nicht, den unumschränkten Herrn über Wahrheit und Lüge zu hören. Man muss sehen, wie er mit mächtigem Haupthaar die Bühne beherrscht, um zu ahnen, wie er demnächst die Erdkugel traktieren könnte.

Der Präsident, von sich selbst nicht erwartend, dass er tut, was er sagt, erwartet es von anderen – und Merkel liefert. Auch die Magd des Herrn kümmert sich selten um ihr Geschwätz von gestern. Täglich erhält sie brandneue Instruktionen vom Himmel. Die Sprache der Kreaturen ist wurmstichig. Die Erwählten sprechen die Sprache der Sünder, als sprächen sie sie nicht. Sie verständigen sich in, mit und gegen das Wort. Wer zu ihnen gehört, versteht die Sprache der Erleuchtung. Wer sie nicht versteht, gehört nicht zu ihnen.

Durch Aufrüstung soll Frieden auf Erden hergestellt werden? Wird Frieden nicht durch friedliche Maßnahmen hergestellt? Deutschland gilt bei

John Kornblum und anderen Erwachsenen als unerwachsen, weil es Frieden auf friedlichem Wege erreichen wollte. Sind die Deutschen nicht ennervierende Musterschüler, die zur Übertreibung neigen?

Kornblum ist ausgewiesener magister germaniae, dem die Attitüden seiner Musterschüler nicht selten auf den Geist gehen. Was er überhaupt nicht leiden kann, ist die Überheblichkeit dieser Streber, ihren Lehrern über den Kopf zu wachsen. Grimmigen Gesichts muss er dann in ein TV-Studio, um den Rotzlöffeln den Kopf zu waschen. Ohnehin ist es antiamerikanisch, amerikanische Ober-Lehrer belehren zu wollen.

Belehren – das war einmal. Wo beginnt das Belehren? Schon beim schlichten Äußern seiner Meinung? Wenn ja, wäre ein demokratischer Diskurs unmöglich. Doch der Verlust würde niemandem auffallen. Diskurs, war das nicht die App eines gewissen Habermas?

Gottseidank werden diese Besserwisser langsam aus den Unis entfernt. Wir brauchen Maschinisten, die auf Null-Eins ticken, keine Leute, die andere mit Sprache verwirren. Oder muss man sich sofort entschuldigen, wenn man seine Meinung äußerte: sorry, dass ich laut dachte? Oder ist Belehren die Unverschämtheit, etwas besser zu wissen als andere?

Welch eine Überheblichkeit der Überflüssigen, die Meinungen der Wesentlichen zu überprüfen. Wer glaubt, etwas besser zu wissen, muss es beweisen durch Erfindung einer neuen Maschine, die die alten in den Schatten stellt. Wer nicht kreativ ist, hat das Maul zu halten.

Die Kreativen überfluten die Vielzuvielen mit Maschinen, die ihnen den Job wegnehmen – damit die Cretins gezwungen werden, noch kreativere Maschinen herzustellen, wenn sie nicht zu den Massen der Überflüssigen gehören wollen. Gelingt es ihnen, haben die Maschinenhersteller schon die nächste Generation 5.0 im Auge, um die Menschheit an die Ketten des Algorithmus zu legen. Gelingt es ihnen nicht, waren sie nicht zukunftstauglich und müssen den Platz räumen.

Gelingt es ihnen, haben sie das Gesetz des Fortschritts erfüllt. Wer es besser wissen will, muss seine Arroganz digitalisieren. Gut ist ein Gespräch unter Freunden und viel zu erzählen von Tagen der Lieb? Vergiss es, holder Poet!

Ungeheuerlichkeiten werden heute als technische Visionen verkauft. Die Deutschen – samt Kanzlerin – liegen auf dem Bauch und reden in prophetischen Hieroglyphen. Gibt es genug Maschinen, die die Menschen an Intelligenz übertreffen, können die Überflüssigen sich als Rentner zur Ruhe setzen – oder als nutzlos gewordene Fresser liquidiert werden. Schrieb kein verrückter Science-fiction-Autor, sondern der Gelehrte einer Elite-Uni in Oxford.

Poebel-Unis, die den Elite-Unis ans Bein pinkeln könnten, gibt es noch nicht. (Pardon, in Freiburg gab es mal eine.) Heute wollen alle zu den Eliten aufsteigen. Niemand will bleiben, wohin Gott ihn gnädig ins Sein warf. Woher nur diese Blasphemie, die Unfähigkeit, in seinem Stande zu bleiben? Für Lutheraner ist es Gotteslästerung, sich aus seinem Stand erheben zu wollen.

Wer sich vor Gott und den Menschen beweisen wollte, musste in Deutschland nicht aufsteigen, sondern ein Held werden – kein angelsächsischer Krämer. Brauchen wir einen neuen Krieg, um die uralte Streitfrage für immer zu klären? Aber nein. Die deutschen Lutheraner sind längst auf dem angelsächsischen Trip, alles werden zu können, was sie in Donald-Duck-Träumen werden wollten. Man muss loslassen, hinter sich lassen, Reißaus nehmen, sich von keinen Losern – und seien es die Liebsten – aufhalten lassen. Tschüss, Weib und Kinder, schön, euch kennengelernt zu haben. Haltet mich nicht auf mit Sentimentalitäten. Fürs Reich Gottes taugt ihr nicht.

Die lutherische Kanzlerin besucht jede Zukunftsmesse und will ihr Volk fit machen für die „Herausforderungen der Zukunft.“

„Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes. Wer sein Leben riskiert und verliert, der wird es neu gewinnen.“

Lots Frau – natürliches ein neugieriges Weib – schaute zurück. Nun muss sie als Salzsäule das Jüngste Gericht erwarten. Die heutige Devise: ich schaue nur nach vorn, ich schaue nicht zurück, müsste der Gegenwart den Namen geben: die Epoche Lots.

Den Oxford-Ungeheuerlichkeiten geht’s nur um die Kleinigkeit eines Rentner-Genocids:

„Menschen wird es wohl auch noch geben, wenn erst einmal „Brain emulations“ (abgekürzt „Em“), also die gescannten Software-Versionen der tausend funktionstüchtigsten menschlichen Gehirne, auf Computer heruntergeladen werden können, so dass sie dort ein Eigenleben führen und die globale Ökonomie übernehmen. Da Menschen viel zu langsam sind, um an den Wirtschafts- und Kommunikationsprozessen ihrer digital beschleunigten Computer-Klone teilzunehmen, kommen sie als Produktivkräfte dann freilich nicht mehr in Betracht. Umso sorgfältiger aber geht er dann bei der Erörterung der Einzelheiten zu Werke, etwa bei der Frage, ob die Menschen-Rentner in der neuen Ära womöglich enteignet oder liquidiert werden. Vermutlich (!!) nicht, lautet die Antwort – sofern freilich die bisherigen juristischen, finanziellen und politischen Institutionen bestehen bleiben“. (FAZ.NET)

Noch gibt es merkwürdige Begründungen, „weshalb nicht auch heute schon Rentner systematisch umgebracht werden.“ Vermutlich wird man diese überholten Gefühlsreminiszenzen bald ausgerottet haben. Die Kritik des FAZ-Schreibers am futurischen Genozid hält sich in Grenzen. Noch ist die Aura Frank Schirrmachers, des Propheten von Silicon Valley, mächtig im Blatt der Bewahrer – die den unzüchtigen Angeboten der Zukunft nicht widerstehen konnten.

Ähnlich ungerührt und umsichtig ist die Auskunft, die Hanson über jene Menschen gibt, die keine Aktien besitzen und auch nicht Geld durch Dienstleistungen an anderen Menschen verdienen können: „Ohne Vermögen, Fähigkeiten zum Diebstahl, private Wohltätigkeit oder Sozialtransfers der Regierung werden sie wahrscheinlich verhungern, so wie Menschen das in der Geschichte immer schon getan haben.“

Die Ausrottung der Überflüssigen ist ohnehin nur ein Nebenaspekt. Viel entscheidender ist, dass die Zukunft nicht mehr von Menschen gemacht werden wird. Der Mensch ist ein Rohrkrepierer von gestern:

„Man spricht da über eine Zukunft, die nicht mehr von „uns“, den Menschen, abhängt, sondern von Wesen, die wir erschaffen, dann aber aus unserem Einflussbereich entlassen müssen, weil ihre Fähigkeiten unser Fassungsvermögen radikal übersteigen.“

Doch eine winzige Chance besteht, die schöne neue Welt dennoch zu erleben. Man muss testamentarisch verfügen, eines unbekannten Tages als Em – als Super-Maschine – vom Tode auferweckt zu werden:

„Wenn Sie zum Zeitpunkt des Übergangs zu den Ems voraussichtlich tot sind, könnten Sie überlegen, Kyronik-Kunde zu werden (dessen Gehirn bis auf weiteres eingefroren und konserviert wird) und Ihren Willen zu erklären, als Em wiedererweckt zu werden, sobald das technisch möglich ist.“

Jetzt verstehen wir erst das Golgatha-Erlebnis des Herrn. In altmodischen Metaphern nahm Jesus das Schicksal eines Menschen vorweg, der als Sterblicher ins Grab sank, um als unsterblicher Kryoniker ins Reich göttlicher Engelmaschinen aufzuerstehen. Tipp für die Bayern. Macht endlich die Oberammergauer Festspiele zukunftsfest und digitalisiert euer archaisches Volksspektakel. Dann könntet ihr euch mit Silicon Valley als Passions- und Auferstehungsort kurzschließen. Trump würde euch mit Sicherheit besuchen.

Was lernen wir aus alldem, Mark Siemons? Dass wir nichts lernen können:

„Kann es sein, dass das Reden über Künstliche Intelligenz die Menschen den Abstraktionen der Maschinen unterwirft, längst bevor diese die Herrschaft übernehmen?“

Das kann nicht sein, das ist so. Auf jeden Fall bei der konservativen FAZ, die viel Wert darauf legt, die Zukunft als beschützenswertes Gut zu konservieren. Ist das nun eine Gefahr für das Menschengeschlecht, das uns aus Oxford dräut? Gilt es: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Ach was. Konservative schauen der Zukunft unverwandt ins Auge. Sie sind wahre Heroen des geplanten Suizids der Menschheit. Vor so viel Kaltblütigkeit beim Auslöschen der Menschheit kann man nur bewundernd die Augen senken.

Ganz anders als der FAZ-Artikel lässt Alard von Kittlitz in der ZEIT seinem geballten Unmut gegen Silicon Valley freien Lauf:

„Fuck you, Silicon Valley! Die IT-Bosse aus Kalifornien werden als Weltverbesserer gefeiert. Dabei sind ihre Visionen selbstverliebt, antidemokratisch und bestenfalls naiv.“

Zuerst die wichtigste Frage: „Wie kann es sein, dass niemand dem Valley und seiner Aufgeblasenheit widerspricht? Wieso ist der Diskurs dermaßen devot?“ (ZEIT.de)

Leider lässt uns der Autor mit der Beantwortung der Frage im Regen stehen.

These: Deutsche brauchen eine Religion und eine Nation, die sie kritiklos bewundern können. In den wichtigsten philosophisch-politischen Fragen haben sie keine eigene Meinung, sondern stehen noch immer unter dem Pantoffel ihrer Befreier. Sie beschränken sich auf das Einheizen der Wirtschaft und überlassen alles andere den Elefanten mit den großen Köpfen. Sie sind nicht nur abhängig vom militärischen, sondern auch vom ideologischen Schutzschild der Amerikaner. Weil sie zu feige sind, zu Fortschritt, Heilsgeschichte, Verhältnis von Religion und Demokratie, Verbesserung der Verhältnisse durch Technik, Stellung zu beziehen.

Den Reichtum ihrer früheren Gelehrten, die mit stupender Sachkenntnis und scharfsinnigen Ausführungen – denen man nicht zustimmen muss, um dennoch von ihnen zu profitieren – ignorieren sie. Dass Deutschland einstmals Universität der Welt war, wurde sang- und klanglos an der Biegung des Flusses begraben. Die beklagenswerte Qualität heutiger Debatten ist die Schuld einer selbstverursachten historischen Blindheit.

Als Lots Weib nicht nach hinten schauen durfte, wurde die Geschichte der Urhebräer durch geschichtstheologische Wunschkonstruktionen der Priester ersetzt. Den gleichen Effekt der Vergangenheitsverherrlichung erleben wir bei unseren deutschen Zeitgenossen. Die Vergangenheit wird in prächtigen Farben geschildert. Das Verhängnis des Dritten Reichs war nur eine winzige Verirrung des Volkes durch Verführung diverser Rattenfänger. Die verhängnisvolle Rolle der Kirchen wurde ins glatte Gegenteil verfälscht. Die Dichter und Denker waren reine Giganten der Humanität.

Wie Merkel, so will auch Silicon Valley die Welt verbessern. Während Merkel aber nicht daran denkt, zu sagen, was schlecht ist, nimmt Großinvestor Peter Thiel kein Blatt vor den Mund:

„Ich glaube nicht länger, dass Freiheit und Demokratie miteinander vereinbar sind. Der massive Zuwachs an Sozialhilfeempfängern und das Wahlrecht für Frauen haben die Bezeichnung ‚kapitalistische Demokratie‘ für Amerika seit den 1920ern ad absurdum geführt.“

Gleichzeitig haben die Zukunftsgiganten erstmals mehr Geld den Republikanern überwiesen als den Demokraten. Was unterstützen sie damit, die technischen Heilande der Welt?

„Unterstützt wird mit kapitalistischer Kaltschnäuzigkeit eine Partei, die Steuern senken und den Sozialstaat minimieren will, die den Klimawandel bezweifelt und deren Präsident eine Mauer gegen Mexikaner plant. Unterstützt wird im eigenen wirtschaftlichen Interesse die Partei der Finanz-, Waffen- und Gefängnisindustrie.“

Ist es denn nicht konsequent, die Massen der Loser zu dezimieren, um wenigen Genies eine strahlende Zukunft auf dem Mars zu ermöglichen?

Was sie wirklich verbessern, sind Banalitäten. Was sie anstreben, sind totalitäre Träume demokratie-freier Inseln und absurder Kunstbehausungen auf menschenfeindlichen Planeten. Die Zukunft der Roboterisierung wird ins hellste Licht gerückt. Dass dadurch die Arbeitsplätze der meisten geschreddert werden, wird kaum erwähnt. Man müsse eben offen sein für die Zukunft. Man muss schlucken, was wenige Phantasten der Menschheit als Zukunft verordnen. Wer nicht offen ist, ist ein „rückwärtsgewandter Dino“, dem man das Menschsein absprechen muss.

Der biologische Rassismus der Arier wurde abgelöst durch den kreativen und digitalen Rassismus auserwählter Herrenmenschen, die sich anmaßen, das Schicksal der Menschen in versteckten Zirkeln zu bestimmen. Die Eliten wollen endgültig beweisen, dass die Unterschichten überflüssig werden – wenn sie es nicht schaffen, die gestohlenen Arbeitsplätze durch noch intelligentere Gespreiztheiten zu ersetzen.

Die Regierungen rollen den roten Teppich aus, wenn Schmidt und Zuckerberg in ihrer übergroßen Gnade es für richtig halten, bei ihnen vorbeizuschauen – um die größten Zweifler von ihrer prophetischen Kompetenz zu überzeugen.

Auch Medien lassen sich von den Illusionisten – die selbstredend keine Populisten sein können – nicht minder anstecken als die Politiker. Was wurde aus Döpfners offenem Brief an Google? Kurze Zeit danach wurde Zuckerberg vom Springerverlag wie ein König empfangen. Beim Buckeln und Dienern kennen Deutsche keine Scham.

Des Wahnsinns fetteste Beute aber ist das Versprechen, dem Schnitter Tod von der Schippe zu springen und ein sinnvolles Gesetz des Universums zu strangulieren. Sie halten sich für so einzigartig, dass sie es als Zumutung empfinden, wenn Gevatter Tod an ihrer Tür anklopft. Das wäre die endgültige Trennung der Menschheit in die Notwendigen und die Überflüssigen. Der Sinn der Geschichte besteht für Eliten in der Theodizee ihrer Auserwähltheit. Wenn die Geschichte höchst selbst bewiese, dass sie den Weizen von der Spreu scheiden kann, dann wäre die Heilsgeschichte gerechtfertigt.

„Der Tod ist dem Universum einprogrammiert. Aber die Idee, selbst für immer zu leben, ist die nihilistischste von allen, denn ihre ultimative Konsequenz ist, dass allen künftigen Generationen das Leben verweigert wird.“

Die Unsterblichkeit des gottähnlichen Mannes wäre das ultimative Ende der Frau und ihrer minderwertigen Kinder. Die Männer hätten sich abgesetzt in das Reich einer übernatürlichen Perfektion. Hier gäbe es keinen Platz mehr für Eiapopeia und sündigen Sex mit dem Weib. Eine klerikale Frauenfeindschaft würde sich verbinden mit dem Autismus des unbesiegbaren weißen Mannes.

Ist es nicht pervers, dass die deutsche Presse auf Trump eindrischt, obgleich er – verglichen mit den Exzessen von Silicon Valley – nur ein belangloses Würstchen ist? Alles, was sie dem Entertainer vorwerfen, bewundern sie bei den digitalen Genies.

Was Merkel unter Verbesserung der Welt versteht, wird aus folgenden Worten ersichtlich:

„Wieso sagt Angela Merkel in ihrem neuesten Videocast, die Bürger müssten lernen, dass Digitalisierung wirkliche Vorteile bringe, und sie müssten der Digitalisierung gegenüber bitte offen sein, wenn man überall lesen kann, dass die Digitalisierung voraussichtlich unfassbar viele Jobs kosten wird?“

Trump ist kein solitäres Genie. Sein Politprogramm ist das Portefeuille des Westens. Nur in Peanuts unterscheidet sich die Pastorentochter vom Immobilienmogul. Auch sie rüstet auf, auch sie errichtet Mauern, auch sie massakriert ein Nachbarvolk: die Griechen. Auch sie sucht Rückendeckung im Vatikan, auch sie sieht sich in Gottes Hand. Von Trumps Feldgottesdienst mit seinem Volk kann sie nur träumen.

„Melania spricht auf Englisch mit starkem osteuropäischen Akzent zunächst ein Gebet: „Lass uns beten, unser Vater im Himmel … Erlöse uns vom Bösen, denn Dein ist das Königreich, für immer und immer, Amen.“ (BILD.de)

Trump will mehr sein als ein gewählter Präsident. Er will eine von Gott beglaubigte Himmelsfigur sein, die sein Volk ins Gelobte Land führen will:

„Lasst uns eine neue Einheit finden. Wir alle sind Brüder und Schwestern. Wir teilen ein Heim, ein Schicksal und eine glorreiche amerikanische Fahne.“ (WELT.de)

Wie der Sohn zu seinem Volk kam, direkt und ohne Vermittlung von Priestern, um es zu trösten, so will auch Trump keine lügenhaften Instanzen zwischen sich und seinem Volk dulden. Deshalb sein Zorn auf die Medien, die sich eine monopolistische Vermittlungsfunktion erschlichen, um sich unentbehrlich zu machen. Medien entscheiden, wer nach oben fährt, Medien entscheiden, wer wieder absteigen muss: der Name der Medien sei gepriesen. Jesus hasste die Priester, die sich als Pförtner zum Heil gerierten.

„Lasset sie, sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seiht, das Kamel aber schluckt.“

Im Gezwitscher über Trump fiel – ganz ungewöhnlich – auch der Begriff Aufklärung. Klaus Erich Schariot, deutscher Ex-Botschafter in Washington, bemängelte am Präsidenten:

„Trump selbst stelle mit seinen Dekreten und Tweets täglich die „Werte der Aufklärung“ infrage.“

Da kam er aber bei John Kornblum, dem amerikanischen Ex-Botschafter in Berlin, schlecht an: „Das sei „recentism“, („Zeitgeistphilosophie“) also ein Abarbeiten an Meldungen nur wegen ihres flüchtigen Nachrichtenwertes, und „typisch deutsch“. (SPIEGEL.de)

Hier irrt der strenge Erzieher der Deutschen. Aufklärung gehört allen Menschen, deutsch ist sie am wenigsten. Auch Amerika verdankt seine vorbildlichsten Demokratie-Elemente der englischen und französischen Aufklärung.

Wo bleibt in der jetzigen Krise die starke amerikanische Stimme der Aufklärung? Die einzige Waffe im Kampf gegen politische Führer, die sich als Erlöser ihres verlorenen Volkes gebärden?  

 

Fortsetzung folgt.