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Europäische Idee XLVIII

Hello, Freunde der europäischen Idee XLVIII,

kommen wir zum Wesentlichen, kommen wir zur Vagina. Die Deutschen kennen nur die geistige Beschneidung des unwiderstehlichen, verführerischen, verschlingenden Urweibes. Bewundernde, zärtliche Namen für die orgiastische Perle der Frau sucht man bei ihnen vergeblich. Sie müssen lateinisch sprechen, vulgär oder militaristisch. Scheide ist Behälter für das Schwert, selbst Muschi und Möse erinnern an Liederliches und Hurenhaftes:

„Das Wort Möse ist in dieser Form erst seit neuerer Zeit belegt und wird an Musche, Muschi, Mutz und Mutze und ähnliche Bezeichnungen mit den Bedeutungen ‚weibliches Geschlechtsorgan‘ und ‚liederliche Frau, Hure‘ angeschlossen.“ (Wiktionary)

Was ist der Lohn der Frömmigkeit? Ewige Seligkeit. Was ist Seligkeit? Ewiges Umschlungensein der Liebenden, nimmer endende Liebeslust von Braut und Bräutigam. Die Lust- und Liebesfähigkeit der Frau verwandelte und verfälschte der männliche Erlöser in das Symbol seiner illusionären Seligkeit.

„Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen Öl in ihren Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen. Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; geht aus ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nicht also, auf daß nicht uns und euch gebreche; geht aber hin zu den Krämern und kauft für euch selbst. Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen. Zuletzt kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und

sprach: Wahrlich ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“

Götter sind scharf auf Menschen, besonders auf deren Weiber. Ihre pompöse Allmacht zerfällt in Nichts, wenn ihre Bedürfnisse bei Menschen unerwidert bleiben. Dann rasen sie in heiligem Zorn. Was folgt? Ewiges Ausgeschlossensein der Versager und Unwürdigen, ewige Hochzeitslust der Gehorsamen und Erwählten.

Gott, dein Name ist Eifersucht. Worauf ist der himmlische Vater eifersüchtig? Auf Mutter Natur. Auf selbständig und angstfrei fühlende und denkende Menschen. Auf alles, was nicht Er ist. Der ungläubige Mensch ist einer, der mit der Welt fremdgeht. Er hat seine Lust an Mensch und Natur, dafür wird er ewig büßen.

Theorie ist brünstige Schau der Welt, Erkennen verzückter Anblick des Kosmos. Darauf war der männliche Gott eifersüchtig und erklärte sich zum Schöpfer aller Dinge, damit seine abhängigen Geschöpfe Ihn lieben sollten. Was aber ist eine Liebe, die verschmähte Liebe mit dem Tod bedroht?

Es gereichte dem Menschengeschlecht zur Ehre, dass es sich in überwältigender Mehrheit nicht bedrohen ließ, sondern seiner freien Zuneigung und Leidenschaft folgte. Es war immer nur ein „heiliger Rest“, der sich in Angst und Schrecken dem übermächtigen Erpresser ergab. Nicht das eine Schaf ist zu rühmen, das sich retten ließ, sondern die 99, die lieber zur Hölle fuhren als sich erpressen zu lassen.

Aus rasender Eifersucht setzten die Unfreien Himmel und Hölle in Bewegung, um ihre Feigheit durch Herrschaft über die Freien zu vertuschen. Die Geschichte des Abendlands ist die Despotie des einen Schafes über seine 99 Geschwister, die für ihren Unglauben büßen müssen.

„Und der HERR sprach zu mir zu der Zeit des Königs Josia: Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige tat? Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und ich sprach, da sie solches alles getan hatte: Bekehre dich zu mir. Aber sie bekehrte sich nicht. Und obwohl ihre Schwester Juda, die Verstockte, gesehen hat, wie ich der Abtrünnigen Israel Ehebruch gestraft und sie verlassen und ihr einen Scheidebrief gegeben habe.

Scheidung, Scheide, Scheidebrief: tief ist der Brunnen der Erinnerung.

„Die Untreue des Volkes wird von den Propheten als Ehebruch gescholten, indem der Bund als Ehe, die Erwählung des Volkes als Brautwahl aufgefasst wird. Die Untreue wird Gott schrecklich ahnden. Er wird sein ungehorsames Volk vernichten – vielleicht wird ein Rest übrigbleiben, der sich „bekehrt“; aber das Gericht wird das Volk treffen.“ (Bultmann)

Gott erträgt nichts Selbständiges neben sich. Er muss von Kreaturen umgeben sein, die sich vor Ihm in den Staub werfen. Alles Unbotmäßige ist das „Hochfahrende und Hochragende“, das er verwirft und zugrunde richtet.

„Denn einen Tag hat Jahwe Zebaoth wider alles Große und Erhabene, wider alles Hohe und Ragende, wider alle Zedern des Libanon, wider alle Eichen des Basan, wider alle hohen Berge, wider alle ragenden Hügel, wider jeden hohen Turm, wider alle Tarsis-Schiffe, wider alle kostbaren Barken. Dann duckt sich der Stolz der Menschen und hoch ragt Jahwe allein an jenem Tage.“

Triumphaler und rachsüchtiger könnte sich die phallische Überlegenheit des Gottes nicht darstellen, der alles Stolze und Eigenständige in Natur und Kultur als Teufelswerk verabscheut und dem Erdboden gleich macht.

Gott liebt seine Geschöpfe wie ein krankhaft eifersüchtiger Landesfürst seine weiblichen Untertanen, bei denen er das Recht der ersten Nacht einfordert. Versuchung und Verführung zum Ehebruch mit der Natur sind für den Herrn der Heerscharen Hauptsünden der untreuen Menschheit. Und führ uns nicht in Versuchung. Der Teufel ist der große Versucher, der die Menschen zur Anbetung seines natürlichen Reichs verlocken und verführen will.

„Geworfen wurde der grosse Drache, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde.“

„Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen.“

Geschichte ist ein gigantischer Geschlechterkampf, der in männlichen Erlöserreligionen seinen Widerhall fand. Naturzerstörung ist Verwüstung der weiblichen Natur durch den Mann, der sie durch eine zweite bessere, technische Natur ersetzen will.

Männerreligionen sind Hauptantriebskräfte des männlichen Vernichtungskampfes gegen die Frau, die ihre Überlegenheit nicht durch Unterdrückung des Mannes beweisen musste. Das Patriarchat hingegen muss alles Natürliche und Weibliche erniedrigen und ausrotten, um seine Überlegenheit zu demonstrieren.

Der Evolutionsbiologe Josef Reichholf, einer der Gründerväter der deutschen Ökobewegung, beklagt die zunehmende Verfälschung der Ökologie durch eine esoterisch-naturreligiöse Gaia-Verehrung.

In der griechischen Mythologie war Gaia die personifizierte Erde und bedeutete so viel wie Gebärerin. Als Gebärerin alles Natürlichen ist Gaia die Urmutter allen Seins. Seine Hebammenkunst verknüpft Sokrates mit der matriarchalischen Idee der Gaia. Er sei unfruchtbar, sagte Sokrates, selbst könne er keine Kinder gebären. Doch er könne dazu beitragen, die Kinder anderer zur Welt zu bringen. Miteinander reden ist ein dialogischer Gebärakt.

Menschen benötigen einander, wenn sie Wahrheit erforschen wollen. Nicht, dass Reichholf jede Religion ablehnen würde: „Die Hauptfunktion des Glaubens ist für ihn die Reduktion der realen Komplexität, um sie verständlich zu machen. Glaube erfülle somit in sozialen Gruppen den Zweck zur Ordnung und stelle einen Vorteil für diese dar. Die Hinwendung eines bestimmten Anteils der Menschen zur Religion sei somit als durch Evolution entstandener Vorteil zu verstehen.“ (Wiki)

Offensichtlich muss Religion für den Bayern Reicholf die katholisch-korrekte sein. Naturwissenschaftler, die sich empirisch und mathematisch nicht irren können, sind auch in Sachen Religion unfehlbar. Dass Naturzerstörung in erdverwüstendem Ausmaß nur im christlichen Abendland entstanden ist, scheint der exakt messende und rechnende Freund der Natur übersehen zu haben.

Für unbestechliche Männer ist Geschlechterkampf ein skurriler Mythos. Sie fühlen sich den Frauen derart überlegen, dass sie den Kampf mit dem weiblichen Prinzip nicht mal zur Kenntnis nehmen.

Sozialismus und Kapitalismus sind männliche Generalwaffen im Kampf der Geschlechter. Marx und Engels wollten die Frau emanzipieren, aber nur unter dem Gesichtspunkt der Befreiung der Arbeiterklasse.

„Diese Befreiung sollte in der maximalen Rationalisierung und Reduzierung der Arbeit bestehen. Die Forderungen des Marxismus deckten sich in vielen Punkten mit kapitalistischen Vorstellungen. Obgleich Marx den Untergang des Kapitalismus prophezeite, gehörte er doch zu seinen überzeugtesten Fürsprechern. Er war voll des Lobes für die kapitalistische Haltung, die Natur lediglich als Gebrauchsobjekt zu betrachten und er befürwortete den wissenschaftlichen Fortschritt als Mittel, um sie den Menschen dienstbar zu machen. Der steten Expansion des Kapitals und seiner naturzerstörenden Macht als einem „zivilisierenden Einfluss“ zollte er uneingeschränkten Beifall. In Marx‘ Denken war kein Raum für Liebe, menschliche Schwäche, Mitmenschlichkeit oder Selbstkritik. Seine Maßstäbe griffen vor allem auf patriarchalische Werte zurück, seine Fürsorge für die Armen blieb das Privileg einer automatischen Geschichte. Es war keine Aufforderung zur revolutionären Autonomie der Entrechteten. Wilson schreibt: „Er wünschte, dass die Menschheit mit sich versöhnt und glücklich sein sollte, aber er schob das bis zur Erreichung der Synthese auf, in der Gegenwart glaubte er nicht an die menschliche Brüderlichkeit.“ (Marilyn French, Jenseits der Macht)

Warum ist die Lage der Linken so aussichtslos? Weil sie den naturfeindlich-maskulinen Kapitalismus nicht abschaffen, sondern nur in Verteilungsfragen modifizieren will. Auch die Emanzipation der Frau ist für sie lediglich ein belangloser Nebenwiderspruch.

Wenn es im falschen Leben kein richtiges geben soll, befinden wir uns in erbsündiger Aussichtslosigkeit eines Kirchenvaters. Adornos Sätze sind traditionelle Glaubenspunkte jeder christlichen Dogmatik: „Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellten“. (Minima Moralia)

In welchem Stadium des Geschlechterkampfes befinden wir uns? Im Stadium seines absoluten Triumphes. Der Mann ist dabei, die Frau überflüssig zu machen. Der Milliardär Nicolas Berggruen hat sich zwei Kinder gekauft. Auf die Frage, wer die Mutter seiner Kinder sei, antwortete der Superreiche: „»Ich bin die Mutter und der Vater.« Den Traum vom Elternsein hat sich der glückliche Berggruen mithilfe zweier kalifornischer Leihmütter erfüllt. Sie hätten zwei Spendereizellen für ihn ausgetragen. Binnen drei Wochen seien so ein Sohn und eine Tochter zur Welt gekommen, erzählt Berggruen stolz.Eine Mutter brauchen die Kinder seiner Meinung nach nicht.“ (WELT.de)

Weiter im Prozess des Überflüssigmachens der Frauen sind die Erfinder der Roboter, welche eines Tages so intelligent sein werden, dass sie die Menschen an Genialität überragen werden. Sie werden fähig sein, Nachwuchs zu kreieren, der sie in allen Dingen übertreffen wird.

Auch Ray Kurzweil, Vordenker der KI-forschung, wird die natürliche Gebärfähigkeit der Frau und das Zeugen von Kindern überwinden, wenn es ihm gelingt, den Menschen unsterblich zu machen. Bislang war der Tod die Voraussetzung des Lebens in endlosen Generationen. Sollte der Tod überwunden werden – nach dem Vorbilde Jesu am Kreuz – müsste jedes natürliche Zeugen und Gebären verboten werden, damit der begrenzte Raum auf Erden nicht rapide übervölkert wird.

Der Triumph des Kapitalismus ist die absolute Käuflichkeit aller Dinge und menschlicher Liebestaten. Wer Geld hat, braucht sich um die geistige Entwicklung seiner Menschlichkeit nicht mehr zu kümmern. Was er an Akzeptanz, Freundschaft und Wohlwollen benötigt, kauft er sich mit seiner Platinum Card. Wovon Ludwig von Mises träumte, ist Realität geworden. Die Menschheit ist in das Stadium universeller Käuflichkeit oder grenzenloser Prostitution getreten.

„Das ist die Freiheit im äußeren Leben des Menschen, dass er unabhängig ist vom Wohlwollen der Mitmenschen. Diese Freiheit ist kein Urrecht des Menschen, sie hat es im Urzustande nicht gegeben; ihre volle Ausbildung ist ein Werk des Kapitalismus. Der Mensch der vorkapitalistischen Zeit hatte über sich einen gnädigen Herrn, um dessen Gunst er werben musste. Der Kapitalismus kennt keine Gnade und keine Ungnade, er unterscheidet nicht mehr gestrenge Herren und gehorsame Knechte; alle Beziehungen sind sachlich und unpersönlich, sind rechenbar und vertretbar. Mit der Rechenhaftigkeit der kapitalistischen Geldwirtschaft steigt die Freiheit aus dem Reich der Träume in das der Wirklichkeit herunter. Hand in Hand mit der Entwicklung des Kapitalismus geht das Bestreben, im Staate alle Willkür und alle persönliche Abhängigkeit auszuschalten. Die politische Freiheit ist noch nicht das Ganze der Freiheit. Man muss darüber hinaus in der Lage sein, handeln zu können, ohne im voraus unabsehbare gesellschaftliche Folgen der Handlung befürchten zu müssen. Und diese Freiheit verbürgt nur der Kapitalismus mit seiner nüchternen Zurückführung aller Wechselbeziehungen auf das kalte, von allem Persönlichen losgelöste Tauschprinzip des do ut des. Dass die Besitzenden auch ohne zu arbeiten leben können, ist ein Gewinn, den sie aus der gesellschaftlichen Arbeitsvereinigung ziehen, ohne die Nichtbesitzenden zu schädigen. Willkür, Gunst und Laune werden kaum noch etwas zu bedeuten haben.“ (Ludwig von Mises, Die Gemeinwirtschaft)

Obszöner kann die absolute Herrschaft des Geldes nicht mehr dargestellt werden. Das Kapital wird zum Despoten über den äußerlichen und innerlichen Menschen. Sage mir, wie reich du bist und ich sage dir, welche Freundschafts- und Beziehungsarbeit du nicht mehr leisten musst. Das Glück ist berechenbar und bezahlbar geworden. Die Frage, was mit denen geschieht, die sich kein Glück kaufen können, wird von dem Autor nicht gestellt. Versteht sich, dass von Mises gegen die missglückte Gleichberechtigung der Frau keine Einwände hat:

„Man kann, ohne den Kampf der Frau damit zu unterschätzen, ruhig die Behauptung wagen, dass durch die Reste der rechtlichen Zurücksetzung der Frau, die die Gesetzgebung der Kulturstaaten noch kennt, weder den Frauen noch der Gesamtheit ein wesentlichen Schaden zugefügt wird.“ (Ebenda)

Ökonomen rechnen nur. Sie lesen keine Bücher mehr, in denen der Ungeist des heutigen Neoliberalismus niedergelegt wurde. Das Zeitalter erlaubt sich den Luxus, all jene Geister und Dämonen zu ignorieren, die sie in den Abgrund führen.

Die Prostitution matriarchaler Uranfänge war das Gegenteil der gegenwärtigen Käuflichkeit von Liebestaten. In Urzeiten hatten Prostituierte oft einen hohen gesellschaftlichen Rang und waren für ihre Bildung berühmt.

Aspasia, Gefährtin des Perikles, war eine berühmte Hetäre, die vielen Männern philosophisch und sinnlich überlegen war. Auch in Epikurs Garten konnte eine gebildete Prostituierte Vorsteherin der Schule werden. Sie waren heilige Huren, barmherzige Prostituierte. In der Bibel wurden sie als Tempelhuren verflucht. Ihre Liebesdienste waren für sie heilige Bedürfnisse. Ihre Tätigkeit war eine Mischung aus „Mutterliebe, Zärtlichkeit; Geborgenheit, mystischer Erleuchtung und Sexualität.“ „Wir sind nicht nur barmherzig mit uns selbst, sondern mit der ganzen Menschheit.“

Tempelhuren wurden auch als Heilerinnen der Kranken verehrt. Allein ihre Sekretionen sollten heilende Kraft haben. Ein Sprichwort der Sufis deutet darauf hin: „In der Vagina des Weibes liegt Heilung.“ Selbst ihr Speichel konnte heilen. Jesu Heilung des Blinden mit Speichel war einer matriarchalischen Tradition nachempfunden. Auf einer Tontafel aus Ninive war zu lesen, Augenleiden ließen sich mit dem Speichel einer Hure heilen. Prostituierte waren auch Zauberinnen, Prophetinnen und Seherinnen.

Als das hellenistische Griechenland die Ehefrauen zu bloßen Mägden herabwürdigte, blieben die Hetären oder Kurtisanen den Männern rechtlich und politisch gleichgestellt. Im griechischen Mythos verbot die Große Mutter dem himmlischen Vater Zeus eine monogame Ehe mit der Begründung, dass nur ihr System der Gruppenehe ehrbar sei.

In matriarchalischer Zeit war das Herdfeuer jeder Frau ihr Altar. Der Herd war zudem der Nabel, der weibliche Mittelpunkt der Welt, das Zentrum des Tempels, um den die heiligen Huren ihre Stundentänze aufführten.

Da Prostituierte im Heidentum eine wichtige Stellung einnahmen, machte das Christentum ihren Beruf verächtlich. Erst in der Renaissance traten antiklerikale Schriftsteller auf, die die geschmähten Frauen verteidigten: „Huren und Prostituierte machen sich um die Menschheit mehr verdient als Nonnen mit ihrer Keuschheit und Jungfräulichkeit.“

Doch die Kirche war unerbittlich in ihrer Raserei gegen die Huren. Auf einem Wandgemälde aus jener Zeit sieht man eine Frau, gefesselt in der Hölle liegend. Zwei Dämonen halten ihre Beine gespreizt, während ein Dritter glühend rote Eisen in ihre Vagina stößt.“ (Alles nach B. Walker, Das geheime Wissen der Frauen)

Der heutige Kampf gegen das Heimchen am Herd – Feministinnen lautstark vorneweg – ist der Vernichtungskampf gegen die überlegene Lebenskunst der Frau. Die Frauen sollen sich endgültig dem kapitalistischen Regiment der Männer unterstellen.

Der Hass der Männer gegen die Vagina entspringt dem unterdrückten Bewusstsein ihrer Unterlegenheit und ihrer vollständigen Abhängigkeit von der Glücks- und Lustfähigkeit der Frauen. Auch die Frauen wissen nicht mehr, wie haushoch sie den Männern überlegen sind. Die eingepeitschte Höllenfurcht durch Priester, die furchtbaren Hexenprozesse, haben sie zu ängstlichen und verzagten Mütterchen erniedrigt, die sich durch Kinderzeugen erschöpfen und früh sterben sollten.

Ein eigentliches Revier weiblichen Stolzes gibt es heute nicht mehr. Der heilige Herd ist vernichtet, ihre Kinder geboren zu haben, sollen die Mütter bedauern, in der Männerwelt müssen sie eine dienende Rolle spielen. Ihre Erziehungs- und Kinderarbeit gilt nicht als rentenwürdige Leistung. Nur Männer leisten Hervorragendes, wenn sie tote Dinge produzieren. Grillo, Narr des BDI, erwähnt nicht mal die lebenslangen Mühen der Frauen um das Wohlergehen der Kinder und – Männer.

In muslimischen Ländern wird die Frau körperlich beschnitten, um ihre überlegene Lust auszubrennen, in christlichen Staaten wird sie geistig beschnitten, um Evas Aufstand gegen den Herrn ad infinitum zu büßen. Eva war kesser, neugieriger und hatte keine Angst vor der väterlichen Autorität. Das müssen ihre Nachfolgerinnen bis zum heutigen Tage mit weltweiter Minderwertigkeit sühnen.

Die schlimmste Strafe der Christen ist die Hölle. Woher kommt das Bild dieses schrecklichsten Ortes, den menschliche Gehirne je erfanden?

Bei vorchristlichen Völkern war Hölle keineswegs ein Ort der Bestrafung. Sie konnte finster und geheimnisvoll sein, doch war sie keineswegs die gewaltige Folterkammer, die die Christen aus ihr machten. Nicht selten war sie ein Ort sinnlicher Freuden. Hades, der „Unsichtbare“, war der verborgene Gott während seiner Zeit in der Gebärmutter der Erde.

Die Christen machten aus der Unterwelt die fluchwürdige Gebärmutter der Natur, die ein Ort der Marter sein musste, weil dort die erbsündigen Kreaturen gezeugt wurden. Die Vorstellung von der ewigen Höllenqual kam auf mit den sinnenfeindlichen Erlöserreligionen der Männer. Die männliche Beschäftigung mit der Qual stand in krassem Gegensatz zur matriarchalen Freude am Leben.

Wen wundert es, dass die widerlichsten Höllenqualen von Popen erfunden wurden, die die Frauen einschüchtern wollten, damit sie sich den neuen Gesetzen der Patriarchen ergeben. Theologen beharrten darauf, die Freude der Erlösten im Himmel werde erst vollkommen, wenn sie sich an den Leiden der Verdammten in der Hölle weiden dürften. Gregor der Große nahm an, die guten Menschen im Himmel hätten nicht die geringsten Gefühle des Mitleids mit den Verdammten.

Sind das nicht präzise Beschreibungen unserer Gegenwart? Warum sind wir so süchtig auf Bilder des Schreckens aus aller Welt? Nur aus Fernstenliebe? Nicht aus tief verdrängter Genugtuung, dass wir wieder einmal davongekommen sind? Bilder des Schreckens werden prämiiert – aus rein ästhetischen Gründen.

Ist die Liebe der Christen nicht gleich der egoistischen Selbstliebe ihres himmlischen Vaters, der keine Mühe hatte, seinen völligen Mangel an Mitgefühlen, seinen unüberbietbaren Autismus, in sein heiliges Buch zu diktieren:

Um meinetwillen, um meinetwillen tat ichs. Denn wie könnte ich mich selbst entweihen lassen? Und meine Ehr geb ich keinem andern.“

Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr unter den Völkern verächtlich gemacht habt. Die Völker sollen erkennen, dass ich Jahwe bin.“

Das best gehütete Geheimnis der christlichen Liebe ist in unmissverständlichen Lettern in ihrer heiligen Schrift offenbart. Ihre Nächstenliebe ist unverhüllte Eigenliebe. Sie lieben nur sich selbst, wenn sie beteuern, sie liebten die Welt.

Die Unterdrückungspolitik der Männer – welche überzeugt ist, humane Gefühle kaufen zu können – zu Fall zu bringen, wird den Frauen nur gelingen, wenn sie ihre überlegene Liebesfähigkeit nicht länger mit Demut verwechseln. Der hoch aufragende Phallus der Männer muss gefällt, das menschenfreundliche Reich der Vagina wieder hergestellt werden.

 


Fortsetzung folgt.