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Europäische Idee XXVII

Hello, Freunde der europäischen Idee XXVII,

Religionen übernehmen die Welt. Nicht irgendwelche, sondern Erlöserreligionen omnipotenter Männer. Weibliche Naturreligionen sind nicht vernunftfeindlich, hassen nicht die Autonomie mündiger Menschen.

Nun auch in Indien.

„Eine hindu-nationalistische Bewegung versucht, das Bildungs- und Kulturleben in die Hand zu nehmen und Wissenschaftlern den Mund zu verbieten. Bücher, darunter die der Religionswissenschaftlerin und Harvard-Professorin Wendy Doniger oder des renommierten Historikers Ramachandra Guha, wurden zensiert. Wissenschaftler wurden wegen unliebsamer Passagen in ihren Büchern tätlich angegriffen. Der Schriftsteller und ehemalige Universitätspräsident M. M. Kalburgi oder die linken Aktivisten Narendra Dabholkar und Govind Pansare wurden bereits ermordet. Das öffentliche Klima ist so aufgeheizt, dass es zu interreligiösen Spannungen und Konflikten kommt. Den Höhepunkt bildete die Lynchjustiz an einem Muslim im Norden Indiens, dem der Mob unterstellt hatte, Rindfleisch gegessen zu haben. Ohne einzugreifen, sahen dabei Regierungsbeamte zu.“ (FAZ.NET)

In Amerika versteht es sich von selbst, dass kein Gottloser Präsident werden kann. Kennedy war der erste Katholik, Obama der erste Schwarze, Hillary könnte die erste Frau werden. Ein Agnostiker aber hätte in den nächsten 50 Jahren keine Chance. Erst, wenn die zwei nächsten Generationen das Irdische segnen würden, ohne den wiederkommenden Messias in die Arme zu schließen, könnte Bible-Belt in eine tiefe Krise stürzen. Sollte die Welt in Turbulenzen geraten, ohne Etablierung des

Jüngsten Gerichts in Washington, werden enttäuschte Gläubige sich – vielleicht – vom Glauben lösen. Wahre Gläubige indessen lassen sich von irdischen Falsifikationen nicht beunruhigen.

Ob die Matadore wirklich glauben, ist belanglos. Doch die Kunst des heiligen Als Ob müssen sie aus dem Effeff beherrschen. Trump macht keine Ausnahme:

„Ich glaube an Gott. Ich denke, die Bibel ist zuverlässig. Ich denke, Religion ist eine wunderbare Angelegenheit. Ich denke, meine Religion ist eine wunderbare Religion.“ (hollowverse.com)

Dass Angela von ihrem lutherischen Glauben durchdrungen ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Dass sie ergo lutherische Politik betreibt, will aber niemand in Deutschland wissen.

Was Christentum ist, wissen deutsche Christen nicht und wollen es nicht wissen. Sie glauben ins Blaue und halten‘s mit Beckenbauer, der alle Papiere unterschreibt, die man ihm unter die kaiserliche Nase hält. Sollten sich darunter christliche Glaubensbekenntnisse befinden – warum denn nicht, um Gottes willen? Schlafwandeln war zur Vorbereitung des Ersten Weltkriegs schon sehr erfolgreich. Warum sollte es heute anders sein?

Überall, von Nahost bis zum Chinesischen Meer, rüsten sie auf mit Drohnen, Raketen, U-Booten, Schlachtschiffen und Flugzeugträgern. Wen die Götter verderben wollen, den blenden sie. Die Deutschen wollen nicht wissen, was sie glauben, sie wollen nicht wissen, was sie tun. Der Arier, in seinem dunklen Drange, ist sich des Weges zur Hölle wohl bewusst – obgleich er nicht wissen will, was ihm bewusst ist.

Es soll Gebildete geben, die das Nichtwissen des eigenen Tuns als sokratisches Nichtwissen ausgeben. Es sind Gläubige, die nichts über sich wissen, nur der himmlische Vater sieht ihr schwarzes Herz an. „Ich bin mir nichts bewusst, darum bin ich nicht gerecht gesprochen.“ Das war Paulus. „Ein unüberprüftes Leben ist nicht lebenswert“, das war der knollennasige Rechthaber aus Athen.

Christliche Politik ist – nach Augustin und seinem Schüler Luther – das orientierungslose Steuern des verrotteten und zum Untergang bestimmten Staatsschiffchens, bis der Herr an die Türe klopft. Christliche Politik ist Improvisieren in den sicheren Untergang unter einer totalitären Obrigkeit:

„Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.“

Merkels Credo: „Ich glaube an Gott, Religion ist meine nie erlöschende Zuversicht. Wir Christen sollten uns weder vor Tod noch Teufel fürchten.“ (thelocal.de)

Die von ihren Fans gerühmte Standhaftigkeit der Kanzlerin ist keine politische Tugend, sondern eine Folge des von ihr konstatierten status confessionis. Nach langem Herumirren und Lavieren in der Welt hat die Engelgleiche endlich den Ruf ihres Vaters vernommen. Nach dem satanischen Sohn der Vorsehung muss es eine lichte Gegengestalt des Himmels geben, die die Deutschen ins Land der Samaritaner führt. Das Gute und das Böse, beides sind gleichwertige Werkzeuge des Herrn.

Claudius Seidl, FAZ-Feuilletonist, unterschied bei Jörg Thadeusz (in RBB) zwischen untauglicher Moral und rationaler Politik, die der Flüchtlingsfrage angemessen sei. Mit Verlaub: die Anwendung der Vernunft ist ein moralischer Akt. Was Seidl ablehnt, ist das überirdische Gute, welches keine Moral, sondern antinomischer Kadavergehorsam ist. Die Moral des Himmels ist der Feind der irdischen Moral. Das durch Vernunft erkannte Wahre ist noch immer das Gute.

„Wer aber für seine Seele sorgen will, der strebt nach Wahrheit und Besonnenheit.“ Wer falsche von richtigen Werten unterscheiden kann, der sei der „wissende Mensch“. Dieser könne gar nicht anders als dem Wissen entsprechend handeln, sonst würde er sich selber schaden und geriete mit sich in Widerspruch. So der Lehrer Platons, der Einsicht und Moral für identisch hielt.

Der geniale Schüler verwandelte dessen Erkenntnisse in faschistische Zwangsbeglückungen. Von autonomen Erkenntnissen hielt er nichts mehr. In Widersprüchen handeln ist das Nonplusultra heutiger Vaganten, die ihre Wahrheit als wahrheitslose Beliebigkeit anpreisen.

Für Merkels neu gewonnene Glaubensfestigkeit gilt: wenn die apokalyptischen Winde zu stürmen beginnen, müssen sich die Frommen warm anziehen und Farbe bekennen. Die Versuchungen werden groß, es werden viele falsche Erlöser auftreten:

„Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in dem Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten.“

Status confessionis ist Bekenntnis-Notstand. Wenn Teufel wüten und dräuen, muss die Fahne Christi hoch gehalten werden, es komme, was da wolle. Die Kanzlerin exekutiert – natürlich nur in Worten; ihre Taten widersprechen ihren Parolen, was ihre Fans nicht im Geringsten stört – Barmherzigkeit, und wenn die ganze Welt unterginge. Davon träumt sie. Maranatha, Herr komm, ach komme bald.

Auch in Israel gebe es kaum noch einen Bereich der Gesellschaft, der nicht von Kippas reglementiert würde. So Uri Avnery, der letzte Mohikaner aus der zionistischen Urhorde der Gottlosen:

„Eine Gesetzesvorlage sagt, dass im Falle eines Zweifels Richter das jüdische Gesetz („die Halacha) „befragen“ müssen. Diese alten Gesetze, einige davon 2500 Jahre alt, behandelt Frauen als minderwertig und verdammt Homosexuelle zur Steinigung. Es hat nichts mit dem modernen Leben zu tun. Ein anderer Gesetzentwurf erlaubt der Knesset-Mehrheit vom Parlament gewählte Mitglieder, die den Staat nicht als „jüdisch und demokratisch“ anerkennen (das könnte wie ein Oximoron klingen), rauszuwerfen. Schulbücher in säkularen Schulen wird ein religiöser Beiklang gegeben (werden aber noch nicht verbrannt). Unabhängige Lehrer werden entlassen. Der Minister für Bildung trägt natürlich eine Kippa. Sechs Mitglieder des angesehenen Rates für höhere Bildung haben ihr Amt aufgegeben, weil die Bemühung der Regierung dahin geht, den illustren Körper mit nationalistischen und religiösen Aufwieglern voll zu stopfen.                                                                                                                        

»Wo ist die sog. Linke bei all diesem?« mag mancher wohl fragen. Sie sind unsichtbar. Außer ein paar Übriggebliebenen als auch der belagerten arabischen Fraktion sind sie still im Glauben, dass sie sich nach rechts (auch das Zentrum genannt) bewegen müssen, um ihre Köpfe über dem heiligen Wasser zu heben. Ich werde nicht überrascht sein, wenn ich eines Abends den TV einschalte und – siehe da – da ist Benjamin Netanjahus Kopf mit einer hübschen, kleinen Kippa bedeckt.“ (uri-avnery.de)

Nicht nur in Deutschland, auch in Israel sind die Erkenntnisse der jüdischen Aufklärung von Saul Ascher bis Salomon Maimon den Jordan hinabgeflossen. Einer der vehementesten Neu-Aufklärer im jungen Staat Israel hieß Jeschajahu Leibowitz. Gott hat den Menschen die Tora gegeben, sagt er im Geiste Mendelssohns. „Aber er hat den Menschen befohlen, sie mit menschlicher Vernunft zu beurteilen“. (Gespräche über Gott und die Welt).

Leibowitz war ein Vorbild Uri Avnerys. Wie die Deutschen nach ihrer nationalen Geburt sich in wilhelminische Größenphantasien ergingen, so erliegt der junge Staat – nach Verdrängung seiner zionistischen Anfänge – den biblischen Gigantomanien seiner vernunftfeindlichen Thora-Frommen. Warum gilt die jüdische Aufklärung in Israel nichts? Weil die Vernünftler als Abtrünnige gelten, die dem Ruf der heidnischen Vernunft erlegen seien. Der Holocaust sei die Strafe für die Verräter des Glaubens, die sich der deutsch-jüdischen Scheinsymbiose allzu sehr unterworfen hätten.

„Die Orthodoxen wehrten sich gegen die Vorstellung, dass die Ermordung der europäischen Juden ein beispielloses, einzigartiges Ereignis in der jüdischen Geschichte sein sollte. Deshalb reagierten die meisten orthodoxen Juden ablehnend, als die weltliche israelische Regierung einen offiziellen Jahrestag zum Gedenken an den Holocaust einführte. Die Orthodoxen waren schlicht der Meinung, dass die Ermordung der Juden durch die Nazis nichts Neues sei; sie hatten schon mehr als ein Auschwitz erlebt. Der ultraorthodoxe Theologe Joel Teitelbaum vertrat die Auffassung, dass Gott die Juden für die Sünde des Zionismus bestraft habe, für ihre Weigerung, untätig auf die Ankunft des Messias zu warten, wie es ihnen geboten war; die Zionisten hätten sich gegen Gott aufgelehnt, indem sie aus eigener Kraft den Staat Israel gegründet hatten.“ (Arthur Hertzberg, Wer ist Jude?)

Warum haben die Ultraorthodoxen ein so leichtes Spiel in Israel? Weil es ihnen gelang, die Stimme der Vernunft als Ursünde zu diffamieren. Gott habe das auserwählte Volk zu Recht mit dem Holocaust bestraft, es habe die Religion seiner Väter in den Wind geschlagen.

Wie viele Juden gab es in Deutschland, die nicht mal wussten, dass sie Juden waren? Würde man die desaströsen Stimmen der Talmudisten beim Wort nehmen, wären nicht Hitler & Co die Schuldigen am Völkerverbrechen, sondern die Juden selbst, die mit der weltlichen Vernunft fremd gegangen waren.

Putin ist Wachs in den Händen orthodoxer Machtphantasien seiner Popen. Dugin, sein Hausphilosoph, sieht die Überlegenheit Russlands in der uralten Religion des Landes. Der Messias, so ein Traum der Muschiks, würde aus der Tiefe der Tundra kommen. Der Westen sei irreligiös degeneriert.

„Die russische Zivilisation ist vom orthodoxen Christentum geprägt, von der aber auch die muslimischen Minderheiten in Russland ein Teil seien, weil die christliche Orthodoxie nicht exklusiv sei“.

Alle osteuropäischen Staaten, die muslimische Flüchtlinge als Feinde ihres Glaubens betrachten, schwingen die Weihrauchfässer. Auch in arabischen Ländern grassiert der Furor rechtgläubiger Steinigungen und Auspeitschungen. Im Namen Allahs wollen IS, Salafisten, Wahabiten, Sunniten und Schiiten den wahren Glauben verteidigen und die Überlegenheit des Westens zu Schanden machen.

So könnten wir die ganze Welt durchdeklinieren. Überall wachsen die Konflikte der Menschen im Namen unfehlbarer Erlöserreligionen. Ein globaler Wettkampf mit List und Gewalt hat die Völker erfasst. Wer nicht oben steht, ist schon Verlierer.

Seit Max Weber bramarbasieren die Deutschen von der säkularen Moderne. Nichts kann irreführender sein. Die Säkularisation ist nur eine neue Metamorphose der heilgeschichtlichen Verwandlung der Welt in jene marode Natur, die am Ende untergehen muss. Die erste, sündige Natur soll demontiert werden, auf dass die zweite Über-Natur den Endsieg davontrage.

Wie erklären wir uns den Anstieg des religiösen Fiebers bei wachsenden Problemen der Menschheit? In seinem Werk „der Untergang des Abendlandes“ beschrieb Oswald Spengler eine interessante Hypothese:

„Die Zweite Religiosität sei eine Art von Trostmittel für die machtlosen Massen der zivilisatorischen Spätzeiten. Die „Fellachenvölker“ würden in der Zeit des so genannten Weltfriedens in Menge hingemordet, aber selbst auf Gewaltanwendung verzichten. Sie würden sich in ihr Schicksal ergeben und Zuflucht bei Formen der Religiosität suchen, die sie in der Frühzeit ihrer eigenen Kultur vorfänden. Aufklärung und Rationalismus hätten zwischenzeitlich die Menschen der Religion entfremdet und den Versuch unternommen, sie zur Mündigkeit und Freiheit zu erziehen. Mit dem Niedergang der Freiheitsidee jedoch sei auch der Rationalismus diskreditiert und der Hunger nach Metaphysik melde sich wieder. Kennzeichen der Zweiten Religiosität sei eine demütige Annäherung an den Mythos der Vorzeit, eine Reprimitivierung in den Religionsformen und die Neigung zum Synkretismus.“ (Wiki)

Wenn‘s den Völkern zu wohl wird, beginnen sie, Probleme zu produzieren, die sie als Strafen empfinden, um ihre religiösen Strafbedürfnisse zu befriedigen. Sie reden von Langeweile, der sie entgehen wollten. In Wirklichkeit stehen sie noch immer unter dem Diktat des Sündenfalls.

Für Rebellen wie Hegel war Sündenfall der notwendige Schritt des Menschen in selbstbestimmte Freiheit. Doch für die meisten blieb Evas Ungehorsam die Ursünde, für die die ganze Menschheit noch heute bezahlen müsse. Wenn der stolze Glaube der Menschheit an Vernunft und Freiheit zugrunde ginge, fiele die hilfsbedürftige Menschheit zurück in jenen Glauben, an dessen Schürzenband sie einst das Überleben erlernte.

Die rückwärtige Flucht in den Schoß der Religion ist eine Möglichkeit der Reaktion auf unlösbar scheinende Schwierigkeiten. Die andere ist das Streben nach Macht: die Sucht nach Allmacht durch technischen Fortschritt und wirtschaftlichen Überfluss. Wer sich ängstigt, flüchtet in Omnipotenzphantasien.

Spätestens in der Epoche Cromwells, der das „Neue Jerusalem“ auf Erden installieren wollte, begann die Umwandlung „biblischer Endzeiterwartungen in Bilder biblischer Fortschrittserwartung“. Wissenschaftshörige Geistliche demonstrieren jenen Umschlag barocker Weltangst in Zukunftshoffnung, der nach dem Sieg Cromwells die Endzeitgläubigen reif machte für den Wissenschaftsglauben. Der Weltuntergang vor der Endzeit, der Himmel und Erde vernichten würde, wird für Henry More zum Naturprozess, der zur Bildung neuer Welten führe. Fortschritt als Weltenplan der Vorsehung, die selbst den Sündenfall als Fortschrittsursache betrachtete. Der Vorsehungsplan wurde identisch mit dem Naturgesetz, die Endzeit nahm irdische Züge an. Durch Fortschritt wurde das Land fruchtbarer, das Leben komfortabler, das irdische Paradies kam nicht nur Frommen zugute. Das Ziel des Fortschritts wurde zur Erlösung durch Aufklärung. Bei Ferguson endlich wurde Fortschritt zur „kollektiven Selbsterlösung der Menschheit.“

Ein führender Vertreter der heutigen Selbsterlösung durch Technik ist Mark Zuckerberg, Erfinder von Facebook, einem technischen Instrument zur „Kommunikation aller Menschen mit allen.“ Ein Milchgesicht als Fachidiot erkühnt sich, mit Maschinen das globale Gespräch der Menschen auf neue Weise erfunden zu haben.

Gespräche sind philosophische Dialoge, die in vielen Jahren mühsam erlernt werden müssen. Davon kann bei Facebook keine Rede sein. Die Vernetzungsmaschine verbreitet Gerüchte auf vegetativem Erregungsniveau. Hassreden und Verleumdungen in gigantischem Ausmaß werden ohne Begleitschutz durch nationale oder internationale Gesetze in den Äther gejagt.

Ein Gespräch führen heißt solange reden und gegenreden, bis Verständigung hergestellt oder das Scheitern des Gesprächs nicht mehr geleugnet werden kann.

Tatsächlich hegt die Menschheit ein tiefes Bedürfnis nach globaler Verbundenheit. Darauf beruht der ungeheure Erfolg der digitalen Kommunikation. Innerhalb von 10 Jahren gewann Facebook – das als männliche Diskriminierung körperlicher Eigenheiten von Studentinnen begann – mehr als eine Milliarde Benutzer. Mit den Daten dieser Massen hat Zuckerberg eine gigantische Macht über die Völker errungen – über die er bis heute keine Rechenschaft ablegen will. Er ignoriert die Gesetze der Nationen und macht die Kommunikationsinhalte zur Beute des Konzerns, über die er in faschistischer Barbarei herrscht.

Erst nach massiven Protesten aus vielen Ländern gibt Zuckerberg sich reuig. Prompt wurde er vom deutschen SPRINGER-Verlag nach Deutschland eingeladen. Man erfand sogar eine Auszeichnung, um den technischen Erlöser nach Deutschland zu locken – und ihm die Füße zu küssen.

Vor kurzem noch hatte Matthias Döpfner eine Philippika gegen die Macht von Google geschrieben. Aber das biografische Muster deutscher Intellektueller bleibt invariant: erst randalieren, dann zu Kreuze kriechen, um an der Macht der Titanen teilzunehmen.

Eine ungeheure PR-Kampagne in WELT und BILD überrollte die BRD. Anstatt die Riesenkonzerne der Welt in die Schranken zu weisen, um die Demokratie zu retten, verbünden sich Eliten mit Eliten, um die vernetzte Macht in den Händen weniger zu konzentrieren.

Der SPRINGER-Verlag scheute sich nicht, sich mit Merkel & Netanjahu in einer Reihe ablichten zu lassen. Edelschreiber werden integrale Bestandteile der Regierungen. Der sogenannte Philosemitismus des Verlags ist eine verkappte antisemitische Ignorierung israelischer Menschenrechtsverletzungen und des gefährlichen Staatsverfalls zu einer ultraorthodoxen Theokratie.

Zuckerberg scheute sich nicht, mit ausgewählten und präparierten Claqueuren „ein offenes Gespräch“ zu führen. Nachfragen verboten. Exemplarisch zeigte der Meister aller Klassen, was er unter Kommunikation versteht:

„Zuckerberg beantwortete fast alles mit einem sehr beschränkten Vokabular aus der Facebook-Welt: power, share, care about, express yourself, doing a good job. Oder gleich mit ganzen Satzbausteinen, die er schon bei seinen Auftritten der vorangegangenen Tage verwendet hatte. Mit diesem Vokabular blieb er vage, ganz selten wurde er konkret. Etwa auf die Frage nach dem künftigen Umgang mit Hasskommentaren: Rund 200 Menschen würden in Deutschland nun daran arbeiten, solche Kommentare zu überprüfen und gegebenenfalls zu löschen.“ (ZEIT.de)

Obszön demonstriert SPRINGER seine Kumpanei mit der neuen digitalen Übermacht. Konkurrierende Gazetten wie der SPIEGEL reagierten mit verhaltenem Sarkasmus. Die öffentliche Kritik fiel unter den Teppich.

Auf technischer Ebene wiederholte sich, was sich bereits vor zwei Dekaden als Fussfall vor neoliberalen Finanz- und Wirtschaftskapitänen ereignet hatte. Damals gaben die Medien dem internationalen Finanzkapital grünes Licht, um die soziale Marktwirtschaft der Deutschen platt zu machen.

Wer wagt es noch, verharmlosend von Lügenpresse zu sprechen – wenn es um den Kotau deutscher Medien vor maßlosen Welttitanen geht? Von Vierter Gewalt kann keine Rede mehr sein. Die Presse will zur Marionette messianischer Welterlöser – absteigen.

 

Fortsetzung folgt.