Kategorien
Tagesmail

Europäische Idee V

Hello, Freunde der europäischen Idee V,

der winzige Unterschied zwischen Glück und Seligkeit ist die weltgeschichtliche Ursache aller Kriege und Feindschaften zwischen den Völkern, der Grund für Not, Tod und Elend, der Beweggrund für Sieg und Erfolg auf Kosten aller anderen.

In Europa begann die Schlacht zwischen heidnischem Glück und christlicher Seligkeit, die sich heute zum planetarischen Vernichtungskampf ausgeweitet hat.

Glück ist Wohlergehen auf Erden oder das gute Leben. Seligkeit ist ewiges Glück im Himmel, erkauft durch Leid und Schmerz auf Erden. Oder irdisches Leben als Opfergang im Verzicht auf lustvollen Einklang mit Mensch und Natur. Durch Kreuz zur Krone – das ist der Weg der Seligkeit. Oder Gleiches durch Ungleiches, das Gegensätzliche muss identisch sein. Erst im Jenseits löst sich der Knoten des Widerspruchs.

Glück ist Gleiches durch Gleiches. Glück braucht keine Kontrastfolie, um sich wahrzunehmen oder intensiv zu erleben. Der christliche Westen ist dialektisch oder kontrastfixiert. Ohne äußerste Gegensätze kann kein Westler Glück erleben.

Risiko ist Kokettieren mit Gefahren – oder mit der Chance zur Selbstverstümmelung oder Selbstauslöschung. Ohne Risiko zum Scheitern und Versagen kein überfließendes Wonnegefühl. Ein glückliches Leben ohne Widersprüche und Kontraste wäre ein Dasein in Langeweile.

Die christliche Heilsgeschichte ist ein riesiges Beschäftigungsprogramm gegen unerträglich eintöniges Glück. Warum wird hierzulande das utopische Ziel einer friedlichen Menschheit verworfen? Weil es nichts Langweiligeres und Monotoneres gibt als ein ungetrübt freudiges Leben. Das Paradies – dem sie in ewiger Konkretion zustreben – ist in irdischer Ausstattung öde und langweilig. Im spannungsreichen

Kontrast wollen sie bewusster und intensiver leben als in geschützter Dauerharmonie.

Kinder verabscheuen Glück, das durch Kontrast erkauft werden muss. Das Paradies der Kinder ist spannend und aufregend im Erkunden der Welt, im Erkennen der Wirklichkeit und im Geborgensein im Kreis der Lieben. Unglücks-gesteuertes Glück der Erwachsenen ist Kindern ein Gräuel.

Die Kinderfeindschaft des Westens besteht im Eliminieren der Kinder- und Mütterparadiese. Das friedliche Dasein rund um den Herd mit immer weiteren Ausflügen in die Welt bei sicherer Rückkehr zum Nest der Identität – wo es Kindern gut geht, sind sie zu Hause – muss durch Männerphantasien des Welteroberns und Siegens über Konkurrenten und Feinde ausgelöscht werden.

Kinder leben im Hier und Jetzt. Ein Jenseits nach dem Diesseits ist für sie mysteriös und unfassbar. Einen Kinderglauben an Jenseitiges gibt es nicht – außer als Glauben an die eigenen Eltern, denen sie nicht zutrauen, dass sie ihnen Absurditäten erzählen. Tote Angehörige bleiben für sie in unsichtbarer Präsenz unsterblich. Weshalb sollten unschuldige Kinder ein Kreuz auf sich nehmen, um sich von fremden Heilanden erlösen zu lassen?

„Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“

Kinder erniedrigen sich nicht und überheben sich nicht über andere. Lasset die Kinder, die zuvor erniedrigt wurden, zu ihm kommen und wehret ihnen nicht. Denn ihnen ist das Reich der Himmel.

Kinder brauchen keine Heilande, um in den Himmel zu kommen. Ihr Lebensbereich ist die farbige Welt hienieden. Kinder nimmt man um ihretwillen auf, nicht um eines Erlösers willen, der sich in alle Lebensverhältnisse hineinzwängt, weil er ein Sohn des Himmels und nicht der Erde sein will. Seine Mission ist die Zerstörung aller naturwüchsigen Beziehungen, um seine heilige Anmaßung in den Mittelpunkt des Alls zu rücken. Lasset die Toten die Toten begraben, ist das fürchterlichste Attackenwort gegen alle menschlichen Gefühle der Solidarität und Zusammengehörigkeit, das je auf diesem Planeten ausgesprochen wurde.

Wenn Kinder so unschuldig und rein sind, wie der Herr behauptet, warum mussten sie jahrhundertelang ins Fegefeuer, wenn sie als Ungetaufte starben? Wer verführt sie zur Sünde, wenn nicht die, die ihre Unbefangenheit mit kinderfeindlichem Sündenspuk zerstören? Wer aber einen der Kleinen zur Sünde verführt, indem er ihn als Sünder verfemt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.

Im Westen haben männliche Wunschvorstellungen die Welt erobert und die Wunschvorstellungen ihrer Frauen und Kinder – identisch mit denen der nichtwestlichen Welt – in einer jahrhundertelang aufgetürmten Risiko- und Gefahrenwelt ausgelöscht. Eine radikalere Kluft als zwischen Männerparadiesen durch Kreuz zur Krone und einem emphatischen Kinderleben in irdischer Lust und Freude ist undenkbar.

Was ist der Westen? Der absolute Widerspruch zwischen der Erwachsenen- und der Kinderwelt. Die Mütter sind gerade dabei, ihren Kindern zu entfliehen und sich den Männerwelten unterzuordnen. Dort warten die Männer bereits darauf, sie zu vermännlichen. Echte Kreativmänner verachten die natürlichen Würmchen der Frauen, die sie durch Erfindung künstlicher Kinder – oder maschineller IQ-Bestien – zu Auslaufmodellen degradieren wollen.

Was Natur übertrifft, Natur vernichtet, nennen sie Geist. Ihre geistbegabten Roboter sind die wahren Kinder, denen die Zukunft gehört. Sie haben das Potential, ihre Erfinder zu überflügeln und sich unaufhaltsam zu vervollkommnen. Natürliche Kinder hingegen bleiben ein Leben lang unveränderliche Sündenkrüppel.

Begrapschen ist das unterste, geradezu naive Niveau des Geschlechterkampfes. Endlich streiten die Deutschen. Darüber sollten sie froh sein. Doch alle sind empört, dass sie streiten müssen. Ruhe ist noch immer der erwünschte Dauerzustand der deutschen Gesellschaft. Und worüber streiten sie? Dass Fremdkritik Selbstkritik nicht ausschließt – und vice versa. Darüber veranstalten sie ein großes Getümmel.

West-Männer inszenieren Fortschritt und grenzenlose Mechanisierung, um Frauen und Kinder als evolutionäre Ramschware von gestern auszumustern. Wahre Männer suchen außerirdisches Leben – irdisches Leben widert sie an:

„Vielleicht pickelt sich aus Kostengründen nicht ein Mensch, sondern ein Android in den Marsboden, findet ein paar lebende Bakterien und denkt sich in dem Moment: Wer hat’s entdeckt? Heilige Scheiße: ICH hab’s entdeckt. ICH.“ (TAZ.de)

NASA und Hollywood haben sich schon lange zusammengetan, um die erdenschwere Menschheit weltraumreif zu konditionieren. Kaum ein Wochenende im deutschen TV, das nicht eine apokalyptische Glaubensvision der futuristischen Herrscher zeigen würde, um die Unentbehrlichkeit der erdersetzenden Weltraumflucht zu demonstrieren.

„Die Nasa und Hollywood leben seit langem in einer seltsamen Symbiose – man ist aufeinander angewiesen, um das jeweilige Publikum mit dramatischen Illustrationen außerirdischer Abenteuerlust beziehungsweise mit wissenschaftlicher Bedeutung bei der Stange zu halten.“ (FAZ.NET)

Das sind keine Verschwörungstheorien, es sei, man nennt religiöse Träume, die Wirklichkeit werden sollen, Verschwörungen. Die meisten Verschwörungen sind Glaubenssysteme, bei denen niemand sich mit niemandem verschwören muss. Ein kollektiver Glauben genügt.

Priester, die sich als Gottesvertraute aufplustern, sind der harte Kern frauen- und kinderfeindlicher Männerhorden. Der Zerfall Europas und des Westens ist das Ergebnis nationalistisch auseinanderdriftender Priestermacht. Merkel will ein christliches Deutschland, wie Polen, Ungarn, Rumänien, Amerika und Russland religiöse Heimatländer wollen. Popenmacht korreliert seit Jahrtausenden mit Männermacht.

Die deutschen Medien entlarven sich zunehmend als Hilfsorgane der Offenbarung. Der TAZ-Theologe Gessler besitzt bereits eine Standleitung in den Himmel. In einem vertraulichen Gespräch teilte Gott ihm mit: er sei es nicht gewesen, der die Mitglieder der Charlie-Hebdo-Redaktion ermordet hätte:

„Nein, Gott war es nicht, der gemordet hat – es waren Menschen. Es war auch nicht DIE Religion, sondern es war die Verirrung, der Missbrauch und die totale Missinterpretation EINER Religion. Mit der selben überaus simplen Logik des neuen Charlie-Hebdo-Titelbilds müsste man fordern, die Polizei abzuschaffen, weil immer wieder mal Polizisten Menschen erschießen, ohne in Notwehr zu sein. Aber will man in so einem Staat ohne Polizei leben?“ (TAZ.de)

Versteht sich, dass Gessler kein einziges Zitat aus der Bibel bringen kann, um Gott von Mördereien zu entlasten. Im Gegenteil, die Bibel überführt ihn des frommen Betrugs.

„Der HERR tötet und macht lebendig, führt in die Hölle und wieder heraus. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.“ „Ich, der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, der ich Heil wirke und Unheil schaffe, ich bins, der alle wirkt.“

Um solche biblizistischen Donnerbeweise aus dem Wege zu räumen, müsste Gessler sich schon eine höhere Deutungsmagie einfallen lassen und den klaren Buchstaben mit Weihwasser kastrieren. Doch mit Gottes Hilfe wird es ihm gelingen.

Nicht verzagen, es tut sich was an der Wahrheitsfont der Erlöserreligionen. Zwei holländische Youtuber haben sich ein gewitztes, längst überfälliges Experiment einfallen lassen, um die Verwechselbarkeit der Religionen zu demonstrieren. Der Hass gegen Muslime ist oft nichts anderes als der verdrängte Selbsthass der Christen gegen ihre eigene Religion – die sie vorsichtshalber nicht kennen wollen, damit sie eines Tages nicht in Verlegenheit kommen:

„Wie reagieren die Menschen, wenn man die Bibel als Koran verkleidet und ihnen daraus vorliest? Die holländischen Youtuber Alexander Spoor und Sacha Harland haben das auf den Straßen von Den Haag getestet: Sie lesen in ihrem „Holy Quran Experiment“ Passanten besonders brutale Passagen aus der Bibel vor, die zu Gewalttaten, zur Unterdrückung der Frau oder zur Todesstrafe für Homosexuelle auffordern. Auf dem Buchdeckel steht in großer Schrift „De Heilige Koran“. Die beiden jungen Männer fragen im Anschluss nach den Meinungen und Einschätzungen der Testpersonen. Die Reaktionen reichen von „Das ist lächerlich“ bis hin zu „Wie kann man an so etwas glauben?“ und „Der Koran ist viel aggressiver als die Bibel“. Nach einigen Minuten wird die Situation dann aufgelöst. Die Passanten reagieren erstaunt, als sie erkennen, dass ihnen aus der Bibel vorgelesen wurde.“ (ZEIT.de)

Die FAZ will das christliche Fundament des Abendlandes retten und eilt dem vatikanischen Großinquisitor zur Hilfe, um die Offenbarung Gottes just mit jener weltlichen Weisheit zu unterstützen, die vor Gott eine Torheit sein soll! Zur Wiederholung: irdische Vernunft muss himmlischer Übervernunft zu Hilfe eilen, um sie vor Anfeindungen der weltlichen Vernunft zu schützen. Klingt überraschend plausibel und ähnelt den postromantischen Deutungskünsten der Theologen, die ihrem begriffsstutzigen Gott linguistische Nachhilfe angedeihen lassen, weil er im Denken und Formulieren im vorgerückten Alter angekommen sein muss.

„Nur als Philosophenclub bleibt die Kirche bei sich selbst.“ (FAZ.NET)

Was hat Vernunft mit Glauben an eine unfehlbare Offenbarung zu tun? Ob ein Gott existiert, ist für autonomes Denken ohne Belang. Die Wahrheit ihres Lebens muss Vernunft aus eigener Kraft suchen. Käme Sokrates in die Unterwelt und träfe einen Gott – wie würde er mit ihm umgehen? Just so wie mit allen Menschen: er würde ihn einem strengen Wahrheitsverhör unterziehen.

Im SPIEGEL konstatiert Georg Diez, es könnte doch mehrere Wahrheiten geben. „Möglicherweise gibt es sogar mehrere Wahrheiten, die Postmoderne hat nicht in allem geirrt.“

Meint Diez, mehrere Perspektiven könnten gleichzeitig wahr sein? Dann widersprächen sie sich nicht. Wenn sie sich ergänzen und komplettieren – wo soll das Problem sein? Nur wenn verschiedene Meinungen sich gegenseitig ausschließen, stellt sich kategorisch die Wahrheitsfrage. Einer kann irren, es können beide irren, es können beide wahre wie irrige Behauptungen von sich geben. Wogegen wütet Diez selbst in seinem Rundumschlag, wenn alle Meinungen dieser Welt wahr wären?

Die Postmoderne, eine faule Frucht der Feigheit Goethes, will jedem Menschen eine Privatsprache unterschieben. Dann aber gäbe es keine Nötigung mehr, sich in allgemeiner Vernunftsprache zu streiten, um den Irrtum zu überwinden. Als Gretchen den hohen Professor in Glaubensfragen examiniert, mutiert der Olympier zum postmodernen Nebelwerfer:

Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut
.

Margarete:

Das ist alles recht schön und gut;
Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bißchen andern Worten.

Faust:

Es sagen’s allerorten
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
Jedes in seiner Sprache;
Warum nicht ich in der meinen
?

Die Vervielfältigung der Sprache in ebenso viele Privatsprachen, wie es Menschen gibt, liquidiert die gemeinsame Wahrheitssuche. In welcher Privatsprache soll der Untergang der Menschheit ausgesprochen werden, wenn dieser für alle nur ein einziger sein wird? Was interessiert mich dein Untergang, wenn meiner von deiner Sprache gar nicht erfasst werden kann?

Wer muss deutsche Historiker nicht rühmen und preisen, die sich sonst alle moralischen Bewertungen durch Historisieren verbeten – aber nun mit einer gewaltigen und gar nicht historisierenden Widerlegung eines deutschen Bösewichts sich Ehre und Ruhm verdienen wollen? Historisieren heißt, aus vergangenen Ursachen alles verstehen und nachvollziehen – bei striktem Bewertungsverbot durch den Kopf der Gegenwart.

Da rühmen sie sich der vorbildlichen Bearbeitung ihrer verbrecherischen Vergangenheit, doch das Buch des Hauptverbrechers – das angeblich nicht lesbar und das irre Werk eines Analphabeten sein soll – müssen sie mit dicken Barrikaden umgeben, damit es kein Unheil mehr anrichten kann. Wenn es keine Wahrheit gibt: im Namen welcher Nichtwahrheit haben die deutschen Genie-Gelehrten ihre wahre Sicht der Dinge verkündet? Logik, dein Name ist deutsch. Wenn ein Lügenbuch durch Kommentieren widerlegt werden kann, sollten auch andere gefährliche Bücher nicht länger hintan stehen. Wie wär‘s mit der Bibel, dem Koran oder dem Talmud?

Europa ist Kampfarena zwischen irdischem Glück und himmlischer Seligkeit, die das irdische Glück opfern muss, um die glückssüchtige Welt zu besiegen.

Christliche Seligkeit ist mit heidnischen Begriffen wie Glück, Glückseligkeit, Lust nicht zu verwechseln, schreibt der lutherische Theologe Paul Althaus. Seligkeit und Erlösung seien im Neuen Testament ein einziger Begriff. Ewige Seligkeit ist identisch mit ewigem Leben und vollkommener Freude, die nur in Gott möglich ist. Nur selbsterniedrigendes Opfern führe zur vollkommenen Gemeinschaft mit Gott. Seligkeit sei theozentrisch begründet und alles andere als natürliches Lebensglück. Als „Traurige“ in Christus, doch „allezeit fröhlich“: das ist die von Gott verliehene Seligkeit, die niemand aus eigener Kraft und Weisheit erwerben kann. „Gottes Freude wird im Schmerz unser eigen, Gottes Friede in der Angst der Welt, in dem Leiden des Gerichtes.“

Ganz anders das Glück oder die Eudaimonie bei den Griechen. „Die griechische Ethik ist eudaimonistisch.“ (Max Pohlenz, Die Stoa) „Die große, wahre Künstlerin ist die Natur, die ihn umgibt und alles Leben gestaltet. Ihrem Vorbild folgt die menschliche Kunst und Kultur. Das gute Leben ist Nachahmung der Natur. In diesem großen Lebenszusammenhang steht der Mensch mitten drin, er ist ein Teil von ihm.“ Als zoon politicon gestaltet er mit seinem Volk das gemeinsame Glück, über dessen politische Gestalt sie auf der Agora zu streiten haben.

Ganz anders sieht es im Bereich der Erlösung aus: „Bei Jesus verliert die Sonne ihren Schein und der Vorhang des Tempels zerreißt. Das ist ein göttliches Wunder, das die Naturgesetze durchbricht.“ (Pohlenz, Der hellenische Mensch) Nur durch göttliches Wunder kann der Mensch seine Seligkeit als Gnadengeschenk erwerben. Wunder aber sind Totschläger der Natur. Nur durch Töten der Natur kann der Mensch selig werden.

Was die Glücksfähigkeit in der Welt betrifft, sind die meisten nicht-westlichen Kulturen dem christlichen Westen haushoch überlegen.

Wie unfassbar für westliche Hektik und Arbeitswut die Weisheit Laotses, der Glück als Nichtstun definiert. Formuliert von einem Bauern, der das Wasserrad ablehnt, um nicht maschinenmäßig mit der Natur arbeiten zu müssen. Nichtstun ist nicht die Hände in den Schoß legen, sondern den Erfolg des eigenen Tuns getrost der Natur überlassen.

„Ich betrachte Untätigkeit als das wahre Glück, während die Welt sie als großes Unglück ansieht. Es ist gesagt worden: Vollkommenes Glück ist das Nichtvorhandensein des Strebens nach Glück; vollkommenes Ansehen ist das Nichtvorhandensein des Strebens nach Ansehen.“

Wer glücklich ist, muss dem Glück nicht ständig nachjagen. Er entschlägt sich der Illusion, durch Tun und Machen die Natur zu übertreffen. Solche Weisheit hat den Geschlechterkampf überwunden. Was für Laotse Nichtstun, ist für Aristoteles Muße, die kein Malochen und Produzieren ist, sondern das gelassene Tun des Vernünftigen:

„Glück ist primär nicht ein Wohlergehen, die vollständige Befriedigung aller Bedürfnisse und Neigungen, sondern tätiges Sein, theoretische und praktische Vernunfttätigkeit als spezifisch menschlicher Lebensvollzug. Glück und Tugend bilden nach Aristoteles eine Einheit.“

Europas Grundidee ist gespalten zwischen Glück und Seligkeit. Vom Vernichtungskampf zwischen Diesseits und Jenseits wollen die Europäer nichts wissen. Das Verleugnen des Streits um Sein oder Nichtsein könnte sie Kopf und Kragen kosten. Europa muss sich entscheiden.

 

Fortsetzung folgt.