Kategorien
Tagesmail

Multikulti III

Hello, Freunde des Multikulti III,

auf der einen Seite aufwärts froh den Blick gewandt – auf der anderen „nüchterne“ Naturwissenschaftler, Techniker und Mathematiker. Novalis war frommer Poet – und Bergbauingenieur. NS-Schergen waren eschatologische Himmelsstürmer – und technisch berauschte Wissenschaftler und Raketenbauer. Der christliche Westen will die Welt erlösen – mit engelgleichen Intelligenz-Maschinen.

Madonna Merkel mimt die coole Physikerin – und predigt in mathematischen Formeln. Wofür sie von ihren rechen-schwachen deutschen Söhnen, die stolz darauf sind, dass Muttern so firm ist in Zahlen und Figuren, bewundernd in den Himmel gehoben wird.

Merkel hält die Exponentialkurve – langsam und schwerfällig in die Gänge kommend, dann steil in den Himmel schießend: nach Art ihrer Karriere – für eine psychologische Lernkurve. Sie ist nicht nur Meisterin in Naturwissenschaft, sondern auch in „talking sciences“, denen sie zeigt, wie sie ihr Larifari-Geschwätz zu echten Wissenschaften aufpeppen können. Dies alles wird von ihren auf den Knien liegenden Anbetern gelobt und gepriesen.

„Merkel ist sich sicher, den Weg zu kennen, vorwärts, aufwärts. Und deshalb beansprucht sie die Führung in Europa.“ (Peter Kapern im Deutschlandfunk)

Überall Getümmel und Wirrnis in Europa: doch dann erscheint sie, die einmalige Lichtgestalt, der alles im Leben gelungen ist, und spricht das Wort, welches alle Dunkelheit verjagen wird:

„Und manchmal kommt eine ernste Hergereiste,
geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister
und zeigt uns zitternd einen neuen Griff.“ (Rilke, Stundenbuch)

Gott reift und Merkel gewinnt. Die mathematische Aufwärtsformel ist die Kurve ins Jenseitige und Vollkommene. Wofür Merkel zu Recht als

nonnenhafte Domina im sadomasochistischen Männerklub Brüssel agieren darf.

„Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsrer Meistrin Hand,
und unser Herr geht mit.

Und was euch noch gefangen hält,
o werft es von euch ab!
Begraben sei die ganze Welt
für euch in Europas Grab.

So steigt ihr frei mit ihr hinan
zu lichten Himmelshöhn.
Sie uns vorauf, sie bricht uns Bahn –
wer will ihr widerstehn?“       (Frei nach August Hermann Franke)

Wenn Merkel sich sicher ist, den Weg zu kennen, dann muss er sicher sein. Die Vierte Gewalt hat sich in eine neupietistische Bet-gemeinde verwandelt und lobt mit Schalmeienklang den Ruhm ihrer Himmelsgöttin. Merkel weist nicht nur den Weg nach vorn, sie kann direkt die Zukunft schauen – mit prophetischer Mathematik.

„Übersetzt lautet Merkels Satz: Im Moment dämmert es einigen meiner Amtskollegen in der EU nur langsam, was zu tun ist, aber die Erkenntnisgeschwindigkeit wird gewaltig zunehmen und die Lösung der Krise dann ebenso schnell vorankommen. Das zeigt erstens: Merkel denkt analytisch, hat nichts übrig für neonationalistische, gar islamophobe Regungen, die gerade in Europa Karriere machen.“ (Peter Kapern)

Sie schwebt über allen schnöden Problemen, rein und unberührt vom Lärm der Kleingläubigen und Verstockten. Was sie anpackt, hat Erfolg. Nicht nur die Wirtschaft wächst, sondern auch die Zahl der Immigranten, die die – durch mangelnde Geburtsfreudigkeit deutscher Frauen erzeugte – Zahl fehlender Arbeitskräfte mit links ersetzen wird.

Europa versinkt in Hass und Streit, die verstörten deutschen Untertanen benötigen charismatischen Trost auf ihrem Pilgerweg durch die Wüste. Gott erschien den Kindern Israels in einer Wolke und verhieß ihnen: „Um die Abendzeit werdet ihr Fleisch zu essen bekommen und am Morgen Brot die Fülle, damit ihr erkennt, dass ich der Herr, euer Gott bin.“ Und Merkel erscheint den Ihren in wolkigen Äußerungen als Verheißung des Perfekten: wir schaffen das.

Alle Flüchtlinge, die keine ordinären Massen sind, sondern Einzelne und Erwählte des Herrn, werden Wohnungen und Arbeitsplätze erhalten, ihre Kinder werden in Kitas und Schulen aufgenommen und alle werden das BIP der Deutschen exponentiell in die Höhe treiben. Gott beweist mit mathematischer Klarheit, dass er Herr im Regiment bleiben wird. Die Formel der Rechtfertigung Gottes (Theodizee): was immer ist, ist gut, kann seine treue Magd prophetisch berechnen.

Merkels Gott ist der nach-kantische Gott Hegels, der keine zeitlosen Wahrheiten mehr verkündet, sondern den fließenden Prozess der Gottwerdung. Der Begriff der Vernunft ist keine unveränderliche Macht mehr wie die Wahrheit der Aufklärung, sondern „der fließende, sich ständig steigernde Entwicklungsprozess der geschichtlichen Menschheit“.

Merkels Kritiker, bar höherer Einsicht, können nur abstrakt-moralisch herumnörgeln, ohne Einsicht in das Werdende und Dynamische, das alle politischen Widersprüche dialektisch zur Einheit bringt.

Merkels Wahrheitsbegriff ist tiefer und geschichtlicher als die statischen Klügeleien ihrer geistvergessenen Beckmesser. Die pastorale Einsicht Merkels, die höher ist denn alle Vernunft, kann an „den scheinbar ungelösten Gegensätzen dieses Lebens nicht mehr scheitern, denn sie nahm durch ihre Dialektik die Gegensätze als notwendige Vehikel des Fortschrittes und der Steigerung in sich auf – und sanktionierte damit in einem Grade, den man früher nicht für möglich hielt, den gesamten Kausalzusammenhang der Geschichte mit all seinen düsteren und grauenhaften Abgründen.“

Kritiker sehen nur die grauenhaften Abgründe, Merkels gläubige Schreibergemeinde erkennt die leuchtende Wolke des Herrn, der die Seinen sicher durch den düsteren Alltag geleitet. Merkels Politik ist die Wiederholung der Hegel‘schen Absegnung des Wirklichen als Vernünftigen. Selbst die exponentielle Aufwärtskurve wurde in jener Epoche von Fichte formuliert:

„Wer nicht zunimmt, der nimmt, wenn andre zunehmen, ab.“ Welcher neoliberale Gottgläubige erkennt nicht sofort das Gesetz des Hayek‘schen Wachstumszwangs: Grow – or Go (wachse – oder verschwinde)?

Propheten und Vertraute des Herrn sind keine Vertreter des Multikulturellen. Die Fremden haben sich anzupassen und sich deutscher Sitten zu bequemen – die durchaus nicht zusammenfallen mit den Prinzipien der Verfassung.

Einerseits unduldsame Beugung der Fremden unter deutsche Schikanen, anderseits seltsam passives und gelähmtes Zuschauen, wenn „ausländische Familienclans ganze Straßenzüge in Neukölln und Duisburg terrorisieren.“ Oder Schüler mit migrantischem Hintergrund offen das Grundgesetz verachten und die Scharia als Norm ihres Verhaltens angeben. Keine Eltern werden einbestellt und müssen sich für ihre Kinder verantworten. Polizei und Justiz geben sich ohnmächtig und wagen nicht mehr, in bestimmten Vierteln ihrer Stadt für Recht und Gesetz zu sorgen.

Es entstehen rechtsfreie Räume, die man mit Personalmangel begründet. Doch die Gründe liegen tiefer. So hart, uneinfühlsam, ja brutal der Deutsche sein kann, fehlt ihm andererseits ein stabiles Selbstwertgefühl. Seine lähmende Ich-Schwäche traut sich nicht, seine Demokratie im alltäglichen Leben wehrhaft zu verteidigen. Liegt es auch daran, dass er von der noch immer fremd empfundenen Demokratie in seinem Unbewussten noch immer nicht überzeugt ist? Die Wirklichkeit sieht etwa so aus:

„Es klingt besorgniserregend, was Justizminister Winfried Bausback über die Rechtsauffassung einiger Flüchtlinge erzählt. Einer wollte tagelang nicht mit einer Staatsanwältin sprechen, nur, weil sie eine Frau ist. Es gäbe Eltern, die ihre Kinder lieber als Dolmetscher benutzten anstatt sie in die Schule zu schicken. Ja, zu deren Erziehung es gehöre, ihr Kind „blau“ zu schlagen. Sicher, das seien keine Massenphänomene, sagt Bausback, trotzdem: „So was darf von der deutschen Rechtsordnung nicht akzeptiert werden.“ (Süddeutsche.de)

Was geschieht, wenn der Staat die Neuankömmlinge über deutsche Gesetze aufklären will? Dann werden Bedenken geäußert, der Staat könne „oberlehrerhaft“ wirken. Der arrogante Eindruck könnte entstehen, als ob die Asylbewerber erst zivilisiert werden müssten.

Die Deutschen wollen nicht überheblich erscheinen – und unterlassen ergo, was notwendig wäre, um die Flüchtlinge aus despotischen Ländern mit demokratischen Strukturen vertraut zu machen.

Sind jene nicht begierig, die Grundlagen eines nicht despotischen Landes kennen zu lernen, da sie doch alles unternahmen, dem undemokratischen Terror ihrer Heimat zu entfliehen? Könnte nicht dennoch der fatale Eindruck entstehen, der deutsche Staat wolle „recht behalten“?

Hier rächt sich die postmoderne Lähmung einer wahrheitslosen Kultur, die ökonomisch hemmungslos andere Kulturen überfährt, doch ihr demokratisches Profil als rechthaberische Hybris verdächtigt. Das deutsche Ich, das mit keinem anderen Ich in der Welt verwechselt werden will, kippt ins Gegenteil und will selbst- und profillos mit allen Ichs des Universums zum dialektischen Einheitsbrei verschwimmen.

Was sind die Ursachen dieser profilneurotischen Ich-Abgrenzung bei gleichzeitig unterschiedsloser Ich-Verschmelzung mit der ganzen Welt? Als ökonomische Oberlehrer haben sie keine Bedenken, die Welt zu überfahren. Doch in nützlichen Dingen zu belehren und aufzuklären, das weisen sie in falscher Bescheidenheit von sich.

Kein Ich des Westens darf zufrieden und glücklich in sich ruhen. In Zufriedenheit angekommen sein, ist die Sünde wider den Geist der Moderne, die das Ich mit lebenslanger Jagd nach Fremdbestätigung belästigt. In der Welt darf das Ich nicht zu sich kommen. Seine Heimat ist jenseits der Welt.

„Begraben sei die Welt.“ „Welt ging verloren“. „Habet nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, stammt nicht vom Vater, sondern es stammt von der Welt. Die Welt vergeht und ihre Lust, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Wisset ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft wider Gott ist? Wer also Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“

Das kapitalistische Ich, auf lebenslanger Hetze nach Reichtum, Erfolg und Reputation, ist die säkulare Konkretion des Verbots, sich mit der Welt zu befreunden und glücklich zu werden.

Die Philosophie des Glücklichwerdens war für deutsche Tiefendenker – in Abwendung von der flachen Aufklärung – eine angelsächsische Dekadenz. Selbst Kants Pflicht musste sich vor allem glücksallergisch zeigen. Ab den Verklärungen des geschichtlichen Werdens in der Romantik hatte das deutsche Ich sich für Höheres aufzuopfern. Sei es für Gott, Vaterland, Ehre – oder für Merkels Wirtschaftswachstum, das man auf keinen Fall auf Glückstauglichkeit untersuchen darf.

Glück im endlosen Werden ist das Glück permanenter Unzufriedenheit, des gefährlichen Risikos, der Unlust und der endlosen Unruhe. Werden, werden und niemals Sein: das ist das glücklose Glück des modernen Ichs. Es gäbe keine Motivation, sich endlos auf die Suche nach Glanz und Glamour zu begeben, wenn der Mensch im Hier und Jetzt die verlorene paradiesische Urfreude und Fülle des Seins wieder erleben könnte. Das Böse muss jedes Ich reizen und antreiben, um das Gute zu verwirklichen.

Wie kann ein Ich zur Ruhe kommen, wenn es unaufhörlich vom Bösen geplagt wird? Da mangelnde Zufriedenheit und nervöse Dauerunruhe zum psychologischen Repertoire des Ich gehören, kann kein Ich sich so stabilisieren, dass es sein unverwechselbares Profil ausformen kann, ohne sich starr gegen andere Ichs abzugrenzen.

Besonders das deutsche Ich, lange Zeit von fremden Ichs überwältigt und zur Bedeutungslosigkeit degradiert, musste sich in Nachholjagd übermäßig aufplustern, um seine Selbstachtung zu erobern. Bevor es den Deutschen gelang, eine Nation zu gründen, schwelgten ihre Dichter und Denker bereits in gigantesquen Größen- und Erlösungsphantasien. Hegel zwang den Weltgeist, in Berlin niederzukommen, um das Ende der Geschichte – lange vor dem Amerikaner Fukuyama – auszurufen. In seinen „Reden an die deutsche Nation“ ernannte Fichte die Deutschen zum Urvolk aller Völker, obgleich die deutschen Fürstentümer gerade von Napoleon platt gemacht worden waren.

Es waren die deutschen Geistesriesen, die ihre Landesleute auf die mühsame und langwierige Reise der kollektiven Gotteswerdung schickten. Wie kann ein Ich stabil werden, wenn es sich ständig sagen muss: wo Du nicht bist, da ist das Glück und die Erfüllung?

Verschärfend kam die ich-destruierende Struktur der theologischen Ethik hinzu. Ego sein wollen im Ego-ismus wurde zur Sünde, ein anderer (alter) sein müssen im Altruismus zur Tugend. Wer sich nicht für andere opferte, um sein Ego zu bewahren, war ein teuflischer Egoist. Wollte er der sündigen Sucht, ein Selbst zu sein (Selbstsucht), durch Altruismus entgehen, musste er mit Anderen verschmelzen, mit denen er nicht verschmelzen durfte. Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, habt ihr Mir getan. Der Altruist durfte kein Ich mehr sein, er musste es verwandeln in das Ich des Heilands.

„An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, wie ihr in mir und ich in euch. Darum bitte ich, dass alle eins seien, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, dass auch sie in uns seien. Denn ihr seid alle einer in Christo.“

Der deutsche Mystiker Eckhardt wurde von den Ideologen des Dritten Reiches zu den Gründervätern der arischen Philosophie gezählt. Das Ich des Gläubigen soll mit Gott zur Einheit verschmelzen. Nur wer sein irdisches und sündiges Ich zugunsten der Einheit mit Gott verliert, kann selig werden.

„Soll die Seele Gottes gewahr werden, so muß sie auch ihr Selbst vergessen und sich selber verlieren. Denn solange sie sich selbst sieht und weiß, solange gewahrt sie Gott nicht. Wer werden will, was er sein sollte, der muß lassen, was er jetzt ist.“ (Eckhardt)

Wer sein wahres Ich erlebt, indem er sein Ich aufgibt, um ein anderes Ich zu werden, der kann kein stabiles Ich entwickeln. Wer sein Ich aufgeben muss, um sich in einem unendlichen göttlichen Ich zu versenken, kann kein stabiles Ich in der Welt entwickeln. Wer sich zugunsten eines göttlichen Ichs aufgeben muss, um ein wahres Ich zu sein, der muss ständig Götter produzieren, damit er mit ihnen verschmelzen kann. Von welchem göttergleichen Führer stammt die folgende Rede:

„Ihr habt einst die Stimme eines Mannes vernommen und sie schlug an eure Herzen, sie hat euch geweckt, und ihr seid dieser Stimme gefolgt. Ihr seid ihr jahrelang nachgegangen, ohne den Träger der Stimme auch nur gesehen zu haben. Das ist das Wunder unserer Zeit, dass ihr mich gefunden habt unter so vielen Millionen. Und dass ich euch gefunden habe, das ist Deutschlands Glück!“ (1936 auf dem Nürnberger Parteitag)

Die Verschmelzung jedes einzelnen Ichs mit dem Führer-Ich war die Einheit von Führer, Volk und Vaterland. Ein kollektives Größen-Ich schluckte alle individuellen Ichs. Justament das unvergleichliche Ich jedes Deutschen verschwand im Giganto-Ich eines symbiotisch mit seinem Volk verbundenen Sohns der Vorsehung.

Das deutsche ich, das sich verleugnen und von einem allmächtigen Ich verschlucken lassen muss, um ein eigentliches Ich zu werden, kann mit keinem anderen Ich ein Miteinander, eine multikulturelle Vielfalt bilden.

Adam Smith setzte auf den Egoismus jedes Einzelnen, um das Glück aller Ichs herbeizuführen. Sein Egoismus war ein wohlverstandener, der seinen Vorteil im gerechten Tausch gegen den Vorteil des Partners erarbeitete. Er täuschte sich, denn sein ökonomischer Egoismus war egoistischer, als das Prinzip eines gerechten Tauschs zuließ. Dennoch war es ein bemerkenswerter Versuch, dem heuchlerischen Altruismus der Kleriker zu entkommen. Ein Tausch setzt zwei klar konturierte Ichs voraus, die sich gegenseitig nützen oder schaden können.

Das deutsche Ich war nicht auf horizontalen Tausch mit einem anderen Ich ausgerichtet, sondern auf vertikale Erhöhung ins Grenzenlose, auf Vereinigung mit einem göttlichen Über-Ich. Die Verletzung der menschlichen Endlichkeit musste scheitern. Der Mensch erschafft und erträumt zwar einen allmächtigen Gott, doch er selbst ist keiner. Je höher er steigt, je tiefer er fällt.

„Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden“, war für Winckelmann, den Begründer der deutschen Graecomanie, die Nachahmung der Griechen. Als ihnen die Nachahmung misslang, kehrten sie zurück zu Meister Eckhardt und wollten unnachahmlich werden durch Symbiose mit dem Göttlichen. Die Geschichte der Welt wurde ihnen zur Heilsgeschichte, in der das deutsche Reich zu Gottes Reich auf Erden wurde. Was immer ist, es ist gut, denn es ist vollkommen. Augustins Trennung der Welt in das sündige Reich weltlicher Politik und das vollkommene Reich der unsichtbaren Kirche wurde eliminiert: Welt und Überwelt, die Deutschen und Gott wurden zur Einheit. Eine Expansion ins Grenzenlose aber verträgt kein menschliches Ich.

Merkels Ich hat die Kriechspur der Demut längst verlassen und befindet sich in steiler Aufwärtsfahrt ins Grenzenlose. Doch was, wenn die exponentielle Kurve vom Bösen unterlaufen wird?

„Merkel vertraut darauf, dass die Kurve nun ganz schnell den Weg nach oben findet. Aber als Physikerin weiß sie natürlich auch, dass in der Gleichung, die der Berechnung dieser Kurve zugrunde liegt, der Funktionsterm nur mit minus Eins multipliziert werden muss, damit das bislang Unvorstellbare geschieht. Dann nämlich nimmt die Exponentialkurve nicht den Weg aus der Waagerechten nach oben, sondern stürzt steil und jäh nach unten ab. Ausgeschlossen scheint das im Moment nicht.“ (Peter Kapern)

Die Bösen der Welt lauern darauf, die nach oben schießende Kurve umzudrehen und im Abgrund zu versenken. Nach deutscher Dialektik sind die Bösen die Guten, die das Gute nicht anders als mit bösen Mitteln schaffen können. Der Teufel war schon immer ein hervorragender Mathematiker.

 

Fortsetzung folgt.