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… zum Logos LXXII

Tagesmail vom 23.05.2022

… zum Logos LXXII,

„Die attische Demokratie war weder stabil noch liberal – sie taugt heute kaum als Vorbild. Und trotzdem können wir viel von ihr lernen.“

Schreibt Herfried Münkler, Historiker. Was beweist, dass deutsche Historiker die Demokratie entdeckt haben – in ihrer athenischen und modernen Version. (ZEIT.de)

https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2022/02/attische-demokratie-griechenland-vorbild-liberal-defizite/komplettansicht

Vom Satz des Widerspruchs darf ein deutscher Gelehrter nichts wissen, denn wie kann man von jemandem „viel lernen“, der „als Vorbild kaum etwas taugt“?

Und überhaupt: Deutschland, im Taumel des modernen Fortschritts, sollte von einem kleinen Stadtstaat lernen, der schon vor zweieinhalb Jahrtausenden existierte und sich dem hellenischen Weltreich Alexanders beugen musste?

Eine Zumutung. Wie Deutschland keine futurische Utopie kennt, so kennt es auch kein Paradies der Vorzeit. Ein Volk, an dessen Wesen dereinst die Welt genesen sollte, soll plötzlich von anderen Völkern lernen?

Dieses Volk lernt nicht von Vorbildern, es lernt nur aus sich selbst. Denn es hat Genie. Andere nachahmen wäre unter ihrer Würde. Schon gar nicht ahmen sie erfolglose Heiden nach.

Das widerspräche auch ihrer Religion, die nur einen Gott kennt, von dem man lernen dürfte. Fehlbare Heiden scheiden von vorneherein aus.

Die Epoche der Aufklärung war ohnehin die letzte, in der man von anderen Nationen etwas abschauen konnte. Die Klassiker durften noch nach draußen schauen, das Land der Griechen mit der Seele suchend – oder die Französische Revolution bewundernd.

Doch die Revolution scheiterte mit der Guillotine und Napoleon, dem Eroberer Europas. Danach ging die Wendung nach innen. Ab jetzt wurde das Vorbildliche zwischen Maas und Memel, zwischen Etsch und Belt, gesucht – und gefunden. Die Deutschen erklärten sich zu ihren eigenen Vorbildern.

Die Sündhaftigkeit der christlichen Jahrhunderte wurde abgestreift, die Aufklärung hatte sie autonomes Selbstbewusstsein gelehrt. Maßlos, wie die Deutschen sind, ging die Demut sofort in Selbstbewunderung über.

Nicht Nietzsche hatte den Begriff des Übermenschen erfunden. Es waren die unmittelbaren Nachfolger Goethes und Schillers, zu denen auch Jean Paul gehörte, der Gott für tot erklärte, um den Menschen an seine Stelle zu rücken:

„Christus fuhr fort: »Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ‚Vater, wo bist du?‘ aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. – Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!«“ (Siebenkäs)

Das Christentum kennt keineswegs nur nichtswürdige Sünder – sondern zugleich das komplette Gegenteil: der Mensch kann gottgleich werden, er ist Gottes Ebenbild, ja, er kann die wunderbaren Kompetenzen des Gottessohnes übertreffen, die Mängel der Schöpfung ausmerzen und eine unerhörte neue Schöpfung kreieren.

Christus prophezeite seinen Jüngern, selbst Ihn in seiner Macht und Herrlichkeit zu übertreffen:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue und wird Größeres als dies tun; denn ich gehe zum Vater, und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohn.“

Damit der Vater im Sohn verherrlicht werde, verheißt Jesus seinen Jüngern eine Geisteskraft, die sie befähigt, noch größere Werk zu tun als er selber, was bedeutet: der Mensch kann eines Tages die Wirkungen des Heiligen Geistes übertreffen.

Erlöserreligion hat zwei Funktionen, die sich absolut widersprechen: sie erniedrigt den Menschen zum Sündenkrüppel und erhöht ihn zugleich zum gottgleichen Wunderwesen, das eines Tages die defekten Werke des Schöpfers übertreffen wird.

Der Mensch ist ein absoluter Widerspruch in sich – weshalb die Deutschen, die gehorsamsten unter den Sündern, keine Hemmungen haben, sich ständig zu widersprechen. Und weshalb Hegel, ihr genialster Denker, den Widerspruch und seine finale Harmonisierung in den Mittelpunkt seines Denkens gestellt hat.

Der junge Hegel war noch ein scharfer Kritiker des Christentums aus dem logischen Geist der Griechen. Doch harmoniebewusst, wie er war, brachte er es nicht übers Herz, die zwei konträren Welten: Hellas und Golgatha feindlich nebeneinander stehen zu lassen. Er ging daran, die Dissonanzen in Stimulanzien der geschichtlichen Entwicklung zu verwandeln. Wie Mephisto machte er das Böse zum Guten: die Disharmonien des Seins wurden zum Motor der Großen Harmonie am Ende aller Tage.

Mit unglaublicher Akribie machte er sich daran, die Entwicklung der Welt in unendlichen Dreierschritten zu beschreiben: in These, Antithese und Synthese. Das waren die griechischen Begriffe als Übersetzungen des göttlich Guten und des teuflischen Bösen, das dem Guten an den Kragen geht – und der Harmonisierung des Göttlichen und Teuflischen am Ende der Heilsgeschichte. Wie Satan das Werkzeug Gottes, so ist der Widerspruch der Motor der Entwicklung alles Seins zur Vollendung. Das war die Definition des Fortschritts.

Den Optimismus der Aufklärer, die sich nur eine Geschichte des irreversiblen Fortschritts auf dem Weg der Humanität vorstellen konnten, hatte auch Hegel übernommen. Doch der Fortschritt musste mühsam erkämpft werden.

„Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.“

Wir haben den Fortschritt zu erkennen, nicht selbst zu gestalten. Wir bleiben Zuschauer des Objektiven Geistes, der seinen omnipotenten Weg ungestört gehen wird.

Marx blieb ein braver Hegelianer, übersetzte nur den Geist in materielle Verhältnisse, deren eigenständige Entwicklung die Proleten nur passiv beobachten konnten. Die Medien von heute sind nichts anderes als Marxens Proleten, die vom Rande aus nur gestikulieren oder schreien dürfen. Ändern können sie nichts. In ihrem Slang: Aktivisten dürfen sie keine werden.

Die widersprüchliche Spaltung des Menschen erkennen wir bei Hegel und Marx an der widersprüchlichen Verfassung der Geschichte. Geschichte ist autonome Heilsgeschichte, die der Mensch erkennen und beobachten, aber niemals ändern kann.

Eben dies ist die Fortschrittsideologie der Moderne. Nicht der Mensch ist Herr seiner Geschichte, sondern der Fortschritt bestimmt das Leben der Menschheit. Fortschritt ist das faschistische Instrument der Geschichte, um den Menschen dorthin zu zwingen, wohin er nicht will.

Dass gewisse Fortschritts-Platoniker sich als Nutznießer der zwangsbeglückenden Heilsgeschichte fühlen, kann niemanden verwundern.

Was ist die wichtigste Ursache, weshalb die Menschheit das suizidale Verhängnis auf sich zukommen sieht, aber unfähig ist, Widerstand zu leisten? Weil sie nicht glauben kann, dass der Fortschritt kein harmonisches Ende nehmen wird. Sie betrachtet die Klimakrise, den Krieg, das zunehmende Elend der Schwachen nur als pädagogische Warnsignale, die sich im letzten Augenblick als Übertreibungen herausstellen werden. Uhh, jetzt haben wir euch aber erschreckt, gebt‘s zu! Entspannt euch wieder, alles wird gut.

Als die Revolution der Franzosen fehlschlug, regredierten sie unverzüglich in die papistische Religion. Die Deutschen, politisch immer im Schatten ihrer Nachbarn, marschierten tapfer hinterher. Die Autonomie des Erkennens und Handelns war vorbei, bevor sie begonnen hatte.

Es ging nicht nur um die Erkenntnis der Wahrheit, es ging auch um die Wahrheit moralischer Regeln. Ist der Mensch autonom genug, seine Wahrheit im Denken und Handeln selbst zu bestimmen oder ist er an himmlische Weisungen gebunden?

Während die Unterschichten wieder die Rolle der Demütigen übernehmen müssen, lassen sich die Oberschichten in die Luft erheben und werden zu den neuen – Übermenschen. Jean Pauls toter Gott regiert wieder die Überflüssigen und Schwachen, die Starken erheben sich zu gottgleichen Übermenschen, die keinen Gott mehr benötigen, denn sie können ihn nach Belieben ersetzen oder gar übertreffen.

Hier wird die heutige Dichotomie des Westens sichtbar. Die Schwachen – einst die Verdammten und Gottlosen – werden zu den Überflüssigen der Geschichte, die nobilissimi der Führungsschichten werden zu führenden Fortschrittsgenies, die der Menschheit den Weg ins Himmelreich – sprich: auf den Mars – bahnen werden.

Die neuen Führer der Menschen sind Übermenschen – oder Genies, die ab jetzt das Regiment der Moderne übernehmen. Silicon Valley ist das Hauptzentrum der westlichen Genies.

Eine Hauptfigur bei Jean Paul nimmt sofort die Frage nach dem Verhältnis des Genies zu den geltenden allgemeinen Moralgesetzen auf und entwickelt eine Ethik des „großen Menschen“, die diesen von der Befolgung allgemeiner Moralgesetze entbindet.

Genies schaffen ihre eigene Ethik, für die es keine Regeln gibt: Es gibt sittliche Geniezüge, die nicht in Regeln zu fassen, also auch nicht vorauszusehen sind. Die Welt wird allein dadurch geändert, dass immer wieder ein neues Genie nach einer neuen Ethik die Häuslichkeitsmoral durchbricht und neue Verhältnisse schafft.

Was das Genie in der Literatur, ist der Übermensch in der Politik. Napoleon wurde zum Inbegriff des neuen Übermenschen, der zum Messias der Zeit aufstieg. Als Napoleon durch Jena kam, sah Hegel ihn als Weltgeist hoch zu Ross durch die Stadt reiten.

Hier beginnt die Bezeichnung des großen Mannes als Übermensch. Als Nachfolger des christlichen Propheten und Charismatikers wird der führende Politiker zum Übermenschen der Geschichte. Zugleich wird die Forderung erhoben, dem Übermenschen eine eigene Ethik zuzuerkennen, die weit jenseits der häuslichen Schildbürgermoral steht.

Das „Feuer“ solcher Übermenschen wirkt „vulkanisch und verwüstend.“ Es kann keine Neuschöpfung der Moral geben ohne vorhergehende Vernichtung der alten. Denn die bestehende Welt ist „faulig und modrig“. Diese muss vernichtet werden, auf dass eine neue Welt auf dem Grab der alten errichtet werden kann.

„Der Feuerreformator verkürzt den unendlich trägen Gang der normalen Entwicklung und beschleunigt das langsame Tempo des Prozesses durch die Kraft seines Übermenschentums, die zur gleichen Zeit zerstörend wie schöpferisch wirkt. Was Jean Paul mit literarischer Unschuld entwickelt, ist nichts Geringeres als eine Theorie der Revolution.“ (Ernst Benz)

Joachim di Fiores Prophetie eines Dritten Reiches, das unausweichlich kommen muss, wird zur Prophetie eines Übermenschen, der das Geschick der Menschheit bestimmen wird. Die Deutschen sollten wissen, was aus dieser Theorie geworden ist.

Doch das Schicksal des kommenden Übermenschen wird kein simpler Triumph sein. Die Übermenschlichkeit des kommenden Führers leuchtet erst auf in seinem heroischen Opfertod. Ähnlich klangen die Worte des Führers, als seine Heere die Schlacht vor Stalingrad verloren hatten. Sollten die Deutschen tatsächlich den Krieg verlieren, erklärte er, hätten sie ihn als Führer nicht verdient – und zu Recht verloren.

Was Jean Paul in seinen Werken als Eindringen des Übermenschen in die deutsche Geschichte beschreibt, wird von Friedrich Meinecke als Sieg des Machiavellismus über die deutsche Kammerdienermoral dargestellt.

Die allgemeine Moral – die Moral der Häuslichkeit – erscheint als Ethik der „Schwachen“, die sich zufrieden gibt mit den von Oben gegebenen Verboten. Die Ethik des Genies aber ist die Ethik der Tat, deren Regeln durch die Kraft des Übermenschen bestimmt werden.

Das ist bereits die Vorwegnahme des Übermenschen von Nietzsche: das schaffende Genie erfindet seine eigene Moral und seine eigene moralische „Freiheit“, die nicht in Regeln zu fassen sind. „Der Übermensch wird zum Feuer-Reformator, der aus einer faulenden modrigen Welt eine grünende emportreibt, der durch Aktivierung seiner Kraft das träge Werden abkürzt. Seine Regeln gelten nicht für seinen Untertanen, der sich an das Regelwerk der Ohnmächtigen halten muss.“ (Ernst Benz, Der Übermensch)

Jean Paul wird zum Vorläufer Zarathustras:

„Wer nun diese Kraft besitzt, hat das Gefühl derselben oder den Glauben und darf das unternehmen, was für den Zweifler Vermessenheit und Sünde wäre. Was große Menschen in Begeisterung tun – das ist Recht und Regel für sie und ihre Nebenfürsten, nicht aber für ihre Untertanen.“

Nun wissen wir, wo die heutige deutsche Allergie, ja der Hass gegen die Moral gründet: die Deutschen wiederholen gerade ihre Abkehr von der Aufklärung. Mit überheblicher Miene besteigen sie das Luxusgefährt des Übermenschen, der sich von kleinlichen Regeln der Humanität befreit und aufsteigt zum Master of Universe, der die Welt erobern wird, ohne sich von Moralregeln hindern zu lassen.

Demokratische Moral hin oder her: die gegenwärtigen Weltherrscher, Milliardäre oder Genies sind dabei, ihre eigenen Reiche zu gründen, sei es auf riesigen Revieren in Neuseeland oder auf den Gipfeln der Alpen. Dort entwickeln sie ihre eigenen Regeln, die ordinäre Vorschriften der Demokratie ignorieren können.

Die „Freiheit“ deutscher Amoralspießer beginnt beim Rasen über die Autobahn und endet noch lange nicht bei der Impfverweigerung. Ihr kühnes Motto ist: alles, was den Mitmenschen nicht gefährdet, erhöht nicht das eigene Lebensgefühl und lässt ihren Puls nicht steigen.

Die Massen der Überflüssigen sind träge, sie sollen alle zugrunde gehen. Gerettet werden nur die, die den Allzuvielen davon gesprintet sind. Beschleunigen ist das vitale Tempo der Wahren. Die Dumpfen und Überflüssigen sollen dösen, bis sie sich in Nichts aufgelöst haben.

Was hat das alles mit Münklers Kritik der athenischen Polis zu tun? Immerhin schreibt er Sätze, die durchaus richtig sind:

„Man muss sich in Schule wie Universität wieder mit der attischen Demokratie und ihrer Geschichte befassen und sie nicht gelangweilt beiseitelassen – weil es eine Sklavenhaltergesellschaft war, weil die Frauen in ihr keine Teilhaberrechte hatten, weil die antiken Stadtstaaten ständig Kriege gegeneinander führten und was sonst auch immer an politisch Korrektem gegen die attische Demokratie geltend gemacht werden kann. Lernen lässt sich nur, wenn man sich auch mit dem beschäftigt, wogegen man innerlich Vorbehalte hat.“

Wie passen diese Schluss-Sätze zum Anfang des Artikels:

„Mit der Demokratie im klassischen Griechenland hat der demokratische Verfassungsstaat des Westens eigentlich nur den Namen gemein. Als im 17. Jahrhundert in England die Macht des Parlaments gegen die des Königs gestärkt und etwa einhundert Jahre später in den vom britischen Empire abgefallenen amerikanischen Kolonien eine politische Ordnung ohne König erfunden wurde, argumentierten deren Vordenker keineswegs mit positivem Bezug auf die Demokratie der Antike. Ganz im Gegenteil, sie suchten Absetzung und Distanz zu ihr. Denn die attische Demokratie hatte unter den damaligen Republikanern einen überaus schlechten Ruf: Es habe sich bei ihr um die Herrschaft der unteren Schichten gehandelt, bei deren Entscheidungen anstatt gründlichen Nachdenkens die Stimmung des Augenblicks den Ausschlag gegeben habe.“

Von den englischen Führungsschichten wurde die athenische Polis zur Pöbelherrschaft degradiert, mit der man nichts zu tun haben wollte. Die aufkommenden Kapitalisten wollten weder rebellische Bauern und Arbeiter, noch einen Staat, der ihnen in ihre Profitmachergeschäfte spucken könnte.

Sie wollten eine Meritokratie, eine Herrschaft der Erfolgreichen. Der direkte Zugriff des Volkes in die Geschäfte des Parlaments sollte unterbunden werden.

Nicht mit aller Kritik an den Mängeln Athens liegt Münkler falsch. Doch er übersieht vollständig die regenerativen Kräfte der Gründungs-Demokratie des Abendlands. Gegen Demagogen und schlitzohrige Rhetoren kämpfte eben jener Sokrates und seine philosophischen Schüler, die im Verlauf der Ereignisse die Gleichheit aller Menschen, die Menschenrechte und das Völkerrecht erstritten. Das sollen keine ewigen Vorbilder sein?

Münkler übersieht, dass es die Schwachen zum ersten Mal in der Geschichte geschafft hatten, den Starken die Tatzen zu schneiden. Kein Vorbild, wo heute die Reichen immer reicher und die Massen immer elender werden? Solon hat die Reichen so beschnitten und die Schwachen so gestärkt, dass eine stabile Mitte entstand. Kein Vorbild?

Immerhin gelang es diesem randalierenden Pöbel, das damalige Weltreich der Perser in die Flucht zu schlagen etc. Kein Vorbild?

Lebendige Demokratien müssen erstritten und verteidigt werden. Wenn Athen kein Vorbild gewesen sein kann, was empfiehlt denn sonst ein hochgebildeter deutscher Professor?

Münkler lehnt alle fremden Vorbilder ab. Was er will, sind deutsche Überdemokraten oder Genies, die sich alles aus den eigenen Fingern saugen.

Echte Deutsche schöpfen alles aus sich selbst. Sich auseinanderzusetzen mit Nachbarn und anderen Demokratien – halten sie für überflüssiges Getue.

Deutschland ist wirtschaftlich von der ganzen Welt abhängig. Geistig aber schließt es alle Türen und beschränkt sich auf seine Genialität, die alle anderen Völker ignoriert.

Auf die alte Regel der Demokraten: Prüfet alles, das Beste behaltet, können Übermenschen dankend verzichten.

Fortsetzung folgt.