Kategorien
Tagesmail

… zum Logos LXV

Tagesmail vom 06.05.2022

… zum Logos LXV,

es war an der Zeit, dass die Regierung eine interne Kommission einsetzte, um die grassierende Moralseuche der Deutschen durch neue Gesetze zu bekämpfen.

Jede Zeitenwende erfordert eine neue Moral, die mit der unzeitgemäßen kurzen Prozess macht.

PolitikerInnen, die sich um den Staat verdient gemacht haben – wie ein früherer Kanzler und eine ehemalige Kanzlerin – wurden zu den beiden Vorsitzenden der Kommission ernannt. Zur Vorbereitung ihrer Herkulesarbeit zogen sich die beiden 14 Tage lang aufs Merseburger Schloss zurück, um sich auf langen meditativen Spaziergängen einen Überblick über das unübersichtliche Gelände zu verschaffen.

Juristische Experten in Berlin bereiten sich vor, die ersten Ergebnisse der überaus schwierigen Denkarbeit in verständliche Gesetze zu übersetzen.

Solches gab es noch nie in Deutschland. Radikale Neuanfänge waren verpönt im Reich der Germanen, die alles Neue stets von anderen Völkern zu übernehmen pflegten.

Den Status der ewigen Schüler und Nachahmer wollten sie diesmal ablegen und der Welt beweisen, dass sie nicht immer anderen Völkern hinterherlaufen müssen, um sich der jeweiligen Zeit anzupassen. Zu einem gründlichen Neuanfang sind sie selber fähig.

Die erste Grundsatzfrage, die sich die beiden Vordenker stellten, lautete:

Welche Moral war es, die ihnen bislang das Leben so schwer gemacht, ja ihr staatliches Selbstbewusstsein ruinös untergraben hatte?

Am Ende des ersten Denk-Tages konnten sie sich einigen. Es war die zu Unrecht gerühmte Humanität, jene Ethik, die es wagte, die Edelsten und Stärksten, die Klügsten und Erfolgreichsten zu vernachlässigen, ja zu diskriminieren, um an ihrer Stelle die Schwachen, Lahmen und Begriffsstutzigen an die Macht zu bringen.

In uralten Schriften fanden sie die trefflichen Formulierungen:

„Meines Erachtens aber beweist die Natur selbst, die Gerechtigkeit bestehe darin, dass der Edlere mehr Vorteile hat als der Geringere und der Leistungsfähigere mehr als der minder Leistungsfähige. Es verhält sich doch überall so: als gerecht wird anerkannt, wenn der Stärkere den Schwächeren beherrscht und mehr Vorteile erhält als dieser.

Leider sind die Zeiten so verderbt, dass die Minderwertigen diese Naturgesetze nicht anerkennen, die Starken erniedrigen und sich selbst, die Unedlen, an deren Stelle setzen wollen. Das nennen sie pompös: Gleichberechtigung oder demokratische Volksherrschaft.

Doch wenn ein Mann ersteht, der die natürliche Kraft hat, dann schüttelt er diese Frechheit ab und rühmt unverblümt das Rechte des Stärkeren im Sinn hemmungsloser Zuchtlosigkeit und beschimpft diejenigen, die sich mit ihrer neuen Moral der Rechtlichkeit und Gleichheit schmücken, als Toren und Schwächlinge. Deren Moral verachten sie als naturwidrige Konvention und wertloses Geschwätz. Die denkende Betrachtung der Natur und der Geschichte erweist die Lebenshaltung dieser Kraftprotze als widernatürliche Sklavenmoral, die nur von Schwächlingen und Toren gutgeheißen werden.

Die Lehre vom Recht des Stärkeren war ein Rückschlag gegen die gedankenlose Verherrlichung demokratischer Gleichmacherei und verfocht das Vorrecht der großen Einzelpersönlichkeit und ihrer geistigen Überlegenheit über die Masse.

Zudem hat sie das Verdienst, das Wesen der internationalen Politik ihrer scheinmoralischen Verhüllungen zu entkleiden. Dem Tatmenschen gab sie den Vorrang vor dem Denker und Forscher.

Moderner Zusatz: In der Neuzeit hat Machiavellis „Principe“ und Nietzsches Lehre vom Übermenschen, vom „Willen zur Macht“ und von der Umwertung aller Werte an diese uralten Werte angeknüpft. Somit wurde dem verhängnisvollen Zug der Neuzeit zur Gleichmacherei aller naturgegebenen Unterschiede energischer Widerstand geboten. Aber noch gibt es viel zu tun.

Tagespolitischer Zusatz: der Krieg Putins gegen die Ukraine, weit davon entfernt, ein Verhängnis zu sein, ist der überfällige Versuch, die Macht des starken Mannes wieder zu Ehren zu bringen.

Was in der Antike als Widerstand gegen die Polis begann, muss wieder hergestellt werden. Massen sind wertlos, nur die Starken mit ihren eisenharten Gesichtern haben das Recht, die Geschicke der Erde aus einsamer Höhe zu bestimmen.

Dank des rasanten Fortschritts kann sich diese Wiedergeburt der stolzen Antike in den überragenden Erfolgen technischer Genies fortsetzen, die nicht ruhen und rasten werden, bis sie die Würdigen ins Weltall exportiert haben, um die Massen der Verlorenen ihrer rettungslos verseuchten Erde zu überlassen.

Ein deutscher Philosoph fand treffliche Worte für den endgültigen Sieg der Starken:

„Die Welt ist die Schädelstätte des Geistes, die Trümmerstätte und Schlachtbank, auf welcher das Glück der Völker, die Weisheit der Staaten und die Tugend der Individuen zum Opfer gebracht werden. Die sog. Glücklichen Zeiten sind leere Blätter in der Geschichte. Auch im Fanatismus des Verwüstens erkennt der Philosoph den Besen Gottes. Aus dem Tod entsteht immer neues Leben.“

Das waren Worte eines Philosophen, der noch heute dafür gerühmt wird, die deutsche Ära der Vernunft beendet und die der wirklichen Geschichte begonnen zu haben. „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.“

Es liegt auf der Hand, dass in Hegels System keine imperativische Ethik Raum hat. Die Welt kann nicht in eine des Seins und eine des Seinsollens zerrissen werden. Was wirklich ist, ist vernünftig, also moralisch, was vernünftig und moralisch ist, muss wirklich sein.

Eine individuelle Moral, die sich der allgemeinen widersetzt – wie Sokrates sich erkühnte – ist immer im Unrecht. Zu Recht war Sokrates zum Tode verurteilt worden. Wer wie Rousseau die Welt verbessern will, der entfremdet die Menschen den Gesetzen der Welt.

Die Geschichte des Menschen ist identisch mit der des göttlichen Weltgeistes, der sich entwickelt im Prozess der Selbstentzweiung und der Rückkehr in die verlorengegangene Einheit.

Der Mensch bildet den Gegensatz zur natürlichen Welt; er ist das Wesen, das sich in die zweite Welt erhebt, nämlich in das Reich des Geistes.

Womit klar sein sollte, dass der gottgleiche Mensch die Natur zerstören muss, um seine Entwicklung zur Gottähnlichkeit zu beweisen. Der Mensch ist stark, die Natur ist das Schwache, das – in ihrer jetzigen Form – keine Existenzberechtigung hat.

Wären das keine Gründe für die Deutschen, sich spontan zu freuen und zu jubilieren? Hat sich doch die Welt den Erkenntnissen ihres wichtigsten Denkers bis aufs I-Tüpfelchen unterworfen – weshalb er bis heute von ihr gerühmt und gefeiert wird. Der Satz hat sich bewahrheitet: am deutschen Wesen wird die Welt genesen. Doch vor der Genesung muss die Welt zugrunde gegangen sein.

Freuet euch, Deutsche. Euer Denken bestimmt das Weltgeschehen – wozu auch Putins Versuch der Völkervernichtung gehört. Die deutschen Verlierer zweier Weltkriege spielen in der obersten Riege der Weltvernichtung, die – man muss es glauben – zum endgültigen Triumph führen wird.

Ihr edelster Dichter hat dasselbe in Verse gegossen:

„Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich’s nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges lebend’ges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden,
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht’s Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.  (Eins und Alles)  

Um nicht völlig überzuschnappen, muss allerdings hinzugefügt werden: das deutsche Wesen ist nichts als die Übersetzung einer Erlösungsreligion ins Weltgeschichtliche. Der Schöpfer liebt das Gesetz des ewigen „Stirb und werde!“. Er langweilt sich weniger auf seinem jenseitigen Thron, wenn sich alles im Takt des Werdens und Vergehens bewegt.

Und Putin – ist unser Bruder im Herrn. Nichts Neues im Staate Dänemark. Diese unterhaltsame Melodie kennt die Welt bereits seit Jahrtausenden. Es ist die Geschichte göttlicher Männer, von Pharaonen, Stammesgöttern, die zu Herrschern der Welt aufsteigen, von Erfindern und Entdeckern, technischen Genies und sonstigen Männern, die sich im schlichten Leben unwohl fühlen und lieber das Nichts wollen, als nichts zu wollen.

Die Gleichheit der modernen Menschen steht nur auf dem Papier. In Wirklichkeit ist sie durch die ökonomische Dominanz der Starken zur Makulatur geworden. Längst hat eine Handvoll Superreicher, Supermächtiger und Supergenialer sich die Erde untertan gemacht. Sie sind in aller Munde und werden – dank willfähriger Bild- und Weltgazetten – von allen Menschen wie Weltwunder bestaunt.

Bei ihrem Hohepriester kann man die Sätze lesen:

„Ich hege keine Achtung für die Leidenschaft der Gleichheit, die mir nur eine Idealisierung des Neides scheint. Der Wunsch, die Menschen in ihren Lebensbedingungen gleich zu machen, dient in einer freien Gesellschaft nur allzu oft der Rechtfertigung für diskriminierenden Zwang. Eine Gesellschaft, in der generelle Gerechtigkeit herrschen würde, wäre eine Gesellschaft, in der die öffentliche Gewalt darüber entschiede, was der Einzelne zu tun und zu lassen hätte. (Hayek)

Schon die Deutschen im Dritten Reich hatten Angst, dass die Welt untergehen würde, weshalb sie diese selbst zum Untergang zwingen wollten. In der Hoffnung, nur wer keine Angst vor dem Tode habe, könne durch Wiederauferstehung belohnt werden.

Warum ist Putin für uns das unbekannte Wesen? Weil wir uns selbst fremd und unbekannt sind. Denn Putin, dieser slawische Untermensch, tanzt nach derselben Untergangs- und Auferstehungsdialektik wie die westlichen Übermenschen der Pleonexie oder der grenzenlosen Gier und Habsucht.

Was wir im Ukraine-Krieg erleben, ist die Konkurrenz der apokalyptischen Erwartung. Wer zuerst das Nichtsein riskiert, wird ins ewige Sein eingehen.

Wo bleibt die Moral? Bisher war sie nicht zu sehen. Oh gewiss, in den westlichen Demokratien wird sie beschworen. Allein, wenn es ans Eingemachte geht, verschwindet sie, als hätte es sie nie gegeben. Wenn Moral das Tun des Lebens-Erhaltenden ist, droht der Welt der Untergang, weil die Moral durch die Weltpolitik vernichtet wird. Ein deutsches Exempel:

Wie würde Helmut Schmidt, der Große Alte Mann, heute auf Putin reagieren? Wie reagierte er, als jener völkerrechtswidrig die Krim besetzte?

„Ob er Putins Vorgehen legitim finde, wird Schmidt gefragt. Seine Antwort: »Ich finde es durchaus verständlich. Der Ausdruck ,legitim‘ ist eine Kategorie, die ich hier nicht einführen würde, weil das Ganze nicht ausschließlich als Rechtsproblem betrachtet werden kann.« Halte er die Sanktionen für sinnvoll? »Ich halte diese Sanktionen für dummes Zeug.«“  (TAGESSPIEGEL.de)

Schmidt sprach Klartext, nicht wie seine Parteikumpane von heute:

„Es zieht sich auch weiterhin eine lange Linie von Beschönigern der aktuellen Verhältnisse in Russland durch seine Partei. Gerhard Schröder, Frank-Walter Steinmeier, Manuela Schwesig – ihnen allen täte eine gründliche, offene, ehrliche Vergangenheitsaufarbeitung gut.“

Die SPD ist nicht die einzige Partei, in der die klare Moral abhandenkam. Welche Moral? Die Moral etwa, internationale Friedensverträge nicht zu verletzen?

Einwand: Gesetze, zumal internationale, haben doch nichts mit Moral zu tun. Moral ist ausschließlich private Familien-Spießerei, mit der die Autoritäten ihre Abhängigen sekkieren können. Unsere Gesetzbücher wären ja sonst moralische Erbauungsbücher. Wer kommt auf solche Kindereien?

Unsere Gesetze sind zwar nicht vom Himmel gefallen, aber nicht ohne dessen Hilfe entstanden. Man könnte annehmen, demokratische Gesetze müssten vom demokratischen Souverän entworfen, debattiert und entschieden werden. Denkste. In den Hallen der Justiz wehen nicht nur die Talare der Pfaffen, es herrscht derselbe Geist des Ewigen und Unveränderlichen.

Und weht er einmal nicht, so werden die obersten Gesetzeshüter nicht eher ruhen, bis verächtliche Neuerungen korrigiert werden zugunsten der alten frommen Gesetze. Just gegenwärtig in den USA zu beobachten, die mit Lichtgeschwindigkeit in den Ungeist des Mittelalters zurückfallen. Was beim Großen Bruder geschieht, geschieht auch bald bei uns.

Wenn andere sündigen, pflegen deutsche Gazetten stets mit der großen Moralkeule zu kommen. Selbst der Papst ist nicht davor gefeit, an den Pranger gestellt zu werden. Werden sie allerdings selbst mit denselben Maßstäben gewogen und zu leicht befunden, höhnen sie jeder Vernunft und Moral. Welche Doppelmoral hat sich hier der deutschen Großhirne bemächtigt?

Wir sehen den unauflöslichen Widerspruch zwischen einer Moral, die immer und unter allen Umständen gelten muss, und dem machiavellistischen Gegenteil, das über jede Privatmoral das Naturrecht der Starken gesetzt hat. Moral – schön und gut. Dient sie aber nur noch dazu, nationalen Interessen zu schaden, muss sie kaltblütig abserviert werden.

Das Staatswohl wird allein durch Moralgesetz und Recht geschützt? Nur im Prinzip. In der Realität der Interessen aber muss die Moral zurückstehen und den Interessen weichen.

Solange Deutschland politisch machtlos war, herrschte die Selbsteinschätzung, das Land sei hochmoralisch – im Gegensatz zu den machtgierigen Nachbarn in Ost und West.

Als das Land, nach der Besiegung Napoleons, wieder zur Mittelmacht Europas wurde, schlug die Stunde Machiavellis. Ausgerechnet zuerst bei Friedrich dem Großen, der als junger Nachwuchspolitiker seinen „Antimachiavell“ geschrieben hatte. Kaum an die Macht gekommen, distanzierte er sich von seinen Träumen und ging stante pede ins gegnerische Lager über.

Dieses Hin-und-her-Schwanken endete im absoluten Dualismus der Nationalsozialisten: im Privaten hochanständig, familien- und kinderlieb, im Politischen das grausame Gegenteil. Gut war, was dem Feind bis auf den Tod schadet.

In ihren eigenen Augen waren die Nationalsozialisten alles andere als böse. Sie taten stets das Gute – wenn auch mit konträren Mitteln.

Deutschland unterwarf sich ab Hegel dem Machiavellismus, was ihre neue Machtpolitik betraf. Um wieder stark zu werden und im Reigen der Großen mitzureden, bedurfte es anderer Regeln als die friedlicher Untertanen.

„Mit machiavellistischer Rücksichtslosigkeit schuf Bismarck – der fromme Mann – den deutschen Staat. Mit der Bergpredigt könne er nicht regieren. Die Existenz des Himmels machte auch die Existenz der Hölle notwendig. Der tiefe Mangel des deutschen Denkens wurde die beschönigende Idealisierung der Machtpolitik durch die Lehre, dass sie einer höheren Sittlichkeit entspräche.“ (Meinecke)

Aus der Antinomie ihrer Gott-Teufel-Moral entstand die Heuchelei, immer die Guten sein zu wollen, doch bedenkenlos das Böse machen zu dürfen. Das Resultat dieser Zweigleisigkeit ist die heutige Doppelmoral: was moralisch ist, bestimmen wir stets neu – je nach Zeitgeist und Zeitenwende. Was uns nicht mehr passt, lassen wir im Loch der Vergangenheit verschwinden. Deutsche Moral untersteht dem Diktat des stets sich ändernden Kairos. Gott sprach mit tausend Zungen. Was Er kann, kann ein deutscher Kanzler schon lange.

Ergebnis: wir leben heute im perfekten System einer grundsätzlichen Heuchelei. Daran haben wir uns derart gewöhnt, dass der Vorwurf der Heuchelei von niemandem mehr als Kritik empfunden wird.

Der Höhepunkt der deutschen Humanität war beim späten Kant, vor allem bei Lessing und den beiden jungen Weimaranern. Danach der Abstieg bei Hegel und der Romantik. Bis heute ist der Konflikt von den Deutschen nicht aufgearbeitet. Alles Gute und Moralische beschimpfen sie, als seien es Ausdünstungen des Teufels.

Der Mensch kann das Gute als Gutes lernen und ist auf irgendwelche Belohnungen nicht angewiesen. Nathan der Weise war ein Höhepunkt dieser reinen Humanität ohne Schielen auf ewige Seligkeit. Für seine Humanität will Nathan Freunde gewinnen. Der humane Mensch ist frei von Vorurteilen, sein Herz ist tolerant und für jeden Menschen solidarisch und mitfühlend gestimmt.

Es gibt kaum einen politischen Kommentar, der heute nicht Gift und Galle sprühte gegen diese „Moralreligion“. Einerseits wollen sie Frieden schließen mit Mensch und Natur, gleichzeitig das Recht besitzen, die Natur aus tiefstem Grund zu hassen und das Gute als Dauerheuchelei zu brandmarken. Sie wollen die wahren Guten, ja die Besten sein, obgleich sie alles Gute verdammen.

Eine Frage wird niemals gestellt, geschweige kontrovers debattiert. Es ist die schlichte Frage: was ist das Gute?

Wenn Putin jeder Humanität Hohn spricht, sind die Deutschen entsetzt – während sie selbst jeder humanen Haltung den Vogel zeigen.

Das Zeitalter der lebendigen Humanität endete in Deutschland nach dem Tode Lessings. Schon bei Goethe und Schiller gab es gefährliche Abstürze. Spätestens bei Hegel begann die offizielle Schmähung jeder universellen Moral. Den verderblichen Ursprung dieser Moral sah er bei den Griechen:

„Das Prinzip der Moral bei den Griechen wurde der Anfang des Verderbens.“

Die Deutschen entwickelten sich zu Meistern politischer Amoral. Da sie eindeutige Moral verwarfen, wurden sie zu Weltmeistern bigotten Entsetzens – bei Anderen. Wie wollen sie heute ihre amoralische Vergangenheit aufgearbeitet haben, wenn sie Moral ständig in Stücke reißen?

Als Merkel und Schröder am Abend des ersten Tages vorläufige Bilanz zogen mit ihrer Deklassierung strenger Humanität, sprachen sie wie mit einer Stimme: und siehe, alles war sehr gut.

Fortsetzung folgt.