Kategorien
Tagesmail

Welt retten! Aber subito! XXIV

Tagesmail vom 07.11.2022

Welt retten! Aber subito! XXIV,

„Warum das Gefasel vom Weltuntergang verantwortungslos ist. Die Staaten der Welt brechen ihren 1,5-Grad-Schwur von Paris, mit unabsehbaren Folgen. Extremisten rufen zum bewaffneten Kampf gegen die Industriegesellschaft auf. Ist alles zu spät?“

Fragt Ulrich Fichtner im SPIEGEL.

Was ist alles? Eine lebenserhaltende, menschenfreundliche Natur? Der Bestand der heutigen Menschheit? Das Überleben weniger Auserwählter – sei es einer Hand voll Milliardäre, die die letzten lebenswerten Reviere der Welt unter sich aufgeteilt haben? Sei es weniger Frommer, die von Gott auserwählt wurden? Wird gar die gesamte Erde im Weltall verglühen – gemäß der Prognose des Zweiten thermodynamischen Hauptsatzes?

„Der Mensch wird sicher nicht aussterben, aber das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, kann ich mir schon vorstellen. Wir haben vor dem Kollaps fragiler Staaten nach Extremereignissen gewarnt, wie es Jahre später nach der Rekorddürre in Syrien geschehen ist. Ich bin nicht sicher, wie stabil unsere gesellschaftliche Ordnung ist, wenn es in größerem Ausmaß zu Missernten, Hungersnöten und Massenmigration kommt.“

Antwortet Klimaforscher Stefan Rahmstorf im TAGESSPIEGEL.

Eine betroffene Antwort gibt die Klimaaktivistin Elizabeth Wathuti aus Kenia, ebenfalls im TAGESSPIEGEL:

„Im Nordosten Kenias sind bereits fünf Regenzeiten hintereinander ausgefallen. Die meisten Menschen dort sind Viehzüchter, die Tiere sind ihre Lebensgrundlage. Ich war gerade dort, es ist furchtbar. Verdurstete Rinder liegen auf den Weiden, ich habe selbst sterbende Ziegen im Arm gehalten. Die Menschen haben kein Geld, kein Essen, kein Wasser. Müttern versiegt die Milch für ihre Babies, Mädchen müssen die Schule abbrechen, weil das Geld dafür nicht mehr da ist. Das sind die Menschen, die Stimmen, die Geschichten, die im Herzen, im Zentrum der Entscheidungen auf der COP stehen müssen. Diese Menschen verdienen Gerechtigkeit. Die Menschen, die am heftigsten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, haben am allerwenigsten dazu beigetragen. Gerechtigkeit heißt, diese Menschen jetzt nicht auch noch einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Die Industriestaaten sind auf Kosten der armen Länder reich geworden, und durch ihr Nicht-Handeln in der Klimakrise verstärken sie die massive Ungleichheit weiter. Gerade jetzt erleben wir am Horn von Afrika die schlimmste Dürre seit 40 Jahren, 20 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht. In Nigeria wiederum sind jetzt wegen der schlimmsten Überflutungen seit Jahren zweieinhalb Millionen Menschen ohne Lebensmittel, ohne Medikamente, Hunderttausende haben ihre Heimat komplett verloren. Dürre wie Flut hängen mit der Klimakrise zusammen.“

Wathutis Antwort ist eine Aussage über ein partikulares Elendsrevier.

„Viele Menschen haben das Ausmaß der Krise noch nicht begriffen. Der Verlust von Arten, Ökosystemen und genetischer Vielfalt ist eine globale Bedrohung. Wenn wir nicht handeln, steht auch unser Wohlstand auf dem Spiel. Trotzdem gibt es, anders als bei der Klimakrise, kein angemessenes Bewusstsein für die Biodiversitätskrise. Das Artensterben schreitet heute zehn- bis hundertmal schneller voran als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Rund eine Million Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Mehr als 40 Prozent der Amphibien, fast 33 Prozent der riffbildenden Korallen und mehr als ein Drittel aller Meeressäuger stehen vor der Auslöschung. Aber nicht nur einzelne Arten sind bedroht. Drei Viertel der Landfläche und 66 Prozent der Ozeane sind stark verändert, 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits verloren gegangen. Damit ist die Naturkrise eine Bedrohung für uns alle. Die biologische Vielfalt ist das Gewebe des Lebens. Wenn der Naturverlust eine bestimmte Schwelle überschreitet, fallen die sogenannten Ökosystemleistungen aus. Die Natur kann dann all jene Dinge nicht mehr bereitstellen, die für unser Wohlergehen und unseren Wohlstand wichtig sind: sauberes Wasser, saubere Luft, fruchtbare Böden, der Reichtum der Ozeane und Wälder. Auch die genetischen Informationen der Vielfalt sind wichtig, zum Beispiel zur Lösung vieler Gesundheitsprobleme. Eine der Hauptursachen ist die zerstörerische Nutzung der Natur, befördert vom Überkonsum im Globalen Norden und von der anhaltenden Ungleichheit zu den Ländern des Südens. Die Entwicklungs- und Schwellenländer verfügen über großen biologischen Reichtum, sind aber viel anfälliger für den Verlust der Vielfalt. Viele Menschen dort bauen ihre Nahrungsmittel direkt vor der Haustür an oder lassen ihre Tiere dort weiden und sind damit direkt abhängig von der Natur. Gleichzeitig roden internationale Unternehmen Wälder, um etwa Palmöl oder Soja zu produzieren, die dann bei uns zu Tierfutter oder Biosprit verarbeitet werden. So sind die Volkswirtschaften des Südens gezwungen, auf Kosten ihrer Umwelt zu wachsen. Wir benötigen einen Wandel, der die Ressourcen der Natur schützt, gerecht verteilt und verwaltet. Brauchen wir dafür ein anderes Wirtschaftssystem? Auf jeden Fall. Unsere Wirtschaft basiert praktisch nur auf der Idee, von der Natur zu leben, als wäre sie ein Füllhorn, das unerschöpflich ist. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt berücksichtigen nur jene Werte der Natur, die sich in den Märkten widerspiegeln. Die anderen Schlüsselwerte der Natur werden nicht abgebildet. Dadurch werden weitreichende wirtschaftliche Entscheidungen fehlgeleitet. Indigene Völker haben oft ein besseres Verständnis dafür, wie die Natur mit ihnen selbst und ihren Gemeinschaften zusammenhängt. Sie wissen seit Jahrtausenden, wie man die Natur und gleichzeitig sich selbst schützen kann. Ihr Wissen um ein Leben in Harmonie mit der Natur ist für den Erhalt der biologischen Vielfalt unerlässlich.“

Antwortet Klimaexperte Unai Pascual in einem globalen Sinn im SPIEGEL.

Selbst wenn nicht die gesamte Natur in ihrer quantitativen Ausprägung vom Untergang betroffen wäre: die Existenz unendlich vieler Menschen, Pflanzen und Tiere wäre dennoch dem Untergang geweiht.

Selbst wenn nicht alles bedroht wäre – wäre es dann abwegig, vor dem Untergang der Natur zu warnen? Ab wie vielen Menschen, Tieren und Pflanzen müssten die Sirenen der Welt aufheulen? Wie viele Lebewesen dürfen wir töten oder ausrotten, um unseren Fortschritt in Technik und Wohlstand zu garantieren?

Seit wann kämpft der Mensch gegen die Natur?

Seit Beginn der Hochkulturen, die die allmählichen Gefahren früh erkannten und mit religiösen Mythen zu erklären und zu rechtfertigten suchten.

„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und die Vögel des Himmels, über das Vieh und alle Tiere, die sich auf der Erde regen.“

Die Menschen sollen die Erde füllen und die Natur bedenkenlos für ihre Überlebenszwecke ins Joch spannen. Der Mensch, Stellvertreter Gottes, wird zum göttlichen Herrn der Natur – der sie nach Belieben für seine Zwecke ausbeuten und malträtieren darf – und soll. Skrupulöse Bedenken vor seinem „Schöpfer“ muss er deshalb keine haben. Im Gegenteil: täte er es nicht, müsste er mit dem Zorn des Herrn rechnen.

Die Feindschaft gegen die Natur fiel zusammen mit der Feindschaft des Mannes gegen die Frau:

„Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“

Zerstört wird die symbiotische Partnerschaft zwischen Mann und Frau, die Schwangerschaft der Frau wird zur Strafe, Pflanzen und Säen auf dem Acker zum Kampf mit der Natur, Arbeit zur lebenslangen Mühe und Pein.

Freude und Glück, das Lebenselixier der Naturreligionen, werden am Boden zerstört und verwandeln sich zum Sein in Sorge, Schuld und lebenslanger Angst vor höllischen Strafen. Das Glück – oder die Seligkeit – verlässt die Erde und wird ins Jenseits exportiert. Nur wer vor Gott die Knie beugt, wird im Jenseits mit Seligkeit belohnt:

„… denn ihrer ist das Reich der Himmel, denn sie werden getröstet werden, denn sie werden das Land besitzen, denn sie werden gesättigt werden, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen, denn sie werden Gott schauen, denn sie werden Söhne Gottes heißen, (Söhne!), denn ihrer ist das Reich der Himmel, freuet euch und frohlockt, weil euer Lohn groß ist in den Himmeln.“

Das irdische Leben hat keinen Zweck in sich, es wird degradiert zur freudlosen Vorarbeit, die erst im Drüben belohnt und ausbezahlt wird. Gott wird zum Arbeitgeber, seine Geschöpfe zu Lohnsklaven, die sich danach sehnen, so schnell wie möglich die Erde zu verlassen, um von Ihm im Jenseits belohnt und ausgezahlt zu werden.

Die Natur wird degradiert zum minderwertigen Schauplatz einer Heilsgeschichte. Die zirkuläre Zeit der Heiden, die sich stets erneuern und wiederbeleben kann, verwandelt sich in eine lineare Zeit, in der alles von Verfall und Untergang bedroht ist und eines letzten Tages vollständig zerstört wird, um als „neue Natur“ durch göttliche Wunder aufzuerstehen. Wunder sind feindselige Eingriffe in die Natur, die ihre autarken Lebenskräfte vernichten.

Symbol der sündigen Natur ist der Tod, der überwunden werden muss, um die Natur in ein neues Eldorado zu verwandeln.

„Der Tod ist der Sünde Sold.“

Also muss der Erlöser den Tod am Kreuz besiegen, um die Natur in ein unsterbliches Paradies zu verwandeln.

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die Erde sind verschwunden und das Meer ist nicht mehr.“

Das ist die Lehre von der Apokalypse oder den letzten Dingen, ein eherner Bestandteil der christlichen Offenbarung. Die Deutschen sind Christen, aber was in der Bibel steht, interessiert sie nicht, ja, ödet sie an. Woran sie noch glauben, ist lediglich die Überlegenheit ihrer Religion, die die ganze Welt besiegen und sie zu Siegern der Heilsgeschichte erklären wird. Rest belanglos.

Halt, noch eins. Auch ihre Ethik der Agape ist weltenweit die allerbeste, was nicht bedeutet, dass sie im Leben und in der Politik nach Grundsätzen der Bergpredigt befolgt werden kann. In der civitas terrena – der teuflischen Welt – muss man sich ihren teuflischen Gewohnheiten anpassen.

Die Ethik der Liebe ist vor allem das Richtmaß des Himmels, an welchem er das Tun der Menschen bewertet – und verwirft. Die Unfähigkeit der Menschen, die Forderungen der Bergpredigt zu erfüllen, soll sie alle zu sündhaften Geschöpfen stempeln, die für ihr Heil einen Erlöser benötigen.

Welchen „Weltuntergang“ meint Fichtner, über den zu viel gefaselt werde? Den Untergang der „heidnischen Natur“ – oder das biblische Todesurteil über die „alte, sündige Natur“, der eine gänzlich neue Schöpfung folgen wird?

Im ersten Fall wäre Fichtner Heide, im zweiten Christ, der das Neue Testament nicht im Geringsten kennt. Denn vor der christlichen Apokalypse müssen sich nur Ungläubige fürchten, die Auserwählten werden alle Katastrophen überstehen und ins finale Reich des Neuen einziehen, gleichviel, ob im Diesseits oder im Jenseits. Amerikanische Biblizisten glauben, schon jetzt im „neuen Reich“ zu leben. Andere Christen halten diesen amerikanischen Glauben für Vermessenheit und Gotteslästerung.

Fichtner geht auf keine einzige wissenschaftliche Erkenntnis ein. Sonst müsste er wissen, dass der „Untergang der Natur“ schon längst im Gange ist. Jetzt schon stirbt die Natur, auf deren Lebensqualitäten sich die Menschheit verlässt, an allen Ecken und Enden.

Gehen wir davon aus, dass die Natur unendlich und unsterblich ist, so könnte sie sich mannigfach verändern, ihre Substanz jedoch würde ewig bleiben. Ein Untergang dieser Natur ist nicht zu fürchten. Bestimmt aber der Untergang unserer vertrauten Natur, die im Verlauf der Evolution unendlich viele Wesen hervorbrachte und am Leben erhielt.

Diesen Weltuntergang müssten die Menschen tatsächlich fürchten. Das bestätigen auch (fast) alle Wissenschaftler. Von denen aber hält der SPIEGEL-Redakteur nichts.

„Andererseits liegt in der Verwissenschaftlichung, der »Epistemisierung« von Politik, eine Gefahr. Eine Expertokratie, in der politische Entscheidungen vermeintlich alternativlos werden, in der Ehtik- und andere Beiräte ihre Urteile fällen, sieht als Gesellschaftsmodell nicht sonderlich attraktiv aus. So wirkt die viel beschworene Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts noch seltsam unreif.“

Ist Wissenschaft in der Lage, die Wahrheit der Natur zu erkennen? Dann wird kein vernünftiger Mensch sich genötigt fühlen, sich den praktischen Schlussfolgerungen der Wissenschaft zu entziehen. Demokratie streitet nicht um des Laberns willen, sondern um durch Argumentieren das Wahre zu finden. Wenn Wissenschaft beweisen kann, dass sie den Verfallsstatus der Natur erkannt hat, gibt es keine Gründe mehr, sich ihren Einsichten zu verweigern – zumal sie von den Wahrnehmungen vieler Menschen seit Jahrhunderten in Literatur und Philosophie bestätigt wird.

Kleines Beispiel unter endlos vielen: die englische Romantik war ein verzweifelter Protest gegen die grässliche Naturverschmutzung des englischen Urkapitalismus.

Der neuen Hässlichkeit werden literarische Träume von Schönheit entgegengeworfen. „Eine schlechte Gegenwart droht die Menschen aufzufressen und zu verschlingen. Ossian erscheint als Sänger einer untergegangenen Welt, in deren leuchtenden Nebeln die „Natur“ und die Liebe heraufsteigen, und der ewig schulmeisternde Gott Jehova mit seinen Priestern und Zuchtmeistern untergeht. Ein Pantheismus der Gefühlsseligkeit überschwemmt mit Ossian Europa, verheißt künstliche und einfache Paradiese.“ (bei Friedrich Heer, Europa)

Eine Warnung vor der Apokalypse bedeutet nicht, dass diese nicht aufzuhalten wäre. Im Gegenteil, das letzte Gericht soll mit allen Mitteln verhindert werden. Vor Gefahren warnen, heißt noch immer: passt auf, Geschwister, hier droht etwas, das ihr vermeiden könnt und also vermeiden sollt.

Eine Warnung vor der religiösen Apokalypse ist sinnlos – bei frommen Gläubigen. An der Botschaft ihres Neuen Testaments werden sie niemals zweifeln. Bei Heiden ist sie überflüssig.

Parolen wie „Die Letzte Generation“ sind eine Mischung aus Angst, Empörung und dringender Warnung. Wer die wachen Aktivisten verstehen will, kann hier nichts Anrüchiges oder Inhumanes entdecken. Wer sie nicht verstehen will, sollte die Polizei verständigen: alle mutigen Kritiker an der Behäbigkeit unserer Klimapolitik in den Knast.

Ziviler Ungehorsam stand einst in hohem Ansehen, nicht anders als Querdenken. Schon längst hat ein schleichender Rechtsruck unserer Gesellschaft den aufrechten Gang der Selbstbewussten entstellt und ins Gegenteil verkehrt.

„Durch Pfisters Brille gesehen hat die in früheren Jahrhunderten gängige Übung, einen verhagelten Sommer mit dem Zorn Gottes zu erklären, mit unserer heutigen Vorstellung von der Erde als Treibhaus mehr zu tun als gedacht. Besonders deutlich wird das, wenn Ideen der Art laut werden, dass die Natur womöglich »zurückschlägt«. Oder wenn unser Planet als »Gaia« personifiziert wird, unter Rückgriff auf den Namen der antiken griechischen Erdgöttin. Dann berühren sich ferne Vergangenheit und Gegenwart, und deutlich wird, dass sich poetische Formulierungen und magisches Denken gern einstellen, wenn der Mensch über sein Schicksal im Großen und Ganzen rätselt.“

Abstruser geht’s nicht mehr. Der Zorn Gottes hat mit dem Zurückschlagen der Natur nichts zu tun. Ein zorniger Gott ist immer ein allmächtiger, der seine Schöpfung schon von Anfang an zur sündigen Minna gemacht hat.

Dass Natur zurückschlägt, mag ein poetischer Ausdruck sein, doch er zeigt, dass Natur – wie im Fall Corona oder endlos anderer Pestarten – nicht alles mit sich machen lässt. Wenn der gottgleiche Mensch glaubt, ihr nach Belieben auf den Pelz rücken zu können, dann hat sie sehr wohl Mittel zur Verfügung, um sich zu wehren. Warum hat man bestimmte Tiere Raubtiere genannt, die nichts anderes tun, als sich von der Natur zu ernähren?

Gaja ist eine Urmutter der Naturreligionen, die sich identisch zeigt mit der Natur. Ganz anders als die Gläubigen der linearen Heilszeit, die an Gottes apokalyptisches Endgericht glauben müssen.

In schärfster Klarheit hat sich in der jetzigen Klimakrise herausgestellt: die indigenen Kulturen der zirkulären Zeit sind den naturfeindlichen Christenkulturen und ihrem Fortschrittsschwindel weltenweit überlegen. Der Kampf zwischen primitiven Naturreligionen und ewig fortschreitenden Heilskulturen ist entschieden: die Fortschrittler verfangen sich in ihrer eigenen Falle und stehen kurz vor dem kollektiven Suizid. Für Fortschrittler klingt es idyllisch und falsch: das Einfache siegt über das Komplexe, das Kooperative über machthungrigen Wettkampf, das Genügsame über endlose Gier.

„Indigene Völker haben oft ein besseres Verständnis dafür, wie die Natur mit ihnen selbst und ihren Gemeinschaften zusammenhängt. Sie wissen seit Jahrtausenden, wie man die Natur und gleichzeitig sich selbst schützen kann. Ihr Wissen um ein Leben in Harmonie mit der Natur ist für den Erhalt der biologischen Vielfalt unerlässlich.“ (s.o.)

Fichtners Résumée:

„Das Rettende braucht länger, und es ist bislang weniger effizient als gedacht. Vielleicht ist die Kreislaufwirtschaft die Lösung. Vielleicht kommen technologische Sprünge, die die Probleme auf unerwartete Weisen beherrschbar machen. Die Welt muss sich auf einen Wandel einstellen, nüchtern und praktisch. Muss sich auf Stürme, Hitze, Hagel, Dürren gefasst machen. Auf extreme Wetter, hinter denen einst Hexen vermutet worden wären. Und sie darf dabei nicht verzagen.“

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Fichtner hat einige Kleinigkeiten übersehen: Wer nicht alles erprobt, um das galoppierende Elend in der Natur und unter Menschen zu vermeiden, der ist nicht „nüchtern und praktisch“. Der ist ein Schwerverbrecher an Mensch und Natur.

Zusammen mit Putin sollte er vor ein internationales Menschheitsgericht gestellt werden.

 

Fortsetzung folgt.