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Welt retten! Aber subito! XIX

Tagesmail vom 21.10.2022

Welt retten! Aber subito! XIX,

Jeremy Rifkin gehört zu den Pionieren der Öko-Bewegung. Bis heute hat sein Elan nicht nachgelassen. Im Gegenteil. In seinem neuen Buch „Das Zeitalter der Resilienz“ stellt er Forderungen, die in ihrer Kühnheit nicht übertroffen werden können.

„Das Zeitalter des Fortschritts ist tot und wartet nur noch auf seine Obduktion.“ (Sueddeutsche.de)

Wie kommentiert Adrian Kreye in der SZ?

„Nun ist Jeremy Rifkin nicht der Erste, der genau diese Punkte des Umdenkens fordert. Von der „Fridays for Future“-Bewegung bis zum Club of Rome werden die Stimmen immer lauter, die ein radikales Umdenken fordern, das nicht den Regeln der Demokratie und schon gar nicht den Methoden des Kapitalismus folgt. Das Erschreckende an diesen Forderungen sind da gar nicht mal die antidemokratischen Impulse, sondern die Dringlichkeit und die Vernunft, die sich in den Argumenten und Begründungen findet.“

„Regeln der Demokratie“ und „Methoden des Kapitalismus“ stellt Kreye in eine gleichberechtigte Reihe. Kapitalismus aber ist nicht identisch mit Demokratie.

In der verschärften Form des Neoliberalismus ist er geradezu das Gegenteil. Der Staat – zum Synonym der Demokratie geworden – hat sich in allen wichtigen Dingen zurückzuhalten. Nur was die innere und äußere Sicherheit plus Müllabfuhr betrifft, soll er das Notwendige tun.

Der allwissende Markt – oder die himmlische Intervention – ist alles, was wir in Zukunft benötigen, um die Natur noch gnadenloser auszulöschen, die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer zu machen. Gemäß dem neutestamentlichen Motto:

„Wer hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“

Der biblisch fundierte Neoliberalismus ist zum Gesetz des siegreichen Westens geworden. Die säkularisierte Moderne ist keine religionsfeindliche, sondern eine streng gläubige, die ihren Glauben aus einem verbalen Bekenntnis in eine weltprägende Wirtschaft und Politik verwandelt hat. Hier lacht der Himmel.

In Matthäus 25 wird der ideale Neoliberale geschildert – und der erfolglose Kritiker, den ein unrühmliches Schicksal erwartet:

„Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“

Kein Superreicher, der sich im Gleichnis nicht angemessen beschrieben fände. Er ist identisch mit dem „harten Mann“ oder dem Gott aller Dinge.

Dieser harte Gott ist das Gegenteil eines gütigen Herrn. Im Akt eines unverhohlenen Zynismus fordert er von seinem Knecht, nicht minder zynisch und ungerecht zu sein als ER selbst. Das Widerspiel zur Vorstellung eines gerechten und liebenden Gottes.

Versteht sich, dass dieses anstößige Gleichnis in keinem Wort zum Sonntag vorkommt. Der hermeneutische Aufwand wäre selbst gewitzten Theologen zu hoch, um aus einem Verächter der Schwachen und Armen einen gütigen Vater zu machen. Doch sie arbeiten dran.

Vorschlag: das Gleichnis ist nur ein listiger Test, eine paradoxe Intervention, um brave Schäfchen von unklugen zu unterscheiden. Wer den Text wortwörtlich nimmt, ist ein Volltrottel, der nicht erkennen will, dass sein allwissender Seelenprüfer ihn dialektisch unter die Lupe nimmt.

Logik, eine Erfindung der Heiden, ist bei Gott verpönt. ER spricht die Sprache der Dialektik: alles, was ist, ist von Ihm erschaffen. Ergo muss alles eine finale Harmonie sein, selbst wenn es sich jetzt noch heftig widerspricht. Nur Ungläubige beharren auf der Unverträglichkeit der Widersprüche, die sie durch Wort und Tat überwinden und in ein harmonisches Endreich auf Erden verwandeln wollen.

Das ist der Grund, warum das Böse ein notwendiger Bestandteil der Schöpfung sein muss. Gott will den Seinen jedwede Langeweile eines sich stets gleichbleibenden Guten ersparen. Es muss Spannung in die Heilsgeschichte wie in einen guten Krimi: wird der Böse erwischt und aus dem Spiel genommen oder muss er bis zum Ende mitspielen, damit die Heilsgeschichte unberechenbar und unvorhersehbar bleibt? Letzteres!

Christen könnten nur der Heuchelei geziehen werden, wenn ihr Gutes eindimensional und mit dem Bösen unvereinbar wäre. Davon kann keine Rede sein. Der allwissende, allmächtige und allpräsente Gott kann durch simple Denkwerkzeuge der Ungläubigen nicht widerlegt werden. Beispiel:

Die Kirche stellte nie die etablierte Ordnung der Staaten in Frage: „Man kümmerte sich um die Armen, ohne ihre Rechte, die Rechte der Besitzlosen und Bedrohten zu verteidigen. Trotz gelegentlicher Bemühungen von Männern wie Wichern oder Friedrich Naumann zeigte sich die Kirche sozial indifferent. Das Ergebnis war, dass den städtischen, eben erst entwurzelten Armen die Kirche fremd blieb. Die protestantische Geistlichkeit wurde des Königs geistiger Wachtposten, sie verherrlichte König, Nation, Volk.“ (in Fritz Stern, Der Traum vom Frieden …)

Was einst die Theologen Wichern und Nauman waren, ist heute die Pastorentochter Merkel. In einem Gnadenakt lässt sie Flüchtlinge ins Land, um sie ihrer externen Menschheitsrechte für immer zu berauben. Wer Bürger zweier Reiche ist, eines göttlichen und eines teuflischen, kann nach Belieben von einem Reich ins andere wechseln – und zurück. Gut und Böse verschmelzen zur Einheit. Der Mensch kann tun, was er will, ohne bigott zu werden. Hauptsache, er hat die richtige Glaubensgesinnung.

Dieses Verhalten wird heute libertär genannt. “Libertär ist extrem freiheitlich“. Diese Definition ist so ungenau wie die des Wortes anarchisch als ungebundene Freiheit. Es gibt eine gute und schlechte Anarchie, eine gute und schlechte Freiheit. Gott richtet nur nach der inneren Gesinnung seiner Geschöpfe. Ihre Taten sind irrelevant, denn letztlich entscheidet Er über die Geschicke der Menschheit.

Soziale Anarchisten verstehen unter Freiheit die Loslösung von einem autoritären Staat und die Hinwendung zu einer autonomen Humanität, die allen Menschen zugutekommt.

Libertär ist ungebundene Freiheit von allen staatlichen Regeln und Gesetzen, selbst wenn diese nach demokratischen Methoden zustande gekommen wären. Mit anderen Worten: Libertäre sind demokratiefeindlich und kapitalismus-hörig. Selbst wenn ihre elitäre Freiheit zur Unfreiheit vieler anderer führen würde, hätten sie keine Probleme. Vom Schicksal fühlen sie sich auserwählt und privilegiert.

Sie unterstehen dem Motto des Gleichnisses: wer hat, dem wird gegeben – allerdings in der aktiven Formulierung: wer hat, der soll sich nehmen, was er noch nicht hat. Wir könnten von einer Freiheit der unendlichen Gier sprechen.

Zurück zu Rifkin.

„Seit fast fünfzig Jahren verkündet er jeweils mit großem publizistischem Getöse historische Wendepunkte und neue Zeitalter. Oft lag er falsch. Es kam weder das „Ende der Arbeit“ noch „Die Wasserstoffrevolution“, weder der „New Green Deal“ noch der „Europäische Traum“. Aber er lag nicht immer daneben. Das „Biotechnische Zeitalter“ hat schon begonnen, genauso wie die „dritte industrielle Revolution“ und „Das Zeitalter der Zugangswirtschaft“.

Kreye kann nicht unterscheiden zwischen einem wissenschaftlichen Analytiker und politischen Aktivisten – und einem passiven Propheten. Rifkin wollte keine Prophezeiungen in die Welt posaunen, er stellte knallharte Forderungen.

Ob er richtig lag oder nicht, war am Erfolg seiner Forderungen nicht ablesbar. Sie hätten alle richtig sein und dennoch scheitern können. Das wäre ein Versagen der herrschenden Politik gewesen. Umgekehrt: auch wenn sie alle realisiert worden wären, hätten sie nicht richtig sein müssen.

Die Realisierung einer Idee ist kein Kriterium ihrer Wahrheit, ihr Scheitern kein Kriterium ihrer Falschheit. Vieles Falsche wurde Wirklichkeit, viel Richtiges scheiterte.

Kants Forderung nach einem ewigen Frieden war nicht falsch, weil sein gigantischer Gedanke nicht realisiert wurde. Es war die Menschheit, die Kants Friedensschrift verächtlich behandelte.

„Auch in seinem neuen Buch muss es gleich wieder ein neues Zeitalter sein: „Das Zeitalter der Resilienz“. Damit das aber beginnen kann, müssen wir alle umdenken. Rifkin fordert nicht nur ein paar Kehrtwenden in Politik und Alltag, um Natur und Menschheit vor Klimawandel, Seuchen und Massensterben zu retten. Er will das Selbstverständnis der Moderne ändern.“

Rifkin wird in der SZ als maßloser Übertreiber dargestellt. Pompös fordere er nicht weniger als ein „neues Zeitalter“. Wir alle müssten umdenken. Mit einzelnen Reformen sei es nicht getan, Rifkin will nichts weniger als eine grundsätzliche Revolution.

Das sind keine Übertreibungen, sondern knallhart nüchterne und praktisch erforderliche Ganzheitsmaßnahmen. Wer die fundamentalen Politelemente der Gegenwart nicht verändert, riskiert die Existenz der ganzen Menschheit und nichts weniger.

Wer in der heutigen Krise nicht umfassend denken kann, riskiert sowohl das Ganze als auch das Einzelne. Denn Einzelfaktoren hängen vom Wohl des Ganzen ab.

Wohl kann die Tagespolitik nicht in einem großen Wurf das jetzige Ganze auf den Kopf stellen. Alltagspolitik ist mühsames Abarbeiten vieler Einzelfaktoren – die alle unterirdisch miteinander verknüpft sind und demselben Ziel entgegen streben müssten. Ihre Widersprüche aber verhindern ihre Einigung. Das unterschwellige Ziel der Tagespolitik darf durch viele Kompromisse nicht verfehlt werden, sie muss sich an der Leitidee eines fernen, aber erreichbaren Gesamtziels orientieren.

Die Gegenwart lehnt jedes Gesamtziel als ferne Leitidee ab. Das seien pathologische Visionen. Ohne Visionen als einigendes Band der Realpolitik aber wird die widersprüchliche Tagespolitik zum Nullsummenspiel. Zwei Schritte vor, drei zurück.

Rifkin lehnt Effizienz, die Leitidee der Gegenwart, strikt ab. Sie zementiere für ihn nur den „grundlegenden Denkfehler der Moderne in einem Moment der Geschichte, in dem Natur und Menschheit durch diesen Fehler in ihrer Existenz bedroht sind.“

Effizienz würde nur das Immergleiche in unendlicher Fortsetzung wollen. Das aber wäre ein Gang in den Abgrund.

„Das aber sei unmöglich, weil der Zweite Grundsatz der Thermodynamik genau die naturgesetzlichen Grenzen des Fortschritts setzt. »Dieser Satz besagt«, so schreibt er, »dass Energie immer von warm zu kalt, von Konzentration zu Streuung, von Ordnung zu Unordnung fließt, und dass diese Prozesse unumkehrbar sind. Das ist der Grundsatz, der von der Endlichkeit der Rohstoffe über den Kontrollverlust der digitalen Technologien bis zum Klimawandel so ziemlich alles vorgibt, was die Natur und die Menschheit derzeit bedroht. So aber führt der Effizienzgedanke des Kapitalismus nicht nur auf kurzfristige, bestmögliche Positivergebnisse, sondern ins Verderben.«“

Die Effizienz des Immergleichen auf der Fahrt ins Unendliche würde einem wichtigen Grundsatz der Physik widersprechen: dem zweiten thermodynamischen Hauptsatz. „»Dieser Satz besagt«, so schreibt er, »dass Energie immer von warm zu kalt, von Konzentration zu Streuung, von Ordnung zu Unordnung fließt, und dass diese Prozesse unumkehrbar sind.«“

Wenn dieser physikalische Grundsatz richtig ist, wäre die Folgerung Rifkins nicht falsch, das heutige Umherirren auf der Stelle für bedrohlich zu erklären.

Jetzt muss ein wichtiger Einwand kommen. Die thermodynamischen Ereignisse der Erkaltung des Universums sind viel zu weit weg, um den heutigen Menschen zu beeindrucken.

Die Gefahren des Weitermachens wie bisher betreffen aber schon die Phänomene, die jeder tagtäglich in seiner eigenen Umgebung feststellen kann: Überhitzung, Wasserknappheit, vertrocknete Landstriche, Vernichtung von Tieren und Pflanzen – und nicht zuletzt das überaus Zurückschlagen der bedrängen Natur durch immer neue Viren, die die Menschheit rasant dezimieren könnten.

Corona könnte erst der Anfang einer globalen Pandemie sein:

„Dass wir versuchen sollten, mindestens für die Dauer des Winters auf der Nordhalbkugel, Infektionen möglichst zu vermeiden. Sonst lassen wir es zu, dass dieses Virus weiterhin Milliarden und Abermilliarden von Kopien in Millionen von Menschen hervorbringt. Und jedes einzelne neue Virus hat die Möglichkeit, gegen unsere Impfstoffe und unsere Immunabwehr seinerseits immun zu werden. Daher ist alles, was wir tun können, um Ansteckungen gering zu halten, eine gute Sache. So wie hier in Deutschland die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr. In England bin ich einer der wenigen, der in der Bahn noch eine Maske trägt. Es herrschte eine Art von Selbstgefälligkeit, die Arroganz des Exzeptionalismus. Wir schlafwandelten in die Tragödie. Auf jeden Fall ist davon auszugehen, dass die nächste Pandemie aus dem Tierreich kommt. Und im Moment haben wir keinen systematischen Ansatz, um dieses massive Reservoir an Viren, das in Tieren zirkuliert, zu verstehen und zu kontrollieren. Darüber hinaus gibt es einen glänzend organisierten Handel mit Wildtieren, auf allen Kontinenten, der ein Milliardengeschäft ist – und der die Gefahr, dass ein Virus aus dem Tierreich auf den Menschen überspringt, massiv erhöht. Im Laufe der Pandemie wurde auch die Diskussion über die Impfung und die Coronamaßnahmen immer aggressiver geführt. Immer weniger Leute sind inzwischen noch bereit, Rücksicht auf vulnerable Menschen zu nehmen. Hat die Pandemie unsere Solidarität zerstört? Long Covid mit chronischer Müdigkeit und neurologischen Symptomen wird uns, fürchte ich, noch sehr lange begleiten.“ (SPIEGEL.de)

Dass Natur zurückschlägt, mag für viele esoterisch klingen. Die Menschheit darf zwar militant und imperialistisch sein, daran störte sich bislang kein Mensch. Doch die nicht-menschliche Natur müsste absolut friedlich sein: das wäre keine Mystifizierung der Natur?

Im Gegenteil, man kann sich nur wundern, dass sich die Natur den jahrtausendealten Dauerangriff des Menschen bis gestern gefallen ließ und sich jetzt erst zur äußersten Gegenwehr entschlossen hat. Das Leben der Natur ist kein passives Erdulden und Erleiden. Sie ließe den Menschen leben, wenn er sie leben ließe.

An die Stelle der Effizienz müsse deshalb, so Rifkin, das Prinzip der Resilienz treten.

„Wenn im Zeitalter des Fortschritts die Effizienz den Takt vorgab, dann ist es im Zeitalter der Resilienz die Anpassungsfähigkeit.“

„Resilienz ist psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.“

Leider hilft uns dieser Begriff nicht weiter, wenn wir beschreiben wollen, was wir sofort mit aller kooperativen Energie der Menschheit tun müssten, um den Untergang der Menschheit zu vermeiden.

Resilienz klingt zu sehr nach Widerstandskraft, als ob die Menschheit von der Natur seit langem angegriffen worden wäre. Davon aber kann keine Rede sein. Nicht die Natur war der Aggressor, sondern der gottgleiche Mensch, dessen religiöses Gebot lautete:

„ Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“

Von einem Gebot an die Natur: Mach Dir den Menschen untertan, war bislang nichts zu hören.

Besser wäre es also, von symbiotischer Fähigkeit, von biologisch-psychischer Empathie zu sprechen. War nicht alles reichlich vorhanden, um dem Menschen ein gutes Leben zu garantieren? Mutter Natur war überschwänglich im Geben, sodass der Mensch ein erfülltes Leben hätte führen können.

Doch der Mensch wandte sich ab von der Mutter und unterwarf sich einem Vater, der seiner Rivalin nicht gewachsen war. Weshalb er seinen Geschöpfen befahl, die Mutter langsam, aber sicher zu ramponieren. Das gelang ihm bis zum heutigen Tag, an dem die Natur sich offenbar zur Gegenwehr entschlossen hat.

Gleichwohl bleibt Rifkins Forderung nach einer Gesamtverwandlung unserer Plünderungskultur nicht falsch. Warum es sich hier um „antidemokratische Impulse“ handeln soll, bleibt das Geheimnis des Kommentators. Ebenso, warum „Dringlichkeit und Vernunft“ etwas Erschreckendes sein sollen.

Viel erschreckender sind die Perspektiven der jetzigen Zivilisation, die uns alle zum Tode verurteilen, wenn wir uns weiterhin so passiv durchwurschteln, wie wir es seit Jahrzehnten nicht nur in der deutschen Politik kennengelernt haben.

Die Schlussforderung Kreyes klingt folgerichtig, wenngleich in merkwürdiger Distanz, als gingen Rifkins Forderungen den Schreiber nichts an:

„Es mag immer die Frage bleiben, wie weit man ein System mit einer so starren Dynamik, wie sie der Kapitalismus hat, von innen erneuern kann. Wenn ein so vernünftiger, wissenschaftsgetriebener Mensch wie Jeremy Rifkin das tut, ist das allerdings mit Sicherheit ein erster Schritt in eine richtige Richtung. Der fordert gewaltige Anstrengungen, die mit dem Umdenken erst beginnen. Nicht nur von Politikern. Von der Menschheit. Und darunter hat er es noch nie gemacht.“

Herr Kreye, warum gehen wir nicht zusammen auf die Straße, um die Menschheit zur radikalen Kehrtwende aufzufordern? Oder wäre das eine verbotene Attacke gegen Ihre journalistische Neutralität?

Fortsetzung folgt.