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Welt retten! Aber subito! LXXXIII

Tagesmail vom 26.05.2023

Welt retten! Aber subito! LXXXIII,

Fiat Justitia, pereat mundus.

Es siege die Straßenverkehrsordnung – und wenn die Welt unterginge.

Was nützt uns die Welt, wenn unsere Autobahnen nicht mehr funktionieren?

Was nützt uns das Leben, wenn wir nicht den Letzten Tagen wie im Rausch entgegen rasen können?

Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. 19 Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.

In germanischen Landen darf kein Mensch sich selber töten – nur die komplette Menschheit darf sich ins finale Messer stürzen.

Die Erde wollen wir brennen und bluten sehen. Wenn uns morgen die Hitzewellen überfallen, wollen wir träumen und weissagen – wie im letzten Delirium, dem Abschied von Allem.

Endlich wird die unwandelbare, so unerträglich zuverlässige Ordnung der Natur zerschlagen werden. Wir rasen einer spontanen Ordnung entgegen, die niemand im Griff hat und alles dem Zufall überlassen muss.

Eine spontane Ordnung ist mehr Zufall und Willkür als eine rationale Ordnung. Theologen würden sagen: mehr Gnade als eigene Leistung.

Frühe Kirchenväter sprachen von Semi-Pelagianismus. Augustin plädierte für Gnade, der noch griechisch beeinflusste Mönch Pelagius für Leistung: die Kirche machte den Kompromiss daraus: Semi-Pelagianismus. Im modernen Neoliberalismus wiederersteht der Semipelagianismus als Theorie der Reichen. Der Markt lebt nicht von Leistung allein, er wird zum Tummelplatz von Zeit und Zufall – oder der Gnade.

Wiederum sah ich, wie es unter der Sonne zugeht: Zum Laufen hilft nicht schnell sein, zum Kampf hilft nicht stark sein, zur Nahrung hilft nicht geschickt sein, zum Reichtum hilft nicht klug sein; dass einer angenehm sei, dazu hilft nicht, dass er etwas gut kann, sondern alles liegt an Zeit und Zufall. 12 Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht, sondern wie die Fische gefangen werden mit dem verderblichen Netz und wie die Vögel mit dem Garn gefangen werden, so werden auch die Menschen verstrickt zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich über sie fällt.

Mensch, du wolltest fremdgehen, dich von deinem Schöpfer lösen und dich der berechenbaren Ordnung der Natur anvertrauen. Damit wolltest du selbst Herr der Welt werden.

Endlich bemerkst du, wie dir die Fetzen deiner Unordnung um die Ohren fliegen. Du hast dich nicht begnügen wollen mit dem Zufallsspiel Gottes: einmal lässt er dich gewinnen, ein ander Mal deinen ungeliebten Nachbarn.

Sei kein Tor, du Tropf. Niemals wirst du die Zeit und den Zufall bestimmen. Da können deine Wundermaschinen noch so genial werden und die Weisheit des Schöpfers übertreffen wollen.

Schreib dir hinter die Ohren: Musk ist nicht Gott und wird es niemals werden.

Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. 5 Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutterleibe bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt. 6 Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das oder ob beides miteinander gut gerät. 7 Es ist das Licht süß, und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen. 8 Denn wenn ein Mensch viele Jahre lebt, so sei er fröhlich in ihnen allen und denke an die finstern Tage, dass es viele sein werden; denn alles, was kommt, ist eitel.

Du willst alles wissen, um den Schöpfer zu übertrumpfen. Die finsteren Tage willst du vergessen, um Gottes Weisheit zu übertreffen.

Du häufst Wissenschaft auf Wissenschaft, um die Natur in den Griff zu kriegen und Gott zu ersetzen. Du überhäufst dich mit Reichtümern, weil du glaubst:

Für Geld ist alles zu haben. Also fluche nicht den Reichen.

Vergiss nicht: alles ist Zeit und Zufall, eine bessere Ordnung gibt es nicht für dich. Nur Heiden glauben, auf die Natur sei Verlass. Nur Fromme wissen, sie ist nicht Gott. Und Gott wirst du nie in deine Gewalt bekommen.

Du Narr glaubst, spricht Gott, du könntest werden wie Ich, wenn du in der Natur mit nichts zufrieden bist und dich auf die Reise ins Unendliche begibst.

Merke: deine Unendlichkeit ist nichts als der Turm zu Babel. Du kannst Erfolg auf Erfolg türmen – und doch wird immer dasselbe geschehen:

Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! 8 So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen.

Und wenn ihr mal wieder überzeugt seid, Mir gleich geworden zu sein, so werdet ihr bemerken, dass ihr euch nicht im Geringsten versteht. Jeder spricht nur seine Sprache, niemand ist in der Lage, Dolmetscher unendlich vieler Sprachen zu werden.

Und weil ihr euch mit Worten nicht mehr verständigen konntet, habt ihr das Geld erfunden, um in Kontakt zu bleiben, um zu geben und zu nehmen. Welch ein perverser Unfug:

Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt, und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben. Das ist auch eitel. 10 Mehrt sich das Gut, so mehren sich, die es verzehren; und was hat sein Besitzer davon als das Nachsehen? 11 Wer arbeitet, dem ist der Schlaf süß, er habe wenig oder viel gegessen; aber die Fülle lässt den Reichen nicht schlafen. 12 Es ist ein böses Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, wohl verwahrt, wird zum Schaden dem, der ihn hat. 13 Denn dieser Reichtum geht durch ein böses Geschick verloren.

Dennoch vergiss nicht:

Für Geld ist alles zu haben, fluche nicht den Reichen.

Zeit und Zufall wirst du nie beherrschen, begnüge dich mit spontaner Ordnung, die sich einstellt oder nicht.

Weißt du überhaupt, du Tor, was spontan bedeutet?

Spontan heißt „impulsiv, intuitiv, plötzlich, ungeplant, unüberlegt.“

Gebt es auf mit eurer kindischen Vernunft, die alles plant, vorausschaut und die ihr im Griff zu haben glaubt. Werdet nicht kindisch, sondern kindlich.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Und wie sind die Kinder?

Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. 4 Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.

Und was machen unsere „Kinder“, die Heranwachsenden, welche mitansehen müssen, welche Schrotthäufen wir ihnen hinterlassen werden?

Sie lassen sich nicht länger erniedrigen, wollen auch nicht die Größten im Himmelreich sein. Sie streben nach einer intakten Natur, in der sie vernünftig und überlegt – also nicht-spontan – leben können.

Und für diese Anmaßung der Vernunft werden sie, die „Selbstgerechten und Selbsternannten“, von Polizisten grob behandelt und beschimpft, von Staatsanwälten angeklagt und von Richtern prophylaktisch in den Knast geworfen.

Soviel Hochmut ertragen die fremdgesteuerten Machthaber nicht.

„»Man kennt es nur aus dem Film. Plötzlich wacht man auf, weil gegen deine Tür gedonnert wird. Und plötzlich steht ein Polizist mit schusssicherer Weste vor deinem Bett.« Hinrichs ist eine der führenden Personen der Klimaaktivisten der »Letzten Generation«. Die Wohnungsdurchsuchung bei ihr am frühen Morgen ist für sie nichts anderes als ein Einschüchterungsmanöver des Staates. »Sie versuchen mir Angst zu machen«, sagt Hinrichs, »weil wir jeden Tag allen vor Augen führen, dass diese Regierung gerade die Verfassung bricht.« Gemeint ist, dass die Regierung aus Sicht der Aktivisten beim Klimaschutz viel zu lasch und zögerlich handelt.“ (SPIEGEL.de)

Die Deutschen könnten stolz sein auf ihre Jugend, die der Welt zeigt, was ein waches politisches Bewusstsein bedeutet. Stattdessen werden die Aktivisten von erwachsenen Naturzerstörern beschimpft, getreten und durch den Dreck gezogen. Wahrlich, Herr Kanzler, das haben diese Bekloppten redlich verdient.

Deutschland beginnt, die universalen Menschenrechte der UN-Charta zu verraten. Die UNO ist es, die reagiert; den Deutschen wird die Moral der Menschheit immer gleichgültiger.

„Der harte Kurs der deutschen Behörden gegen Klimakämpfer wird auch bei der Uno genau beobachtet – nun setzt es Kritik aus New York: Die moralische Stimme junger Menschen müsse geschützt werden. Auch international hat die Razzia gegen die Protestgruppe »Letzte Generation« teils Unverständnis ausgelöst. Sogar die Vereinten Nationen heben nun die Bedeutung von Klimaschützern und deren Aktionen hervor. Klimaaktivisten – angeführt von der moralischen Stimme junger Menschen – haben ihre Ziele auch in den dunkelsten Tagen weiter verfolgt. Sie müssen geschützt werden und wir brauchen sie jetzt mehr denn je«, sagte der Sprecher von Uno-Generalsekretär António Guterres, Stephane Dujarric, in New York.“ (SPIEGEL.de)

Deutschland driftet (ach, bleibt mir weg mit eurem nichtssagenden Rechts oder Links), Deutschland driftet zurück in den Sumpf seiner Natur- und Menschenfeindlichkeit, der ihn einst ins Verderben geführt hat.

Was, außer schamhaft unsere Häupter senken, bleibt uns, um auf diese Schande zu reagieren? Verfluchen wir den wiederauferstehenden schwarz-rot-goldenen Patriotismus, tanzen wir fröhlich und aggressiv um die Weltfahne der Menschheit herum.

Reichen wir die Hände unseren Kindern, die nicht daran denken, sich erniedrigen zu lassen, sondern uns zeigen, was unerschrockener demokratischer Widerstand ist.

Stellen wir die spontane Ordnung – oder geplante Unordnung – mitten auf dem Marktplatz an den Pranger und machen sie zur Minna.

Spontane Ordnung ist eine Ordnung, die „nie rational konstruiert oder bewusst gemacht worden ist“. Sie ist notwendig eine „Mischung von Glücks- und Geschicklichkeitsspiel, beide Faktoren müssen zu der Bestimmung der Gewinne der einzelnen beitragen, wenn es seine Funktion erfüllen soll. Für den Beobachter ist es dabei unmöglich, zu unterscheiden, wieviel vom Anteile jedes einzelnen seinem Geschick und seinem Fleiß und wieviel dem Glück (oder Zufall) zuzuschreiben ist. Wir können nur die Dinge so einrichten, dass das Richtigraten belohnt und das Falschraten bestraft wird. Gewiss, und das verletzt viele Leute besonders, das Lose-Ziehen für das Glücksspiel beginnt schon mit der Geburt – und die Familie und die ganze Umgebung, in die jemand geboren wird, machen die Chancen der verschiedenen Menschen sehr verschieden.“ (Hayek, Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit)

Das Leben ist ein Lotteriespiel, die einen haben Glück, die anderen gucken in die Röhre.

Fiat humanitas, pereat mammon.

Fortsetzung folgt.