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Welt retten! Aber subito! L

Tgesmail vom 10.02.2023

Welt retten! Aber subito! L,

Weltretter sind Erlöser. Erlöser sind Menschen, die sich für außergewöhnlich halten und ihren Mitmenschen das Heil versprechen.

Bitte beantworten Sie die Testfragen: 

1a) Welches Heil? Das auf Erden?
1b) Das im Jenseits?
1c) Haben die Erlöser ihr Versprechen bereits gehalten? Ist die Welt erlöst? Oder schliddert die Welt noch immer im Dreck dahin?
1d) Haben sich die Heilande und Erlöser etwa als Betrüger, Scharlatane oder falsche Propheten entlarvt?

Okay, haben Sie alle Fragen beantwortet? Oder lehnen Sie die Beantwortung ab, weil es um Glaubensfragen ginge, die man konfessionell ganz verschieden beantworten kann – und nicht um objektive Vernunftfragen?

Nehmen wir den christlichen Erlöser. Wann wollte er wieder zurückkehren, um sein Versprechen zu halten?

2a) Noch zu Lebzeiten der damaligen Urchristen?
2b) Zu einem unbestimmten Zeitpunkt, den die Gläubigen geduldig erwarten müssten?
2c) Niemand könne das genau wissen, denn die Wiederkunft müsse geduldig erwartet werden?

Jetzt sind schon mehr als 2000 Jahre vergangen – und noch immer zeigt sich nichts am Horizont, welches dem wiederkehrenden Herrn ähnlich wäre.

3a) War der Heiland ein Betrüger und Menschenverführer?

3b) Oder muss man endlos auf ihn warten – der einen unerschütterlichen Glauben an seine messianische Qualität forderte?

Wenn Sie die Fragen beantwortet haben: schauen Sie bitte in Ihrem Neuen Testament nach – das hoffentlich griffbereit neben Ihrem Schreibtisch liegt – und überprüfen Sie ihre Antworten anhand der Aussagen der Schrift.

Wenn Sie von 100 Fragen 99 richtig beantwortet haben, könnten Sie den Test bestanden haben. Wenn nicht, ist Ihr Schicksal auf Erden und im Himmel düster.

Sollten Sie sich Ihrer Sache unsicher sein, empfehlen wir Ihnen: entwickeln Sie einen Parusie-Test (Parusie = Wiederkehr), den man einstudieren kann, damit Ihre Chancen auf Heil garantiert sicher werden. 

Dann können Sie jedem Ihrer Glaubensschwestern oder Glaubensbrüder per Test prophezeien, welches Schicksal ihn erwartet: triumphaler Empfang im Himmel – oder Verfluchung in die Hölle.

Es wird Zeit, die in allen Farben schillernde Theologie auf verlässliche wissenschaftliche Grundlagen zu stellen. Bis jetzt konnte jeder dahergelaufene Wüstenprediger oder Sandalenheiland seine private Heilsbotschaft in die Welt posaunen. Diese Beliebigkeit muss ein Ende haben. Wir empfehlen dringend: charismatisches Testen.

In weltlichen Dingen hat sich diese Methode längst bewährt. Wer zur Creme de la Creme gehören will, sollte so schnell wie möglich einen Genietest durchführen, um als Anfänger und Bewerber seine künftige Wunschlaufbahn festzuschreiben. Nichts sollte man in Zeiten der Vorhersehbarkeit dem blinden Zufall überlassen. Der Unterschied zwischen Unkraut und Weizen muss jederzeit überprüfbar sein.

Der hochbegabte SPIEGEL scheint das Problem zu haben, sich um seinen noch höher begabten Nachwuchs mit Hilfe solider Tests kümmern zu müssen. Doch wie erkennt man die Geister, um nicht auf infantile Blender rein zu fallen? Frühzeitig müssen die SchülerInnen in Unkraut und Weizen separiert werden. Das ist die Pflicht der Schulen.

Schulen haben die Aufgabe, die besten 2% der Menschen aus der Maische abzusondern, die dem Rest zu sagen hat, wohin der Karren laufen soll. Intelligenztests sind hilfreiche Maßnahmen, um die Gesellschaft in Schichten zu teilen, die Besten nach oben, den Durchschnitt nach unten, damit er ergeben dienen kann. Wir brauchen keine neuen Sklaven, wir haben genug.

Sklaven – ist das kein übertriebenes verfehltes Wort?

Das glauben nur die Modernen, die sich viel auf ihre angeblichen Freiheiten einbilden. Doch sie übersehen, dass man auch dann in Ketten liegen kann wenn diese digitalisiert oder motorisiert sind.

Was sind die unsichtbaren Sklavenketten der Moderne?

Der vorgeschriebene Glaube an den Fortschritt, an das unendliche Wachstum des Wohlstands, der stiere Blick in die Zukunft, das Verbot, sich umzudrehen, und per Erforschung der Vergangenheit die Gegenwart zu ergründen, der Glaube an die Besten und die Verachtung der Schlechtesten, das Credo der Naturzerstörung zur Ehre Gottes und seiner Erwählten, die Überzeugung von der wachsenden Allmacht jener Maschinengenies, die all unsere Probleme mit links beseitigen, die Faszination durch unsere eigenen Gattung, der nichts unmöglich sein wird, der Glaube an die wirtschaftsfördernde Schichtung der Gesellschaft, die Besten oben, die Überflüssigen im Schlepptau.

Von gleichen Aufstiegschancen aller Schichten per Bildung kann keine Rede sein. Seit den Hochkulturen gibt es nur eine Regel: die Mächtigen, Schlauen und Reichen sind oben, der Abschaum bleibt unten.

Gleiche Bildung ist unfähig, die verschiedenen Menschengruppen zu egalisieren. Denn Bildung ist nie einerlei, sondern wächst auf verschiedenen psychischen Revieren. Nirgendwo gibt es egalisierte Schichten, in denen dieselben Blüten und Gewächse heranwachsen.

Seit Entstehung der männlichen Hochkulturen gibt es eine eiserne Regel:

„Nicht die Fähigkeiten sind letztlich entscheidend, sondern die Herkunft. Es ist eben nicht wahr, dass die Besten automatisch nach oben vorstoßen. Bewerber haben nur wenig Chancen, wenn sie aus der Mittelschicht oder gar aus der Arbeiterschaft stammen. Dies widerspricht diametral der „Leistungsgesellschaft“, an die die Marktwirtschaftler so gern glauben. Fast alle Spitzenmanager gehören derselben sozialen Gruppe an und sind Teil einer kleinen Oberschicht. Der Soziologe Michael Hartmann hat untersucht, aus welchen Elternhäusern die Vorstandsvorsitzenden der größten deutschen Unternehmen kommen. 85 dieser Spitzenmanager stammten aus dem Großbürgertum oder dem Bürgertum, die gemeinsam nur ganze 3,5 % der Bevölkerung umfassen. Die gemeinsame Herkunft der Manager führt jedoch nicht nur zu extensiven Netzwerken, sondern auch zu konformem Denken, das für neue Ideen nicht förderlich ist. Subtile Codes verraten die gemeinsame Herkunft: welchen Wein man mag, wie man sich anzieht, wo man seinen Urlaub verbringt, auf welcher Universität man war – und wen man gemeinsam kennt. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu hat dies den „Habitus“ genannt, der wertvolles „soziales Kapital“ darstellt. Es zahlt sich aus, die Umgangsformen der Oberschichten zu besitzen und von ihnen als gleichrangig anerkannt zu werden.“ (U. Herrmann, der Sieg des Kapitals)

Mit scheinbar egalisierenden Methoden werden die Menschen in verschiedene Schichten verteilt, um den Trug einer gleichen Kultur zu erwecken.

Weder sind die Tests fähig, die bis ins Unbewusste reichenden Erkenntnisfähigkeiten zu egalisieren, noch haben sie die Kraft, die Eigenarten der verschiedenen Volksgruppen zu überwinden.

Oft geschieht das Gegenteil. Wer zuerst an der Weisheit der Welt geschnuppert hat, kommt eher auf die Idee, eine religiöse oder rassistische Ideologie zu entwickeln, um die Unterschiede „biologisch, religiös oder militärisch“ herzuleiten.

Saturierte Gesellschaften neigen nicht dazu, sich sofort wieder in unterschiedliche Klassen aufzulösen. Es ist so schön und behaglich, seinen sichtbaren Erfolg über andere zu verewigen.

An dieser Stelle der Menschheitsentwicklung werden die alten Mythen oder Legenden herausgeholt, um die Vergangenheit mit goldenen Lettern zu veredeln.

An dieser Stelle werden Heilige Schriften geschrieben, homerische Lieder gesungen, die Vergangenheit hochgejubelt, um Gegenwart und Zukunft in verheißungsvolles Licht zu rücken.

Was damals Mythen und Sagen waren, sind heute Wissenschaftsmärchen, nach denen die Besten die Bewährtesten und Tüchtigsten seien – und deren Verdienste per scharfer Erkenntnis verteidigt werden können.

Doch jetzt geschieht etwas Seltsames:

Zuerst die penetrante, demokratie-unwürdige Frage:

„Wie können Experten und Eltern herausfinden, ob ein Kleinkind intelligenter ist als andere Kinder in dem Alter?“ (SPIEGEL.de)

Wen interessiert diese pampige Frage, die nur dem Zweck dient, das eigene Kind mit „objektiven Methoden“ über das andere zu stellen? Was keinem humanen Wesen einfiele, um Mitmenschen zu degradieren: das dürfen selbstredend neutrale Szientisten, um die Eliten zu beweihräuchern.

Pardon, wäre diese Frage nicht vergleichbar mit jener an eine fremde Frau: wie gut bist du im Bett, so übel siehst du gar nicht aus? Bist du etwa besser als meine angetraute Ehefrau? Nicht mehr lange und die erotischen Kapazitäten werden mit dem Lineal gemessen – was heute schon längst mit der bloßen Länge eines männlichen Körperteils geschieht. Die Zeitungen triefen vor Sex, während die orgasmische Leidenschaft zu verkümmern droht: das ist der Sieg der Quantität – „das Verbrechens Galileis“– über die Qualität oder der Sieg des Nichts über die Substanz.

Da die Moderne zunehmend den Siegeszug der Quantitäten protokolliert, geht die sinnliche Kraft und Qualität verloren.

An dieser Stelle war die romantische Abwehr der despotischen Zahl berechtigt:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.“

Nein, ein geheimes Wort darf es nicht sein. Es kann nur ein Wort der hellen Vernunft sein, das uns weiterbringt. Die Moderne hat Vernunft zur Gefühlsfeindin verstümmelt, das war jene Feindschaft gegen die Aufklärung, die unsere Welt in zwei Krüppelwelten zerriss. In eine kalte Ratio und eine gefühlsschäumende Logikverachtung.

Wir brauchen eine zweite Aufklärung, die den Hass der Frankfurter Schule gegen eine „totalitäre Vernunft“ ebenso hinter sich lässt wie Empathie mit dem Nächsten die Hasstiraden gegen Feinde.

Nur wenn Vernunft und Einfühlungskraft zusammenkommen, wird der Mensch in der Lage sein, zu verstehen. Verstehen ist die Symbiose von nüchterner Wahrnehmung und nachvollziehbarem Verständnis.

Ja, es muss die Chance geben, dass „schlichte Menschen“ mehr Ahnung von der Welt haben als die Tiefgelehrten, die Wichtiges oder Unwichtiges nicht mehr voneinander trennen können.

Nun hören wir, was die Expertin über Intelligenz zu sagen hat. Und siehe, Testskalen spielen keine Rolle mehr, sondern nur der lebendige Eindruck:

„Wenn sich das Kind gut ausdrückt, Humor oder sogar Ironie versteht, gut beobachtet, sich längere Zeit mit einer Sache beschäftigt, sich für bestimmte Dinge interessiert, deutet das darauf hin, dass das Kind recht schlau ist.“

Schlau? Ist eine Entgleisung der Intelligenzforscherin. Schlau kann den andern überlisten, was mit Erkenntnis nichts zu tun hat. Hier dringt das pralle Leben wieder in den Vordergrund, das mit blanken Zahlen nicht erfassbar ist.

Offenbar gibt es gar keine stabile Intelligenz. In einer Phase spielt das Kind leidenschaftlich gern Schach, in der nächsten sind Malen und Lesen angesagt:

„Eigentlich erst mit zehn, besser mit zwölf Jahren, in dem Alter stabilisiert sich der IQ. Vorher kann sich noch viel verändern, Kinder können von der vermeintlichen Hochbegabung in Richtung Normalität abrutschen. Es ist also nicht garantiert, dass Teddy dauerhaft hochintelligent ist und etwa mit acht Jahren Einsteins Relativitätstheorie versteht.“

Und wer bestimmt, was ein Kind wissen muss, damit es im Club der Hochintelligenten verbleiben kann? Autistische Intelligenzler, die sich anmaßen, anderen vorzuschreiben, was wissenswert ist. Allein das ist eine Unverschämtheit. Im schulischen Betrieb sitzen eingefrorene Beamte, die sich erkühnen, den Kindern vorzuschreiben, was sie zu wissen haben.

Sind politisch wache Kinder nicht überintelligent, weil sie die Gefahren der Gegenwart erkennen und den Mut besitzen, sich gegen Wirtschaft und Staat zu stemmen, die aus dümmster Profitgier die Natur ruinieren?

Es sind vor allem weibliche Jugendliche, die nicht davor zurückschrecken, allein gegen ihre Obrigkeiten anzutreten, um die Belange der Natur und der menschlichen Zukunft zu vertreten.

Überhaupt: warum gehören soziale und politische Fähigkeiten nicht zu jener Intelligenz, die den homo sapiens auszeichnet? Deutsche Bildung ist noch immer abstraktes Herunterrattern fremder Fakten, mit der Gegenwart will sie nichts zu tun haben.

Räumliches Vorstellungsvermögen? Hat man automatisch, wenn man sich die schrecklichen Verhältnisse ferner Länder klar macht – unter denen die Menschheit zu leiden hat.

Mit welcher Tapferkeit Jugendliche in der Ukraine und der Türkei sich einsetzen, um Gefährdete zu retten – das wird hier nicht zur Kenntnis genommen.

Wer nur gut sein will im Testen von Zahlen und Figuren, könnte unbedenklich die Hälfte seines Gehirns opfern, um die Aufgaben zu bestehen. Wer aber Mensch und Natur retten will, muss Sinne und Verstand zusammennehmen, um sich als humanes Mitglied der Menschheit zu beweisen.

Es ist eine Schande: in den Schulen spielen soziale Fähigkeiten keine Rolle. Ja, nicht selten schaden sie sogar: na ja, der Proband ist gutwillig und plappert moralisches Geschwafel. Dennoch bleibt er ein Versager in den harten Fächern Mathematik, Ökonomie und Naturwissenschaften. Hier zählt allein der Ehrgeiz des unbedingten Siegens über alle Rivalen.

Hören wir unser Genie aller Genies:

„Große Menschen haben gewollt, um sich, nicht um andere, zu befriedigen. Werfen wir einen Blick auf das Schicksal dieser welthistorischen Individuen, welche den Beruf hatten, die Geschäftsführer des Weltgeistes zu sein, so ist es kein glückliches gewesen. Zum ruhigen Genusse kamen sie nicht, ihr ganzes Leben war Arbeit und Mühe, ihre ganze Natur war nur ihre Leidenschaft. Ist der Zweck erreicht, so fallen sie, die leeren Hülsen des Kernes, ab. Diesen schauderhaften Trost, dass die geschichtlichen Menschen nicht das gewesen sind, was man glücklich nennt. Denn so etwas Leeres wie das Gute um des Guten willen hat überhaupt in der lebendigen Wirklichkeit nicht Platz. Wenn man handeln will, muss man nicht nur das Gute wollen. Dies sind die die großen Menschen in der Geschichte, deren eigentliche partikuläre Zwecke das Substantielle enthalten, welches Wille des Weltgeistes ist. Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr. (Hegel)

Das ist echte deutsche Intelligenz: den Weltgeist muss man in seine Richtung führen, koste es, was es wolle.

Nur einfältige Menschen trachten nach dummem Glück, geniale stellen sich als Werkzeuge des Weltgeistes zur Verfügung. Und dann heißt es: nicht nach links und nicht nach rechts schauen, je mehr Unheil ich der Welt zumute, die ich überwinden will, desto heller wird sie.

Das Überstehen der Qualen am Kreuz garantiert den endgültigen Sieg am Ende der Zeiten. Andere Völker müssen uns das erst mal nachmachen. Wir Deutschen waren als erste die Intelligenten, die das Geheimnis gelüftet haben: per aspera ad astra – durch Kampf zum Sieg.

Wer diese Erkenntnisse der Deutschen nicht unterschreiben kann, sollte sich ins Unterholz schlagen. Den Großen Test der Weltgeschichte wird er nie bestehen. 

Fortsetzung folgt.