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Welt retten! Aber subito! IX

Tagesmail vom 16.09.2022

Welt retten! Aber subito! IX,

kein Tag ohne Schrecken. Die Töne werden schriller. Der Aufruhr in den Straßen wächst. Sind die Deutschen fähig zur Revolution?

„… wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend, mit des Donners Krachen,
Zersprengt es das geborstne Haus,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.“  

Schiller, einstiger Rebell und Freund der Französischen Revolution, kehrte zurück in den Schoß der Obrigkeit. Nichts Gefährlicheres als die Meute, die das Joch abwirft – das Joch der Macht, die den Pöbel mit der Peitsche erziehen muss.

Die oberen Stände kennen keinen Unterschied zwischen Triebstruktur und Gewissen, dem Verbotenen und Gesollten. Was ihnen gut erscheint, ist gut, was böse, böse. Sie bestimmen, was Es und Über-Ich ist. Ihr Ich lässt sich von niemandem vorschreiben, was es zu tun und zu lassen hat. Ihre Macht hat das ihnen Wünschenswerte zur politischen Alltäglichkeit erklärt.

Im Gegensatz zu ihren unterdrückten Völkern. Das Gute müssen sie sich vorschreiben lassen, das Böse in ihrem Innern unkenntlich machen und radikal unterdrücken. Wenn dieser Abgrund zwischen Erlaubtem und Verbotenen sich eines Tages entzündet und explodiert, wankt die Schöpfung.

Die Mächtigen kennen keinen glühenden Abgrund zwischen Gut und Böse. Ihr Über-Ich ist mit ihrem ES zur Einheit verschmolzen. Sie allein bestimmen, was Moral und Amoral ist. Den Sündenfall haben sie überwunden.

Im Schweiße ihres Angesichts kennen sie keine Arbeit, im Schweiß ihres Gewissens weder Sünde noch Reue. Längst vor der Aufklärung haben sie sich aller höheren Instanzen entledigt und sind emanzipiert und autonom.

Die Geschichte bietet für sie nur noch ein Rätsel: welche Konkurrenten haben sie, welchen Rang im Wettstreit der Nationen nehmen sie ein, mit welchen Methoden können sie ihre Macht über Mensch und Natur ausdehnen?

Früher benötigten sie die Macht der Bajonette ihrer Soldaten. Seit der Neuzeit sind technisches Wissen und wirtschaftliche Potenz hinzugekommen: Wissen ist Macht, Geld ist Macht.

Die aufkommenden Demokratien, in denen das Volk die Macht in begrenzter Zeit verleiht, haben sie unterhöhlt. Sie sind zur selbsterworbenen Macht geworden, die auf die Legitimation des Volkes pfeift.

Fortschritt, Wissenschaft & Money haben Wahlen zum Jahrmarktsrummel degradiert. Gewählte Regierungen kommen und gehen, Kapital und Maschinen bleiben bestehen.

Solange die Wirtschaft läuft – und kein Despot einen Krieg beginnt – hat der Staat sich aus Wirtschaft, Wohlstand und sozialen Verhältnissen rauszuhalten. Nur pro forma darf er, als Büttel der Superreichen, dem Volk die Beschlüsse der wahren Drahtzieher verkünden.

Nur wenn Kriege und Katastrophen die Macht der Reichen gefährden, haben Regierungen die Pflicht, sie mit riesigen Geldern zu unterstützen und sie in der Krise noch reicher zu machen – damit die Armen vom Tisch der Reichen kärgliche Brosamen bekommen.

Nur wenn die Flut schwillt, steigen alle Schiffe. Kommt es allerdings zur Sintflut, gibt es nur noch wenige Plätze an Deck des Superkreuzers, der Rest geht unter. Dann wird es heißen: viele sind berufen, wenige auserwählt. Fini la guerre.

Nur die Reichen können Arbeit vergeben, weshalb sie Arbeit-geber heißen. Die Anderen sind zu töricht, um sich Arbeit zu verschaffen, weshalb sie um diese betteln müssen, sie werden Arbeit-nehmer.

Da man ohne Arbeit nicht leben kann – sofern man keine sonstigen Reichtümer gehortet hat –, müssen die Arbeitslosen sich den Reichen bedingungslos unterwerfen. Da es heißt: wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen, sind Arbeitgeber die wahren Lebensgeber. Ohne ihre Arbeitsverteilungsmechanismen würde die Menschheit binnen kurzer Zeit auf jene Anzahl von Menschen schrumpfen, die die Reichen zu ihrer Arbeit unbedingt benötigen.

Mit anderen Worten: der Kapitalismus beginnt nicht mit der Erfindung von Spinnereimaschinen, sondern beim Ungleichwerden des einstmals gerechten Warentauschs. Nicht mehr Gleiches mit Gleichem wird getauscht, sodass der Wohlstand eines Volkes gleichmäßig wächst (oder sinkt), sondern die Mächtigen, die die Quantitäten des Tauschs bestimmen, werden immer reicher. Die Schwachen gucken in die Röhre.

Bei Urvölkern war der Tausch ein Freundschaftsakt, der keinen Wert auf quantitative Gleichheit legte. Seitdem aber Zahlen und der private und nationale Wettbewerb erfunden wurden, verwandelte sich der Tausch in einen misstrauisch beäugten und sorgfältig überprüften quantitativen Vorgang, in dem man keinen Freundschaftsakt mehr sah, sondern eine hinterlistige Methode des Reichwerdens zu Lasten der Schwächeren und Begriffsstutzigen.

Das beginnt nicht mit der Moderne, wie Marxisten (und in ihrem Gefolge die meisten Historiker) behaupten. Das begann bereits vor etwa 2500 Jahren. Damals entdeckten sich die Völker und verwandelten ihre Reisen aus Neugier in Handel mit Fremden. Die Neugier auf das Ferne wurde zunehmend zum Interesse für Wohlstand und nationale Überlegenheit.

Das Zeitalter der Konkurrenz begann. Konkurrenz in Macht, Wohlstand, Wissen, Kunst, Philosophie und Religion. Kurz: welches Volk führte das eindrucksvollere, erfülltere und dominantere Leben?

Unterstützt durch die mächtig anschwellenden Erlösungsreligionen. Deren Selektionsprinzip: Wenige sind Gottes Lieblinge, die meisten werden verworfen, übernahm der europäische Kapitalismus als Auswahlmethode und arbeitete unermüdlich daran, Calvin und Darwin zu Urvätern der globalen Kluft zwischen immer weniger Reichen und den Massen der Überflüssigen zu erheben.

Heute haben wir eschatologische Verhältnisse: die Macht einiger weniger beherrscht die massa perditionis der Klima-, Armut- und Fluchtgeschädigten rund um die Welt.

In der Nachkriegszeit begann die BRD als brave soziale Marktwirtschaft. Es musste ein SPD-Genosse sein, der zum Genossen der Bosse aufstieg, indem er die Armen durch schändliche Hartz4-Almosen in den Staub trat und den amerikanischen Neoliberalismus importierte, um im Kreis seiner internationalen Kollegen mit Wirtschaftswachstum zu brillieren.

Diese Schande wurde nie rückgängig gemacht. Eine christliche Kanzlerin verschleppte das Problem durch ihre 16-jährige Amtszeit, bis es heute die ganze Nation verpestet.

„Mit der längst überfälligen Sozialreform, die Hartz IV ablöst – ein 17 Jahre alter Zombie, den Merkel von Kanzlerschaft zu Kanzlerschaft geschleift hat.“ (SPIEGEL.de)

Heute stinkt und lügt die Regierung aus allen Poren. Wer weiß, was die menschliche Würde wert ist? Etwa 50 Euro. Das ist jener Betrag, den das neue Bürgergeld die bisherigen Hartz4-Beträge übersteigt.

Mit diesen Almosen sei die Würde des Menschen wieder hergestellt, behauptete ein anderer SPD-Mann, damit sei die Lebensleistung der Menschen adäquat gewürdigt. Würde und Lebensleistung (was ist denn das?) werden quantitativ messbar? Was ist dann mit der Leistung vieler Mütter, deren Lebensleistung nur darin besteht, ihr Leben mit ihren Bälgern zu vertändeln?

Was ist mit den Denkern, die, wie viele Kyniker, sich weigerten, sich für wenige Moneten zu verkaufen, um in Muße über das Leben zu meditieren. Ob der Arbeitsminister den deutschen Philosophen Walter Benjamin kennt, der sich weigerte, einer sinnlosen Betätigung nachzugehen, nur um über Baudelaire und surreale Kunst nachzudenken?

Die „linken“ Parteien sind verkommen. Links stand einst für gerecht, heute gibt es keine Partei mehr, die energisch Gerechtigkeit fordert. Ergo: streicht dieses beschmutzte Wörtchen.

Die Superreichen haben in einem derartigen Maß die Reichtümer der Völker einkassiert, dass sie problemlos die Weltraumpläne der USA übernehmen konnten. Anstatt ihre Gelder der notleidenden Menschheit zugutekommen zu lassen, spielen sie mit ihren Weltraum- und Marsraketen wie Kinder mit Legobausteinen.

Dieser Kapitalismus ruiniert die Natur und bringt die Menschheit an den Rand des Verderbens. Was zur Folge haben müsste: weg mit diesem suizidalen Wahnsystem.

Georg Seesslen hat es wohltuend klar auf den Punkt gebracht:

„Die Krise des Kapitalismus ist dramatisch und universal: Der Kapitalismus ist in seinem innersten Wesen auf Wachstum und Verbrauch angewiesen. Die sich abzeichnende Klimakatastrophe und vor allem die Unfähigkeit des Systems, diese Gefahr auch nur abzumildern, von Abwendung kann schon keine Rede mehr sein, ist das dramatischste Zeichen dafür, dass es in naher Zukunft nur zwei Möglichkeiten gibt: radikale Veränderung oder Untergang. Trotz Untergangsstimmung macht man weiter wie bisher, denn die Furcht vor dem Ende des Kapitalismus und seiner Wohlstandsversprechungen ist offenbar größer als die Furcht vor dem Ende der Welt. Während also der Kapitalismus seine Kräfte so weit überdehnt, dass sie lebensbedrohlich für den Planeten werden, schrumpft das demokratische Modell in sich zusammen, erstickt in gewisser Weise an sich selbst, und selbst die „Restdemokratie“ ist gekennzeichnet von Korruption, Zerfall und Erschöpfung. Beide Systeme haben eine innere Struktur geschaffen, die sie gegen Erneuerungen und Revisionen weitgehend immun macht.“ (TAZ.de)

Und wo bleibt das deutsche Rechtssystem? Jahrelang ignoriert die Regierung das Urteil von Karlsruhe, die Hartz-Sätze auf das Mindestniveau des Überlebens anzuheben. Reaktion der Exekutive über Jahre hinweg: keine. Mit allen Tricks rechnete die Regierung die Mindestsätze herunter, um die Forderungen Karlsruhes zu unterlaufen. Kein Mächtiger kennt irgendwelche Hemmungen, das Volk unverblümt anzulügen.

Wer versehentlich einen Cent zu viel bekam, bei dem setzte die Bürokratie Tod und Teufel in Bewegung, um sich diesen Cent zurückzuholen. Können Familien ihre Stromkosten nicht bezahlen, müssen sie – wie die alten Dinosaurier – in ihren dunklen Höhlen vegetieren.

Stefan Selke, Professor aus Furtwangen, hat es zum ersten Mal gewagt, diese unfasslichen Würdeverletzungen in „Schamland“ zu schildern und anzuklagen:
„In diesem Buch wird vor allem die Frage beantwortet, wie es sich anfühlt, inmitten von Reichtum arm zu sein. Armut im Reichtum ist ein Skandal. Deutschland wird zu einem Schamland.“

Es wird nicht mehr zum Schamland, es ist längst ein solches geworden. Man muss sich schämen, in diesem verrotteten, amoralischen, christlich oder sonstwie heuchelnden Land zu leben. Die kriegsähnlichen Zustände stehen erst vor der Tür. Und dies in einem Land, dessen Regierung in Klimadingen längst wegen Arbeitsverweigerung vor Gericht stehen müsste.

Für die meisten Medien ist das Ganze ach, ein Schauspiel nur. Sie stehen Spalier, gucken flink umher, um auf keinen Fall einzugreifen. Sie legen Wert darauf, objektive Beobachter des Untergangs der Menschheit zu sein. Das halten sie für neutral und unparteiisch, wenn sie in Kennermiene den Abgang beklatschen. Was ist die Steigerung von pathologischem Wahn?

Doch halt: französische Edelschreiber haben ihren Irrsinn durchschaut und wollen ihn endlich korrigieren:

„In der am Mittwoch veröffentlichten Erklärung verpflichten sie sich, Klimawandel nicht als einzelnes Thema zu behandeln, sondern dessen Auswirkungen in der gesamten Berichterstattung zu berücksichtigen.“ (SPIEGEL.de)

Schon längst hätten die Medien sich verbünden müssen, um mit vereinter Kraft Politik und Wirtschaft zu ökologischen Maßnahmen zu nötigen. Doch lieber heben und senken sie die Daumen, um ihre Puppenspieler-Künste unter Beweis zu stellen.

Wenn es moralisch ist, alles zu unternehmen, um die Menschheit zu retten, kann man verstehen, warum Moral mit dem theologisch Bösen gleichgesetzt und zur Hölle verdammt wird. Bis heute haben die Deutschen nicht verstanden, dass das theologische Gute und Böse nichts zu tun hat mit dem rational Wahren und Falschen.

Was wäre das Dringlichste, um aus dem jetzigen Scham- und Ekelkapitalismus auszusteigen und eine neue humane Wirtschaftsweise zu installieren?

Zuerst müssten die Supergelder den Superreichen weggenommen werden. Es ist ein offizielles Betrugsunternehmen, mit längst legalisierten Tricks das arbeitende Volk um seinen gerechten Anteil zu bringen.

Mehr als, sagen wir 50 Millionen, hat kein Mensch auf Erden zu besitzen. Weniger als ein gesichertes Grundeinkommen niemand. Alles darüber Hinausliegende muss den Eignern auf der Stelle weggenommen und den Notleidenden dieser Welt übergeben werden.

Fortschritt ist nicht verboten, aber nur im strengen Rahmen der Natur.

Erst müssen wir feststellen, wie viele Menschen von der Natur ausreichend ernährt werden können. Bei solchen Fragen kann die Wissenschaft helfen. Doch der Wahn, Wissenschaft könne die Natur ersetzen, nach Belieben zerstören und recreieren, muss ad acta gelegt werden.

Welche Maßnahme müsste unmittelbar folgen? Die Einsicht: Wirtschaftsgesetze sind keine Naturgesetze, , sondern vom Menschen erfundene, mit List und Tücke angewandte Egoismen, die man nach Belieben verändern kann.

Was ist der Sinn der Wirtschaft? Sie dient allein der Ernährung des Menschen und hat mit Konkurrenz, Fortschritt nichts zu tun. Schon gar nicht muss sie die Menschheit in Reiche und Arme spalten.

Wirtschaftliche Regeln sind Produkte der menschlichen Vernunft – und nicht seiner Ignoranz, die alles für unverständlich erklärt und das Irrationale zur Quelle aller Weisheit erklärt – wie Hayek unermüdlich predigt:

„Sokrates Ausspruch, dass die Erkenntnis unserer Unwissenheit der Anfang der Weisheit ist, hat für unser Verständnis der Gesellschaft tiefe Bedeutung. Die erste Voraussetzung für dieses Verständnis ist, dass wir uns der notwendigen Unkenntnis des Menschen von vielem, was ihm seine Ziele zu erreichen hilft, bewusst werden. Die meisten Vorteile des sozialen Lebens, insbesondere in seiner fortschrittlichen Form, die wir „Zivilisation“ nennen, beruhen darauf, dass der Einzelne aus viel mehr Wissen Nutzen zieht, als ihm bewusst ist. Man könnte sagen, dass die Zivilisation beginnt, wenn der Einzelne in der Verfolgung seiner Ziele mehr Wissen verwerten kann, als er selbst erworben hat, und wenn er die Grenzen seines Wissens überschreiten kann, indem er aus Wissen Nutzen zieht, das er nicht selbst besitzt.“ (Die Verfassung der Freiheit)

Das ist eine Bankrotterklärung des vernunftfeindlichen Neoliberalismus. Zudem eine Vergewaltigung des sokratischen Nichtwissens. Man möchte dringend erfahren, was Popper, Bewunderer des Sokrates, zu dieser Verstümmelung des Atheners zu sagen hatte. Doch Popper, der kaum ein Treffen in der Mont Pèlerin Society versäumte, schwieg hartnäckig, wenn die großen Ökonomen aus der ganzen Welt zusammen waren. Eine Schande für den Propagandisten des freien kritischen Denkens.

Ich weiß, dass ich nichts weiß, war kein Tribut an das Numinose, sondern der Appell, mit dem Geständnis des Nichtwissens den Erkenntnisprozess von vorne zu beginnen und sich nicht mit Halbwissen zu begnügen. Ich weiß, dass ich nichts weiß – um zu erforschen, was ich aus eigener Kraft wissen und erkennen kann.

Hayek war radikaler Gegenaufklärer und Feind der Vernunft. Sein Tribut an das göttlich Unverständliche war zugleich sein katholischer Glaube: die Weisheit der Welt ist Torheit vor Gott. Gott wird alle autonome Erkenntnis des Menschen zum Teufel jagen. Gott und Hayek fordern absoluten Gehorsam gegen die Machenschaften des Himmels.

Im Neoliberalismus ist der Mensch nicht autonom, sondern ein Knecht höherer Mächte. Eine unergründlich unfehlbare Offenbarung wird uns als höchstes Produkt der Erkenntnis gepredigt. Die Identität mit Gott verleiht dem Menschen so viel Kraft, dass er sich selbst für unbesiegbar hält.

Was hat die ökologische Untätigkeit der Politiker mit James Dean zu tun? Wie jener, spielen sie am liebsten das chicken game: wer dem Unheil am längsten standhält, weil er sich für unbesiegbar hält, wird gewinnen – oder den Tod finden:

„Beim Feiglingsspiel (englisch chicken game), Spiel mit dem Untergang, Hazard bzw. Angsthasespiel handelt es sich um ein Problem aus der Spieltheorie. Dieses Spiel ist auch unter dem Namen Brinkmanship in der Literatur bekannt und kann als eine Ausprägung des Falke-Taube-Spiels gesehen werden. Es geht um das Szenario einer Mutprobe: Zwei Sportwagen fahren mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zu. Wer ausweicht, beweist damit seine Angst und hat das Spiel verloren. Weicht keiner aus, haben beide Spieler zwar die Mutprobe bestanden, ziehen jedoch daraus keinen persönlichen Nutzen, weil sie durch den Zusammenprall ihr Leben verlieren.“

Weshalb wundern wir uns, dass die Welt in wilden Zuckungen mit Schaum vor dem Mund zugrunde geht? Wir sind zurückgefallen in jene frommen Zeiten, in denen die Vernunft auf dem Scheiterhaufen brannte und die Gläubigen ihre verzückten Gebete gen Himmel richteten.

Das ist das Dogma der modernen Welt, die sich für allmächtig hält, weil sie sich mit Gott identisch fühlt: uns kann nichts passieren.

Fortsetzung folgt.