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Verschwörung

Hello, Freunde der Verschwörung,

nichts Genaues über die Mächte der Welt wissen wir nicht. Dürfen wir auch nicht wissen. Wenn wir ahnen, vermuten, spekulieren, projizieren, ist es Verschwörung. Verschwörungstheorien sind böse – ergo erheben wir keine Vermutungen über die Mächte der Welt.

Nachdenken über Macht ist subversiv, Nachdenken über Allmacht blasphemisch. Machet euch kein Bildnis noch Gleichnis über die wahren Mächte der Welt. Machet euch kein Bild über die Bilderbergkonferenz, einem geheimen Treffen mächtiger Welteliten. Listigerweise werden die Namen der Teilnehmer inzwischen veröffentlicht. Neugierigen Meuten müssen gelegentlich blanke Knochen in den Rachen geworfen werden, damit sie sich wahrgenommen fühlen.

Worüber gesprochen wird, wer welche Meinungen über den Zustand der Welt äußerte, welche weltpolitischen Zukunftsperspektiven entwickelt, welche Vernetzungen und Gegnerschaften, Allianzen und Gegenallianzen, Bündnisse und Gegenbündnisse, Freundschaften und Feindschaften mit planetarischen Folgen geschlossen und geschmiedet wurden, bleibt das Geheimnis der Mächtigen.

Wer hat eingeladen? Nach welchen Kriterien? Sind demokratisch gewählte Politiker der Nationen wirklich die Mächtigsten der Welt? Oder gibt es anonyme Mächte im Hintergrund, die die gewählten Politiker an geheimen Fäden lenken und leiten?

Das Wesen der Demokratie ist Öffentlichkeit und Transparenz. Sind die weltführenden Demokratien noch demokratisch? Warum überhaupt treffen sich Mächtige, um geheimnisvoll und intransparent über die Geschicke der Welt nachzudenken? Nachzudenken? Philosophieren sie denn, um die reine und ungetrübte Wahrheit über den gegenwärtigen Zustand der Menschheit zu ermitteln? Oder verstärken

und erweitern sie nur ihre Macht mit demokratie-unverträglichen Mitteln?

Deutsche Berichte über die Bilderbergkonferenz warnen durchweg vor projektiver Überschätzung der konspirativen Macht. So mächtig, wie sie durch Obskurantismus scheinen wollen, seien die Geheimgesellschaften nicht, so der Tenor der Edelschreiber. Woher wissen sie es? Gehören sie zum Zirkel der Eingeweihten? Waren sie selbst anwesend? Konnten sie sich ein unabhängiges Urteil bilden?

Kann alles nicht sein. Die Teilnehmer dürfen über das Treffen der Eliten keine Auskunft geben. Weder entwarnen noch übertreiben, weder berichten noch beurteilen. Arglos wollen wir Verschwörungsvermutungen ausschließen, dass es sich bei den Berichten um lancierte PR-Artikel der Konferenzleitung handeln könnte, deren Macht darin besteht, unbekannt und undurchschaubar zu sein. Nichts mächtiger als das Unbekannte. Auf diesem Satz beruht die Wirkung der männlichen Machtreligion.

Abwiegeln, herunterspielen – in der WELT: „«Der sagenumwitterte Charakter der Konferenz ist auch Ergebnis von Gerüchten und Überspitzungen», sagt der Buchautor und Wissenschaftler an der Universität Münster, Björn Wendt. Der Mythos Bilderberg-Konferenz werde durch geringe Transparenz gefördert.“

Ein Wissenschaftler kennt das Geheimnis der Konferenz? Über welche Kenntnisse verfügt er? Wie kompetent ist er? Welche Beweise kann er vorlegen? Unter welchen Bedingungen würde er vor der Macht der Mächtigen warnen? Wenn sie gefährlich werden könnte für die legitimen, gewählten Mächte der Welt?

Der SPIEGEL ist ein wenig kritischer. „Der Frust darüber ist berechtigt, dass sich demokratisch gewählte Politiker unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Konzernchefs treffen, oder Notenbanker mit Großinvestoren.“

Doch auch der SPIEGEL kann es nicht lassen, erkenntnislos abzuwiegeln und Vermutungen als Verschwörungstheorien abzustempeln: „Auch wenn es nicht gleich die große Weltverschwörung ist Bilderberg ist der Traum jedes Verschwörungstheoretikers, die Teilnehmer sind je nach Sichtweise die globalen Nazis oder das Finanzjudentum – und für manche auch einfach die Echsenmenschen.“

Man wähle falsche Paradigmen und lächerliche Pappkameraden, um jeden kritischen Gedanken prophylaktisch zu verscheuchen. Das ist vorbeugende Strangulierung des Denkens, um wache BürgerInnen einzuschüchtern.

Die primitivsten Regeln intellektueller Redlichkeit werden nicht eingehalten. Nach welchen – allen zugänglichen – Kriterien soll verifiziert oder falsifiziert werden? Anti-Verschwörer sind die größten Verschwörer. Blind muss man ihnen glauben. Sie treten auf wie Allwissende, die auf nachprüfbare Argumente verzichten können.

Die Vierte Macht ist schon lange nicht mehr kritisch gegen die Mächte der Welt. Lässig stellt sie sich vor die Portale der Eliten, um dem nachdrängenden Pöbel zu signalisieren: entspannt euch, außer Spesen nichts gewesen. Die Medien haben sich darauf geeinigt, die Gefahren übermäßiger Macht – den Tod jeder Polis – durch Entmächtigung zu bagatellisieren.

Macht wird medial depotenziert. Um die Gesellschaft in die Irre zu führen, wird sie verharmlost und reduziert. Da die ungeschönte Realität nicht zur Kenntnis genommen wird, erhöht sich durch lässige Entwarnung das bedrohliche Ausmaß der wahren Macht. Wie anders hätte sich die Macht der Mächtigen in schwindelnde Höhen entwickeln können, wenn die Vierte Macht es nicht fahrlässig zugelassen hätte?

An der gigantischen und noch immer weiter wachsenden Macht der Eliten kann man das ungeheure Versagen der Vierten Gewalt ablesen. Wenn Demokratien durch mangelnde Machtkontrolle kurz vor dem Kollaps stehen, haben Medien und Öffentlichkeit versagt. Wenn das Überleben der Menschheit durch selbstmörderischen Fortschritt gefährdet ist, haben Völker und ihre professionellen Beobachter die Demokratie zu Grabe getragen.

Wie konnte der Neoliberalismus sich widerstandlos bei uns etablieren, wenn die Medien nicht den Duft futurischer Verheißungen gerochen hätten? Wie konnte die Alchimistenküche in Silicon Valley eine derartige messianische Versuchung entwickeln, wenn nicht durch schreibende Propheten und Künder? Der wichtigste aus der Riege der Hellseher war der frühe Frank Schirrmacher, der unvergleichilche Vordenker der deutschen Edelschreiber.

Warum wiegeln die Beobachter die Gefahren der Menschheit ständig ab? Weil sie Partei ergreifen müssten, wenn sie sich nicht zur vorauseilenden Beschwichtigungspose entschlössen. Man besänftigt die Massen, indem man sich selbst zur Raison ruft: alles im grünen Bereich, kein Grund zur Beunruhigung.

Wer will schon Partei gegen die Mächtigen ergreifen, wenn sein Selbstbewusstsein davon lebt, dass man ständig ungehinderten Zutritt zu den geheimen Kabinetten der Mächtigen erhalten hat? Wer will auf seine Exklusiv-Interviews verzichten? Wer will nicht als Erster den Zarenerlass der Öffentlichkeit überbringen? Den privilegierten Zugang über diverse Hintertüren zu den Kabinetten der Entscheidungsträger will sich kein Edelschreiber verscherzen.

Eine Gazette, die auf sich hält, zählt sich nicht zu den Massen der Vielzuvielen. Sie schwebt schwerelos über allen Parteien und jenseits aller abstoßenden Frontlinien irdischer Konflikte. Ihrem Publikum gegenüber spielen sie die Kritiker der Macht, den Mächtigen gegenüber die Besänftiger renitenter Massen. Deutsche Massen sind nie renitent, aber man muss sie präsentieren, als wollten sie permanent allen Machtträgern den Kopf abreißen.

Umstandslos übernehmen die Medien die Begriffe der Mächtigen. Fast immer schildern sie die politischen Streitigkeiten aus der Perspektive der Mächtigen:

Merkel & Schäuble werden ungeduldig mit Tsipras – Tsipras darf nie ungeduldig mit Merkel & Co werden. Die Zeit läuft ab für die Griechen – nie läuft sie ab für die Brutalität neoliberaler Exekutoren. Varoufakis lehnt Reformen der Troika ab – doch was für Dijsselbloem Reformen, sind für Kranke, Arme und Rentner in Griechenland existenzgefährdende Halsabschneidermethoden.

Müssen Deutsche für die Unfähigkeit der Griechen bezahlen? Wer musste für die Unfähigkeit der Banken riesige Summen aufbringen? Müsste Griechenland nicht die EU verlassen, weil es den Regeln der EU den untertänigsten Respekt verweigert?

Wer hat Griechenland ins Boot geholt, obgleich jeder wusste, dass das Land keine wettbewerbsfähige Wirtschaft besaß? Der Beitritt war ein politischer Akt der Solidarität mit einem geschundenen Land, dem Europa Unendliches zu verdanken hat. Heute ist Politik vorbei, es dominiert die Ökonomie. Und schon benötigt Europa ein stellvertretendes Opfer, um sich neoliberalen Weltmächten in Devotion zu empfehlen.

Deutschland rächt sich an den Griechen, weil es sich einst von niemandem in graecomanischer Verehrung übertreffen ließ. Entweder sie küssen einem die Füße oder sie schlitzen einem die Kehle auf. Nach Schillers „Griechischen Göttern“ ist nun Merkels Schafott für die griechischen Götter fällig. Das christliche Abendland duldet nicht mehr den Einfluss heidnischer Hoheit. „Denn was bei den Menschen als etwas Hohes gilt, das ist ein Greuel vor Gott“. Nicht viele Weise und Verständige hast du auserwählt, aber viele unverständige und törichte Ökonomen.

Die WELT kennt keine Hemmungen, die modernen Griechen, die Jahrhunderte unter osmanischer Herrschaft litten, als ethnisch Degenerierte zu diffamieren. Schon zu Zeiten des Wiener Kongresses hätte diese räudige Völkermischung „die Ordnung Europas zerstört“. Wer diesen abgründigen Hass versteht, kann sich über den Hass christlicher Abendländer gegen Neu-Hellas nicht mehr wundern.

„Die Vorstellung, dass es sich bei den Griechen der Neuzeit um Nachfahren eines Perikles oder Sokrates handeln würde und nicht um eine türkisch überformte Mischung aus Slawen, Byzantinern und Albanern, wurde für das gebildete Europa zu einem Glaubenssatz. Dem konnten sich auch die Architekten der EU nicht entziehen. In seinem Sinne holten sie das schon 1980 klamme Griechenland ins europäische Boot. Die Folgen sind täglich zu bestaunen.“ (Berthold Seewald in WELT.de)

Nur vordergründig geht es um Penunzen. In Wirklichkeit geht es um die Ausrottung des griechischen Einflusses auf die Grundlagen der europäischen Kultur. Das Neue Testament hasst die Griechen und ihre eingebildete Weltweisheit, ihre autonome Politik, ihre irdischen Glücksfähigkeiten: „Sehet zu, daß euch niemand beraube durch griechische Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo.“ „Denn während Griechen nach Weisheit fragen, predigen wir Christus, den gekreuzigten.“

Nur, wenn die gottlosen Heiden zu Kreuze kriechen, können sie selig werden. Demokratie? Nur Gott kann die Menschen regieren. Glück? Das irdische Leben ist ein Lazarett. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, hat keine Chance im Jenseits. Allgemeine Moral, gleiche Rechte für alle? Der Glaube entscheidet über die Tat. Was nicht aus Glauben geschieht, ist des Teufels. Sokrates war der grässlichste aller Heiden, weil er sich einbildete, moralisch zu sein. Im Jüngsten Gericht gibt es keine Menschenrechte.

Kehraus im Abendland. Die meisten wissen nicht mehr, dass es Griechen gab und woher Demokratie und Menschenrechte kommen. Säkulare Historiker überbieten sich gegenseitig mit dem Nachweis, dass Jesus der Gründer der Volksherrschaft und der Erfinder der Teilung der Macht gewesen sei. Im Himmel der Frommen wird es ein Parlament geben, mit dem Vater, Sohn und Heiliger Geist überstimmt werden können.

In den Schulen der Gegenwart sind die Griechen verschollen. Konnte man früher bei der Formel: „schon die alten Griechen“ die Augen verdrehen, hört man heute nur noch von Jesus und der heiligmäßigen Daxkurve.

Seit 5 Jahren wird Griechenland von EU-Sadisten dauergeröstet. Was sie heute wissen, hätten sie schon vor 5 Jahren wissen können. Europäische Christeneliten wollen ein Land sanieren, indem sie es für Jahrzehnte in den Staub treten.

Merkel ist keine schwäbische Hausfrau, sondern eine Mutter Theresa mit glühenden Folterzangen. Es lebe das Sparen und die Schuldentilgung, auch wenn ganz Hellas im Mittelmeer versänke. Heißt es doch: und vergib uns unsere Schulden und nicht die Schulden der anderen. Das neue Griechenland muss gekreuzigt und gestorben sein, bevor es als Konkurrent wieder auferstehen darf.

Der steigende Hass gegen Aufklärung wird am Urland der Aufklärung abreagiert. Der Überdruss an der Demokratie wird der Urdemokratie heimgezahlt. Die zunehmende Unleidlichkeit an präziser Rede und verständiger Debattenkultur wird den Erfindern der Logik mit Buchstaben-Aversion und frei flottierenden Erbaulichkeiten angerechnet.

Bildung als freies Wissenwollen und Erkennen der Welt wurde zum stumpfsinnigen Drill im Dienst kapitalistischer Begierden, Wissenschaft zum Mutterboden schrecklicher Waffen und naturzerstörender Maschinen. Kunst als Verherrlichung der Schönheit verkam zur käuflichen Luxuswährung steinreicher Philister. Selbstbewusste Moral im Einklang mit der Natur mutierte zum kollektiven Suizid der Menschengattung.

Das schöne Leben auf Erden geriet zur Erfindung des Teufels. Das sich gleichmäßig wiederholende ewige Leben der Natur wurde zur linearen Strecke platt geschlagen, die in der Apokalypse enden wird. Die Menschheit wird zerspalten in Selige und Verdammte, die in alle Ewigkeit getrennt sein werden. In der christlichen Familie – die hierzulande unter besonderem Schutz steht – wird jeder gegen jeden wüten:

„Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erzürnen gegen seinen Vater und die Tochter aufzuhetzen gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“

Alle Machthaber der Welt sind Abbilder göttlicher Allmacht – die für Sterbliche unerfassbar bleiben muss. Gott steht so weit über dem Menschen, dass er von seiner Kreatur nicht begriffen werden kann:

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“

Warum darf der Mensch den Gott in seiner Omnipotenz nicht erkennen? Weil er nur Natürliches erkennen kann. An Gott aber ist nichts Natürliches – im Gegensatz zu den heidnischen Göttern. Der Natur steht Er schöpfend und vernichtend gegenüber. Natur ist für Gott nur eine vergängliche Schaubühne, um das Drama des sündigen Menschengeschlechts abzuwickeln. Danach wird das theatrum mundi wieder eingezogen.

Der Alttestamentler Gerhard von Rad: „Die Natur war nicht eine Erscheinungsform Jahwes, sondern er stand ihr als Schöpfer gegenüber. Das heißt, dass das Bilderverbot zu der Verborgenheit gehört, in der sich Jahwes Offenbarung in Kultus und Geschichte vollzog.“ (Theologie des Alten Testaments, Bd I)

Macht ist noch immer etwas Heiliges, weshalb wir uns kein Bild von ihr machen dürfen. Dies aber gehört zur absoluten Vorbedingung einer funktionierenden Demokratie. Übermäßige Macht kann nur bekämpft werden, wenn sie durchschaut und namhaft gemacht werden kann. An dieser Entblößung sind weder Mächtige noch Medien interessiert. Sie feiern sich in der kühlen Anonymität einer bilderlosen Macht, gegen die kein demokratisches Kräutlein gewachsen sein darf.

Was ist Macht? „Dass das Schwächere vom Stärkeren beherrscht und geführt werde, dass das Stärkere vorangehe und das Schwächere folge.“ So die Definition von Gorgias. Solche irdischen Trivialitäten erfassen nicht die Grandiosität und Grausamkeit der christlichen Allmacht, die die Lizenz besitzt, die einen in den Himmel, die anderen in die Hölle zu schicken:

Und ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein. Da verbot er seinen Jüngern, daß sie niemand sagen sollten, daß er, Jesus, der Christus wäre.“

Selbst Jesus will als Messias anonym bleiben – damit die Menschen die Chance haben, blind an ihn zu glauben. Wäre seine Macht offenbar, würde jeder Mensch vor ihm niederknien. Das wäre keine Leistung. Erst bei seiner Wiederkunft wird er sich allen Menschen so präsentieren, dass sie ihn nicht mehr verleugnen können. Für die Mehrheit aber wird es dann kein Pardon mehr geben.

Es ist ja nicht so, dass die Bilderbergkonferenz ein Treffen unwichtiger Menschen wäre.

„120 bis 150 aktuelle und frühere Staatschefs, Diplomaten, Wirtschaftsbosse, Militärs, Adlige, Intellektuelle und Journalisten versammeln sich jedes Jahr unter großem Polizeischutz an einem abgeschiedenen und möglichst lange geheim gehaltenen Ort. Sie treffen sich, um miteinander über die großen Themen der Welt zu sprechen, ohne den Druck, öffentlich über ihre Zusammenkunft Rechenschaft ablegen zu müssen.“ (SPIEGEL.de)

Ohne Verpflichtung, den demokratischen Völkern Rechenschaft abzulegen. Wer sich nicht mehr den Völkern verpflichtet fühlt, fühlt sich der Heilsgeschichte, der Evolution, dem grenzenlos wachsenden Wohlstand, der zu vernichtenden Natur und der Chimäre unsterblicher Maschinen verpflichtet.

Glaubt irgendjemand, dass die Mächtigen nur zum heiteren Zeitvertreib zusammenkommen? Sie kommen zusammen, um ihre Macht zu stabilisieren und zu erweitern. Wer dies behauptet, wird heute der Verschwörung angeklagt. Die Kleinen sollen über die Großen und Starken nicht nachdenken. So weit Bill Gates mehr goldene Taler besitzt als wir alle zusammen, so weit sind seine Gedanken höher und kreativer als all unsere Gedanken zusammen.

Wie kommt Trittin dazu, an einem solch obszönen Treffen teilzunehmen – ohne als Nestbeschmutzer die Weltverschwörung bis auf die Knochen zu entlarven? Wie redet Döpfner mit dem Google-Chef, den er vor einiger Zeit coram publico angegriffen hat? Ist die Harmonie der Großen zu Lasten der Kleinen wieder hergestellt?

Was die Großen an Machtphantasien planen und durchsetzen wollen, formulierte Google-Chef Eric Schmidt als Kriegserklärung an alle, die seinen futuro-faschistischen Vorstellungen widerstehen wollten. „Er warnt: Es gebe zwei Welten. Die alte sei lokal und stolz, die neue global und digital. «Natürlich wird die neue die alte ersetzen.»“ (Berliner-Zeitung.de)

Google & Co fühlen sich so gottgleich, dass sie die Macht der menschlichen Zwangsbeglückung für sich reklamieren. Sollte die Menschheit dem widerstehen, dann eben mit Gewalt. Das ist planetarischer Totalitarismus mit Mitteln der Technik.

Schmidt entlarvte das Geheimnis seiner gottähnlichen Allmacht auf der NOAH-Konferenz in Berlin. Geht’s noch biblischer? Noah überlebte, mit seiner Sippe, als einziger Mensch die von Gott gesandte Sintflut zur Bestrafung des gottlosen Menschengesindels. Wer wird der Noah der Zukunft sein? Schmidt und die wiedergeborenen Amerikaner? Silicon Valley und seine genialen Robotererfinder? Der Klub der Milliardäre? Die Militärs, die Schlüsselgewalt über die Atombomben haben? Die Despoten in unterirdischen Bunkern? Der muslimische ISIS-Staat? Die Ultrareligiösen in Jerusalem?

Keine Analyse offener und versteckter Macht darf als Verschwörungstheorie verleumdet werden. Verschwörungen können nur als Gegenstrategien gegen Heimlichtuereien entstehen. Jede Form der Macht muss geortet und durchleuchtet werden. Die gigantischen Machtblöcke, die sich die Regierung der Welt unter den Nagel gerissen haben, müssen ohn Erbarmen entlarvt und zerschlagen werden. Ist etwas too big to fail, ist es nicht mehr demokratisch. Kann man eine Supermacht nicht mehr zerschlagen, ohne selbst zerschlagen zu werden, ist man im Bilder- und Handlungsverbot göttlicher Omnipotenz angekommen.

Mit welchen Schuldgefühlen die Entlarvung übermäßiger Macht verbunden sein kann, zeigt Schiller in seinem Gedicht „Das verschleierte Bild von Sais.“ Ein Jüngling will wissen, was sich hinter dem Schleier eines riesengroßen Bildes versteckt. Eine innere Stimme ruft ihm zu, dass dem Menschen das Wissen des Geheimnisses nicht zusteht. Dennoch begeht der Vermessene die Freveltat. Mit welchen Folgen?

Er spricht‘s und hat den Schleier aufgedeckt.

„Nun, fragt ihr, und was zeigte sich ihm hier?

Ich weiß es nicht. Besinnungslos und bleich,

So fanden ihn am andern Tag die Priester

Am Fußgestell der Isis ausgestreckt.

Was er allda gesehen und erfahren,

Hat seine Zunge nie bekannt. Auf ewig

War seines Lebens Heiterkeit dahin,

Ihn riß ein tiefer Gram zum frühen Grabe.

»Weh dem«, dies war sein warnungsvolles Wort,

Wenn ungestüme Frager in ihn drangen,

»Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,

Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.“

Schuld soll tragen, wer das Geheimnis der Macht, die Macht des Geheimnisses aufdeckt?

Der weltlichen Macht, die sich gottähnlich gibt, müssen wir den anmaßenden Schleier vom Kopfe reißen. Und dazu ein Hohngelächter anstimmen. Hinter dem Schleier verbergen sich – lächerliche Scharlatane.