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Utopie als ultima ratio

Hello, Freunde der Oligarchen,

die nicht nur den Osten, sondern auch den Westen beherrschen. Wenn dies der stets fidele und patriotische Eric T. Hansen mit Tränen in der Stimme für sein geliebtes Amerika zugeben muss, dann wird’s nicht falsch sein:

„Seit einigen Jahren wissen wir, dass unsere Wirtschaft sich verändert: Die Reichen haben immer mehr vom Kuchen, die mittleren und unteren Schichten immer weniger. Die Utopie der 1970er, als die amerikanische Mittelklasse stark war und Neurowissenschaftler noch Neurowissenschaftler waren, ist zerplatzt, und niemand weiß, ob Amerika ohne eine dominante Mittelklasse immer noch Amerika ist.“ (Eric T. Hansen in ZEIT Online)

Doch Entwarnung, es war schon viel schlimmer. Im Gilded Age (dem Vergoldeten Zeitalter), der rasanten Aufschwungepoche nach dem inneramerikanischen Krieg, verfügten die Rockefellers über sage und schreibe zwei Prozent des gesamten BIPs. Da kommt heute kein Bill Gates mit.

Warum hatte der Marxismus in Amerika nie eine Chance, obgleich der Kapitalismus nirgendwo in der Welt sein gieriges Gesicht so ungeschminkt zeigt wie in Neu-Kanaan?

a) Die calvinistische Heilsgeschichte ist strukturell identisch mit der marxistischen. Warum hätten die Biblizisten das Original gegen das Plagiat eintauschen sollen?

Prädestinierte Proleten (oder Pilgrim Fathers), die viel Leid in ihrem Leben erfuhren, werden für ihre überstandenen Mühen und Demütigungen belohnt. Selig sind die Sanftmütigen und Trauernden, denn

sie werden getröstet werden und das Erdreich besitzen.

Wer nichts mehr zu verlieren hat als seine Ketten, darf auf Erfolg, Wohlstand, Macht – oder Seligkeit – rechnen. Die Stunde der geschichtlichen – oder himmlischen – Belohnung bricht an und wird die Proleten – oder Erwählten – in linearem Aufschwung bis ins Reich der Freiheit – oder Paradies – tragen.

Die soziologischen Klassen sind austauschbar, das Gesetz der von Gott oder der Geschichte bestimmten gerechten Kompensation ist dasselbe. Hier Proleten, dort die Vorherbestimmten, die ins Reich der Freiheit oder ins Paradies gelangen. Hier böse Ausbeuter, die in den Abgründen der Geschichte verschwinden, dort die Verdammten, die in die Hölle wandern.

Die parallele Heilsgeschichte wurde von Max Weber völlig ignoriert, seine Ableitung des Kapitalismus aus dem Calvinismus wäre überzeugender gewesen.

Der Marxismus ist nichts anderes als die blanke Fortsetzung des Kapitalismus mit dem einzigen Unterschied einer größeren Verteilungsgerechtigkeit. Die Natur wird in beiden Systemen zur Ader gelassen, bis sie im Happy End der Geschichte begraben wird.

Bei den Calvinisten wird die alte Natur zugunsten eines neuen Himmels und einer neuen Erde vernichtet, bei den Marxisten erlebt die Natur eine Wiederauferstehung von den Toten. Marx spricht von Resurrektion der Natur. Was Jesus für die Frommen, ist Natur für die Materialisten. Wer den Menschen erlösen will, muss zuvor für ihn gestorben sein. Ohne stellvertretendes Opfer keine Frohe Botschaft und kein sozialistisches Prinzip Hoffnung:

„Das menschliche Wesen der Natur ist erst da für den gesellschaftlichen Menschen; denn erst hier ist sie da für ihn als Band mit dem Menschen, als Dasein seiner für den andren und des andren für ihn, wie als Lebenselement der menschlichen Wirklichkeit, erst hier ist sie da als Grundlage seines eigenen menschlichen Daseins. Erst hier ist ihm sein natürliches Dasein sein menschliches Dasein und die Natur für ihn zum Mensch geworden. Also die Gesellschaft ist die vollendete Wesenseinheit des Menschen mit der Natur, die wahre Resurrektion der Natur, der durchgeführte Naturalismus des Menschen und der durchgeführte Humanismus der Natur.“

Erst am Ende der Geschichte kann Natur menschlich behandelt werden. Vorher darf man sie quälen und foltern. Erst im Reich der Freiheit ist der Mensch moralisch, da vollkommene Umstände ihm moralisches Tun gestatten. Das Sein bestimmt die Moral des Menschen. Solange Geschichte unterwegs ist, hat der Mensch die Lizenz zur Unmoral: er kann ja nicht anders, die Verhältnisse, sie lassen es nicht zu.

Im Kapitalismus gibt’s keine Moral, weil Gesetze der Ökonomie oder Evolution es nicht zulassen; im Sozialismus gibt’s keine Moral, weil das „sündige“ Sein es nicht gestattet. Die Menschheit hat Moral als Korrekturmethode ihres Schicksals noch nicht entdeckt.

Der Mensch macht sich klein und ohnmächtig vor der allmächtigen Geschichte oder dem allmächtigen Willen Gottes, der die Menschen zum Heil oder Unheil vorherbestimmt.

Der Ost-West-Konflikt als Kalter Krieg war ein Kampf zwischen spiegelsymmetrischen Zwillingen. Das Ende des Sowjetreiches verwandelt den Konflikt ab Putins Regiment zum symmetrischen Kampf zwischen fast identischen Zwillingen: beide Systeme definieren sich christlich, glauben nur in unterschiedlicher Intensität an die Wiederkunft ihres Herrn, der sie zu Siegern der Geschichte, ihre Feinde zu Verlierern derselben erklären wird.

b) Ein weiterer Grund ist die am Anfang des vorigen Jahrhunderts gezeigte partielle Reformfähigkeit der Amerikaner. Diese Reformphase mit linken Ideen des Franklin D. Roosevelt endete erst in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges bei Ronald Reagan, der den neoliberalen Chicago-Boys – Schülern Milton Friedmans – und der exilrussischen Literatin Ayn Rand die Schleusen der amerikanischen Geldmaschine öffnete.

Der New Deal verstarb, niemand hielt die Trauerrede. Im Gegenteil: die Jubelgesänge der Starken, die das geschichtliche Recht für sich zurückerobert hatten, hallen seitdem in globalisierter Schrillheit und Disharmonie über den Planeten. Doch nicht Franklin D., sondern Teddy Roosevelt begann die Auswüchse des Irrsinns zu attackieren:

„Es war vermutlich der erzkonservative, waffenvernarrte Präsident Teddy Roosevelt, der Anfang des 20. Jahrhunderts dann der Ungleichheit des Gilded Age endgültig den Garaus machte. Er bekam den Spitznamen trust-busterKartellzertrümmerer – nachdem er sage und schreibe 40 Kartelle filetierte.“

Teddy Roosevelt hatte erkannt, dass jedes too big to fail das ganze System gefährdet. Er tat, was auch heute dringend getan werden müsste: er massakrierte die übermächtigen Monopole und Kartelle. Heute darf dieser Gedanke nicht mal gedacht werden, denn es wäre der blasphemische Eingriff ins heilige Eigentum, dessen Unantastbarkeit schon vom demokratisch gesinnten Locke behauptet wurde. Allerdings noch streng an die rechtmäßige Methode des Eigentumserwerbs gebunden: an die Arbeit.

Nur eigene Arbeit rechtfertigt legitimen Besitz. Die Inbesitznahme von Land ist nur gestattet, wenn das Land terra incognita, also noch niemandes Eigentum war. Zu Lockes Zeiten gab es noch terra incognita, aber nicht in dem Ausmaß, den die weißen Kolonisatoren für sich reklamierten.

Um den neuen Kontinent Amerika mit bestem christlichen Gewissen sich zu eigen zu machen, erklärten sie die Urbevölkerung für nicht existent, begingen in Nord- und Südamerika calvinistische und katholische Völkermorde und konnten sich als von Gott erwählte Besitzer der Neuen Welt in die Geschichte der Moderne eintragen. Die neuen Besitzurkunden waren mit Strömen von Blut geschrieben.

Bis heute liegt ein moralisches Defizit auf den Nordamerikanern, dass sie zwar die deutschen Verbrecher zur bussfertigen Aufarbeitung ihrer Vergangenheit nötigten, selbst aber fast keine Museen zur Erinnerung an ihre indianischen Völkermorde errichtet haben.

Gelegentlich beruft man sich heute auf den Demokraten Locke, seine Eigentumstheorie jedoch hat man stillschweigend begraben. Würde man Lockes Maßstäbe an den heutigen Neoliberalismus anlegen, müsste man 99,9% aller Riesenvermögen sofort auflösen und dem Volk, dem man die Vermögen mit List und geschickten Lobbygesetzen entwendet hat, zurückgeben.

Welcher Milliardär hat mit seriöser Arbeit seine mammonistischen Schätze verdient? Sie zocken und spekulieren, lassen ihre Computer und Abhängigen für sich arbeiten, verdienen Geld mit Geld. Arbeit als Auseinandersetzung mit der Natur sieht anders aus. Nun verstehen wir, warum Milliardäre am liebsten die Wendung „hard work“ benutzen, wenn sie mit ihren Privatjets die Kasinos und Edelbordells dieser Welt abklappern.

Der heutige Finanzkapitalismus hat weder mit Locke noch mit Adam Smith zu tun. Dennoch werden die beiden als integre Autoritäten von Gelehrten und Edelschreibern zitiert, die sich als intellektuelle Callboys der Magnaten kaufen lassen. Nicht, dass dies ein bewusster Vorgang wäre, in vorauseilendem Gehorsam halten sie den Schrott für richtig, den sie als neutrale Fachmänner in die Welt posaunen.

Es versteht sich von selbst, dass heutige Uni-Professoren der Ökonomie so gut wie keine Texte zusammen mit ihren studii lesen. Schon gar nicht Texte von Locke, Smith oder französischen Frühsozialisten. Sie denken nicht mehr, sie rechnen. Und wenn sie morgen nicht gestorben sind, werden sie noch immer rechnen.

Die ökonomische Disziplin ist zur rechnenden Duckmäuserei verkommen. Nichts gegen Zahlen und Rechnen. Alles aber gegen die Unfähigkeit, Zahlen in Worten wiederzugeben und mit Gedanken zu durchdringen. Zahlen sind Hilfsmittel und können Gedanken nicht ersetzen.

Wenn Piketty, der neue französische Marx – von Deutschen nicht sonderlich willkommen geheißen, die ihren Original-Marx eifersüchtig hüten, auch wenn sie nichts mehr von ihm halten – riesige Datenmengen zusammenschüttet, um zu einem trivialen Ergebnis zu kommen, das von keinem neoliberalen Hardliner geleugnet wird, dann triumphiert auch hier der nackte Zahlenwahn, der mathematik-freien Argumenten nicht mehr vertraut.

Die Kritik am Kapitalismus muss eine gedankliche sein. Menschen ändern sich nicht, wenn man sie mit Zahlenkolonnen überschwemmt.

Auch Marxens Kapital eroberte die Welt nicht durch empirische Zahlenmassen, sondern durch seine immense – Unverständlichkeit, die von den Arbeitermassen der Welt als Zeichen seiner Genialität aufgenommen wurde. Was sie nicht verstehen, so die entmündigten Proleten, muss wahr und richtig sein: Ich glaube, weil ich es nicht verstehe.

Diese Haltung der Unmündigkeit hatte sich durch religiöse und wirtschaftliche Globalisierung fast aller Völker bemächtigt. Zahlen sind bloße Bestandsaufnahmen, Gedanken fordern die Menschen auf, die Zahlen zu verändern.

Privates Eigentum ist so sinnvoll und notwendig wie Datenschutz. Jedes Eigentum muss so ausgestattet sein, dass jeder Mensch sein Leben unabhängig gestalten kann.

Mehr Eigentum, als zu einem durchwachsenen Wohlstand nötig, ist Machtakkumulation und will andere mit wirtschaftlicher Überlegenheit dominieren. Eigentum schützt den Menschen vor externer Intervention, wie Datenschutz vor externer Beobachtung.

Ich bin nicht frei und Herr meiner Gedanken, wenn ich ständig betteln gehen oder meine Taten vor einem anonymen Großinquisitor verantworten muss. Privates Eigentum kann kollektiv sein, wenn das Kollektiv – wie in den meisten Familien – auf gegenseitigem Vertrauen der Mitglieder beruht.

Eine zukünftige Weltwirtschaftsweise, mit der die Menschheit sich wird anfreunden können, wird alle Vermögensverhältnisse unter dem Aspekt privater Unabhängigkeit – oder unbefugter Machtdominanz unterscheiden und bewerten müssen. Der Sinn einer humanen Wirtschaft ist nicht die machtsüchtige Ansammlung von Reichtümern, sondern die Voraussetzung für ein wirtschaftlich angst- und sorgenfreies Leben, in dem der Einzelne sein volles Selbstbewusstsein entfalten kann.

Im Kapitalismus ist das Selbstbewusstsein abhängig von wirtschaftlicher Potenz. Charakterdefekte werden durch Ansammlung von Schätzen so überdeckt, dass sie sich nicht angeregt fühlen, durch Selbsterkenntnis sich selbst zu verändern.

Das Ergebnis sehen wir: viele Unglückliche, Neurotiker und Wahnhafte – besonders unter den Erfolgreichen – die ihre Zufriedenheit durch den Neid und die Bewunderung der anderen definieren, weil sie ihr menschenfeindliches Verhalten durch Reichtum absichern oder durch Armut nicht loswerden können.

Armut zwingt zur Unmoral wie Reichtum jede Unmoral rechtfertigt. Armut und Reichtum machen mit konträren Mitteln misstrauisch, unglücklich und kriminell. Der Arme verliert seine Würde durch Demütigung und Abhängigkeit, der Reiche seine Würde durch grenzenlose Selbstbewunderung und Machtgier über seine Mitmenschen.

Eine intakte Demokratie lebt von selbstbewussten Menschen, die sich ihre stolze Gleichheit durch verschiedene Vermögensverhältnisse nicht rauben lassen – sofern die Ungleichheiten nicht ins Unermessliche wachsen. Vom Zustand gleicher Augenhöhe aller Demokraten sind wir weit entfernt.

Das Karlsruher Bundesverfassungsgericht hat völlig versagt, wenn es die unantastbare Würde zur leeren pathetischen Formel verkommen lässt und ihre Antastbarkeit durch ungerechte Besitzverhältnisse nicht rigoros durch Rechtsprechung korrigiert oder die beiden anderen Gewalten anmahnt, gerechte Verhältnisse langfristig herzustellen.

Das Sätzchen ‚Eigentum verpflichtet‘, ist zum verlogensten Versatzstück einer Gesellschaft geworden, in der die Tafeln für Hungernde täglich zunehmen, 100000e Menschen im Dunkeln leben, weil sie ihre Stromkosten nicht bezahlen können, immer mehr Kinder und abgehängte Schichten aus der Mitte der Gesellschaft ausgeschlossen und zu Endmoränen einer vor Ungerechtigkeit strotzenden Nation werden.

Wenn die Kluft zwischen Reich und Arm, Mächtig und Ohnmächtig in regelmäßiger Monotonie weiterwächst und dieses Grundgesetz einer immer dualistischeren Gesellschaft nicht radikal gestoppt und ins Gegenteil verkehrt wird, können wir uns ausrechnen, wann wir apokalyptische Verhältnisse erhalten, wie sie uns in bestimmten Hollywoodfilmen mit marodierenden Banden wöchentlich in TV vor Augen geführt werden.

Die Richtung, in der unsre Gesellschaften die Zukunft erobern, führt komplett in die Irre. Die herrschenden Politiker erwecken nicht den Eindruck, dass sie in ihren geschützten Enklaven Kontakt mit der ungeschönten Realität haben. Sie begnügen sich mit kosmetischen Korrekturen und verkrampften Bemühungen, das Wachstum der Wirtschaft zu steigern.

Dabei ist die Erdgesellschaft so reich wie nie. Je mehr sie Reichtümer anhäuft, je unglücklicher wird die Menschheit, je nachhaltiger wird die Natur zerstört. Gegen immer katastrophalere Folgen eines derangierten Klimas werden ganze Kontinente zunehmend menschenfeindlicher. Endlose Flüchtlingsströme drohen in jene Länder zu fluten, die sich schon jetzt abschotten, obgleich sie am Klimawandel am schuldigsten sind.

Wir brauchen nicht mehr Wachstum, wir brauchen gerechte Verteilung des planetarischen Reichtums. Reichtümer, die nur dem Machtmissbrauch und der Ungleichheit dienen, stehen auf keinen Fall unter dem Schutz eines heilig gesprochenen Eigentums.

Die Berechtigung zum Eigentum kann nicht mehr durch eine bestimmte Form der Arbeit erworben werden. Alle Tätigkeiten, die nicht kriminell sind und andere nicht schädigen, müssen als willkommene und nützliche Tätigkeiten angesehen werden. In einer Gesellschaft, in der sich die meisten überarbeiten und an der Sinnlosigkeit ihrer Maloche leiden, ist Muße eine der sinnvollsten Tätigkeiten, die den Menschen auszeichnen.

Ausgeglichene und reife Menschen, die ihr Selbstbewusstsein nicht durch quantitatives Wühlen und Machen stabilisieren, braucht unsere Gesellschaft. Mehr als Aufsteiger und Karrieristen, die – oben angekommen – die Wurzeln des Menschseins mit Füßen treten.

In diesem Sinn hat jeder Mensch, gleich, was er macht, das Recht auf ein bedingungsloses Eigentum. Wer das dafür erforderliche Kapital erwirtschaften soll? Soll die Frage ein schlechter Witz sein?

Schon jetzt gibt es immer weniger sinnvolle Arbeitsplätze, weil immer mehr intelligente Maschinen der Menschheit die Arbeit wegnehmen. Der Maschinenprofit wird gnadenlos von jenen eingeheimst, die diese Maschinen nicht erfanden, sondern sie höchstens mit jenem Profit bezahlten, den sie ihren Arbeitern vorenthielten.

Auch der französische Ökonom Piketty will Wachstum ankurbeln. Ihm geht’s nicht um eine gerechte Wirtschaft, deren utopischer Charakter daran zu erkennen wäre, dass sie nicht mehr verändert werden müsste, um eine angekommene Menschheit in einer kräftigen Natur solange überleben zu lassen, solange es der Natur gefällt.

Eine angekommene Menschheit wäre eine, die mit sich einverstanden wäre und in der jeder Mensch das Leben führen könnte, das er für richtig hielte. Ja, das ist eine Utopie.

Das höchste Ziel eines gelungenen freudigen und heiteren Lebens wird immer mehr zur ultima ratio des bloßen Überlebens der Menschheit. Die Menschheit nähert sich jenem Punkt ihrer Entwicklung, an dem eine maximale Utopie zur absoluten Bedingung allen weiteren Überlebens geworden ist.

Wer weniger will als das Äußerste und Utopischste, verneint die Zukunft der Menschheit.

Die Sätze der Utopiegegner müssen vom theologischen Kopf auf die autonomen Füße gestellt werden. Eine Utopie ist kein göttlicher Himmel auf Erden, sondern das Beste, wozu die vereinigte Menschheit aus eigenen Kräften fähig ist.

Wer dies unbedingt Himmel nennen will, dem müsste gesagt werden: wer diesen Himmel nicht auf Erden realisieren will, der wird mit Sicherheit die Hölle schaffen.