Kategorien
Tagesmail

Unantastbare Menschenwürde

Hello, Freunde der Verantwortung,

was ist der verhängnisvollste Satz des Grundgesetzes, geeignet, die elementaren Gesetze unseres Gemeinwesens zur Wirkungslosigkeit zu verurteilen?

„Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“

Ist Verantwortung vor Gott sinnvoll, wenn Menschen immer weniger an Gott glauben? Ist die Rede vom christlichen Gott? Was sagen dann Juden und Muslime dazu? Ist die Rede vom Gott der Natur oder der Vernunft, was sagen dann Monotheisten dazu? Ist von Gott überhaupt die Rede, was sagen Atheisten und Agnostiker dazu?

Gott steht an erster Stelle: ist Verantwortung allein vor Menschen nur die Hälfte wert oder bedeutungslos – wenn die vor Gott wegfällt? Wird man als Befürworter der Grundgesetze wortlos zum Glauben an Gott mitverpflichtet? Sind die meisten Deutschen Gottgläubige, ohne es zu wissen? Ist das Grundgesetz Teil einer verkappten Mission, die den Glauben an Gott zur Pflicht macht, ohne dass die Verpflichteten ein Glaubensbekenntnis ablegen müssen?

Hängt die Gültigkeit der Menschenrechte vom Glauben an einen Gott ab? Sind gottlose Anhänger der Menschenrechte Demokraten zweiter Klasse, zwielichtige Bürger, auf die man sich nicht verlassen kann? Parasiten des Grundgesetzes, die nichts zur Stabilität des Grundgesetzes beitragen? Eine Demokratie ohne Religion würde dann

bald in sich zusammenfallen.

Da immer mehr Menschen die Kirche verlassen, vielleicht noch an einen Wald- und Wiesengott glauben, nicht aber an den klerikal genehmigten Schöpfer Himmels und der Erden, wäre das Ende unserer Demokratie nahe herbeigekommen. Durch grassierenden Unglauben riskierten wir unsere Volksherrschaft.

Das Böckenförde-Diktum, die Dogmatik unserer Eliten, hätte Recht behalten: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.“

Hätten die Böckenförde-Eliten Recht, wäre unsere Demokratie ein Wagnis – auf Sand gebaut. Christliche Eliten hätten dem Pöbel die Demokratie geschenkt, wohl wissend, dass die gottlosen Horden Demokratie nicht verdient hätten. Ihnen fehlt bereits die religiös-moralische Eignung. Sie setzen die Existenz der Demokratie aufs Spiel, weil sie deren heilige Fundamente ignorieren. Sie profitieren von der Freiheit, ohne zu wissen, dass Freiheit ohne Gott ein heidnisches Tohuwabohu ist. Mit gottloser Ethik lässt sich keine Demokratie bauen.

Die geistbegabten Eliten haben nun das kitzlige Problem, den gottfernen Massen Freiheit zu gewähren und ihnen dennoch nebenbei den Glauben unter die Weste zu jubeln, auf dass gottgestützte Freiheit nicht flöten gehe.

Eigentlich müssten wir Deutschland eine klammheimliche Theokratie nennen, die die nominelle Demokratie beherrscht. Die Macht der Kirchen in Kitas, Schulen und Wirtschaft hätte den Auftrag, der heranwachsenden Jugend christliches Gedankengut einzutrichtern, solange die jungen Seelen am formbarsten sind.

Wie begründen die Theo-Demokraten ihre unerhörte Machtanmaßung? Soll ihre fromme Gesellschaft die Lehre sein, die aus den Verbrechen der Nationalsozialisten folgt? Waren die Hitler-Schergen nicht selbst Gottgläubige reinsten Wassers mit Vorsehung, messianischem Drittem und 1000-jährigem Reich, Endsieg der germanischen Heilande, die die Welt vor teuflischen Juden retten sollten? Das Christentum war die Substanz der NS-Erlösungslehre. Nun sollte es die Substanz der neuen Demokratie werden?

Die Anfänge unserer geschenkten Demokratie waren gigantische Mogelpackungen – unterstützt und verordnet von christlichen Siegern und Besatzungsmächten, die geflissentlich übersahen, dass die nationalsozialistische Verbrecherideologie Ähnlichkeiten mit ihrem eigenen Glauben aufwies.

Vergessen wir nicht, der Westen war von Antisemitismus nicht frei, um dies dezent auszudrücken. Auch Amerika nicht. Wir müssen nicht an den bekannten Antisemitismus des Autobauers Henry Ford erinnern. Kleines Beispiel aus aktuellem Anlass: Auch der Vater des ermordeten John F. Kennedy, damals Botschafter in London, wurde von Roosevelt von seinem Posten abberufen, weil jener kein Hehl daraus machte, ein bekennender Antisemit zu sein.

Amerika, unfähig, seinen eigenen Antisemitismus als Frucht seines biblizistischen Glaubens zu erkennen, verpasste den Deutschen das Heilmittel der Frohen Botschaft, um ausgerechnet deren verbrecherische Christenvergangenheit aufzuarbeiten. Das Übel sollte mit demselben Übel kuriert werden, das allerdings in anderen politischen Kostümen auftrat.

Deutschlands Messianismus war ungeheuer gewalttätig und vernichtete alles, was sich ihm in den Weg stellte. Der amerikanische Messianismus gab sich vorbildlich demokratisch, mit wirtschaftlichen Methoden, die der ganzen Welt Wohlstand und Reichtum bringen sollten.

Diese Vorbildlichkeit war ansteckend in der ganzen Welt. Die ersten Nachkriegsjahre waren erfüllt von reinem Glauben an die Humanisierung und Demokratisierung der Völker.

Solange der Kalte Krieg gegen das sowjetische Reich zur demokratischen Vorbildlichkeit des Westens verpflichtete, zeigte sich Amerika von seiner besten Seite. Ohne diese Vorbildlichkeit hätte demokratisches Bewusstsein in der deutschen Nachkriegsjugend nicht Wurzel fassen können. Auch der westdeutsche Gott in der Verfassung musste gegen das materielle Reich des Bösen kämpfen, das er auf dem Weg zum siegreichen Geschichtsfinale aus dem Weg räumen musste.

Als das sozialistische Reich des Bösen fiel, war pax americana die eindeutige Siegerin der Geschichte. Schon sah Fukuyama das Ende der um die beste Gesellschaft rangelnde Geschichte und den planetarischen Sieg der alternativlosen Demokratie. In einem kurzen Zeitfenster träumten nicht wenige den Traum von einer weltweiten Friedensdividende. Man wähnte sich an der Pforte zum zweiten Paradies. Armut, Elend und Krieg sollten für immer besiegt werden.

Doch schnell kippte die „leichtsinnige“ Euphorie, angegriffen von jenen Mächten, die bislang unter der Decke gehalten wurden: den theokratischen Elementen des Amerikanismus, die Neukanaan bereits in seinen Anfängen geprägt hatten. Die ursprüngliche Theokratie der Puritaner hatte sich englischen Gentlemen gebeugt, die im Geiste Lockes und Paines die demokratische Utopie ihrer Aufklärer in politische Realität verwandeln wollten.

Seit dieser Urauseinandersetzung besteht der amerikanische Januskopf aus göttlicher Allmacht und demokratischer Gleichheit. Man könnte auch sagen: aus Christentum und Griechentum. Da auch Locke nicht frei war von christlichen Elementen, fiel es den Frommen gar nicht so schwer, die Gleichheit der Menschen als Gottes Weisung zu betrachten.

Was ist das Gemeinsame zwischen amerikanischer und deutscher Demokratie? Dass sie beide Geschenke sind. Die amerikanische Demokratie ein Geschenk Gottes, die deutsche ein Geschenk der Amerikaner. Freiheit, so Dabbelju Bush, ist ein Geschenk des Himmels an sein erwähltes Land.

Geschenke sind kostenlos. Was nichts kostet, kann nichts wert sein, lautet das Grundgesetz des Kapitalismus. Wen wundert‘s, dass der westliche Kapitalismus seine Demokratie zur wertlosen Ramschware macht?  

Dass griechische Vernunft und christlicher Erlöserglaube nicht kompatibel sind, beweist das Scheitern der Hegel‘schen Philosophie und der verbissene Kampf beider Elemente in der amerikanischen Geschichte. Seit dem frühen Mittelalter bemühen sich die Abendländer verzweifelt, die kontradiktorischen Hauptsäulen ihrer Geschichte unter einen Hut zu kriegen. Immer wieder schien es, als ob die synthetische Arbeit erfolgreich sein könnte, immer wieder zerfiel die Synthese in neue Antithesen.

Das begann bei Thomas von Aquin und wird mit dem deutschen Katholiken Ratzinger nicht enden, der zwischen Vernunft und Glaube keinen Widerspruch entdecken kann.

Vernunft steht immer für die denkende und handelnde Autonomie der Menschen, realisiert auf dem Marktplatz der Polis; Glauben steht immer für die Sucht der Priester nach einer Despotie der Unfehlbaren.

Menschliche Selbstbestimmung und göttliche Fremdbestimmung, Herrschaft der Gleichen und Herrschaft der Ungleichen, Freiheit über die eigene Geschichte und himmlisches Geschichtsregiment: diese Elemente vertragen sich wie Feuer und Wasser. Hier wird sich die Menschheit entscheiden müssen.

Je länger sie diese planetarische Entscheidung vor sich her schiebt, desto verheerender werden die weltumspannenden Katastrophen. Den Gläubigen in Amerika sind Katastrophen willkommene Vorzeichen der Wiederkehr ihres Herrn, für säkulare Europäer sind sie Symptome wachsender Naturzerstörung.

Sollte Europa immer unchristlicher werden, Amerikaner hingegen apokalyptischer und endzeitlicher, wird ein ultimativer Glaubenskrieg zwischen den jetzigen Verbündeten nicht zu vermeiden sein. Nur wenn es beiden Kontinenten gelingt, die Stimme der Vernunft als Verteidigerin der Natur zur Geltung zu bringen, wird die Menschheit eine Überlebenschance haben.

Der Streit zwischen Vernunft und Glauben ist kein akademisches Geplänkel für evangelische Akademien. Es geht um Sein oder Nichtsein der menschlichen Gattung. Wenn die mächtigste Nation der Welt religiöse Widerstände gegen die Erhaltung der Natur hegt, wird es niemanden auf dem Erdenrund gelingen, sie vor dem selbsterfüllenden Untergang zu retten. Das Schöpfungsbewahren deutscher Hermeneutiker und Textartisten ist für fundamentalistische Endzeitgläubige in Amerika ein närrischer Furz des Teufels.

Kann es in einer gottgelenkten Geschichte menschliche Verantwortung geben? Wenn deutsche Politiker in pathetischem Ton Verantwortung übernehmen, wissen wir, dass alles beim Alten bleibt.

Auf dem SPD-Parteitag übernahm der Ex-Kandidat die Verantwortung für die Niederlage. Da wollte der Parteivorsitzende sich nicht lumpen lassen und holte sich die Verantwortung tapfer zurück. Wer Verantwortung übernimmt, ist Kapitän des Schiffes. Das Verantwortungsgeplänkel war nichts als Rangelei um den Sitz des Kapitäns. Konsequenzen gab es für beide Rivalen nicht. Sigmar Gabriel wird Vorsitzender bleiben, Steinbrück nicht Teil des Kabinetts werden.

Bei Kant und Hegel gibt es den Begriff Verantwortung noch nicht. Ursprünglich hatte er die Bedeutung: dem fragenden Gott Antwort geben.

Was hatte Gott gefragt? Er hatte Adam gefragt: Wo bist du? Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du vom Baum gegessen, von dem ich zu essen verboten habe? Eva, was hast du getan?

Haben die beiden Ureltern Verantwortung übernommen und Gott geantwortet? Aber ja. Sie leugneten nichts und standen zu ihren Schandtaten. Nach deutschem Verständnis von Verantwortung wäre die Geschichte an diesem Punkt folgenlos zu Ende gegangen.

Im Sündenfall aber kam‘s knüppeldick: Verflucht seid ihr, Staub sollt ihr fressen, auf dem Bauch sollt ihr kriechen. Schmerzen beim Kindergebären soll das Weib kriegen, dem Manne soll sie untertänig sein. Eva wird schlimmer bestraft als der gottebenbildliche Mann, der glimpflich davonkommt.

Im Gegensatz zu den SPD-Granden übernehmen Adam und Eva Verantwortung: das Paradies mussten sie verloren geben und das irdische Leben in Angst, Arbeit und Sorgen verbringen. Das war die Strafe Gottes, der sie nicht entfliehen konnten. Ab jetzt galt: wer sündigte, wurde bestraft, wer gehorsam war, wurde von Gott belohnt.

Verantwortung übernehmen heißt, die Folgen einer Tat übernehmen. Sind Taten von natürlicher Qualität, sind es auch die Folgen. Sind Taten von religiöser Qualität, sind die Folgen willkürliche, von Gott bestimmte Konsequenzen. Natürliche Folgen sind kausale Folgen. Göttliche Folgen sind akausale Folgen oder Wunder. Wunder können schön oder schrecklich sein.

Unvernünftiges Verhalten hat voraussehbar widrige Naturfolgen. Widergöttliches Verhalten hat keine klar voraussehbaren Folgen: Gott kann strafen oder belohnen. Naturgesetze sind bei Ihm außer Kraft gesetzt.

Im natürlichen Bereich Verantwortung übernehmen, heißt, natürliche Kausalitäten zu erforschen und zu akzeptieren. Wer ungesund lebt, wird nicht gesünder. Wer religiöse Verantwortung übernimmt, spielt va banque. Als Erwählter kann er davonkommen, auch wenn er sündigt: er wird begnadigt. Als Ausgeburt des Teufels wird er höllisch bestraft.

Wenn deutsche Politiker Verantwortung übernehmen, rechnen sie stets mit gnadenvoller Folgenlosigkeit. Denn als Abendländer gehören sie automatisch zu den Erwählten der Heilsgeschichte. Da ihr Gott den Seinen stets vergibt, vergeben sie sich selbst und lassen alles, wie es ist.

Deutsche Politiker befinden sich im Dauerzustand der Gnade: sie vergeben sich immer. Nur Heiden rechnen mit kausalen Folgen, denen man ins Auge schauen müsse. Das ist der Grund, warum der Westen seine menschen- und naturfeindliche Politik nicht ändert. Christen rechnen stets mit Dispens, christliche Politiker mit der unverdienten Gnade des Herrn.

Die Auserwählten kommen immer davon. Auf sie warten himmlische Freuden, gleich, welche Sünden sie begangen haben. Wer mit natürlichen Folgen rechnet, muss ungläubiger Heide sein, der an Wunder nicht glauben kann.

Kausalitäten privilegieren keine Gläubigen, zwischen Erwählten und Verworfenen unterscheiden sie nicht. Vor Kausalitäten sind alle Menschen gleich. Gläubige aber sind Erwählte, mit Verworfenen nicht zu vergleichen.

Der Gott in der Verfassung ist der Herr der Geschichte. Wer kann lernen, natürliche Folgen seines Tuns zu akzeptieren, wenn Gott Kausalitäten beliebig ausschalten kann? Je fatalistischer die Moderne, je verantwortungsloser agiert sie. Fatalismus ist Glaube an Gottes Regiment.

Gläubige müssen für ihre Taten keine Verantwortung übernehmen. Von der Gnade ihres Erlösers fühlen sie sich umfangen. Gnade ist prophylaktische Verantwortungslosigkeit. Sündige tapfer, aber glaube – an die Gnade, dann gibt’s keine schmerzlichen Folgen deiner Sünden. Liebe – und tu, was du willst: am Ende wird Gott alle Untaten im Namen der Liebe tilgen.

Am Ende der Geschichte werden Bücher aufgetan werden, in denen alle Taten und Worte der Sterblichen verzeichnet sind. Doch die Sünden der Erwählten sind vom Lamm Gottes durchgestrichen. Vor Gott muss der Gläubige keine Verantwortung übernehmen, Gott erlässt ihm alle Folgen – aus Gnade und Barmherzigkeit.

Wenn Gott im Regiment sitzt, übernimmt Er auch alle Verantwortung. Der Gottessohn nimmt alle Schuld auf sich, damit die Seinen ungeschoren davonkommen. Die sündige Kreatur ist viel zu bedeutungslos, um nur das kleinste Wörtlein in der Geschichte mitzureden. Fromm und verantwortungslos sein, das ist identisch. Ob gute oder schlechte Folgen ihres Tuns: alle Schuld werfen die Sünder auf IHN, damit die Seinen davonkommen.

Erwählte tragen keine Schuld, Verworfene sind an allem schuldig. Schuld und Unschuld sind keine natürlichen Zuschreibungen mit Hilfe von Kausalitäten, sondern willkürliche Zurechnungen, die von keinem Menschen vorhergesehen werden können. Der Schöpfer der Natur ist tödlicher Feind ihrer Gesetze und Kausalitäten. Der Mensch soll nicht der berechenbaren Natur, sondern der unberechenbare Gnade vertrauen.

Unberechenbarkeit ist das Feld irrationaler Gnade, berechenbare Natur das Feld der Vernunft. Wie können akausale Unberechenbarkeiten und kausale Natur jemals kompatibel sein?

Der Gott der Präambel soll die Würde des Menschen begründen. Würde und Gleichheit des Menschen werden aus seiner Gottebenbildlichkeit abgeleitet. „Der Gleichheitsgedanke manifestierte sich zunächst als „Gleichheit aller Gläubigen vor Gott“. Bei Paulus kommt die Gleichheit aller Gläubigen vor Gott radikal zum Ausdruck: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus“ (Gal 3,28 f).“

Vor Gott sind alle Gläubigen gleich, nicht alle Menschen. Gott spaltet die Menschheit unerbittlich in Spreu und Weizen. Den Satz: vor Gott sind alle Menschen gleich, gibt es nicht im Neuen Testament. Er ist die Verballhornung des Satzes: „Bei Gott ist kein Ansehen der Person“. Alle Menschen sind in gleichem Sinne verwerflich.

Aus den Massen der Verwerflichen selektiert er nach Belieben die Erwählten, die mit ewiger Seligkeit belohnt werden – und die Verworfenen, auf die höllische Strafen warten.

Können Selige im Himmel und Unselige in der Hölle gleich sein vor Gott? Eine größere Ungleichheit in empörender Ungerechtigkeit ist nicht denkbar.

Was hat menschliche Würde mit Gottebenbildlichkeit zu tun? Ist Gott ein Vorbild an demokratischer Gesinnung und humaner Einstellung? Haben Menschen nur Würde, wenn sie wie der biblische Gott sind, der seine Geschöpfe selektiert und in maßloser Willkür belohnt und bestraft?

Als Plagiate eines totalitären Gottes hätten Menschen keine demokratische Würde. Gottebenbildlichkeit zerstört die Würde des Menschen. Der Mensch ist seiner Würde beraubt, wenn er nur als Gott Würde haben soll.

Der Gott in der Verfassung vernichtet den Grund und Boden aller Menschenrechte und zerstört die unantastbare Würde des Menschen. Mit dem Gott in der Präambel versinken Wert und Würde des Menschen ins Bodenlose.

Die deutsche Demokratie ist nicht auf Sand gebaut: durch den Gott in der Verfassung ist sie implodiert. Die Fundamente unserer Verfassung sind heiliger Lug und Trug. Man könnte auch von Religion sprechen.

Die Würde des Menschen wächst nicht auf dem Felde Gottes. Sie ist unantastbar, weil sie ein Gewächs des Menschen ist.

Allein der Mensch garantiert die Unantastbarkeit der Menschenwürde.