Tagesmail vom 31.10.2025
Terra Madre – die Erde muss uns bleiben XX,
Und als Sie die ungeheuren Mengen an Armen und Verelendeten erblickte – und den verstümmelten Zustand der Natur, griff Sie zu Ihrer elektronischen Maschine, bestieg den Berg und schrieb:
Glücklich sind die Denkenden, denn sie werden die Erde retten.
Glücklich sind die Tätigen, denn sie werden tun, was sie im Gespräch der Demokraten als wahr und richtig erkannt haben.
Glücklich sind die sozial Empfindenden, denn sie werden das Glück aller im Auge haben.
Glücklich sind die mit-sich-Einigen, denn sie werden ein Konzept verwirklichen, das alle betrifft.
Glücklich sind die Freunde der Menschen, denn sie werden die Menschheit retten.
Glücklich sind die Freunde der Natur, denn sie erblicken ihre Wunden und werden sie zu heilen versuchen.
Glücklich sind die Verantwortungsvollen, denn sie sehen eine lebendige Zukunft für alle.
Glücklich sind die Zufriedenen, denn sie wissen, warum sie abends gut schlafen können.
Glücklich sind die Genügsamen, denn sie sind froh, wenn alle genug haben.
Glücklich sind die Selbstkritischen, denn sie wissen, dass auch andere Recht haben können.
Glücklich sind diejenigen, die auf das Glück der anderen nicht eifersüchtig sind.
Glücklich sind die Verehrer der Natur, denn sie wissen, wer sie ernährt, um satt und zufrieden zu werden.
Glücklich sind diejenigen, die die Menschen als hilfreich erleben und fröhlich mit ihnen zusammenarbeiten.
Glücklich sind diejenigen, die ihr Glück mit dem der anderen verbinden können.
Menschen, ihr habt gehört, dass man zu euren Vorfahren von Oben sagte: seid soziale Wesen und haltet zusammen, jetzt aber sage ich euch:
Hört auf eure eigne Stimme und die eurer Freunde, dann benötigt ihr keine Bergpredigten vom Himmel – und ihr müsst keine Höllen am Ende eurer Lebenszeit befürchten.
Schaut nicht finster, wenn ihr den Tag beginnt, sondern strahlt lachenden Auges in den beginnenden Morgen.
Seid zuversichtlich: erkennendes Tun kann euch nicht nur ernähren, sondern unbeschwerte Energie für eure naturverbundene Existenz liefern.
Macht’s gut.
Harter Schnitt, noch ist die Wirklichkeit ganz anders.
Die Menschheit hat sich gespalten in Superreiche und schrecklich Verelendete.
Diese Abgründe müsst ihr, wenn ihr eure Verhältnisse heilen wollt, zuerst in Ordnung bringen.
Niemand darf mehr als einige Millionen besitzen – und niemand weniger als eine zufrieden-stellende und angstfreie Lebensration.
Denkt an den alten Solon:
„Solon war es beschieden, durch seine mittlere und ausgeglichene Linie sein Volk aus schwerem sozialem Streit zum Frieden zu führen.“
Nur so konnte in Athen die erste Demokratie in Europa entstehen.
Denkt an Antiphon, der die Gleichberechtigung aller Menschen formulierte:
„Von Natur aus sind wir alle in jeder Hinsicht in unserem Wesen gleich. „Atmen wir doch alle durch Mund und Nase in die Luft aus und essen wir doch alle mit den Händen.“ Zudem erklärte er die Zweiteilung in Freie und Sklaven für unberechtigt. Die Gleichheit aller Menschen beruhe auf der seelischen Gleichartigkeit der Menschen in ihrer Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit, im Gefühls- und Willensleben.“
„Es sei eitel, vornehme Geburt als Vorteil zu betrachten. Vielmehr habe die gemeinsame Mutter Erde allen Sterblichen das gleiche Aussehen gegeben. Nur Gesetz und Brauch habe im Lauf der Zeit das überhebliche Bewusstsein des Adels hervorgebracht. Ein wahrer Adel aber bestehe in Besonnenheit und Verstand, sie sei keine Sache des Reichtums. Reichtum sei etwas Ungerechtes und ein Mittel zur Verweichlichung.“
„Ein ebenso enges Verhältnis wie zur Familie ist die Freundschaft, die, je länger sie dauert, desto mehr Zuverlässigkeit gewinnt. Dabei gilt es, wahre Freunde als solche zu erkennen und sie von Schmeichlern und Mitläufern zu unterscheiden.“
„Deshalb ist Erziehung das wichtigste in der Welt. Wie der Same ist, den man in die Erde sät, so ist auch die Ernte, die man erwarten darf. Wenn man in eine junge Seele edle Bildung sät, dann sprosst, was uns blüht, durchs ganze Leben hindurch und weder Regen noch Dürre können es vernichten.“
„Wenn die Besitzenden sich entschließen, den Besitzlosen zu borgen, sie zu unterstützen, und ihnen gefällig zu sein, so bedeutet dies, dass sie Mitleid mit ihnen haben, dass jene nicht verlassen sind und diese ihre Genossen sein wollen, dass man einander hilft und die Bürger Gemeinsinn entwickeln und sonst noch so viel Gutes, wie niemand aussprechen kann.“
„Man darf sich nicht durch Streitsucht mit der Gerechtigkeit in Widerspruch setzen, noch im Widerspruch mit der allgemeinen Wohlfahrt sich persönliche Macht beilegen. Denn ein wohlregiertes Staatswesen ist die beste Bürgschaft des Gedeihens und darin ist alles andere enthalten. Bleibt dies erhalten, so bleibt alles erhalten; geht es zugrunde, geht alles zugrunde.“
„Vieles deutet darauf hin, dass es auch eine Frauenbewegung gegeben hat. die die Teilnahme an der neuen Bildung und Verbesserung der rechtlichen Stellung der Frau erstrebte. In Athen sammelte Aspasia, die Gattin des Perikles gerne einen Kreis geistreicher Menschen um sich. Diese wurde zur Zielscheibe des Spottes der Komödie, errang sich aber auch einen ehrenvollen Platz in der Literatur des Sokrates, in die Platon auch Diotima als Typus edler weiblicher Sophia einführte. Die Medea des Euripides und der weibliche Chor dieses Stückes weist in dieselbe Richtung. Auch die Stellung der Frau in Platons Staat wäre … ohne eine entsprechende, früh zutage getretene Tendenz kaum verständlich.“ (alle Zitate in Nestle, Vom Mythos zum Logos)
Heute ist das „moderne“ Staatswesen fast das absolute Gegenteil der athenischen Demokratie. Dennoch hören wir nichts von der Praxis der Athener, die uns ein Vorbild in allen Dingen sein könnte.
Was sind die Ursachen?
Die Moderne leitet sich vor allem vom Christentum ab, dem Widerspruch zur athenischen Demokratie in fast allen Dingen.
Die Seelen der Menschen, die von Jesus gerettet werden sollten, waren nicht dazu bestimmt, die heidnische Erde für den Glauben zu gewinnen. Die frommen Seelen waren für den Himmel, die Ungläubigen für die Hölle vorherbestimmt. Das Geschehen auf Erden war belanglos.
„Bis zur Zeit Konstantins waren Martyrien die wichtigsten Überzeugungsmittel der Christen – nicht Nächstenliebe oder soziale Maßnahmen.“ Christus sagte eindeutig:
„Meint ihr, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Zwiespalt.“ „Glaubt nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert.“
„Die Quellenlage zur Geschichte des antiken Christentums ist das Ergebnis von Säuberungs- und Vernichtungsaktionen des religiösen Fanatismus der Sieger.“
Am Ende der Geschichte wird es so sein: in der Hölle werden sich – nach Augustin –wesentlich mehr Christen finden als Andersdenkende.
Bei Johannes Chrysostomos fand sich der Spruch:
„Ich jage meinen Feinden nach und kehre nicht um, bis sie völlig vernichtet sind.“
„Längst war Gewalt gegen Andersdenkende für Christen gerechtfertigt, wenn sie, wie Augustin feststellt, aus Liebe geschah. Liebe bedeutet, dass man um des Seelenheils des Anderen willen Gewalt einsetzen kann – weil man ihn liebte. Wer Gewalt einsetzt, um den Anderen zu retten, ändert über Nacht seinen Charakter: der bislang liebende Vater wird zum strengen Erzieher, die bislang liebende Mutter zur rücksichtslosen Erzieherin.
Gott straft mit seiner väterlichen Peitsche, aber es geschieht, um den Bestraften zu retten. Wie im Gleichnis zum großen Gastmahl der Herr am Ende die Leute zwingt, in sein Haus zu kommen, so muss man es auch mit allen Nichtchristen tun.“
Heute werden alle christlich motivierten Gewalttaten verleugnet und die Botschaft von Oben zur folgenlosen Nächstenliebe verfälscht.
Der Höhepunkt der Geschichtsfälschung: der Kapitalismus behauptet, Reichtum sei eine Gabe Gottes und Armut eine Strafe von Oben. (Zitate aus M. Clauss. Ein neuer Gott für die alte Welt)
Die christlichen Despoten leben – von der Lüge. Das lässt sich die nichtchristliche Welt nicht mehr gefallen.
Fortsetzung folgt.