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Sonntag, 29. Juli 2012 – Spötter und Heilige

Hello, Freunde der Blamage,

für Deutschland keine Medaille gewinnen, heißt das Vaterland blamieren. Wer für Deutschland Medaillen gewinnt, ist eine Legende. Zwischen Legenden und Blamagen gibt’s die Mehrheit der Langweiler, der Nichts-Besonderen. Wer nichts Besonderes ist, müsste sich alle 14 Tage bei der Polizei melden. Er ist terrorverdächtig.

Deutsche Schüler wissen nicht, dass Nazi-Deutschland eine Diktatur war. Was es natürlich nicht war, sondern ein totalitärer Staat. Ein Riesenunterschied, den man deutschen Lehrern (und deutschen Edelfedern) nicht vermitteln kann.

Was der Unterschied zwischen Faschismus und Totalitarismus ist, wissen deutsche Gelehrte derart genau, dass kein deutscher Lehrer es jemals verstehen wird.

Strikt genommen war Nazi-Deutschland auch kein totalitärer Staat, sonst würde man ihn zum Stalinismus verharmlosen, der lange nicht so schrecklich war wie das deutsche System, (im Gegensatz zu Hitler wollte Stalin das Gute) das man nicht mehr politologisch, sondern nur noch theologisch benennen kann: das System war das Böse.

Für den ehemaligen Nazi Carl Friedrich von Weizsäcker war das Nazisystem das Wehen des Heiligen Geistes. Nur Theologen wissen, dass das Böse und der Heilige Geist dasselbe sind. („der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, der ich Heil wirke und das Unheil schaffe, ich bins, der dies alles wirkt.“ ( Altes Testament > Jesaja 45,7 / http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/45/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/45/“>Jes. 45,7)

Deutsche Schüler wissen genau, dass die BRD vor der Wiedervereinigung

keine Demokratie war. Ein Fisch stinkt vom Kopfe her. Deutschland ist aber kein Fisch, die Verblödung kann nicht an den Autoritäten, sie muss an den Kindern liegen.

Um die Dummheit der deutschen Kinder ein für alle mal zu beenden, will ein wütender Bildungsforscher das ganze pädagogische System von „ergebnisoffen“ auf „ergebnisgeschlossen“ umstellen. Was bedeutet, Kinder müssen in Zukunft glauben, dass Nazideutschland eine Diktatur und das vereinigte Vaterland eine Demokratie ist. Etwas anderes als glauben bleibt ihnen auch nicht, denn Merken tun sie es ohnehin nicht.

Wer den Holocaust leugnet, muss ins Gefängnis. Erkenntnisse über den Holocaust scheint es keine zu geben oder die Deutschen sind zu dumm, sie zu erfassen. Wenn ein deutscher Schüler leugnet, dass Deutschland eine Demokratie ist, muss er künftig sitzen bleiben.

Wer Deutschlands Demokratie für eine Demokratie hält, muss auch in den Knast. Wegen fundamentalistischer Verfassungshermeneutik, er hat das Grundgesetz zu wortwörtlich genommen.

Wer die Heilige Schrift wortwörtlich nimmt, muss nicht in den Knast, sondern in die Hölle. Weil er wortwörtlich an sie geglaubt hat, was man eine selbsterfüllende Prophezeiung nennt.

 

Juli Zeh ist eine bedeutende Schriftstellerin, die sich darüber freut, dass Literatur wieder politisch sein darf. Offensichtlich wussten Literaten nicht mehr, dass sie in einer Demokratie leben, sonst hätte ihnen nicht verborgen sein können, dass man sich in einer Demokratie beteiligen muss. Sonst entscheiden diejenigen, die wollen, dass sich möglichst wenige am öffentlichen Geschehen beteiligen.

Zeh ist leider nur Juristin und Schriftstellerin, „keine Expertin, keine Politikerin“. Wie kann sie sich erdreisten, sich politisch zu äußern? Welchen Beruf Petra Ahne hat, die diese demokratische Frage an Frau Zeh in der BZ stellt, hat sie nicht verraten.

Demokratsein ist ein hochkomplexer Expertenberuf, der ohne akademische Ausbildung unmöglich ist. Normale Menschen sind von Demokratie überfordert und scheiden von vorneherein aus, sich über öffentliche Angelegenheiten äußern zu dürfen.

Auch hat Zeh Probleme mit dem Internet, das sie als „große Beurteilungsmaschinebeurteilt. Lebendige Demokratien sollten ihre Angelegenheiten beurteilen, denn es sind die ihrigen. Weshalb viele beurteilende Menschen eine Maschine sein sollen, wird nicht erklärt.

Frau Zeh muss eine überaus scharfsinnige und selbstkritische Logikerin sein, denn zu allen Argumenten fallen ihr „unzählige Gegenargumente“ ein, sodass sie am Ende den inneren Dialog nicht „rational ausbaldowern“ kann. Was bleibt dann noch, wenn Vernunft ausfällt?

Bleibt das Gefühl, die causa nicht mehr mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen zu entscheiden. „Du muss einfach fühlen, was du richtig findest und was nicht. Es ist richtig, alles zu durchdenken, aber am Ende muss man ein Bauchgefühl haben.“

Das ist Abnutzung des Kopfes durch übermäßigen Verschleiß. Juli Zehs Taktik, den Kopf durch Übernutzung ad acta zu legen, erinnert an antike Skeptiker, die mit wahrem logischem Furor Pro und Contra gegeneinander führten, bis das Ende feststand: durch Verstand nicht zu entscheiden. Das Fazit lautete, zum Glücklichwerden müssen wir die meisten Menschheitsfragen gar nicht beantworten.

So weit geht Juli Zeh nicht. Sie befragt ihren Bauch, der ihre Fragen sicher beantworten kann. Doch was machen wir, wenn es vernünftige und unvernünftige Bäuche gibt? Vorsicht, Freunde der Vernunft. Kommt hier nicht ein verhängnisvoller Dogmatismus des Bauches ans Licht? Vor allem der Frauen, die schon immer Probleme mit männlicher Ratio hatten?

Wollen Frauen die Männer mit deren eigenen Waffen schlagen, sodass maskuline Vernunft ad absurdum geführt wird und die weibliche Logik des Herzens am Ende wieder triumphiert? Vertrackter Geschlechterkampf.

Könnte es nicht sein, liebe Frau Zeh, dass Sie Ihren Bauch schon so rationalisiert haben, dass er irrational gar nicht mehr antworten kann?

Seinen Bauch nannte Sokrates übrigens Daimonion. Den hatte er derart zur Vernunft gebracht, dass jener nur lakonisch Nein sagen musste, um den „Weisesten aller Athener“ von Unsinn abzuhalten.

Die Logik des Herzens ist keine andere als die des Kopfes – wenn der Kopf Herz oder das Herz Kopf hat. Oddr?

(Interview von Petra Ahne mit Juli Zeh) l

 

Hurra, endlich wird Religion debattiert. Die Fundamente des Abendlandes öffnen sich und geben erstaunliche Einblicke in die Abgründe frommer Seelen – besonders der schreibenden unter ihnen –, die bislang unter der Fron absolutistischer Vernunft schwer zu leiden hatten.

Endlich wird der aggressiven Vernunft heimgezahlt, was sie in früheren Zeiten dem sanften und friedfertigen Glauben vorwarf. Die Stunde der Rache naht, sie ist schon da.

Eckhard Fuhr ist für die Beschneidung, gerade weil sie nicht in unsere Zeit passe. Die Gegenwart wäre unerträglich, wenn es nur Dinge gäbe, die voll emanzipiert, säkularisiert und aufgeklärt in die Zeit passten. „Woran sollte man sich da noch freuen, worüber sich wundern, wovor sich fürchten? Das Leben wäre so langweilig wie die Zusammenfassung der Abspänne deutscher Talkshows.“

Seit der Teufel die Mär in die Welt setzte, das Paradies sei langweilig, wollen alle aufgeklärten Christen sich lieber unmoralisch amüsieren als sich moralisch ennuyieren. Früher glaubten Kirchenväter, weil es absurd war. Heute glauben moderne Kirchenväterchen, weil es ein Abwehrmittel gegen die Langeweile ist – selbst wenn die Kurzweil völlig absurd ist.

Fuhr bezieht sich auf den Schriftsteller Feridun Zaimoglu, der die Aufklärer als Wildsäue beschreibt, die durchs Unterholz krachten. Was gäbe das für ein Geschrei, wenn jemand die Gerechten des Himmels als eine Horde von Wildsäuen bezeichnen würde.

Die Moderne habe den Anstand verloren, so Fuhr. Sie feiere sich rund um die Uhr wie eine lärmende Loveparade. Selbst Chefaufklärer Habermas habe davor gewarnt, der säkularen Vernunft das Feld zu überlassen. Wenn schon der Aufklärer meint, die Aufklärung beschneiden zu müssen, ist zumindest die Gefahr krachender Wildsäue auf der Loveparade gebannt.

Nun wird klar, warum der Glaube unersetzbar ist. Er sorgt für Spannung, Abwechslung, Kurzweil und Zerstreuung. Und das hat die langweilige Demokratie bitter nötig. Wie lang hat Nachkriegsdeutschland schon unter einer nimmer endenden Friedensphase zu leiden.

Ereignisloser Frieden widerstrebt im Innersten den historisch bedingten Reflexen der Germanen, die regelmäßig kathartische Kriege und Kriegsgeschrei benötigten, um nicht faul, träge und arkadisch zu werden.

Der aufgeklärte Mensch will in seiner glücks-süchtigen Borniertheit immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Doch der Glaube weiß es besser. Er will erholsame Hassparaden, gegrille Ketzer und gefolterte Heiden.

Ist der Vernunftstatus von der Eventpolizei schon auf abenteuerliche Kurzweil geprüft? Oder auf alternative Zirkusspiele, in denen aufgeklärte Wildsäue zum heiligen Abendmahl als Nachtisch verspeist werden?

Wahrlich, Demokratie nervt. Berechenbare, zuverlässige, humane Vernunft ist zum Gähnen. Wer Menschenrechte sagt, will betrügen. Es wird wieder Zeit für ein Großes Himmlisches Remmidemmi.

Ein kleiner Atomschlag in Nahost gefällig? Ein paar Erdbeben, Vulkanausbrüche, Ölkatastrophen und von Hitze versengte Kontinente?

Oder soll es das unwiderrufliche, einmalige und unvergleichliche Spektakel des prophezeiten Weltuntergangs sein, das die Vernünftler endlich dorthin bringen wird, wohin sie schon immer gehörten? In die Tenne, wo sie tüchtig geworfelt werden.

(Eckhard Fuhr in der WELT)

 

Auch der gütig blickende Philosoph Robert Spaemann verliert allmählich seine übergroße Geduld mit den Glaubensverhöhnern. Eigentlich ist Spaemann ein Gottesmann, aber als Philosoph kann er die Belange des links- und rechtsbackigen Glaubens viel objektiver beurteilen, als irgendeine vatikanische Drommete. Das klingt doch schon ganz anders: wenn selbst ein Philosoph oder Aufklärer die Belange des Glaubens vertritt, muss jeder Ungläubige im Lande bleich werden und verstummen.

Unsere ganze Rechtssprechung müsse im Argen liegen, wenn das Heiligste der Gläubigen ungestraft mit Schmutzkübeln überschüttet werden könnte, so Spaemann.

An die Muslime würden sich die feigen Religionskritiker gar nicht wagen. Da hätten sie ganz schnell die Fatwa am Hals. Die wäre lange nicht so gutmütig wie die sanften Schäfchen Jesu, mit denen man ja alles machen könne. Schamlos werde ausgenutzt, dass Christen auf Unrecht nicht mit Gewalt reagieren dürften.

Nicht mal im römischen Kaiserreich, als Christen zum Anbeten des kaiserlichen Gottes gezwungen wurden, habe es so viel Niedertracht gegeben wie heute. Zumal die Christen von jeher dem Staat das Gewaltmonopol zuerkannt hätten. Für die Kaiser, die sie verfolgten, hätten sie gebetet.

Zwar seien Christen Fremdlinge in der Welt, deswegen aber noch lang keine minderwertigen Bürger.

Seltsam, dass wahrheitsliebende Gottesverehrer keine Probleme haben, die Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Ihre larmoyanten Argumente stellen ihre Gegner als losgelassene Höllenhunde dar, die in überdimensionalen Horden über die kleine und schwache Schar der Rechtgläubigen kommen.

Mein Reich ist nicht von dieser Welt, sagt der Erlöser. Was nicht bedeutet, dass die Welt außerhalb seines Machtbereichs wäre. Als auferstandener Triumphator über die wichtigsten Mächte der Welt – Tod und Teufel – ist der Herr der Pantokrator über das ganze Universum: der totale und totalitäre Alleinherrscher.

IHN hat der VATER über jede Gewalt im Himmel und auf Erden gesetzt. Und die Seinen werden als Mittriumphatoren an seiner Seite sitzen, zu richten die Lebendigen und die Toten. Eine wahrhaft klägliche und armselige Schar göttlich Erwählter.

Dass alle staatlichen Obrigkeiten im Dienste seines Gottes tätig sind, darüber weiß der Gottesmann sowenig wie er vom mittelalterlichen Dauerstreit weiß, in dem das geistliche Schwert das weltliche zum Gehorsam zwingen wollte.

Spaemann unterstützt seinen katholischen Glaubensbruder Mosebach in dessen Forderung, den rechtlichen Schutz des Glaubens zu verstärken und zu reaktivieren. Nicht, dass Gott beschützt werden müsste – ER kann sich schon selber schützen –, aber die macht- und schutzlosen Gläubigen. Geschützt werden müssten Menschen, denen es um Gott ginge.

Wenn schon ein ungläubiger Berserker sich über ein christliches Würmchen hermache, dann solle er auch rechtlich dafür bezahlen. „Was die Höhe betrifft, so müsste sie etwa das Doppelte dessen betragen, was auf Beleidigung von Menschen steht, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Spaemann, der sich vorbildlich erniedrigt, um erhöht zu werden, kann vor Rachsucht nicht mehr aus den Augen schauen.

Vergessen hat er, dass schon das schwache Kindlein in der Krippe dem Kaiser Augustus die Weltherrschaft streitig machte. Professor Münkler würde von asymmetrischer Kriegsführung sprechen. Zeige dich so, dass man dich unterschätzt, dann komm aus der Tiefe des Glaubens und du wirst am Ende frohlocken.

Bloß gut, dass Gott niemanden verspottet. Schon gar nicht jene, die sich Ihm nicht beugen. „Siehe, zu Spott und Schanden werden alle, die wider dich entbrannt sind; es werden alle zunichte und gehen zugrunde die Männer, die mit dir hadern.“ ( Altes Testament > Jesaja 41,11 / http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/41/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/jesaja/41/“>Jes. 41,11)

Sei beruhigt, Bruder Spaemann, deine liebenden Gebete sind schon erhört. Gott wird nicht nur doppelt strafen, nicht nur sieben-, nicht nur siebenundsiebzigmal. Sondern unendlich mal.

Denn der, der von sich sagt: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, der wird die Spreu vom Weizen trennen: „die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“

Der, der von sich sagt: Die Rache ist mein, wird Tage der Rache über die Gottlosen kommen lassen, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht:

„Wehe den Schwangern und den Stillenden in jenen Tagen. Denn große Not wird über das Land kommen und ein Zorngericht für dieses Volk. Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen. Und es werden Zeichen eintreten an Sonne und Mond und Sternen und auf Erden Angst der Völker, sodass sie sich nicht zu raten wissen vor dem Tosen und Wogen des Meeres; Menschen werden den Geist aufgeben vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden.“ ( Neues Testament > Lukas 21,22 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/21/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/21/“>Luk. 21,22 ff)

Freu dich, Bruder Spaemann. Du wirst neben deinem Heiland sitzen, dem Richter der Welt, frohlocken ob der gerechten Strafe über die frechen Gottlosen, die ihren Nacken nicht beugen wollten. Wohl dir, Bruder Spaemann, dass du rechtzeitig die wahren Machtverhältnisse im Himmel und auf Erden wahrgenommen und dich auf die siegende Seite geschlagen hast:

„Wohl dem Manne, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und alles, was er tut, gerät ihm wohl.“

Gesegnet seist du, sanfter Bruder im Herrn. Du gehörst zu den Matadoren der Geschichte.