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Rücktritt

Hello, Freunde des Rücktritts,

niemand tritt zurück, der Macht hat. Too blatter, to fail. Too merkel to fail. Nur Rohrkrepierer wie Tony Blair treten zurück, der kein bißchen Frieden in Nahost stiften konnte. Jetzt ist er stiften gegangen. Seiner einträglichen Beratertätigkeit bei Öl-Autokraten und Steppen-Despoten wird das Friedensgetue geschadet haben. „Die Vertreter des Nahost-Quartetts dankten Blair für seine „außerordentliche Arbeit“. (TAZ.de) Machtkumpane lassen ihre Kumpels nicht im Regen stehen.

„Bitte, bitte, tritt zurück“, flehte Gabriel die Kanzlerin an, „wie soll ich stark und mächtig werden, wenn du nicht freiwillig deinen Stuhl räumst?“ Oder war es Platini bei Blatter, der nicht die Flatter machen will? Oder Hillary Clinton vor dem Alpha-Clan Bush?

Auch die großen Familien, die dynastischen Cliquen: sie denken nicht daran, ihre Macht über Menschen freiwillig zurückzugeben oder einzuschränken. Von wirtschaftlichen Oligopolen nicht zu reden.

Macht ist böse, hatte Nietzsches väterliches Über-Ich Jakob Burckhardt gesagt, der die Kunst der Renaissance über alle Maßen bewunderte – die ohne Macht italienischer Fürsten und Kunstmäzene nie zustande gekommen wäre.

Der Wille zur Macht will gottähnlich werden. Denn Gott ist nicht Macht, er ist Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwärtigkeit. Gottähnlichkeit ist für den Historiker Winkler – der Weltgeschichte zum Appendix der Kirchengeschichte, Demokratie zur Gnadengabe des Heiligen Geistes macht – die Grundlage der modernen Gewaltenteilung. Das ist deutsche Urteilskraft aus den Tiefen ohnmächtiger

Innerlichkeit – die von zukünftiger Allmacht träumt.

„Wo ist ein Gott im Himmel und auf Erden, der es dir gleichtun könnte an Macht und gewaltigen Taten?“ „Gott ist gefürchtet im Kreise der Heiligen, gross und furchtbar über allen, die ihn umgeben. Wer in den Wolken darf neben den Herrn sich stellen, wer ist dem Herrn gleich unter den Gottessöhnen? Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du?“

Selbst dem Tode hat Gottes‘ Sohn die Macht genommen. Vom Tod lebt die Natur. Gäbe es keinen Tod, wäre die Natur schon gestorben. Der Tod ist das Nahrungsmittel des Lebens. Gottes Allmacht hat die Natur überwunden. Der Allmächtige ist Synonym für den Menschen: der Mensch will die Natur überwinden, um unsterblich zu werden.

Nun glaubt er, kurz vor der Unsterblichkeit zu stehen. Noch ein paar Apps – und es ist so weit: Silicon Valley wird zum neuen Bethlehem. In Gottes eigenem Land wird homo novus americanus immortalis aus Stangen und Drähten geboren. Ochs und Esel aus Algorithmen sind in Bearbeitung.

(Wenn Frank Schirrmacher, Prophet der amerikanischen Todesüberwinder, das noch hätte erleben dürfen. Jakob Augstein, sekundärer Prophet des primären FAZ-Propheten, hat der papistischen Unsterblichkeitsmaschine Absolution erteilt. Die Menschheit darf solange verflucht werden, solange der Fluch zeitlos und unfehlbar von Drüben dekretiert wird.)

Warum gibt es so wenige Frauen im amerikanischen Neu-Bethlehem? Der Traum von der Allmacht ist der Traum männlicher Menschen. (Dass Männer gelegentlich Menschen sein können, haben Biologen nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Neuste Untersuchungen haben ergeben, dass männliche Babys ununterbrochen schreien. Die Evolution will, dass sie später Fäuste und Kalaschnikows benutzen, um durch therapeutische Gewalt vorübergehend zur Ruhe zu kommen.)

Weibliche Menschen sind natürliche Menschen. Sie brauchen keine gottähnliche Technik, um sich selbst zu zerstören. Denn sie wollen leben. Das Geheimnis der unlösbar scheinenden Weltgeschichte ist der von allen Männern geleugnete Geschlechterkampf. Frauen, schießt alle Männer auf den Mars und bestäubt euch selbst. Mit den Männern wird’s nichts mehr. Sie plärren nur nach Macht. Was anderes können sie nicht.

Der gelehrte Pfarrersohn bestätigt: „Nur wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben, sondern – so lehr ich’s dich – Wille zur Macht!“

Der Wille zur Macht ist kein Wille zum Leben. Hat es je Mütter gegeben, die diese Killer- und Selbstmordphilosophie unterschrieben hätten? Seit Novalis, dem Feinsinnigen, ist der Tod ein Meister aus Deutschland. Glaubt jemand im Ernst, ein matriarchalisches Deutschland hätte Völkerverbrechen begangen?

Leider haben sich die Frauen daran beteiligt, weil sie ihre Männer nicht an die Kette legten. Warum haben sie ihren Söhnen, Vätern und Gatten nicht bis aufs Blut widerstanden? Weil sie sich schuldig fühlten, solche Monster geboren zu haben. Haben sie zu viel geliebt? Nein, zu wenig. Sonst hätten sie ihren Sprösslingen die ganze Moderne, Kapitalismus und Technik inbegriffen, aus den Händen gerissen und dem Orkus übergeben.

Wie viel Prozent des abendländischen Erbes benötigen vitale Menschen, um ein freudiges, durchaus nicht asketisches und sinnreiches Leben auf Erden zu vollbringen? Was, außer einer halbwegs funktionierenden Espressomaschine, braucht der Mensch, um auf Erden glücklich zu sein?

Der riesige Maschinenpark soll die Natur kirre machen. Die männlichen Maschinisten, in ihrem Schöpferwahn, alles aus Nichts herzustellen, um das Nichts herzustellen, bemerken nicht, dass die Natur dabei ist, sie kirre zu machen.

3-SAT-Denker Scobel ließ das Thema debattieren: „Charakter statt Intelligenz?“ Nur männliche Intelligenzbestien können so geistesabwesend fragen. Dass Charakter die höchste Form der Intelligenz, Intelligenz hingegen durchaus nicht intelligent sein muss, hat sich – trotz Hiroshima und deutschem Geniewahn – bei 3-SAT noch nicht herumgesprochen. (Hallo, Bruder Gerd, wie wär‘s mit einem zünftigen Streitgespräch ohne Netz und doppelten Boden und mit nur drei Standkameras? Du kannst nur intelligente Fragen stellen? Hast du denn keinen Charakter?)

Der Wille zur Macht ist „die Welt des Ewig-sich-selber-Schaffens, des Ewig-sich-selber-Zerstörens … dies mein Jenseits von Gut und Böse“. Für wen ist diese Welt? Für die „Verborgensten, Stärksten, Unerschrockensten, Mitternächtlichsten“.

Im Punkte Verborgenheit irrte Zarathustra. Verbergen? Das tun die Stärksten nicht. Immer müssen sie vor der Kamera stehen. Auch unerschrocken sind sie nicht, die Automatenerfinder. Sie haben Ängste – vor Weib und Natur. Ergo müssen beide eliminiert werden.

Gott, den Mächtigen, muss man lieben und fürchten. Schreibt der männliche Reformator Luther. Männer fühlen sich seitdem nur geliebt, wenn sie gefürchtet werden. Ein halbes Jahrhundert haben die Männer sich den Anschein gegeben, als seien sie friedensfähig. Nun ist Schluss mit weibischem Stuss. Die neuesten Schießgewehre sollen um die Ecke schießen können. Famose Idee! Ein paar Mal um die Ecke ballern – und die Männer können sich selbstreflexiv aus dem Wege räumen. Eine wahrhaft umstürzende Innovation.

Die Bergpredigt des männlichen Jesus gilt seit Ende des chiliastischen Kriegs als friedens-stiftend. Seltsam nur, dass die Sanftmütigen am Ende des weltlichen Spiels die ganze Erde und das Reich der Himmel als Lohn kassieren. Die Verdammten werden in größter Friedfertigkeit dem liebenden Feuer zugeleitet.

Pardonnez moi, nicht die Römer, nicht Polybius und auch nicht Cicero haben die Gewaltenteilung erfunden, sondern die ersten Religionskritiker der Griechen, die Weisheit und autonomes Denken über Stärke und Macht stellten. (Wie so oft, ist Wiki unter aller Kanone.)

„Unsere Weisheit ist fürwahr edler als Stärke von Mann und Ross. Mit Unrecht stellt man leibliche Kraft über der Weisheit Gut.“ (Xenophanes)

„Die Demokratie hasste jede Art einer über die Gleichheit des Volkes sich erhebenden Überlegenheit, sei es an Macht und Besitz oder an Bildung.“ (Nestle)

Auch der Althistoriker Hansen glaubt, „dass die Athener für alle Entscheidungsprozesse von dem Prinzip der Gewaltenteilung ausgegangen seien.“ (Zitiert bei Bleicken)

Die meisten Graeco-Historiker begehen den Fehler, athenische Gewaltenteilung zu leugnen, weil sie nur moderne Gewaltenteilung rivalisierender Institutionen kennen. Da alle Bürger an allen Entscheidungsprozessen der Polis beteiligt waren, vollzog sich athenische Gewaltenteilung nicht institutionell, sondern personell. Macht wurde in gleichen Portionen auf alle Vollbürger verteilt. Das ging so weit, dass allzu mächtige Bürger, die sich übermäßige Befugnisse anmaßten, per Scherbengericht für zehn Jahre aus der Stadt gejagt werden konnten.

„Der Wille der Athener, die Gleichheit praktisch durchzusetzen, ist überall spürbar. Wer immer sich über die breite Masse erheben und deren politische Ordnung anzugreifen suchte oder auch nur den Anschein erweckte, als ob er dergleichen im Schilde führte, konnte durch eine Klage von jedermann in die Schranken gewiesen werden.“

Wen wundert es, dass die Gelehrten solche Petitessen verheimlichen und stattdessen behaupten, moderne Demokraten könnten von Athen nichts lernen? Was gäbe das für einen Aufruhr in neoliberalen Etagen, wenn der Ostrakismos zu einem gewohnten Ritual werden würde?

Alle Reichen mit mehr als – sagen wir – 15 Millionen müssten heute en bloc aus dem Städtele hinaus. Lieber arm und demokratisch als Bill Gates & Freunderl almosengebend und schicksalsgestaltend nach Belieben walten zu lassen. In einem einzigen Akt würde Deutschland sich gesund schrumpfen.

Der Reichtum des Volkes wird vom Volk verteilt, nicht von Auserwählten, die der Devise folgen: „Um die Gesellschaft glücklich zu machen, ist es notwendig, dass große Massen elend und arm sind.“ (Baxter, puritanischer Theologe des Frühkapitalismus, zitiert in Emil Fuchs, „Christliche und marxistische Ethik“)

Das Ich-Ideal der Männer ist die Omnipotenz Gottes. Je potenter sie sind, je gottähnlicher fühlen sie sich. Ausgerechnet die Ähnlichkeit mit dem Allmächtigen ist für Winkler die Grundlage demokratischer Gewaltenteilung.

Je machtbewusster die Deutschen werden, je mehr schätzen sie den christlichen Glauben, weil er der weltlichen Macht Paroli biete. Wie sich das mit gottähnlicher Obrigkeit reimt, bleibt das Geheimnis der Bibelignoranten. Nicht Reiche an sich, Mächtige an sich, Starke an sich, sind dem Herrn der Heerscharen suspekt, sondern Reiche, Starke und Mächtige, die stolz sind auf ihre selbsterarbeiteten Privilegien. Wer mit Macht, Geld und Stärke Gott dient, ist im Hause des Herrn immer willkommen. Die Gesinnung macht‘s, nicht ordinäre Fakten und Taten.

Dass die Allmacht Gottes das Gegenteil jeder Gewaltenteilung ist, zeigt nicht nur die vatikanische Despotie. Sondern auch der Lobpreis Mariens:

„Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen.“

Im Reich des Allmächtigen gibt es keine Gewaltenteilung zwischen Gott und den Engeln, zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. „Denn Er sprach und es geschah, Er gebot und es stand da.“ Gott sprach: es werde Licht – und es ward Licht. Das bloße Wort ist identisch mit der größten Macht. Menschliche Macht über die Natur ist ein Abglanz der göttlichen Allmacht.

Was heißt: Macht euch die Erde untertan? Die Antwort Gottes:

„Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde. Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben.“

Kinder sollen nicht um ihretwillen gezeugt werden, sondern um die Herrschaft über die Erde zu erkämpfen. Je mehr Kinder, je mächtiger das Volk. Deshalb die ungeheure Rivalität der Völker, die sich viele Jahrhunderte gebärtechnisch übertreffen wollten, um andere zu besiegen. Deutschland hat die niedrigste Geburtsrate der Welt. In den Vorstandsetagen müssen die Sirenen schrillen.

Nicht nur dem Führer sollten viele Soldaten geschenkt werden, dem Gott sollen viele Fromme geboren werden, damit sein Reich auf Erden wachse und gedeihe. Vor allem soll die Natur durch eine wachsende Zahl hungriger und sadistischer Mäuler abgegrast und abgefressen werden.

Tiere sind keine achtenswerte Mitgeschöpfe, sondern rechtlose Objekte menschlicher Herrschafts- und Vertilgungswut. Alle Pflanzen sind nur potentielle Speisen im Dienste einer gottähnlichen Menschheit. Das Ebenbild Gottes ist das totalitäre Haupt der ganzen Schöpfung. Sieht so Winklers religiöse Gewaltenteilung aus?

Die Gewaltenteilung der emanzipierten Völker war eine Attacke gegen den Absolutismus des Königs und des Klerus. Weltliche und geistliche Macht hatten sich seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Gegen die Doppeldespotie aus Adel und Pfaffentum wandte sich Montesquieu mit seinen bis heute gültigen Forderungen in seinem Epochenwerk „Vom Geist der Gesetze“:

„Die philosophische Freiheit besteht in der Betätigung des eigenen Willens oder … in der Überzeugung, dass man seinen eigenen Willen betätige. Die politische Freiheit besteht in der Sicherheit oder der Überzeugung, man habe seine Sicherheit.“ (XII, 2)

„Zum Genuss der Freiheit ist es nötig, dass jeder sagen kann, was er denkt. Die Bewahrung der Freiheit macht es gleichfalls nötig, dass jeder sagen kann, was er denkt. In diesem Staate würde jeder Bürger alles sagen und schreiben, was ihm seine Gesetze nicht ausdrücklich zu sagen und zu schreiben verboten haben.“ (XIX, 27)

Was ist der Grund der notwendigen Gewaltenteilung? Die miserablen und demütigenden Erfahrungen, einer ungezügelten Macht ausgesetzt zu sein.

„Eine ewige Erfahrung lehrt jedoch, dass jeder Mensch, der Macht hat, dazu getrieben wird, sie zu missbrauchen. Er geht immer weiter, bis er an Grenzen stößt. Damit die Macht nicht missbraucht werden kann, ist es nötig, durch die Anordnung der Dinge zu bewirken, dass die Macht die Macht bremse.“ (XI, 4)

Forderungen, die heute trivial klingen, aber in keiner Demokratie realisiert sind. Auf dem Papier ist alles möglich. In Wirklichkeit werden die Untertanen durch subversive Manipulation, Überidentität der Medien mit den Mächtigen, undemokratische Erziehung in Schulen und Universitäten, soziale Deklassierung der Armen und Idolisierung der Reichen eingeschüchtert und am angstfreien Denken gehindert.

Als die Massen das Internet kennen lernten, wurde am affektiven Ausmaß der Shitstorms die Unfähigkeit des Volkes erkennbar, seine Meinung furchtlos und respektvoll zu äußern.

Die Medien sind in einem desolaten Zustand. Der Begriff Lügenpresse ist zu harmlos, um das Maß an vorauseilendem Gehorsam zu treffen. Kleines Beispiel. Wenn Cameron seine europäische Rundreise mit der Parole beginnt, bei seinen Kollegen Reformen der EU anzuregen – obgleich er nur eigensüchtige Privilegien herausschlagen will –, übernehmen die Medien kritiklos das beschönigende Vokabular Camerons. Welcher Vernünftige darf sinnvolle Reformen torpedieren? Weil der Mächtige, der Begriffe besetzen kann, von Reformen spricht, müssen alle Medien dieselbe euphemistische Vokabel benutzen. Die Medien betrachten sich längst als Bestandteile der Eliten, die sich anheischig machen, das Volk bei der Stange zu halten. Alibikritik soll von grandioser Kritiklosigkeit ablenken.

„Journalisten mischen sich immer häufiger auf undurchsichtige Art in die Politik ein, sagt Politikwissenschaftler Thomas Meyer. Gleichzeitig tragen sie durch Inszenierung und Fokussierung auf Personen zur Entpolitisierung bei“, fasst die TAZ die Thesen des Politologen Thomas Meyer zusammen.

Es gebe immer mehr Journalisten, „die Politik machen, und zwar auf eine sehr undurchsichtige Art. Ich nenne sie die „Unbelangbaren“ oder Kopolitiker. Sie versuchen direkt darauf einzuwirken, welche Politiker eine zentrale Rolle spielen und welche nicht. Welche Themen in den Vordergrund kommen und welche nicht. Dieses direkte Mitmischen ohne Mandat hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.“ (TAZ-Interview)

Die Macht internationaler Wirtschaftsonzerne und sportlicher Organisationen wird immer gewaltiger. Blatters alternativlose Macht ist Abbild der expandierenden Potenz der Verbände, Institutionen und Megakonzerne rund um den Planeten. Dass Blatter nicht zurücktreten muss, hängt nicht nur von der Korruption seiner Funktionäre ab, sondern von der verluderten Trägheit entpolitisierter Massen, die auf ihre Sportevents nicht verzichten wollen.

Brot und Spiele markierten den Untergang Roms. Warum boykottiert Europa nicht den jesuanischen Schwyzer? Weil TV-Anstalten, Sponsoren und Vereine nicht daran denken, eine solch lukrative Bühne ersatzlos aufzugeben. Blatter schmeichelt allen, um seine Spiele in Demokratien, Diktaturen oder Despotien unterzubringen.

Die führenden Sportler sind politallergisch geworden: Wir machen Sport und keine Politik.

Die körperlich trainierten, aber geistig unterbelichteten „Idiotes“ (Idiot = Privatmann) sollen für die Jugend der Länder leuchtende Vorbilder sein. Ebenso gut könnte Merkel Vorbild in demokratischer Streitlust und freimütiger Offenheit sein.

In Demokratien müssen Machthaber nach definierten Regeln zurücktreten. Nicht so in der globalen Allmachtswirtschaft. Auch nicht in der ecclesia triumphans, die sich mit weltlichen Eliten symbiotisch verbunden hat.

Gewaltenteilung ist zum leeren Dogma geworden. Es gilt der Satz des Lord Acton: “Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut”.

Das G7-Treffen auf Schloss Elmau, bei dem wenige Erwählte in erholsamer Umgebung folgenlose Gespräche führen werden, wird mehrere 100 Millionen Euro verschlingen. Flüchtlinge und Deklassierte dürfen hoffen und beten.